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Tagebuch einer Reise um die Welt 5. Oktober 2006 bis 27. Dezember 2008 von Peet Lenel
Beat (Peet) Lenel Toeberstrasse 23a CH-9425 Thal Switzerland E-Mail beat(at)lenel.ch Internet: http://www.lenel.ch Version: 12. Juli 2009
Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
Inhaltsverzeichnis Südafrika......................................................................................................................................................................... 3 Mosambik ....................................................................................................................................................................... 6 Malawi ............................................................................................................................................................................ 8 Zimbabwe ....................................................................................................................................................................... 9 Sambia ............................................................................................................................................................................ 9 Tansania ........................................................................................................................................................................ 10 Kenia............................................................................................................................................................................. 12 Aethiopien .................................................................................................................................................................... 13 Sudan ............................................................................................................................................................................ 21 Aegypten....................................................................................................................................................................... 22 Iran................................................................................................................................................................................ 25 Dubai ............................................................................................................................................................................ 29 Indien ............................................................................................................................................................................ 30 Thailand ........................................................................................................................................................................ 43 Laos .............................................................................................................................................................................. 47 Vietnam......................................................................................................................................................................... 48 Kambodscha ................................................................................................................................................................. 51 Thailand (Westen)......................................................................................................................................................... 53 Japan ............................................................................................................................................................................. 54 China............................................................................................................................................................................. 55 Thailand (Südthailand) ................................................................................................................................................. 59 Malaysia........................................................................................................................................................................ 60 Singapur........................................................................................................................................................................ 61 Indonesien..................................................................................................................................................................... 62 Australien...................................................................................................................................................................... 66 Neuseeland.................................................................................................................................................................... 70 Chile ............................................................................................................................................................................. 74 Argentinien ................................................................................................................................................................... 76 Uruguay ........................................................................................................................................................................ 79 Süd- und Zentral-Brasilien............................................................................................................................................ 81 Argentinien (Iguassu-Fälle) .......................................................................................................................................... 85 Paraguay ....................................................................................................................................................................... 86 Argentinien (Nordteil) .................................................................................................................................................. 87 Bolivien ........................................................................................................................................................................ 88 Peru............................................................................................................................................................................... 92 Brasilien (Amazonas) ................................................................................................................................................... 99 Venezuela.................................................................................................................................................................... 101 Kolumbien .................................................................................................................................................................. 104
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Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
Ecuador....................................................................................................................................................................... 108 Kolumbien (Norden)................................................................................................................................................... 109 Panama........................................................................................................................................................................ 111 Costa Rica................................................................................................................................................................... 113 Nicaragua.................................................................................................................................................................... 114 Honduras..................................................................................................................................................................... 115 Guatemala ................................................................................................................................................................... 115 Mexiko........................................................................................................................................................................ 117 USA (Westküste)......................................................................................................................................................... 127 Kanada ........................................................................................................................................................................ 131 USA (Alaska).............................................................................................................................................................. 133 Kanada (Vancouver) ................................................................................................................................................... 135 USA (Nationalparks, Südstaaten, Ostküste) ............................................................................................................... 139 Zurück nach Europa.................................................................................................................................................... 163
Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
Vorwort Diese Reise wäre nicht möglich gewesen ohne die Hilfe meines Bruders Severin Lenel, der als meine "Basisstation" in der Schweiz fungierte, meine Bankkonten verwaltete, alle eingehenden Rechnungen zahlte und die DVD's mit meinen Fotos empfing. Ausserdem möchte ich René Hochstrasser danken, der meine Website, mit deren Hilfe ich mein Tagebuch online stellte und mein E-Mail am Funktionieren erhielt. Ein dickes Dankeschön für Doortjie Castagno, die meine Tagebücher gelesen und korrigiert hat. Dank an Jarek und Halina Pyra die mich zum Flughafen brachten und mir eine eine Fahrradschachtel kauften, als die Fluggesellschaft plötzlich beschied, dass das Fahrrad doch in einer Schachtel transportiert werden müsse. Dank an Dubi, der das Fahrrad in Empfang nahm und zurück nach Thal brachte, als ich zu grosse Schmerzen hatte, um weiterhin mit dem Velo zu fahren. Und Dank an alle, bei denen ich übernachten durfte, seien es Verwandte, Bekannte oder Couchsurfers. Dank auch an all diejenigen, die per E-Mail mit mir in Kontakt blieben. Ich habe fast 30'000 Fotos mit meiner kleinen Samsung A-503 Kamera gemacht. Nicht alle von ihnen kamen gut heraus, aber einige schon. Wenn ich alle in diese Datei einfuegen würde, wäre sie zu gross. Aus diesem Grund habe ich nur noch ein paar Beispiele am Ende eingefügt.
Südafrika Anfangs Oktober 2006 Nur noch wenige Tage bis zum Beginn meiner Reise. Mein Gepäck ist viel zu schwer. Die Fluggesellschaft hat heute angerufen und mit mitgeteilt, dass alle Werkzeuge in die Koffer müssen, sogar die Imbusschlüssel. Andererseits ist das Handgepäck jetzt so leicht geworden, dass ich sogar etwas Schokolade für meine Verwandten in Südafrika kaufen konnte. W'ährend der Reise wurde ich immer wieder gefragt, ob ich Millionär sei, oder wie ich mir eine dermassen teure Reise leisten könne. Effektiv ist aber die Reise selbst nicht so teuer. Ich habe im Schnitt in den meisten Ländern etwas mehr als USD 500 pro Monat für Lebenskosten und Bustransfers ausgegeben. Die eigentliche Krux einer solchen Reise ist das Management der laufenden Verpflichtungen zu Hause. Wäre ich in der Schweiz angemeldet geblieben, hätten die Steuern bei Einkommen Null bereits wesentlich mehr als meine Lebenshaltungskosten ausgemacht. Dazu kommen Krankenkasse und Versicherungen. Die logistischen Schwierigkeiten bei einer solch langen Abwesenheit sind nicht zu unterschätzen: Irgendwie müssen die Kreditkartenabrechnungen vom Konto abgebucht werden können. Jemand muss die DVDs mit den Bildern in Empfang nehmen. Internet-Zugänge zu den Konti ändern sich, Amtsstellen wollen etwas von einem, obwohl man gar nicht zu Hause ist, Rechnungen müssen bezahlt werden. Hätte sich mein Bruder Sevi nicht freiwillig dazu zur Verfügung gestellt, ich hätte eine solche Reise gar nicht absolvieren können. 05.10.2006 Thal – Johannesburg Früh am Morgen entleere ich den Boiler und die Wasserleitungen und drehe die Sicherungen meines Häuschens heraus und schliesse die Fensterläden. Draussen ist es immer noch dunkel und ich habe das Häuschen in vollständiger Finsternis verlassen. Ich hoffe, dass ich alles richtig gemacht habe, denn am Schluss konnte ich nichts mehr sehen. Ich fahre zur Post und gebe den ISDN TA auf und lade mein Velo auf den Zug zum Flughafen. Dort warten bereits meine guten Freunde Jarek und Halina Pyra auf mich. Ohne sie hätte ich das Check-in niemals geschafft. Es dauerte eine Stunde, bis mein Velo und meine Gepäcktaschen auf dem Weg nach Südafrika waren. Nach einem erholsamen Essen mit Jarek und Halina holte mich Dubi ab und fuhr mich zu seinem Haus, wo ich noch ein paar Webseiten zu warten habe. Mein Flug wird um 22:30 Uhr abgehen. 06.10.2006 Johannesburg Der Flug nach Johannesburg war eine Freude. Nicht nur wurden wir an Bord von Qatar Airways mit einem Ueberfluss an Essen und Trinken verwöhnt, auch gab es nicht die geringsten Probleme. Während dem Aufenthalt in Qatar habe ich leider - ich war so müde - nur geschlafen. In Johannesburg angekommen, waren alle meine Gepäckstücke da. Auch das Velo hat nicht den geringsten Schaden genommen. Einzig meine Packtaschen waren geöffnet und nicht mehr verschlossen worden, aber nichts fehlte. Von Sheryl und Eugene Buckley wurde ich freundlich empfangen und ich sinke nur noch ins Bett und schlafe. Am nächsten Tag gehen wir ins Balfour Park Shopping Center einkaufen und ich erschrecke: Das Preisniveau in Südafrika hat das Schweizer Preisniveau erreicht! Alles ist furchtbar teuer geworden. Das Balfour Park Shopping Center habe ich seinerzeit selbst bauen mitgeholfen und ich klopfe an eines meiner Fiberglas-Panels, das immer noch seinen Dienst einwandfrei versieht. Morgen werde ich zu Home Affairs gehen und meinen Pass verlängern lassen. 08.10.2006 Johannesburg Ich besuche Mark und Clare Cresswell in Parktown North. Wir laufen durch Emmarentia Park wo wir an einer überschwänglichen afrikanischen Hochzeitszeremonie vorbeikommen. 09.10.2006 Johannesburg Sheryl bringt mich nach Randburg zu Home Affairs, wo ich einen neuen Pass beantrage. Keine Probleme. Ich radle nach Marlboro, wo ich meinen Führerschein verlängern möchte. Aber hoppla! die Frist ist längst verstrichen und ich werde ihn nur kriegen, wenn ich vom Departement für Verkehr eine Dispens kriege. Dann fahre ich zum Fahrradladen in Orange Grove, wo ich einige Ersatzteile kaufe. Velofahren in Johannesburg fängt an, Spass zu machen, weil ich jetzt die Taxis (Matatus) links oder rechts überhole.
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Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
16.10.2006 Johannesburg Ich bin immer noch in Johannesburg. Letzte Woche habe ich ein Vermögen für Impfungen ausgegeben, diesen Donnerstag werde ich für die zweite Cholera-Impfung nochmals hingehen. Am Samstag wurde ich von Apostolos Giannakopoulos, einem Mathematikdozenten an der Universität von Johannesburg, zum Mittagessen eingeladen. Am Sonntag gingen Sheryl, Eugene und ich auf dem Suikerbosrand wandern. Am Freitag werde ich - wenn möglich - nach Pomeroy und Durban abfahren. 20.10.2006 Johannesburg Ich bin immer noch in Johannesburg. Gestern habe ich meine letzten Impfungen erhalten. Die Leute in der Travel Clinic Bedfordview waren so nett zu mir, sie haben sogar die Gesundheitsrisiken der verschiedenen Länder ausgedruckt und mir mitgegeben. Meine Abreise verzögert sich, da ich mit dem Aufsetzen des neuen Computers meines Schwagers etwas in Verzug geraten bin. Ich muss das dieses Wochenende fertig stellen. Zudem wollen wir noch ein paar Halogenstrahler in seinem Wohnzimmer montieren, und das geht nur zu zweit. Gestern fuhr ich mit dem Velo durch die ganze Innenstadt von JHB und machte Fotos. Ich wurde nicht überfallen. Dann war ich an einer Ausstellung von Projekten von Informatikstudenten der University of Johannesburg. Es war eindrücklich, besonders auch wie die schwarzen Studenten technische Begabung demonstrierten. 21.10.2006 Johannesburg Früh am Morgen starten wir nach Benoni, um die notwendigen Utensilien für die Montage der vielen Lampen zu kaufen. Wir beginnen mit den Aussenlampen, die rasch montiert sind. Dann müssen wir 11 Halogenstrahler in die Zimmerdecke montieren. Die Arbeit im staubigen und mit unzähligen Streben versehenen Dachstock ist sehr mühsam. Um Mitternacht werden wir - Eugene und ich mit schmerzenden Rücken von der gebückten Arbeit im Dachstock - fertig. Alles funktioniert wunderbar. 22.10.2006 Johannesburg Heute waren wir zum Mittagessen im St. George Hotel in Irene bei Pretoria. Ein riesiges griechisches Buffet erwartete uns, mit typischen Mezes als Vorspeisen, Bergen von Fleisch und Meeresfrüchten als Hauptspeisen und einem Dessert Buffet. Danach besichtigten wir das Haus von Jan Christian Smuts, das nicht weit davon gelegen ist. Es war eindrücklich, wie bescheiden der langjährige Premierminister und Kriegsheld von Südafrika lebte. Da ich vom gestrigen Lampenmontieren in der Zimmerdecke noch schlimme Rückenschmerzen habe, werde ich morgen mit Sicherheit nicht nach Durban abfahren können. 23.10.2006 Johannesburg-Leandra Um 6:30 Uhr in Johannesburg abgefahren, habe grosse Mühe ohne Autobahn aus JHB herauszukommen. Muss viele Umwege in Kauf nehmen. Mittagessen in Devon, eine Stunde geruht. Zwischen Leandra und Roodebank bei einem freundlichen Farmer, Dries van Eeden, Kurrumakatiti Farm, das Zelt aufgestellt und sogar Abendessen bekommen und ein Bad nehmen dürfen. 24.10.2006 Leandra-Perdekop Früh bringt Dries mit Kaffee. Ich lade auf und fahre ab. Viel Gegenwind. Rücken- und Nackenschmerzen. Ich kämpfe mich nach Standerton durch. Znüni im „Oriental Plaza“. Gespräch mit einem jungen Mann, der in Secunda Arbeit suchen will. Eine Stunde Aufenthalt, dann Weiterfahrt Richtung Perdekop. Eine Stunde Mittagsschlaf unter einem Baum. Mühsam, viele Steigungen, schlimme Rückenschmerzen. In Perdekop finde ich ein fast verlassenen Hotel, wo ich im Luxus eines heissen Bades schwelge. Ich bin so froh, dass ich mein Afrikaans noch nicht vergessen habe. Es öffnet mir alle Türen. 25.10.2006 Perdekop Heute werde ich nichts tun, denn die Rückenschmerzen plagen mich. Riesiges Frühstück. Perdekop ist ziemlich verlassen. Die Garage läuft nur noch auf Sparflamme, das Take-Away ist meist geschlossen und die Carrosseriespenglerei seit Jahren zugesperrt und von Unkraut überwuchert. Die riesige NGK, die einmal jeden Sonntag 600 Besucher hatte, hat heute noch 30-50. Das grosse Gemeindehaus und das riesige Pfarrhaus sind obsolet geworden. Die Besitzerin des Supermarktes, der ganz modern eingerichtet ist und viele Veloersatzteile führt, sagt mir, dass ihrem Sohn die Verpackerei „Goldfields“ gehört, die allerlei Lebensmittel in kleine Quantitäten umpackt. Später erfahre ich, dass alle Geschäfte auf zwei Familien aus Bangladesh aufgeteilt sind, ausser dem „Sonlig“ Take-Away und der Metzgerei, die noch Weissen gehören. Offenbar kam es nach 1994 und der Wahl eines ANC-Stadtrates zum grossen Exodus. Auch das Hotel, in dem ich wohne, war mal sehr schön. Heute ist es zum grossen Teil stillgelegt, weil die Kundschaft fehlt. 26.10.2006 Perdekop-Dannhauser Um fünf Uhr morgens habe ich alles gepackt und lade das Velo. Die gute Frau, die das Hotel führt, hat mir einen riesigen Packen Sandwiches gemacht. Ich radle los. Noch immer plagen mich schlimme Rücken- und Nackenschmerzen. Es geht immer rauf und runter, jeweils recht steil. Auf dem letzten Zacken komme ich in Volksrust an, wo ich auf eine Bank sitze und von den Sandwiches esse. Dann geht es in immer dichterem Nebel Richtung Laing's Nek. Auf einer Strecke von über 7km ist die Strasse nur einspurig befahrbar. Da ich so langsam bin, erlebe ich rund drei Signalwechsel, bis ich durch bin. Das ist in dem dichten Nebel recht gefährlich. Früher als erwartet kommt die Passhöhe. Danach geht es flott nach Newcastle. Dort esse ich einen riesigen Curry, in einem Restaurant, wo ich das Velo mit hinein nehmen kann. Von Newcastle geht es in Richtung Dannhauser, wo ich übernachten möchte. Als ich beim ersten Schild „Ballengleich“ abbiege, ruft mir ein Farmer etwas zu. Ich fahre zu ihm hin; er erklärt mit , dass die Strasse nicht durchgehend sei. Dann offeriert er mir einen Cooldrink, was ich gerne annehme. Ich fahre zurück zur N11, die sich noch über viele km hinzieht, bis der Dundee Abzweiger kommt. Schon bald merke ich, dass es nur noch bergauf geht. Ausgepumpt, wie ich bin, schiebe ich die steilsten Stücke. Als Dannhauser endlich kommt, bin ich völlig erschöpft. Auf der Polizei sagt man mir, dass es keine Unterkünfte gäbe. Bis Dundee, wo es welche gibt, sind es zwei -4-
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Stunden. So fahre ich über eine scheussliche Naturstrasse zum Campingplatz der Gemeinde. Es tobt ein Sturm. Ich treffe Hennie und Chris, die beim Angeln sind und werde von ihnen zum Bier eingeladen. Dann stelle ich das Zelt auf, krieche hinein und falle in einen unruhigen Schlaf. 27.10.2006 Dannhauser-Pomeroy Ich stehe auf, räume alles zusammen und stelle am Schluss fest, dass meine Brille fehlt. Ich suche alles ab. Nichts. Durchsuche alle meine Sachen. Schlussendlich packe ich meinen Schlafsack wieder aus und finde die Brille unbeschädigt im Schlafsack drin. Eine Stunde verloren. Die Fahrt geht weiterhin bergauf und bergab. In der nächsten Ortschaft sehe ich, dass es gleich zwei B+B gegeben hätte. Pech. Ich radle bergauf und -ab bis Dundee, wo ich mir einen Imbiss gönne. Dann geht es weiter nach Helpmekaar. Auf dem Weg gibt mir ein Farmer ein kaltes Bier. Wie ich auf den Schwarzen anspreche, mit dem er gerade in Zulu spricht, sagt er mir, dass dieser bereits in der vierten oder fünften Generation für ihn arbeite! Helpmekaar besteht nur aus ein paar verfallenen einstmaligen Läden, einer Polizeistation, dem Gebäude der Farmervereinigung und einem zum Verkauf stehenden Wohnhaus. Von hier geht es noch einmal ganz steil hinauf, dann geradeaus und hinunter, wo ich Pomeroy schon von weitem sehe. Herzlicher Empfang durch Zeb Badat. Er ist Imam von Pomeroy und ist gerade in den sechs zusätlichen Tagen Ramadan, die er freiwillig macht. Er insistiert, mich im Hotel unterzubringen und bringt mir sogar eine riesige Mahlzeit. Er kommt zurück, wir sprechen über allerlei, dann gehen wir in die Moschee. Diese ist in einem ehemaligen Laden, gegenüber seinem Geschäft untergebracht. Er erzählt mir von der Hadj, die er mit seiner Familie gemacht hat. 28.10.2006 Pomeroy-Camperdown Zeb insistiert, mich mit dem Bakkie nach Pietermaritzburg zu bringen, da die Strecke dorthin zu viele Wegelagerer habe. Ich werde in Camperdown zu Ismail Lockhat gebracht. Er ist etwa gleich alt wie ich, bewirtschaftet dort ein Bauerngewerbe und hat eine Frau, zwei bildhübsche Töchter und einen Sohn, der sich bereits sehr für die Tierzucht interessiert. Ich darf in einem dort abgestellten Wohnwagen schlafen, was ziemlich luxuriös ist. Wir haben lange, gute Gespräche. 29.10.2006 Camperdown-Durban Um fünf Uhr morgens stehe ich auf, sage den Lockhats auf wiedersehen und fahre Richtung Durban. Ich versuche, der Hauptstrasse auszuweichen. Das „Valley of the 1000 hills“ ist trotz dem Nebel wunderschön. Ich verfahre mich einige Male, weil die Schilder der M39 plötzlich weg sind und ich dann eine falsche Abzweigung nehme. Einmal finde ich mich plötzlich in Everton wieder und muss alles zurückfahren, ein andermal bin ich auf einmal auf der Strasse nach Kwa Mashu und muss nach New Germany zurückkehren. Von Pinetown ab fehlen die Schilder. Ich folge einem Radfahrer und finde mich auf einmal auf der Autobahn. Da ich sowieso nicht zurückkehren kann, fahre ich bis nach Mayville durch. Eine letzte Irrfahrt, als ich verkehrt in den Jan Smuts Highway einbiege, dann erkenne ich alles wieder und finde Hugo Road leicht. Meine Schwiegermutter empfängt mich herzlich und beharrt sogar darauf, meine Kleider zu waschen. 30.10.2006 Durban Mein erster Tag in Durban. Das Wetter ist schwül und heiss. Meine Erfolge mit Internet und Home Affairs sind mickrig. Ich schaffe es nicht, mich auf meine Homepage einzuloggen und Home Affairs sagt mir, ich solle nächste Woche nochmals anrufen. Ich installiere die Internet-Computer von Postnet korrekt mit Firewalls und Antivirus, was mich drei Stunden beschäftigt. Haroun, der Inhaber, ist überglücklich. 3.11.2006 Durban Ich hole eine Veloschachtel von einem Veloladen im Pavilion Shoppingcenter. Es ist ein grosses Problem, dorthin zu gelangen, weil das fast nicht geht, ohne auf die Autobahn zu kommen. Auf dem Rückweg ist fahre ich frech auf der Autobahn. Die grosse Veloschachtel ist wie ein Drachen. Ich halte sie, wenn die grossen Lastwagen mich überholen, fest, obwohl sie mich fast von der Fahrbahn reisst. Die Schachtel ist fliegt immer hinter mir. 6.11.2006 Durban-George Ich fliege nach George (an der Gartenroute) um meinen letzten Rechtsfall abzuschliessen. Der Shuttle zum Flughafen kommt und kommt nicht. Erst nach dem zweiten Anruf holt er mich mit einer halben Stunde Verspätung doch noch ab. Eingeladen hat mich Thomas Casanova, ein Schweizer, begeisterter Golfspieler, der hier eine riesige Farm besitzt. Ausgezeichnete Straussensteaks zum Abendessen. 9.11.2006 George Die fortdauernden Rückenschmerzen werden unerträglich, ich suche einen Chiropraktiker auf. 11.11.2006 George Den heutigen Tag habe ich im Railway-Museum in George verbracht. Das war für einen Dämpfler natürlich eine unwahrscheinliche Fundgrube! Nicht nur waren die unzähligen Typen von südafrikanischen Lokomotiven in bestem Zustand ausgestellt, vor dem Eingang standen auch noch zwei Lokomobile. Im Museum befindet sich auch noch die grösste Modelleisenbahnanlage Afrikas, wobei diese für schweizerische Verhältnisse sehr bescheiden ausfiel, auch was die Detailtreue anbelangt. Man scheute sich nicht, deutsche Faller-Häuschen für eine südafrikanische Landschaft zu verwenden. Das passte natürlich nicht so ganz. Dafür waren alle südafrikanischen Lokomotiven und Wagen vertreten. Es wäre müssig, alle Dampflokomotiven des Museums zu beschreiben, obwohl neben den typisch südafrikanischen Garret-Engines (je vorne und hinten ein dampfgetriebenes Drehgestell) auch kleine und kleinste Lokomotiven und Schienentraktoren ausgestellt waren. Sehr eindrücklich waren die zahlreichen 1:8 Echtdampfmodelle, die leider alle in Glasvitrinen waren und deshalb nicht fotografiert werden können. Völlig unerwartet traf ich dann auch noch auf eine unwahrscheinlich gut erhaltene Sammlung historischer Automobile, wobei mir besonders die vier äusserst seltenen Borgwards (zwei Isabella Coupés, ein S100, ein Pullman) auffielen. Ein ziemlich belustigendes Gefährt war der Bahnbus für abgelegene Gebiete, der vorne Passagieren, hinten Vieh Platz bot. Spannend war auch ein
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Lokomotivmodell einer via Königswelle angetriebenen Lokomotive, deren Twin-Dampfzylinder seitlich angebracht sind und die Königswelle, die mittels Schrägverzahnung auf alle Räder wirkt, antreibt. Spannend auch die in der hintersten Ecke versteckte Lokomotive mit Satteltank. 12.11.2006 George Meine Arbeit in George ist getan, der Vergleich unter Dach und Fach. Das Velo werde ich wohl alleine zurückschicken müssen, denn bis jetzt ist mein Rücken zwar etwas besser, aber noch lange nicht geheilt. Ich will nicht mehr länger rumhängen, es drängt mich mit allem, weiterzureisen, ob mit oder ohne Velo. Heute bin ich mit einem geliehenen Velo nach Heroldsbay gefahren und zurück, gerde rechtzeitig, bevor ein Sturm losbrach. 13.11.2006 George-East London Mit dem Bus von George nach East London, wo ich meine Bekannten Lu und Aubrey Holdstock in Kidd's Beach besucht habe. Das Wiedersehen nach so vielen Jahren war sehr herzlich. Beide sind jetzt pensioniert, der Sohn Andrew führt jetzt die Farm, wo er Tomaten und Peperoni anpflanzt. Lu hat ein Projekt, das Tagesstrukturen für schwarze Kinder anbietet, gestartet. Aubrey geht oft seinem Hobby, dem Fischen nach, mit grossem Erfolg, fängt er doch immer wieder riesige Fische. Die Farm ist immer noch ein einziges Paradies, Antilopen und Wale können aus dem Wohnzimmerfenster beobachtet werden. 14.11.2006 East London-Durban Ich verbringe den Tag bei den Holdstocks. Sie bringen mich nach East London auf den 22:00-Uhr-Bus von East London nach Durban. 15.11.2006 Durban Mit dem Bus von East London in Durban angekommen. 16.11.2006 Durban Nachdem mich die Rückenschmerzen in Durban wieder voll eingeholt haben, habe ich heute das Velo zurück in die Schweiz geschickt (zu Dubi in Niederglatt, er wohnt am nächsten zum Flughafen). Das war ziemlich teuer. Ich hoffe, dass einer meiner Nachbarn es bis zu meiner Rückkehr lagern kann. Dann habe ich ein Busticket nach Maputo gekauft, morgen um 7 Uhr ist Abfahrt.
Mosambik 17.11.2006 Durban-Maputo Heute morgen war das Taxi, zu meiner grössten Verwunderung, tatsächlich rechtzeitig da und brachte mich zur Busstation. Der „Pantera Azul“ war ein vormals komfortabler Bus, der offensichtlich auf dem Schrott gekauft worden war. Er fuhr aber rechtzeitig ab, es gab keine Probleme an den Grenzen. Wir fuhren nach Swaziland und dann nach Mosambik. Es gab eine Panne in Swaziland, aber sie wurde schnell behoben. Wir kamen eine Stunde zu spät an, pünktlich für Afrika. Ich nahm ein Taxi zur Pension Fatima. Maputo hat sich völlig verändert, seit ich zum letzten Mal hier war. Vorher war es eine Planwirtschaft ohne Läden oder Privatwirtschaft. Es gab nur wenige Autos, die meisten alt oder russisch. Heute ist es eine lebendige Stadt mit einer überbordenden Wirtschaft. Ich habe festgestellt, dass schlussendlich die Fakten gesiegt haben und Linksverkehr eingeführt wurde, da die meisten Autos aus Südafrika stammen. überall spricht man englisch und die Anzeigen sind auch in englisch. Südafrika hat Mosambik schlussendlich doch noch erobert, aber nicht kriegerisch, sondern wirtschaftlich.
21.11.2006 Maputo Maputo gefällt mir gut, die Stadt hat sich in den letzten 20 Jahren stark entwickelt. Heute habe ich das ´Museo da Revolucao´ besucht, das immer noch so schäbig und sozialistisch wie vor 20 Jahren ist. Ich denke, hier hat sich gar nichts verändert. Sonst scheint die Stadt sich gut zu entwickeln, vielleicht mit besseren Aussichten als Südafrika. 22.11.2006 Maputo-Tofo Beach Der Wachmann weckt mich natürlich nicht; erst um fünf Uhr höre ich eine Türe gehen und wache auf – viel zu spät. Rasch dusche ich und packe meine Sachen. Es ist 5:25 Uhr, um 5:30 Uhr geht das Taxi zum Busbahnhof. Vor dem Tor ist sonst niemand, so muss ich die 200 Mt. für das Taxi alleine zahlen und steige in einen rund dreissigjährigen, völlig zerknitterten Toyota Corolla ein. Am Busbahnhof angekommen, kann ich nicht aussteigen, weil die Tür nur noch von aussen öffnet. Ein aufdringlicher Kerl schnappt meinen Rucksack und sagt, dass es seine Aufgabe sei, mich auf den richtigen Bus zu bringen. Ich kann nur hinterherrennen. Ich kaufe ein Billet nach Inhambane. Der Kerl verlangt von mir 150 Mt. für das Gepäck. Wie ich feststelle, dass alle anderen Quittungen kriegen, verlange ich ultimativ auch eine. Es stellt sich heraus, dass das Gepäck nur 50 Mt. kostet. Ich nehme ihm 100 Mt. wieder ab und gebe ihm 20, immer noch zu viel für seine Frechheit. Er jammert noch ein bisschen und lässt dann endlich ab von mir. Die Busfahrt mit einem völlig verlotterten, rund 30 Jahre alten Scania-Bus verläuft langsam. Muss sie auch, denn das Gefährt hat keine Stossdämpfer mehr, wie ich schon beim ersten Schlagloch feststelle. In Xai-Xai gibt es einen kurzen Halt, dann geht es ununterbrochen weiter. Wie ich austreten muss, gehe ich einfach nach draussen, als jemand aussteigt. Der Bus wäre fast ohne mich weitergefahren, hätte ich nicht „Espera espera“ geschriehen. Nach 8.5 Stunden kommen wir in Inhambane an, wo ein Chapa nach Bamboozis bereits wartet. Im Bamboozi Beach stelle ich das Zelt auf. Dann gehe ich nach Tofo, um Abendessen zu organisieren, aber Tofo ist abends tot, so dass ich in völliger Dunkelheit den nicht als ungefährlich bekannten Weg nach Bamboozis zurücklaufen muss. Dort treffe ich die beiden Norweger vom Bus von Durban. Wir ziehen zähneknirschend 160 Mt für das Pizzabuffet aus der Tasche. Die Norweger stellen einen Rekord von 12 bzw. 11 Stücken Pizza auf , was die Investition im Nachhinein besser aussehen lässt. Ich muss bei 9 -6-
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Stücken Forfait geben. 23.11.2006 Tofo Beach Früh am Morgen gehe ich im Meer baden. Dann buche ich die Ocean Safari, die mein Budget mit 1000 Mt stark belastet. Um 10:30 Uhr fahren wir mit dem Schlauchboot raus aufs Meer und suchen stundenlang nach den Walhaien. Das alles in der brennenden Sonne, ohne Schatten. Als wir endlich einen finden, merke ich, dass meine Taucherbrille ständig mit Wasser volläuft. Als ich ihn endlich sehen kann, ist er so nahe, dass ich fast mit ihm zusammenstosse. Es ist ein kleines Exemplar, zirka 3 Meter lang. Danach geht es noch etwas zum Riffschnorcheln, was unterdessen gut geht. Ich sehe einen Manta und ein paar farbige Fische, aber verglichen mit Kenya nichts besonderes. Danach merke ich, dass ich einen schlimmen Sonnenbrand erwischt habe, trotz Sonnencreme. Mit einem Strandspaziergang nach Tofo verbessere ich ihn wohl nicht. Es hat einige interessante Tiere am Strand, Krebse, Quallen etc. Ich verbringe den Nachmittag damit, eine Kokosnuss mit dem Sackhegel aufzumechen und aufzuessen. Ein furchtbarer Sonnenbrand an den Beinen plagt mich in der Nacht, so dass ich kaum schlafe. 24.11.2006 Tofo Beach-Vilanculos Nachdem ich eh nicht schlafen konnte, stand ich früh auf, packte zusammen, was mit dem Sonnenbrand nicht ganz einfach war, und lief am Strand entlang zum Dorf, wo ich das Chapa nach Inhambane bestieg. Dort deponierte ich das Gepäck beim Hafenmeister und ging die Stadt anschauen. Diese hat noch viele verlotterte Gebäude und wird vom Priesterseminar und einer modernen Kathedrale dominiert. Das Internetcafé war leider nicht online, so dass meine Mails warten müssen. Um neun Uhr holte ich meine Sachen wieder und bestieg das Wassertaxi nach Maxixe. Viele Geschäfte in Maxixe gehören offensichtlich Südafrikanern, es gab sogar „ons praat Afrikaans“ Schilder. Ich fand einen Bus in Richtung Vilanculos. Ich musste eine Stunde warten, bis er voll genug war, um abzufahren. Der Bus war mit Gepäck und Dachlatten richtggehend vollgestopft. Um vier Uhr kommen wir rund 20km ausserhalb Vilanculos an, bei einer grossen Kreuzung, wo ein riesiger Markt ist. Der Fahrer drückt mir 20Mt. in die Hand und sagt mir, dass dies für das Chapa nach Vilanculos sei, und fährt weiter. Ein Chapa kommt nicht, dafür nimmt mich ein Chinese mit, der in halsbrecherischer Fahrt nach Vilanculos fährt. Im Stadtzentrum lädt er mich aus. Ich checke ins Baobab ein und stelle mein Zelt auf. Da ich kein Geld mehr habe und die Banken schon geschlossen sind, muss ich zu einem miserablen Kurs auf dem Schwarzmarkt tauschen. Nachher will ich im Markt essen gehen, und schon zerren 5 Kerle an meinen Armen, bis ich einem folge, zu einem windschiefen Wellblechhüttchen, wo ziemlich verdorbenes Ziegenfleisch mit Reis serviert wird. Ich bin übrigens nicht daran gestorben. Natürlich will mein Guide, dass ich ihm jetzt dasselbe auch bestelle, worauf mir nichts anderes übrig bleibt. Die Nacht ist eine Kombination von Sonnenbrand und Discolärm, so dass ich kein Auge zutue. Zudem lärmt noch der Generator. 25.11.2006 Vilanculos-Beira Um 4 Uhr stehe ich auf, rolle das Zelt zusammen und gehe zum Bus nach Beira. Punkt 5 Uhr fährt er ab. Der Fahrer ist ein sehr organisierter Mann, der eine genaue Passagierliste führt und keinen Platz zuviel füllt. Sein Fahrstil ist sehr verantwortlich. Er scheint alle auf dem Weg zu kennen, einem Polizisten richtet er Grüsse an den Kollegen aus. Wie er feststellt, dass einer der Passagiere in seinem Rucksack ein lebendiges Huhn mitführt wird er sehr wütend, denn sein Bus ist ein anständiger Bus, wo keine Hühner mitgeführt werden. Er stellt den Passagier vor die Wahl, auszusteigen, oder das Huhn auszuladen. Glücklicherweise sind wir bereits am Ziel, so dass die Sache folgenlos bleibt. In Beira steigen wir aus. Mit zwei Argentiniern ziehen wir durch ganz Beira, um eine billige Pensao zu finden. Gibt es nicht. Während diese weiterziehen, checke ich ins „Savoy“ ein, dass heute nur noch ein Schatten seines einstigen Selbst ist, aber immer noch recht schöne Zimmer hat und konkurrenzlos billig ist. 27.11.2006 Beira-Quelimane Eine lange Chapa-Fahrt von Beira nach Rio Zambese. In Rio Zambese überqueren wir den Zambesi river mit einer Fähre. Auf der anderen Seite geht es mit einem gelben Bus weiter. In Quelimane sind die Pensaos so teuer, dass ich mich entscheide, gegen immer noch recht hohe Bezahlung bei einem Kerl, den ich soeben auf der Strasse getroffen habe, zu wohnen. Er wohnt in den ehemaligen Dienstbotenquartieren einer portugiesischen Villa. Es ist heiss. Die aircondition die er montiert hat kann nur ganz kalt oder ganz heiss machen.. Es gibt weder Wasser noch Licht 29.11.2006 Quelimane-Nampula Busfahrt von Quelimane nach Nampula, steige im Residencial Monte Carlo ab, es regnet, der Strom fällt aus. 30.11.2006 Nampula Nampula ist die geschäftige Hauptstadt des Nordens. Die Läden sind voller chinesischer Artikel, besonder Kopien von 50cc Honda-Motorrädern der Marke „Ahomda“, für die auch ein Satz „Honda“ Namensschilder erhältlich ist. Ich besuche das ethnologische Museum. Der Eintritt beträgt 100 Mt (!!) für die lausigen zwei Räume voller Banalitäten, die überdies Regenwasser hineinlassen und einen Guide, dessen Hauptaufgabe es ist, das Fotografieren zu verhindern und in allem Detail und mit grossem Enthusiasmus die Beschneidungsrituale zu erklären. 1.12.2006 Nampula-Pemba Ich stehe um 04:30 Uhr an der Busstation und muss feststellen, dass der Bus schon fast voll belegt ist. Die Fahrt im völlig übe füllten Bus ist anstrengend, weil ich zu wenig Kniefreiheit habe und nicht richtig sitzen kann. In Pemba schaue ich mir die völlig heruntergekommene Stadt an. Die Elendsviertel sind riesig und der schöne Strand ist völlig vermüllt und verkackt. Kein Wunder, dass es hier Cholera gibt. Es besteht ein eigenartiger Kontrast zwischen den schönen, für die Ewigkeit gebauten portugiesischen Häusern und den direkt daran angrenzenden Grashütten. Es macht auch das irrsinnige Ausmass der Bevölkerungsexplosion in diesem Land sichtbar. Eine Gruppe englischer und amerikanischer Christen lädt mich zum Kuchen ein. -7-
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2.12.2006 Pemba-Ilha de Mocambique Früh gehe ich zur Busstation, wo ich ein 04:00 Uhr Chapa nach Nampula finde. Das kurvt allerdings noch bis 05:00 rum, bis es voll ist und das Dach mit Dachlatten und rund 500 Kg Reis nebst dem Gepäck, vollgeladen ist. Um 10:00 komme ich Namiala an, wo ich umsteigen muss. Die Chapas nach Ilha sind alles gewöhnliche Lastwagen, wo man In der gleissenden Sonne sitzt, ohne Hut und Brille natürlich, wegen dem Fahrtwind. Es dauert für die 80 Km lange Strecke 3 Stunden, bis wir ankommen. Der Bub, der mich zur Casa Luis bringt, will Trinkgeld und ich habe keine kleinen Noten - Wechselgeld ist ein Problem. Ich laufe eine halbe Stunde, bis ich ein Coke mit 100 Mt. Bezahlen kann und Wechselgeld erhalte. Luis muss weg. Am Abend kommt ein gut gekleideter und gut englisch sprechender Herr, der sich als Philip, Bruder von Luis vorstellt. Er sei mit der Geschäftsführung des Betriebs beauftragt (Um das zu unterstreichen, kommandiert er die beiden Guards etwas rum). Er habe ein kleines Problem, er müsse zur Apotheke um Medizin für die Kinder zu kaufen, die Bank sei jedoch schon geschlossen. Ich solle ihm doch 300 Mt. geben, schliesslich arbeite er hier. Ich sage, dass ich gerne meinen Aufenthalt im Voraus bezahle. Zur Sicherheit frage ich noch den Guard, ob das wirklich Luis´ Bruder sei. Dieser bestätigt es. Kaum ist Philipp gegangen, fragt der Guard, ´warum hast du dies m Mann Geld gegeben?´ Ich erschrecke. Als Luis endlich heimkommt, erzähle ich ihm die Geschichte. Er weiss sofort, was läuft, denn offenbar hat sein Cousin diese Nummer schon öfters durchgezogen. In Wirklichkeit heisst er Victor-Hugo und arbeitet nicht hier, ist aber irgendwie bisher mit dieser Nummer toleriert worden. Das Geld habe er längst für seine Drogensucht ausgegeben. Wir gehen ihn suchen, aber da er keinen festen Wohnsitz hat, können wir ihn nicht finden. Ich ärgere mich sehr darüber, dass ich mit dieser blöden Nummer soviel Geld verloren habe, auch wenn es nur 15 CHF waren. 3.12.2006 Ilha de Mocambique Früh stehe ich auf, kaufe Tee und Brötchen im Markt und gehe zur Zitadelle. Diese datiert aus dem 17. Jhdt, die Kapelle, das älteste Gebäude auf afrikanischem Boden sogar aus dem 16. Jahrhundert. Beim Eingang kommt jemand auf mich zu und will 50 Mt. Eintritt von mir. Ich sage, dass ich ein Billet will oder nicht bezahle. Wie ich rausgehe, will er immer noch seine 50 Mt. Und ich immer noch eine Quittung. Wie ich gerade gehen will, kommt der wirkliche Wächter und gibt mir auch problemlos ein Billet. Zum Dank dafür, dass ich nicht an den Gauner bezahlt habe, öffnet er die Kapelle für mich, die in viel besserem Zustand wie der Rest ist und Gräber portugiesischer Edler enthält. Das Internetcafé ist online, aber erlaubt wegen der Virenverseuchung keine Interaktivität mehr, so dass ich meine Mails zwar lesen, nicht aber beantworten kann. Das Mittagessen kaufe ich auf dem Markt. Zwei Stunden später werde ich von den beiden Guards dazu eingeladen, an ihrem Essen von Pap und Meeresfrüchten teilzunehmen. Am Abend droht Regen, so dass ich das Zelt versorge, denn ich will nicht mit einem nassen Zelt abreisen. 4.12.2006 Ilha de Mocambique-Nampula Als ich um 4 Uhr morgens zum Taxistandplatz kam, war schon viel los. Der ´Tanzaniano´ war so gestossen voll, dass ich 4 Std in eine unmögliche Stellung gequetscht war und fast einen Krampf bekam. Als ich im ´Parque´ einbuchte, traf ich Lewis wieder, den ich bereits in Ilha kennengelernt hatte. Wir kauften die Zugbillete und ich ging nachher einkaufen. Als ein Taschendieb seine Hand in meine Tasche steckt, will ich ihn packen, aber rennt davon. 5.12.2006 Nampula-Cuamba Louis und ich gehen rechtzeitig zum Bahnhof und finden zu unserer Ueberraschung Platz in einem Abteil der zweiten Klasse. Dann strömen die Leute in den Zug, mit viel Gepäck und noch mehr Kindern. Erst als der Zug komplett voll ist, verstehen wir, was die Buchstaben auf unseren Billeten bedeuten: Wir sind einem bestimmten Abteil zugeteilt und können nicht dort bleiben, wo wir sind. Wir müssen in ein anderes Abteil, aber leider hat dort schon jemand seinen gesamten Haushalt hineingestellt und 8 Personen und 5 Kindern sind auch bereits da. Als ich ihn frage, ob er Tickets für dieses Abteil hat, stellt sich heraus, dass diese für andere Abteile sind. Er wechselt zwar das Abteil, lässt aber sein Gepäck zurück. Die Frau neben uns kommt mit ihren Kindern nicht klar, sie schreien, werfen ihr Essen herum und kacken überall hin. Ich kann nicht im Abteil bleiben. Im vollgepackten Gang treffe ich Ignatius, ein Malawier von Liwonde, der von Pater Felix aus Kachebere erzogen wurde, was für ein Zufall, denn Pater Felix hat mich vor 20 Jahren in Lilongwe aufgelesen und mich auf der Missionstation wieder aufgepäppelt. Wir essen im Speisewagen, wo die meisten entweder betrunken auf dem Tisch liegen oder daran arbeiten, es auch so weit zu bringen. Der Zug hat Mühe bei den Steigungen, aber er schafft es wider Erwarten doch noch nach Cuamba. Da es schon dunkel und die Grenze schon geschlossen ist, übernachten wir in der Pensao S. Miguel. Es gibt weder Strom noch Wasser. Ein furchtbares Gewitter tobt über Cuamba, während wir froh sind, im Trockenen zu sitzen und zu essen und zu trinken.
Malawi 6.12.2006 Cuamba-Monkey Bay Früh am Morgen wache ich auf mit Magenkrämpfen: Lebensmittelvergiftung! Ich habe Durchfall. Trotzdem steigen Louis und ich ins 05:00 Chapa nach Manyanga. Es braucht weitere zwei Stunden, bis es voll ist, ausser der offiziellen Ladung Reis wird ein ganzer Haushalt mit Doppelbett, 30 Erwachsene und 6 Kinder geladen. Die Fahrt ist langsam und die Sonne brennt heiss. Die 70 km Fahrt dauert 4 Stunden. Als eine Feder bricht, scheint das den Fahrer nicht allzu beeindrucken. Wir werden am Markt ausgeladen und müssen die restlichen 5 km zur Grenze Von Malawi laufen. Die Formalitäten sind kein Problem und wir finden rasch einen eferwagen nach Mangochi. Was das Chapa zu langsam war ist dieser zu schnell und so sind wir innert 40 Minuten in Mangochi, wo wir in den Bus nach Monkey Bay einsteigen. Der Bus ist wahnsinnig heiss, aber fährt einfach nicht ab. Ich kann fast nicht atmen. Endlich wird mitgeteilt, dass die Kupplung gebrochen sei, aber keine Rückerstattung des Billets erfolge. Ich werde -8-
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wütend, denn unser Geld ist knapp. Schliesslich zahlen sie das Fahrgeld doch zurück und klemmen uns in einen Minibus, mit dem Rucksack auf den Knien. Als wir in Monkey Bay, ankommen, ist es schon dunkel. Ein Guide will uns zum Venice Beach Resthouse, bringen, aber nach 40 Minuten herumlaufen ohne näher zu kommen breche ich die Übung ab. Wir kehren nach Monkey Bay zurück und buchen ins Hakuna Matata Backpackers ein. Ein guter Entscheid, denn es ist unter südafrikanischem Management, preiswert und offeriert sogar Mahlzeiten. 7.12.2006 Monkey Bay Wir fahren nach Cape Maclear. Aus dem winzigen Fischerdorf ist eine Siedlung mit unzähligen Touristenunterkünften und rund 10´000 Einwohnern geworden. Mr. Steve ist nicht da, er ist an einer Beerdigung. 8.12.2006 Monkey Bay-Salima Um 10:00 gehen wir an Bord der Ilala. Es war gut, kein teures Erstklassbillet zu kaufen, da es kein Problem ist, zur ersten Klasse für ein Schwätzchen hochzulaufen. In Chipoka werde ich mit dem Dinghy an Land gebracht. Die Wellen schütteln die Nussschale ganz schön durch. Ich laufe ein paar km zur Hauptstrasse, wo ich sofort einen Minibus nach Salima finde. In Salima buche ich ins WW Chakwera Resthouse bei der Busstation ein. 9.12.2006 Salima-Lilongwe Ich nehme einen Minibus nach Lilongwe. Er braucht lange, kommt erst um 09:00 Uhr an. 11.12.2006 Lilongwe Ein langweiliger Sonntag in Lilongwe. Alles ist geschlossen. Aus lauter Langeweile ziehe ich in den Lilongwe Golf Club um, wo ich das Zelt aufstelle. Kaum habe ich es aufgestellt, fängt es an zu donnern. Es regnet aber auch in der Nacht nie, dafür lassen mich laute Discomusik und Moskitos nicht schlafen. 12.12.2006 Lilongwe-Blantyre Ich versuche, Home Affairs in Randburg anzurufen, ob mein Pass fertig sei. Das Telefonbüro ist geschlossen, weil sie am Zügeln sind. Die Postoffice wird bestreikt. Alle anderen Telefonbüros versuchen mir Airtime fürs Handy zu verkaufen, haben aber kein Festnetz. Schliesslich versuche ich nochmals das Telefonbüro und sie erlauben mir, den Anruf zu machen, obwohl sie am Zügeln sind. Kein Glück, Randburg nimmt nicht ab. Ich komme am Mittag zurück und komme durch. Der Pass wird immer noch „gedruckt“. Sinnlos, weiter zu versuchen. Ich besteige einen Minibus nach Blantyre. Als der Bus an einem Markt anhält, kaufe ich ein hartes Ei und zahle dafür. Bevor ich es nehmen kann, schnappt eine Bettlerin es sich und rennt damit davon. Um 19:00 kommen wir an. Ich checke in „Doogles“ ein.
Zimbabwe 13.12.2006 Blantyre-Harare Bus von Blantyre to Harare, ich treffe Shinya, ein Japanischer Rucksacktourist und Simon Tete, ein zimbabwischer Geschäftsmann im Bus. Simon lädt uns für den kommenden Tag zu sich ein. 14.12.2006 Harare Shinya und ich schauen uns die Stadt an. Im Gegensatz zu Johannesburg ist Harare überhaupt nicht verlottert und sieht immer noch sehr gepflegt und sauber aus. Es gibt keine Trottoirverkäufer und alle Häuser scheinen unterhalten zu werden. Es wurden sogar ein paar neue Gebäude gebaut. Die Zimbabwer scheinen mit der Hyperinflation zu Rande zu kommen und alles scheint erhältlich zu sein, wenngleich teuer. Am Nachmittag lädt uns Simon zum Mittagessen ein und dann zu seinem Haus, wo wir einen Video anschauen und etwas essen. Er bringt uns sogar zu unserer Unterkunft zurück. 15.12.2006 Harare-Masvingo-Harare Früh am Morgen nehme ich ein Taxi zum Busbahnhof, wo ich einen Bus nach Masvingo erwische. Während der Busfahrt geht es mir immer schlechter, bis meine Eingeweide zu blubbern anfangen. Durchfall! Ich frage den Busfahrer, ob er anhalten könne und erledige mein Geschäft schnell. Als ich zurück im Bus bin, will mich ein Polizist, der zufällig mitreist, wegen „öffentlichen Aergernisses“ anklagen. Ich erkläre ihm, dass ich es nicht absichtlich gemacht hätte. In Masvingo muss ich für eine Stunde warten, bis der Minibus zu Great Zimbabwe abfährt. Von wo er mich ablädt, sind es noch etwa 20 Minuten zu laufen zu Great Zimbabwe. Der Eintritt ist 15 USD, nur in Devisen zahlbar. Die Ruinen sind sensationell, besonders die Bergfestung. Als ich zur Hauptstrasse zurückkomme, nimmt mich ein Polizist bis nach Masvingo mit. Aber leider gibt es keine Busse nach Harare mehr. Für zwei Stunden versuche ich erfolglos zu autostoppen. Dann klettere ich mit vier anderen, deren Bus in Masvingo den Geist aufgab, in einen Armeeleichenwagen. Die Fahrt ist langsam. 20km ausserhalb Harare stoppt der Fahrer und verlangt 1000 Zim$ (USD 0.4) mehr als vereinbart. Wir zahlen, verlangen dafür aber, dass er uns im Stadtzentrum ablädt, von wo ich ein Taxi zum Resthouse nehme. Ich teile das Zimmer mit ein paar netten jungen Zimbabwern. 16.12.2006 Harare Heute hätte ich nach Lusaka reisen sollen, aber da ich meinen Durchfall auskurieren muss werde ich für einen zusätzlichen Tag in Harare bleiben, auch weil es mir hier gut gefällt.
Sambia 17.12.2006 Harare-Lusaka Mit dem Minibus nach Mbare und von dort mit dem Zupco Bus nach Lusaka. Drei Stunden Aufenthalt an der Grenze, weil die Händler einen Preis für das Schmuggeln ihrer Waren aushandeln müssen. 100km vor Lusaka meutern die Passagiere gegen den Fahrstil des Fahrers. Nach einer halben Stunden Aufenthalt einigen sie sich und es geht weiter. In Lusaka checke ich im Chachacha Resthouse ein.
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18.12.2006 Lusaka Lusaka ist irrsinnig teuer, obwohl es jetzt wieder freie Marktwirtschaft gibt. Ich weiss nicht, wie die Zambier damit zurechtkommen, wenn sie nicht wahnsinnig viel verdienen. Ich kaufe ein Billet für die Tazara. Völlig überraschend und toll ist, dass Zambia nicht mehr so von Kriminalität geplagt wird. Während ich früher mitten auf der Cairo Street in Lusaka ausgeraubt wurde, erscheint dies heute undenkbar. Die Zambier sind nett und helfen einem sehr, den Aufenthalt angenehm zu gestalten. 19.12.2006 Lusaka-Kapiri Mposhi Um 4 Uhr aufgewacht. Kein Wasser, der Guard muss erst die Pumpe einschalten. Taxi zum Busbahnhof. Busticket gekauft. Der Kondukteur will 20000 Kwacha für mein Gepäck, ich verlange eine Quittung. Da er mir diese verweigert, zahle ich auch nicht. Predigt vor Abfahrt des Buses, das ist innovativ, die Leute können nicht fortrennen. Ankunft in Kapiri Mposhi um 09:00. Taxi, geteilt mit Mwaka und ihrer Mutter auf MzunguArt (Mzungu=abschätziger Ausdruck für Weisser), ich zahle 5/6 dafür, zum Bahnhof. Ich fühle mich nicht gut, lege mich hin, schlafe. T-Bone-Steak zum Mittagessen. Zug fährt um 16:00 ab. Wir sind nur zwei im Abteil. Die Grippe plagt mich.
