Die psychologische Aggression (1961) (2024)

Die psychologische Aggression (1961)[1]

Ohne die aggressive Dynamik des Weltkommunismus gäbe es heute weder ein Wettrüsten in der Welt noch bei uns die Bundeswehr, weder den Kalten Krieg noch eine psychologische Kampfführung.

Wer den Versuch unternimmt, die vielfältigen Erscheinungsformen, Kampfmittel und Ziele der psychologischen Aktionen des Kommunismus zu ordnen, muß von der Tatsache ausgehen, daß die Ideologie und die Apparatur der kommunistischen Revolutionäre seit mehr als vierzig Jahren die Welt in steigendem Maße in Bewegung, Unruhe und Unfrieden hält.

Wer sich aber gegen die psychologischen Angriffe verteidigen will, muß Klarheit haben. Die Klarheit in den Fragen der psychologischen Verteidigung beginnt mit der Ordnung der erkennbaren Absichten, Grundsätze und Ziele des Feindes.

Das große Ziel

Das große Ziel des Weltkommunismus ist nach wie vor die Beherrschung der Welt, ein totalitärer Weltstaat unter der Vorherrschaft der kommunistischen Partei.

Solange dieses Ziel nicht erreicht ist, gibt es für den Kommunisten keinen Frieden. Wirklichen Frieden erwartet der Kommunismus erst,

„... nachdem wir die Bourgeoisie[2] in der ganzen Welt und nicht nur in einem Lande, vollständig beseitigt und expropriiert[3] haben“ (Lenin).

Bis dahin steht der Kommunist immer im Kampf, lebt er immer im Kriegszustand – auch der Friede ist für ihn immer nur eine andere Form des „internationalen Klassenkampfes“. Alles andere ordnet sich diesem Gesamtziel unter.

Der Weg

Der Weg dorthin ist für den Kommunisten darum immer die Schwächung der nichtkommunistischen Welt, die Schwächung jedes militärischen Potentials, das sich ihm in den Weg stellt; dazu gehört die Vorbereitung einer militärischen Aggression mit den verschiedenen Mitteln der psychologischen Beeinflussung und der Versuch, diese Aggression so risikolos wie möglich zu machen.

Die „Waffengattungen“

Um auf diesem Weg vorwärts zu kommen, benutzt das kommunistische System alle Mittel, die dafür denkbar und geeignet sind.

• Die gesamte sowjetische Außenpolitik ist nur in diesem Zusammenhang voll zu verstehen. Sowohl das bekannte sowjetische „Veto" in den Sitzungen der Vereinten Nationen wie auch die Auslandsreisen sowjetischer Staatsführer wie auch der Notenkrieg mit den westlichen Staatsoberhäuptern müssen unter diesem Vorzeichen betrachtet werden.

• Die Sowjet-Armee ist einer der Haupttrümpfe in der Hand der Sowjets im weltpolitischen Kampf um die Vorherrschaft. Nur deshalb unterhält Sowjetrußland die größte Armee der Weltgeschichte. Viele Ankündigungen von Truppenentlassungen entpuppten sich bei näherem Betrachten als Tricks: entweder wurden die Ankündigungen überhaupt nicht verwirklicht, oder aber es wurden ganze geschlossene Einheiten der Roten Armee in der Rüstungsindustrie eingesetzt, so daß die Soldaten ihre Waffen selbst produzieren und dennoch zu gleicher Zeit militärisch verfügbar sind. Kein Land der Erde gibt so viel Geld für die Rüstung aus wie die Sowjetunion.

• Es gibt keinen Bereich des Lebens, der von den Sowjets nicht auch als Mittel in der Planung des Psychologischen Kampfes eingesetzt werden könnte: die Wissenschaft muß aus Propagandagründen etwa in der Raketenforschung an der Spitze marschieren, die Volkswirtschaft muß Statistiken für Propagandazwecke hergeben, selbst im kulturellen Bereich ist alles auf das Gesamtziel ausgerichtet, ob das nun Literatur oder Malerei, „Weltjugendfestspiele“ oder ähnliche Veranstaltungen sind.

• Daß Spionage und Sabotage – bei aller Kleinarbeit – auch in diesem großräumigen Sinn eingesetzt werden, versteht sich von selbst.

„Agitation und Propaganda" (im kommunistischen Sprachgebrauch „Agitprop“) ist der gezielte und geplante Einsatz aller verfügbaren Massenbeeinflussungsmittel, mit denen die sorgfältig ausgeklügelten Aktionen und Parolen in die Gehirne und Herzen der „Massen“ eingehämmert werden sollen.

Die Richtung

In welcher geographischen Richtung marschiert werden soll, in welchem Staat Schwerpunkte der psychologischen Kampfführung gebildet werden sollen, – das wird jeweils von der politischen Gesamtleitung der UdSSR angegeben. In dem betroffenen Staat aber soll immer das gleiche erreicht werden,

die Unruhe geschürt,

die öffentliche Meinung verseucht,

der Arbeitsfrieden gestört,

die militärische, wirtschaftliche und geistige Verteidigungskraft gelähmt und zersetzt,

die Staatsordnung beseitig werden.

Die Kommunisten haben bewiesen, daß sie es meisterhaft verstehen, Unruhe in die Welt zu tragen. Wenn sie in einem Land ihre Ziele erreichen wollen, kann sehr bald eine Zunahme ihrer Wühlarbeit (Propaganda-Partisanen, Agenten, Saboteure) registriert werden. Terror und Sabotage nehmen zu, Widerstand gegen die Staatsgewalt wird geschürt, Rebellion und Aufstand gehören bald zur Tagesordnung, der Weg zu Bürgerkrieg und Revolution ist nicht mehr weit.

Angriffe auf die Seele

Die kommunistische Agitation und Propaganda hat die Aufgabe, in der Bevölkerung verschiedene psychologische Haltungen zu erreichen, die sich aus der kommunistischen Zielsetzung mit logischer Konsequenz ergeben: Angst, Furcht und Schrecken sollen zu bedingungslosem Pazifismus führen, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sollen um sich greifen, Haß und Unfrieden soll zwischen den sozialen Gruppen entstehen. Die Agitatoren versuchen mit allen Mitteln, in der Bevölkerung Mißtrauen gegen die Staatsführung, gegen die Truppe, gegen die Bundesgenossen und die technische Ausrüstung der Truppe wachsen zu lassen. Je mehr Psychosen, je mehr Panik entsteht, desto näher kommen die Handwerker des Kalten Krieges ihren weiter gesteckten Zielen.

Zur gleichen Zeit aber soll erreicht werden, daß die Bevölkerung die kommunistische Macht bewundert und Sympathie für die kommunistische Ideologie und deren Träger empfindet. Gleichzeitig sollen möglichst viele Menschen zur aktiven Mitarbeit gewonnen werden. So vollziehen sich im taktischen Bereich des Alltags die Gefechte des Kalten Krieges nach dem Gesamtplan kommunistischen Weltmachtstrebens. Insgesamt bezeichnen wir diese Einzelziele mit dem Sammelbegriff „Zersetzung“.

Zugehöriger Essay:
Dörr, Nikolas: Militärische Feindbilder im Kalten Krieg – Die Publikation Psychologie als Waffe des Bundesministeriums für Verteidigung (1961)

Die psychologische Aggression (1961) (2024)

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