Tansania 20.12.2006 Kapiri Mposhi-Mbeya Heute geht es etwas besser. Tee zum Frühstück, Kekse vom Bahnsteig. Grenzübertritt ist problemlos. Es regnet immer wieder. Um 16:00 Uhr komme ich in Mbeya an. Mit dem Minibus fahre ich ins Stadtzentrum. Ein bärtiger Typ namens John haftet sich an meine Fersen und verkauft mir für 17000 Tsh ein Busticket nach Sumbawanga. Noah hilft mir rührend, tanzanisches Geld zu wechseln, aber alle Versuche mit Plastikkärtchen scheitern. Da alle Resthouses voll sind muss ich in einem ganz neuen, teuren, einchecken, kriege dafür aber ein Zimmer mit Bad und WC. Ich muss eine Einladung Noahs bei zu Abend zu essen ablehnen, da ich früh ins Bett muss. Ich fühle mich krank. 21.12.2006 Mbeya-Kasanga Um 04:00 klingelt der Wecker. Ich bin um 04:30 Uhr wie vereinbart am Busbahnhof. Dort wartet schon der bärtige John auf mich, der mir mitteilt, dass er mich kurzfristig auf einen anderen Bus habe umdisponieren müssen. Er gibt mir ein Ticket von Sumby Bus lines, bei dem als Preis 19000 Tsh eingetragen sind. Ich steige in den Bus ein, er fährt los Richtung Tunduma. Als es hell wird erkenne ich, dass die 1 neben der 9 mit einem anderen Kugelschreiber eingetragen ist, John hat mich um 8000 Tsh. betrogen. Nach Tunduma fängt eine miserable Schlammpiste an. Nach kaum 10 km bricht das hintere rechte Federlager weg und die Hinterachse verschiebt sich. Es ist aber ohne Weiteres zu sehen, dass das Auge der Feder schon lange abgebrochen ist und das Federpaket nur noch lose aufliegt. Erstaunlich schnell wird das repariert - die Mannschaft scheint mit diesem Problem vertraut zu sein. Die Fahrt geht wegen der ausserordentlich schlechten Schlammpiste, die nur vor und nach Brücken etwas Hartbelag aufweist, nur langsam weiter. Es regnet ununterbrochen. Ich fühle mich scheusslich. Erst um 16:00 Uhr kommen wir in Sumbawanga an. Werde ich noch rechtzeitig für das Schiff in Kasanga ankommen? Ich suche sofort einen Bus nach Kasanga. Trotz der späten Stunde finde ich einen, den Lulu-Express. Erst muss ich noch einem ungefragten und lästigen Helfer ein saftiges Trinkgeld geben, nur damit er abschwirrt, was mich ärgert. Ich habe nur einen Stehplatz. Die Strasse ist scheusslich, doch zumindest regnet es nicht. Nach vier Stunden kommen wir in Matai an. Ich rechne mit vier weiteren Stunden nach Kasanga. In einem vollständig unbeleuchteten Restaurant kaufe ich Huhn und Reis, das ich auf meinem soeben ergatterten Sitzplatz verzehre. Kommentare im Bus über alles was ich mache: Mzungu isst Reis, Mzungu nagt Hühnerbein ab, Mzungu trinkt Wasser, Mzungu furzt. Kurz nach Matai bricht das hintere linke Federlager, d.h. der ungesicherte Bolzen fliegt raus. Grosse Verwirrung, eine Stunde lang wird lediglich mit ratlosem Hämmern Präsenz markiert. Wie es dunkel wird kommt meine batterielose Taschenlampe zum Zuge, und da traue ich mir vorzuschlagen, ein Rohr als Hebel einzusetzen. Erst Heiterkeit, dass der Mzungu etwas vorschlägt und Kopschütteln über seine soeben offenbarte Dummheit. Als alles andere nichts hilft, fragt mich Hassan, der Fahrer, wie ich denn das gemeint habe und nach kurzer Zeit ist die Feder wieder an ihrem Ort. Die Fahrt geht wegen dem einsetzenden Regen, der die Strasse in einen Bach verwandelt, nur im Schrittempo weiter. Nach zwei Stunden sind wir nur rund 20 Km weitergekommen. Der Bolzen löst sich - mangels Sicherung nochmals, aber diesmal geht die Reparatur zügig. 22.12.2006 Kasanga Um drei Uhr morgens fährt der Bus in einen Strassengraben, der inzwischen zum Wildbach geworden ist. Alle Versuche, den Bus freizubekommen scheitern, insbesondere als der Fahrer so ungeschickt agiert, dass der Bus noch schräger und tiefer in den Schlick rutscht. Um sechs Uhr finde ich, dass es genug ist und laufe los. Um sieben Uhr komme ich in Kasanga an. Ich treffe einen Jungen, Gody, der mich unbedingt zum Schiffssteg führen will. Kann ihn nicht mehr abschütteln. Ich lade ihn zum Tee ein, was ihm aber nicht reicht. Als Entschädigung für seine Dienste, die ich absolut nicht gebraucht hätte, will er meine batterielose Taschenlampe oder meine Brille. Ich sage nein, da versucht er meine Taschenlampe zu klauen, was ich noch rechtzeitig bemerke. Es regnet in Strömen. Als das Schiff, die Liemba endlich kommt, springe ich auf, muss aber feststellen, dass sie auf ihrem Weg herunter ist und noch in Mpulungu anlegen wird. In Mpulungu kriege ich eine Kabine, die aber direkt bei der Laderampe liegt. Ich lege die 52 USD in mein Portemonnaie und will die Passage zahlen gehen als mir drei kleine Jungen das Portemonnaie aus dem Sack stehlen. Ich renne ihnen nach, einer von der Mannschaft durchsucht den grössten, aber das Portemonnaie hat er schon weitergegeben. Rund 80 USD und 10000 Tsh sind futsch. Der Zeitpunkt war genial, sonst war ja gar nichts drin.
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25.12.2006 Kigoma Ankunft in Kigoma. Versuch, die Affen in Katonga zu finden scheitert. Am Abend kommt EmManuel, der mich auf der Strasse angesprochen hatte, und bietet eine geführte Tour zu den Affen an. Er will Geld, ich will nicht einfach so bezahlen. OK sagt er, gehen wir zum Projektleiter. Auf einmal braucht es ein Taxi, das 4000 Tsh. kostet, dann ist niemand da und das Taxi kostet auf einmal 7000 Tsh. für 4km. Ich zahle, weil ich sonst nicht mehr rauskomme. 26.12.2006 Kigoma Der Taxichauffeur hat offenbar mit seinem Husarenstückchen geprahlt. Wie ich den Minibus nach Ujiji nehme, erzählt der Schaffner allen genüsslich, wie man mich gestern abend ausgenommen hat, was von schallendem Gelächter quittiert wird. Zu mir sagt er „easy come easy go“. Ich hätte ihm in die Fresse hauen können, aber ich sage nichts. In Ujiji besuche ich das Livingstone-Denkmal. Dann nehme ich ein Dalla-Dalla nach Katonga, von wo ich nach Kigoma zurück wandere. 27.12.2006 Kigoma-Dodoma Der Zug fährt mit fünf Stunden Abfahrtsverspätung ab, weil die Lok defekt ist. Die Wagen sind völlig verlottert und haben sicher schon lange keine Wartung mehr gesehen. Nach acht Uhr abends wechsle ich das Abteil, weil ich vom Schaffner ein Ticket bis nach Dodoma kaufen konnte. Ich bin froh, denn die Strasse zwischen Tabora und Dodoma sieht schlimm aus. 28.12.2006 Kigoma-Dodoma Tee zum Frühstück im Speisewagen. Als ich auf die Toilette muss, spickt meine Brille, auf einmal weg, schlägt zweimal auf und spickt dann zielgenau ins Sch..loch der Toilette, von wo sie aufs Geleise fällt. Schock! Wie ich ins Abteil zurückkomme, kriecht auf einmal ein Papagei unter dem Sitzbank hervor. Ich habe keine Halluzinationen, ein Fahrgast hat das Tier in einer viel zu kleinen Schachtel transportiert und der intelligente Vogel hat sich daraus befreien können. In Dodoma im Saxon Resthouse untergekommen. Seit meinem letzten Besuch ist Dodoma viel attraktiver geworden. Es hat ein grosses fast ganz autofreies Einkaufsgebiet erhalten. 29.12.2006 Dodoma-Dar-Es-Salaam Nach einer rasanten und angenehmen Busfahrt auf der ausgezeichneten Teerstrasse von Dodoma nach Dar-Es-Salaam bin ich im „Pop In Hotel“ untergekommen, wobei Hotel eine masslose Uebertreibung ist. Ich bestelle eine neue Brille, die am Dienstag fertig sein wird. Gottseidank hatte ich das Rezept gescannt auf meinem USB-Stick! 30.12.2006 Dar-Es-Salaam Ein Tag lang ausruhen in Dar-Es-Salaam 31.12.2006 Dar-Es-Salaam-Bagamoyo Als ich zum Fährenterminal nach Zanzibar komme, heisst es, dass die Billete für die 12:30 Uhr Fähre ausverkauft seien, weil es ein Feiertag ist. Weil ich mich langweile, enschliesse ich mich, nach Bagamoyo zu fahren, wo ich eine Dhow nach Zanzibar nehmen werde. Ich fahre mit Dalla-Dalla nach Mwenge und dann nach Bagamoyo. In Bagamoyo verlaufe ich mich erst mal. Dann richte ich mich im „Pop Juice“ Resthouse ein, das sehr billig und sauber ist. Ich besichtige die Festung, Stone Town und die Karavanserei. Als ich Fisch esse, verfängt sich eine Fischgräte im Hals, aber ich kann sie mit einem Finger lösen. Zum Abendessen gehe ich zurück zum Fischmarkt, wo ich mit den Jungen plaudere und gebratene kleine Fische esse, die lecker sind. Abdul, der mir versprochen hat, eine überfahrt nach Zanzibar zu organisieren, kommt nicht zur vereinbarten Zeit, aber das macht nichts, denn in der Zwischenzeit habe ich die Abfahrtszeiten, Preise und Modi der Dhows erfahren. 1.1.2007 Bagamoyo Ich verlasse das Resthouse etwa um 5 Uhr morgens. Als ich zu einem besonders dunklen Teil von Stone Town, beim „Blockhaus“ komme, werde ich von zwei Personen gepackt, die „Gimme Money“ sagen. Einer von ihnen droht mit einem ca. 40 cm langen Messer. Ich versuche mein Rucksäckli mit allen meinen Wertsachen zu verteidigen, aber sie reissen daran, schütteln mich und stossen mich schlussendlich um, schneiden mit dem Messer die Riemen durch und nehmen mir den Rucksack ab. Es hat ziemlich viele Zuschauer, die nichts unternehmen, sogar den Räubern helfen, mich festzuhalten. Verloren sind die Kamera mit allen meinen Fotos, meine beiden Handys und mein Geld (ich habe jetzt nur noch etwa 8000 Tsh. [USD 6]), aber auch alle meine Reisedokoumente, Pässe, südafrikanisches ID Book, Impfbüchlein, einfach alles. Die Polizei sagt, dass es mein eigener Fehler gewesen sei, denn Bagamoyo sei als gefährlich bekannt. Das ist überhaupt nicht wahr. Sie weigern sich, den Fall zu untersuchen. Ich vermute, sie wissen genau, wer es getan hat. Zwei Tour guides, Peter Junior und Kenny, kümmern sich rührend um mich, Kenny laedt mich sogar zu sich nach Hause zum Mittagessen ein. Eine Hotelbesitzerin, Helen, gibt mir 10000 Tsh um nach DSM zurückzukommen. In einem anderen Hotel darf ich das Internet benutzen, um meine Karten zu stornieren. Peter Junior findet bald heraus, wer es getan hat, weil es unterdessen bereits Dorfgespräch ist. Er konnte den Kerl aber nicht erwischen und wird es wohl nie können. Die Leute von Bagamoyo sind nämlich sehr zynisch über den Vorfall, sie sind der Ansicht, dass einem Mzungu diese Behandlung gebühre. 2.1.2007 Bagamoyo-Dar-Es-Salaam I kehre am Morgen nach DSM zurück. Die Schweizer Botschaft ist leider geschlossen. Die südafrikanische Botschaft will nicht helfen, sie wollen vorab Fotos, für die ich gar kein Geld habe. Mit Helens Geld kann ich in einem Internetcafé Kopien von Pass und Kaufquittung der Travellers Checks von meinem Reserve USB-Stick drucken. Damit kann ich ein paar Travellers Checks einlösen, zwar zu einem miserablen Kurs. Jetzt habe ich wieder Geld. Ich verwende das Geld, um meine neue Brille abzuholen. Sie ist super gemacht. Dann kann ich endlich wieder anständig essen. Aber der Vorfall lässt mich zum zweiten Mal keinen Schlaf finden. 3.1.2007 Dar-Es-Salaam Um 8 Uhr in der Früh läute ich bei der Schweizer Botschaft, wo man mich äusserst freundlich - 11 -
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empfängt und sofort und problemlos und ohne Wenn und Aber Hilfe anbietet. Ich werde also einen neuen Pass kriegen und eine neue ID. Ich darf auch die Botschaft als Briefadresse angeben. Somit kann ich die schlimmsten Probleme lösen. Sheryl schreibt aus Südafrika, dass die zuständige Person für mein Impfbüchlein in den Ferien sei, was meine Abreise aus DSM mindestens um eine Woche verzögert. Ich fahre nach Bagamoyo und organisiere eine Suchexpedition nach Lugoba, wo die beiden Räuber leben. 5.1.2007 Dar-Es-Salaam Ein langweiliger Tag in DSM, ein wenig in die Läden geschaut, ob mein Handy oder meine Kamera bereits zum Verkauf stehen. 6.1.2007 Dar-Es-Salaam-Bagamoyo-Dar-Es-Salaam Nach Bagamoyo gereist. Meine Suchexpedition war erfolglos. Myriam, die Frau, die ich nach Lugoba geschickt habe, sagt dass die beiden Räuber Lunte gerochen haben und nach DSM geflohen sind, wo sie sich in einem Resthouse verstecken sollen. Mittagessen mit Kenny, einem sehr freundlichen Tour Guide, der sich rührend um mich gekümmert hat. 7.1.2007 Dar-Es-Salaam Kaufe eine – gebraucht aus Europa importierte - Jacke, um die gestohlene zu ersetzen. 9.1.2007 Dar-Es-Salaam Ein neuer südafrikanischer Pass und ein Impfbüchlein kommen per DHL von meiner Schwägerin Sheryl aus JHB an. 10.1.2007 Dar-Es-Salaam Ich helfe Mell, einem 71 Jahre alten Amerikaner, Englischprüfungen am English Fountain College abzunehmen, was mir 3500 Tsh. einbringt. Am Nachmittag verputze ich die, indem ich mir ein Paar gebrauchte Hosen kaufen, weil mir die anderen viel zu weit geworden sind. Nachdem ich feststellen musste, dass die Gurtenschlaufen fehlten, musste ich noch Material kaufen und solche annähen lassen. Die Hosen sind jetzt wirklich Klasse. Am Abend meldet sich eine Grippe an. 11.1.2007 Dar-Es-Salaam Die Grippe hat mich voll im Griff, es geht mir scheusslich. 14.1.2007 Dar-Es-Salaam Am Morgen ein grosses Disput mit den Receptionisten des Hotels. Sie haben meine Zahlungen der vergangenen Tage, als ich krank war, zwar entgegengenommen, aber auf keiner Liste eingetragen. Ich will nicht nochmals zahlen. Wie in Afrika üblich, wird der Hauptdisput einfach verschoben. Ich fühle mich immer noch sehr krank, darum nehme ich ein Dalla-dalla nach Mwenge, wo ich mein Blut auf Malaria testen lasse, obwohl eine laufende Nase und Halsweh nicht gerade typisch ist für Malaria. Keine Malaria festgestellt. 15.1.2007 Dar-Es-Salaam Heute muss ich mich vor dem tanzanischen Einwanderungsbüro erniedrigen. Nachdem ich einen Brief, warum ich einen neuen Eingangsstempel im Pass brauche, an den Minister geschrieben habe, muss ich ein Formular ausfüllen, den originalen Polizeirapport abgeben und eine Kopie des Passes. Nach zwei Stunden Warten wird mir endlich ein neuer Eingangsstempel gemacht. Dann gehe ich zu DHL, wo ich endlich das Paket mit der Ersatzkamera von meinem Bruder entgegennehmen kann, welches seit Freitag dort war aber mir wegen dem öffentlichen Feiertag nicht ausgehändigt wurde. Es geht mir immer noch sehr schlecht, aber ich werde morgen früh nach Arusha weiterreisen. 16.1.2007 Dar-Es-Salaam-Moshi Frühmorgens stehe ich auf und finde ein Dalla-dalla zur Ubungo Bus Station, wo ich knapp einen „Buffalo“ Bus nach Moshi erwische. Nach einer sehr komfortablen Fahrt (der Bus hat gute Sitze) erreichen wir Moshi um 15:00 Uhr, wo ein lokaler Guide mich ohne Probleme zum Haria Palace Resthouse bringt. Ich kriege ein schönes Zimmer für die Nacht. Ich fühle mich immer noch ein wenig krank.
Kenia 17.1.2007 Moshi-Nairobi Um 06:00 Uhr morgens kommt Teru, dann gehen wir zur Busstation, wo es zu meiner grossen Enttäuschung nur ein Dalla-Dalla nach Arusha gibt. Ein Guide lotst uns durch die Busstation von Arusha und führt uns zu einem verlotterten Bus. Die Zeit reicht noch gut für ein Frühstück. Erst um 09:30 Uhr fährt der Bus mit einer schwarzen Rauchwolke ab. Um 11:00 Uhr kommen wir in Namanga an, wo wir den Aus-Stempel holen. Schlepper führen uns zu einem Wechselbüro, wo allerdings mit einem präparierten Rechner gearbeitet wird: Er rechnet jeweils 25% zu wenig aus. Ich protestiere, als ich es merke. Es gibt einen Riesenkrach, aber ich kriege die Differenz von 500 Ksh. nachbezahlt. Teru ist ebenfalls beschissen worden. Wir essen am Grenzposten, aber der Bus fährt und fährt nicht ab. Erst um 14:00 Uhr geht es weiter. Ich kriege einen Hustenanfall und Atemnot, weil Feinstaub aus dem Auspuff durchs offene Fenster ins Wageninnere gelangt. Erst um 17:00 Uhr kommen wir in Nairobi an, wo wir ein Taxi zum Backpackers nehmen. Mein Husten verschwindet mit dem Schrott-Bus. Nachtessen mit Ludwig aus Ingolstadt im Restaurant nebenan. 18.1.2007 Nairobi Am Morgen zur äthiopischen Botschaft gegangen, Visaantrag gestellt. Mit Teru in die Stadt, Geld abgehoben. Zurück zur äthiopischen Botschaft, Visum abgeholt. Zum Yaya-Center gleaufen, Geldgürtel und Batterien gekauft. Zurück zum Backpackers, dann zu Easy-Coach, aber die haben keinen Bus nach Nanyuki. Ich soll nach Eastleigh. Mit dem Matatu Nr. 9 nach Eastleigh gefahren. Eastleigh ist ein grauenhafter, apokalyptischer Dump mitten in der Stadt. Schlussendlich die Busse in den Norden gefunden. Zurück in die Stadt, früh zu Bett. - 12 -
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19.1.2007 Nairobi-Isiolo Eigentlich wollte ich heute zur sudanesischen Botschaft gehen. Frühmorgens Kleider gewaschen. Dann wird mir gesagt: Sinnlos, es werden hier keine Visa erteilt. Also nasse Kleider eingepackt, Matatu in die Stadt genommen. Eine nette Kenyanerin hilft mir, den Bus zu finden. Mit dem Minibus in Richtung Isiolo losgefahren. In einem steilen Strassenstück bleibt er stehen: überhitzt. Wir warten, endlich geht es weiter. In Karatina verpasst der Fahrer erstmals die Busstation und muss zurückfahren. Ein schmieriger Typ versucht mein Schiebefenster von aussen zu öffnen. Ich halte dagegen. Bei einer Tankstelle werden wir dann in einen Ersatzminibus gepackt, dabei erleidet mein Rucksack einen wüsten Riss. Als wir endlich in Nanyuki ankommen, werde ich zwar problemlos auf den Isiolo-Minibus gelassen, muss jedoch nochmals 80 Ksh. bezahlen, angeblich für den Rucksack, was natürlich eine Mzungu-Taxe ist. In Isiolo angekommen, checke ich im Jamhuri-Resthouse ein. Ich gehe schnell essen und kauf ein paar Bananen zum Stopfen. Der Schlepper für den Transport kommt sich vorstellen. 20.1.2007 Isiolo-Bubisa Um 4:00 Uhr kommt der Schlepper und klopft Alarm: Die Lastwagen nach Moyale sind da. Schnell ziehe ich mich an und gehe zusammen mit dem Watchman und dem Schlepper zum Hauptplatz, wo ich noch schnell etwas Wasser kaufe. Dann muss ich 3000 Ksh. bezahlen - viel zu viel, wie mir später gesagt wird - und kann in die Kabine eines modernen Mitsubishi-Lastwagens einsteigen. Allerdings auf die Schlafpritsche, denn die Sitze sind schon belegt. Die Fahrt geht 10km, dann rutscht die eine Feder weg. Die Reparatur dauert fast zwei Stunden. Die Strasse ist miserabel, Wellblechpiste, Sand und grobe Steine wechseln sich ab. Nach der letzten Regenzeit wurde die Strasse nicht instandgestellt, so dass allenweilen noch tiefe Furchen vorhanden sind. Wir sehen Zebras, Rallen, Vogelstrausse mit blauen Hälsen, Duiker und Hasen. Es gibt praktisch keinen Verkehr, vereinzelt mal ein anderer weisser Fuso oder ein Landrover von Polizei oder Militär. Wir überholen einmal einen französischen Unimog. Bereits um 10:00 Uhr morgens halten wir in einem Dorf, wo ich mir schnell einen Teller „Wali Nyama“ gönne. Das Federpaket wird nochmals gerichtet. Wir warten. Dann geht es weiter. Erst um 6:00 Uhr abends kommen wir in Marsabit an. Es erstaunt sehr, an diesem vollkommen abgelegenen Ort eine Stadt mit zwei Tankstellen, vielen Läden und mehreren Hotels zu finden. Wir fahren weiter, an einem riesigen Vulkankrater vorbei. Halt in Bubisa, wo wir Tee trinken. Wir fahren bis um Mitternacht weiter. Dann halten wir bei einer Herberge und können uns sechs Stunden köstlichen Schlaf gönnen. Mit Abdi, dem Fahrer, habe ich mich unterdessen angefreundet, so dass ich in seinem Raum übernachten kann. 21.1.2007 Bubisa-Moyale Um 06:00 Uhr fahren wir weiter, die Piste wird immer steiniger und holpriger, aber wir fahren jetzt auch viel schneller, bis zu 60km/h schnell. Zum Frühstück machen wir Pause in einem Restaurant, wo es Tee und Omeletten gibt - wunderbar. Dann geht es durch immer grüneres und dichter besiedeltes Gebiet weiter. Die ersten Strommasten erscheinen, es geht ganz steil bergauf und dann sind wir auch schon in kenyanisch Moyale. Ich verabschiede mich, packe meinen Rucksack und gehe zur Grenze. Beim Grenzübergang treffe ich Frank Blume, der von Deutschland hierher geradelt ist. Da er kein englisch spricht, übersetze ich für ihn. Wir wechseln schnell gegenseitig unser Geld, dann laufe ich zur äthiopischen Grenze, wo der Zoll um 11:45 Uhr bereits zur Mittagspause geschlossen wurde. Es wird noch rasch mein Gepäck durchsucht, dann laufe ich zur Busstation, wo man mir sagt, dass der Bus morgens um 11 Uhr abfahre. Im Hotel Abreham checke ich um 10 Birr ein und kriege ein schönes Zimmer. Das WC ist aber grässlich. In einem Restaurant nehme ich ein echt äthiopisches Mittagessen ein. Ich gehe zum Zoll zurück und lasse den Pass stempeln. Das Nachtessen ist dann Kohl mit der gleichen, inzwischen etwas sauren Omelette, „Injera“ genannt.
Aethiopien 22.1.2007 Moyale-Hagere Maryam Als ich aufwache, ist es kurz vor sieben Uhr. Ich mache mich bereit und gehe zur Busstation. Doch der Bus nach Shashemene ist bereits weg. Es war nämlich 11 Uhr Swahilizeit, d.h. fünf Uhr unsere Zeit, als er abgefahren ist. Ich gehe zurück zum Hotel, wo immer noch der kleine blaue Bus parkt. Er fahre bis Hagere Maryam. Das ist auch gut. Ich springe auf und los geht's in dem fast leeren, aber schwer beladenen Bus. Für das Morgenessen machen wir einen langen Halt in Mega, dann ein weiterer langer Halt, dann ein weiterer langer Halt für das Mittagessen. Für mich wird ein Topf mit Lammfleisch für 10 Birr bestellt - delikat. Leider fährt der Bus schon los, bevor ich ganz aufgegessen habe. Es geht weiter durch immer grünere Landschaften, sogar durch schöne Nadelwälder. Hagere Maryam liegt am Fusse eines bewaldeten Hügels. Es ist eine geschäftige Stadt mit vielen Läden. Ich quartiere mich im Dawa Hotel ein, wo mach erst 30 Birr will, sich dann aber mit 20 Birr zufrieden gibt. Immer noch viel für das wenig schöne Zimmer mit wie üblich bestialischem WC. Beim Nachtessen werde ich beschissen: Als ich frage, was es koste, heisst es 10 Birr, beim einkassieren sind es auf einmal 20 Birr. Alles diskutieren nützt nichts, ich muss die 20 Birr bezahlen. Bis Mitternacht stört lauter Discolärm. 23.1.2007 Hagere Maryam-Addis Abeba Um 05:20 Uhr auf den Busbahnhof gegangen. Der direkte Bus nach Addis Abeba steht schon da. Eingestiegen, Rucksack verstaut. Um 06:30 Uhr geht es los. Beim Frühstückshalt spendiert mein Fahrgenosse eine Suppe. Danach geht es weiter. Mittagessen nach Shashemene. Ich kriege Gemüse und Brot, köstlich! Um 06:00 Uhr abends kommen wir in Addis Abeba an und geraten mitten in den Stossverkehr. Ich nehme ein Taxi zum Baro Hotel. Zum Nachtessen Spaghetti Bolognese, was für ein Luxus! Danach ins Internetcafé. 24.1.2007 Addis Abeba Frühmorgens zur sudanesischen Botschaft gegangen. Um 09:30 Uhr öffnen die auch, ich erfahre - 13 -
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aber, dass ich einen Empfehlungsbrief der südafrikanischen Botschaft brauche. Ich gehe zum Tourist Office, wobei sich mir ein „Guide“ anschliesst und einfach immer mit läuft und sich nicht mehr abschütteln lässt. Als ich eine Karte kaufen will, sagt er, ich müsse ihm folgen. Schlussendlich landen wir auf einem Touristenmarkt, wo man für die Karte 200 Birr anstatt der immer noch völlig überteuerten 68 Birr will. Ich fahre ins Hotel zurück, wo ich zu meiner Freude erfahre, dass ich bleiben kann. Dann gehe ich zurück zum Tourist Office, wo ich nachfrage, wo die SA Botschaft liegt, und gehe zur SA Botschaft, wo man mir für das Empfehlungsschreiben die Fingerabdrücke nehmen muss. 25.1.2007 Addis Abeba Immer noch kein Strom. Zum Merkato gegangen: Verwinkelte Gassen, elende Wohnstellen. Letter of recommendation in der südafrikanischen Botschaft abgeholt, verlaufe mich aber beim Abholen des Briefes. Treffe im Baro Hotel Louis, mit dem ich in Malawi getrampt bin. 26.1.2007 Addis Abeba Zur sudanesischen Botschaft gegangen, Visa-Antrag gestellt. Busbillet nach Harar gekauft. Louis wird mitkommen. Langes Gespräch mit zwei Holländern, Neill und Sanna, welche mit einem Landrover unterwegs sind. 27.1.2007 Addis Abeba-Harar 04:45 Uhr mit dem Taxi losgefahren zur Busstation, Bus nach Harar bestiegen. Nach elf Stunden Fahrt in Harar angekommen. Treffe Craig und Karen im Tewodros Hotel. 28.1.2007 Harar Vom nach draussen übertragenen Gottesdienst der orthodoxen Kirche geweckt. Frühstück in der Konditorei. Wechseln ins Tourist Hotel, wo es ein (scheussliches) Doppelzimmer mit Wasser gibt. Laufen durch die Altstadt, wobei sich Louis als Führer ausgibt, so dass die einheimischen Guides mich in Ruhe lassen. Einmal werde ich für einen Russen gehalten, wonach ich nur noch russisch spreche. In einem verwinkelten Teil der Altstadt verlangt ein Typ ultimativ Geld von mir, als ich nicht bezahle, versperrt er mir den Weg und will meine Taschen durchsuchen. Ich drücke ihn von mir weg und laufe weg. Ohne Louis wäre die Sache schief gegangen. Zum Mittagessen Fleisch und Injera. Am Abend zum Hyänenmann. Er füttert die Hyänen täglich, gegen gute Bezahlung. Auch ich darf die Hyänen füttern. Danach in ein Restaurant, wo wir das Abendessen einnehmen. Discolärm bis 02:45 Uhr lässt mich nicht schlafen. 29.1.2007 Harar Ausstellung „Pictures of New York“ besucht (!). Um die Stadtmauer herumgelaufen. Museum besucht, wir bezahlen erst das Eintrittsgeld, dann wird uns erklärt, dass das Museum jetzt schliesse und wir es verlassen müssten. Louis bleibt einfach und fängt an, viele Fragen zu stellen, bis der Kurator geholt wird. Louis erklärt, warum er nicht einfach rausgehen will - der Kurator hat grosses Verständnis und erklärt uns die Bauweise der Harar-Häuser im Detail. Danach Recycling-Markt, Nachtessen mit Karen und Craig. 30.1.2007 Harar-Addis Abeba Um fünf Uhr früh zum Bus, der ist schon ziemlich voll. Mittagessen mit Fastenkost, welche sehr schmackhaft ist. Viele Polizeikontrollen mit z.T. rüden Durchsuchungsmethoden - Kleider werden in den Dreck geschmissen - verlängern die Busreise. Kommen nach 19:00 Uhr in Addis an. Minibus zur Piazza, wo alle anständigen Hotels voll sind, wegen der Konferenz der afrikanischen Einheit. Müssen im scheusslichen Hotel „Abrehams“ übernachten. 31.1.2007 Addis Abeba Um ein Uhr morgens wache ich mit Magenschmerzen auf. Durchfall! Ich hätte mir keinen schlimmeren Ort aussuchen können. Das WC ist weit entfernt und scheusslich. Der Durchfall wird immer schlimmer. Um 06:00 Uhr nehme ich Tabletten. Um acht Uhr laufe ich mit meinem Rucksack ins Baro Hotel wo man mir unter diesen Umständen sofort ein Zimmer gibt. Keinen Moment zu früh, den ganzen Morgen verbringe ich auf der Toilette. Um 13:00 Uhr kommt Louis und bringt mir Wasser Wasser, Zucker und Salz. Der Durchfall nimmt ab. Ich lese viel. 1.2.2007 Addis Abeba Gehe zum Internetcafé, aber es gibt keine Verbindung. Zur ägyptischen Botschaft, Visum beantragt. Bananen und Brot zum Mittagessen. Die iranische Botschaft sagt am Telefon, dass das Visum mindestens zwei Wochen benötige. Vielleicht sollte ich es in Kairo versuchen. 2.2.2007 Addis Abeba Treffe einen Schweizer, Thomas Lämmli, er ist Ersatzoberrichter in Schaffhausen. Aegyptisches Visum abgeholt - gratis! 3.2.2007 Addis Abeba Krank, Malariatest negativ. 4.2.2007 Addis Abeba Mit Victor Kolozsi, einem Ungaren, zur Kiddo-Michael-Kirche in Yeka gefahren und mit einem Guide zur Washa-Mikael-Kirche gelaufen, die in den Felsen gehauen, leider aber von italienischen Bomben zerstört worden ist. Es geht mir schlecht. 5.2.2007 Addis Abeba Das sudanesische Visum immer noch nicht erhalten. Zur südafrikanischen Botschaft gefahren und Empfehlungsschreiben für die Botschaften von Iran und Pakistan bestellt. Da es mir immer noch schlecht geht, zur Klinik gefahren, Diagnose Amöbenruhr. Ich kriege Medikamente. Zurück zur südafrikanischen Botschaft, Empfehlungsschreiben abgeholt und der iranischen Botschaft gebracht. Abendessen mit Thomas Lämmli im Oroscopo. 6.2.2007 Addis Abeba In der Nacht schlimmer Durchfall. Das sudanesische Visum ist nicht da, die Iraner wollen mich nochmals sehen. Treffe Günther, der mit dem Velo von Zürich hierhin gefahren ist.
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7.2.2007 Addis Abeba Krank. Mit Victor zur iranischen Botschaft. 8.2.2007 Addis Abeba Mit Thomas ins National Museum. 9.2.2007 Addis Abeba Schlimmer Rückfall. Dr. Negash ist nicht da. Analyse bei Arsho Labs, kaufe Bactrium, was aber nicht besser wirkt wie Daprim. 10.2.2007 Addis Abeba Kaufe Schokolade, denn die Behandlung mit 6x2 Tinidazol und 12x2 Deprim hilft nicht. 11.2.2007 Addis Abeba Ich faste. Es geht mir schlecht. 12.2.2007 Addis Abeba Zweiter Fastentag. 13.2.2007 Addis Abeba Dr. Negash sagt, dass ich wieder reisefähig sei. Ich esse Haferbrei zum Zmorgen, Reis zum Mittagessen und Spaghetti(!!) zum Nachtessen mit James und Louis. 14.2.2007 Addis Abeba Ich kaufe ein Busticket nach Lalibela. Morgen geht es los. 15.2.2007 Addis Ababa-Dessie Mit dem Taxi zum Busbahnhof. Man kann nicht hineinfahren, auf der Fahrbahn liegt ein toter Bettler. Ich treffe Yannes, ein deutscher Rucksacktourist. Der Bus fährt mit einer Stunde Verspätung ab. Schmierige Spaghetti zum Mittagessen. Um 17 Uhr sind wir in Kumbulcha, ich kriege Magenschmerzen, Durchfall meldet sich an. Die Strasse nach Dessie ist eine schlechte Naturstrasse in einem Bergsturzgebiet, plötzlich ist man oben und sieht die moderne Stadt Dessie (135000 E.). Mit Yannes in der Omega Pension eingecheckt. Trotz Durchfall kann ich schlafen. Lalibela, die auf 2'500 Meter über dem Meeresspiegel gelegene zweitheiligste Stadt Äthiopiens, war für die äthiopischorthodoxen Christen das neue Jerusalem, als Jerusalem von den Muslimen erobert wurde. Während der Herrschaft von Sankt Gebre Mesqel Lalibela (12./13 Jh.), in dessen Auftrag der spektakuläre Komplex von elf Kirchen in den Felsen gehauen wurde, war der Name der Stadt noch Roha. Viele Orte haben biblischen Namen, auch der kleine Bach trägt den Namen des Flusses Jordan. Lalibela war vom 12. bis zum 13. Jahrhundert Hauptstadt von Äthiopien. Der erste Europäer, der die Kirchen gesehen hat, war der portugiesische Entdecker Pêro da Covilhã (1460 - 1526). (Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Lalibela) Der Autor Graham Hancock ist der Auffassung, dass Lalibela viel älter als bisher angenommen ist. Gemäss einer neueren Studie eines britischen Archäologen seien drei der Kirchen 500 Jahre früher als bisher angenommen in den Fels gehauen wurden, und zwar als Befestigungsanlagen oder sonstige Strukturen des Aksumitischen Reiches. (Quelle: http://www.grahamhancock.com/news/index.php?node=4952) 16.2.2007 Dessie-Lalibela Der Bus fährt um 06:00 Uhr ab. Ich esse nur Biskuits. Um 12 Uhr kommen wir in Woldia an. Dann geht es Berghängen entlang steil aufwärts, es öffnet sich ein weiteres Tal, wo es nochmals bergauf geht. Auf der Hochebene ist alles besiedelt, der Grund scheint jedoch etwas karg zu sein. Schlussendlich fahren wir von der Hochebene runter und überqueren einen wüstenähnlichen Talboden, bevor wird auf der anderen Seite wieder hochfahren. Um 20:00 Uhr komme ich völlig erschöpft an und quartiere mich im Asheten Hotel ein. 17.2.2007 Lalibela Um 7 Uhr kommt der Guide, rascher Aufstieg zur Asheten Maryam und Asheten Mikael Kirche. Die beiden Kirchen sind jedoch nicht eindrücklich, die versprochene Zeremonie ist bereits vorbei. Der Guide will mir noch eine weitere Kirche „verkaufen“, aber ich will lieber auf den Markt gehen. Dieser ist wahnsinnig eng gepackt, man findet Salz aus Danakil und aus dem Meer, Teff für Injera, Esel, Honig und vieles mehr. Besuche Bet Gyorgis, Bet Meskel, Bet Maryam, Bet Danaghil, Bet Mikael/Golgotha/Selassie Chapel, Tomb of Adam, Bet Medhane Alem, Bet Gebriel und Rufael, Bet Merkurios, Bet Ammanuel, Bet Abba Libanos. Die Kirchen sind alle in den soliden Fels gehauen, zum Teil mit 30m tiefen Gräben rundherum. Abendessen mit Danny, einem China-Amerikaner aus LA im Magenagna Hotel. 18.2.2007 Lalibela Frühstück in einem Caf,é, dann in den Gottesdienst in der Bet Medhane Alem Kirche gegangen. Das Lalibela-Kreuz aus 7kg Gold gesehen, die südwestliche Gruppe von Kirchen und Bet Gyorgis nochmals angeschaut. Abendessen mit Ronan und Neill, zwei irischen Touristen. Treffe Victor, den Ungaren im Restaurant. 19.2.2007 Lalibela-Mekele Um fünf Uhr zur Busstation. Die teure Platzreservation war ihr Geld wert, der Bus war proppenvoll und ich habe den besten Platz. Ein Aeffchen springt mir auf den Schoss und will mich nicht mehr loslassen. Ich gebe den protestierenden Affen seinem Besitzer zurück. Die Fahrt ist wunderschön. In Woldia habe ich ein Riesenschwein: Der Bus nach Mekele steht schon da. Sogar einen trockenen Platz für meinen Rucksack hat es. Es regnet während der Fahrt über die Hochebenen, aber Mekele liegt im abendlichen Sonnenschein. Im Vergleich zu Addis ist es viel sauberer und besser gebaut. Beim Nachtessen treffe ich Meles und Rahel, zwei moderne Aethiopier. 20.2.2007 Mekele Zum Derg Bombing Monument, dann zum Revolutionsdenkmal, das eine Kugel auf einem ca. 30m hohen eleganten Ständer darstellt. Im Museum findet eine Gewerbeausstellung statt, die ich besuche. Eindrücklich sind die vollständig angepassten Projekte der deutschen GTZ. Das Beste am Museum sind die draussen abgestellten Fahrzeuge. Tibbs (Fleisch) zum Mittagessen, trotz Fastenzeit. Dann zum Markt. Magenkrämpfe und Durchfall lassen - 15 -
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mich zurück zum Hotel eilen. 21.2.2007 Mekele-Adigrat Etwa um 7 Uhr zur Busstation, um 8 Uhr bin ich in Wukro, deponiere den Rucksack im Tourist Office, schaue mir erst die Felsenkirche „Cherkos“ an, dann erwische ich gleich einen Bus nach Teka Tesfay, wo ich mir einen 16jährigen Buben mit Namen Mulu als Guide schnappe. Später kommt dann noch Abreham dazu, der jeweils die Schlüssel für die Felsenkirchen holt. Ich schaue mir erst Petros und Paulos, dann Mikael Milhaizengi und zuletzt Medhane Alem Kisho an. Petros und Paulos wird soeben etwas lieblos renoviert - eher umgebaut - was schade ist, aber wohl unumgänglich, weil die Kirchen noch benutzt werden. Mikael Milhaizengi steht im Schatten von Medhane Alem, das in seiner Grösse, Aufmachung und Ausarbeitung an Lalibela erinnert. Mittagessen - Brot und Rührei - in Teka Tesfay, dann Minibus zurück nach Wukro, Rucksack geschnappt und auf den Bus nach Adigrat. Der Fahrer bietet mir den Frontsitz an - super! Die Fahrt ist wunderschön, die Berge erinnern an den Tafelberg. Stopp in Freweyn und Konfusion, als ein Minibushalter das Gerücht verbreitet, unser Bus würde mangels Passagieren schon hier umdrehen. Der Schuss geht hinten raus, als der Chauffeur wiederkommt und alle Fahrgäste zurückkehren. In Adigrat quartiere ich mich für 20 Birr im Tana-Hotel ein, das einen sehr guten Eindruck macht. Stadtbummel, langer Schwatz mit den Schulkindern beim Fussballstadion. Die Holy Saviour Catholic Cathedral bestaunt. Nachtessen im AmazonRestaurant, dann nochmals langer Schwatz. 22.2.2007 Adigrat-Debre Damo Der Bus verlässt den Busbahnhof erst gegen 7 Uhr. Nach einer Stunde Fahrt auf holpriger Naturstrasse - die Chinesen sind daran, sie neu zu bauen, überall sieht man rote Steyr-Lastwagen und XCMC Baumaschinen - stehe ich an der Abzweigung mit dem Schild „Debre Damo 11 km“. Ich fange an zu laufen, überall verfolgen mich Kinder und rufen „gimme, gimme“ oder „gimme Birr“ oder „gimme pen“. Auf etwa halber Strecke kommt ein Militär-UAZ und nimmt mich bis zum Armee-Stützpunkt, der direkt an der Grenze zu Eritrea liegt, mit. Ich muss noch rund eine Stunde in der gleissenden Sonne laufen. Dem Mädchen, das mit seinem 20kg-Sack Teff auf dem Rücken neben mir läuft scheint es nichts auszumachen, während ich das Gewicht meines High-Tech Rucksackes massiv spüre. Am Einstiegspunkt, wo man 15m über Vulkanfelsen senkrecht heraufklettern muss, angekommen, bin ich so ausgepumpt, dass ich erst mal 2lt. Wasser trinke und den Rucksack heraufholen lasse. Dieser wird über die scharfen Vulkanfelsen geschleift, was ihn vielerorts durchscheuert. Erst nach einer halben Stunde bich ich zum Aufstieg mittels geflochtenem Lederseil, pro-forma Hüftgurt (ein 80-jähriger Mönch sichert einem...) und den Zehen in den Poren des Lavagesteins bereit. Auf halbem Weg muss ich auf einem Felsvorsprung ganz kurz ausruhen, ich bin noch zu dehydriert. Endlich bin ich oben, wo das Seil viel zu weit unten endet und man sich über von unten nicht sichbare Griffmulden hochziehen muss. Endlich oben, muss ich erst Eintritt bezahlen, dann wird mir die Kirche gezeigt. Zwei Buben erhoffen sich ein Trinkgeld und heften sich an meine Fersen. Ich werde bei einem Mönch - Gebrezemikael einquartiert. Dann gehe ich in den Gottesdienst, der von 12:00 bis 15:00 Uhr dauert, meist monotone Gesänge im Allerheiligsten (das dabei geschlossen bleibt), etwas Bimmeln und Weihräuchern, zweimal kurz Bibellesen, am Schluss wird die Kirche in prächtigen Gewändern dreimal umrundet. Danach laufe ich durch die Mönchsstadt - 80 Mönche, meist noch sehr jung, sollen hier leben - und werden von einem Mönch zum Injera-Essen (Injera = äthiopische Nationalspeise, saurer Getreidefladen aus Teff) eingeladen, dazu schenkt er selbstgebrautes Sorghumbier aus. Beim weiteren Spazieren treffe ich John, ein Mönch der ausgezeichnet englisch spricht. Mit ihm schwatze ich bis zum Sonnenuntergang. Zurück bei Gebrezemikael kriege ich noch ein Nachtessen - Injera mit Honig und Gewürzsauce. Er zeigt mir noch, wo man sein „Geschäft“ erledigt - auf dem Rand des Berges, weil es hier keine Toiletten gibt. Wir sehen die Lichter von Adigrat, Bizet und Enticho in der Ferne. Ich habe etwas Mühe mit dem Einschlafen, in meinem Magen rumort es. 23.2.2007 Debre Damo-Enticho Um 05:30 Uhr stehe ich auf, aber mein Mönch ist noch im Gottesdienst, der um 02:00 Uhr begonnen hat. Ich packe meine Sachen und warte auf ihn. Er kommt zwar rasch zurück, geht aber gleich wieder. Stören kann ich ihn nicht, aber ich muss rechtzeitig gehen, da sonst die Sonne zu heiss scheint. Um 06:45 Uhr lege ich ihm halt 20 Birr und die offenbar sehr gefragte leere Wasserflasche hin und gehe. Ich habe grosse Angst vor dem Abstieg über das Lederseil. Schlussendlich erfolgt dieser aber völlig problemlos, weil ich jetzt die Fusshalte schon etwas kenne. Erleichtert komme ich unten an, schnappe mir meinen Rucksack und laufe Richtung Strasse. Da dürfe man nicht durch, meint ein Junge und weist mich auf einen 20m entfernten Weg. Dafür will er allerdings viel Geld von mir und mit den üblichen 1 Birr ist er überhaupt nicht zufrieden. Ich laufe diesen Weg entlang, der in einem steilen Berghang ohne ersichtliche Fortsetzung endet. Ich kämpfe mich durch scharfkantiges Lavagestein den Hang hinunter und lande schlussendlich wieder auf der Strasse, genau bei der Furt. Nach insgesamt zweieinhalb Stunden zügigem Laufen, trotz Rucksack, erreiche ich die Hauptstrasse, wo ich in einem Laden vorerst mal Pepsi und Guetsli1 kaufe. Bald kann ich einen Isuzu-Lastwagen anhalten, der mich bis Enticho mitnimmt. Dort steige ich aus, obwohl ich noch nicht in Yeha bin, denn ich muss erstmals Wasser kaufen und etwas essen. Dann quartiere ich mich im „Debre Damo Hotel“ ein und lasse meinen Rucksack im Zimmer. Nur mit Kamera und halbvoller Wasserflasche mache ich mich auf den Weg und finde sofort einen Bus, der in Richtung Adwa fährt. Allerdings hat der Kondukteur keine Ahnung, wo Yeha liegt. Die Fahrgäste erklären es ihm. Von der Abzweigung laufe ich noch 5km, komme an einem kürzlich
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verunglückten Minibus vorbei und gelange nach Yeha, wo ich erstmals die 50 Birr Eintritt bezahle und die eigentümliche Sammlung von Gegenständen des „Museums“ präsentiert kriege. Dann schaue ich mir den Tempel an, dessen fugenlos geschichteten Sandsteinblöcke eindrücklich sind. Es hat zu meiner Ueberraschung eine Mikwe, was u.U. auf eine jüdische Herkunft deuten könnte. Frohgemut laufe ich zurück zur Strasse, wo ich sofort einen Bus zurück nach Enticho finde. Einer der Fahrgäste bietet mir seinen Platz an. In Enticho laufe ich noch etwas durch die Stadt. Totaler Stromausfall in Enticho, es gibt nur Kerzenlicht. Zum Abendessen esse ich das lokale Gericht „Tegamino“ (Injera mit Bohnen und viel Knoblauch). Als sich der Kellner weigert, mir das korrekte Wechselgeld herauszugeben, kommt der Besitzer und gibt mir die Differenz. Er heisst Abreham und wohnt in Orlando, Florida, wo er tagsüber in Disneyworld arbeitet und nachtsüber Taxi fährt. Da ich noch nicht satt bin, gehe ich nochmals ins „Segen“ Restaurant, wo ich das einzig verfügbare Menu, Fastenkost, esse. Langer Schwatz mit den Gästen. Aksum, auf 2'130 m Höhe am nördlichen Ende von Äthiopiens Tigray Provinz gelegen, war einst das Zentrum der Aksumitischen Königreiche. Nach ihrer Blütezeit um das Jahr Null kam der Zerfall nach dem siebten Jahrhundert, als arabische Händler die Handelswege streitig machten. Schliesslich wurde Aksum von seinen wichtigsten Märkten in Alexandria, Byzanz und Südeuropa abgeschnitten. Die Menschen von Aksum mussten gen Süden ziehen, ihre Zivilisation geriet in Vergessenheit. Bis zum Ende des 10. Jahrhunderts war das Königreich verschwunden. Die Stadt litt unter dem Zusammenbruch des Reiches und wurde schliesslich verlassen, bis sie als religiöses Zentrum wieder an Bedeutung gewann. Aksum blieb der Ort, an dem die äthiopischen Könige gekrönt wurden, bis zur Zeit des letzten Kaisers Haile Selassie im 20. Jahrhundert. Heute erzählen die Ruinen von Aksums ehemaliger Pracht. Die am besten erhaltene Stelen finden sich im nördlichen Stelenpark: Wahrzeichen ist die Stele von König Ezana (20,6 Meter hoch, 2,65 Meter breit, 1.18 m tief, Gewicht von 160 Tonnen). Die große Stele (33 Meter hoch, 3,84 Meter breit, 2.35 m tief, Gewicht von 520 Tonnen) soll bereits während des Baus umgefallen und zerbrochen sein. Eine weitere Stele (24,6 Meter hoch, 2,32 Meter breit, 1.36 m tief, Gewicht von 170 Tonnen) wurde von der italienischen Armee im Jahr 1937 in drei Teile zerlegt und nach Rom geschickt. Sie wurde 2005 an Äthiopien zurückgegeben und am 31. Juli 2008 wieder aufgestellt. Es gibt drei weitere kleinere Stelen. Der Zweck der Stelen ist nicht ganz klar, doch wird allgemein angenommen, dass es sich dabei um Grabsteine handle. Die weitaus primitiveren Judith Stelen im Westen der Stadt, sind von Gräbern aus dem vierten Jahrhundert umgeben. Abgesehen von den Stelen bietet Aksum einige Sehenswürdigkeiten: Die Heilige Maria von Zion Kirche, erbaut 1665, die angeblich die Bundeslade enthalten soll, das archäologische und das ethnographische Museum, den Ezana Stein mit Inschriften auf Sabaisch, Ge'ez und Altgriechisch, ähnlich dem Rosetta Stein; das Grab von König Bazen, das Bad der Königin von Saba, ein historisches Wasserbecken; die Paläste von Ta'akha Maryam (4. Jh.) und Dungur (6. Jh.), die Klöster von Abba Pentalewon und Abba Liqanos und die Felszeichnung der Löwin von Gonedra. Im Jahre 1980 wurden die archäologischen Stätten von Aksum von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. (Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Aksum) 24.2.2007 Enticho-Aksum Als ich um 6 Uhr aufstehe, muss ich erst den Schlüssel zur Dusche und eine Flasche Wasser organisieren. Aus dem Hahn kommt hier schon lange nichts mehr. Danach gehe ich zum Busstop, wo der Bus schon wartet. Ich verzichte auf das Frühstück im Segen-Restaurant und springe hinein. Den Fahrpreis deale ich auf die offiziellen 15 Birr herunter. Leider fährt der Bus nur bis Adwa. Dort werde ich in einen völlig leeren Bus nach Shire bugsiert. Erst nach eineinhalb Stunden fährt er ab. Es ist 11:30 Uhr, wie ich in Aksum ankomme. Dafür werde ich direkt vor dem Kaleb-Hotel abgesetzt, wo ich ein passables Zimmer beziehe. Dann gehe ich ganz schnell ins vom Lonely Planet empfohlene Tsega-Restaurant essen - verkochte Makkaroni zum Ferengi-Preis. Dann gehe ich zum Tourist Office, wo ich um 11:55 Uhr ankomme und das Eintrittsbillet für die Stelen kaufe. Das Tourist Office ist schwierig zu finden, es ist in einem Nebengebäude einer verfallenen Villa untergebracht und natürlich gibt es keinerlei Hinweisschilder, wohl damit die Guides etwas dazuverdienen können. Ich besichtige das nördliche Stelenfeld, wobei besonders die Handwerkskunst der Ezana Stele und die exakte Bauweise des „Grabes der falschen Tür“ beeindrucken. Dann laufe ich zu den Grabstätten der Könige Kaleb und Gebre Meskel, wobei letztere viel besser gearbeitet ist. Auf dem Rückweg warte ich bei König Ezanas Schrifttafel in einem nahegelegenen Restaurant, bis die Türe geoffnet wird. Dann laufe ich zurück zum nördlichen Stelenfeld, aber das Mausoleum und die Grabstätte der Backsteinmauern sind beide noch nicht geöffnet, weil sie offenbar nicht mehr öffentlich zugänglich sind. Dann sehe ich mir noch das Archäologische Museum an. Drinnen muss ich absitzen, zu viel Sonne erwischt. Ich kehre rasch ins Hotel zurück. Wegen dem vielen Trinken muss ich in der Nacht dauernd aufstehen, zudem stört Discolärm bis Mitternacht. 25.2.2007 Aksum-Shire Frühmorgens mit dem Minibus zur „Löwin von Gonedra“ gefahren. Ein Junge zeigt mir - gegen ein paar Birr - gerne den Steinbruch mit der unfertigen Stele und die „Löwin von Gonedra“. Hier soll der Erzengel Gabriel mit einer Löwin gekämpft haben und sie schlussendlich an den Felsen geschleudert haben, worauf ein Abdruck im Felsen entstand. Die auf dem Felsen vorhandene Zeichnung ist allerdings wenig lebensecht... Danach finde ich sofort einen Minibus zum Palast der Königin von Saba - eindrücklich der Thronsaal mit der Showtreppe - und das Königin-Judith-Stelenfeld. Die Qualität dieser Stelen ist schlecht, ausser einer zerbrochenen Stele, wohl die von Judith selbst, sind alle Stelen wenig bearbeitet. Zurück in die Stadt, Frühstück in einem Cafe, der Kuchen ist scheusslich, der Kaffee gut. Dann noch Ezana Park besucht, wo eine weitere mehrsprachige Schrifttafel von König Ezana steht. Das Grab von Bazen ist leider geschlossen, ich kann mich auch nicht reinschmuggeln. Die beiden St. Maryam von Zion Kirchen und das Gebäude, das die Bundeslade enthalten soll würden 60 Birr Eintritt kosten. Da ich mich eh nur für die - 17 -
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Bundeslade interessiere und das Gebäude stets verschlossen ist, schaue ich mir das Gebäude von aussen an. Erstaunlicherweise wird das toleriert. Dann gehe ich zurück ins Hotel, packe meine Sachen und versuche Transport nach Shire zu finden. Gar nicht so einfach, die Busse sind alle voll und die Lastwagen wollen das Doppelte des üblichen Preises von 15 Birr. Nach einer Stunde kann ich in einem leeren Isuzu mitfahren, die Fahrt ist flott und angenehm. In Shire checke ich im Jerusalem-Hotel ein, der dreckigste Joint, den ich je gesehen habe, selbst in den Zimmern klebt der Schafsmist am Boden, obwohl es ein Neubau ist. Ich esse im Shire-Restaurant, das super gut und billig ist, keine Ferengi (amh. für Fremde)-Preise! Ich gehe auf den Hügel „Enda Selassie“, auf dem zwei Kirchen stehen. Der Guard will zwei Birr von mir, öffnet die Kirche aber dann doch nicht, er hat gar keine Schlüssel. Danach durch die Stadt gelaufen. Ein junger Künstler bedruckt T-Shirts mit Schablonen, so dass sie wie echte Chelsea-Fanartikel aussehen. Im Hotel lange mit ein paar Burschen gesessen und geplaudert. Den Markt besucht. Danach bin ich von einem der Burschen in eine zwielichtige Spelunke, wo Tera (Sorghumbier) ausgeschenkt wird, bugsiert worden. Dann nochmals ins Shire-Restaurant, wo ich trotz Fastenzeit Leberli mit Brot kriege - ein Festmahl. Da es im Hotel kein Wasser hat, Afrikanische Dusche. 26.2.2007 Shire-Zarema Der Tag kündigt sich mit Magenschmerzen und Gas an - die Leberli waren wohl keine gute Idee. Punkt fünf Uhr stehe ich vor der Busstation, die aber geschlossen bleibt. Erst um 06:30 Uhr wird sie geöffnet, warum wurde mir dann gesagt, um fünf Uhr da zu sein? Ein unheimlicher Rush zu den Bussen, doch mein Bus, die Nummer 4066, wird gar nicht aufgeschlossen. Auf einmal drängen sich alle in einen kleineren Bus daneben, ich mit. Der 4066 fahre heute nicht, erfahre ich, ich müsse 20 Birr draufzahlen und mit dem kleineren Bus fahren. Nach kurzer Zeit ein weiterer Rush zurück zum 4066. Von dort ein Rush zu einem gleich grossen Bus, in dem ich sogar den Frontsitz ergattern kann. Ich lasse noch meinen Rucksack auf den Gepäckträger heben, da bricht ein weiterer Rush zurück zum 4066 los. Ich muss den Rucksack wieder herunter holen lassen - natürlich kostenpflichtig - und auf dem 4066 verstauen. Um 8 Uhr, mit zwei Stunden Verspätung, fahren wir ab. Kurz darauf verabschiedet sich der äussere rechte Hinterreifen mit einem lauten Knall. Der Fahrer fährt einfach weiter. Um 11:00 Uhr Halt zum Wasser nachfüllen - der Bus braucht rund 25l Wasser auf 100km. Die Mannschaft muss tief in eine Schlucht klettern, um die Kanister zu füllen. Ich stelle mit Entsetzen fest, dass sich das Profil beider Vorderreifen ablöst, beim linken sogar der Stahlgürtel bereits durchgefahren ist. Am liebsten hätte ich meinen Rucksack vom Gepäckträger genommen und den Bus verlassen, aber hier im Niemandsland, ohne Wasser? Ich steige wieder ein und stehe Todesängste aus, denn es hat viele enge Nadelkurven. Wenn hier ein Vorderreifen platzt, fällt der Bus mehrere hundert Meter senkrecht in die Tiefe. In Adi Arkay, 65km vor Debark, wird das Problem teilweise gelöst: Die zwei guten Hinterreifen werden auf die Vorderachse montiert. Doch es geht nicht weiter, der rechte Reifen hat ein Leck, muss wieder demontiert und der Schlauch geflickt werden. Unterdessen ist es 18:00 Uhr. Die Fahrt geht im Schrittempo über enge Nadelkehren weiter. Um 21:00 Uhr kommen wir in Zarema an. Ich bin stinksauer, denn wir sind nur eine Ortschaft von meinem Ziel Debark entfernt. Ich hole den Rucksack vom Gepäckträger runter, aber bis ich den habe, sind alle Betten besetzt. Irgendwie kann mir Birhane, ein mitreisender pensionierter Lehrer, doch noch ein Bett organisieren, für das ich ihm sehr dankbar bin. Birhane wurde während der Derg-Zeit zu Unrecht der Mitgliedschaft in der TPLF (Tigre Peoples Liberation Front) verdächtig und vier Jahre lang in einem berüchtigten Gefängnis in Addis eingesperrt. 27.2.2007 Zarema-Debark Um 05:30 Uhr weckt mich Birhane, schleunigst ziehe ich mich an und packe meine Sachen. Der Bus steht schon bereit. Los gehts, aber schon nach kurzer Zeit kocht der Motor. Es wird Wasser nachgefüllt. Dann im Schrittempo weiter. Insgesamt muss noch dreimal Wasser nachgeschüttet werden. Die Strasse ist mit spitzen Steinen übersät. Die Landschaft ist grossartig: Stumpfe und spitze Berge, Hochebenen und tiefe Täler. Eigentlich muss ich froh sein, hier bei Tageslicht durchzukommen! Auf einmal beginnt grüner Wald, wo vorher die Hänge Steppe waren. Birhane sagt mir, dass in seiner Jugend alle Hänge grün bewachsen waren, mit wogenden Getreidefeldern im Talboden und breiten Flüssen - heute sind diese nur noch Rinnsale. Um 10:00 Uhr kommen wir in Debark an, wo ich mich im Simen Park Hotel einquartiere. Endlich Dusche und Toilette! Ich treffe Mark, ein Hornist, der in Kalifornien geboren wurde und in England lebt. Mit dem Tourist Office mache ich ab, dass ich bis 17:00 Uhr warte, bis ich das „Simien Mountain Trekking“ fest buche, da ich mich bis dann einer sich allfällig bildenden Gruppe anschliessen kann. Mit einem Schlepper vom Hotel - Happy - kaufe ich Lebensmittel sowie einen Petrolkocher, zum doppelten oder dreifachen Preis. Zurück im Tourist Office wird mir gesagt, dass ich mit niemandem teilen könne, so muss ich morgen alleine losziehen. Ein Scout, Addis, wird mir vorgestellt und gleich wieder ausgetauscht gegen Messiah. Ich sage dem Beamten nochmals, dass ich im Lonely Planet gelesen hätte, dass Scout und Maultiertreiber stets zu wenig essen dabei hätten und ich nur für mich selbst eingekauft hätte. Er habe ihnen zu sagen, dass sie genügend Essen für sich selbst mitzunehmen hätten. Er sagt, das sei gar kein Problem, ich müsse nur mich selbst verpflegen. Ich treffe Barbara und Tina, zwei Deutsche, die ich im Tourist Office kennengelernt habe, wieder. Lange Plauderei, werde zum Nachtessen eingeladen. 28.2.2007 Debark Natürlich kommt der Scout nicht wie vereinbart um 06:00 Uhr, sondern erst eine Stunde später. Maultiertreiber und Scout haben viel zu wenig Essen dabei, wie ich beim ersten Stopp feststellen muss - 10 kleine Brote für 5 Tage - und das Maultier lahmt hinten rechts ein wenig. Der Aufstieg geht aber zügig vonstatten. Auf dem Weg sehen wir eine Herde Gelada-Paviane, ich laufe mitten hinein und mache Bilder, sehr zum Verdruss eines professionellen Kameramanns. Um ein Uhr kommen wir in Sankaber an. Ich will Mittagessen kochen und muss nach einer halben Stunde feststellen, dass die drei Abstandhalter des Petrolkochers wegkorrodiert sind. Ich unterlege Steine - 18 -
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und es beginnt sofort zu kochen. Der Spaghetti-Gemüse-Borschtsch ist sehr gut und genau das richtige für meinen ramponierten Magen. Eine Elster versucht, den Plastiksack mit den Broten des Scouts aufzupicken, ich verscheuche sie. Am Nachmittag kommen Jöy und Martina, ein irisches Pärchen und Simon, Engländer und Sharon, Amerikanerin. Wir diskutieren bis in die Nacht hinein. Ich stelle fest, dass mein Scout und mein Maultiertreiber kein Essen mehr haben und koche für sie. 1.3.2007 Debark Stehe auf, rolle das Zelt zusammen. Wir laufen von Sankaber Richtung Geech. Mittagessen an einem Bergbach. Jetzt, wo wir eine Gruppe von „Ferengi“ sind, macht es so richtig Spass, weil wir über Gott und die Welt diskutieren können. In Geech kaufe ich zwei Eier und koche Reis mit Gemüse und Ei. Es regnet und hagelt abwechslungsweise. Ich habe Angst, dass mein Zelt durchlöchert wird, aber es hält stand. Im Zelt muss ich feststellen, dass über meinen Rucksack Petrol ausgeleert worden ist, er stinkt fürchterlich. Mein Scout will meinen Reis nicht essen, weil Ei drin ist und ihm das während der Lent (Fastenzeit) untersagt ist. Umso besser, dann bleibt mehr für mich, ich putze den ganzen Rest weg. Von Simon kriege ich überdies ein Hühnerbein. Wir diskutieren bis in die Nacht hinein. Es ist eine eiskalte Nacht. 2.3.2007 Debark Sehr früh aufgestanden, Tee und Spaghetti - als Frühstück für mich, den Scout und den Maultiertreiber - gekocht. Ich wasche meinen Rucksack, damit der Petrolgestank etwas weniger schlimm wird. über den Grat zum Aussichtspunkt Imet Gogo gelaufen. Zurück zum Camp. Ich koche Essen. Der Maultiertreiber kommt mit einer fantastischen Story, das Maultier sei ihm davongelaufen (ja, das lahme!) und er habe ein Ersatzmaultier mieten müssen, deshalb müsse ich ihm jetzt 40 Birr zusätzlich bezahlen. Ich glaube ihm kein Wort. Eiskalte Nacht. 3.3.2007 Debark Das Zelt ist mit Eistropfen übersät. Ich stehe früh auf, mache mein Frühstück, rolle mein Zelt auf. Planänderung: Ich kehre nicht wie vorgesehen nach Sankaber zurück, weil mir Simon und Sharon einen Lift von Chenek nach Debark offeriert haben. Beim Mittagessen frisst mir ein Rabe aus der Hand. Auf dem Weg nach Chenek sehen wir eine Pavianfamilie. Ich gehe ganz nah dran, bis sie die Zähne fletschen. Die Nacht in Chenek ist sehr kalt. 4.3.2007 Debark Wieder Eis auf dem Zelt. Auf einen Aussichtspunkt, 4200m hoch, hochgelaufen. Auf dem Weg sehen wir Steinböcke (Ibex) und Paviane. Fast beim Gipfel hat es zu unserem Erstaunen einen grossen Markt. Wir laufen bis zum Aussichtspunkt hoch und haben einen Blick auf den Ras Dashen, Aethiopiens höchsten Berg. Dann wieder zurück nach Chenek, wo der Landcruiser von Simon und Sharon wartet. Jetzt entfaltet sich ein Drama: Es war ja geplant, dass der Landcruiser mir und meinem Scout Messiah einen Lift nach Debark geben würde. Weil der Wagen aber mit Handelswaren vollgepackt ist, weigert sich der Fahrer, uns mitzunehmen (obwohl es noch Platz hätte). Dies ärgert Sharon ungemein, denn sie ist es sich nicht gewohnt, dass jemand, den sie schlussendlich für seine Dienste bezahlt, diese nur im Minimalumfang erbringen will. Sie macht das zur Prinzipfrage und weigert sich jetzt auch, mitzufahren. Die Vermittlungstaktik des zufällig dort vorbeikommenden Chefs des Tourist Office ist miserabel: Er gibt dem renitenten Fahrer 100% recht und scheisst uns zusammen. Zudem verhindert er, dass sein Bus uns mitnimmt. Wir laufen rund 20km bis vor Sankaber, wo ein Landcruiser Pick-up uns (auf der Ladefläche) erst bis Sankaber mitnimmt, aufgrund der subtilen Verhandlungstaktik von Martina dann aber bereit ist, uns für 60 Birr pro Person bis nach Debark zurückzufahren. Die Strasse ist furchtbar holprig, ich kriege blaue Flecken, die noch wochenlang wehtun werden. Bierrunde und Nachtessen im Simen Park Hotel in Debark. Am Schluss noch ein Streit mit den lokalen Schleppern, die Joey und Martina für 250 Birr p.P. einen 4x4 Lift nach Aksum verkauft haben, nach meinem energischen Nachfragen aber zugeben müssen, dass es sich nur um einen Platz im Fahrerhaus eines Isuzu-Lastwagens handelt, der normalerweise eben nur 100 Birr kostet. 5.3.2007 Debark-Gondar Ich sehe die anderen nicht mehr, als ich um 06:15 Uhr zur Busstation laufe. Der Bus wartet allerdings noch eine Stunde, bis er völlig überfüllt abfährt. Um 11:00 Uhr kommen wir in Gondar an, wo ich für 60 Birr ein schönes Zimmer im Roman Hotel finde. Ich esse Mittagessen und treffe Pierre wieder, den ich schon in Harar getroffen habe. Dann gehe ich zur Royal Enclosure, die ich im Gegenuhrzeigersinn ablaufe. Die Royal Enclosure ist ursprünglich vom Kaiser Fasiladas angelegt worden. Die Eindrücke sind überwältigend, es ist unglaublich, welche Hochkultur da inmitten von Afrika bestanden hat. Die Paläste sind riesig und vom Stil her mit europäischen und indischen vergleichbar. Es muss ein unglaublicher Luxus geherrscht haben. Ich telefoniere der sudanesischen und der iranischen Botschaft, beide Visen sind noch nicht erteilt worden. Dann laufe ich zu Fasiladas Bad, eine riesige Badeanlage für mehrere hundert Personen mit olympischen Abmessungen, und dem daneben gelegenen Mausoleum von Zobel, dem Pferd von Iyasus, das diesen heldenhaft vom Sudan zurück nach Aethiopien getragen hat. Das Roman Hotel ist ziemlich laut, was aber durch das fantastisch gute Tibbs Wate (äth. Fleischspeise, dies während der Fastenzeit!) wieder gut gemacht wird. Gondar wurde von Kaiser Fasilides um das Jahr 1635 gegründet und wurde eine Agrar- und Marktstadt. Der Kaiser baute sieben Kirchen, davon Mikael Fit und Fit Abbo zur Beendung von lokalen Epidemien. Die fünf Kaiser nach ihm bauten ebenfalls ihre Paläste in der Stadt. 1668, als Ergebnis eines Kirchenkonzils, trennte der Kaiser Yohannes die Einwohner von Gondar nach Religion. Dies führte dazu, dass die Muslime in ein eigenes Viertel, Islamge oder Addis Alem, umziehen mussten. Während des siebzehnten Jahrhunderts wurde die Bevölkerung auf über 60'000 Einwohner geschätzt. Gondar war massgeblich an der Entwicklung einer amharischen Kultur beteiligt und wurde zu einem Symbol
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des nationalen Stolzes. Die Stadt war Hauptstadt Äthiopiens, bis Tewodros II die kaiserliche Hauptstadt 1855 nach Magadala verlegte. Gondar wurde oft geplündert und niedergebrannt, so in den Jahren 1864, 1866 und 1887 und im Jahr 1888, als die sudanesischen Invasoren fast alle Kirchen niederbrannten. Gondar wurde unter der italienischen Besatzung ab 1936 stark gefördert. Im November 1941 lieferten hier die italienischen Truppen ihren letzten Widerstand gegen die Briten (source: http://en.wikipedia.org/wiki/Gondar). 6.3.2007 Gondar-Bahir Dar Frühmorgens kaufe ich zwei Brote, esse Frühstück und laufe los Richtung Empress Mentewab's Kuskuam Complex. Ich laufe viel zu weit, weil es kein Hinweisschild gibt. Ein freundlicher Herr packt mich in einen Minibus und ich muss ziemlich weit zurückfahren. Von dort aus laufe ich noch einen Kilometer. Die Ruinen des von Kaiserin Mentewab, der Witwe Bokaffas, erbauten Palastkomplexes sind recht eindrücklich, auch wenn 1940 von den Engländern vieles unwiederbringlich zerstört worden ist. Ich werde auch zu dem Sarg mit den drei Skeletten von Iyasu II, Mentewab und Iyoas geführt. Mit dem Minibus zurück zur Piazza und mit etwas Umwegen zur Debre Berhan Selassie Kirche gelaufen. Es hat schöne Malereien, insbesondere die Decken und Bilder vom Teufel und von Muhammed mit einem Kamel, das vom Teufel geführt wird. Zurück zum Roman Hotel, wo ich noch einmal die fantastischen Tibbs Wate essen muss. Das Brot ging aus, da stand ich kurz vom Tisch auf und hole in der Bäckerei visa-vis welches, was den Kellner ärgert, denn er hätte schon noch Brot gehabt, er wollte es nur sparen. Mit einem Minibus nach Bahir Dar gefahren. Ferengi-Spielchen: Erst wollten sie 40 Birr, ich gab ihnen 30 Birr (was alle anderen bezahlt haben) und ich wurde etwas angemacht, aber schlussendlich haben sie es akzeptiert. In der Delot Pension, einem Neubau, für nur 20 Birr abgestiegen. Subar will mich morgen um 08:00 Uhr zur Bootsfahrt abholen. Lange und erfreuliche Diskussion mit Teshome, dem Eigentümer eines brandneuen chinesischen Velos mit Hilfsmotor, Strandbummel am Tanasee, Internetcafé, dann zurück zum Hotel. Mit Alex, Demes, Marya und Katya ins Tana Pastry Restaurant essen gegangen, wo wir fantastisch guten Fisch für sehr wenig Geld kriegen. Danach ins Ghion-Hotel eins trinken gegangen. 7.3.2007 Bahir Dar Subar kommt um 08:00 Uhr nicht. Ich warte bis 09:15 Uhr, dann gehe ich zum Schiffssteg und buche eine Schiffstour für 70 Birr. Wir fahren zum Inselkloster Kebran Gabriel, wo uns ein Mönch das Museum und die Kirche zeigt. Dann zu Entos Eyesu, wo wir sehen, wie Garn gesponnen und verarbeitet wird. Diese Inselchen sehen vom See aus völlig unbewohnt aus, dicht mit Kaffesträuchern und Papya bewaldet, man sieht die Gebäude erst, wenn man direkt vor ihnen steht. Dann zum Abfluss des blaün Nils und zur Debre Maryam Kirche, die leider nicht geöffnet wird. Zurück in Bahir Dar trägt mir ein Schlepper, Ababa, eine Busfahrt nach Tis Isat für 50 Birr an. Im Juice Cafe genehmige ich mir einen gemischten Fruchtsaft, dann zum Markt. Telefoniere mit der Iran-Botschaft, die mir ein Visa für morgen in Aussicht stellt. Ins Internetcafé, etwas Tagebuch getippt. In einem anderen Juice-Cafe zwei deutsche Radfahrer, die mit dem Liegerad von Berlin hierher gefahren sind, getroffen. Nachtessen mit Heike, Susanne, Katya und Alex. 8.3.2007 Bahir Dar Mit dem öffentlichen Bus über eine holprige Strasse nach Zege gefahren. Habe mir den Weg zum Kloster Ura Kidhane Meret erklären lassen. Auf dem Weg dorthin folgt mir ein Aethiopier hartnäckig. Ich sage ihm, dass ich ihn nicht als Guide will, er versteht jedoch kein englisch. Im Kloster angekommen, wird mir das Kircheninnere und das Museum mit verschiedenen äthiopischen Kaiserkronen gezeigt. Sehr schöne Malereien in den Nationalfarben von Aethiopien. Wie ich fertig bin, wartet mein selbsternannter Guide auf mich und will nun Geld. Ich bitte einen Mönch, der englisch spricht, für mich zu übersetzen, dass ich den Kerl nicht als Guide will und ich ihm 2 Birr dafür offeriere, dass er mich in Ruhe lässt. Endlich alleine, laufe ich zum Kloster Beta Gyorgis, das ebenfalls farbenprächtige Malereien enthält, die aber von einer Mauer aus Holz und Dung von aussen abgeschirmt sind. Etwas weiter ist das Kloster Beta Maryam, dessen Bauart Beta Giorgis ähnelt, aber zudem noch schöne Malereien an den Deckenbalken hat. Ich laufe zurück, wobei mich zeitweise Kinder verfolgen und „Money, money“ rufen. Ich glaube aber nicht, dass sie wissen, was das bedeutet. Zurück in Zege steht der Bus bereits zur Abfahrt bereit, ich muss nur noch aufspringen und los gehts! Ganz nach Bahir Dar schafft er es nicht ohne Panne, kurz vorher ist das Getriebegestänge, das völlig ausgelottert ist, so verstellt, dass kein Gang mehr reingeht. Es wird kurz geschraubt, dann geht es weiter bis zur Tankstelle, wo ich aussteige und blitzartig zu einem Juice Cafe gehe, um mich mit köstlichem Fruchtsaft zu rehydrieren. 9.3.2007 Bahir Dar Mit dem Bus nach Tis Isat (Tis Abay), dann Richtung Wasserfall gelaufen, bei der portugiesischen Brücke schliesst sich mir ein Möchtegern-Guide an und lässt nicht mehr locker. Ich laufe auf dem Lavatuff bis zur Hälfte der ziemlich reduzierten Wasserfälle. überfahrt mit dem Boot, dann Bus zurück nach Bahir Dar. Treffe Katya, Susanne und Alex im Tana Restaurant. Mit Subar und Teshome geschwatzt. Gutes Nachtessen im Al-Hanan Muslim Restaurant. 10.3.2007 Bahir Dar Früh aufgestanden, Velo gemietet, zum Denkmal gefahren, dann bergauf. Jemand ruft mir zu, ich sei falsch zum Palast von Haile Selassie. Drehe um, fahre wieder runter. Frage ein paar Velofahrer um die richtige Richtung und schon habe ich wieder einen unerwünschten Guide. Er will nicht mehr von mir ablassen. Als er Geldforderungen stellt, gebe ich ihm 2 Birr und bitte ihn, mich dafür in Ruhe zu lassen. Ich umrunde den Palast, finde ein offenes Tor und gehe rein. Ein bewaffneter Wächter kommt, will Geld, wir werden nicht handelseinig, weshalb ich auf Fotos verzichte. Ich fahre zurück nach Bahir Dar und gehe ein letztes Mal im Al-Hanan Muslim Restaurant essen. Am Seeufer treffe ich Achim, ein Schuhputzerjunge jüdischer Herkunft. Auf dem Weg zum Hotel treffe ich Teshome. - 20 -
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11.3.2007 Bahir Dar-Addis Abeba Ich werde schon um drei Uhr früh geweckt, aber der Minibus nach Addis Abeba kurvt noch bis 04:30 Uhr in Bahir Dar rum, um Leute aufzunehmen. Ich schlafe die meiste Zeit. Frühstück in Debre Markos. Die Strasse zur Nilschlucht ist scheusslich. Als wir unten anlangen, stellt der Fahrer fest, dass ein Stein ein Loch in die Oelwanne geschlagen hat. Er flickt das mit Araldit. Ich sitze neben einem Buchhalter, Eremia, mit dem ich eine angenehme Unterhaltung habe. Wir kommen um 17:00 Uhr direkt an der Piazza in Addis an. Ich beziehe ein schönes Zimmer im Taitu Hotel. 12.3.2007 Addis Abeba Zur sudanesischen Botschaft, da mir Mr. Walid am Telefon ein Transitvisum versprochen hat. über den Mittag rasch zur iranischen Botschaft. Photo-CD gebrannt und an meinen Bruder geschickt. Zurück zur sudanesischen Botschaft. Langwieriger Prozess, am Abend wird mir gesagt, dass ich den Pass erst am nächsten Tag am Nachmittag abholen könne. Treffe Israel-Oesterreicher, Daniel, im Taitu Hotel. Treffe Per, der mir einen Mitfahrplatz in seinem Landcruiser nach Khartoum anbietet. 13.3.2007 Addis Abeba Zum Flughafen, um herauszufinden, ob sie sudanesische Dinar verkaufen, aber sie haben keine. Auf dem Weg zurück werde ich vom „Minibus der Taschendiebe“ mitgenommen. Sie veranlassen mich, verschiedene Tätigkeiten zu verrichten, wie den Sitz vor mir hochzustossen, während sie offensichtlich versuchen, meine Kamera zu klauen. Als sie keinen Erfolg haben, muss ich vorne sitzen und sie reissen eine Zierleiste immer wieder herunter und lassen mich diese wieder hochmachen. Schlussendlich machen sie einen groben Versuch, die Kamera zu greifen, was ich natürlich sofort bemerke. Daraufhin werde ich aus dem Minibus geschmissen, aber - typisch äthiopisch - nicht ohne mir das Fahrgeld zurückzuerstatten. Ich sende Sheryls Paket ab und gehe zur sudanesischen Botschaft, wo ich meinen Pass zurückerhalte und zur iranischen Botschaft, wo ich ihn einreiche. Auf dem Rückweg schaue ich in der Schweizer Botschaft rein, habe eine angenehme Unterhaltung mit Frau Eichenberger und kriege einen Stapel NZZ geschenkt - toll nach 5 Monaten ohne Nachrichten. 14.3.2007 Addis Abeba Zum Hilton gefahren, nach langer Diskussion auch ohne Pass USD 100.00 in Birr umtauschen können. Jetzt habe ich etwas Geld für Geschenke übrig! Zum Regierungsladen gefahren, wo ich Geschenke kaufe. Lange und erfolglose Suche nach Polstercouverts, schlussendlich in Karton verpackt. Zur Post, umständliche und langwierige Prozedur bis zum eigentlichen Versand. Zur Iranischen Botschaft, jedoch das Visum ist noch nicht fertig. Zurück zum Hotel. Treffe Sam, der im Südsudan Brunnen anlegt, kaufe ihm 9500 Sudanesische Dinar gegen Birr ab und verkaufe ihm den Solarlader, den ich jetzt nicht mehr brauche. Er braucht noch ein Handy, das ich mit ihm kaufen gehe. Auf der Piazza werde ich auf einmal angespuckt und der Spucker steckt während dem Wegputzen schnell seine linke Hand in meine Hosentasche. Wie ich diese packe, macht er einen Riesensatz und reisst mir die halbe Hosentasche ab. Leider läuft er im Gedränge davon, ich hätte ihm gerne eine übergezogen. Sam und ich finden ein Handy, und wir gehen daraufhin im „Omar Khayyam“ arabisch essen. 15.3.2007 Addis Abeba Das Visum auf der iranischen Botschaft habe ich nach langem Warten erhalten, aber nur für 20 Tage statt der beantragten 60 Tage. Zurück zur Piazza, Per getroffen. Tibbs (Fleisch und Injera) zum Mittagessen! Ich habe nur noch rund 200 Birr, hoffentlich reicht das bis Metema. Abendessen im „Omar Khayyam“. 16.3.2007 Addis Abeba-Gondar Um sieben Uhr früh Abfahrt mit Per, Lionel und Peter mit Pers Landcruiser. Da ein Reifen Luft verliert, müssen wir diesen erst reparieren lassen. Flotte Fahrt bis Bahir Dar, Fisch zum Nachtessen im Tana Restaurant, dann Peter in der Delot Pension abgesetzt und dabei festgestellt, dass das Licht nicht mehr geht. Wegen der vielen Gaffer zum Ghion-Hotel gefahren, um den Fehler zu beheben. Nach Gondar gefahren und im Mentefraw-Hotel, das anständige Zimmer und scheussliche Toiletten hat, abgestiegen.
Sudan 17.3.2007 Gondar-Metema-Gedaref Um sechs Uhr früh aufgewacht, Tee und leimige Samoosas zum Frühstück. Die Strasse nach Metema ist eine Schotterpiste. Um 11:45 Uhr kommen wir an der Grenze zum Sudan an, werden aber wieder 35km zurück nach Shehedi geschickt, weil nur dort der Stempel für das Carnet des Landcruisers gemacht wird. Ein Beamter wird aus der Mittagspause geholt und stempelt das Carnet ohne sichtbare Begeisterung. Langwierige Einreiseformalitäten in Gllabat auf der sudanesischen Seite. Weiterfahrt auf frisch erstellter Asphaltpiste. Wir kommen um 18:00 Uhr in Gedaref an, wo wir Falafel essen und Fruchtsaft trinken. Dann fahren wir etwas aus Gedaref raus und campieren wild - die Hotels sind viel zu teuer im Sudan. Unruhige Nacht, weil der Wind wild an meinem Zelt rüttelt. 18.3.2007 Gedaref-Khartoum Um fünf Uhr früh stehen wir auf, packen unsere Sachen in der Dunkelheit und fahren weiter. Schon 200km vor Khartoum ist alles längs der Strasse völlig überbaut, ein einziges Dorf. Wir kommen um 11:00 Uhr im Blue Nile Sailing Club in Khartoum an. Sofort gehen wir zum Registrieren (eine sudanesische Eigenart, dass alle Fremden ihre Pässe innert 3 Tagen kostenpflichtig (40 USD) registrieren müssen...). Das geht aber nicht, wir benötigen eine Bestätigung des Blue Nile Sailing Clubs. Dort muss erst der Manager angerufen werden, der muss extra herkommen und den Brief ausstellen. Zurück zum Registrierungsbüro, es dauert ewig, bis wir endlich fertig sind. Dann zum Bahnhof, Fährenbillet gekauft, das Zugsticket kann ich erst morgen kaufen. Endlich kann ich mein Zelt aufstellen und in die Innenstadt flanieren gehen. Khartoum hat sich völlig verwandelt. Während es vor 20 Jahren noch vorwiegend - 21 -
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aus einstöckigen Lehmbauten bestanden hat, sind es heute alles mehrstöckige, moderne Bauten der teureren Art. Ich kaufe Datteln. Zurück zum Camp, Abrechnung meines Anteils an den Fahrtkosten mit Per und Lionel. Fuhl zum Nachtessen. 19.3.2007 Khartoum-Wadi Halfa Stehe um 05:00 Uhr auf, rolle das Zelt zusammen und laufe zum Bahnhof. Ein Hund beisst mich fast, was einen Polizisten auf mich aufmerksam macht, aber er lässt mich passieren. Sonst ist Khartoum menschenleer, absolut sicher und schön beleuchtet. Der Bahnhof steht jedoch in völliger Dunkelheit da. Ich warte eine Stunde im Büro des Billetverkäufers, alle sind sehr nett aber ineffizient. Ich kriege mein Billet problemlos. Der Zug wird rechtzeitig eingefahren, ich kaufe noch 6 Brote und trinke einen Tee. Pünktliche Abfahrt. Mittagessen Fuhl (Bohnengericht) im Speisewagen. Ein Kind wirft einen Stein durchs offene Fenster und wollte wohl mich treffen, es trifft aber eine Frau hinter mir. Der ganze Wagen weint mit ihr, dann ist die Sache vergessen. In Atbara esse ich Falafel von einem Stand am Bahnhof. Ein Mitreisender schenkt mir ein Cola. Die Nacht muss ich im Sitzen schlafen. 20.3.2007 Khartoum-Wadi Halfa Nach einer nicht so tollen Nacht kommen wir in Abu Hamed an. Ich werde von den Mitreisenden, die viele Lebensmittel mitgenommen haben, zu einem guten Mittagessen eingeladen. Bis jetzt war die ganze Strecke entlang der Bahn völlig überbaut. Ab jetzt ist es nur noch Wüste - wir durchqueren die Sahara. Nach Station Nr. 6 haben wir eine Panne, die indische Lok überhitzt. Nach einer Stunde geht es weiter, kurz danach eine zweite Panne, die aber nur eine halbe Stunde dauert. Die dritte Panne beginnt um 20:30 Uhr, worauf sich alle Schlafen legen und hoffen, dass sich das Problem von selbst löse. 21.3.2007 Khartoum-Wadi Halfa Ich bin total nervös - hier steht ein vollbesetzter Zug mit hunderten von Frauen, Kindern und Alten, die Lok hat überhitzt und die wollen das Problem auf den morgigen Tag, der sicher sehr heiss werden wird, verschieben! So kann ich nicht schlafen. Um vier Uhr früh hupt es und wir werden geweckt. Um 04:20 Uhr bewegt sich der Zug für 10 Minuten, offenbar ist eine Lok aus Wadi Halfa eingetroffen. Um fünf Uhr fängt der Zug an, Richtung Wadi Halfa zu fahren. Etwas nach acht Uhr kommen wir in Wadi Halfa an. Wadi Halfa ist nicht mehr wiederzürkennen, aus ein paar Häusern in der Wüste ist eine grosse Stadt geworden. Ich laufe zum Schiff, aber werde nach einigen Wirrungen wieder zum Markt zurückgeschickt. Dort kann ich tatsächlich die Ausreiseformalitäten erledigen, muss allerdings noch den happigen Betrag von 2100 SDD bezahlen, fast meine gesamte Barschaft. Ich esse mit den Sudanesen aus dem Zug Mittagessen und nehme für die letzten 100 SDD - eigentlich viel zu wenig - einen Landrover zum Hafen. Nach Erledigung weiterer unglaublich komplizierter Ausreiseformalitäten stelle ich mein Zelt auf Deck auf und schlafe nach zwei fast schlaflosen Nächten sofort ein.
Aegypten 22.3.2007 Wadi Halfa-Assuan Ich wache früh auf, rolle mein Zelt zusammen und mache mich bereit für Assuan. Leider habe ich kein Geld mehr, so dass ich auf das Frühstück verzichten muss. Bald schon kommt die Fähre in Assuan an. Die Einreiseformalitäten sind unglaublich desorganisiert, erst kommen die Frauen, und weil stets Frauen und Kinder im Pass der Männer eingetragen sind, muss jedesmal der Ehemann gerufen werden und durch das fürchterliche Gedrange sich durchkämpfen. Endlich komme auch ich dran, doch der Einreisestempel nützt mir nichts, weil man nicht von Bord gehen kann. Erst um 13:00 Uhr können die ersten von Bord gehen, für mich dauert es noch eine Stunde länger. An Land nochmals unzählige Gepäckkontrollen, am Schluss muss noch ein Polizist nach einer längeren Funkkonversation ein Tor aufschliessen. Dann werde ich von Taxifahrern bestürmt, die mich alle für 60 EGP, dann für 40EGP in die Stadt fahren wollen. Ich ignoriere sie, laufe einfach weiter bis ins Dorf, wo ich innert weniger Minuten ein Sammeltaxi für 10 EGP finde. In Assuan angekommen, suche ich erst das Marwa Hotel, finde es aber nicht. Ich frage den freundlichen Herrn von der Tourist Information, der mich ins Noorhan Hotel weist, das nur 15 EGP kostet und wirklich schön, modern und sauber ist. Ich gehe zu Egypt Air, aber die sagen mir, dass sie keine Flüge in den Iran buchen können, weil sie selbst nicht hinfliegen. Ich müsse nach Kairo fahren, um zu buchen. Ein Reisebüro gibt mir genau die gleiche Auskunft. In einem kleinen Restaurant esse ich Köfte, Salat und Tahina - wunderbar. Zum Dessert noch in Honig getauchte Kokosnussguetsli. Laufe durch Assuan, das zu einer modernen, sauberen, freundlichen Stadt geworden ist früher war es viel dreckiger. Als ich nach einer langen und anstrengenden Fahrt von Addis Ababa in Khartoum im Blue Nile Sailing Club eintraf, traute ich meinen Augen fast nicht: Da lag ein Dampfboot an Land, und zwar nicht irgendein Dampfboot, sondern die „Melik“, mit der Lord Kitchener auf dem Nil gefahren ist (siehe www.melik.org.uk). Die Melik wurde von der britischen Admiralität 1896 bestellt und in Einzelteilen nach Aegypten verschifft. Diese wurden auf dem Nil bis Wadi Halfa und von dort mit der Eisenbahn nach Abu Hamed befördert, bevor sie in Abadieh zusammengesetzt wurden. Für die damalige Zeit war die Melik ausgezeichnet bewaffnet: 12 1/2 und 12-pfünder Kanonen, 4-inch Haubitzen und Maxim Maschinengewehre. 1926 wurde sie ausser Dienst gesetzt und dem Blue Nile Sailing Club als Klubhaus zur Verfügung gestellt. 1987 wurde das 145 Fuss lange Schiff bei einer Flut an Land geschwemmt, wobei sie damals schon an vielen Stellen leckte. Heute ist keine Dampfmaschine mehr eingebaut. Das Schiff ist in einem schlechten Zustand, aber immerhin ist es noch vorhanden. Das Kamin wurde glücklicherweise nicht entfernt. Ueber die technischen Daten der Dampfmaschine liess sich absolut nichts erfahren, ausser dass die Kessel mit Holz befeuert wurden und einen - 22 -
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enormen Verbrauch hatten, so dass der Betrieb nicht ökonomisch war. Nach mühsamer Reise mit der sudanesischen Eisenbahn endlich in Wadi Halfa angekommen, bestieg ich die Fähre „Sinai“, welche unter dem Kommando von Kapitän Ramadan stand. Erster Maat war Shahad Bakit. Die in Deutschland gebaute Fahre ist 59m lang (ueber alles), 10m breit (Mitte), die Tiefe zum Hauptdeck beträgt 3.5m, diejenige zum ADeck 5.8m. Der Tiefgang beträgt 2.5m. Sie wird von 2 Motoren zu je 800 PS angetrieben, was ihr eine maximale Geschwindigkeit von 25km/h verleiht. In Assuan angekommen, machte ich eine Tour zur Westbank des Nils. Ich setzte mit der Fähre über, besah mir die Gräber der Noblen und kehrte zurück zur Anlegestelle, wo ich warten musste, bis die Fähre voll war. Ich nützte die Zeit, um mich im Hafen etwas umzusehen und - siehe da! - stiess ich auf drei, leider nicht mehr vaporisierte, Dampfboote, die in recht gutem Zustand vor sich hindümpeln (1348-1355). Es wäre fantastisch, wenn man das eine oder andere restaurieren und revaporisieren könnte! Das erste Dampfboot hat in Anlehnung an die amerikanischen Riverboats drei hohe Decks auf der relativ kleinen Hülle. Das zweite ist ein Dampfboot von der Grösse, wie wir es alle kennen, leider war deutlich sichtbar ein Dieselmotor anstelle der Dampfmaschine eingebaut worden. Das Kamin ist aber noch vorhanden, wenngleich der oberste Teil entfernt wurde. Das dritte Dampfboot hat das gleiche trübe Schicksal erlitten. Schlussendlich konnte ich anlässlich eines Besuchs der Pyramiden von Gizeh noch den Beweis erbringen, dass schon die Pharaonen Fiberglashüllen eingelegt haben! Man sehe sich die schiffsförmige Vertiefung gleich nebenan an: Wenn das nicht eine Negativform für einen Schiffsrumpf ist. Nur noch mit Wachs bestreichen und die Hülle einlegen, fertig ist die Galeere! Die sicher ganz absichtlich als Negativform einer Schiffshülle angelegte Vertiefung befindet sich neben der westlichsten der drei Pyramiden, der Chephren-Pyramide. 23.3.2007 Assuan Ich wache sehr früh auf. Irgendetwas stimmt nicht mit der Zeit, denn Assuan ist noch am Schlafen. Ich suche ein Internetcafé, aber alle sind geschlossen. Endlich finde ich eines, in einem abgelegenen Stadtteil. Der Besitzer will meinen Pass. Ich gebe ihn ihm, der aber läuft damit davon. Ich bin zu Tode erschrocken und herrsche ihn an, meinen Pass augenblicklich zurückzubringen. Er müsse nur eine Kopie davon machen, erwidert er. Ich verbiete es ihm. Schlussendlich kriege ich meinen Pass zurück. In all der Aufregung war es etwas schwierig, meine Mails zu beantworten. Er erklärt mir, dass er die Pflicht habe, von allen Ausländern Passkopien dem Journal beizulegen. Ich sage ihm, dass jeder Ausländer skeptisch würde, wenn sein Pass aus dem Laden herausgetragen würde, und dass ich keine Ahnung habe, was nachher mit der Fotokopie geschehen würde. Zur Versöhnung lädt er mich zu einem Glas Tee ein. Danach nehme ich eine Fähre über den Fluss und besuche die Gräber der Noblen, die ich gar nicht so grossartig in Erinnerung habe. Ich bin völlig überrascht, dass hier wunderbare Kunstwerke in den Fels gehauen worden sind und stelle gewisse Aehnlichkeiten mit den Felsenkirchen von Lalibela und Tigray fest. Danach zurück zum Land und Fähre zur Elephantine Island, wo ich Peter, einen Süddeutschen aus Biberach, der jetzt in Hamburg lebt, treffe. Danach zum Museum und den Ausgrabungen, die von Deutschen und Schweizern vorgenommen werden. Zurück an Land muss ich erst mal viel Wasser trinken und Köfte essen, dann kaufe ich noch ein Zugsbillet nach Kairo. 24.3.2007 Assuan-Kairo Zugreise nach Kairo, komme in Kairo um 20:00 Uhr an, wo ich im Sultan Hotel, einer gemütlichen Rucksacktouristen-Herberge im Tawfiqqya Souq, absteige. Esse Pizza mit Koichi, einem Japaner aus Hiroshima. 25.3.2007 Kairo Ich hole den neuen Schweizerpass auf der Schweizerbotschaft ab. Ich laufe dann von Airline zu Airline, aber alle sagen mir dasselbe, nämlich, dass ich einen Retourflug buchen müsse, ansonsten ich nicht in den Iran reingelassen würde. Besuche den Khan-El-Khalili Bazaar am Abend. Im Internet erkundige ich mich nach Möglichkeiten, mit der Fähre von Dubai oder Kuwait in den Iran zu gelangen. Aber die Fähre von und nach Dubai scheint nur noch unregelmässig zu fahren. Kuwait Airlines will fast gleichviel wie das Retourticket nach Teheran für den Flug nach Kuwait. Da die Aussichten wenig gut sind (in Kuwait stecken zubleiben kostet im Hotel ca. USD 100.00 pro Nacht...) kaufe ich ein Retourticket nach Teheran bei Etihad Airways. 26.3.2007 Kairo Zur indischen Botschaft, Visum beantragt. Fahre mit dem Bus nach Gizeh, wo ich die Pyramiden und die Sphynx anschaue. Gemäss Graham Hancock wurden die Pyramiden nicht von den Pharaonen, sondern von einer Hochkultur vor rund 13000 Jahren gebaut. Die Pyramiden befinden sich auf dem Giza Plateau, am Stadtrand von Kairo. Die Grosse Pyramide ist das einzige erhaltene Denkmal der Sieben Weltwunder der Antike. Die Nekropole besteht aus der Pyramide des Khufu (die Grosse oder Cheops-Pyramide), die etwas kleinere Pyramide des Khafre (Chephren) und die noch kleinere Pyramide des Menkaure (Mykerinos). Östlich der Pyramiden ist die Grosse Sphinx, nach Osten schauend. Aegyptologen nehmen an, dass ihre Gesichtszüge diejenigen des Khafre sind. Gebauten wurden die Pyramiden im 25. Jahrhundert v. Chr.. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Pyramiden gebaut wurden, indem grosse Steine aus einem Steinbruch gezogen und aufeinandergeschichtet wurden. Eine andere Theorie besagt, dass die Bausteine vor Ort aus einer Art „Kalksteinbeton“ gegossen wurden. Die Seiten der Pyramiden sind Nord-Süd und Ost-West ausgerichtet (Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Giza_pyramid_complex). Die Autoren Graham Hancock und Robert Bauval behaupten, dass die Pyramiden viel älter seien, da ihre relativen - 23 -
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Positionen denjenigen der drei Sterne in der Konstellation von Orion, wie sie ca. 10'500 v.Chr. erschienen, entsprechen. 27.3.2007 Kairo Zur pakistanischen Botschaft, aber das Visum wird abgelehnt. Laufe durch das islamische Kairo zur Festung von Salah-Ed-Din und zur Ibn Tulun Moschee, welche einzigartig in ihrer Architektur ist. 28.3.2007 Kairo Ich fühle mich krank, eine Grippe ist im Anzug und ich bleibe im Hotel. 29.3.2007 Kairo Die Grippe hat mich voll im Griff. Am Abend gehe ich in den Khan-El-Khalily Bazaar und kaufe einige Ausrüstungsgegenstände. 30.3.2007 Kairo Die Grippe wird schlimmer. Ich besuche trotzdem das „alte Kairo“, die koptischen Quartiere und das koptische Museum. Ich kann aber nicht schlafen wegen des schlimmen Schnupfens. 31.3.2007 Kairo Immer noch Grippe. Zum Internet, dann zum ägyptischen Museum. 1.4.2007 Kairo Besuche die Pyramiden von Saqqara (Djoser, Ti) und Abussir. Es geht mir besser. 2.4.2007 Kairo-Luxor Das indische Visum wurde mir erteilt, aber fälschlicherweise ein Businessvisum, so musste ich warten während das geändert wurde. Besuchte Bab Zuweila, die Stadtmauer, die Katakomben des koptischen Kairo und die Ben Ezra Synagoge. Das Innere der Synagoge ist wunderschön und die Einrichtung sehr ungewöhnlich, weil die Lesepulte in der Mitte und entlang der Wand die Bänke für die Gemeinde sind. Leider ist die Synagoge als Touristenattraktion verkommen, es ist nicht einmal mehr nötig, eine Kippa zu tragen. Dann besuchte ich den Aquaedukt, der eindrücklich mit seiner enormen Höhe ist. Zurück im Hotel treffe ich Clare aus Taiwan. Um 21 Uhr gehe ich zum Bahnhof, wo ich den 22-Uhr Zug nach Luxor nehme. Angenehme Fahrt ohne störende Aircondition. 3.4.2007 Luxor In Luxor angekommen. Nehme ein Zimmer im Fontana Hotel. Besuche den Luxor Tempel und Karnak. Buche eine Tour der Westbank für morgen. 4.4.2007 Luxor Der Minibus holt uns pünktlich ab. Wir fahren zur Westbank, über die Nilbrücke. Besuchen die Memnos-Kolosse. Dann zum Tal der Königinnen, zur Grabkammer des Amenhichopeschef, Sohn von Ramses III, gestorben als Kind (QV 55), Grabkammer von Titi, Ehefrau oder Tochter von Ramses III und der Grabkammer von Khaemwaset, Sohn des Ramses III, gestorben als Kind (QV 44). Zum Tal der Könige, Grabkammer von Ramses IV (KV2), Grabkammer von Tuthmosis III (KV 34), sehr eindrücklich mit dem steilen Zugang und der kartuschenförmigen Grabkammer, und die Grabkammer von Tawusert und Setnacht (KV 14). Dann zum Hatschepsut-Tempel in Deir-elBahri. Zurück nach Luxor mit der Fähre. Gemeinsames Mittagessen im Amoun Restaurant. Wollte ein Zugsbillet zurück nach Kairo kaufen, aber sie sind alle ausverkauft, so muss ich ein Ticket von Assuan nach Kairo kaufen, am 6. während des Tages. Die Gräber im Tal der Könige, die sich am Westufer des Nils befinden, wurden zwischen dem 16. und dem 11. Jahrhundert v. Chr. für die Könige und Adligen des mächtigen Neuen Königreichs (18. bis 20. Dynastie) gebaut. Das Wadi besteht aus zwei Tälern, dem östlichen (wo die Mehrheit der königlichen Gräber liegt) und westlichen Tal. Bis heute sind 62 Gräber, von der einfachen Grube bis zum komplexen Grab mit über 120 Kammern, bekannt. Die königlichen Gräber sind mit Szenen aus der ägyptischen Mythologie bemalt und geben Hinweise auf die Überzeugungen und Begräbnisriten der Periode. Alle Gräber scheinen bereits in der Antike geöffnet und beraubt worden zu sein, aber sie geben immer noch einen Eindruck von der Pracht und Macht der Herrscher dieser Zeit. Das Tal ist berühmt für die Entdeckung des Grabes von Tut-Ench-Amun. Im Jahr 1979 wurde es zum Weltkulturerbe erklärt, zusammen mit dem Rest der Nekropole von Theben (Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Valley_Of_The_Kings). 5.4.2007 Luxor - Edfu – Luxor Genau wie mir gesagt wurde, bin ich um 06:30 Uhr am Bahnhof, aber sie verkaufen keine Zugsbillete. Stattdessen sagen sie mir, ich solle einfach den Zug besteigen und das Billet dort lösen. Ich versuche das mit dem 07:00-Uhr-Zug, aber sie lassen mich gar nicht erst rein ohne Reservation, welche der Billetschalter nicht machen will. Ich gehe zurück zum Hotel, habe endlich ein richtiges Frühstück, kehre zurück zum Bahnhof wo ich im 08:15 Uhr Zug mitfahren darf. Natürlich muss ich eine ordentliche Busse bezahlen, weil ich kein Zugsbillet habe... In Edfu nehme ich ein Taxi zum Horustempel und besuche ihn. Es ist der eindrücklichste aller ägyptischer Tempel, weil seine Struktur fast vollständig intakt ist, ausser dass viele Reliefs beschädigt worden sind. Es ist auch der neueste aller Tempel, er wurde erst im Jahre 57 v. Chr. fertiggestellt. Die Rückkehr war ziemlich schwierig. Am Bahnhof wurde mir gesagt, dass der nächste Zug erst um 15:00 Uhr fahre. Ich ging zur Minibus-Station, aber die sagten mir, dass sie keine Touristen transportieren dürften und verwiesen mich an die Busstation. Auf dem halben Weg dorthin wurde ich von einer Polizeikontrolle abgefangen und es wurde mir befohlen, dort auf den 17:00-Uhr-Bus zu warten. Ich hatte keinerlei Lust, dies zu tun, lief trotzdem zurück zum Bahnhof und um 15:30 Uhr kam tatsächlich ein Zug nach Luxor. Zurück in Luxor besuchte ich das Luxor Museum, was einige exzellente Statuen zeigt, die kürzlich im Luxor-Tempel gefunden worden sind und zwei Mumien (Ramses I und Ahmose I). 6.4.2007 Luxor-Kairo Zugsreise von Luxor nach Kairo. Treffe einen deutschen Fotografen/Politikwissenschaftler, Ingo und einen amerikanischen Ingenieur, Dan. Steige im Sultan Hotel ab. Treffe Ronald, den deutschen Weltenbummler, wieder. - 24 -
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7.4.2007 Kairo Ruhetag, nach einem grossen Frühstück sende ich eine CD-ROM an meinen Bruder. Alec zeigt mir den Büchermarkt, wo ich einige gebrauchte Bücher kaufe. 8.4.2007 Kairo-Alexandria Mit dem Zug nach Alexandria, im „New Wellcome House“ Hotel abgestiegen. Mit dem Tram nach Qait Bai, wo ich das eindrückliche Fort besichtige. Laufe zum Ras-El-Tin palace, aber nicht zugänglich für die Oeffentlichkeit. Die Katakomben von Anfoushi besucht, aber die waren nicht besonders eindrücklich. Mit dem Tram nach Kom-El-Shoufaka. Besuchte Pompei's Pillar und die beiden graeco-römischen Katakomben. Zur Katakombe von El-Shufaka gelaufen, wo eine Wendeltreppe ca. 15 Meter unter den Boden führt, wo ein grossartiges, riesiges Katakombensystem aus graeco-römischer Zeit besteht. Das Amphitheater war eine Geldverschwendung, weil ausser dem Amphitheater selbst alles abgesperrt war. Am Abend per Minibus zum ca. 20km entfernten Muntazah Palast, ein wunderschöner Park mit einem vormals königlichen Palast in einem eigenartigen turko-florentinischen Stil direkt am Meer. 9.4.2007 Alexandria-Kairo Zur Bibliothek von Alexandria, ein supermoderner Keil aus Glas und Stahl. Dann nach Anfushi zur Abu el Abbas el Mursi Moschee und zu den Schiffswerften. Durch die Souqs zurück zum Hotel und dann zum Bahnhof, wo ich den Zug zurück nach Kairo nehme. Alexandria mit seinen 3.9 Mio. Einwohnern ist die zweitgrösste Stadt Ägyptens und erstreckt sich etwa 20km entlang der Mittelmeerküste, mit El Anfushi am nordwestlichen und El Montazah am oestlichen Ende. El Anfushi liegt auf der nördlichen Halbinsel zwischen dem Ost- und dem Westhafen. In der El Anfushi Bay, die direkt und ohne natürliche Mole aufs offene Meer geht, haben sich Alexandrias Holzschiffsbauer angesiedelt. Schon von weitem sieht man die riesigen Luxusjachten, die hier vollständig aus Holz gebaut werden. Kommt man näher, wird einem klar, dass hier vom Modellschiff (das als kitschige Lampe dient) bis zur Hochseemotorjacht alles gebaut wird. Jedermann ist äusserst freundlich und gerne bereit, die Arbeit für einen kleinen Schwatz zu unterbrechen, auch wenn die Verständigung ohne Arabischkenntnisse meinerseits manchmal etwas schwierig ist. Die Bauweise der Schiffe ist fast völlig identisch: Auf einem geraden Kiel werden stückweise und hydraulisch leicht gebogen (mit einer hydraulischen Presse werden die Holzstücke kalt in Form gepresst) Bug und Heck aufgebaut. Bei grösseren Schiffen besteht der Bugspriet aus verleimten dünnen Holzlatten. Im Bereich des Wellenaustritts wird ein massives Holzstück unter die Spanten gesetzt. Auf den Kiel kommen die Spanten, die aus mindestens drei Teilen bestehen: einem Mittelteil und zwei gebogenen Seitenteilen. Bei grösseren Schiffen werden die Spanten durchwegs zweilagig gebaut, d.h. aus mindestens sechs Teilen. Die einzelnen Teile werden mit Metallschrauben zusammen geschraubt. Auf der Innenseite der Spanten sind Latten als Distanzhalter angebracht, die beim fertigen Schiff wieder entfernt werden. Auf der Aussenseite werden dann Holzplanken aufgenagelt. Bei grösseren Schiffen werden sie geschraubt. Bei einigen Schiffen mit eher eckigen Rümpfen konnte man auch solche mit einer Beplankung aus wasserfest verleimten Sperrholzplatten sehen. Am Schluss wird alles mit Kunststoff abgedichtet. Interessant ist, dass in Holzbauweise auch mittlere und grosse Motorjachten gebaut werden. Bei einer besonders schnittigen Motorjacht durfte ich an Bord kommen und auch die Inneneinrichtung bestaunen. Eindrücklich, sind die aussergewöhnlich schönen Einlegearbeiten in Böden und Türen. Es ist offensichtlich, dass die ägyptischen Schiffsbauer hier eine grosse Erfahrung im Bau von hölzernen Motorbootrümpfen haben und dass die von ihnen gebauten Schiffsrümpfe einen professionellen und stabilen Eindruck machen. 10.4.2007 Kairo Ich besuche die Pyramiden von Dashur. Auf dem Weg nach Giza zahlt eine Mitreisende für mein BusBillet! Ich finde problemlos einen Minibus nach Dashur. Ich muss 8km zur roten Pyramide laufen. Ich besuche die drei sehr eindrücklichen Grabkammern mit den Treppendecken. Ich laufe dann ca. 2km zur geknickten Pyramide. Leider ist deren Grabkammer geschlossen. Bei dieser hohen Eintrittsgebühr! Ich laufe zurück zur Hauptstrasse und nehme einen Minibus nach Haram und von dort zur Ramses Strasse.
Iran 11.4.2007 Kairo-Teheran In einer ungeheuren Eile VSD-Homepage, deren Inhalt ich heute morgen noch schnell erhalten habe, auf den neuesten Stand gebracht. Zum Nasser Square, lange auf den Bus gewartet. Nach einer Stunde im übervollen Bus völlig verschwitzt am Flughafen angekommen. Flug nach Abu Dhabi, schaue stupiden Film über Apartheid an. Kurzer Aufenthalt in Abu Dhabi, Weiterflug mit fast leerer B777 nach Teheran. Alle Banken sind geschlossen, muss zurück durch den Zoll um in der einzigen noch offenen Bank Geld zu wechseln. Da es keinen öffentlichen Transport vom Imam Khomeini Flughafen gibt, mit dem Taxi zum Hotel Mashhad. 12.4.2007 Teheran Mit der U-Bahn nach Navvab, dort eine Stunde lang herumgeirrt, bis ich die Jamal Zade Street gefunden habe. Zur pakistanischen Botschaft, aber die sind geschlossen. Mit Bus und Taxi zu Etihad Airlines, sie versprechen eine problemlose Rückerstattung des nicht gebrauchten Rückfluges. Im Taxi zum Vanak Square treffe ich Amir, der mir sogar das Taxi bezahlt. Von dort mit der U-Bahn zur US Den of Espionage, der früheren US-Botschaft. Dann zur Bazaar, zur Imam-Khomeini-Moschee. Finde Freezerbags um meine Sachen wasserdicht zu verpacken und kriege sie geschenkt. Der Golestan Palace ist heute geschlossen. 13.4.2007 Teheran Zum Golestan Palast, dann zum Juwelenmuseum, das aber geschlossen ist. Zum National Museum, - 25 -
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den Mexikaner, der im gleichen Hotel wie ich wohnt, getroffen. Wir suchen einen Copyshop, finden stattdessen aber einen ausgezeichneten Sandwich-Shop. Am Nachmittag in der Stadt spaziert, zum Park-e-Shahr. 14.4.2007 Teheran Zur pakistanischen Botschaft, aber wieder kein Visum erhalten. Ich solle doch in Johannesburg beantragen (!!!). Zum Teppichmuseum, dann nach Haram-e-Motahar zum Behesht-e-Zahra, einem riesigen Friedhof für die Gefallenen des Irakkrieges und einem Schrein für die Toten von Mekka. Den Imam-Khomeini-Schrein besucht, eine riesige Fabrikhalle in Leichtbauweise, die von aussen recht protzig aussieht. Nach Rey gefahren, eine freundliche Frau zeigt mir den Weg zum Schrein von Imamzadeh Shah Abdel-Azim. Ein wunderschönes mit Millionen von Spiegelchen verziertes Gebäude mit drei Sarkophagen. Langes Gespräch mit einem religiösen Iraner im Schrein. 15.4.2007 Teheran Zu Etihad Airlines, wo ich den Rückflug ohne jede Schwierigkeiten zurückerstattet kriege. Dann gehe ich nach Sa'ad Abadi, wo ich den weissen und den grünen Palast von Schah Reza Pahlevi besichtige. Von dort zum Juwelenmuseum, das schwer bewacht ist und hinter zwei Panzertüren gelegen. Es zeigt einen unglaublichen Reichtum von Diamanten und anderen wertvollen Schmuckstücken, die meisten vom früheren Schah. 16.4.2007 Teheran Früh am Morgen gehe ich zum westlichen Busbahnhof um einen Bus nach Chalous zu besteigen, aber leider ist die Strasse nach Chalous geschlossen und ich wollte lediglich die schöne Strasse befahren. So kehre ich zum Hotel zurück und reinstalliere im nahegelegenen Firouzeh Hotel Windows XP, weil deren Password verlorengegangen ist und nicht mehr beschafft werden kann. Nachher besuche ich das Aquarium, aber viele Fischbecken sind leer. Alle gestorbenen Fische sind in Sprit aufbewahrt! 17.4.2007 Teheran-Qom-Kashan Mit der Metro zum südlichen Busbahnhof gefahren, Bus nach Qom genommen. Beim Schrein hält mich ein Polizist auf, ich dürfe nicht rein. Ich versuche, den Rucksack in einem Hotel abzustellen, da verspricht mir ein Mullah, zu helfen. Er organisiert mir die Aufbewahrung des Rucksacks und ich darf in den Schrein hinein. Wie die anderen Gläubigen berühre ich die Türe und hänge am Gitter des Schreines von Fatimah. Im Hof muss ich mich einfach hinsetzen und das wunderschöne Gebäude in mich aufnehmen. Da kommt der Polizist, der mich zuerst zurückgewiesen hat, zufällig vorbei und weist mich ganz freundlich aus dem Schrein, da hilft auch nichts, dass mich ein Mullah reingelassen hat. Ich laufe jetzt halt mit dem Rucksack zum Khomeini-Haus, wo der Imam vor seinem pariser Exil gelebt hat, von aussen unscheinbares aber geräumiges Haus. Kurzes Gespräch mit den Mullahs, die ich drin antreffe, wegen der fehlenden Englischkenntnisse nicht besonders tiefgründig. Langer Fussweg zur Busstation, dann mit dem Bus nach Kashan. Dort treffe ich den Besitzer eines Internetcafés, Hadi, der mich einlädt, dort zu schlafen. Das lehne ich natürlich nicht ab! Ich gehe noch die Stadt anschauen, zwei „Guides“ führen mich auf das Dach des Bazaars, das wirklich ganz besonders eindrücklich ist, denn die ganzen schönen Gebäude sind aus Lehm, Stroh und Dung gemacht. Auf dem Rückweg treffe ich Reza, der mich unbedingt nach Hause einladen möchte, ich kann ja nicht, bin bereits eingeladen. Ich repariere Hadis Photoshop. Dann kommt ein Kunde mit einem zerschossenen Windows. Er, sein Bruder und ich sitzen auf seine Honda CG 125 und wir fahren zu seinem Haus, wo ich das Problem schlussendlich lösen kann. Ich kriege ein super Nachtessen dafür. 18.4.2007 Kashan-Isfahan Die Moskitos stechen mich überall in der Nacht. Hadi organisiert einen guten Zmorgen und hilft mir, ein Busbillet für 14:00 Uhr zu kaufen. Ich gehe dann zum Bazar, wo ich mich beim Suchen der historischen Häuser prompt verlaufe, dafür aber die eindrückliche alte Stadtmauer finde. Ich besuche dann das Tabatabai Haus, das Abasian Haus, das Bouroudi Haus und das Hammam, wo ich auch das Dach besteigen kann. Ich schaffe es knapp rechtzeitig zurück, aber der Bus fährt erst 30 Minuten später als geplant. Die Busreise im alten, aber super instandgehaltenen Mercedes-Bus dauert drei Stunden. In Isfahan lasse ich mich im Amir Kabr Hotel nieder, wo sie leider voll gebucht sind, so dass ich in einem Lagerraum im Keller schlafen muss. Ich besuche den Imamplatz und mache schöne Fotos. 19.4.2007 Isfahan Am Morgen sind beide meine Arme von Flohbissen übersät. Zum Imamplatz, zum Bazar, zur Jameh Moschee. Zum Mittagessen gibt es Berian mit Ayran, eine lokale Spezialität. Zur Imam Moschee, zur Scheich Lotfollah Moschee und zum Qapu Palast. Die Madrasa ye Chahar Bagh ist geschlossen. Zum Zayandeh-Fluss, wo ich die Si-oSeh Brücke, die Chubi Brücke und die Khajn Brücke besichtige. Im Amir Kabir Hostel treffe ich Kim aus Spanien und Dmitri aus Russland. 20.4.2007 Isfahan Beim Frühstück treffe ich Harry aus Irland. Mit Dmitri zur Madrassa ye Chehar Bagh gelaufen. Dmitri hat einen Presseausweis und muss keinen Eintritt bezahlen, mir werden aber 30000 Rial abgenommen, viel zu viel für die wenig sehenswerte Madrassa. Verabschiede mich von Dmitri und fahre mit dem Bus nach Manar Jamban, wo ich die wenig eindrücklichen zitternden Minarette (sie lassen sich halt etwas aufschaukeln, weil sie auf Holzböden gebaut sind) ansehe. Auf dem Rückweg schenkt mir jemand ein Busticket. Zum Chehel Sotun Palast. Treffe zwei Deutsche, die mit einem Mercedes-Lastwagen unterwegs sind. Sie haben soeben einen Platten eingefangen. Mit dem Bus und dem Savari zur Sharestan-Brücke. Mit zwei jungen Iranerinnen lange geplaudert. Im Bus zurück liefern sich zwei Greise eine Schlägerei, alle Umstehenden entschuldigen sich bei mir, dass ich mir das ansehen musste! 21.4.2007 Isfahan-Yazd Mit dem ersten Bus zum Busbahnhof, mit dem 07:00 Uhr Bus nach Yazd, um 11:00 Uhr angekommen. Per Savari zum Silk Road Hotel. Zum Bazaar, dann den Lonely-Planet-Rundgang: Amir Chakhmakh
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Komplex, Yazd Wassermuseum (mit viel interessanten Informationen über das Canat-Wasserverteilungssystem), Hazireh Moschee, Jameh Moschee, Wasserreservoir mit den vier Badgirs (Windtürmen), Khan-e-Lari (historisches Wohnhaus), Alexanders Prison (was weder von Alexander dem Grossen gebaut noch ein Gefängnis war), Gruft der 12 Imame, Madrassa-e-Kamalieh, zurück zum Amir Chakhmakh Complex, den Sonnenuntergang fotografiert, die Amir Chakhmakh Moschee besucht. Einen namenlosen Schrein in der Imam-Khomeini-Strasse besucht. 22.4.2007 Yazd Mit einem französischen Ehepaar, Milos und Sophie, geplaudert. Zur Bäckerei, der Bäcker schenkt mir drei Brote. Feta gekauft, auf ein Bänkli im Sonnenschein gesessen, Zmorgen gegessen. Zur Bogeh-ye Seyed Rokmadin Moschee, dann zu den zoroastrischen Heiligtümern Ateshkdeh und per Savari zum Abuzar Platz. Von dort aus zu den Towers of Silence gelaufen. Zwei Studenten getroffen. Den Müll aufgesammelt und verbrannt. Mit dem Bus zurück. Zum Dowlat Abad Garden, dann zur Imam Zadeh Moschee. Mit Tomas aus Tschechien geplaudert. Ins Internetcafé, Files bis 2564 auf CD gebrannt. 23.4.2007 Yazd-Kerman Mit dem ersten Bus nach Kerman, komme um 12:00 Uhr an. Mit dem Taxi zum Hotel Omid. Es hat nur noch ein teures Doppelzimmer, doch die anderen Hotels sind noch teurer, es bleibt mir nur, dieses zu nehmen. Zum Bazar-e-Vakil (Bazaar der Juristen). Das Hammam-e-Ganj-Ali Khan ist leider geschlossen. Zur Jameh Moschee. Die Moshtri-ye-Moshtak Ali Shah ist leider zu, doch ein Student führt mich zur schönen Imam Moschee. Zur National Library, die einst eine Textilfabrik war, dann zum Museum of the Holy Defence. Es werden mir 10000 IRR Eintrittspreis abgefordert, ich beharre auf den offiziellen 3000 und darf schliesslich dafür rein. Interessant ist vor allem die Anlage im Freien, wo ein Schlachtfeld im Schatt-el-Arab nachgestellt ist. Am Schluss wird noch ein Film gezeigt, ich verstehe kein Wort, aber eine alte Frau neben mir weint bitterlich. Zurück zur Moshtri-ye-Moshtak Ali Shah, die jetzt offen ist. Auf dem Rückweg in der Jameh Moschee Martin aus München getroffen. Wir gehen etwas trinken und essen dann Hühnchen. Im Hotel stellen wir fest, dass unsere Zimmer nebeneinander liegen. Plaudern fast bis Mitternacht. 24.4.2007 Kerman-Rayen Um sechs Uhr früh aufgestanden, zum Kermani Platz gelaufen, Savari nach Mahan genommen. In Mahan ist die Aramgah-e-Shah Ne'matollah Vali Moschee noch geschlossen. Kaufe Brot und Yoghurtcreme, grosses Frühstück im Park vor der Moschee. Als die Moschee öffnet, wollen die 25000 fürs Ticket. Ich zahle nicht, denn die Besichtigung des Innenhofs ist gratis und viel mehr ist eh nicht zu erwarten. In der ehemaligen Karavansarai nebenan treffe ich Maryam, die gerade daran ist, ein Tourismusbüro für Mahan aufzubauen. Ich werde aufs Dach geführt mit schönem Blick über Mahan, und mit Tee bewirtet. Dann zum nahegelegenen historischen Haus, das ziemlich verfallen ist, aber mit seinen zwei Badgirs den Reiz des Originalzustandes hat. Als ich zum Bagh-eShahzade laufe, hält ein Bakkie und nimmt mich mit. Ich schaue mir den schönen Garten mit der eindrücklichen Wasseranlage an. Dann laufe ich zur Hauptstrasse, wo ich ein Verkehrsschild mit Richtungsangaben gesehen habe. Noch nicht dort angekommen, hält ein schöner Peugeot und nimmt mich mit. Bei der Abzweigung nach Rayen steige ich aus und finde ein Savari, das mich bis Rayen mitnimmt. Nicht einmal Geld nehmen will der Fahrer. Dort wartet schon ein Polizist, der mich ins Rayen Arg Tourist Hotel bringt, wo ich für wenig Geld ein schönes Einzelzimmer erhalte. Dann gehe ich den Arg (Zitadelle) besichtigen, dessen ungebrannte Lehmarchitektur wahnsinnig eindrücklich ist. Treffe drei Deutsche aus Nürnberg, die mit einem Magirus Lastwagen von Nepal her kommen. Auf dem Weg zurück werde ich bei der Moschee spontan zu einem Leichenschmaus eingeladen. 25.4.2007 Rayen Wollte Brot kaufen gehen, aber ich kann die Bäckerei nicht finden. Zurück zum Hotel, die drei Deutschen geben mir ein Brot. Zum Gamingcafe (ohne Internet), durfte mein Tagebuch auf den USB-Stick tippen, sie wollten aber kein Geld nehmen! Zur Post, jedoch das Paket ist zu schwer, es muss in Bam oder Kerman aufgegeben werden. Als ich ein Sandwich zum Mittagessen bestelle, bezahlt ein Lehrer für mich! Die Freundlichkeit der Iraner ist ungeheuer gross! Dann erst auf den Hügel am Dorfende, wo ein offensichtlich drogensüchtiger Mann mich anspricht und unbedingt einen USD von mir will. Treffe Reza, den Landrover-Mechaniker, der mir einen Ayran und ein Glace spendiert und dessen Bruder mich mit einem Landrover durchs Dorf fährt. Bummel durch die wunderschönen, teilweise verfallenen Lehmhäuser. Ein anderer Reza lädt mich auf seine Honda CG125 und zeigt mir die Sehenswürdigkeiten. 26.4.2007 Rayen-Bam Um sieben Uhr früh kaufe ich Brot und Rahm fürs Frühstück, dann laufe ich der Strasse entlang und kriege sofort einen Lift mit einem Paykan-Bakkie. An der Kreuzung hält, kaum bin ich angekommen, ein blauer Kia Pride und nimmt mich nach Bam mit. Ali, der Wasserbau-Ingenieur aus Kerman, offeriert mir sogar einen Fruchtsaft! Mit dem Taxi fahre ich zum Akbar Guest House. Ich laufe zur Post, finde sie nicht, jemand nimmt mich bis zur Post mit. Es dauert eine Stunde, bis mein Tagebuch und CD-ROM verschickt sind. Dann zum Arg, wo ich verbotenerweise auf die Mauer klettere. Der Arg ist völlig zerstört durch das Erdbeben von 2003 und ich zweifle, dass er repariert werden kann, er muss neu gebaut werden. Treffe Ruth und Mohamed. Wir laufen durch Bam, nehmen ein Taxi zur Busstation, ich kaufe ein Ticket nach Shiraz. Zurück zum Resthouse, wo ich Nicolas aus Frankreich und Tayfun aus Deutschland (der fliessend Farsi gelernt hat) treffe, werde zu einem Teller Spaghetti eingeladen, später gehen wir in die Stadt zum Bazaar, zum Internetcafé und kaufen Lebensmittel für ein gemeinsames Nachtessen. 27.4.2007 Bam-Shiraz Ich will Brot kaufen gehen aber es ist Freitag und alles ist zu. Erst beim Imam Khomeini Platz finde ich Brot. Zurück zum Resthouse, schwatze mit Herrn Akbar. Zwölf Tanzanier treffen ein, was die hier wohl tun?
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Sie behaupten alle, Touristen zu sein, jedoch als ich sie auf die Arg anspreche, hat keiner eine Ahnung, was das ist. Noch verdächtiger wird es, als jeder zum Herbergsvater reingeht und mit ihm hinter verschlossenen Türen was diskutiert. Vermutlich geht es um Drogen. Kaufe eine Wassermelone und kriege eine Honigmelone geschenkt - mein Mittagessen. Um 13:30 Uhr laufe ich los, zur Busstation. Nach einem höchst riskanten Ueberholmanöver wird unser Bus von der Polizei gestoppt und ermahnt. Die Polizei fährt hinter dem Bus her und muss ihn nochmals ermahnen, bis der Fahrer anständig fährt. Ich beschwere mich, dass die Klimaanlage auf 17 Grad eingestellt ist und muss den Faserpelz anziehen. 28.4.2007 Shiraz Wir kommen um drei Uhr früh in Shiraz an. Ich schüttle die Taxifahrer ab und versuche zuerst draussen weiterzuschlafen, aber es ist zu kalt und ich finde ein Plätzchen im Wartsaal. ich wache um 05:30 Uhr auf, laufe in die Stadt. Das Zand-Hotel und das Esteghlal-Hotel sind mir zu teuer, so steige ich im Arvand Roon Hotel ab, immer noch viel zu teuer für das was es ist. Muss das Visum verlängern. Gehe Fotokopien für den Pass machen, suche lange nach der Aliens Office. Werde zurückgeschickt zum Einzahlen der Gebühren. Mit dem Savari hin- und zurück schaffe ich die Verlängerung meines Visums in weniger als einer Stunde. Zum Bazaar-e-Vakil, zur Vakil-Moschee, zum Arg Karim Khan, dann die vier Deutschen aus München wiedergetroffen (Michael, Martin, Basti und Florian). Sie haben ein Problem mit dem Kühlerventilator. Zum Shah Cherag Schrein gelaufen, aber ich werde als einziger Tourist rausgeschmissen weil ich nicht Muslim sei. Mit dem Bus zum Hafeziyeh Schrein, dann zum Korantor, zum Khajeh Kermani, zum Shah Shajah Grabmal und zum Qaleh e Karimkhani (Zweite Festung des Karim Khan) gelaufen. Schlimmer Selbstunfall beobachtet, ein Auto kommt von der Strasse ab und macht Totalschaden. Auf dem Rückweg begrüsst mich ein Zeltladenbesitzer überschwenglich; er will sein Englisch üben. 29.4.2007 Persepolis Heute will ich Persepolis besuchen. Bus nach Marvdasht. Weil alle Savaris 10000 IRR nach Naqsh-e-Rostam wollen, steige ich nicht ein. Ein älterer Iraner bugsiert mich in einen Bus, zahlt sogar mein Busticket und nach wenigen Stationen steigen wir wieder aus. Jetzt kann ich mir die Savaris auslesen, sie kosten nur noch 3000 IRR. In Naqsh-e-Rostam die hervorragend erhaltenen Felsengräber und die Kaaba Kartosht bestaunt. Ein fabrikneuer Renault-Lastwagen nimmt mich nach Persepolis mit. Besichtige den Xerxes-Gateway, das unfertige Tor, die Halle der 32 Säulen, das Felsengrab des Artexerxes II, das Felsengrab des Artexerxes III. Treffe Reza. Zentrale Treppe, Palast der 100 Säulen, Apadana Palast besichtigt. Museum besucht, aber das war wenig eindrücklich. Den Xerxes-Palast und den Tachara-Palast besichtigt. Mit einem Taxi zurück nach Marvdasht, mit Minibus zurück nach Shiraz. Treffe Florian, verabschiede mich später von Florian, Basti, Michael und Martin, sie reisen morgen ab. 30.4.2007 Pasargad In der Busstation Verwirrung, ob der Minibus oder ein grosser Bus nach Saadatshahr fährt. Kaufe ein Billet für den grossen Bus um 09:30 Uhr. Treffe vier Tschechen, als ich in der Zwischenzeit schnell zur MolkMoschee laufen will. Diese ist aber noch geschlossen. Mit dem Bus nach Saadatshar. Sofort ein Savari nach Pasargad gefunden, ganz billig, weil der Buschauffeur mir genau erklärt hat, wo ich es kriege und für wie viel. In Pasargad bestaune ich das Grabmal von Cyrus, den Wohnpalast (Palast P), einen weiteren Palast und den Toreingang und die Bewässerungsanlage des Gartens. Der „Thron der Mutter von Salomon“ ist eine Tempelruine auf dem Berg. Wie ich zurücklaufe, kommt mir das gleiche Taxi entgegen, es fährt mich im Höllentempo zurück nach Saadatshahr, wo ich einen Hamburger esse und mir der Besitzer des Imbisses ein Orangina schenkt. Mit dem Minibus nach Marvdasht, dort fährt mich jemand mit einem Honda CG125 zur anderen Busstation, wo ich einen Minibus nach Shiraz finde. 1.5.2007 Shiraz Die Khan Madrassa besichtigt, mit den Mullahs geplaudert. Eine weitere Madrassa in Otfalikhan Strasse besucht. Zur Nasir-ol-Molk Moschee, dann durch den Seiteneingang vom Bazaar her zu den Schreinen von Shah-e-Cheragh und Sayyed Mir. Diesmal problemlos reingekommen. Zur Atiq Jameh Moschee. Den Saray-e-Moshir nochmals besichtigt, diesmal bei Tageslicht. Zur Aramgah-e-Sa'adi, dann direkter Bus zum Meydan Eram gefunden. Teurer Eintritt für den Bagh-e-Eram bezahlt: 40000. Plauderei mit Schülerinnen, was der Lehrerin misfällt. Treffe Fatimeh, Fatineh und Mehdi, die mich zu Faluda mit Zitronensaft und Nastaram (Rosenwasser) einladen. 2.5.2007 Firuzabad Zum Karandish-Terminal gefahren, aber der Bus fährt vom Modarres-Terminal. Schnell dorthin, Bus nach Firuzabad gefunden. Bei der Qaleh-e-Dokhtar steige ich aus, erklimme den Berg und besichtige die riesige Burg mit dem massiven Bergfried mit Kuppeldach. Frühlingsstimmung, Kräutergeruch, der Kuckuck ruft. Als ich zum Ardeshir Palast laufen will, nimmt mich ein Motorradfahrer mit. Besichtige den Ardeshir Feuertempel, eindrücklich sind die mächtigen Kuppeln und die ersten Iwane in der Bauhistorie Persiens. Werde von Ingenieur Mohamed zum Mittagessen eingeladen - Hühnchen mit Reis! Laufe Richtung Shahr-e-Gur. Zwei Motorradfahrer nehmen mich als Dritten mit! Der Turm ist massiv, die Treppen waren aussen herum angebracht. Mit dem Savari nach Firuzabad, wo ich in ein Taxi bugsiert werde, das nichts koste. Das ist natürlich nicht so, und als wir nicht einig werden, nehme ich am Dorfausgang ein Savari und einige mich mit dem Fahrer auf 10000 IRR bis Chercher. In Chercher will er nichts mehr davon wissen und verlangt 50000, obwohl ein anderer Passagier für die gleiche Strecke 2000 bezahlt. Ich gebe ihm 10000 wie versprochen. Die Masjid Imamzadeh Seyed Davood Kherghe ist von aussen stark erodiert, da sie aus Lehmziegeln gebaut ist. überraschenderweise ist der Innenraum aber völlig intakt. Ich treffe zwei junge Leute, von denen der eine schön singt. Dann gehe ich zurück auf die Strasse und warte auf ein Savari zurück. Alle sind voll. Die beiden jungen Männer von der Moschee wollen mich mitnehmen, aber sie fahren leider in die falsche Richtung. Schliesslich hält ein Savari. In Firuzabad finde ich einen Bus. In Shiraz werde ich in ein Savari bugsiert, das angeblich - 28 -
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zum Shohada Platz fahren soll. Als das Savari dann zum Karandish Terminal abbiegt und dort alle Passagiere aussteigen lässt und keine neuen mehr aufnimmt, werde ich unruhig. Der Fahrer lässt mich aber nicht mehr aussteigen und fährt kreuz und quer durch die Stadt. Endlich hält er doch noch am Shohada Square an und verlangt 20000, soviel wie die Taxifahrt von Firuzabad nach Shiraz gekostet hätte. Ich werfe ihm die korrekten 2000 hin und steige aus. Das soll ihm eine Lehre sein. 3.5.2007 Shiraz-Bushehr Ich will Frühstück kaufen gehen, aber die Bäckerei ist geschlossen und ich muss zur weit entfernten anderen Bäckerei laufen. Bin nun viel zu spät dran. Schleppe meinen Rucksack raschmöglichst zum Hossein Platz, wo ich ein Savari zum Amir Kabir Platz finde. Der Fahrer ist nett und verlangt sogar den richtigen Preis. Ich steige in den Bus nach Bushehr, der sofort losfährt. In Bushehr muss ich mit dem Taxi ins weit entfernte Stadtzentrum fahren. Das Sadi-Hotel ist voll, aber im Pars finde ich ein schönes Zimmer mit Blick auf den Hauptplatz von Bushehr, den Meydan Enqelab. Besichtige die völlig ausgestorbene Stadt, alle Läden sind zu. Nach dem Mittagsschlaf zurück in die nunmehr erwachte Stadt, die von Leben nur so brummt. Treffe beim Busbüro Ahmad Mezafat, der 35 Jahre in Appenzell gewohnt hat. 4.5.2007 Bushehr Die Hotelinhaber offerieren mit Tee und Brot zum Frühstück. Bummel durch Bushehr, trinke Tee mit Einheimischen. Bushehrs Altstadt ist völlig verlottert, die Gebäude zerfallen, überall wird gebaut aber nichts wird fertig. Schade, denn die neuen Stadtteile von Bushehr machen einen viel saubereren und aufgeräumteren Eindruck. Eklig sind die offenen Kanalisationen, einfach ein Graben in der Mitte der Strasse. Bei der höllischen Hitze gibt das auch einen ebensolchen Gestank. Von 12 bis 17 Uhr geht in Bushehr gar nichts mehr, dann ist wegen der Mittagshitze Siesta. Besuche das Anthropologische Museum, sehe mir das Taheri- und das Amiriyeh-Haus an. Rufe Ahmad an, er will mich um 19:00 Uhr treffen, kommt aber nicht. Beim Bummel durch das Hafenviertel verstellt mir ein Bursche den Weg und fordert Geld und meine Tasche. Ich gebe vor, nichts zu verstehen und plötzlich rennt er weg. Mit der Japanerin Sachi zur Polizei zum Registrieren (Verwirrung, weil die Iraner meinen, Sachi sei meine Frau!) und ins Golestan Restaurant zum Nachtessen. 5.5.2007 Bushehr-Bandar-e-Charak Bummel durch den Ostteil von Bushehr, der viel moderner ist als der Westteil. Es ist wahnsinnig heiss. Um 14:00 Uhr gehe ich ins Busbüro, aber jetzt heisst es, der Bus fahre ab dem 20km entfernten Terminal. Mit dem Taxi dorthin. Während der Busfahrt, die an kilometerlangen Raffinerien vorbeigeht, schlafe ich ein. 6.5.2007 Bandar-e-Charak-Kish Als ich aufwache, ist der Bus bereits an Bandar Charak vorbei, der Kondukteur hat mich nicht, wie verlangt, geweckt. Bandar-e-Lengeh erkenne ich selbst und frage den Fahrer, anzuhalten. Es ist halb zwei Uhr morgens. Das einzige Hotel ist zu, die Nachtglocke funktioniert nicht. Ich lege mich auf eine Parkbank und schlafe ein. Um 05:30 Uhr weckt mich ein Bettler, der Geld von mir will. Ich laufe zum Bazaar und kaufe Brot, dann zum Terminal der Fährgesellschaft Valfajre-8. Leider wurde der Fährbetrieb eingestellt und ich muss zurück nach -Bandar-e-Charak! Ein Lastwagen nimmt mich bis zum Savari-Terminal, wo ich bald ein Savari nach Bandar-e-Charak finde. Um 08:30 Uhr komme ich dort an, doch ist soeben der letzte Platz auf dem Motorböötli besetzt worden. Ich kriege dann doch noch einen Platz auf dem Böötli, halt irregulär. Die Fahrt nach Kish ist rauh, das Boot springt von Welle zu Welle und schlägt hart auf dem Wasser auf. Nach einer Stunde komme ich in Kish an, wo mich ein teures Taxi zum Salar Kish Hotel bringt, das allerdings voll ist. Ich finde schlussendlich für 100000 Rial ein Bett in einer Gastarbeiter-Suite im Venus Hotel (die Namenswahl, wenn man die Sprache nicht beherrscht...) und teile es mit 7 Indern. Ich bummle durch die verschiedenen Einkaufszentren, die voll sind von Waren gemischter Qualität; das meiste ist qualitativ identisch mit den Waren auf dem Festland. Am südöstlichen Ende von Kish finde ich einen riesigen, verlassenen Ferienkomplex. 7.5.2007 Kish-Bandar-e-Abbas Aus dem Venus-Hotel ausgecheckt, zum Hafen gelaufen. Ich benötige eine Ausreisebewilligung, muss erst warten, bis der Zoll öffnet. Bis ich die Bewilligung erhalte, schaffe ich es gerade noch knapp aufs letzte Boot. Fahrt nach Bandar-e-Charak. Von Bandar-e-Charak mit Savari nach Bandar-e-Lengeh. Dort mit verlottertem Reisebus nach Bandar-e-Abbas, wo wir vor der Stadt aussteigen müssen. Taxi zum Abuzar Platz, aber alle Hotels sind wahnsinnig teuer, unter 100000 IRR gibt es kein Zimmer. Schliesslich finde ich zwei Iraner, die bereit sind, ihr grosses Zimmer (gegen Kostenbeteiligung) mit mit zu teilen. Langwierige Prozedur, um das Flugticket nach Dubai zu kaufen. Scheussliches Abendessen. 8.5.2007 Bandar-e-Abbas (Qeshm) In die Mosaferkhuneh Bouali gewechselt, die haben zumindest noch ein Zimmer für mich. Zum Fischmarkt, dann zum Hafen und das gedeckte Fährboot nach Qeshm genommen. In Qeshm lange Diskussion um den Fahrpreis, schlussendlich kann ich mit dem Taxi für 100000 IRR nach Laft gefahren werden. Besichtigung von Laft, dem malerischen Bandari-Fischerdörfchen mit den schönen Badgirs. Holzschiffbau am Strand von Laft. Zurück nach Qeshm, besichtige den Bazaar, der nicht viel hergibt. Plötzlicher Durchfall, kein Wunder nach dem scheusslichen Abendessen gestern! Besichtige die fast völlig eingestürzte portugiesische Burg. In einem Keller finde ich neben zwei korrodierten Kanonen einen Esel angebunden! Zurück nach Bandar-e-Abbas. Ich bin jetzt fast pleite. Habe den Rucksack reparieren lassen, die Nähte des chinesische Schrotts fangen überall an, aufzuplatzen. Süssgebäck zum Abendessen (stopft!), wunderbar!
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Dubai 9.5.2007 Bandar-e-Abbas-Dubai Ich stehe um fünf Uhr früh auf, nehme ein Taxi zum Flughafen. Warten, warten, Sudokus lösen. Um 07:30 Uhr fangen sie an einzuchecken, aber ich merke das gar nicht, weil das nicht angesagt wird und in einem Seitengang stattfindet, den man vom Wartesaal aus gar nicht sehen kann. Um 07:40 Uhr werde ich unruhig und frage den Informationsschalter, wann mein Flug einzuchecken hat. Erst dann werde ich zum Check-in geführt und kann mein Gepäck einchecken. Der Flug mit Aria Air ist fast leer, nur 10 Sitze sind besetzt. Nach etwa einer Stunde Flug landen wir in Dubais Billigterminal 2. Ich brauche ewig, um durch die Passkontrolle zu kommen, vielleicht weil mein Schweizer Pass ganz neu ist? Sie machen viele Fotokopien, aber lassen mich schlussendlich durch. Ich nehme ein Taxi zur Jugendherberge, finde aber heraus, dass sie unweit des Flughafens gelegen ist. Wenn ich nur einen Reiseführer oder eine Karte gehabt hätte! Die Dubai Jugendherberge ist ultra-luxuriös, aber das kommt zu einem gewissen Preis, nämlich 20 USD pro Nacht. Nach vielen erfolglosen Versuchen kann ich schliesslich einen Busfahrer davon überzeugen, mich ins Stadtzentrum mitzunehmen, wo ich mir die Schaufenster ansehe und die geschäftige Atmosphäre von Dubai geniesse. In einem Buchladen wird mir gesagt, wenn ich nicht glücklich mit deren Auswahl sei, sei es nicht ihre Aufgabe, mir andere Buchläden zu nennen. Ich gehe ins Internetcafé und finde heraus, dass der englische Buchladen Magrubys im City Centre Einkaufszentrum heisst. Zum City Centre Einkaufszentrum. Ich finde Air Arabiya, kaufe ein Ticket nach Ahmedabad. Finde einen Magruby's Buchladen, wo ich einen Lonely Planet Reiseführer für Dubai und für Indien kaufe. Laufe über die Al Makfoum Brücke und bewundere die Aussicht. Auf meinem Weg nach Bastakia überquere ich die Fahrbahn. Eine Autofahrerin, anstatt wütend auf mich zu sein, stoppt und offeriert mir, mich mitzunehmen. Ihr Name ist Simmy, sie ist aus Indien. In Bastakia besuche ich erst das grossartige Museum in der Zitadelle, dann besichtige ich die Altstadt mit den wunderschönen iranischen Badgirs, in der kühlen Abendluft. Beim Herumlaufen komme ich zum Haus der Philatelie, wo mich ein Aegypter zum Tee einlädt. Schlussendlich muss ich den Bus zurück zur Jugendherberge nehmen. Im Verkehrschaos dauert die Fahrt über eine Stunde! Ich plaudere lange mit Li und Li aus Korea, die ich im Bus getroffen habe, sowie einem österreichischen Zimmerkollegen, bis es Mitternacht ist. 10.5.2007 Dubai Tolles Frühstück in der Jugendherberge, entspricht tatsächlich einem Fünf-Sterne-Hotel. Fahrt mit dem Bus in die Stadt. Als der Bus im Stossverkehr 20 Minuten am gleichen Ort steht, steige ich aus. Das scheint das Problem gelöst zu haben, denn von diesem Moment an rollt der Verkehr wieder. Ich laufe über die Al-Makfoum Brücke zur Computerstrasse Khaled-bin-Al-Waleed und gehe ins Al Ain Shopping Centre, wo auch ich einmal wild shoppen kann: Einen ultraschlanken USB-Memory-Stick (als Ersatz für den zu kleinen Sony), ein Miniatur-SD-Kartenlesegerät und ein neues Batterieladegerät, da sich das in Tansania gekaufte als ungeeignet erwiesen hat. Somit ist meine Ausrüstung doch massiv besser geworden, ich kann jetzt wieder eine Sicherheitskopie meines USB-Sticks anlegen. Mit dem Bus zum Burj-al-Arab Hotel gefahren, aber hoppla, als ich aussteigen will, fährt der Bus einfach weiter, biegt auf die Autobahn ab und hält erst nach 4 Kilometern. Ich muss 4 Km in der brennenden Sonne zurücklaufen. Mist! Das BurjAl-Arab ist eindrücklich, aber man kommt nicht einmal in die Einfahrt rein, Security Guards schotten es ab. Danach zum Madinat Jumeirah, einem Hotelkomplex im iranischen Stil mit Badgirs und vielen künstlichen Wasserbecken, einfach wunderschön gemacht. Mit dem Bus zurück, langer Schwatz mit dem pakistanischen Chauffeur. Zur Heritage Area gelaufen, aber alles ist geschlossen. Durch den Unterwassertunnel von Shindagha nach Deira gelaufen. Ins Internetcafé, meine neuen Anschaffungen mit Daten bespielt und ausprobiert. Mit der Dhau nach Bur Dubai, besuche das Scheich Saeed al-Maktoum Haus mit Photogalerie, Briefmarken- und Münzensammlung. Das Heritage Village und das Diving Village geben wenig her. Durch den Fussgängertunnel zurück nach Deira, wo ich ein indisches Abendessen geniesse. Zur Gold Souq Busstation. Die Schlange für den 13er Bus ist riesig, ich stehe hinten an. Als ich endlich beim Fahrer bin, sagt der, trotz halbleerem Bus „Voll, nimm den nächsten Bus“ und fährt ab. Zwei Busse kommen, aber nehmen keine Passagiere auf. Als endlich ein Bus die Türen öffnet, sagt ein Sicherheitsbeamter „Reihe bilden“! Ich werde aus der Reihe herausgequetscht und werde nicht nochmals hinten anstehen, weil kein weiterer Bus mehr kommt. Ich renne zur Sakhla Busstation, wo ich auf den 17er Bus warte. Zwei Busse kommen, aber nehmen keine Passagiere auf. Der dritte öffnet endlich seine Türen. Nach zweieinhalbstündiger Odyssee komme ich endlich in der Jugendherberge an. 11.5.2007 Dubai Tagebuch nachgeführt und Kleider gewaschen. Schlimme Blasen an den Füssen wegen der gestrigen Lauferei. Schwatze den ganzen Tag mit Stefan und Elise. 12.5.2007 Sharjah Mit dem Bus zur Al Sabhka Busstation gefahren, die Al-Ahmadyia School und das Heritage Haus besichtigt. Bus nach Al Ghubaiba Bus Station, Minibus nach Sharjah. Heritage Area in Sharjah besichtigt, erst Al Hisn Festung (abgerissen und neu gebaut), dann das Heritage Village (alles neu gebaut). Das Heritage Museum besucht. Taschenlampe gekauft. Zurück nach Dubai, Stefan getroffen. Wir essen ein Eis und später Nachtessen. Grosse Schwierigkeiten, einen Bus zurück zu kriegen. 13.5.2007 Dubai Nach grossen Schwierigkeiten - kein Bus wollte Passagiere aufnehmen - Bus in die Stadt gefunden. Habe den defekten USB Stick getauscht, aber musste 20 Dirham draufzahlen. Spazierte durch die Stadt, schwatzte mit einem Verkäufer der chinesischen Automarke „Deer“, dessen Auto (welcher eine Lizenzkopie des alten Toyota Hilux
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Doublecab ist) nur 9000 USD kostet!
Indien 14.5.2007 Dubai-Ahmedabad In die Stadt, zum Creekside Park, dann zum Internetcafé und beantrage via Internet das australische Visum. Esse eine indische Mahlzeit. Muss zwei Stunden bei Western Union warten, gehe zurück zum Internet. Li und Li, mit denen ich um 20:30 Uhr abgemacht habe, kommen etwas später, weil ihr Bus wieder mal nicht gekommen ist. Wir nehmen ein Taxi und fahren zum Flughafen Sharjah: 7.50 Dirham billiger als wenn wir durch die Jugendherberge bestellt hätten. Zudem können wir die Kosten teilen. Der Check-In hat eine Riesenschlange, aber weil ich kein Wägeli habe, darf ich vorgehen. Bis ich durch alle Kontrollen durch bin, ist schon bald 23:55 Uhr. Schlussendlich muss ich kurz mal auf die Toilette und wie ich zurückkomme, haben die anderen bereits das Flugzeug bestiegen. Kein Problem, ist ja noch viel Zeit. Wir fliegen pünktlich ab. Sharjah sieht aus der Luft toll aus. 15.5.2007 Ahmedabad Das Flugzeug landet nach zwei Stunden, aber in Indien ist es bereits vier Uhr morgens. Wir warten lange, bis wir das Flugzeug verlassen können. Ich komme ganz schnell durch den Zoll, weil ich nur durchgewinkt werde. Draussen warte und döse ich für eine Stunde, weil ich nicht in aller Herrgottsfrühe im Hotel ankommen will. Bei Sonnenaufgang laufe ich zur Busstation. Die Tuk-Tuks bilden eine Schlange, weil jeder Fahrer mich fragt, ob ich wirklich nicht mit ihm mitkommen will. Schlussendlich wird das verkehrsgefährdend und die Tarife sinken näher zu den Kosten des Busbillets, so dass ich einsteige und rasch zum Hotel Rupali gelange. Ich erhalte ein schönes Zimmer mit Bad. Das Wetter ist heiss, aber nicht so schwül wie in Dubai. Ich laufe zur Sidi Saiyat Moschee und zum Bhadra Fort, esse eine Samoosa und trinke einen Tee, aber ich bin so müde, dass ich zurück ins Hotel und schlafen muss. Um 11:00 Uhr beginne ich mit einer persönlichen Tour von Bhadra Fort, dann zum alten Palasttor Teen Darwaja, zur Rani Sipri Moschee, mit einem Tuk-Tuk zum Kankaria See (welcher 1451 gebaut wurde), mit dem TukTuk zum Dada Hari Wav (einer der Treppenbrunnen) und zur nahegelegenen Mata Bhavanis Well, die schwierig zu finden war. Laufe fünf Kilometer zurück zum Hotel. 16.5.2007 Ahmedabad Verschlafen, wachte erst um neun Uhr auf. Ging zum Gandhi Ashram, wo es eine Ausstellung über sein Leben gibt und zum Stadtmuseum. Es ist 42ºC heiss, ich muss ins Hotel zurückkehren. 17.5.2007 Ahmedabad-Junagadh Ich nehme den 09:30-Uhr-Bus nach Junagadh. Neben mir sitzt Kadar, ein Elektroingenieur aus Ahmedabad, der ausgezeichnet englisch spricht. In Rajkot steigt er aus. Als ich zwei Stationen vor Junagadh in Gondal aussteigen will, weil es dort ein interessantes Automuseum gibt, lässt mich der Kondukteur nicht, so bleibe ich bis Junagadh. Ich kriege ein schönes Zimmer im Relief Hotel. 18.5.2007 Junagadh Bestieg Girnar Hill (10000 Stufen hinauf!), besuchte die Tempel, nahm an einer Zeremonie teil, lief wieder runter, war vollständig erschöpft, obwohl das Wetter günstig war. Ass eine grosse indische Mahlzeit, dann zu den Ashokan Edikten, 100 Rupien Eintritt für nichts! Zum Uperkot Fort, besuchte die Kanone, die Jama Moschee, die Navaghan Kuva Treppenquelle, sehr eindrücklich mit ihrer enormen Tiefe, den Adi Kadi Treppenbrunnen, wie die anderen vollständig mit Abfall gefüllt, aber ein Inder schöpft sich das Wasser auf den Kopf! Dann zu den Buddhistenhöhlen, eine Geldvergeudung für die 100 Rupien Eintritt, die Wasserzisternen und den Garten. Besuche den Mahabat Maqbarat Schrein, besteige eines der Minarette. 19.5.2007 Junagadh (Gondal) Mit dem Bus nach Gondal, besuche das Automuseum. Es hat tolle Autos wie Corvettes, Cadillas, Rolls Royces etc. Besichtige den Palast des Maharadschahs, seinen Eisenbahnwagen und den Durbar Palast in der Stadt. Zurück nach Junagadh wo ich den Zoo besuche und die asiatischen Löwen sehe. 20.5.2007 Junagadh-Diu Mit dem Bus Richtung Una, aber 10 km vor Una bricht der Schalthebel ab. Wer fahren im ersten Gang weiter, bis ein anderer Bus sich unserer erbarmt und uns mitnimmt. Zufälligerweise ist es der Bus nach Diu. In Diu ist das Super Silver Hotel nicht an Rucksacktouristen interessiert, so nehme ich ein Zimmer im Sao Tome Gasthaus. Die Insel Diu und Stadt Ghoghla sind vormalige portugiesische Kolonien, welche von Indien 1961 den Portugiesen weggenommen wurden. Es hat immer noch viele portugiesische Häuser und Kirchen, aber ist ziemlich „indianisiert“ worden, was bedeutet überall Kuhfladen und Abfall sogar am Strand. Andererseits haben die Behörden damit begonnen, die dringendsten Unterhaltsarbeiten am Fort zu machen. Im Gasthaus treffe ich Dan aus London. Wir essen Abendessen im Hafenviertel, kaufen das Essen von den kleinen Essensständen. 21.5.2007 Diu Ich besuche die Kirche von St. Paul, das portugiesische Fort, das Nagar Seth Haveli (ein besonders schönes Haus), den Zampa Gateway, den (künstlichen) Zampa Wasserfall (der nicht funktioniert), das Franziskus von Assisi Hospital. Am Nachmittag treffe ich einen Inder und gehe mit ihm zum Jallandhar Strand, das Khokha Denkmal (mit einem ca. 4m langen, schönen Modell des gesunkenen Kriegsschiffes) und den Gangeswar Tempel. Nachtessen mit Olli von Australien und Dan aus London. 22.5.2007 Diu-Mumbai Dan und ich haben ein gemütliches Frühstück im Heranca Goesa restaurant und dann laufen wir langsam zur Busstation. Der Bus sollte eigentlich um 10:30 Uhr abfahren, er kommt aber erst um 11:00 Uhr. Es gibt überall scheinbar unnötige Stopps, Passagiere werden aufgenommen oder verlassen den Bus. Von Zeit zu Zeit stoppen - 31 -
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wir für Essen und Wasser. Zweimal fragt mich jemand sehr freundlich, ob er seine riesigen Gepäckstücke in meinem Fussraum deponieren dürfe und beide male lehne ich ebenso freundlich ab. Schliesslich wird es dunkel und ich schlafe ein, mit meinen Beinen zwischen den Köpfen der Leute, die im Gang schlafen. 23.5.2007 Mumbai Als ich aufwache, ist es 5:30 Uhr und wir fahren soeben über die Stadtgrenze von Mumbai. Zwei Stunden später kommen wir im Stadtzentrum an. Wir nehmen ein Taxi - wir wissen, dass es 50 Rupien sein sollte, aber der Fahrer will mindestens 70. Fremde zahlen immer mehr. Wir quartieren uns im Schlafsaal des Rotschildhauses der Heilsarmee ein. Dann gehen wir zum Victoria Bahnhof und fragen wegen Zügen nach, aber für mich nach Aurangabad hat der Bus günstigere Abfahrtszeiten. Wir besuchen das Obergericht, die Universität, beides im viktorianischen Stil, und die 120 Jahre alte Knesset-Elyahud Synagoge, die, anders als alle anderen Synagogen, öffentlich zugänglich ist und sogar eine Namensaufschrift hat. 24.5.2007 Mumbai Frühstück bei der Heilsarmee, dann zum Tor von Indien und zum Crawford Markt. Beim Mittagessen muss ich lediglich 1 (eine) Rupie bezahlen für einen Teller Chapati und Sauce und kann es gar nicht glauben! Tauschte zwei meiner Bücher gegen einen verlesene „Krieg und Frieden“ von Leo Tolstoy. Besuchte die Mumbai Kathedrale. Wasche meine Kleider. Mumbai ist viel teurer als die anderen indischen Städte. Auf der anderen Seite hat es hier viel Infrastruktur, was auch die reicheren Touristen anzieht. Fuhren zur Chowpatty Beach, hatten Bhel Puri und bekamen gratis noch mehr Spezialitäten. 25.5.2007 Mumbai Zum Internet Cafe. Tolles Mittagessen an einem Strassenstand für nur 15 Rupien. Zum Hauptpostamt, grosse Schwierigkeiten, Postkarten zu finden (fanden später heraus, dass sie im Postamt drinnen verkauft werden!) und mussten welche zu überrissenen Preisen kaufen, sandten die DVD mit meinen Bildern und die Postkarten in die Schweiz. Zum Taj Mahal Hotel, die Hotelhalle besichtigt. Chicken Tikka zum Abendessen. 26.5.2007 Mumbai Frühmorgens stehe ich auf, packe meine Sachen und nehme den Bus zum Crawford Market. Dort angelangt, finde ich die Busgesellschaft nach langem und mühsamem Suchen. Dann kommt der Schock: Mein Bus fährt gar nicht um 9 Uhr morgens, sondern um 9 Uhr abends. Ich hatte ausdrücklich ein Ticket für 09:00 Uhr morgens verlangt. Ich muss den ganzen Tag in Bombay verbringen! Es gibt nichts mehr zu sehen, alles habe ich bereits besucht. Bombay ist voller viktorianischer Gebäude, so um 1870 gebaut. Ziemlich hässlich, aber irgendwie speziell. Wenn man eines gesehen hat, hat man alle gesehen. Ich laufe ziellos durch die Stadt. Dann sitze ich im Büro der Busgesellschaft, bis sie mich bitten, zu verschwinden. Ich bummle durch die Stadt zum Victoria Terminal, wo ich Idli zum Abendessen esse. Sitze eine Weile bei den Cricket Feldern, bummle durch den Crawford Market. Um 20 Uhr kehre ich zum Busbüro zurück. Um 21 Uhr werde ich zu einem wartenden Bus gebracht. Dieser ist völlig leer, fährt jedoch nach etwa einer Stunde ab. In den Aussenquartieren nimmt er Passagiere auf. Wir bleiben in Bombays Verkehr bis Mitternacht stecken. Ich schlafe ein. 27.5.2007 Aurangabad Um 8 Uhr kommt der Bus in Aurangabad an. Ich nehme ein Tuk-Tuk zum Hotel Tourists Home, wo ich ein Zimmer beziehe und endlich duschen und die Kleider wechseln kann. Kaufe eine Ellora-Rundfahrt. Kurz vor 11 Uhr holt mich der Touristenbus ab. Wir fahren erst nach Daulatabad. Das ist die riesige Festung, die Aurangzeb bauen liess, als er die Hauptstadt von Delhi hierhin verschob, allerdings nur für 6 Jahre. Dann mussten die Bewohner wieder nach Delhi zurückmarschieren. Die doppelten Tore, der immer noch mit Wasser gefüllte Graben (in den Felsen gehauen!) und die unterirdischen Gänge in den oberen Teil sind eindrücklich. Leider ist die Zeit viel zu kurz. Wir fahren weiter zum Grishneshwar-Tempel, einem der 12 höchsten Hindi-Heiligtümer. Ich muss Schuhe, Gürtel und Hemd ausziehen. Beim Herausgehen verbrenne ich mir auf den heissen Steinplatten sogar die Füsse! Von dort geht es weiter zu den Ellora-Höhlen, die ersten wurden um das Jahr 600 in den Fels gehauen. Wir besuchen die buddhistischen Höhlen Nr. 10 und 12, den hinduistischen Kailasa Tempel Nr. 16 und die Jain-Höhlen Nr. 33 und 34. Die in den Felsen gehauenen Tempel und Klöster sind wahnsinnig eindrücklich, exakte Detailarbeit, naturgetreue Personendarstellungen und alles um einen Faktor 2 grösser als in Lalibela! In Khuldabad stoppen wir nicht, weil Aurangzebs Grab z.Zt. unzugänglich sei. Zurück in Aurangabad fahren wir zum Bibi-ka-Maqbara, auch Mini-Taj-Mahal genannt, einem dem Taj Mahal äusserst ähnlichen Grabmal aus weissem Marmor und zum Panchakki, einem von einem unterirdischen Qanat-System gespiesenen Wasserreservoir, das zugleich eine (propellergetriebene!) Mühle antreibt. Es ist völlig unverständlich, warum die indischen Behörden sich auf eine ausländerfeindliche Eintrittspreispolitik eingelassen haben. Während Inder 5 oder 10 Rupien bezahlen, müssen wir Ausländer 100 oder 250 Rupien, im Falle des Taj Mahal auch schon mal 750 Rupien bezahlen. Das ist völlig unfair und und wird manchen Rucksacktouristen davon abhalten, diese Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Ich wünschte mir, es würde dem Vorbild Irans folgen und die Ausländertarife ganz abschaffen. 28.5.2007 Aurangabad Ich besuche die Aurangabad Höhlen. Weil die Tuk-Tuks viel zu viel verlangen, nehme ich eines nur bis Bibi-ka-Maqbara, die restliche kurze Strecke laufe ich zu Fuss. Ich besuche die Höhlen Nr. 5,4,3,2,1 und dann 6, 6a, 7, 7a, 8, 9, 10. Sie sind bei weitem nicht so eindrücklich wie diejenigen in Ellora, aber die Tatsache dass es sie gibt ist immer noch aufregend. Nr. 6 und 7 sind ehemalige Klöster, mit Mönchszellen. Ich laufe zurück, bummle durch die Altstadt.
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Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
29.5.2007 Aurangabad-Jalgaon Heute besuche ich die Ajanta Höhlen. Wachte um 04:45 Uhr auf, traf zwei taiwanesische Mädchen auf dem Weg zur Busstation. Nahm den sechs Uhr Bus nach Ajanta, wir kamen schon um 08:00h an! Ein Ladenbesitzer offeriert mir Tee. Ich bin unter den ersten heute morgen, die die Höhlen besuchen. Es regnet. Die Ajanta Höhlen wurden erst 1819 entdeckt, als eine englische Jagdgesellschaft zufälligerweise darauf stiess. Sie sind wunderbar erhalten, mit einigen der Gemälde noch intakt. Die ersten Tempel wurden um das Jahr 200 v.Chr. in den Fels gehauen. Einige der Tempel enthalten komplette Klöster mit Mönchszellen. Mit einem klapprigen Bus nach Jalgaon. Die Züge nach Kolkata sind überbucht, ich habe nur ein Standby Billett für morgen um 04:50h erhalten können. Bummelte durch Jalgaon, was nur eine weitere grosse indische Stadt ist. 30.5.2007 Jalgaon-Kolkata Ich wache kurz nach 04:00h auf, gehe zum Gepäckraum. Doch alles Klopfen und Rufen ist sinnlos, niemand ist drin. Mein Zug fährt 04:50 Uhr ab. Ich gehe zum Infoschalter und beschwere mich, worauf mir ein Arbeiter mitgegeben wird. Er versucht es auch erst mit Klopfen, ohne Erfolg. Dann gehen wir aufs Perron, wo wir den Gepäckraumwallah bei einem Schwatz von Perron zu Perron finden. Gemächlich macht er sich zum Gepäckraum auf, acht Minuten vor der vorgesehenen Abfahrtszeit kriege ich meinen Rucksack. Der Zug ist aber noch nicht da. Endlich finde ich heraus, wo mein Wagen stehen wird, dann kommt der Zug, ich steige ein, finde mein Abteil und lege mich schlafen. Um acht Uhr wache ich auf, eine sehr hübsche Inderin, Zainab, die in Delhi Engineering studiert, steigt zu und belegt den freien Platz im Abteil. Am Abend möchte ich Guetsli kaufen, wie der Zug gerade in einer Station hält. Ein Mitreisender, ein erfolgreicher Art Director aus Mumbai, kommt mit mir aufs Perron und ich kaufe die Guetsli, aber wie ich gerade am Zahlen bin, tutet der Zug und fährt los. Wir rennen zum Zug und springen auf den fahrenden Zug auf. Das ist gar nicht so einfach mit drei Paketen Guetsli in der einen und Wechselgeld in der anderen Hand. Wie ich mich schlafen legen will, fragt mich eine Frau, ob ich nicht mit ihr tauschen möchte, weil sie nicht auf den oberen Bunk klettern könne. Ich sage gerne zu, denn mein Bunk ist sowieso zu kurz für mich. 31.5.2007 Kolkata Als wir uns Kolkata nähern, sagt mir der Kondukteur, ich müsse jetzt umsteigen, der Zug fahre zur Shalimar Station. Ich steige in einen völlig überfüllten Regionalzug um. Als wir endlich in Howrah ankommen, nehme ich ein Taxi. Das fährt los wie ein Automat - die Kupplung ist völlig durch. Mitten in der Fahrbahn auf der HowrahBruecke bleibt der Hindustan Ambassador liegen, nichts geht mehr. Ich laufe zum Bahnhof zurück, kriege das Taxifahrgeld zurueck, nehme die Fähre ueber den Fluss. Dann verlaufe ich mich aber und mache einen grossen Umweg, bis ich endlich die Sudder Street und die Jugi der Heilsarmee finde. Ich bin tropfnass, muss sofort 2Lt. Wasser trinken. 1.6.2007 Kolkata Richtung Victoria Memorial gelaufen, auf dem Weg dahin Elliot Park besucht. Das Victoria Monument ist geschlossen, aber man kann es von aussen bewundern. Die nahegelegene St. Pauls Cathedral besucht. Die daneben gelegene Academy of Arts ist noch geschlossen. Diese viktorianischen Gebäude sind allesamt unsäglich pompös und genauso hässlich. Zur Asiatic Society gelaufen. Nach 40-minütigen Formalitäten kriege ich endlich die Erlaubnis, das Museum zu besuchen. Es ist erstaunlich sehenswert, mit ayurvedischen Schriften in Sanskrit, Schriften in parsischer (arabischer) Schrift und vielen kolonialen Schriftstücken. Die Gemälde sind weniger sehenswert, dafür ein Stein mit einer Inschrift von Ashoka, rund 2200 Jahre alt. Danach zum Indian Museum. Man muss es sich wie ein Museum vorstellen, das seit 70 Jahren verschollen irgendwo dahingeschlummert hat. Viele Ausstellungsstücke sind seit 70 Jahren unverändert, völlig verstaubt, mit antiken Etiketten. In der zoologischen Sektion gibt es viele Skelette, Jagdtrophäen und von Motten zerfressene ausgestopfte Tiere. Die Food- und Textilsektion zerbröselt langsam zu Staub. Die Dioramen können vor lauter Dreck auf den Scheiben gar nicht mehr richtig eingesehen werden. Unter einem Tisch liegt ein Stapel mit Gemälden früherer (englischer) Kuratoren. Dass die Lebensmittelmuster schon längst verrottet sind, kann man gar nicht sehen, weil die Glasbehälter mit der Zeit undurchsichtig geworden sind. Gut und offensichtlich ein paar Jahre neuer ist die Darstellung der verschiedenen indischen Urvölker. Im rechten Flügel des Museums findet man eine schöne aber unsystematische Sammlung historischer indischer Skulpturen. Etwas absurd ist die Aegyptologieabteilung, mit einer echten Mumie! Aber die Texte sind ausgezeichnet, solche hätte ich mir in Aegypten gewünscht. Die Fossiliensammlung ist selbst zum Fossil geworden. Tierdioramen erfreuen wenigstens die Kinder. Ich habe mich vier Stunden lang köstlich amüsiert. Ich besuchte dann das „Mother house“ wo Mutter Theresa gelebt und gewirkt hat und wo sie begraben wurde. Es gibt eine kleine Ausstellung über ihr Leben. 2.6.2007 Kolkata Die Lonely Planet Walking Tour unternommen: New Market, war aber noch geschlossen; Fort William, ist aber unterdessen völlig abgeschottet, nicht von aussen sichtbar; Eden Gardens, waren um 9 Uhr noch geschlossen; Sahid Minar, ein 45m hoher Turm; Tipu Sultans Moschee, innen kleiner wie aussen; Raj Bhavan Gebäude, nicht öffentlich zugänglich; und schlussendlich BBD Bagh, ein trüber Weiher inmitten der Stadt, wo die Buben trotzdem schwimmen. Im Foreign Tourist Office nach sehr langer Wartezeit ein Zugsbillet nach Bodhgaya kaufen können. Zum Millenium-Park, der unimpressiv ist, dann mit der Fähre über den Hooghly Fluss (das sind mehr oder weniger feuchte Bakterien) zur Howrah Station, wo ich für nur 19 Rupien wunderbar gegessen habe. Mit dem Bus Nr. 55 zum botanischen Garten. Dieser ist zur Wildnis geworden, erfährt keinerlei Unterhalt, mit umgefallenen Bäumen überall auf den Wegen, ist aber irgendwie idyllisch-dekadent. Den 250 Jahre alten Banyan Baum gesehen, wobei der Hauptstamm längst vermodert ist und nur noch die Zweige an den Luftwurzeln leben. Mit dem Bus C6 zurück nach Chowringhee, den Rest gelaufen. Schlimme Blasen an den Füssen, weil die Socken in der feuchten Hitze ständig nass sind. Mit der U-Bahn nach Jatin Das gefahren, zum Kalighat-Tempel. Ein Schlepper lockt mich in einen Laden und will
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mir tatsächlich weismachen, der Tempel befinde sich im Laden drin! Ich laufe einfach weg. Im Tempel drin werde ich sofort von einem der offiziellen Devisentouristenjäger in Beschlag genommen. Im Eilzugstempo werde ich durch den Tempel geschleust, muss eine Rose in den Schrein werfen. Dann geht es zu einem übergrossen Bonsai-Baum, wo ich vier Rosen reinwerfen und den Rest sowie zwei Ringe dranhängen muss - ich wähle den obersten Ast, da kommen die Inder nicht ran. Dann werde ich nach einer Spende gefragt. Der Lonely Planet sagt 50 Rupien, aber unterdessen haben die vollkommen verblödeten Touristen den Tarif auf 2500 Rupien geschraubt (60 USD, davon lebe ich eine Woche), so dass ich nach vielem Verhandeln nicht unter 200 Rupien komme und trotz dem hohen Betrag noch blöd dastehe. Danach muss ich noch 20 Rupien für die Blumen und dasselbe für den Guide bezahlen. 3.6.2007 Kolkata Heute will ich mir den Ramakrishna Komplex in Belur Math anschauen. Die Ramakrishna Sekte behauptet von sich selbst, indische, christliche und muslimische Elemente zu vereinen. Ich nehme einen Bus nach Esplanade, muss erst meine Tasche reparieren lassen, die sich in der feuchten Hitze aufzulösen beginnt und warte lange, bis endlich ein englisch angeschriebener Bus kommt, der nach Belur Math fährt. In Belur Math darf man keinerlei Fotos machen (obiges Foto wurde vom Schiff aus gemacht). Ich besichtige den riesigen Sri Ramakrishna Tempel, der zu Ehren von Sri Ramakrishna (1836-1886) erbaut wurde, dann den Holy Mother Tempel, der zu Ehren von Sri Sarada Devi (1853-1920), der spirituellen Genossin von Sri Ramakrishna gebaut wurde, den Tempel für Swami Vivekananda (1863-1902), dem wichtigsten Jünger von Sri Ramakrishna und den Tempel für Swami Brahmanananda (1863-1922), dem ersten Präsidenten der Ramakrishna Mission. Danach besichtige ich das Ramakrishna Museum. Hier wird einem klar, dass die Sekte im Geld nur so schwimmt, das Museum scheint keinerlei Budgetsorgen zu haben. Ich nehme die Fähre über den Hooghly River, eine wackelige Angelegenheit, weil Boote mit runden Rümpfen verwendet werden, die gewaltig rollen. Eine Zeitlang befürchte ich, dass wir kentern. In Dakshineshwar besuche ich den Kali-Tempel. Es ist ein unglaubliches Gedränge, ich kann die Statue der Kali nur von Weitem sehen. Von hier per Bus zum Marble Palace. Eigentlich bräuchte es eine Erlaubnis vom Ministerium, um diesen zu besichtigen, aber ich werde gegen das Versprechen von Bakschisch trotzdem reingelassen und erhalte eine Führung durch den 1835 eingerichteten Palast. Der Raja Rajendro Mullick Bahadur hätte wohl dringend einen Innenarchitekten gebraucht, alles ist völlig überladen und die Skulpturen waren wohl auch zu ihrer Zeit schon geschmacklos. Von Rama über Königin Victoria bis Jesus ist alles vorhanden. Mit der U-Bahn zurück zur Heilsarmee. Mit dem Bus zur Howrah Station, der Schaffner verlangt das doppelte Fahrgeld wegen dem Rucksack. Lange Sucherei, bis ich weiss, auf welchem Perron und wo mein Liegewagen stehen wird. Planmässige Abfahrt, ich lege mich bald schlafen. 4.6.2007 Bodhgaya Als ich um 05:15 Uhr erwache, hält der Zug irgendwo. Ist es schon Gaya? Ich frage die anderen Passagiere. Die nächste Station. Steige in Gaya aus, setze mich in ein Tuk-Tuk nach Bodhgaya. Dieses fährt zuerst zur Busstation, kann dann aber keine Passagiere finden. Mir wird das zu blöd, ich wechsle das Tuk-Tuk und schon bald geht es ab nach Bodhgaya. Vor acht Uhr komme ich im Shanti-Resthouse an und gehe gleich zum Sightseeing. zuerst zum Mahabodhi Tempel, wo der Bodhi Baum steht, unter dem Buddha die Erleuchtung hatte. Schüttle einen unerwünschten Guide ab. Zum Namgyal Kloster, das eine grosse Gebetsmühle hat, zum chinesischen Kloster, dem danebenliegenden Shechen Darjeeling Kloster, dem Thai Kloster, dem Karma-Tempel, wiederum mit Gebetsmühle, dem Daijokyo Kloster, dem Indosan Nippon Tempel und dem bhutanesischen Kloster. Mit Ross und Wagen zum etwas ausserhalb der Stadt gelegenen vietnamesischen Kloster, das aus einer wunderschöne Pagode besteht. Auf dem Rückweg Toru aus Japan getroffen und mit ihm Mittagessen gegessen. Grosse Wäsche. Mit Ross und Wagen über die Sujala Brücke zur Sujala Stupa gefahren - auf der aus Backsteinen gebauten Stupa neueren Datums ist nur ein Baum - und zum kombinierten Buddha/Hindu-Tempel, wo das Mädchen Sujala Buddha eine Schale Milchreis offeriert hat. Immer wieder versuchen „Lehrer“ mich zum Besuch ihrer „Schule für die Armen“ zu überreden, in der Hoffnung auf namhafte Geldspenden. 5.6.2007 Bodhgaya-Gaya-Varanasi Ich gehe früh frühstücken und suche mir ein Tuk-Tuk nach Gaya Hauptbahnhof. Leider gibt es keine, niemand will an den Bahnhof. Die Fahrpreise sind astronomisch. So nehme ich ein Tuk-Tuk zu einer Schule irgendwo in Gaya. Nach einer stündigen, mühsamen Fahrt (der Piaggo Ape, ein Vespamobil vorgesehen für drei Personen, hatte zweitweise 14 Passagiere) komme ich dort an und nehme eine Fahrradrikscha zum Bahnhof. Nach langem Warten kriege ich ein Billet, aber am Informationsschalter sagt man mir, dass erst um 14:15 Uhr ein Zug nach Mughal Saray, 13km von Varanasi entfernt, gehe. Für den Rest müsse ich ein Taxi nehmen. Gaya ist eine grässlich schmutzige Stadt, momentan noch verstärkt, weil die offenen Kanalisationsgräben ausgeschaufelt werden und der Klärschlamm einfach auf der Strasse liegengelassen wird, wohl zum Trocknen. Beim Mittagessen bestelle ich einen Thali, erhalte aber das Gleiche wie die Anderen, soll dafür aber 2.5 mal soviel bezahlen. Ich rufe aus und komme schlussendlich mit etwas weniger weg. Die paar Rupien hätte ich mir schon leisten können, aber wenn ich nicht ausrufe, dann wird der nächste Tourist wieder genau gleich abgezogen. Man darf sowas einfach nicht akzeptieren. Endlich kommt mein Zug und ich steige ein. Ich sehe keine Wagen mit Sitzen und steigen in einen Sleeper Class Wagen ein. Der Kondukteur sagt mir, ich müsse den Wagen wechseln, aber die anderen Passagiere bedeuten mir, dass ich das ignorieren solle. Und richtig, der Kondukteur erwähnt das gar nicht mehr. In Mughalsarai warte und warte ich auf den Anschlusszug. Endlich gebe ich auf. Ein Autorikscha-Fahrer offeriert mir eine Fahrt für 30 Rupien, aber das ist ein Betrug, er will eigentlich 150. Ich steige in einen Tempo (Dreiradbus) nach Varanasi. In Varanasi, offeriert mir Ahmed, seine Velorikscha nach Godaulia mitzubenutzen. Ich versuche, mein Resthaus mit der Lonely Planet Karte zu finden und verlaufe mich völlig. Ein Guide führt mich zur Herberge, ich war mehr als 1 km davon entfernt. - 34 -
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6.6.2007 Varanasi Um 04:50 Uhr wache ich auf, weil eine Kuh einen unglaublichen Krach verursacht. Ich stehe auf und beginne nach einem Frühstück mit Idli (aus Erbsen und Reis gemacht), die Ghats (Treppen zum Fluss) zu besichtigen. Besonders eindrücklich ist das Verbrennungsghat Manikarnika Ghat, wo man die Verbrennung der Leichen aus nächster Nähe und mit allen grauslichen Details beobachten kann, z.B. fallen die Füsse regelmässig runter und müssen mit riesigen Bambuspinzetten wieder auf den Haufen gelegt werden. Plötzlich merke ich, dass mein Magen auf Durchfall schaltet. Seit ich in Indien bin, ist es das erste Mal, aber jetzt gerade heftig. Die Idli waren wohl verseucht. Kein Wunder bei diesem Dreck hier! Danach besuche ich den goldenen Tempel (Vishwanath Tempel), der wegen seinem Dach aus 800kg Gold so genannt wird. Nichthindus dürfen nicht rein. Ich stehe eine Stunde lang in der Kolonne, bis ich nur mal kurz um den Tempel herum darf. Widerlich ist, dass man die Schuhe ausziehen muss und durch eine Brühe aus Kuhfladen und Menschenurin waten muss. Am Nachmittag laufe ich die nördlichen Ghats ab, besuche den Durga Tempel und mache dann eine Bootstour auf dem Ganges. Varanasi ist wohl der dreckigste Ort, den ich je besucht habe. Die Strassen sind voller Kuhfladen, menschlicher Exkremente und Hundekot, weggeworfener Lebensmittel, Abfall, den üblichen Plastiksäcken und -flaschen sowie Abwasser das aus defekten Rohren kommt oder absichtlich auf die Strasse geleitet wird. Ich konnte es fast nicht glauben, als ich am frühen Morgen einige Pariahs dabei beobachten konnte, wie sie den Dreck aufwischten. Aber um 8 Uhr schauten die Strassen wieder genauso dreckig wie vorher aus. Der Dreck, der überall ist, kommt auch überall rein. Das Essen, die Kleider, die Schuhe, der Körper, alles wird mehr oder weniger verschmutzt. Unter diesen Umständen kann man nicht sauber bleiben. Sogar die Mineralwasserflaschen sind mit einem Film Dreck überzogen, wenn man sie kauft. 7.6.2007 Varanasi-Satna Meine Verdauung hat sich etwas beruhigt. Ich packe meine Sachen, warte bis der Hotelmanager kommt, zahle meine Rechnung und nehme eine Fahrradrikscha zum Bahnhof. Dort bin ich gerade daran, ein Ticket nach Satna zu kaufen, als das Telefon läutet und der Schalterbeamte mir den Hörer gibt. Der Zug nach Satna habe fünf Stunden Verspätung sagt mir der Bahnhofvorstand. Ich muss es akzeptieren, viel Alternativen habe ich nicht. Dann möchte ich die relevanten Seiten aus dem Lonely Planet Reiseführer kopieren gehen. Der Reiseführer ist ein irrsinnig schweres, grosses Buch, das man unmöglich auf sich tragen kann. Ich versuche es bei 9 „Xerox“ Läden ohne Erfolg, einmal ist der Kopierer futsch, einmal läuft er aber die Kopien werden alle unscharf. Erst beim zehnten klappt es. Das Wetter ist furchtbar heiss. Ich bin schon bei meinem dritten Liter Flüssigkeit. Ursprünglich hiess es, der Zug fahre um 13:00 Uhr, aber als ich zum Bahnhof zurück komme, heisst es, der Zug fahre jetzt um 15:30 Uhr. Zum Wechseln auf den 12:30-Uhr-Zug ist es zu spät. Ich nehme eine Rikschah, vom Rikschahwallah „Helikopter“ genannt, in die Stadt. zuerst macht der alte Mann noch allerlei Spässe, doch nach einem Drittel der Strecke geht ihm der Schnauf aus. Ich zahle ihm halt die volle Fahrt und laufe den Rest, nochmals zum Manikarnika-Ghat. Sofort hat mich wieder einer der Schlepper im Visier. Ich sehe, dass hier wie wild gefilmt wird uns sage ihm, unter diesen Umständen sähe ich keinen Grund mehr, nicht auch selbst ein paar Bilder zu machen. Die Filmleute hätten ihm eben ein Schmiergeld bezahlt, und wenn ich ihm auch eines zahle, dürfe ich auch Fotos machen. 150 Rupien will der bescheidene Mann. Ich laufe davon, er schreit mir noch 50 Rupien nach. Die eine Hälfte zum Bahnhof laufe ich, die andere nehme ich eine Rikschah. Das wäre nicht nötig gewesen, denn am Bahnhof heisst es zwar immer noch 15:30 Uhr als Abfahrtszeit, aber um 16:00 Uhr steht immer noch der gleiche, andere Zug auf dem Geleise. Ich gehe zum Tourist Office, dort sagt man mir, dass die neue Abfahrtszeit 16:45 Uhr sei und das Geleise unbestimmt. Ich solle die Geleise halt ein wenig beobachten. Um 17:00 Uhr trifft endlich ein Zug ein. Die Fahrt ist langsam, ständig haben wir letzte Priorität, warten auf irgendeinem Abstellgeleise für Stunden. Um Mitternacht hätten wir bereits in Satna sein müssen, sind aber erst die halbe Strecke, in Allahabad. Dort steigt eine indische „Familie Flodder“ (holl. Film über eine Katastrophenfamilie) ein. Offensichtlich haben sie absichtlich auf einen verspäteten, weil kondukteurlosen Zug gewartet. In das Abteil, in dem eigentlich nur noch zwei Liegestellen frei sind, bringen sie ein: 6 Erwachsene, 3 Kleinkinder, 27 riesige Gepäckstücke und 7 50-Kilo-Säcke mit Reis oder sowas. Nur schon für das Gepäck gehen zwei Liegestellen drauf, sowie sämtliche Stauräume. Die zahlenden Passagiere lassen sich das gefallen und verlassen freiwillig ihre Liegestellen, worauf diese sofort von den „Flodders“ annektiert werden. Am Schluss bin auch ich an der Reihe, jedoch mein Wutausbruch erschreckt die „Flodders“ so, dass sie meine Liegestelle wieder freiräumen. 8.6.2007 Satna-Khajuraho Von eins bis zwei Uhr morgens schlafe ich eine Stunde, dann grabe ich meinen Rucksack unter den Reissäcken der „Flodders“ aus und warte im Gang zwischen den WC's, denn alle anderen Plätze sind unterdessen belegt. Bei jeder Station schaue ich raus, ob es Satna sei. Der Zug hat unterdessen 11 Stunden Verspätung. Ich habe mich aber verkalkuliert, wir sind viel weniger weit als ich denke, noch weit von Satna weg. Endlich sagt ein Mitreisender, der auch nach Satna muss, dass die nächste Station Satna sei. Der Zug hält wieder. Ich wecke den Mitreisenden auf und bitte ihn, die in Hindi geschriebenen Stationsschilder zu lesen. „Ja, es ist Satna“ erwidert dieser. Aber alle Türen des Zuges sind mit Schlafenden verbarrikadiert. Bis eine Türe offen ist, fährt der Zug wieder weiter. Ich will den Zug zum Halten bringen, aber es hat hier nicht einmal eine Notbremse. In meinem Frust trete ich gegen eine Abdeckung, die sich als dünne Pavatexverkleidung entpuppt und sofort einen grossen Sprung kriegt. Der Zug fährt weiter. Alle schauen mich an, denn es war nicht Satna Hauptbahnhof, sondern irgendein Vorort von Satna. Immerhin ist jetzt, als wir tatsächlich in Satna einfahren, die Türe frei und ich kann aussteigen. Meine Nerven liegen blank: Durchfall, elf Stunden Verspätung, Flodders. In Satna schlafe ich erst eine Stunde im Wartsaal, dann nehme ich eine - 35 -
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Autorikschah zum Busbahnhof und steige in den ersten Bus nach Khajuraho. Um 10 Uhr komme ich sichtbar erleichtert an. Nehme ein Zimmer im Hotel „Yogi Lodge“, wo ich erstmals eine köstliche Dusche nehme. Miete ein Velo, besuche das Jain Museum, die drei Jaintempel Adinath, Parsvanath und Shantinath, zum Ghantaitempel. Ein offensichtlich unter Drogeneinfluss stehender Inder wünscht mir alles Schlechte, als ich ihn nicht als Guide anheuern will, eine Ausnahme, ansonsten sind auch die Guides anständig. Zum Duladeotempel, der wohl der perfekteste aller Tempel hier, der ein paar erotische Figuren aufweist, schön versteckt in der Fülle der anderen Figuren. Ausserhalb des Dorfes zum Bijamandala und zum halb ausgegrabenen Chaterbhujatempel. Zurück ins Dorf, zum Brahma-, Javari und dem sehr schönen Vamanatempel. Nach langem Suchen auch den unbedeutenden Hanumantempel gefunden. Velo zurückgebracht. Alles in allem sieben Liter Wasser getrunken. 9.6.2007 Khajuraho Heute besuche ich die Westlichen Tempel, diejenigen mit einer Vielzahl erotischer Figuren, auch Kamasutra-Tempel genannt. Ich besuche den Lakshmana-Tempel, den Lakshmi-, Varaha-, Kandarya Mahadev-, Mahadera, Devi Jayadamba-, Chitragupta-, Parvati-, Vishvanath- und Nandi sowie einen namenlosen Tempel. Es ist 46ºC im Schatten, ich zerfliesse. Das Zugsbillet kann ich wegen dem Stromausfall nicht kaufen, der PC läuft nicht. Besuche das archälogische Museum. 10.6.2007 Khajuraho-Orchha Mit dem 5-Uhr-Bus nach Orchha. Von der Abzweigung bis nach Orchha muss ich ein Tuk-Tuk nehmen, es wird mit 10 Personen beladen. Im Fort View Hotel untergekommen. Sofort mit Sightseeing begonnen: Raj Mahal, Jehangir Mahal, Kamelställe, Khana Hamam, Rai Praveen Mahal, Chaterbhuj Tempel (sieht allerdings wie eine Moschee aus von innen), Palki Memorial, Pool Bagh, Hardol Memorial, Sawar Bhardo Säulen, Chhatris (Cenotaphe). Besuchte den Ram Raja Tempel. Langes Gespräch mit Jugendlichen. 11.6.2007 Orchha-Agra Frühmorgens mit einem Tuk-Tuk nach Jhansi, dann versucht, einen Bus nach Agra zu finden. Der erste Bus fährt erst um 12:30 Uhr, so nehme ich ein Tuk-Tuk zum Bahnhof. Dort ist der Zug nach Agra gerade eingefahren, ich muss zum Chief Booking Officer, um sofort ein Billet zu erhalten und nicht stundenlang in der Schlange zu stehen. Da der Zug ein paar Minuten Verspätung hat, erreiche ich ihn noch, kurz bevor er abfährt. Die Fahrt ist happig, die 2. Klasse ist völlig überfüllt, bis Gwalior hat es keine Sitzplätze. Bei Dholpur fahren wir an einer zerklüfteten Erosionslandschaft vorbei. Um 11 Uhr bin ich in Agra, wo ich mich im Shanti Lodge Hotel einquartiere. Ich kaufe ein wahnsinnig teures Eintrittsticket für das Taj Mahal - 750 Rupien d.h. 19 USD - und besichtige das Monument, das ganz aus Marmor (eigentlich wohl Alabaster) gebaut und mit Einlegearbeiten aus Halbedelsteinen verziert ist. Danach muss ich ausruhen, die Hitze macht mir zu schaffen. Beobachtete einen Affen, wie er genüsslich einen Müllsack öffnet und zerpflückt. 12.6.2007 Agra Mit der Velorikscha zum Fort. Das riesige Fort besichtigt: Colwyns Tomb, Diwan-i-am, Diwan-i-Khas, Takht-i-Jehangir, Nagina Masjid, Anguri Bagh, Musamman Burj, Khas Mahal, Mina Masjid, Anguri Bagh, Jehangirs Palace, Hauz-i-Jehangir, Amar Singh Gate. Dann zur Jama Moschee, die in einem bedauernswert verlotterten Zustand ist. Will mit einer Rikscha zum Chana-ka-Rauza fahren, aber der Fahrer weiss gar nicht wo das ist und muss Passanten fragen. Es stellt sich heraus dass er sich völlig verfahren hat. Jetzt will er auf einmal dreimal soviel, so steige ich aus und laufe die kurze restliche Strecke zum Itimad-ud-Daula. Dieses sieht mit seiner weissen, durchwirkten Marmorstruktur voller Einlegearbeiten in Halbedelsteinen wunderschön und leicht aus. Dann laufe ich zum Chini-kaRauza, es ist leider in einem miserablen Zustand. Mit dem Tuk-Tuk zurück. Mohammed Imran zeigt mir seine MarmorEinlegearbeiten-Fabrik, was mich nach diesem Sightseeing natürlich sehr interessiert. 13.6.2007 Fatehpur Sikri Früh am Morgen mit dem ersten Bus nach Fatehpur Sikri gefahren. Auf dem kurzen Weg dorthin sehe ich vier schreckliche Verkehrsunfälle! Fatehpur Sikri das war unter dem Moghul Akbar Hauptstadt von Indien, aber nur ein paar Jahre lang, bis es wegen dem Versiegen des Wassers wieder aufgegeben werden musste, trotz der technisch aufwendigen Wasserversorgung. Beim Eingang fängt mich ein Guide ab und deklariert, dass er nicht mehr von meiner Seite weichen werde, egal ob ich ihn bezahle oder nicht. Da ich aus früheren solchen Erlebnissen weiss, dass es danach unschöne Streits gibt, handle ich lieber einen Preis mit ihm aus und lasse ihn gewähren. Immerhin wimmelt er mir alle weiteren Möchtegern-Guides ab, was schon fast das Geld wert ist. Ich besichtige erst die riesige Moschee mit dem Grab von Shaik Salim Chishti - das Eingangstor zur Moschee ist 54 Meter hoch - dann will er mir weismachen, dass ich alles auch ohne das völlig überrissene Eintrittsgeld zu entrichten sehen könnte. Das einzige was ich da sehe, ist dass ich das Eintrittsgeld auf jeden Fall entrichten muss, weil ich so gar nichts sehe. Also zahle ich brav, gehe rein und werde nicht enttäuscht: Die Paläste sind von einzigartiger Schönheit. Alles ist im iranischen Stil gebaut, d.h. auch kühl und praktisch. Ich laufe noch bis zum Westtor der Stadtmauer, die in Erwartung einer riesigen Hauptstadt dementsprechend weit gebaut wurde, und zurück zur Busstation, wo ich lange warte, bis der Bus abfährt. Im Bus treffe ich Mark aus Nijmegen, mit dem ich mich bestens unterhalte. 14.6.2007 Agra-Jaipur Mit dem Tuk-Tuk zum Sakura-Hotel, ein Billet für den Rajasthan Staatsbus nach Jaipur gekauft. War irrsinnig teuer, 280 Rupien. Hätte ich es gewusst, hätte ich einen anderen Bus gewählt. Der Bus ist völlig verlottert. Die gestern gesehenen Unfälle sind alle noch auf der Strasse, nichts wurde weggeräumt. Die Aircondition des Buses geht auf halbem Weg kaputt und obwohl ich einen besseren Sitzplatz auf dem Billet habe, erhalte ich den schlimmsten Sitzplatz. Wie der Bus in Jaipur eintrifft, hält er zwar an jeder Strassenecke für die Inder, aber für mich sind sie nicht
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bereit zu stoppen, so dass ich schlussendlich einen Kilometer in der brennenden Hitze zurück laufen muss. So komme ich schon in schlechter Laune an, was durch die lausigen und durchwegs überteuerten Hotelzimmer noch verschlimmert wird. Widerwillig ziehe ich ins Ashiyana Guest House ein. Laufe in die „rosa“ Stadt. Ueberall hat es Edelsteinläden, das scheint hier das Hauptgeschäft zu sein. Das Iswari Minar Swarga Sal, ein alleinstehendes Minarett, bestiegen. Danach ins Hawa Mahal, ein Haremshaus, das nicht umwerfend ist. Völlig erfolglos einen Schneider gesucht, der meine Hosen flicken könnte. Sehr gutes Nachtessen (Rajahstan Thali) in einem kleinen Restaurant. 15.6.2007 Jaipur Früh am Morgen mit der Velorikscha zum Fusse von Nahargarh gefahren, dann die hoch über der Stadt thronende Festung erstiegen. Die Mauer ist irrsinnig lang und ingeniös ausgeklügelt, aber die Gebäude sind insignifikant. Zur Stadt zurückgelaufen und zum Royal Gaitor, den Cenotaphen der Maharadschas von Jaipur, gelaufen. Die Cenotaphen sind aus weissem Marmor erstellte Grabmäler, wobei die solcherart geehrten hier natürlich nicht begraben sein können, weil sie Hindus waren und verbrannt worden sind. Mit der Velorikscha zum Jantar Mantar, einem astrologischen Observatorium mit vielen komisch aussehenden astrologischen Bauwerken, gefahren. Von dort zum City Palace, der sein absurd hohes Eintrittsgeld nicht wert ist, weil es eigentlich einfach ein Touristenbazar sowie ein paar wild zusammengewürfelte Gegenstände aus dem Besitz des Maharadschas ist. Dann gehe ich zum Bahnhof und kaufe ein Billet für den 05:00-Uhr Zug nach Delhi morgen. 16.6.2007 Jaipur-Delhi Ich stehe um 03:30 Uhr auf und verlasse die Herberge. Trotz der frühen Stunde finde ich sofort eine Autorikschah zum Bahnhof. Dort erfahre ich, dass mein Zug verspätet ist. Die Abfahrt wird immer weiter verschoben und der Zug kommt schlussendlich erst um sechs Uhr früh. Im Abteil schläft eine Frau, was drei Sitzplätze einnimmt. Ich wecke sie auf, sie ist sehr ungehalten darüber und sagt mir resolut, dass ich einen anderen Sitzplatz einnehmen soll. Nach etwa 1/3 der Reise kommen weitere Passagiere und es ist kein Sitz mehr für mich frei. Es sieht so aus, als ob ich für die restlichen 4 Stunden der Reise stehen müsste. Ich streite mit denjenigen Passagieren, die mich beschuldigen, kein Billet zu haben. Ein Passagier betätigt sich als Schlichter und es stellt sich heraus, dass es die resolute Frau ist, die kein Billet hat. Ich kriege meinen Sitz zurück, aber sie verscheucht einfach einen anderen Passagier und bleibt im Wagen. Als der Kondukteur kommt, beschwert er sich zwar, dass sie kein Billet hat, unternimmt aber nichts. In Delhi hat es Favelas auf beiden Seiten des Geleises, Berge von Abfall und einen grässlichen Gestank von menschlichen Exkrementen und Verwesung. Alle Passagiere halten sich Tücher vor die Nase. Als wir endlich in Delhi ankommen, ist es nicht der Bahnhof New Delhi, sondern Old Delhi und wir sind um zwei Stunden verspätet. Ich nehme einen Autoscooter zum anderen Bahnhof. Mit dem vielen Verkehr braucht das eine Stunde. Ich nehme ein Zimmer, wohl das beste Zimmer seit ich in Indien bin, mit TV und Verdunstungskühler, aber das hat natürlich seinen Preis. Ich bin so müde, dass ich eine Suppe esse (mein Magen gibt mir Probleme) und schlafen gehe. 17.6.2007 Delhi Als ich aufstehe, regnet es in Strömen. Der Monsun ist, zwei Wochen zu früh, gekommen. Ich kaufe Frühstück und versuche einen Schirm zu kaufen, kein einfaches Unterfangen, denn in diesem riesigen Bazaar verkaufen nur drei Läden Schirme, natürlich traurige Qualität und viel zu teuer. Als ich so einen Dreitageschirm erstanden habe (hoffentlich hält der auch so lange) mache ich mich - mit den Schuhen durch die fürchterliche Brühe aus Regenwasser, Dreck und Abfall watend und von den völlig rücksichtslosen Autos völlig nassgespritzt - auf den Weg nach Connaught Place, wo ich auf einen alten Mann mit Namen Ivan stosse. Er hinke, weil ihn ein Autofahrer, der Fahrerflucht begangen habe, angefahren habe. Seither könne er nicht mehr arbeiten, vorher sei er Rangierer bei den Staatsbahnen gewesen. Ein Schweizer namens Sergio habe für seine Operation bezahlt. Wenn ich ihm den Gefallen tue, in drei Läden reinzuschauen, würde er dafür einen Gratis-Mittagessen kriegen. Ich tue ihm halt den Gefallen und quäle mich durch eine Souvenirladen, einen Teeladen und einen Teppichladen. Was ich hier lerne ist, dass die Preise von Tokyos Ginza noch glatt um eine Faktor 5 oder 10 überboten werden können. Dann verabschiede ich mich und gebe ihm lieber ein paar Rupien direkt, als dass das als magere Kommission von irgendeinem Geschäft mit mir abfällt. Ich sehe mir das Regierungsviertel an, aber da ist nirgends ein Durchkommen, überall Polizeisperren. Ich nehme nach vielem Verhandeln eine Autorikschah zum Eisenbahnmuseum. Ein guter Entscheid, denn zum einen hört es auf zu regnen und zum Anderen ist die Sammlung wirklich toll, auch wenn der Zustand der meisten Exponate bedauernswert ist. Ich finde viele Loks aus der Schweiz! Von dort aus nehme ich eine Autorikschah zum Grabmal von Safdarjang. Nach halbem Weg ist klar, dass der Fahrer nicht weiss, wo dieses ist, hält an und fragt einen Passanten. Der Passant erklärt es ihm, aber Fahrer fährt nicht mehr weiter. Ich Vollidiot gebe ihm noch den halben Fahrpreis! Dann beginnt eine Odyssee, weil ich bis zur Busstation laufe, aber einfach kein Bus dorthin erscheint. Endlich merke ich, dass dieses Grabmal in Delhi völlig, total unbekannt ist und ich frage nach einem Garten, Jor Bagh, in der Nähe. Endlich erfahre ich so, wo der Bus fährt - ein paar Strassen weiter - und finde rasch den richtigen Bus. Safdarjangs Grabmal ist das letzte der MughalGrabmäler und dementsprechend dekadent, aus viel billigeren Materialien wie die vorherigen gebaut und ohne deren Genius. Der Zustand ist bedauernswert, wie bei den meisten Bauwerken hier. Von hier aus nehme ich eine Autorikschah zu Humayums Grabmal. Wie ich ankomme, habe ich den Fahrpreis nicht passend und der Fahrer gibt mir natürlich das Wechselgeld nicht vollständig. Ich ärgere mich sehr darüber. Humayums Grabmal ist nicht wesentlich eindrücklicher als das von Safdarjang, auch finster und ohne den Genius der weissen Marmorgrabmäler. Leider zerstören die Tauben viele dieser Bauwerke mit ihren Exkrementen, die Regierung unternimmt aber nichts gegen diese Taubenplage, stattdessen werden die Viecher noch gefüttert! Ein solches Vorgehen ist völlig unverständlich. Nach langem Suchen und nachdem ich das Khan-I-Khana zufälligerweise auch noch gefunden hatte, finde ich endlich, am Ende eines riesigen - 37 -
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Devotionalienbazaars, das Grabmal des Nizam-ud-Din, der offenbar auch heute noch aktiv verehrt wird. Das Grabmal selbst ist nicht der Rede wert. Von hier fahre ich mit dem Bus zum India gate, wo eine riesige Chilbi im Gange ist und sogar noch eine Sikh-Blasmusik spielt. Mit dem Bus zurück zur New Delhi Station. 18.6.2007 Delhi Es giesst wieder in Strömen, als ich aufstehe. Bis ich den Bahnhof überquert habe, bin ich pflotschnass. Versuche einen Bus nach Qutb Minar zu finden, aber ohne Erfolg. Mit der U-Bahn zum Chawn Bazaar, dann zur Jama Masjid, die im Regen nicht viel hergibt. Zum Delhi Gate des roten Forts, aber kein Hereinkommen. Mit grossem Umweg zum Haupteingang gelaufen, dort heisst es lediglich: Montag geschlossen! In den Digambara Jain Tempel, den Chandni Chowk abgelaufen und mit der U-Bahn von Chandni Chowk Station zurück zum New Delhi Bahnhof, wo ich ein Ticket nach Dehra Dun kaufe. Nach langem Suchen finde ich einen Bus nach Qutb Minar, etwa 15km südlich von Paharganj. Dort besichtige ich den Alai Minar, ein never vollendeter Versuch, einen Turm doppelt so hoch wie Qutb Minar zu bauen. Dann die Ruinen der Quwwat-ul-Islam Moschee, welche auch Elemente von Hindutempeln zu enthalten scheint, denn es gibt hier und da Figuren. Dann Iltutmushs Grabmal, Alai Darwaza (ein Tor), Imam Zamins Grabmal, den Qutb Minar, ein 72.5m hoher Turm, der in 1193 gebaut wurde! Die 7 m hohe „eiserne Säule“ im Hof der Quwwat-ul-Islam Moschee wurde ursprünglich vor einem Hindutempel in Bihar errichtet, im Gedenken an König Chandragupta Vikramaditya, welcher von 375 bis 413 regierte. Bis heute ist nicht bekannt, wie die Säule mit der damaligen Technologie gemacht wurde und warum sie nicht korrodiert. Auf meinem Weg zurück finde ich sofort einen Bus. Auf einmal höre ich kreischende Reifen und einen Knall - eine Frontalkollision auf der entgegenkommenden Fahrspur. Holte meine reparierten Hosen vom Schneider ab. 19.6.2007 Delhi Ich stehe spät auf, nehme eine Metro zum Chandni Chowk, laufe zum roten Fort (Lal Quila, gebaut 1638-48). Es regnet nicht. Ich besuche das Lahore Tor, den Diwan-I-Am (öffentliche Audienzhalle, mit Marmorthron), den Rang Mahal (früher Harem), den Khas Mahal (Palast), den Diwan-I-Khas (öffentliche Audienzhalle, mit schönen Marmorverzierungen, wo der Pfauenthron, den ich in Teheran gesehen habe, früher stand). Das Hammam und die Moti Moschee waren geschlossen. Das Indian War Museum, das Museum of Archaeology im Mumtaz Mahal und das Museum der indischen Unabhängigkeit besucht. Im letzten Museum plötzlich Stromausfall, so dass ich den Besuch abbreche. Zurück nach Paharganj, wo ich ein Flugticket für den 14. Juli nach Bangkok kaufte. Ein Jugendlicher will mir den Untergrundmarkt zeigen, und wo führt er mich hin? In den gleichen Teppichladen wie vorgestern. Ich laufe davon. Zurück zum Hotel, wo ich noch duschen darf, dann über die stets gedrängt volle Passerelle zur Metrostation, wo ich bis Chandni Chowk fahre und zum Old Delhi Bahnhof laufe. Warte auf Gleis 7 aber kein Zug kommt. Ein Bahnangestellter sagt mir, der Zug fahre jetzt auf Gleis 4. Ich laufe dorthin, sehe aber nur Gleis 3. Endlich finde ich heraus, dass der Westteil von Gleis 3 Gleis 4 ist. Als der Zug einfährt, fährt er aber bis zum Gleis drei, so dass ich durch die Menschenmasse zum richtigen Wagen rennen muss. Im Abteil treffe ich zwei Jungen und zwei Mädchen aus den USA, die auf einem richtigen Indientrip sind, sie sind voll als Sanyasins gestylt. 20.6.2007 Delhi-Dehra Dun-Mussoorie Ich wache um 6 Uhr auf, aber wir waren noch nicht mal in Haridwar. Wir kommen dort um 8 Uhr an, die Amerikaner steigen aus. Erst um 10 Uhr, mit zwei Stunden Verspätung, kommen wir in Dehra Dun an. Ich laufe zur Busstation und steige in den Bus nach Mussoorie ein, aber der ist schon so voll, dass ich nur noch einen Stehplatz kriege. Wenigstens den Rucksack kann ich ablegen. Im Affenzahn geht es um die Haarnadelkurven nach Mussoorie. Wie wir dort ankommen herrscht dichter Nebel und es beginnt der Monsunregen. Sintflutartig brätscht es nieder, ich rette mich in eine Hotelhalle. Als es etwas weniger regnet, mache ich mich zum Broadway-Hotel auf. Enttäuschung: Die Zimmer sind scheusslich und wahnsinnig teuer. Er will 400 Rupien, wir einigen uns auf 250, immer noch 150 zuviel. Ich gehe kurz essen, plaudere mit einem Franzosen und schlafe etwas. Dann laufe ich - trotz der lähmenden Müdigkeit - den Camel Back Weg ab und nehme eine Luftseilbahn zu Center Point - was sinnlos ist, denn es gibt dort keine Aussicht, rundherum sind gemauerte Verkaufsstände. Auf dem Rückweg beobachte ich, wie ein Vespafahrer, der sich an der Barriere vorbei in die Fussgängerzone geschmuggelt hat, einen kleinen Jungen so anfährt, dass dieser gleich einen Salto macht. Der Vater schimpft etwas mit dem Fahrer, der gleich weiterfahren will, aber sonst hat es keine Folgen! Zum Abendessen die kleinste Pizza der Welt: 10cm Durchmesser, mikroskopischer Käsefilm. Mussoorie ist das indische Davos, etwas sauberer als der Rest von Indien, wahnsinnig touristisch, zumindest während der heissen Jahreszeit und wahnsinnig teuer. Eigentlich gibt es hier wenig zu sehen, es liegt auf einem Bergrücken und ist wesentlich kühler als die Orte im Flachland. 21.6.2007 Mussoorie-Dehra Dun-Chandigarh Afrikanische Dusche, weil das lausige Zimmer nicht mal eine Dusche hat, dann zur Busstation. Ich finde einen guten Platz im Bus. Wie der Bus abfährt, kommt der Schaffner gelaufen und verlangt genau meinen Platz. Ich muss mit meinem riesigen und schweren Rucksack in den eh schon überfüllten Gang. Der Schaffner geniesst seine Macht sichtlich. Eine Familie mit einem Kind nimmt dieses auf den Schoss und bietet mir einen Sitzplatz an - unüblich für Indien. Der Bus rast um die Haarnadelkurven und einer nach dem anderen fängt an, zum Fenster hinauszukotzen. Wie wir in Dehra Dun ankommen, kotzen fast alle. Muss komisch ausgesehen haben. Ich nehme einen Tempo zur neuen Busstation und kaufe ein Billet für den Bus nach Chandigarh. Bis er abfährt, plaudere ich etwas mit dem Fruchtsaftverkäufer. Auf einmal sehe ich meinen Bus vorbeifahren. Mein Rucksack ist drin! Die ganze Aufregung für nichts, ich habe die Busse verwechselt. Der Bus fährt durch schönes, grünes, bewaldetes Gebiet, vorbei an Flüssen und Stauseen, durch Berg und Tal. Leider ist die Hupe des Busses so laut - und der Fahrer hupt
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pausenlos - dass ich Ohrenschmerzen kriege. Beim Mittagsstopp verstopfe ich mir die Ohren mit Papiernastüchern. Um 17 Uhr kommen wir in Chandigarh an. Es ist eine schöne Reissbrettstadt, gebaut von Le Corbusier, sauberer als anderswo in Indien, aber auch viel teurer. Ich muss mit meinem ganzen Gepäck erst einen Fotokopierer suchen gehen und eine Passkopie machen, eh ich in der „Transit Lodge“ in der Busstation ein Schlafsaalbett kriege. Treffe Roger von England beim Nachtessen. 22.6.2007 Chandigarh Besuche das Obergericht von Punjab und Haryana, welches von Le Corbusier (wie die ganze Stadt) gebaut wurde und darf sogar einen der Gerichtssäle inspizieren. Der Wandteppich von Le Corbusier hat gelitten: Wegen der Aircondition haben sie viele Oeffnungen hineingeschnitten. Alles ist schwerstens bewacht von Sikh Soldaten, was das Sightseeing schwierig macht. Ich besuche dann den Nek Chand Rock Garden, ein wunderbares, kühles, verspieltes Künstlerparadies, mit vielen Wasserspielen, vollständig aus Müll gebaut von einem ehemaligen Strasseninspektor. Danach zum Sukhna See, wo ich Mittagessen esse. Meine Schuhe sind gebrochen, ich muss sie ersetzen. Treffe Narinder Singh in der Travel Lodge. 23.6.2007 Chandigarh-Amritsar Nachdem ich den 4am-Bus verschlafen habe, nehme ich den Bus zur Busstation in Sektor 43 und von dort den gewöhnlichen Bus nach Amritsar. Bereits um 11 Uhr komme ich dort an und nehme eine Rikscha zum Goldenen Tempel. Dort werde ich in den Gratis-Schlafsaal für ausländische Touristen eingewiesen. Besuche kurz den goldenen Tempel, dann steige fahre ich zurück zur Busstation und besteige den Bus nach Attari an der pakistanischen Grenze. Dort warte ich zwei Stunden, bis man in einem unheimlichen Rush die Plätze im Stadion einnehmen kann. Dann warte ich nochmals fast zwei Stunden, bis die martialische Zeremonie des „closing of the gates“ beginnt. Die Zeremonie besteht aus möglichst lang ausgedehnten Kommandos und herumlaufen im Stechschritt. Dann werden die Fahnen eingeholt und die Tore zugeschmissen. Das pakistanische Tor wird so fest zugeschmissen, dass es sich wieder öffnet. 24.6.2007 Amritsar Besuche das Sikh Museum im goldenen Tempel, dann den Akal Takhat, dann stehe ich für eine Stunde in die Schlange, um den Hari Mandir Sahib, den eigentlichen goldbeschichteten (780 kg) Tempel zu besichtigen. Drinnen sind die Gurus am Singen, womit der ganze Tempelbezirk beschallt wird. Ich gehe auch aufs Dach, von wo aus ich eine gute Aussicht über die ganze Tempelanlage habe. Am Nachmittag erst zum Ram Bagh, aber es stellt sich heraus dass es der falsche Ram Bagh, der Market ist. Mit der Rikscha zum richtigen Ram Bagh, wo das Museum leider wegen Renovation geschlossen ist. Treffe dort Christian aus Dresden, der in Indien für eine Firma, die kleine Gleichstrommotoren herstellt, arbeitet, Wir nehmen zusammen eine Rikschah zum Mata Tempel. Der Rikschahwallah hat keine Ahnung wo dieser Tempel ist, muss zuerst zum Ram Bagh Market fahren und dort nachfragen, wo dieser ist. Der Tempel ist nicht alt. Er wurde zu Ehren von Lal Devi gebaut. Angeblich sollen unfruchtbare Frauen nach dem Besuch des Tempels Kinder kriegen. Zu Beginn muss man durch eine künstliche Grotte kriechen. Dann kommt eine Art Hindu-Disneyland mit vielen lebensgrossen Figuren hinter Glas. Am Schluss muss man durch eine mit Wasser gefüllte künstliche Grotte waten. Danach sind wir mit der Rikscha noch zum Sri Durgiana Tempel, der mehr oder weniger eine hinduistische Kopie des goldenen Tempels der Sikhs ist, ebenfalls mit Goldbeschichtung, ebenfalls aus weissem Marmor, ebenfalls in einem Teich, aber etwas verlottert. Mich plagt schlimmer Durchfall. 25.6.2007 Amritsar-Dharamsala-McLoud Ganj Am Morgen höre ich etwas David und Shekinah zu, zwei nicht mehr ganz junge Hippies aus Deutschland, die ganz zufrieden und völlig ohne Geld durch die Welt pilgern, wie sie zur Gitarre singen. Dann laufe ich zur Busstation, wo ich erfahre, dass der Bus nach Dharamsala um 12:20 fährt. Ich laufe zurück zum Tempel, packe meine Sachen und nehme eine Rikscha zur Busstation. Der Bus fährt pünktlich ab. Die Fahrt geht durch eine schöne, grüne Landschaft. Nach etwa der Hälfte der Fahrt erbricht sich ein furchtbar schmutziges Kind, das gleich neben mir steht, auf den Boden. Der Vater versucht, das zu ignorieren und hält das Kind so ungeschickt zur Türe hinaus, so dass es auch noch den Einstieg des Buses völlig vollkotzt. Als der Vater nach einer Stunde immer noch keinen Reinigungsversuch unternimmt, hält der Schaffner den Bus an, drückt dem Vater eine Wasserflasche und eine Zeitung in die Hand und befiehlt ihm, die Sache wegzuputzen. Hut ab vor diesem couragierten Schaffner! Wir kommen rechtzeitig in Dharamsala an, von wo aus ich einen Bus nach McLoud Ganj, der Tibeterkolonie in Indien, nehme. Dort folge ich erst einem Schlepper, der mich zu einem „billigen und schönen Hotel“ führen will, doch als der nach 10 Minuten laufen mir etwas in der Ferne zeigt, kehre ich um und gehe ins Hotel, in das ich ursprünglich wollte, wo ich ein winziges aber billiges und sauberes Zimmerchen kriege. 26.6.2007 McLoud Ganj Es gewittert und regnet, als ich aufwache. So esse ich im Hotel ein Frühstück und warte, bis es aufhört. Besuchte den Tsuglagkhang Komplex, mit dem Tsuglagkhang Tempel und dem Kalachakra Tempel. Machte eine Kora (Ritueller Umgang) um den Tempelkomplex, auf einem Fussweg im Walde. Besuche dann das Tibet-Museum und am Schluss die Tsechokling Gompa, etwas unterhalb des Dorfes in einem steilen Hügel. Lief durch den Wald zurück zum Dorf. Ich fühle mich wieder einmal völlig kraftlos. Kaufe Eisentabletten. Probiere tibetanische Momo (Knödel). 27.6.2007 McLoud Ganj-Dharamshala-Manali Mit einem Jeep fahre ich bis Dharamsala, wo man mich vergisst und schon wieder nach McLoud Ganj umdreht, bis ich lauthals protestiere und aussteigen kann. Per Bummler-Bus nach Palampur, dann umsteigen in den Bus nach Manali. Ich kriege den besten Platz, links vom Fahrer. Von Mandi aus, das
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malerisch beidseits des Kullu-Flusses gelegen ist, durch das immer engere Tal, über den Staudamm, durch einen kilometerlangen Tunnel, der mitten in Kullu endet. Einbahnverkehr, jedoch ein auf der Fahrbahn parkierter Bakkie verhindert, dass Lastwagen kreuzen können. Wir brauchen eine Stunde, um an diesem Hindernis vorbeizukommen. In Manali finde ich ein superschönes, günstiges Zimmer im Jungle Bunglows (sic!) Hotel. Fantastisches Nachtessen im Tibet House, aber danach böser Durchfall. 28.6.2007 Manali Der Reissdurchfall lässt mich nicht schlafen und am Morgen gehe ich zum Lady Willingdon Spital, wo sie eine Darminfektion feststellen. Auf dem Weg zurück treffe ich Bruno und Sophie aus Frankreich. Besuche die Altstadt. Verbringe den Abend mit Bruno und Sophie. 29.6.2007 Manali In die Stadt gelaufen. Internet. Busbillet und wasserdichter Sack für morgen gekauft. Mit Bruno und Sophie geplaudert. 30.6.2007 Manali-Keylong Zur Wäscherei und meine Tasche abgeholt. Das Internet ist in ganz Manali tot. Somit zur Busstation. Der Bus fährt aber mit einer Stunde Verspätung, um 14:00 Uhr ab. Komfortable Fahrt durch atemberaubende Berglandschaft. Fast senkrechte Berghänge werden mit Haarnadelkurven erklommen. Neben mir sitzt Austin aus Arizona, der in der Nähe von Leh ein Praktikum bei einem Hilfsprojekt machen wird. Um 20:00 Uhr kommen wir in Keylong an, wo ich ein billiges Schlafsaalbett im Drabla Guest House belege und in einer tibetanischen Dhaba Thugpka esse. 1.7.2007 Keylong-Leh Um drei Uhr früh stehen die anderen auf, so wache ich auch auf. Bleibe noch eine Stunde liegen, dann finde ich heraus, dass kein Tropfen Wasser im Haus ist. Der Bus ist bereits vollgeladen, mein Rucksack muss zuoberst drauf, doch es gibt weder Blachen noch Seile. Das sei Sache der Passagiere! Ein Deutscher organisiert ein Seil von einem Lastwagenfahrer. Plötzlich merke ich, dass ich den Geldgürtel im Hotel vergessen habe. Ich renne zurück, er ist immer noch in seinem Versteck. Beim Zurücklaufen stürze ich im Dunkeln über einen Absatz - ich bin unterdessen völlig nachtblind. Erstaunlicherweise verschrammen nur meine Knie. Der Bus fährt los, einmal mehr durch fantastische Landschaften zum Lachlang Pass (5050m) und über das More-Plateau, auf dem Pferde und Schafe weiden, zum Taglangla Pass (5350m). Ich habe etwas Kopfweh, fühle mich aber beschwingt. Dann im Eiltempo über enge Flusstäler mit tiefgrünen Getreidefeldern nach Leh. Ein Schlepper bringt mich zu seinem Hotel - ein Dump für 150 Rupien. Ich laufe zum Old Ladakh Guesthouse, das ist leider voll. So ende ich im Tak-Guesthouse gegenüber, das zwar furchtbar schmutzig ist, aber auch billig und - was wichtig ist - Wasser hat. 2.7.2007 Leh Zum Palast gelaufen, auf dem Weg dorthin die -leider geschlossene - Soma Gompa und die Chandazik Gompa besichtigt. Eine dritte Gompa mit einer 25m hohen Buddha-Statue besichtigt. Den Palast besichtigt, aber 100 Rp für nichts ausgegeben, denn drinnen ist er leer und in Renovation. Das Gebäude ist aus Lehmziegeln, Aestchen und Holzbalken gebaut. Alles ist morsch und muss ersetzt werden. Die Wandmalereien sind leider mit Schmierereien verunstaltet. Von dort aus zur (geschlossenen) Namgyal Tsemo Gompa und dem Victory Fort gelaufen. Dort treffe ich Sabine, Biotechnologin aus Deutschland. Zurück zum Resthaus, doch ein Wechsel ins Old Ladakh Resthouse ist nicht möglich, sie sind immer noch überbucht. Esse im „Norlakh“ Restaurant Momo (tibetanische Ravioli), besuche die neue Soma Gompa gleich nebenan, laufe Richtung Shanti-Stupa, lande aber bei der Sankar Gompa. Von dort ist es nicht mehr weit zur Shanti-Stupa, die kürzlich von den Japanern erbaut worden ist. Es regnet. Noch eine weitere, weniger wichtige Stupa besucht. 3.7.2007 Leh Es regnet und ist eiskalt. Mit dem Bus nach Stok, um den Sommerpalast des Rajahs von Ladakh zu besichtigen. Als ich aussteigen will, sagt der Kondukteur: „Nicht hier!“. Der Bus fährt bis ganz nach hinten ins Tal. Dort sagt mir ein Einheimischer: „Du musst zurück!“. Genau dort, wo ich aussteigen wollte, wäre richtig gewesen. Besichtige den Palast, ein Museum mit einigen sehenswerten und einigen nicht so sehenswerten Gegenständen. Erhasche einen Blick auf den topmodern eingerichteten bewohnten Teil. Laufe die 6km zurück zur Hauptstrasse, weil kein Bus mehr kommt. Dort finde ich einen Bus nach Leh und von Leh nach Spituk. Besichtige die Gompa, die auf dem Gipfel des Hügels noch eine Aussenstation des Gebetsraums hat. Klettere ins Dorf runter. Es giesst in Strömen. Laufe bis zu einem verkommenen Restaurant, wo ich Momo esse. Bei der Bestellung sagt der Wirt es koste 20Rp, aber das Wechselgeld gibt er mir auf 40Rp heraus. Ich werde wütend, er bleibt aber stoisch. Ein Einheimischer erklärt mir etwas später, dass die 40Rp der korrekte Preis waren. Es sprechen halt nur die wenigsten englisch hier! Finde keinen Bus nach Phyang, aber ein Lastwagen hält, sagt dass er nach Phyang fahre. Allerdings setzt er mich auf der Hauptstrasse, viele Kilometer von Phyang entfernt ab, und verlangt einen viel zu hohen Fahrpreis. Ich sehe das Kloster zwar in der Ferne, laufe aber über eine Stunde dorthin. Schliesse mich dort einer Gruppe Deutscher an. Wir besichtigen den kleinen Tempel, die Gebetsräume im Hauptgebäude und den grossen Tempel. Ich laufe im strömenden Regen zur Hauptstrasse, wo mich ein Lastwagen mitnimmt. Neun Personen sind wir in der Kabine! Beim Flughafen lädt er mich aus - gratis! Mit dem Bus zurück nach Leh. Will die Hosen abholen, aber der Laundrywallah kann sie nicht mehr finden. Endlich kommt er mit meiner Hose in der Hand und muss sie jetzt noch bügeln, damit sie trocken wird... Beim Abendessen treffe ich Anshu, einen indischen Mathematikdozenten. Wir bummeln durch die Stadt, er zeigt mir sein Hotelzimmer, welches viel besser als meines ist. Beim Heimlaufen hole ich in einem Teeladen noch Wechselgeld ab und treffe dort Marius aus Urnäsch, den ich schon im Bus von Manali getroffen hatte. Er reist ohne Geld durch die Welt und trommelt
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jeweils ein wenig, wenn er wieder mal essen möchte. 4.7.2007 Leh-Alchi Ich frühstücke und laufe zur Busstation. Um 8 Uhr finde ich einen Minibus, der nach Nimmu fährt. Kriege den besten Sitz neben dem Fahrer. In Nimmu sehe ich den Zusammenfluss von Zanskar und Indus direkt aus dem Fenster und kann deshalb bis Basgo sitzen bleiben. Dort besuche ich die Burgruine, dann die Old Chamba Gompa, die fantastisch gut erhalten ist und ausgezeichnete Wandmalereien hat. Dann in der Burgruine den vom Rauch der Oellampen stark eingeschwärzten Sar-Zung Tempel. Einen kleinen Tempel finde ich offen. Ich gehe wieder zur Strasse und warte gut eine Stunde auf einen Bus. Der ist völlig überfüllt, ich muss stehen. Leider fahren wir an Likir vorbei, ohne dass ich es merke. Bei der Abzweigung nach Alchi steige ich aus und beginne, die 4km nach Alchi zu laufen, als ein Jeep mit Franzosen hält und mich mitnimmt. Beim Choskor Guest House steige ich aus, aber es wurde unterdessen aufgegeben. Dann esse ich in einer Dhaba (informelles Restaurant). Unterdessen ist allerdings das Kloster geschlossen. Ich treffe die Franzosen wieder, sie bieten mir einen Lift nach Lamayuru an, aber ich muss ja erst noch die Alchi Gompa besichtigen. Deponiere den Rucksack beim Camping, schwatze etwas mit einem Ladenbesitzer und endlich ist 14:00 Uhr und das Kloster öffnet. Ich besichtige die Kagyur Lakhang Gompa, mit vielen Büchern und einem goldenen Buddha, den Sumrtsek Tempel mit drei grossen Buddhastatuen, deren Köpfe man nur schwer sehen kann, sie sind in Dachgauben versteckt. Dann den Vairocana Tempel mit einer grossen Buddhastatue in einem Seitenraum, den Lotsa Tempel mit vielen kleinen Buddhabildern an der Wand, z.T. massiv von Wassereinbruch beschädigt und den ähnlichen Manjuslim(?) Tempel. Der New Temple ist geschlossen. Die Stupas hier sind begehbar und haben interessante Wandmalereien im Innern. Finde ein günstiges und helles Zimmer im Lotsava-Guesthouse. Mache einen Bummel durchs Dorf. Totaler Stromausfall. 5.7.2007 Alchi-Kargil Ganz früh aufgestanden, direttissima zur Brücke gelaufen, indem ich den steilen, sandigen Hang runtergerutscht bin. Gerade rechtzeitig, punkt sieben Uhr kommt der Bus. Im Bus treffe ich Lucien, Kunstmaler aus Zermatt, der schon lange in Indien lebt. In Lamayuru steige ich aus und deponiere den Rucksack in einem Restaurant. Dann laufe ich zur Gompa hinauf. Kurz darauf kommt ein Mönch und schliesst auf. Der Innenraum ist nicht bemerkenswert. Lustig ist die Sammlung von Plastik- und Stofftieren im Hinterraum. über eine steile Treppe erreichen wir einen weiteren Tempelraum, der stark eingeschwärzte und z.T. beschädigte Bilder aufweist. Die Aussicht aufs Tal ist phänomenal. Per Anhalter mit einem Lastwagen fahre ich, zusammen mit zwei Frankokanadiern, Richtung Mulbekh. Unterwegs begegnen wir einem schlimmen Unfall, ein mit Heu beladener Lastwagen ist den steilen Hang hinuntergefallen. In Mulbekh steige ich aus und treffe zufällig gerade Lobsang, den zuständigen Mönch für die Gompa. Ich kann meinen Rucksack in seiner Zelle deponieren und dann fahren wir mit seinem Motorrad zur Gompa. Leider ist die Strasse durch einen tiefen Graben abgetrennt. Wir versuchen erst erfolglos, aus Aesten eine Brücke zu bauen und dann, das Motorrad durch den Graben zu stossen, doch Lobsang ist zu klein, um das schwere Motorrad zu halten. Als wir tauschen, geht es. Erst fahre ich weiter mit Lobsang auf dem Sozius, aber er traut mir nicht und so tauschen wir wieder. Oben angekommen, besichtigen wir erst die Serdung Gompa, zu der wir keine Schlüssel haben. Dann besichtigen wir die Gandentse Gompa. Die Bilder sind nur ca. 100 Jahre alt und mit einer dicken Schicht Firnis versiegelt. Die Holzausstattung wurde soeben ersetzt. Dann schauen wir uns noch den viel älteren Lotsava Lakhama Tempel an. Leider sind die interessanten Malereien durch den Jahrhunderte alten Lampenrauch fast vollständig eingeschwärzt. In der Mitte des Tempels steht eine kleine Stupa. Wir fahren wieder zurück zu Lobsangs Zelle, holen meine Rucksack. Dann gehe ich zur Chamba Statue. Visavis im Cafe sitzt Lucien mit zwei weiteren Schweizern. Ich besichtige schnell die in den Fels gemeisselte, ca. 25m hohe Maitreya Statue. Dann schwatzen wir vier Schweizer und ich esse etwas. Mit einem Lastwagen, mit drei Sikhs bemannt, fahre ich bis vor Kargil, wo uns die Polizei anhält und befiehlt, die Umfahrung zu nehmen. ich steige aus und der Polizist organisiert mir einen Lastwagen bis in die Stadt. Ich laufe recht weit bis zur Busstation, wo ich mit dem Kondukteur, der sich gerade rasieren lässt, abmache, dass ich morgen um 01:30 Uhr beim Bus sein werde. Ein Schlepper bringt mich zum Izhar Palace, wo ich einen Schlafsaalplatz (am Boden) kriege. Ich treffe ein Gruppe Franzosen. Wir beschliessen, eins trinken zu gehen und ich werde zu einer Flasche Mineralwasser eingeladen. Dann will ich noch Kargil anschauen gehen und wir trennen uns. Doch das Wetter hat inzwischen zugemacht, es regnet und stürmt. überall werden Wellbleche heruntergerissen und Banner zerfetzt. Dann noch totaler Stromausfall. Einige Geschäfte haben Generatoren oder Windlampen. Ich probiere Rjuma, eine weisse Wurst für eine Rupie. Als der Strom wieder kommt, esse ich eine Thupgka in einem tibetischen Restaurant. 6.7.2007 Kargil-Srinagar Um 1 Uhr weckt mich der Wecker und ich laufe zur Busstation, bringe den Rucksack aufs Dach, verpacke ihn in die Ueberreste meines wasserdichten Sackes. Ich kriege den von mir so geschätzten Platz neben dem Fahrer. Der Bus fährt los. Ich darf mich auf der Pritsche ausstrecken und weiterschlafen. Um 4 Uhr Teestop in Drass. Danach wird die Strasse ganz schlecht und es vibriert enorm. Meine Tasche fällt herunter, alle Batterien fallen heraus. Wie ich die wieder reinstecke, fallen sie gleich wieder raus, diesmal an eine schlecht einsehbare Stelle. Eine Batterie finde ich nicht mehr, ärgere mich sehr darüber, sie so unnötig verloren zu haben. Die Fahrt geht durch immer grünere Bergwände, mit Eis dazwischen. Die Strasse ist ganz miserabel, teilweise auch noch überflutet. Die berüchtigte Einbahnstrecke führt einer fast senkrechten Felswand entlang. Unten Teepause im schönsten Sonnenschein. Vor dem Dörfchen Kangan halten wir an, weil ein „Streik“ im Gange sei. Vielmehr war es ein Krawall, weil letzte Nacht ein Soldat einen Zivilisten erschossen hat. Nach kurzer Zeit fahren Mannschaftstransporter mit Polizei sowie ein Krankenwagen ein. Dann hört man ein paar Schüsse. Daraufhin öffnet die Polizei die Strasse wieder für die - 41 -
Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
Blechlawine, die sich unterdessen aufgestaut hat. Ein Lastwagen und ein Geländewagen haben eingeschlagene Windschutzscheiben. Wir fahren weiter und gelangen ins schwer militarisierte Srinagar. Fahren auf der richtungsgetrennten Strasse stets auf der rechten Spur, was Probleme mit dem entgegenkommenden Verkehr verursacht. Es steigen die Schlepper für die Hausboote zu. Ich gelange an Shabir vom Hausboot Zulekha, bei der Zero Brücke. Handle den Preis etwas runter - die Lage ist miserabel - dafür das Zimmer sehr schön. Gehe in die Stadt, esse Chowmen, erklimme Sankaracharya Hill und komme in den Tempel, ohne den Gürtel auszuziehen (was sonst obligatorisch ist). Auf dem Weg nach unten werde ich von ein paar freundlichen Sikhs eingeladen, mitzufahren. N.P. Singh ist Banker, Tanbir ist Informatiker. Sie laden mich zum Tee ein. Beide wollen die Schweiz besuchen, ich lade sie gerne ein, wenn ich wieder zurück bin. Dann eine Fahrt mit einer Shikara (einheimisches Ruderboot) auf dem Dal Lake, an den Lilienfeldern, den schwimmenden Gärten und Feldern vorbei, zum schwimmenden Markt. Ein Verkäufer mit eigener Shikara will mir unbedingt Schmuck verkaufen, zwei Buben Blumen. Ein versprochenes Dampfboot stellt sich als Benzinböötli heraus (mit Automotor!). Nach ein paar Fotos vom Sonnenuntergang über den Hausbooten zum Abendessen, wo ich Adil Hassan treffe. Er erzählt mir etwas über die Spannungen in Kaschmir, schaut dabei aber immer links und rechts, ob wohl jemand mithöre. Srinagar ist nämlich völlig militarisiert, jede Strasse in der ganzen Länge von Soldaten gesichert, das Flussufer mit meinem Hausboot auch noch mit Stacheldrahtverhauen. 7.7.2007 Srinagar Stehe spät auf, mit dem Bus zur Jama Masjid, doch dieser fährt um den Hari Parbat Hill herum. Ich steige aus und ein Student will mir die Jama Masjid zeigen. Doch wie wir dorthin kommen, heisst es, die Lage sei prekär, es sei unsicher für einen Westerner. Offensichtlich gibt es in der Stadt Krawalle. Angeblich wurden zwei Jugendliche gestern Nacht erschossen. Man sieht Rauch, alle Läden sind geschlossen. Wir laufen zum Sultan Arfaen Schrein. Eine Gruppe Jugendlicher mit schwarzer Fahne prescht mit Geschrei an uns vorbei. Oben im Schrein ist alles ruhig. Wir gehen ins Studentenwohnheim. Von dort versuchen wir, Dargar zu erreichen, aber die wenigen Busse, die noch durchkommen sind überfüllt. Ich nehme den Bus zurück zum Dal Gate, laufe etwas das Boulevard entlang, esse Mittagessen in einem scheusslichen Restaurant und nehme einen Bus zum Nishat Bagh, einem der schönen und ca. 500 Jahre alten Mughal Gärten, der etwas reparaturbedürftig ist, aber die Wasserspiele sind zum Teil noch funktionsfähig. Dann erst zu Fuss in die falsche Richtung, dann per Bus zum Shalimar Bagh, dem viel besser gepflegten der beiden Mughal Gärten. Zurück im Hausboot treffe ich eine Gruppe Inder aus Bangalore und Mysore an. 8.7.2007 Srinagar Es donnert und gewittert, als ich aufwache. Im strömenden Regen zum Restaurant gelaufen, aber die haben nicht einmal Tee. Am Dal Gate finde ich eines, das so etwas wie Frühstück anbietet. Draussen regnet es sintflutartig. So esse ich trotz haarsträubendem Service zwei Frühstücke, um nicht wieder nach draussen zu müssen. Als der Regen etwas schwächer wird, laufe ich Richtung Altstadt. Erst besuche ich die Chaskir Zaim(?) Moschee, dann laufe ich Richtung Jama Masjid. Alle Geschäfte sind geschlossen. Besichtige die Kanqah-e Moulla Masjid und den Naqshah Ban Mushqil Kusha Schrein. Beim Platz vor der Jama Masjid ist gerade eine kleine Gruppe Jugendlicher daran, einen Maruti 800 mit Müll und Steinen zu bewerfen. Wie der ungeschickte Fahrer das Fahrzeug endlich gedreht hat, strömen die Jugendlichen mit Geheul dem Fahrzeug nach, das mit einem anderen, ebenso unbeholfen wendenden Maruti 800 kollidiert. Beide Fahrzeuge werden mit Steinen und Müll bombardiert. Grund sei, dass gestern abend ein 17-jähriger von der Polizei erschossen wurde. Ich flüchte in eine Seitengasse und scherze etwas mit den Einwohnern, die sich schon längst an diese Unruhen, auch „Disturbances“ oder „Tensions“ genannt, gewöhnt haben. Sobald sich die Lage wieder etwas beruhigt hat, laufe ich zur Jama Masjid - durch den Mob durch! - und besichtige die viktorianische Laubsägeliarbeit mit dem Pagodendach. Auf meinem Weg aus der Moschee heraus hat sich schon wieder ein Mob am versammeln. Ich laufe zum Grabmal von Zain-ul-Abdin, das ich auch problemlos finde. Zwar ist das Tor zum Friedhof, der es umgibt, geschlossen, doch ich kann es öffnen. Das Grabmal im Mughal-Stil ist leider am Zerfallen. Wie ich den Friedhof verlassen will, stürmt der wütende Mob ausgerechnet das schmale Strässchen zum Friedhof herunter, in dem gerade ein Bus feststeckt, weil die Fahrzeuge hinter ihm keinen Platz zum rückwärts fahren lassen. Der Bus wird mit Steinen beworfen, Glas bricht, Metall verbiegt und ich ziehe mich in den Friedhof zurück, wo ich ruhig und unbemerkt ein paar Minuten warte. Dann ist der Mob wieder ruhig und ich kann problemlos durch ihn durch und weiterlaufen. Ich bemerke dabei, dass die Jugendlichen von einem 30-35 jährigen Mann in einem blauen Traineranzug angeführt werden. Die Leute weisen mich durch allerlei Seitengassen, denn sie wollen nicht, dass Fremde Zeugen dieser Zusammenstösse werden. Ich ende bei der Khanyar Polizeistation, wo auch der Mob schon wieder steht. Da nichts mehr passiert, laufe ich weiter, esse Köfte, schwatze lange mit dem Sohn des Restaurantbesitzers, der kurz vor dem Studienabschluss in Mathematik steht, aber das Restaurant des Vaters übernehmen will. Dann laufe ich zurück zur Ganderbal Road, wo ich beim Fotografieren einen Kashmiri treffe, der seinen Onkel Abdul Rashid Ganai ruft. Dieser lädt mich in sein Haus ein. Wir haben erst Tee, dann ein fantastisches Mittagessen (für mich das zweite) dann zeigt er mir seine beachtliche Briefmarkensammlung. Er will wissen, wie er sie am einfachsten verkaufen kann und ich empfehle ihm Ebay. Auf dem Weg zurück - unterdessen im strahlenden Sonnenschein - werde ich von ein paar von den Krawallen aufsässig gewordenen Jugendlichen bedrängt. Als einer meine Tasche auf Wertsachen untersuchen will, drohe ich mit dem Regenschirm, worauf die Bande abschwirrt. Im Internetcafé ist die Verbindung tot, dafür treffe ich einen Schweizer, Stefan Süess aus dem Aargau. 9.7.2007 Srinagar-Delhi Am Morgen zur Busstation. Ich sitze neben einer sehr dicken Inderin. Es geht erst durch Indiens längsten Tunnel, den 2km langen Jawahar-Tunnel. Ich setze mich neben den Fahrer, um mehr zu sehen. Viele - 42 -
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Fahrzeuge und Velos mit roter Flagge kommen entgegen, es sind Pilger zum Amarnath Hindutempel. Auch viele Busse mit Soldaten, wohl zur Verstärkung in Srinagar. Vor Ramban plötzlich stehende Kolonne. Sechs Stunden lang sollten wir am Ende festsitzen. Um drei Uhr verlasse ich den Bus, kaufe bei einem Restaurant ein Mittagessen, aber diesen Moment geht es weiter und ich muss pressieren. Angeblich ist ein Lastwagen mit Steinen umgekippt und die undisziplinierte Fahrweise der Inder tat das Ihre dazu, um die Situation eskalieren zu lassen. Wie es weitergeht, meldet sich plötzlich akuter Durchfall. Glücklicherweise hat der Bus eine Toilette, aber ohne Spülung. 10.7.2007 Srinagar-Delhi Als ich aufwache, sind wir erst in Jalandhar, noch weit im Punjab. Zügige Fahrt über ewig unfertige Autobahnen. Kommen um 15 Uhr am Kaschmir-Tor in Delhi an. Ich fahre mit der Metro nach Paharganj, checke im Hotel Downtown ein - diesmal sogar noch günstiger als letztes Mal. Gehe zum Arzt, Dr. Sharwan Kumar Gupta, und lasse eine teure Totalkontrolle machen. Will ja wissen, warum ich immer so müde bin. Esse herzhaft, muss ja was für die Proben produzieren. Strassenverkehr in Indien ist in der Regel sehr chaotisch und gefährlich. Wenn Sie denken, dass es im Nahen Osten schlimm sei - Indien ist noch viel schlimmer! Es gibt keine feste Regel, auf welcher Seite der Strasse man fahren muss. Offiziell ist es die linke Seite, aber auch auf den Strassen, wo die Spuren durch einen Zaun richtungsgetrennt sind, können Fahrzeuge die entgegenkommenden Spur benutzen, wenn sie glauben, dadurch schneller voranzukommen. Ich habe viele Frontalkollisionen gesehen, weil auf der rechten Seite der Strasse gefahren wurde. Der Verkehr ist ein Bild des wahren Charakters von Indien: Sozialdarwinismus, Überleben des Stärkeren. Niemand nimmt Rücksicht auf Schwächere als sein eigenes Fahrzeug, so dass die Hackordnung lautet: Lastwagen-Busse-Autos-DreiradfahrzeugeMotorräder-Fahrräder-Fussgänger. Wenn die Fahrzeuge sich gegenseitig den Weg abschneiden und mit wilden Manövern versuchen, sich in die beste Position zu bringen, streifen sie auch mal oder scheuern aneinander. Niemand kümmert sich um das verbogene Metall oder den zerkratzten Lack. Wenn es einen Unfall zwischen zwei ungleichen Fahrzeuge gibt, es ist immer der Schwächere, der die Schuld trägt. Man sieht nie einen Austausch von Adressen nach einem Unfall. Die Art und Weise, wie die Fahrzeuge aneinander vorbeikommen, gleicht dem Schlafwandeln. Niemand schaut auf die Strasse, aber irgendwie müssen die Leute einen sechsten Sinn dafür haben, was die anderen Fahrzeuge tun. Überholen ist ein fester Bestandteil des indischen Verkehrs - und vorzugsweise dann, wenn es Gegenverkehr hat. Die entgegenkommenden Fahrzeug müssen dann auf den Strassenrand ausweichen oder die Strasse verlassen. Hindernisse wie ein umgekippter Lastwagen führen in der Regel zu einem kompletten Verkehrszusammenbruch, da niemand dem Anderen den Vortritt lassen will, so dass die Fahrzeuge Kühlerhaube an Kühlerhaube im Engpass stehen und keiner von ihnen zurücksetzen will. Geparkt wird überall, in der Mitte einer Fahrspur, in der Mitte einer Strasse, zwei- oder dreireihig, aber dann ist das geparkte Auto in Gefahr, von einem anderen Fahrzeug getroffen zu werden. Wenn ein Fahrzeug eine Panne hat, wird es in der Regel an Ort und Stelle repariert, auch wenn es sich um die Überholspur auf der Autobahn handelt. Nicht einmal Roller werden an einen sicheren Ort gestossen. Jeder macht umfassenden Gebrauch vom Handy während der Fahrt, auch bei hohem Verkehrsaufkommen. Wenn beide Hände benötigt werden, wird das Handy mit dem Kopf gegen die Schulter gepresst. Tempolimits werden nie eingehalten, umso weniger, wenn sie nicht ausdrücklich festgelegt werden. Oft findet man Fahrzeuge, die mit sechzig km/h durch einen belebten Markt fahren. Man fährt so schnell wie das Fahrzeug kann und verwendet die Hupe freizügig. Weder Scheinwerfer noch Blinker werden je benutzt. Nur bei völliger Dunkelheit schalten einige mutige Fahrer ihre Scheinwerfer ein, aber nur, um sie gleich wieder auszuschalten, wenn das Licht ausreichend ist um die Strasse zu erkennen. Motorräder sind eine echte Pest in Indien. Es soll weltweit die zweithöchste Motorradquote Pro Kopf haben. Motorräder sind überall. Oft sitzen fünf Personen drauf: Zwei Erwachsene (die Frau im Damensitz), natürlich beide ohne Helm und drei Kinder, eines auf dem Tank, eines auf dem Gepäckträger und eines auf dem Schoss der Frau. Alternativ kann es drei bis vier Erwachsene transportieren, zwei auf den Sattel, einen auf dem Tank und einen auf dem Gepäckträger. Fussgänger sollten auf Strassen, Märkten, Fussgängerzonen oder Häusern, die eine Betonrampe für Motorräder haben, aufpassen! Sie müssen ausweichen, sobald ein Fahrzeug hupt. Was sogar im Wohnzimmer eines Hauses passieren kann, wenn jemand mit seinem Motorrad durchfährt. Seltsamerweise kann man sogar in Tempeln Motorräder finden, während Fussgänger ihre Schuhe ausziehen müssen. 11.7.2007 Delhi Bringe Dr. Gupta noch die letzten Proben. Dann will ich das Toilettenmuseum besuchen. Versuche den Bus 781 zur Mahavir Enclave zu kriegen. Auf dem Perron liegt was, das wie ein Leichensack aussieht. Plötzlich kommt jemand, öffnet den Sack und es liegt tatsächlich eine Leiche drin. Dann liegt der Sack wieder verlassen da. Der Bus kommt nicht, ich nehme eine Rikscha zur Delhi Gate Busstation, doch gleiches Schicksal. Laufe Richtung Metro, auf dem Weg dorthin die Firozshah Kotla von aussen besichtigt. Mit der Metro nach Uttam Nagar East, dort lange auf einen Bus gewartet. In völlig vollgepacktem Bus nach Mahavir Enclave. Unterdessen ist 16 Uhr. Das Toilettenmuseum mit seiner Ausstellung historischer Toiletten (von Harrapa um 2500 v.Chr. bis zum Incinolet, das die Rückstände automatisch verbrannt) und vielen Mustertoiletten für das ländliche Indien besucht. Mit dem Bus zur Rajendra Place Metro station und zurück zur Delhi Station. Zu Dr. Gupta, der mir mitteilt, dass mir nichts fehle und mir ein umfangreiches und kostspieliges Vitamin- und Aufbaupaket verschreibt. Im Internetcafé grosser Schock: Alle meine Daten auf dem USB-Stick werden von einem Virus gelöscht. Ich verbringe Stunden, um sie wieder herzustellen. Setze Dubis Website auf.
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12.7.2007 Delhi Morgens um 9 Uhr auf den Weg nach Friends Colony West gemacht, um die Zahnärztin zu besuchen. Ich muss eine Wurzelbehandlung machen lassen. Sie sendet mich zum Bancomaten und zur Apotheke. Ihre Ausrüstung ist ultramodern, die Wurzelbehandlung ist problem- und schmerzlos. Um 14 Uhr bin ich fertig. Mit einem Renn-Bus in der halben Zeit zurück nach Paharganj, aber nicht ohne hin- und hergeschleudert zu werden. Kaufe einen Reiseführer von Südostasien. 13.7.2007 Delhi Morgens um 9 Uhr nochmals zur Friends Colony West, um die Wurzelbehandlung fertigzustellen. Auf dem Postbüro, wo ich kurz vorbeischaue, wird mir eine Tasse Tee offeriert. Wir schwatzen über Kaschmir, die Heimat des Postbeamten. Die Zahnbehandlung verlauft problemlos, ist aber sehr schmerzhaft. Danach kaufe ich noch diverse Papeterieartikel und der Sikh, dem das Geschäft gehört, schenkt mir eine neue Mine für meinen Kugelschreiber. Fahre zum GPO und gebe das Netzteil und die DVD auf. Ich bestelle ein Taxi für morgen und kaufe ein Buch, Oliver Cromwell. Esse ein herzhaftes Abendessen, Chowmen und Momo!
Thailand 14.7.2007 Delhi-Bangkok Ich stehe um 4 Uhr auf und finde mein (vorausbestelltes und -bezahltes) Taxi zum Flughafen, obwohl die Schlepper mir alle versicherten, es würde nie auftauchen. Wartete lange in der Schlange, bis auf einem Monitor fünf Schlangen weiter mein Flug erscheint. So wechsle ich den Checkin-Schalter. Als ich endlich vorne bin, wird mir mitgeteilt, dass es nicht zulässig sei, das Security-Check Zeichen zu verdecken (ich verpacke den Rucksack jeweils in einem wasserdichten Sack) und ich muss vom Security Check her nochmals beginnen. Der Air India Flug startete mit Verspätung. Wir erhalten nur ein lausiges Frühstück und kein Mittagessen. Bei der Landung haben wir noch mehr Verspätung. In Bangkok muss ich bei der Passkontrolle eine Stunde anstehen. Als ich endlich vorne bin, stürmt ein Gruppe von 20 Russen nach Vorne und ruft „Wir hatten ein Problem!“. Ich muss eine halbe Stunde warten, bis sie durch sind. Bis ich die Passkontrolle endlich fertig habe, ist unser Gepäcklauf längst beendet und ich brauche eine weitere Stunde, um herauszufinden, wo sich mein Gepäck jetzt befindet. Endlich kann ich den sehr teuren Bus in die Stadt nehmen (150 Baht) und er braucht erst noch drei Stunden dafür. Das Hotel, das ich nehmen wollte, stellt sich als viel zu lärmig heraus, so muss ich erst noch ein anderes suchen. Die meisten Hotels sind voll, aber schliesslich finde ich ein Zimmer im „Merry V Guesthouse“. Völlig erschöpft und enorm hungrig schwelge ich im „Streetfood“ und esse drei Nachtessen in Folge, um für das verpasste Mittagessen wettzumachen. 15.7.2007 Bangkok Mit dem öffentlichen Schiff von Tha Banglamphu nach Tha Sathani gefahren. Dann mit der teuren Skymetro - aber ich musste sie halt mal ausprobieren - zum National Stadium. Von dort Richtung Banglamphu gelaufen. Den Wat Suthat Tempel mit seinen umwerfend schönen und detaillierten Wandmalereien im Stile eines Hieronymus Bosch besucht. Dann zum Democracy Monument und zwei weitere Tempel besichtigt. Zurück zum Resthouse, dann per Boot nach Tha Thewet, wo es einen riesigen Markt gibt. Grüne Sülze, in Oel fritiert gegessen. Was das wohl war? Beim Nachtessen treffe ich Terrae aus China, die hervorragend englisch spricht. 16.7.2007 Bangkok Mit dem Bus zur vietnamesischen Botschaft, aber ziemlich erschrocken: Das Visum kostet 2500 Baht (80 USD). Dann erst eine dunkle Suppe mit Fleisch, eine Stunde später noch einen ganzen Fisch gegessen. Mit dem Boot nach Tha Then, die Wat Phra Kaew (Grand Palace) Tempel- und Palastanlagen besucht. Grossartige Architektur und unglaubliche Schönheit der Anlagen, die mit kleinen, farbigen Spiegelchen gespickt sind. Grossartige Wandmalereien. Alles in super Zustand. Die Museen sind aber langweilig. Als ich zurückkomme, bricht ein Gewitter über Bangkok los. 17.7.2007 Bangkok Enorme Zahnschmerzen in der Nacht. Das Wetter ist bedeckt und heiss. Am Morgen erst mal Wäsche gemacht, dann mit der Fähre über den Chao Phraya Fluss und zum Royal Barges Museum (Königliches Prachtsschiff Museum). Die verschiedenen Prachtsschiffe bestaunt, das eindrücklichste ist die Suphannahongse Royal Barge mit einer Breite von 3.17m, einer Länge von 46.15m, einem Tiefgang von 0.94m, bemannt mit 50 Ruderern und 14 Crew. Gebaut 1911 von König Vajiravadh (Rama VI). Die übrigen Schiffe sind in der Grösse einer Keabi Prab Muang Mana, Breite 2.10m, Länge 28.85m, Tiefgang 0.56m, 36 Ruderer und 17 Besatzung, gebaut 1967. Danach etwas in den Khlong Markt gegangen, mit dem Schiff nach Chinatown, den Markt der Diebe besucht (heute alles Läden für Werkzeuge und Musikinstrumente), musste pressieren, um rechtzeitig zur vietnamesischen Botschaft zu kommen, mit dem Skytrain dorthin. Visa erhalten. Mit dem Bus zurück. Es fängt an, in Strömen zu regnen. 18.7.2007 Bangkok-Kanchanaburi Ich stehe spät auf, meine Kleider, die ich gestern gewaschen habe, sind gerade noch rechtzeitig trocken geworden. Gehe zum Bahnhof Thonburi - die Station wurde 1km westlich verlegt und ist nur noch eine Haltestelle - und kaufe ein Billet nach Kanchanburi. Den Rest der Zeit besichtige ich ein paar Tempel, u.a. eine 25 Meter hohe Buddhastatue. Ich werde mit dem 20 Baht Tuk-Tuk Trick konfrontiert, falle aber nicht rein. Als ich mit meinem Rucksack zur Flussfähre laufe, beginnt ein kolossaler Regen. Ich schaffe es in der Folge, die falsche Fähre zu nehmen (alles ist in Thai angeschrieben) und muss einen grossen Umweg laufen, um eine Brücke nach Thonburi zu erreichen. Fahre mit der Todeseisenbahn nach Kanchanaburi. Dort bleibe ich im Zug sitzen, steige bei der Brücke über den River Kwai aus und pfeife den „Colonel Bogey Marsch“ aus dem Film, welcher einem sofort einfällt beim Gedanken an die Brücke uber den Kwai. Bei der Brücke stehen ein paar prächtige japanische Dampflokomotiven und - 44 -
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ein zur Lok umgebauter japanischer Lastwagen mit luftgekühltem Dieselmotor. Ich finde ein Zimmer auf einem Floss im River Kwai im C+C Gasthaus. 19.7.2007 Kanchanaburi Besuchte das Thailand-Burma Eisenbahn Museum und den angrenzenden Soldatenfriedhof. Hatte ein wunderbares Mittagessen. 20.7.2007 Kanchanaburi Schlecht geschlafen, spät aufgestanden, mit dem Bus nach Hellfire Pass. 11km vor Hellfire Pass werde ich abgesetzt, ich weiss nicht was falsch gelaufen ist. Laufe in Richtung Hellfire Pass, ein Motorradfahrer nimmt mich mit und setzt mich direkt vor dem Museum ab! Ich besichtige das Museum, das fast völlig identisch mit dem in Kanchanaburi, aber im Gegensatz dazu gratis, ist. Dann laufe ich die spektakulärsten 4km der Death Railway ab. Alle Viadukte (aus Holz) sind unterdessen weg, das Trasse ist zum Teil noch vorhanden. Es beginnt starker Regenschauer, drum laufe ich auf der Teerstrasse in Richtung Hauptstrasse. Ein Töffahrer will mich mitnehmen, aber wegen seinem vielen Gepäck lehne ich dankend ab. Ein paar Minuten später ist er zurück, diesmal ohne Gepäck, und bringt mich zur Hauptstrasse. Sinnlose Warterei, es kommt einfach kein Bus. Ich fange an, Richtung Museum zu laufen. Endlich kommt ein Bus, hält aber nicht. Der zweite Bus hält trotz allem meines Winkens genausowenig. Sogar der Lokalbus fährt einfach weiter und ignoriert mich. Beim Museum, nachdem auch der letzte Bus für heute nicht angehalten hat, beschliesse ich deshalb Autostop zu machen. Zwei Polizisten in Zivil nehmen mich in rasender Fahrt hinten auf ihrem Bakkie bis nach Kanchanaburi mit und setzen mich sogar vor dem Internetcafé ab! 21.7.2007 Kanchanaburi Heute ist mein Ruhetag. Nach einem Kaffee ins Internetcafé und die übersetzung einer Website fertiggestellt. Das Ufer des Rivers Kwai erkundet. Wohl einige hundert Karaoke-Schiffe liegen im Hafen von Kanchanaburi, viele davon zweistöckig. Alle haben sie einen starken Generator, eine Disco-Beschallungsanlage, einen DJ-Pult sowie eine gasbetriebene Küche. Antrieb haben sie keinen, sie werden von Schleppern (Holzschale mit Lastwagendiesel) gezogen. Kann wegen dem Kaffee nicht schlafen. 22.7.2007 Kanchanaburi-Ayutthaya Da ich kaum geschlafen habe, stehe ich nicht zur vorgesehenen Zeit auf. Packe meine Sachen, checke - leider, leider - aus dem schönen Hausboot aus und mache mich auf den Weg zur Busstation. Nach einer Nudelsuppe fühle ich mich fit für den Bus. Die Reise nach Suphanburi dauert etwas länger als vorgesehen, auch die von Suphanburi bis Ayutthaya. Da im Lonely Planet keine schlaue Unterkunft steht, mache ich mich selbst auf die Suche in der Nähe der Busstation. Bald schon finde ich ein schönes Zimmer für nur 100 Baht. Gehe zum Markt, esse etwas, dann zur Besichtigung von Wat Phra Ram, Wat Phra Mahathat und Wat Ratburana. Tempel im Khmer-Stil, eindrückliche Ziegelkonstruktionen, einerseits durch die burmesischen Eroberer zerstört, andererseits ohne Fundamente auf viel zu weichen Boden gebaut (Ayutthaya ist eine Flussinsel), so dass sich alles ungleich gesenkt hat und so die Strukturen zum Einsturz gebracht hat. Das Reich von Ayutthaya (Thai: ก ) bestand von 1351 bis 1767. Ayutthaya war freundlich gegenüber ausländischen Händlern, einschliesslich den Chinesen, Vietnamesen (Annam), Indern, Japanern und Persern, später auch den Portugiesen, Spaniern, Niederländern und Franzosen. Diese durften Dörfer ausserhalb der Stadtmauern bauen. Im sechzehnten Jahrhundert wurde es durch die ausländischen Händler zu einer der grössten und reichsten Städte im Osten. Der Hof von König Narai (1656-1688) hatte enge Verbindungen mit König Louis XIV von Frankreich, dessen Botschafter die Stadt in Grösse und Reichtum mit Paris gleichsetzten. Bevor Ayutthaya im Jahre 1767 von den Burmesen erobert wurde, waren seine Vasallen die den nördlichen Shan-Staaten des heutigen Myanmar, Lanna (Chiang Mai, Yunnan und Sri Shan (China), Lan Xang (Laos), das Königreich Kambodscha und einige Stadtstaaten in der malaiischen Halbinsel (Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Ayutthaya_kingdom). 23.7.2007 Ayutthaya Miete ein Fahrrad und beginne mit einer Mammut-Besichtigungstour (in Ayutthaya gibt es über 300 Tempelanlagen): Wat Khunsan, Wat Sawandawas, Wat Phra Mana, Wat Kho Phaya, Wat Ta Krai, Wat Cheong Ta, dann überquere ich den Ayutthaya umrundenden Fluss und fahre ca. drei Kilometer zum sehr gut erhaltenen Chedi Phukao Thong, welches von König Naresnan dem Grossen auf eine von den burmesischen Eroberern begonnen Basis gebaut wurde. Dann wieder zurück in die Stadt, zum Sri Suriyothai (nicht antik), wieder über eine andere Brücke zum Wat Kattrathirat, wo ich gratis einen grossen und ausgezeichneten Mittagessen erhalte, weil gerade irgend eine Zelebration ist und ich einfach mit eingeladen wurde. Von hier zum Wat Chai Wattana Ran (recht gut erhalten), zum Wat Phuttdisawan, zum Wat Nancuy, Wat Kunpom, mit der Fähre über den Fluss, zum Wat Ket, Wat Phra Mongkorn Bophit mit einer 25m hohen vergoldeten Buddhastatue, die aus Bronze ist und darum die Zerstörung Ayutthayas überstanden hat, zum Wat Phra Si Sanphet mit den besterhaltenen Chedis und zum königlichen Palast, von dem nur noch Fundamente bestehen. Kaufe ein Bahnticket nach Phitsanulok. Fahre mit der Fähre zurück. Bringe das Fahrrad zurück. 24.7.2007 Ayutthaya-Sukhothai Ich nehme eine Fähre über den Fluss. Dann folgt ein grosses Frühstück. zuerst besteige ich den falschen Zug, aber ich kann wieder aussteigen, bevor er abfährt. Mein richtiger Zug kommt auf dem gleichen Perron mit ein paar Minuten Verspätung an, darum die Verwechslung. Ich steige ein. Die zweite Klasse ist den Aufpreis nicht wert, der einzige Unterschied sind grässlich unbequeme Flugzeugsitze anstatt der bequemeren Bänke in der dritten Klasse. Wir kommen um 14 Uhr in Phitsanulok an und ich kann mit ein paar Holländern ein Tuk-Tuk zur weit ausserhalb der Stadt gelegenen Busstation teilen. Der Bus fährt langsam aber beständig auf der hervorragenden Thai - 45 -
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Autobahn nach Sukhothai. Ich teile nochmals ein Tuk-Tuk zum „Touristenghetto“ wo ich sofort ein Zimmer für 100 Baht finde. Als ich mein Gepäck abgelegt habe, laufe ich Richtung Stadt und treffe Stewart, ein Kanadier der in Taiwan lebt und den ich schon im Bus getroffen habe. Er studiert Malerei in Taiwan! Wir beschliessen, gemeinsam etwas Leckereien vom Markt zu kaufen und danach in einem kleinen Restaurant zu essen. Am Schluss gehen wir nochmals zum Markt, kaufen da und dort eine Leckerei und am Schluss noch für 10 Baht ein Assortiment Insekten zum Essen. Die grossen Grillen (ca. 5cm lang) sind am besten, die schwarzen Käfer besser als erwartet, aber die Würmer sind etwas mehlig. 25.7.2007 Sukhothai Als ich Richtung Bus laufe, treffe ich Stewart wieder. Wir beschliessen, zusammen zum historischen Stadtteil zu fahren. Mit dem Bus fahren wir nach Old Sukhothai. Dort mieten wir Velos. Wir erforschen erst den „Sukhothai Historical Park“, wo wir die folgenden Tempel besuchen: Wat Mahathat, Wat Sri Sawai (Türme im Khmer-Stil, Hindu-Tempel), Wat Tra Phang Ngoen, Wat Sa Si, King Rankhamalaeng the Great's monument, Wat Chanasomkham, Luk Muang Shrine and Noen Prasat. Ausserhalb dieses Komplexes besuchen wir: Wat Traphang Tong (mit vielen schön ausgearbeiteten Elefanten an der Basis), Wat Sorasak, Taphadang Schrein, Wat Song Koo, Wat Trapang Pan (zerstört), Wat Mae Chon (mit grossem Buddha), Wat Phra Phai Luang, Thuriang Kiln (Oefen für Keramikbrand), Wat Si Chum („Mondop“ mit riesigem, guterhaltenem Buddha), Wat Si Thon (Mondop), Wat Phu Pai und Wat Tuk (Mondop mit zerstörtem Buddha). Die Stadt Sukhotai war bis 1238 Teil des Khmer-Reiches. Zwei thailändische Häuptlinge, Pho Khun Pha Muang und Pho Khun Bang Klang Hao, erklärten ihre Unabhängigkeit und gründeten ein Thai-Reich. Sukhotai wuchs durch die Bildung von Allianzen mit den anderen thailändischen Königreichen und erklärte den Theravada-Buddhismus zur Staatsreligion. Unter König Ramkhamhaeng dem Grossen genoss Sukhothai ein goldenes Zeitalter des Wohlstands, sich von Martaban (Burma), Luang Prabang (Laos) bis zur malaiischen Halbinsel im Süden und bis nach Nakhon Sri Thammarat erstreckend. Im Jahre 1378 musste sich König Thammaracha II dem aufsteigenden Ayutthaya ergeben (Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Sukhothai_kingdom). 26.7.2007 Sukhothai-Chiang Mai Ich stehe früh auf und erwische einen Bus zur Busstation. Dort kaufe ich ein Billet für den Bus nach Chiang Mai und würge schnell ein Frühstück herunter, während der Bus bereits da ist. Die Busreise ist mühsam, weil die Radaufhängung des Buses völlig ausgelottert ist. Der Bus stoppt zudem nur dort, wo die Verpflegung das Doppelte kostet. Nach 13 Uhr kommen wir endlich in Chiang Mai an, wo ich rasch ein Mittagessen esse, während ich auf den Lokalbus zum Stadtzentrum warte. Weil der „Lonely Planet“ keinerlei vernünftige Unterkünfte für ChiangMai vorschlägt, schaue ich selbst für eine und finde bald das „Moonlight House“ in Soi 8, welches Einerzimmer für 120 Baht hat. Sobald ich mein Gepäck abgeladen habe und wieder in der Stadt bin, fängt ein Trommelregen an. Ich kehre zum Rasthaus zurück, mache meine Wäsche und schreibe Tagebuch. Dann laufe ich zum Markt, finde aber kein Werkzeug um meinen auseinanderfallenden Rucksack zu nähen. 27.7.2007 Chiang Mai Stadtbesichtigung, es hat so viele Tempel hier: Wat Chiang Mun, Wat Mokhamptoa, Wat Kuankama, Wat Monthien (wo gerade das Chatokhaim-Fest vorbereitet wurde), Wat Dubpai, Wat Phabong Muang, Wat Phra Singh (wo ich mit dem Abt reden durfte, bevor er eine Zeremonie mit vielen Mönchen begann), Wat Muen Ngen Kong, Wat Chedi Luang (mit einem teilweise zerstörten Chedi mit Elefantenbasis), Wat Phantao, Wat Chaiphrakiat, Wat Tung Yu, Wat Pan On (mit Fotos von buddhistischen Stätten anstatt Gemälden an den Wänden), Wat Muen Lam (geschlossen). Am Nachmittag erst erfolglose Suche nach einer Nähahle, dann Rucksack zu Schuster gebracht, der das zerrissene Ding wieder zusammenflickt hat. 28.7.2007 Chiang Mai-Chiang Rai Ich muss meinen vollständig überholten Rucksack neu packen und dann ein sawngtäw zum Busbahnhof finden. Als ich dort ankomme, hat es lange Schlangen vor den Schaltern. Nach einer Stunde Warten mit dem Rucksack angeschnallt erhalte ich ein Billet für den non-aircon Bus nach Chiang Rai. Ich nehme schnell ein Frühstück ein und steige ein und bitte, im Wat Rong Khun abgesetzt zu werden. Die Fahrt ist viel komfortabler als im viel teureren A/C Bus. Im Wat steige ich aus und besuche das wunderbar fantastische Wat Rong Khun, alles weiss mit kleinen Spiegeln. Der Bau ist noch nicht ganz abgeschlossen. Ich finde dann rasch ein sawngtäw nach Chiang Rai und nach einer kurzen Suche finde ich Korea House, wo ich ein ausgezeichnetes Zimmer für 100 Baht kriege. @#$% you, lonely planet! Es gibt nach wie vor viele billige Zimmer! Nachher besuche ich Wat Jedyord, Wat Muy Muang (mit hölzerner Vihara), Wat Klang Wiang, Wat Mu Mar (bereitet für das piti banjo habalom fest vor), Wat Phra That Doi Ngam Muang, Wat Phra Kaew, Wat Srikird und das King Mengrai Monument. Am Abend ein fantastisches koreanisches Nachtessen. Als ich zu meinem Zimmer gehe, merke ich, dass ich immer noch den Schlüssel für mein Zimmer in Chiang Mai im Sack habe. 29.7.2007 Chiang Rai-Chiang Saen Ich gehe zum Markt, habe ein leichtes Frühstück und dann zur Post, um den Schlüssel express nach Chiang Mai zurückzuschicken. Zum Internetcafé, der Disky-Virus hat einmal mehr meinen USB-Stick gelöscht. Unterdessen habe ich eine Batch-Datei, die Daten sind innert drei Minuten wieder da. Mit dem Bus fahre ich etwa eineinhalb Stunden lang nach Chiang Saen. Dort checke ich im J + S Guesthouse ein, einmal mehr für 100 Baht pro Nacht, ein schönes Zimmer sowie ein schöner Garten zum Verweilen. Besichtige Chiang Saen: Wat Chedi Luang (die Vihara-Ruine wird immer noch benutzt, wurde sogar überdacht), Wat Phra Non, Prasat Khum Chum Saeng, - 46 -
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Wat Pong Sanuk, der Mekonghafen mit vielen chinesischen Frachtschiffen, Wat Pa Sah Hang Wiang, Wat Ku Kham, Chetawan Tempel, Wat Phra Buat und der Mung Muang Tempel. Bevor ich Thailand verlasse, möchte ich noch ein wenig Hintergrundinformation über dieses wunderschöne Land geben: Thailand ist hochentwickelt (und war das seit Menschengedenken). Die Infrastruktur ist ähnlich zu der Europas. Es scheint eine grosse Mittelklasse zu geben und selbst neben den Hütten sieht man oft ein gutes Auto parkiert. Alles ist verfügbar, nicht nur von kleinen, informellen Läden sondern auch von Supermärkten. Z.B. gibt es 7-11 Supermärkte mit Convenience Sortiment im ganzen Land. Die Strassen entsprechen westlichen Standards, zwischen den Städten gibt es vierspurige Autobahnen. Die Thais sind sehr sauber und es gibt keine Probleme mit verunreinigten Lebensmitteln. Flaschen mit Trinkwasser sind überall billig erhältlich. Das Thai Essen ist nicht nur äusserst gut, leicht und gesund, es gibt auch hunderte verschiedene Zubereitungsarten. Meeresfrüchte sind ein wichtiger Teil von Thai food und nicht teuer. Die Thais sind meist gottesfürchtige Buddhisten, was sich in den vielen Klöstern niederschlägt. Viele männliche Thais verbringen einmal im Leben eine Zeitlang in einem Kloster. Die Architektur dieser Klöster ist unglaublich schön, die Verarbeitungsqualität superb, vergleichbar mit japanischer Qualität. Der thailändische König, Bhumibhol wird wie ein Gott verehrt. Es gibt überall Bilder von ihm, entlang der Strassen und an Hauswänden. Oft erscheint er mit einer Spiegelreflexkamera umgehängt, welche er überallhin mitzunehmen scheint. Viele Thais tragen ein gelbes T-Shirt um ihre Unterstützung für den Monarchen, der dieses Jahr 80 wird, zu zeigen. 30.7.2007 Chiang Saen, Golden Triangle Wahlstimmung in Chiang Saen: überall Lautsprecherwagen, Plakate, Flugblätter. Ich miete ein Velo, fahre Richtung Sop Ruak. Auf dem Weg noch das Wat Khao Ban besucht. In Sop Ruak (dem eigentlichen Dreiländereck) erst das Wat Sob Ruak, das auf den Wänden rechts das Leben von Buddha und links das Leben einer mir unbekannten Person als Comic Strip hat. Das hoch über Sop Ruak thronende Wat Prathat Phukao mit dem Buddha von Chiang Saen und wunderbarem Blick über das Goldene Dreieck besucht. Dann der obligatorische Besuch im „Opium House“ Museum, das teuer aber wenig informativ ist. Richtung Mae Sai gefahren. In Mae Ma komme ich nicht durch die Polizeisperre, biege links ab Richtung Mo Pang, besuche noch das Kloster Wat Syi Chaiy, und irgendwo auf dem Weg das Wat Paton Tumbon Sridonmool. Zurück in Chiang Saen besuche ich noch das Wat Phra That Chomkitti mit schöner Aussicht und imponierendem Gong und am Fusse des Hügels das Wat Suan Sanuk. Fahre der Stadtmauer entlang und entdecke das „Ancient Monument No. 16“. 31.7.2007 Chiang Saen-Chiang Khong Früh am Morgen gehe ich zum Sawngtaew (Sprich: Sohngetoh) Stand, aber es hat noch keine Passagiere. Erst um 10 Uhr sind die notwendigen 15 Passagiere zusammen, damit er losfährt. Um 11:30 Uhr sind wir erst 25km weit gekommen, bis nach Hadbai. Hier sollen wir die Sawngtaew wechseln, aber für das andere Sawngtaew fehlen die Passagiere. Ich esse schnell eine Nudelsuppe, aber ich hätte mir Zeit lassen können, es kommen keine Passagiere. Nach zwei Stunden versuche ich Autostopp, aber es kommt kein Auto nach Chiang Kong. Um 14 Uhr ist das Sawngtaew bereit, auch ohne die notwendige Anzahl Passagiere nach Chiang Kong zurückzufahren. Die einzigen Passagiere sind ich und Lilly aus Neuseeland. In Chiang Kong checke ich im „Boom House“ ein. Ich muss noch eine Postkarte frankieren, die Post ist leider schon zu, aber ich kann eine Briefmarke in einem Laden kaufen.
Laos 1.8.2007 Chiang Khong (Thailand)-Houay Xai (Laos) Trittst im Morgenrot daher, seh ich dich im Strahlenmeer... (Schweizerische Nationalhymne) davon merkt man nichts, dafür giesst es wie aus Kübeln, schon die ganze Nacht. Im strömenden Regen schlipfern wir auf dem lehmigen Mekong-Ufer zu den Kähnen, wobei die Schuhe wie gepflastert aussehen. Die überfahrt ist kurz. Danach zur Immigration. Ich versuche, auf den südafrikanischen Pass zu wechseln, weil mir das 5USD Visagebühr ersparen würde, aber die Laoten merken, dass der Aussstempel von Thailand fehlt und so muss ich den Schweizer Pass benutzen. Ich quartiere mich im Manirath Guesthouse ein, wo ich für 160 Baht ein schönes Zimmer kriege. Laos ist generell viel teurer als Thailand, so dass dies ein guter Preis ist. Besichtige den Markt, wo ich Vorräte für die morgige Schiffsreise nach Luang Prabang einkaufe und das Wat Chomkhao Manirath Sanghu. Esse Katzenfisch zum Mittagessen. 2.8.2007 Houay Xai-Pak Beng Verabschiede mich von Lilly, laufe zum Bootssteg und kaufe ein Ticket nach Luang Prabang. Es regnet in Strömen. Das Boot fährt erst um 12 Uhr ab, mit grosser Verspätung. Es ist voll mit Touristen. Als ich meine mitgeführten Lebensmittel essen will, merke ich, dass sie bereits verdorben sind. Die Fahrt geht durchs enger und weiter werdende, tiefgrüne Mekong-Flusstal. Manchmal sieht man eine hässliche rotbraune Narbe einer Strasse. Zeitweise regnet es so stark, dass die Jalousien heruntergelassen werden müssen. Immer wieder hält das Boot und lässt Passagiere ein- oder aussteigen. Um 18 Uhr kommen wir in Pak Beng an. Als ich schnell auf die Toilette muss, versucht ein Laote, meinen Sack mit (notabene verdorbenen) Lebensmitteln zu stehlen. Ich kann ihm gerade noch den Sack wieder wegreissen. Bak Beng hat aus diversen Generatoren sogar etwas Strom für Licht. Ich checke im Phoy Lath Da Guesthouse ein. Besichtige das Dorf. 3.8.2007 Pak Beng-Luang Prabang Heute wäre der Geburtstag meines Vaters. Das Boot fährt mit einer Stunde Verspätung ab. Der Fluss wird zeitweise sehr schmal mit felsigem Ufer, dann wieder breit. Um 17 Uhr kommen wir in Luang Prabang an, genau als es beginnt zu regnen. Ein Bub führt mich zum Vong Champa Guesthouse, wo ich für - 47 -
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wenig Geld ein schönes Zimmer kriege. Besichtige Wat Bonsai und den Nachtmarkt, wo ich gleich zwei Abendessen einnehme. 4.8.2007 Luang Prabang Ich miete ein Velo, besichtige Wat Pha Mahathat, den zwei Kilometer entfernten Pousy Markt, das Wat Visun Narath, das eine Kollektion von Buddhastatuen aufweist, dann Wat Aham Outana Thany gleich nebenan. Besuche Wat Xien Thong (nur von aussen), Wat Khili, Wat Pak Khan, Wat Srimounkhoun Sayaram, Wat Ban Phon Heuang, Wat Srimun Khung, Wat Paphaimisaiyram, Wat Xienmouane Vajiramangularam, Wat Choumkhong Sourintharame, dann im Wat Thammo Thayaram Komplex auf dem Hügel die Prabang Phoutthalawanh Buddha Statue, die Phousi Stupa, Pra That Chomsi, die Buddha-Höhlen und den Abdruck von Buddhas Fuss besichtigt. Weit ausserhalb der Stadt auf einer Anhöhe das Wat Phol Phao mit dem Santi Chedi, das innen apokalyptische Darstellungen aufweist und vier Ebenen hat, besichtigt. Am Schluss noch Wat Manolom, wo ich mit dem frisch ordinierten Mönch Peng lange spreche. Treffe Terry aus Australien, Jan aus Tschechien und Elio aus Israel. 5.8.2007 Luang Prabang Um 05:30 Uhr die „Giving of the alms“ Zeremonie der Mönche beobachtet. Die Gläubigen knien in einer Reihe vor dem Kloster und werfen jedem Mönch ein Bällchen Reis in seinen Sammelbehälter. Dann Schiff nach Pak Ou zu den Buddha Caves. Grosse Verwirrung bei der Zuteilung zu den Schiffen. Ich muss das Schiff zweimal wechseln, beim dritten Mal weigere ich mich. Wir halten in einem Dorf, wo der Schnaps „Lao-Lao“ gebrannt wird und natürlich werden Schlangen und Skorpione drin eingelegt. Mit grosser Verspätung kommen wir zu den Tham Thing Buddha Höhlen. Die untere Höhle ist recht spektakulär, jedoch die Einrichtung mit zwei Stupas und hunderten gespendeten Figürchen nicht sehenswert. Die obere Höhle ist 85m tief, mit einer Stupa am Ende. Um 14 Uhr sind wir zurück. Ich versuche das Internet, doch mein Server ist tot. 6.8.2007 Luang Prabang-Vientiane Ich stehe so früh auf, dass ich nochmals die Almsgiving-Zeremonie sehen kann. Mit dem Tuk-Tuk zur Busstation, schnell eine Nudelsuppe geschletzt und auf den 06:30-Uhr-Bus nach Vientiane. Die Fahrt führt über eine schmale, aber geteerte Strasse durch wunderschöne, tiefgrüne Berge, vorbei an Dörfern, die sich einfach der Strasse entlang ziehen, an Borden die so schmal sind, dass die Häuser auf Plattformen gebaut sind, die auf in den Hang geschlagenen Pfählen ruhen. Um 16 Uhr kommen wir plangemäss in Vientianes Northern Busstation an, wo ich mit dem Sawngtaew ins Stadtzentrum fahre und nach einigem Suchen ein zwar billiges, aber ziemlich schlechtes Zimmer finde. 7.8.2007 Vientiane Stehe früh auf, esse Nudelsuppe in einem Strassencafe, wo ich Shane, einen Amerika-Malaysischen Didgeridoospieler mit seiner kleinen Tochter antreffe. Dann zum That Dam (schwarze Stupa), zum Talat Sao Markt, der wirklich nicht beeindruckend ist, dann zum Patuxai, der „senkrechten Flugzeugpiste“, weil der Triumphbogen aus Beton, der für eine Flugzeugpiste geschenkt worden war, gebaut wurde und zum That Luang, der goldenen Stupa, dem Wahrzeichen Laos. Zurück ins Zentrum, beim Mittagessen treffe ich Angestellte einer Mitsubishi-Vertretung, wir haben es lustig. Wat Si Saket besichtigt. 8.8.2007 Vientiane-Veng Viang Es regnet in Strömen. Per Tuk-Tuk zur Northern Busstation. Per Bus nach Veng Viang. In Pan's Place abgestiegen, wo ich ein super Zimmer kriege. Zu den Phadeng und Jinnly Caves gelaufen, schlipfriger Aufstieg, voller Dreck geworden. Die Höhlen sind unspektakulär, es hat Stalagmiten und Stalaktiten. Schöne Landschaft, eigenartig geformte Berge. Fühle mich krank, Grippe. 9.8.2007 Veng Viang Miete ein Velo, fahre erst in Richtung Luang Prabang ca. 15km, dann zurück, durchs Dorf, aufs Inseli, dann 10km in die andere Richtung vorbei an den zwei Zementfabriken ins Dorf Khan Mak. Beim Zurückfahren werde ich vom Platzregen überrascht und tropfnass. Stehe bei einer Töffwerkstatt unter. Nudelsuppe zum Aufwärmen. 10.8.2007 Veng Viang-Phonsavan Viel zu früh aufgestanden, fühle mich scheusslich. Es regnet. Nudelsuppe, warte auf den Bus, der 09:30 Uhr kommt. Lange, kurvige Fahrt durch die verregneten Berge nach Phonsavan. Einige Fahrgäste erbrechen sich zum Fenster hinaus. In Ponsavanh werde ich von der Busstation zum Sabaidee Resthouse geführt, wo ich absteige. Buche eine Tour der Plain of Jars für morgen. 11.8.2007 Phonsavan Nudelsuppe in der Markthalle. Um 9 Uhr werde ich vom Tourbus abgeholt, es geht zur Site 1 der Plain of Jars. Viele riesige Steintöpfe liegen hier in der Landschaft, der grösste Krug wiegt 6t. Einige leider vom amerikanischen Bombenwurf beschädigt. Bis heute weiss man nicht, wozu die Krüge dienten. Dann zu einer traditionellen Lao-lao Reisschnaps Brennerei, diesmal wird das genial einfache Prinzip erklärt. Weiter zur Site 2 der Plain of Jars, wo die Steinkrüge wesentlich länger und schmäler sind. Zum Wrack eines russischen Panzers, Mittagessen und schlussendlich Site 3 der Plain of Jars. Verbringe den Nachmittag mit Remy aus Frankreich, indem wir sein Velo auf Vordermann bringen. 12.8.2007 Phonsavanh-Xam Neua Mit Remy im Markt eine fantastische Krabbensuppe essen gegangen. Mit dem TukTuk zur Busstation und mit dem 08:00-Uhr-Bus losgefahren. Mühsame Fahrt mit dem untermotorisierten Gefährt und dem unerfahrenen Chauffeur durch Urwaldstrassen. Es hat nur wenige Dörfer. Wir kommen um 18:30 Uhr in Xam Neua an. Mit dem Tuk-Tuk den kurzen Weg in die Stadt gefahren, glücklicherweise bleibt es liegen, sonst hätten wir für die paar 100 Meter 5000 Kip bezahlen müssen. Nach langem herumfragen komme ich im Pouthanou Guesthouse günstig in einem schönen Zimmer unter. Nachtessen mit den anderen Rucksacktouristen. - 48 -
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13.8.2007 Xam Neua-Vieng Xai Nach einem Frühstück im Markt zur Busstation gelaufen und den Minibus nach Vieng Xai bestiegen. Nach eineinhalb Stunden sind wir dort, ich steige im Saylomyen Guesthouse, das auf einem kleinen See gebaut ist, ab. Vieng Xai war die Höhlenstadt des Pathet Lao, die ganze provisorische Regierung und das Militärkommando, mehr als 20000 Menschen, lebten dort bis zum Waffenstillstand 1973 in Höhlen. Die Höhlen wurden trotz des pausenlosen amerikanischen Bombardements nie stark beschädigt. Vieng Xai war ideal wegen seiner vielen Kalksteinhöhlen und seiner Nähe zu Vietnam. Besichtige das Dorf und die „Höhle für die ausländischen Besucher“. Um 13 Uhr beginnt die Tour: Wir besichtigen die Kaysone Phomivane Höhle, die Nonthak Vongvichid Höhle, die Siphandone Höhle und die Xanglot (Elephant) Höhle. Besuche danach noch auf eigene Faust die Shop Höhle, muss mich durch den Busch zur Höhle durchkämpfen. Treffe Martin aus Frankfurt, der mit einem „Minsk“ Motorrad unterwegs ist. Nachtessen mit einigen Verwirrungen im Markt, mit Martin und den Franzosen.
Vietnam 14.8.2007 Vieng Xai-Thanh Hoa Früh am Morgen zum Markt, Nudelsuppe gegessen. Zur Kreuzung gelaufen. Erst um 08:30 Uhr kommt das völlig überladene Sawngtaew an. Das Gepäck wird mit einem Strick auf den riesigen Berg noch raufgebunden, wir zwängen uns rein, die ersten 30 Minuten kann ich nur hocken. In einer Kurve fällt ausgerechnet mein Rucksack vom Dach herunter, aber glücklicherweise scheint nichts beschädigt zu sein. In Na Meo angekommen, geht der Grenzübergang flott, mein Rucksack wird aber vollständig durchsucht. Danach warten wir im Dorf beim Bus. Angeblich soll es 20 USD für die kurze Strecke nach Hanoi kosten. Dien Bien Phu muss ich gleich abschreiben, kein Bus fährt von hier in diese Richtung. Ich schnappe mir eine Nudelsuppe, in dem Moment will der Bus abfahren und ich muss pressieren. Dann fährt er doch nur 100 Meter weit und lädt zwei Reihen hoch Säcke mit fermentierten Wurzeln in den Gang. Ein Franzose erkundigt sich telefonisch, wieviel das Ticket wirklich kostet, es sind 5 USD oder 80000 Dong. Immer wieder schickt der Busfahrer verschiedene Personen, um die 20 USD von uns einzutreiben, aber keiner zahlt. Der Franzose handelt 90000 Dong aus, aber wie er zahlen will, ist alles wieder geplatzt. Dann handelt er nochmals was aus, was auch wieder platzt. Der Chauffeur lässt verlauten, es gäbe ja keinen anderen Transport, wer nicht zahlen wolle könne ja wieder aussteigen. Es ist wahnsinnig heiss und regnet. Die Verhandlungen dauern an. Ich werde nach draussen gerufen, wo mir ein englischsprechender Vietnamese erklärt, dass wir die 20 USD bezahlen müssten, weil es ja eh nichts für uns sei. Es sei ein privater Bus, der die Preise nach Belieben festsetzen könne. Der Franzose verhandelt endlos weiter. Es ist fast 14 Uhr. Der Busfahrer ist soeben von 15 USD wieder auf 20 USD zurückgekrebst. Mir reisst der Geduldsfaden, ich schüttle die Faust und stosse Verwünschungen aus. Alle sind entsetzt - die anderen Traveller noch mehr als die Vietnamesen. Danach gibt es aber blitzartig eine Einigung: Halbe Strecke zum halben Preis. Widerwillig zahle ich, als einziger in Dong, weil ich keine USD habe. Die Fahrt geht durch dichtesten Bambusdschungel bis Quan Son. Bereits dort hätte man problemlos Transport finden können! Dann weiter durch Bambusdschnungel. Manchmal sind die Leute am Aufladen von Bambusstangen, doch der Bus fährt einfach drüber, so dass sie bersten. Zur Küste hin gibt es auch Bäume, dann ist es nur noch Wald, dann lichtet sich auch dieser und es erscheinen schöne Weiher entlang der Strasse. Jetzt hat es viele Behausungen. Irgendwo zwischendrin halten wir - es ist unterdessen stockfinster - und ich esse schnell Reis und Fisch. Die Wirtin spricht russisch, so könne wir uns verständigen! Kaume habe ich den letzten Bissen geschluckt, geht es weiter, um 21:30 Uhr kommen wir in Thanh Hoa an und werden aus dem Bus geschmissen. Ich nehme mir ein fantastisches Zimmer im Nha Nghi Mien Tay Xam Hotel. 15.8.2007 Thanh Hoa-Hanoi Ich stehe auf, laufe über die Strasse zur Busstation, steige in einen superkomfortablen Aircon Bus nach Hanoi. Wir kommen um 11 Uhr an. Ein Student begleitet mich nicht nur zum richtigen Bus, er kauft sogar ein Ticket für mich! Nach einer kurzen Suche finde ich ein billiges und ruhiges Zimmer am Thanh An Hotel an der Hang Ga Str. 46. Ich besichtige das Huan Kiem Seelein, den Thap Rua (Schildkrötenturm), den Ngoc Son (Jadeberg) Tempel, den Song Hong (roten) Fluss und die angrenzenden Wohnquartiere, den Dong Xuan Markt (vor allem Nonfood) wo ich eine Taschenlampe kaufe, den Hang Da Markt (hauptsächlich Lebensmittel), wo ich Salatrollen und Tofu kaufe. Als ich durch die Strassen laufe, weil ich das Internetcafé nicht mehr finden kann, treffe ich Dan und Beth wieder. Ich bin mit Dan von Diu nach Mumbai gereist im Mai dieses Jahres. Wir feiern mit einem gemeinsamen Abendessen. Totaler Schock im Internetcafé, als ich zuschauen kann, wie sich ein Virus auf meinem USB-Stick installiert und alle meine Folder löscht. Streit mit dem Besitzer, der mir nicht erlaubt, an einen anderen, sauberen Computer zu wechseln. Im Hotel kann ich die Daten wiederherstellen. 16.8.2007 Hanoi Zur Leninstatue und zur Kim Ma Busstation, welche gar keine Busse nach Dien Bien Phu führt, eine Fehlinformation des Lonely Planets. Zum Tempel der Literatur, einer Pagode aus dem Jahre 1070, sehr eindrücklich der hervorragende Zustand, das meiste ist in Lackarbeit auf Holz gemacht. Zum Ho Chi Minh Mausoleum und den einbalsamierten Onkel Ho besichtigt. Dann zum Ho Chi Minh Museum, das völlig unlogisch ist und keinerlei Informationen vermittelt. Mittagessen beim botanischen Garten, ein Vietnamese lädt mich spontan zum Bier ein. Zum botanischen Garten, dann zum Kriegsmuseum, das wiederum jegliche Systematik fehlen lässt und immer noch voller kommunistischer Rhetorik steckt. Es ist unerträglich heiss. Als ich zum Hotel zurückkomme, wird mir vorgeworfen, den ganzen Tag lang nicht in meinem Zimmer gewesen zu sein. Im Zimmer über mir habe jemand vergessen, den Hahnen abzudrehen, so dass das Wasser in mein Zimmer gedrungen sei. Eine durchsichtige Lüge. Sie haben alle meine - 49 -
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Sachen aus dem Zimmer geworfen und als ich mich weigere, ein fast doppelt so teures Zimmer in einem weitab gelegenen Hotel zu nehmen, werde ich wie ein Krimineller aus dem Hotel rausgeworfen, total peinlich, vor allen anderen Gästen. Sie versuchen sogar noch, mir einen halben Tag extra zu berechnen, weil ich nach 12 Uhr hinausgeworfen wurde. Es ist 19 Uhr in der Zwischenzeit, alle günstigen Hotels sind voll. Ich will darum beim Busbahnhof versuchen, der etwa 7km vom Stadtzentrum entfernt liegt. Als ich beim etwa 4km vom Hotel entfernten Busstop ankomme und das Geld herausnehmen will, merke ich, dass sie im Hotel meinen Pass zurückbehalten haben. Ich laufe - mit Rucksack und allem Gepäck - die 4km zurück zum Hotel und frage, ziemlich abrupt, nach meinem Pass. Der Receptionist flippt aus. Ich werde angeschrien, dass ich unhöflich sei, aber schlussendlich erhalte ich den Pass zurück. Ich lief die 4km zurück zur Busstation, nehme den Bus Nr. 32 zur Giap Bat Busstation und steige in einem nahegelegenen Hotel ab. Mit grosser Erleichterung spüle ich in der Dusche den Schweiss dieser vielen Kilometer ab. 17.8.2007 Hanoi-Hue Ich stehe auf, laufe zur nahegelegenen Busstation und frage nach den Bussen nach Hue. Ich bin viel zu früh, die frühesten fahren um acht Uhr. Schliesslich finde ich einen Bus für 120000 Dong nach Hue. Er fährt um sieben Uhr ab. Die Reise ist lang und mühsam, der Bus hat wenig Beinraum und ist mit Gepäck vollgestopft, obwohl es ein moderner und klimatisierter Bus ist. Wir halten, nicht wie die Open-Ticket-Busse, bei billigen und guten Restaurants. Ich treffe Lam, der nach Danang reist. Er offeriert mir cudo (Reiswaffel mit Erdnüssen, Ingwer und Zucker) und später Abendessen. Ich gebe ihm meine zweite Uhr. An der Abzweigung nach Hue, 20km von der Stadt weg, werde ich abgesetzt. Ich muss daher ein Xe Om (Motorradtaxi) zur Stadt nehmen, was mehr als die Differenz der Busbillete kostet! Es ist Mitternacht. Gegen den Rat des Motorradfahrers steige ich im Mimosa Guesthouse ab. 18.8.2007 Hue Für die Bootsfahrten wache ich zu spät auf. Ich laufe zur Zitadelle, die einen wahnsinnig hohen Eintrittspreis kostet, für das Wenige, das noch intakt ist. Gutes Mittagessen für sehr wenig Geld. Tinh Tam- und den Tang Tan Teich besichtigt. Auf die Tanh Long Brücke über den Ngu Ha Kanal. Durch das Dong Ba Tor, über den Dong Ba Kanal, zur nicht eindrücklichen, 1970 gebauten Tang Quang Pagode. Zur Dieu De National Pagode, die ist aber geschlossen. Zur Chieu Ung Pagode, dann zurück zur Dieu De Pagode, die inzwischen geöffnet ist und wo gerade in graue Mäntel gekleidete Frauen am Beten sind. Ihre Kinder werden so übermütig, als sie meine Kamera sehen, dass ich sie zur Ruhe ermahnen muss. Zum Dong Ba Markt, ein schöner Markt wo es eine riesige Auswahl an Lebensmitteln hat. Treffe Francesca, eine Soziologin aus Italien. 19.8.2007 Hue-Hoi An Ich miete ein Velo, fahre zur Tien Mu Pagode, die eigentlich einen ganzen Klosterkomplex umfasst. Die Mönche sind gerade am Beten, wie ich dort bin. Dann über die Eisenbahnbrücke, am Bahnhof vorbei in Richtung Tu Duc Grabstätte. Auf dem Weg dorthin komme ich an verschiedenen Pagoden und einem Friedhof vorbei. Die Grabstätte ist viel besser erhalten als die Zitadelle. Ein grosser Bezirk, von einer Mauer umgeben, mit Wassergräben und Teichen, Tempeln, Grabmälern und einer wunderbaren Ruhe über allem. Von dort zurück zum Hotel, dann zur Tanh Toan Brücke. Ich muss richtig Gas geben mit dem Velo, verfahre mich natürlich trotzdem. Wie ich endlich dort ankomme, streiten sich zwei Frauen darum, welche mich mit einer Wasserflasche beliefern darf. Bei der Rückfahrt verpasse ich die Abzweigung nach Hue und fahre volle 2km ins Leere, bis ich es bemerke. Muss zur Tanh Toan Brücke zurück, und nochmals neu anfangen, bis ich die Abzweigung doch noch finde. Im Hotel dusche ich noch schnell, dann ist auch schon der Tourbus da, der mich nach Hoi An fährt. Auf dem Bus treffe ich Robert aus Australien, der mir spontan seine Adresse in Brisbane in die Hand drückt. In Hoi An steige ich im vom Bus vorgeschlagenen Hotel Hoa My ab, nachdem der Preis dem entspricht, was ich auslegen wollte. Aber es ist schlecht gelegen, weitab vom Zentrum. Beim Nachtessen in einem Essensstand werde ich beschissen, ich kriege nur die halbe Portion. Mangels Sprachkenntnissen kann ich nicht reklamieren. 20.8.2007 Hoi An Das Städtchen Hoi An ist viel touristischer wie Hue, es geht ihm dessen Charme völlig ab. Um acht Uhr früh fahre ich mit dem Tourbus nach My Son, wo die Ruinen der hinduistischen Tempel des Cham-Volkes liegen. Die Tempel (gebaut 400 bis 1300 n.Chr.) sind nicht eindrücklich, sie waren schon vor dem Krieg stark beschädigt, im Krieg hat sich der Vietcong drin verschanzt und sie wurden stark bombardiert, so dass wenig übriggeblieben ist. Zurück nach Hoi An. Für die Besichtigung der Altstadt muss man ein 5 USD teures Ticket kaufen!! Besichtige die japanische Brücke und das hervorragend erhaltene Haus von Hung Phung im vietnamesisch-japanisch-chinesischen Styl. Ein Tempel in der Nähe ist leider profanisiert worden, heute ist eine Fabrik für Bambuswaren drin. Besuche das Museum für Geschichte und Kultur, den Quan Kong Tempel, die Phuc Kien Versammlungshalle (auch ein Tempel, sehr schön) und einen daneben gelegenen Tempel. Busticket bestätigt. 21.8.2007 Hoi An Zum An Hoi Inselchen, zum ausgezeichneten traditionellen Konzert im Hoi An Handycraft Workshop, dann zum Markt und zur Cam Nam Insel. Das Museum für Volkskultur und das Museum für Handelskeramik, die kantonesische Versammlungshalle und die Trieu Chau Versammlungshalle besucht. Einen neuen Geldgürtel gekauft, der alte war völlig zerschlissen. Mühsame Suche nach einem Bancomaten, erst der vierte funktioniert. Der Tourbus kommt eine halbe Stunde zu früh, wie ich gerade in der Dusche bin. Ich muss pressieren und es gelingt mir gerade noch, ihn zu erwischen. Die Fahrt ist äusserst mühsam, da es zu wenig Beinraum hat und die Lehnen nicht verstellt werden können. 22.8.2007 Nha Trang Der Bus kommt um 6 Uhr früh in Nha Trang an, ich steige einmal mehr im vorgeschlagenen
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Hotel ab, da das Preis/Leistungsverhältnis ausgezeichnet ist. Ich kriege ein Maisonette-Zimmerchen! Buche eine Bootsfahrt zu den Inselchen. Es geht unter der Luftseilbahn nach Vinpearl Island durch erst zum Mun Island, wo wir etwas herumplanschen und dafür noch 5000 Dong extra bezahlen müssen. Dann geht es zur Mot Insel, wo wir ein reichhaltiges Mittagessen einnehmen, zwischen den Fischfarmen. Danach gibt es noch eine schwimmende Bar mit vietnamesischem Wein, der ausser Alkoholgehalt und Farbe wenig mit Wein zu tun hat. Zur Tam Insel, wo man 10000 Dong Eintritt bezahlen muss, aber das Resort nicht einmal verlassen kann. Wäre nur für Paragliding gut. Dann zum Tri Nguyen Aquarium, aber Fische sehe ich lieber auf dem Teller, so gehe ich nicht rein. In einem kleinen, namenlosen Restaurant (Tran Hung Dao Str, gegenüber Quan Com Co Mo) eine riesige Menge hervorragenden Fischs gegessen. 23.8.2007 Nha Trang Ich laufe zum Dam Markt, ein schöner, grosser Markt mit einer riesigen Auswahl an Lebensmitteln. Dann zu den Po Nagar Cham Towers, vier gut erhaltene Hindutempel (viel besser als in My Son) des Cham Volkes. Von hier zur Long Son Pagode, wo gerade eine buddhistische Zelebration stattfindet, zum liegenden Buddha und zum grossen sitzenden Buddha. Ich organisiere mein Flugticket mit Chawla Travel in Bangkok via Internet, dann laufe ich zurück zur Hon Chong Promontory, das sind einige malerische Felsen und ein Strand im Norden von Nha Trang. Habe ein langes Gespräch mit einer vietnamesischen Studentin. Der Bus holt mich eine halbe Stunde später als vereinbart, um 20:30 Uhr ab. Glücklicherweise gibt es etwas mehr Beinfreiheit als im letzten und er ist auch nicht so voll. 24.8.2007 Saigon (HCMC) Der Bus hat um Mitternacht eine Reifenpanne, das kostet uns zwei Stunden. Wir kommen erst um 10 Uhr in Saigon (offiziell Ho Chi Minh Stadt genannt, aber niemand benutzt diesen Namen) an. Ich nehme ein billiges Zimmer im Hai Hotel, wiederum das oberste im Haus. Es droht ein Gewitter. Ich esse was und laufe erst zum extrem farbigen und gut erhaltenen Mariamman Hindutempel, dann zum Reunification Palace (welcher früher der Präsidentenpalast von Südvietnam war) und von dort zum War Remnants Museum, einer wilden Kollektion von amerikanischem Kriegsmaterial, sozialistischem Wortmüll und echt packenden Fotos. 25.8.2007 Saigon (HCMC) Um 7:45 Uhr stehe ich im Büro des Reiseveranstalters, der mir sagt, ich solle einfach ein wenig im Internet surfen, mein Tourbus komme schon. Dann heisst es auf einmal, der Tourbus sei schon dagewesen und ich werde auf ein Motorrad gesetzt, das dem Tourbus nachfährt und mich an einem Stop umlädt. Erst besuchen wir eine Souvenirartikelmanufaktur. Interessant, wie die Lack-und-Perlmutt Tabletts hergestellt werden, wäre ich von hier aus heimgeflogen, ich hätte glatt eines gekauft. Dann geht es nach Cu Chi, zu den Vietcongtunnels, die der Vietcong in der ganzen Gegend, selbst unter dem amerikanischen Kommandoposten gegraben hat. Das sei übrigens der sicherste Ort gewesen, dort seien niemals Bomben gefallen. Die Tunnels sind winzig, für Vietnamesen gemacht, kaum zugänglich für uns. Von dort zurück zum stockfinsteren Saigon, wo es ständig donnert, aber noch nicht regnet. Ich gehe zum Cholon Markt, wo viele chinesische Güter verkauft werden, aber nicht billig. Für uns Touristen grundsätzlich nochmals 50% teurer. Ausserhalb des Marktes finde ich eine alte Frau, die mir eine riesige Schüssel Pho zum lokalen Preis abgibt. Ich weiss nicht, wer mehr Freude daran hatte, aber sie hätte mir glatt nochmals nachgeschöpft. Ich besichtige den Phuoc An Hoi Quan Tempel, die unglaublich schöne Quam An Pagode und die markthallengrosse Thien Hau Pagode. Gerade als ich mir einen Kuchen gekauft hatte und gemütlich essen wollte, brach das Gewitter mit aller Kraft los. Der Bus sieht mich im Regen nicht und lässt mich stehen. Ich verschlucke mich am Kuchen. Schliesslich gelingt es mir mit energischem Winken, den nächsten Bus anzuhalten, aber ich muss durch knöcheltiefes Wasser waten. Ich buche für übermorgen den langsamen (aber billigen) Bus nach Pnom Penh. 27.8.2007 Saigon (HCMC) Ich warte im Büro des Reiseveranstalters auf den Tourbus. Komm um 08:10 wieder, wird mir gesagt. Als ich punkt 08:10 wieder dastehe, ist der Tourbus schon weg. Ich werde einmal mehr mit einem Motorrad zum Bus gebracht. Wir fahren nach My Tho im Mekongdelta, steigen auf ein Schiff um, fahren zur Dracheninsel, besuchen eine Kokosnusskonfektfabrik, eine Imkerei wo wir Honigtee kriegen. Dann durch die wunderschönen Kanale - mit überhängenden Palmen und Farnen - mit kleinen Motorbooten. Mittagessen in einem Restaurant auf der Schildkröteninsel. Fahrt mit Ruderbooten durch enge Kanäle auf der Insel. Dessert mit Früchten in einem anderen Restaurant. Zurück nach Mytho. Besuch des Bonsai Gardens. Zurück nach Saigon. Wir kommen eine Stunde zu früh an. Ich gehe laufe zur Dong Khoi Area, zum Russian Market (ein sehr vornehmes Shoppingcenter), zum Ben Tanh Markt wo ich nochmals ein T-Shirt kaufe.
Kambodscha 27.8.2007 Saigon-Phnom Penh Heute ist mein Geburtstag. Ich warte im Büro des Reiseveranstalters auf den Bus nach Pnom Penh. Stromausfall, ich kann nicht einmal das Internet benutzen. Plötzlich kommt der Strom wieder, damit auch das Internet. Zu meinem Erstaunen kommt ein Minibus, der uns an die kambodschanische Grenze bringt. Das Visum kann für 20 USD einfach an der Grenze erworben werden, der Grenzübertritt ist problemlos. Auf der kambodschanischen Seite esse ich Mittagessen, während ich auf den Minibus warte. Die Fahrt nach Pnomh Pen in einem fast neuen Mercedes-Minibus ist recht angenehm. Ich checke im Narin 2 Guesthouse ein und teile das Zimmer mit einem Franzosen, Ben. Am Abend tobt ein Gewittersturm über Phnom Penh. Wir sind beide am Lesen. Plötzlich klopft es an der Türe. Das Personal informiert uns, dass das Stockwerk überschwemmt worden ist. Und tatsächlich, alle - 51 -
Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
meine Bücher, die auf dem Boden lagen (mangels Möbeln), mein Rucksack, alles ist pitschnass. Zwei Millimeter Wasser sind lautlos unter der Tür ins Zimmer durchgesickert. 28.8.2007 Phnom Penh Heute befasse ich mich mit der tragischen Vergangenheit Kambodschas. Miete ein Velo, fahre 14km zu den Killing Fields of Cheoung Ek. Von weitem schon sieht man die Stupa, die neu erstellt worden und mit Schädeln und Kleider der Opfer gefüllt ist. Die Killing fields selbst sind ein schönes, mit schattenspendenden Bäumen bewachsenes Grundstück. Wie Bombenkrater hat es über mit Wasser gefüllte Löcher, die ehemaligen Massengräber. Von den Gebäuden der Schergen ist nichts mehr zu sehen. Ich fahre zurück nach Pnom Penh, zum politischen Gefängnis von Tuol Sleng. Eine ehemalige Sekundarschule wurde mit primitivsten Mitteln in ein Gefängnis verwandelt, das nur einen einzigen Zweck hatte, nämlich den Sadismus der Schergen zu befriedigen. Die meisten hier eingesperrten hatten sich ja nie politisch betätigt. Jedermann konnte jederzeit festgenommen und hierher gebracht werden. Heraus kam man nur tot. Schlimme Bilder zeigen, was für Greueltaten erst vor 30 Jahren hier begangen wurden. Dann zum National Museum, wo vor Allem die Statue von Jayavarman VII sehenswert ist. Das Museum ist wohl noch genau gleich, wie es 1975 seiner Schliessung ausgesehen hat. Von hier zum königlichen Palast mit der Silberpagode, ein Tempel mit einem Boden ganz aus echtem Silber und einem Edelsteinbuddha, demjenigen in Bangkok nachempfunden. Am Kantha Bopha Spital II von Beat Richner vorbei zum Wat Phnom, das der Stadt ihren Namen gegeben hat. Das Wat selbst ist wenig eindrücklich, es hat jedoch eine spektakulär verzierte Treppe auf den Hügel und eine grosse Stupa neben dem Wat. Am Abend zum russischen Markt, spiele Fuss-Federball mit den Kambodschanern, treffe einen US-Kambodschaner beim Knödelstand. 29.8.2007 Phnom Penh Wechsle in ein Einerzimmer, weil ich einen Tag länger bleiben will. Miete ein Velo, zum Zentralen Markt, kaufe neuen Gürtel und Hose. Kurve etwas in Phnom Penh herum, um den Boeng Kak See, ohne diesen jemals zu sehen, über die japanische Freundschaftsbrücke den Tonle Sap überquert und die Flussinsel erkundet. Schönes Kloster mit Gebäude in der Form eines goldenen Schiffes gefunden. 30.8.2007 Phnom Penh-Siem Reap Morgenessen im Psar O Russei Markt, werde mit einem Motorrad zum Bus gebracht. Treffe Kaya aus Polen, welche ich bereits mehrere Male in Vietnam getroffen habe. Die Reise ist ausserordentlich angenehm, der Bus ist luftgefedert. Sie zeigen einen „chinesischen Charlie Chaplin“-Film. In Siem Reap folge ich einem Schlepper zum Garden Village Guesthouse. Im alten Markt esse ich einen leckeren Curry. Sehe Spinnen und kleine Vögel zum essen. Laufe zum nördlichen Ende von Siem Reap, lasse mir von einem Strassencoiffeur die Haare schneiden. Er rasiert mich sogar. Miete ein Velo für morgen. 31.8.2007 Siem Reap Um 5 Uhr aufgestanden, mit dem Velo zum Angkor Wat hinausgefahren. Hervorragender Curry zum Frühstück. Prompt bin ich auf der falschen Strasse reingefahren, weit und breit kein Ticket Office. Musste 3km zurückfahren. Das Angkor Wat im Morgengrauen besucht, aber alle haben den Lonely Planet gelesen, deshalb wimmelt es nur so von Touristen. über ultrasteile Treppen bis in den höchsten Bereich vorgedrungen (soll Mt Meru darstellen). Selbst dort oben hatte es noch rituelle Wasserbecken. Viele detaillierte Bas-Reliefs. Dann zum Angkor Thom, den sensationell interessanten Bayon Tempel besucht. Im Zentralbereich sind überall die grossen Gesichter mit dem stoischen Lächeln. Auf drei Ebenen hat es Bas-Reliefs! Ich brauche Stunden, um alles zu sehen. Sehr gutes Mittagessen. Zum Baphuon-Tempel, der zerlegt wurde, dann kam der Krieg dazwischen und die Roten Khmer zerstörten alle Unterlagen für die Rekonstruktion. Die Preah Pittu Tempelgruppe besichtigt. Die Terrasse der Elefanten besucht, mit vielen Elefantenreliefs. Dahinter liegt der Phimeanakas Tempel, Wohntempel des Königs, mit steilem Aufstieg. Die Terrasse des leprösen Königs besucht, mit einer geheimnisvollen Statue. Hinter der sichtbaren Wand hat es einen Graben mit mehr Bas-Reliefs. Den Preah Palilay Tempel besucht, der ganz von Bäumen überwachsen ist. Zum Nachtmarkt, wo ich ausgezeichneten Curry und Reissüssigkeiten esse. Am Abend Stromausfall, ich lese im Licht der Taschenlampe, bis diese plötzlich kaputtgeht. 1.9.2007 Siem Reap Radle wiederum frühmorgens los, kurz vor dem Kontrollposten versucht ein Kambodschaner mich anzuhalten, ich müsse bezahlen oder umdrehen. Da er mir den Weg versperrt, fahre ich etwas von der Strasse weg und um ihn rum. Beginne beim Preah Khan Tempel, der eine riesige Universität war. Heute ist er in einem recht schlechtem Zustand, viele Wandelgänge und Hallen sind eingestürzt. überall sieht man noch die Basen von Shiva-Linga. Dann zum Preah Neak Poan Tempel, der eigentlich nur ein Tempelchen in der Mitte von fünf Bassins darstellt, mit Wasserspielen. Zum Ta Som Tempel, der vor allem wegen dem riesigen Baum auf dem Nordtor bekannt ist. Zum Eastern Mebon Tempel, der zu Unrecht wenig bekannt ist. Er ähnelt dem Angkor Wat und hat viele detaillierte Elefanten zur Verzierung. Ein deutsches Ehepaar getroffen, wir haben lange Reiseerinnerungen ausgetauscht. Die lange Fahrt (25 km) nach Banteay Srei unter die Pedalen genommen. Ein kleines Tempelchen, mit unglaublich gut erhaltenen, wunderbar detailliert ausgeführten Reliefs. Zurück zum Ta Prohm, der vor allem mit dem Wildwuchs von Bäumen imponiert. Eine richtige Urwaldlandschaft. Zum Ta Keo, der aus einer riesigen, guterhaltenen Pyramide besteht. Das Thommanon ist ein kleines Tempelchen, gut erhalten und der Chau Say Tevada ist ein von den Chinesen renoviertes Tempelchen. Zum Phnom Bakeng, ein Pyramidentempel, der auf einem Koppie gelegen ist. Es findet eine richtige Volkswanderung statt, ich brauche Ewigkeiten um raufzugelangen. Die Aussicht ist wegen der vielen Leute kaum zu geniessen. Als ich wieder unten bin, fängt es an zu regnen. Ich schaffe es noch bis Angkor Wat, dann muss ich eine halbe Stunde unterstehen. Mit dem Regenschirm fahre ich zurück. Ich komme tropfnass an. Kaufe im Nachtmarkt ein riesiges Abendessen für ganz - 52 -
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wenig Geld, das ich mit Genuss im Hotelzimmer verschlinge. Was ist Angkor Wat? Es gibt eine Vielzahl von Tempeln in der Gegend von Siem Reap, einer davon ist Angkor Wat. Die Tempel wurden vom Jahr 700 an gebaut. Um die Tempel entstanden Städte, um das Jahr 1000 war Siem Reap eine Millionenstadt. Die wunderbaren Tempel - sie wurden meist als Hindutempel gebaut und später auf Buddhismus umgestellt - sind aus Sandstein gebaut, in der Regel von einem Graben und einer Mauer umgeben und haben kunstvolle Brücken als Zugang. Die Tempel bestehen aus einer Mehrzahl von Gebäuden und Gängen. Der grösste Tempelkomplex ist Angkor Thom. 2.9.2007 Siem Reap Radle zu Prasat Kravan, ein guterhaltenes Tempelchen, hübsch im Morgenlicht. Dann durch einen lehmigen Weg durch die Reisfelder zu Bat Chum. Auf dem Weg fällt mir die Kette heraus, ein Kambodschaner hilft mir, sie wieder reinzumachen. Bat Chum ist nicht der Rede wert, das Tempelchen ist ganz eingerüstet. Von hier zu Banteay Kdei, wo ich Alex, ein Franzose der in Vietnam lebt, treffe und lange mit ihm plaudere. Banteay Kdei besticht vor allem durch seine Grösse. Nochmals zu Ta Prohm, der im Morgenlicht wieder anders aussieht wie gestern, das obligate Foto mit mir und einer Spung Tree Wurzel gemacht. Zurück nach Siem Reap, das Khmer Museum besucht, aber das ist eigentlich mehr für Kinder. Der Himmel schaut nach Regen aus, so mache ich etwas Internet. Als es um 15:00 Uhr immer noch nicht regnet, fahre ich nochmals zu Angkor Wat hinaus, erklomm nochmals alle 3 Ebenen im Eiltempo, schritt nochmals die fantastischen Reliefs in der äusseren Galerie ab. Als ich zurückfahre, fällt die Kette zum fünften Mal raus, gerade als es anfängt zu regnen. Ich fluche ziemlich laut. 3.9.2007 Siem Reap-Battambang Ich suche einen Essensstand für das Frühstück, aber der einzige, der offen hat, will den doppelten Preis, da verzichte ich dankend. Ich werde um 06:30 Uhr abgeholt, zu einem Reisebüro gebracht, wo ich bis 07:30 Uhr warte, dann werde ich mit einem Minibus abgeholt, zur Busstation gebracht, wo der Bus um acht Uhr losfährt. Schon mal die ersten eineinhalb Stunden weg. Der Bus kurvt dann noch eine Stunde lang in Siem Reap rum, so dass wir uns erst um neun Uhr auf der Strasse nach Battambang finden. Die Strasse ist bekanntermassen scheusslich, es wird behauptet, dass die Fluggesellschaften die Regierung bestechen, die Strasse in so schlechtem Zustand zu belassen. Zwar wird überall etwas dran rumgebastelt, aber der geplante Neubau dürfte wohl noch Jahrzehnte dauern. Um 14:00 Uhr kommen wir in Battambang an, ich folge einmal mehr einem Schlepper und quartiere mich im Chhaya Hotel ein. Ich laufe zum Psar Nat Markt, wo ich eine wunderbare Reissuppe geniesse, dann zum Wat Papahd, wo ich einer Entrobungszeremonie eines Novizen (er wird wohl in einer weltlichen Einrichtung weiterstudieren) beiwohne, dann mache ich mit dem Motorradfahren Sokaa ab, dass er mich morgen um 8 Uhr zu einer Rundfahrt abholen wird, nachdem er mir im Preis noch etwas entgegengekommen ist. Beim Wat Tam Rai Saw treffe ich einen Studenten, der mich einlädt, zu seiner Englischstunde mitzukommen. Ich komme mit und kann tatsächlich ein Stunde lang etwas Englischunterricht geben. Alle sind völlig aufgestellt darüber. Die Englischkenntnisse der Schüler sind völlig unterschiedlich, einige sprechen es schon fast fliessend, andere verstehen überhaupt nichts. 4.9.2007 Battambang Treffe Sokaa, muss die Route neu verhandeln, weil ich gestern erfahren habe, dass ich für das Geld etwas mehr zugute habe. Zum Phnom Sompoen, einem Hügel. ärgere mich über die 2 USD Eintrittsgeld. Wandere hinauf, sehe mir die Killing Caves an, wo die Roten Khmer viele Kambodschaner getötet und liegengelassen haben. Dann zu den Buddhist Caves, am Schluss noch zum Kloster auf dem Gipfel. Beim Abstieg erwische ich die falsche Route, so komme ich noch an eine weiteren Höhle mit einer Statue drin vorbei. Von hier zum Wat Banan, auch MiniAngkor-Wat genannt. Ein paar Fragmente zeigen, dass es früher mit detaillierten Bas-Reliefs versehen war. Heute ist es fast vollkommen verfallen. Der mittlere Turm wird trotzdem noch als buddhistisches Heiligtum genutzt. Beim Herunterlaufen fällt mir auf, dass die neu gebaute Treppe mit den Nagas als Geländer eindrücklicher als das Wat ist. Die naheliegende, 150 Jahre alte Pagode besichtigt, aber nur von aussen. Zum Wat Baydamram, dem Fledermaustempel. Hunderte von Fruchtfledermäusen hängen an einem grossen Baum beim Wat und kreischen fröhlich. Sie stehen unter dem Schutz der Mönche und dürfen deshalb nicht gejagt werden. Ich muss jetzt Sokaa einen Dollar Vorschuss geben, der eine Liter im Tank könnte eventuell nicht ganz ausreichen. Dafür kauft er mir eine Flasche Wasser! Zur Bamboo Train Station, ganz erfinderisch wurde aus einem hölzernen Rahmen, selbstgemachten Achsen und einem Rasenmähermotor ein Schienenwagen gebaut, mit dem Passagiere auf der stillgelegten Bahnlinie transportiert werden. In einem kleinen Restaurant essen wir viel und billig. Dann verabschiede ich mich von Sokaa, gehe zurück ins Hotel und sehe etwas Sat-TV während ein Gewitterregen niedergeht, danach sehe ich mir noch den Psar Boeng Choeuk (Markt) an.
Thailand (Westen) 5.9.2007 Battambang-Bangkok Im Psar Nat sind alle noch am Kochen, es gibt noch kein Essen. Ich laufe zum Psar Boeng Choeuk und esse nochmals einen fantastisch guten Curry. Finde zufälligerweise die Sektion Hundefleisch. Zurück zum Hotel, es kommt das Taxi und holt mich und eine Engländerin, Joan, ab. Die Strasse bis Sisophon ist bekanntermassen geteert, danach ist übelste Naturstrasse, ein Schlammfeld mit massivsten Schlaglöchern. Nach zwei Stunden kommen wir in Poipet an. Die Grenzformalitäten sind problemlos. Der versprochene Minibus kann nicht gefüllt werden, wir nehmen ein Tuk-Tuk zur Busstation und steigen in den Bus nach Bangkok, der gerade am Abfahren - 53 -
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ist. Um 14:30 Uhr kommen wir in Bangkok Nord Busstation an, wir steigen in den Bus Nr. 3 nach Banglamphu. In Banglamphu verabschiede ich mich von Joan und steige im Merry V Guesthouse ab, wie schon bisher. Ich laufe zum Markt, lasse meine bereits arg ramponierten Schuhe nochmals provisorisch zusammenflicken. Lausige indische Qualität, die Schuhe sind nur drei Monate alt. Neben mir sitzt eine Frau, die völlig vergrippt ist. Sie hustet, niesst und verbreitet Viren. Wahrscheinlich werde ich in den nächsten Tage die Grippe auch kriegen, ich habe keinerlei Widerstandskraft gegen Erkältungskrankheiten. 6.9.2007 Bangkok Zum Frühstück esse ich einen wahnsinnig scharfen Bambusmarkcurry. Dann möchte ich die Fähre ins Stadtzentrum nehmen, es gibt sie aber nicht mehr. Ich laufe stattdessen nach Chinatown und kaufe erst mal neue Akkus für die Kamera und eine kleine Taschenlampe, als Ersatz für die kaputtgegangene. Dann laufe ich zum Wat Batum Khum Khaa, wo der ganze Innenhof mit goldenen Buddhastatuen gesäumt ist, mit der einen Hand zum Boden, die Erde als Zeugen aufrufend. Von hier zum Wat Traimit, den goldenen Buddha besichtigt, der jahrhundertelang unter einer Schicht Gips versteckt war. Ein Mönch schenkt mir ein orange-weisses Armband. Zum Wat Mahaprutaram, wo es eine riesige liegende Buddhastatue gibt. Ich schaue nur durch die Türe, habe etwas Mühe mich zu bücken und die Schuhe aufzunesteln. Der Rücken ist halt immer noch kaputt. Mit der Fähre zurück nach Banglamphu, wo ich im Internetcafé für sehr viel Geld meine Fotos auf DVD brennen lasse. Der Angestellte hat keine Ahnung wie es geht, ich muss sie durch den Prozess führen. Beim Abendessen treffe ich Sebastian aus Bad Tölz, der im Alter von 20 Jahren ein ingeniöses Regentropfen-Grössenmessgerät entwickelt hat! 7.9.2007 Bangkok-Nakhon Pathom-Kanchanaburi Beim Aufstehen Durchfall. Fahre mit dem Bus Nr. 30 zur Southern (Sai Tai Mai) Busstation, erwische den Bus nach Kanchanaburi, nehme ihn aber nur bis Nakhon Patom. Dort suche ich überall nach einem Guesthouse, aber niemand spricht englisch, es hat keinen Zweck sich durchzufragen. Lonely Planet sagt nichts. Ich deponiere meinen Rucksack im Busbahnhof, schaue mir die Stupa an (die grösste der Welt), hole mein Gepäck wieder ab und springe auf den nächsten Bus nach Kanchanaburi, wo ich wieder im C&C Guesthouse einchecke und ein Zimmer auf dem Hausboot beziehe. Meine Schuhe brechen ganz auseinander. 8.9.2007 Kanchanaburi Ich beschliesse, heute nichts zu tun. Esse Nudelsuppe zum Morgenessen. Habe immer noch schlimmen Durchfall. So esse ich nur noch Schokolade, um den Durchfall zu stoppen. Lese. 9.9.2007 Kanchanaburi-Bangkok Ganz früh zum Bahnhof, doch der Zug hat eine Stunde Verspätung. Langsame Fahrt nach Bangkok, esse eine gute Mahlzeit. In Bangkok laufe ich erst zur Tourist Information und finde heraus, mit welchem Bus ich zum Flughafen muss, dann zum „Central Guesthouse“ und checke ein. Treffe Sebastian wieder, wir gehen Mittagessen. Kaufe neue Schuhe, die sind ganz billig. Plötzlich fängt der Durchfall wieder ganz schlimm an. Jetzt weiss ich, es wird eine grössere Sache. Verbringe den ganzen Nachmittag mit Kommissionen, dazwischen muss ich immer wieder zurück zum Resthouse und das WC aufsuchen. Wenn ich morgen nicht reisen müsste, ich würde ein paar Tage im Bett bleiben. Kaufe Cipro (Cyprofloxacine).
Japan 10.9.2007 Bangkok-Tokyo Ich kann nicht schlafen. Um 4 Uhr stehe ich auf, steige in den Bus 509 zum Victory Monument, von dort mit Bus 551 zum Suvarnabhmi Flughafen. Ich komme dort viel zu früh an, weil es keinen Verkehr hat. Ich checke ein. Obwohl ich mir geschworen hatte, nichts zu essen, kann ich der fantastischen Mahlzeit nicht widerstehen. Der Flug nach Hongkong geht schnell. In Hongkong laufe ich zum Gate 64, als plötzlich Koichi, mit dem ich ein Schlafsaal in Kairo geteilt hatte, neben mir sitzt. So ein Zufall! Er arbeitet jetzt in Dubai und ist auf einer Geschäftsreise nach Japan. Wir sind beide völlig aufgestellt und haben uns so viel zu erzählen, dass bevor wir es merken das Flugzeug in Tokyo ankommt. In Tokyo ist er sogar so grosszügig, mich bis nach Ueno zu begleiten, um sicherzustellen, dass ich in die richtige U-Bahn steige. Der Check-in im New Koyo Hotel ist kein Problem, ich erwische sogar noch den Receptionisten, wie er grad am weggehen ist. Guter Schlaf im Futonbett. 11.9.2007 Tokyo Tokyo, ich komme! Mit der U-Bahn zur Ginza, um 8 Uhr noch völlig ausgestorben. Zum Tokyo International Forum, dessen Stahlgerüst wie ein Schiff aussieht. Das Sony-Building ist noch geschlossen. Zum Kaiserpalast-Ostgarten, dabei folgendes gesehen: Doshin Bansho Wächterhaus, Hyahunin Bansho Wächterhaus, Tenshudai Donjon Fundamente, Ishimuro Steinkeller, Fujimi-Tamon Verteidigungshaus, Fujimi-Yagura Turm, Obansho Grosses Wächterhaus, Ote-Mon Tor. Zum Sony-Haus, die Ausstellung von Sony-Produkten besichtigt. Dann nach Shinjuku wo ich die Lonely-Planet-Tour absolviere: Studio Alta Building, Shinjuku-dori mit den vielen Geschäften, Isetan Kaufhaus, Hanazono-jinja Schrein, Golden Gai Bardistrikt, Kabuki-Cho Rotlichtdistrikt. Im Hotel treffe ich Erwan aus Frankreich, wir spielen Schach, ich verliere zweimal. Ich kämpfe mit einer Grippe, die sich anmeldet. 12.9.2007 Tokyo Ich bin ein schlechter Spätaufsteher und so stehe ich bereits um 8 Uhr früh in der U-Bahn. Das bringt nichts, denn die Geschäfte öffnen erst um 10 Uhr und ich werde Shopping-Distrikte besuchen. Fahre nach Ikebukuro, ein Yuppie-Shopping-Distrikt, laufe durch die Elektronikläden und bestaune die unglaublich perfekten und billigen Kleinst-Laptop-Computer (der kleinste ist so gross wie ein Handy). Leider habe ich nicht genug Platz im Gepäck, um einen mitzunehmen, auch haben alle japanische Betriebssysteme, sonst hätte ich sofort einen gekauft. Von hier nach - 54 -
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Akihabara, der Elektronik-Shopping-Stadt. überwältigendes Angebot zu sehr günstigen Preisen. Es stürmt und regnet, mein eh schon demolierter Schirm geht völlig kaputt. Nach Asakusa, den Senso-Ji Schrein besucht. Im riesigen Markt um den Schrein einen neuen Schirm gekauft. Nach Ueno, den Park, den Teich, den darin liegenden Schrein und den Hanasoma-Inari-Schrein und den danebenliegenden Kojahate Schrein besucht. Von hier nach Shibuya, das ein weiteres Yuppie-Shopping Quartier ist. Dann nach Roppongi, ein Quartier mit einem Luxuskomplex, Roppongi Hills, und vielen Bars in den übrigen Bereichen. Musste pressieren um bis 21 Uhr zum Hotel zurückzukehren. Zum Hauptbahnhof, den Nachtbus nach Kyoto bestiegen. Fühle mich krank. 13.9.2007 Kyoto Der Bus kommt um 7 Uhr in Kyoto an. Richte mich in der Jugendherberge ein, miete ein Velo, fahre zum Kinkankujo-Tempel, der wegen seiner traumhaft schönen, auf dem Wasser scheinbar schwebenden goldenen Pagode berühmt ist. Zum Ryoanji-Tempel, dessen Sehenswürdigkeit der 1525 etablierte Felsgarten mit speziell angeordnetem Kies dazwischen ist. Ein Tempelbezirk in Taijiu besucht. Zum kaiserlichen Palast. Eindrückliche Gebäude, viele Sicherheitsmassnahmen. Zum Chion-in-Tempel mit seinem riesigen, schweren Toreingang, das grösste Tor Japans. Zum von Touristen völlig überlaufenen Kyomizu-Tempel, der an einem Abhang auf Pflöcken steht. Im Tal unten sind drei Leitungen mit heiligem Wasser (Otowa-no-taki). Auf einem Hügel mit einem Tempelchen, Jishu-Jinja, muss man blindlings von einem Stein zum anderen (10m) laufen können, damit einem Liebe sicher ist. Das SamenzakaTempelchen besichtigt. In Ghion sehe ich dreimal eine Geisha, als ich durch die Strassen radle, aber eine Foto gelingt nicht. Zur Post. 14.9.2007 Kyoto Velo gemietet, zum Koshaji und zum Nishi-Honganji-Tempel, welche nicht weit weg sind. Den Higashi-Honganji-Tempel, das grösste Holzgebäude der Welt, besucht. Die riesige Halle ist ganz mit einem Blechgerüst eingekleidet wegen Reparaturarbeiten. Den ausgestellten Schlitten und das aus Frauenhaaren gemachte Seil besichtigt. Zum supermodernen Hauptbahnhof, zur Tourist Information und dann auf den Dachgarten und zum Skywalk im Dach. Schlimmer Durchfall, Grippe. Trotzdem weitergemacht, Kyoto ist einfach zu spannend! Zum Nijo Castle, mit dem schönen Ninomaru Palast, der mit wertvollen Wandmalereien verziert ist. Zu den Honmaru-Gebäuden, dem HonmaruGarten und zwischen innerem und äusserem Wall dem 1965 erstellten Seiryu-en Garten. über den Fluss, zum Konu-ji Tempel, der nicht öffentlich zugänglich ist. Zum wenig eindrücklichen Ginkakuji-Tempel, dessen Moosgarten es wieder wettmacht. Es regnet in Strömen. Ich werde triefnass. Einem Kanal entlang zum malerischen Otoyo-Schrein mit seinen Rattenstatuen, zum Eikan-do Tempel, zum massiven Nanzenji-Tempel und dem in schönem Rot gehaltenen HeianSchrein mit seinem riesigen Torbogen. 15.9.2007 Kyoto (Nara) Mit der S-Bahn nach Nara, zur fünflagigen Pagode, dann zur dreilagigen Pagode. Zum riesigen Nandaimon-Tor und zum Todaji-Tempel mit seiner riesigen Daibatsuden-Halle, ebenfalls als grösstes Holzgebäude der Welt bezeichnet (siehe oben). Darin hat es eine riesige bronzene Buddhastatue, flankiert von zwei kleineren und zwei grimmigen Bodhisattvas. Es geht mir scheusslich, meine Nase rinnt, ich huste ständig, habe Fieber, Rückenweh... trotzdem mache ich weiter, laufe zur Nigatsu-do Halle, zur Sangatsu-do Halle, zum Kasuga Taisha Schrein mit seinen vielen hundert Steinlaternen und zum Kasuga Wakamiya Schrein, der etwas bescheidener ist. Zur New Public Hall, zum Sagi-Ike-Teich mit dem Ukimido Pavillon, dann zum Ara-Ike-Teich, um den alten Garten herum zum Sarusawa-IkeTeich bei der fünflagigen Pagode. Etwas in der Sonne ausgeruht, dann zum Nara National Museum mit seiner Sammlung buddhistischer Kunst. Es regnet wieder in Strömen. Zurück nach Kyoto, zur Apotheke, kaufe Medizin. 16.9.2007 Kyoto (Kobe) Contac ist ein Segen und es ist unverständlich, dass es in Europa verboten wurde! Die Grippe wird augenblicklich besser, die Nase rinnt nicht mehr, der Husten hört auf. Mit dem ultraschnellen (und ultrateuren) Shinkansen Zug nach Kobe. Besuche das Kitano-Quartier, wo die europäischen Handelsherren ihre Sitze hatten: Efcharisto Orthodox Church, Ben's House, Yokan Nagaya, England House, Rhine House, Holland House, Austria House, Denmark House, Yamate 8ban Kan, Uroko-no-ie, Wetterhahnhaus, Moegi House. Fantastisches Sushi zum Mittagessen. Nigashi-Yuenchi-Park mit dem Erdbebendenkmal. Zum Kobe City Museum, die meisten Ausstellungen sind geschlossen, es bleibt die Geschichte der westlichen Einflüsse in Kobe. Im Meriken Park haben sie noch einige Verwüstungen des Erdbebens stehengelassen, zusammen mit einer Ausstellung. Zum Kobe Maritime Museum, es hat viele Schiffsmodelle, u.A. ein riesiges antikes Kriegsschiff und eine Ausstellung über die Aufgaben des Hafens. Es wird ein 3d-Film gezeigt. Zur Kawasaki Good Times World, wo die Geschichte von Kawasaki, deren Aktivitäten und Produkte gezeigt werden. Viele Motorräder, der erste Shinkansen, eine Modellbahn, Bahn- und Flugsimulatoren. Mit dem normalen Zug zurück nach Kyoto. Zum 100-Yen-Laden. 17.9.2007 Kyoto (Osaka) Mit dem Zug nach Osaka. Der Stadtteil Kita ist wie ausgestorben, weil heute ein Feiertag ist und die Geschäfte in Osaka sowieso erst um elf Uhr öffnen. Entlang teurer Läden nach Minami gelaufen. Shoppingstrassen, Pachinkos (Spielhallen), viele Kanäle. Schlimmer Durchfall, rette mich in die Toilette eines Geschäftshauses. Zur Amerika-Mura, wo es alles für Junge zu kaufen gibt. Mit dem Zug nach Ryokuchi-Koen, zum Farmhaus Museum gelaufen. Besuche den Reisspeicher aus Dojima, Osaka; das Haus aus Shinakawa, Givu; das Haus aus Settsu-Nose, Osaka; den Takakura-Speicher aus Amanu-Oshima, Kagoshima; das Haus aus Akiyama, Nagano; das Haus aus Totsukana, Nara; das Kabuki-Theater aus Tokoshima, Kaguwa; die Windmühle aus Sakai, Osaka. Im Magarya Haus aus Nambu, Iwate, wird mir ein Green Tea offeriert. Besuche das Teehaus aus Kitakawathi, Osaka; das Farmhaus aus Tsuruga, Fukui. Verlaufe mich bei der Rückkehr zum Bahnhof. Zurück nach Kyoto. Schwarze Schokolade gegen - 55 -
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Magenkrämpfe gekauft. Bis der Nachtbus nach Tokyo abfährt - um 22 Uhr - noch im Hotel mit meinen Zimmerkollegen geschwatzt.
China 18.9.2007 Tokyo-Hongkong Ich wache etwas zerschlagen auf, der Bus kommt an, laufe durch Tokyos Hauptbahnhof zur U-Bahn, fahre nach Ueno und nehme dort den Flughafenzug. Komme gerade rechtzeitig zum Einchecken an. Der Flug ist problemlos, obwohl ich mir vorgenommen habe, nichts zu essen, kann ich dem tollen Menü nicht widerstehen. Entgegen meinen Erwartungen hat das aber keine Folgen. Komme in Hongkong an, mit dem Bus nach Kowloon wo ich in einer Absteige auf dem 11. Stock eines Hochhauses ein billiges Zimmer finde. Beantrage das chinesische Visum. Stadtbummel. 19.9.2007 Hongkong Mit der Fähre nach Central, laufe entlang der längsten Rolltreppe der Welt zu Midlevels, dann über einen Fussgängerpfad durch den Urwald bis zum Victoria Peak. Oben hat zwei Shoppingcenter. Bewundere die schöne Aussicht. Esse bei Mc Donalds (ich gebe es zu) und nehme die Drahtseilbahn runter. Zum Hong Kong Park mit der grossen Voliere, dann zum 43. Stock des Bank of China Buildings. Am Nachmittag nach Mong Kok, die Strassenmärkte besucht. 20.9.2007 Hongkong Mit der Fähre nach Central, in die Sheung Wang Area gelaufen, die Strassenmärkte besucht, es gibt getrocknete Eidechsen, Innereien, Würmer bis zum Nashorn-Horn einfach alles. Riesige und günstige Mahlzeit in der Markthalle. Zurück nach Tsim Sha Tsui, chinesisches Visum abgeholt. Eine Hafenrundfahrt gemacht - nicht eindrücklich, das Geld nicht wert. Mit der Fähre nach Wanchai, das Convention und Exhibition Center besucht, danach die Hennessy Road zurückgelaufen bis Central. 21.9.2007 Hongkong-Guangzhou Zum Bus gelaufen, mit dem Bus nach Guangzhou. Grenzübergang problemlos. Der Bus setzt mich nicht an der Busstation ab, sondern bei einem Hotel im Osten Guangzhous. Mühsame Rückfahrt per öffentlichem Bus, aber ich muss nichts bezahlen. In Jugendherberge, die ist allerdings wahnsinnig teuer. Besichtige den Liurong Tempel mit der riesigen Pagode, den Guangxiao Tempel und den nicht sehr eindrücklichen, aber alten Five Immortals Tempel. Grosse Läden für Spielzeuggrosshandel im Stadtzentrum. Laufe zum Shamian Island, mit der UBahn zurück. Im Hotel treffe ich Lewis und seine Frau aus Malawi. Er lädt mich auf ein Bier ein, wir haben ein Haufen afrikanische Erfahrungen auszutauschen. Seiner Frau gehört eine Boutiquenkette in Malawi. 22.9.2007 Guangzhou-Shenzen Ich fahre einfach dort fort, wo ich aufgehört habe. Mit der U-Bahn nach Shamian Island und von dort durch interessante Märkte, an denen Frösche und Skorpione verkauft werden, vorbei zum Tempel des Chen-Clans, „Chen Clan Academy“ genannt. Der erst 1898 erbaute Tempel glänzt mit seiner Grösse und seinem guten Zustand, aber auch mit den permanenten Ausstellungen darin. Von hier erst zum Liuhuahu Park, der vor allem aus vier Seen besteht, dann zum Yuexiu Park, dessen hüglige Urwaldlandschaft sehr reizvoll ist und wo auch das Stadtmonument mit den fünf Geissen steht, die angeblich vom Himmel heruntergekommen sind und zur Gründung von Guangzhou führten. Mit dem schnellen Zug nach Shenzen, wo ich auf Terrae, die ich bereits in Bangkok kennengelernt habe, wartete, denn ihr Bus war im Verkehr steckengeblieben. Mit U-Bahn und Taxi zu einem Restaurant, wo ihre Freunde und Familie bereits warteten und wir ein fantastisches Nachtessen aufgetischt bekamen. Nachher organisiert sie sogar das Zugsbillet nach Nanjing und das Hotel und Internetcafé für mich! 23.9.2007 Shenzen-Nanjing Terrae holt mich kurz nach acht ab für einen „Frühstücks Tee“, aber das ist eine weitere grosse Mahlzeit, wieder im Seasine Restaurant! Es wird mir dann mit dem Auto Shenzen gezeigt, dann werde ich am Shenzen West Bahnhof abgesetzt. Ich steige in den Zug K26 nach Nanjing. Meine Reisegefährten im Abteil sind sehr angenehm und sprechen etwas englisch. Fröhlich essen wir unsere Lebensmittelvorräte auf und schwatzen den ganzen Tag. 24.9.2007 Shenzen-Nanjing Da ich nur im Sitzen schlafen konnte (hard seat) fühle ich mich etwas zerschlagen, als ich aufwache. Da ich Robi nicht erreichen kann, weiss ich nicht, ob er am Hauptbahnhof oder am Westbahnhof wartet. Um 14 Uhr kommt der Zug an, ich steige sicherheitshalber erst im Westbahnhof aus. Robi wartete tatsächlich aber am Hauptbahnhof. Ich rufe an und Robi kommt zum Westbahnhof. Grosse Wiedersehensfreude, er zeigt mir sein neues Restaurant „Bebbis Nanjing“. Ich darf in seinem Appartement übernachten. Mit Robi zur chinesischen Fussmassage und chinesisches Nachtessen. 25.9.2007 Nanjing Wache spät auf, mit dem Bus zum Mausoleum von Dr. Sun Yat-Sen. Das Mausoleum besucht, dann zur Sun Yat-Sen Memorial Hall, zur Linggu Pagode, zum Grabmal von Tan Yankai und demjenigen von Deng Yanda, zum Linggu Tempel und zur Beamless Hall. Alle Gebäude wurden in den 30er Jahren von der Kuomintang erstellt. Mit dem Bus zur Ming-Grabstätte, zum Zixia Lake und die schönen mit Steintieren verzierten Alleen. Mit dem Bus zum Jiming Tempel, der mit seinen vielen schönen Gebäuden ausserordentlich malerisch ist. Zum Glockenpavillon und zum Drum Tower. 26.9.2007 Nanjing-Suzhou Zum Zhonghuamen Gate, einem dreifachen Stadttor mit gewaltiger Befestigung. Interessant - 56 -
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ist das Versteck für 3000 Soldaten. Dann dem Kanal entlang zum Fuzi (Konfuzius) Tempel. Rucksack geholt, nochmals ins Bebbis, Röschti gegessen, dann zum Bahnhof und mit dem Shinkansen-Klon nach Suzhou gefahren. Lange Diskussion mit verschiedenen Schleppern, alle wollen mir den Bus ausreden. Mit der Hilfe eines Einheimischen finde ich doch noch einen Bus, der mich in die Nähe der Jugendherberge bringt. Checke in der Jugendherberge ein. Riesiges Nachtessen im Yangyang Restaurant. Musste neue Umhängetasche kaufen, denn beim heutigen Reparieren stellte ich fest, dass sich das 65-jährige Material überall auffasert. Wenn wir an China denken, haben die meisten von uns noch das maoistische China der Bauern und Arbeiter im Kopf. Kommt man dann tatsächlich hin, ist man ganz schön erstaunt, einen ultramodernen Wohlfahrtsstaat vorzufinden, mit einer Tendenz zur Amerikanisierung. überall auf den Strassen sieht man nur Autos neuester Bauart, nicht mehr die Suzuki-Minibusse wie vor ein paar Jahren, sondern grossvolumige Luxusschlitten. Es gibt auch ganz viele hypermoderne Elektrobikes. Die Strassen sind erstklassig, mit vielen Autobahnen. Die Wohnungen sind wie bei uns gebaut, mit dem Unterschied, dass sie mit jedem erdenklichen Luxus ausgestattet sind - supermoderne Küche, alle Haushaltsgeräte, Klimaanlage. Der öffentliche Verkehr ist ausserordentlich gut entwickelt mit Bussen, U-Bahnen und Zügen. Alles ist vom Modernsten, fast überall kann man berührungsfrei mit Karten bezahlen. überall findet man riesige, günstige Supermärkte, es gibt aber auch technische Kaufhäuser wie in Japan (oder bei uns Mediamarkt) und ganze Strassen mit Spezialitätenläden. Nicht zu vergessen die vielen Macdonalds, Starbucks and KFC. Der Wohlstand Chinas lässt sich wohl nicht mehr reversieren, er ist jetzt etabliert. Das sieht man auch an den vielen innerchinesischen Touristen, denen das Geld ziemlich locker im Sack sitzt und die mit den neuesten Digital- und Videokameras ausgestattet sind. 27.9.2007 Suzhou Die Fehler in den Rechnungen des Yangyang Restaurants haben System: Beim Frühstück ist die Rechnung wieder falsch. Diesmal reklamiere ich und es wird mir höchst widerwillig der korrekte Preis berechnet. Zum Garten des Meisters der Netze, ein chinesischer Garten mit vielen Gebäuden, gewissermassen eine Wohnlandschaft. Fahrrad gemietet, erst zum Konfuziustempel, dann zur Wertvolle-Gürtel-Brücke gefahren, die so heisst, weil deren Erbauer einen wertvollen Gürtel verkaufen musste, um die Bauarbeiten zu finanzieren. Es soll eine der besterhaltenen historischen Brücken Chinas sein. Dann zur Ruiguang Pagode und dem Pan Tor, beides in einem wunderschönen Garten gelegen. Die Goldfische kommen aufs Händeklatschen zu einem und erwarten Futter. Auf die Stadtmauer gestiegen. Zu den Doppelpagoden, die bereits 1000 Jahre alt sind und im Abendlicht wunderschön aussehen, ich sitze auf dem Bänkli und esse Sonnenblumenkerne... 28.9.2007 Suzhou-Hangzhou Mit dem Velo Richtung Tiger Hill. Die Shantung-Strasse entlang dem Kanal zeigt idyllisches chinesisches Altstadtleben vom Feinsten. Stille Kanäle, Buckelbrücken, historische Häuser. Zum Tiger Hill, wo ich die 1000-jährige schiefe Pagode und mehrere formale Gärten bewundere. Es gibt Musik-, Gaukler- und Folklorevorführungen, so dass ich den ganzen Tag voll unterhalten werde. Zurück in die Stadt, Busbillet gekauft. Zum Xuan Miao taoistischen Tempel. Den Haupttempel, den Tempel der Götter des Geldes, den Tempel der Götter der Literatur und die Avalokitesvarahalle besucht. Zur Busstation, mit dem Bus nach Hangzhou. In Hangzhou mit einem Bus in die Stadt gefahren, viel zu früh ausgestiegen. Viele Kilometer bis in die Nähe der Jugendherberge gelaufen. Dann wegen falscher Richtungsangaben schlussendlich in der West Lake Jugendherberge gelandet, die mich nur für eine Nacht aufnehmen können. 29.9.2007 Hangzhou Ich laufe entlang West Lake, als ich endlich die Internationale Jugendherberge finde. Ja, sie haben noch ein Bett für mich. Ich nehme einen Bus zurück, hole meinen schweren Rucksack und warte für den Bus zurück, aber der kommt nie. Schlussendlich laufe ich zurück. Den Qing-Tempel besichtigt, dann grosses und billiges Mittagessen mit chinesischen Knödeln. Auf dem Su Pfad zur Gu (Einsamkeits) Hügel Insel gelaufen. Erst das Zhejiang Provincial Museum mit vielen historischen Funden besucht, dann den Gu Hügel bestiegen mit seiner schönen Felsenund Gartenlandschaft. Auf dem Seedamm bis zum „Viewing Fish at Flower Pond“ Garten gelaufen. Diese besichtigt, dann zur 2002 fertiggestellten Leifeng-Pagode. Die heutige Konstruktion ist ganz aus Stahl und Beton, jedoch kann man im Untergrund die Fundamente der ersten Pagode besichtigen. Mit schönen dreidimensionalen Holzschnitzereien versehen. Zum gegenüberliegenden Jingoltempel, mit riesigen, grimmigen Bodhisattvas in der Eingangshalle und einer enormen bronzenen Buddhastatue auf einer Halbkugel im Haupttempel. 30.9.2007 Hangzhou-Shanghai Lief zum Bahnhof, kaufte ein Billet nach Shanghai, kriegte ziemlich den letzten Sitz. Dann nahm ich den Bus um den See herum, stieg aber viel zu früh aus. Gut, denn so entdeckte ich die falsch benannte „Hangzhou Nursery“, die in Wirklichkeit ein wunderbarer, kostenloser Park ist. Ich lief dann zur Weinberginsel wo eine Biene mir in den Mund fliegt und mich in die Zunge sticht, aber ich habe kaum Schmerzen oder Schwellung. Ich stieg dann auf einen Hügel, wo die Leute die chinesische Geige spielten und sangen - völlig falsch, aber mit Herzblut. Schöne Aussicht von einer Felsplatte aus. Lief zum Baoda Taoisten Tempel, zurück zum See und ins Stempel und Siegel Museum. Mit dem Bus zurück in die Stadt und mit dem Taxi zum Bahnhof, wo ich in den Zug nach Shanghai stieg. Die Schwierigkeiten, ein Zugsbillet zu kaufen, sollten mich gewarnt haben. Bei meiner Ankunft kaufte ich erst das Ticket nach Beijing, dann nahm ich die U-Bahn, aber sie fuhr durch meine Station durch und stoppte erst an der nächsten, auf der anderen Seite des Flusses. Es fuhren keine U-Bahnen zurück. Auch keine Taxis. Die Leute von der U-Bahn konnten mir nicht helfen, so lief ich zur Busstation, nahm einen Bus zur Fähre und setzte mit der Fähre über. Ich musste dann - 57 -
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etwa 6km laufen bis zur Jugendherberge, die bereits voll war. Aber ich kann zumindest auf dem Sofa schlafen. Der Grund für alle diese Probleme ist, dass China vom 30. September an das Mittherbstfest feiert, das eine Woche dauert und China völlig lahmlegt. Spät am Abend finde ich doch noch ein Hotelzimmer im Hongkong Hotel, etwas teuer, aber immerhin habe ich einen Ort zu schlafen und zum Duschen. 1.10.2007 Shanghai Bilder kann ich vorläufig keine mehr hochladen, ein Virus hat meinen USB-Stick verseucht, nichts geht mehr. Der Riemen meiner neuen Tasche bricht bereits. Reis und Fisch zum Frühstück, flaniere durch die East Nanjing Road bis zum People Square. Zwei Chinesinnen sprechen mich an und laden mich ein, mit ihnen zur Teeausstellung mitzukommen. Es stellt sich als Teezeremonie heraus, doch fairerweise wird die Frage nach den Kosten schlussendlich beantwortet: Es hätte rund 700 RMB (100 USD) gekostet. Da winke ich dankend ab. Wie ich zur UBahn will, spricht mich ein Chinese an, ob ich mit ihm auf eine Tasse Kaffee käme. Er führt mich zu einem extrem teueren Cafe, aber wiederum fairerweise sagt er mir jetzt bereits, dass alles auf meine Rechnung gehe. Ich habe keine Lust, 38 RMB (5 USD) für eine Tasse Kaffee (mal zwei) zu bezahlen und er verschwindet augenblicklich. Fahre mit der U-Bahn nach Lujazui auf Pudong, erkunde Pudong: Riesige Hochhäuser mit Büros. Das Flussufer ist ziemlich verbaut, der Huangpu-Fluss steht so hoch, dass die Promenade überschwemmt ist. Zurück muss ich bis People Square fahren, weil ja East Nanjing Road nur bis 17 Uhr offen ist. Laufe durch Nebenstrassen mit informalen Gemüsemärkten zurück, kaufe neuen Riemen für die Tasche. Esse eine frischgemachte Nudelsuppe: Wunderbar. 2.10.2007 Shanghai Zum Frühstück Chinese Buns, den Lonely-Planet-Bund-Walk absolviert. Die meisten Gebäude am Bund sind um die 70 bis 120 Jahre alt, im neoklassizistischen Stil gebaut. Ins Yuyuan-Gebiet in der Altstadt gelaufen, die Märkte besucht. Es hat furchtbar viele Menschen, man kann fast nicht laufen. Die Polizisten verzweifeln fast, denn ihre Autorität nützt nichts gegen diese Menschenmassen. Um 12 Uhr gebe ich das Zimmer frei, dann muss ich etwas gegen meine schmerzenden Füsse tun, so kaufe ich ein paar luftgepolsterte Turnschuhe, in der Hoffnung, dass dies hilft. Zurück zum Yuyuan-Markt, wo ich ein paar Kleinigkeiten kaufe wie eine Nähahle, Faden, eine Gürtelschnalle und falls die Reparatur misslingt, einen billigen Gürtel. Repariere das Bilder-hochlade-Problem in einem Internetcafé. Mit dem Taxi zum Bahnhof (es gibt ja keinen öffentlichen Verkehr von und zum Bund nach 17 Uhr), der Zug ist bereits „boarding“ (In China wird der Zug wie ein Flugzeug bestiegen, man wartet beim Gate bis der Zug aufgerufen wird). Es ist ein supermoderner Wagen mit allem Komfort, „hard sleeper“ ist wohl der komfortabelste Schlafwagen, in dem ich je war. 3.10.2007 Beijing Ich habe bestens geschlafen. Der Zug kommt um 09:30 Uhr in Beijing an. Ich kaufe erst ein Billet nach Xian, leider ist nur noch Hard Seat erhältlich. Mit der U-Bahn nach Dongsishitao, dann rund drei Kilometer bis zur Jugendherberge gelaufen. Bin gar nicht zufrieden mit meiner Zwangswahl: überteuert, unfreundlich, dreckig, nicht erreichbar mit öffentlichem Verkehr. Dusche, mit dem Bus zurück in die Stadt. Beim Mittagessen werde ich grob beschissen: Obwohl alle später gekommenen vor mir bedient werden, wird mir als „fried rice“ eine Untertasse voll gekochtem Reis zum Touristenpreis von einem Dollar serviert. Ich bin rasend, aber kann mich natürlich nicht verständlich machen, so bezahle ich und laufe weg. Altstadtbummel. Miete ein Velo, absolviere die Lonely-PlanetRadtour: Nanchizi Daijie, das kaiserliche Archiv ist geschlossen, entlang dem Burggraben um die Südfassade der verbotenen Stadt, die Dashizuo Hutong durch Altstadtquartiere zum Jingshan Park, wo ich eine schöne Aussicht über die verbotene Stadt geniesse (der Hügel wurde aus dem Aushub des Burggrabens erstellt). Den Gongjian Hutong entlang zum Qianhai See, dann in Diamenwai Dajie zum Trommelturm und zum Glockenturm, in die Maoer Hutong, dann die Banchang Hutong, am Lusongyuan Hotel vorbei. Zur Fuxue Hutong, wo ich erst eine Schule mit dem Wen Tianxiang Tempel verwechsle. Der Tempel ist gerade am Schliessen, es reicht noch für in Foto. Zurück zum Tiananmen Platz, das Velo retourniert, den Tiananmenplatz bei Nacht mit seinen Lasershows und beleuchteten Modellen genossen, dann mit dem Bus 120 zurück nach Chaoyang. Chaoyang ist eine Schickimicki Gegend, es gibt keine billigen Essensstände, wo ich noch was zum Abendessen kaufen könnte. 4.10.2007 Beijing Meine Zimmerkollegen kommen, wie befürchtet, um 02:30 Uhr mit Getöse ins Zimmer. Ich versuche wieder einzuschlafen. Am Morgen fahre ich mit dem Bus in die Stadt, laufe zur verbotenen Stadt, warte bis sie um 08:30 Uhr öffnen und kaufe ein Billet. Es hat hunderttausende von Touristen. überall ist ein Gedränge und Gedrücke, viele der wichtigeren Gebäude kann man nur für Sekunden aus dem Gedränge heraus sehen. Aggraviert wird das Ganze davon, dass sich die Chinesen gegenseitig vor jedem Gebäude ablichten wollen. In diesem Gedränge räumt mir ein Taschendieb die Hosentasche aus, aber es hat glücklicherweise nur Akkus drin, die kann ich in Bangkok wiederbeschaffen. über die Golden River Bridges betrete ich die Verbotene Stadt. Vorbei am eingerüsteten Gate of Supreme Harmony, links zum Pavillion of Spreading Righteousness, die Ausstellungen auf der linken Palastseite besucht. Die Hall of Supreme Harmony ist ebenfalls abgesperrt und eingerüstet. Zur Hall of Central Harmony und zur Hall of Preserving Harmony. Durch das Gate of Heavenly Purity zum Palace of Heavenly Purity, zur Hall of Union und zum Palace of Earthly Tranquility. Die Westlichen Nebengebäude besucht, den kaiserlichen Garden mit der Hall of Imperial Peace und dem Gate of Heavenly Unity, dann die östlichen Nebengebäude besucht. Nachdem ich nochmals 10 Yüan Eintritt bezahlt habe, durfte ich in die Hall of Imperial Supremacy und die damit verbundenen Gebäude, mit ihren Erosionsgestein-Gärten eine der schönsten Partien des Palastes. Darin sind die Ausstellungen der wertvollsten Schmuckgegenstände der kaiserlichen Familie. Auf dem Rückweg noch die Hall of Martial Valor mit der Ausstellung
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kaiserlicher Schriften und Bilder besucht. Unterdessen ist 17 Uhr, es wird geschlossen. Aber wir, das heisst tausende von Besuchern, können die verbotene Stadt nicht mehr verlassen, weil auf dem Tian-an-men Platz die Fahnenzeremonie begonnen hat und die Polizei deshalb alles abgesperrt hat. Nach langem Warten wird der Ausgang endlich freigegeben. Es beginnt heftig zu regnen. In die Altstadt, esse mich richtig voll, dann durch den Platzregen zum Bus und zurück nach Chaoyang. 5.10.2007 Beijing Es regnet in Strömen. Der Bus nach Simatai (die schönste Partie der grossen Mauer) ist deshalb abgesagt worden. Was tun mit dem Tag? Ich habe den Reiseführer nicht dabei, laufe deshalb zur Tourist Office, die ich nur mit Schwierigkeiten finde, denn ein Baum hat das Schild völlig zugedeckt. Es wird mir empfohlen, den Temple of Heaven und den Sommerpalast zu besuchen. Diesen Vorschlag nehme ich gerne an. Erst nehme ich den Bus zum Temple of Heaven (Himmelstempel). Ich beginne bei der imposanten, runden Prayer for Good Harvest Hall (Gebet für gute Ernte Halle), die man leider nicht betreten darf. Im östlichen Nebengebäude wird jedoch anhand eines Schnittmodells die eindrückliche Holzkonstruktion erklärt. Die Halle wurde bereits mehrere Male nach Bränden neu aufgebaut. Von hier zur Echo Wall (Echowand), die den ebenfalls runden Imperial Vault of Heaven (Kaiserliche Himmelstruhe) umgibt. Dann zum runden Altar, der eigentlich einfach ein runder Marmorplatz ist. Die Nebengebäude Imperial Kitchen (kaiserliche Küche), Music Hall (Musiksaal) und Fasting Hall (Fastensaal, eigentlich eine komplette Festung) nur von aussen betrachtet, da sie geschlossen sind. Richtung U-Bahn gelaufen, in einem kleinen Restaurant ein bescheidenes Mittagessen eingenommen. Erschrocken bin ich, als mir die Rechnung präsentiert wurde, für das Geld hätte ich in ein sehr teures Restaurant essen gehen können. Wenn ich nur die Sprache verstünde, das wird immer ausgenutzt. Zweistündige Fahrt mit U-Bahn und Bus zum Sommerpalast. Dieser besteht aus einer wunderschönen Anlage mit Gebäuden und Gärten rund um und auf einem steilen Hügel, sowie einem See mit Inselchen und Brücken. Laufe über die Suzhou Street (Gebäude am Kanal) zum imposanten Four Regions Tempel (Vier-Regionen-Tempel) im tibetanischen Stil. Zum Realm of multitudinious Fragrance (Reich der vielen Düfte), vorbei am Tower of the Fragrance of Buddha (Turm des Duftes von Buddha) zur Hall of Dispelling Clouds (Saal der sich auflösenden Wolken) und dem zugehörigen Tor. Zur Hall for listening to Orioles (Saal zum Lauschen der Pirole), zum Marble Boat (Marmorschiff), Bridge of Banana Plant (Bananenpflanzenbrücke), zum Heart-Purifying Pavilion (Herzsäuberungspavillion), zum GateTower of Cloud-Retaining Eaves (Torturm der wolkenfangenden Dachvorsprünge) und zum Bootshaus. In die andere Richtung, zur Hall of happiness and longevity (Saal von Freude und langem Leben), zum Purple Cloud Gate Tower (Torturm der violetten Wolke), zum verwunschenen Garden of Harmonious Interests (Garten der harmonischen Interessen), vorbei an der Hall of Serenity (Halle der Gelassenheit) zur Glazed Tile Pagoda of many Treasures (glasierte Ziegelpagode der vielen Schätze), zum Shanxian Tempel und zum Abschluss nochmals zum überragenden Four Regions Tempel. Der Regen hat aufgehört, sogar die Sonne hat etwas geschienen, es war wunderschön, aber es wird langsam dunkel. Mit dem Bus zurück zur U-Bahn, dann nochmals ein Bus, steige leider zu spät aus und muss sehr weit zurücklaufen. Zur Jugendherberge, hole mein Gepäck, kaufe im Supermarkt schnell etwas Lebensmittel für die Reise ein, mit dem Bus zur U-Bahn, mit U-Bahn bis zum Militärmuseum, wo ich ein Elektrovelo-Taxi zu einem recht unverschämten Preis zum Bahnhof chartere. Esse noch schnell eine Nudelsuppe, dann besteige ich den Zug. Im Zug geben mir meine Reisegenossen alle Sorten von gedörrten Früchten. 6.10.2007 Xian Jubiläum: Heute bin ich ein Jahr unterwegs! Der Zug kommt um 08:30 Uhr in Xian an, ich bin etwas gerädert, denn im Hard Seat fehlt einfach der Platz um anständig sich zu strecken beim Schlafen. Versuche ein Billet nach Shenzen zu kaufen, werde von einem Schalter an den nächsten verwiesen, bis mir der dritte Schalter bekanntgibt, das Billet müsse in einem Büro in der Stadt gekauft werden. Laufe mit allem Gepäck ziemlich weit in die Stadt hinein, es regnet in Strömen. Da ich beide Hände voll habe, kann ich den Schirm nicht aufspannen. Pflotschnass komme ich schlussendlich im Büro an, wo ich tatsächlich ein Billet nach Shenzen kaufen kann. Danach stehe ich wieder im strömenden Regen und versuche einen Bus zum Bell Tower zu finden, aber alle Busse sagen, sie würden nicht da vorbei fahren. Schlussendlich nehme ich ein Taxi, das erfreulich günstig ist. Checke im Bell Tower Youth Hostel ein. Endlich duschen, frische Kleider! 7.10.2007 Xian Frühmorgens mit dem Bus zum Bahnhof, mit einem anderen Bus zu den Terrakotta-Kriegern, die ca. 40km ausserhalb Xians sind. über den Ausgrabungen sind drei riesige Hallen errichtet worden. Ich miete ausnahmsweise einen Audioguide, weil ich der Reiseführer wenig über die Krieger aussagt. Diese wurden vor mehr als 2000 Jahren für den ersten chinesischen Kaiser Qin Shi Huang erstellt. Die Hallen sind riesig, jedoch ist nur der kleinste Teil der Terrakotta-Armee ausgegraben. Ein Teil der mit Baumstämmen gedeckten Anlage wurde in historischer Zeit in Brand gesetzt und später noch überflutet, so dass die Wände absackten und die Figuren stark beschädigt wurden. Man kann die Figuren nur von weit weg betrachten, ausser man zahle 150 RMB extra für einen VIP-Pass, der einem allerdings auch nur 2m näher bringt. In Halle 3 war die „Kommandozentrale“ der Tonkrieger, in Halle 2 sind vier Figuren hinter Glas, die man zumindest aus der Nähe betrachten kann. Die Detailtreue ist ungeheuer. Ursprünglich waren die Figuren farbig bemalt. Im Museum sind noch die zwei bronzenen Kriegswagen im Massstab 1:2 zu betrachten, die ungeheuer detailgetreu und ingeniös gebaut sind. Besonders interessant ist, dass man heute grosse Mühe hätte, dermassen filigrane Objekte in Bronze zu giessen. Zum 1.5km entfernten Grab des Kaisers Qin Shi Huang, jedoch bleibt dieses unimpressiv, zu sehen ist nur die Erdpyramide, die mit Granatapfelbäumen bepflanzt ist. Die Grabanlage selbst ist bis heute nie ausgegraben worden. Es wird behauptet, dass sie mit Flüssen aus Quecksilber gegen - 59 -
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Grabräuber geschützt worden sei. Und tatsächlich hat die Gegend einen extrem hohen Quecksilbergehalt. Mit dem Bus zurück nach Xian. Entdecke, dass - wohl noch in Beijing - irgendwo im Gedränge meine kleine, teure LEDTaschenlampe aus der Tasche gestohlen worden ist, der Reissverschluss war plötzlich offen, die Lampe weg. Suche in vielen Läden nach Ersatz, aber es ist nichts zu finden. Ich muss die Sachen in Bangkok wiederbeschaffen, obwohl sie hier hergestellt werden. Schreibe Postkarten und treffe Ayako aus Japan, die hier chinesisch studiert. Wir plaudern bis Mitternacht. 8.10.2007 Xian Kaufe ein Billet für die Stadtmauer am Südtor und beginne, im Uhrzeigersinn die Stadtmauer, die oben ca. 12m breit ist, abzulaufen. Es regnet in Strömen und ist eiskalt. Nach vier Stunden wandern bin ich wieder am Südtor. In einem kleinen Restaurant esse ich ein gutes Mittagessen und laufe dann zur Hauptpost, um die Postkarten zu verschicken. Mit dem Bus 610 in Richtung Big Wild Goose Pagoda, aber hoppla, ich habe ihn in die falsche Richtung erwischt. Steige aus und laufe zufällig an einer Apotheke vorbei, die so gross wie ein Warenhaus ist, finde den richtigen Bus und fahre zur Big Wild Goose Pagoda. Besuche die siebenstöckige Pagode und die drei Tempel (neu, mit Ornamenten aus geätztem Kupfer und geschnitztem Hartholz) dahinter, steige jedoch nicht rauf. Bummle etwas durch die Stadt und den Park, aber dann ist es mir zu kalt. Mit dem Bus zurück zur Stadt, noch etwas durchs Muslimviertel gebummelt, Süssigkeiten probiert. Zum Abendessen eine dieser Suppen, die so säurehaltig sind, dass das Zahnfleisch brennt, und zwei chinesische Knödel. Plaudere mit Ellis aus New York. Die Knödel waren keine gute Idee, mein Magen macht Probleme. Mit dem Bus zum Bahnhof, der Zug fährt um 22:45 Uhr. 9.10.2007 Xian-Shenzhen Ich wache auf mit Durchfall. Sofort zur Toilette, doch der Zug steht in einer Station, die Toiletten sind geschlossen. Wie die Kondukteurin meine verzweifelte Situation sieht, öffnet sie eine für mich. Konsequenterweise esse ich kein Frühstuck. Der Zug fährt durch das ländliche China, wo man ebenfalls viele Verbesserungen sieht, nichts wirkt mehr armselig, überall werden Betonstrassen und anständige Häuser gebaut. Schade, dass dabei der Feng Shui wohl etwas untergeht, viele Strukturen sind hässlich. Der Durchfall lässt mich ständig zur Toilette laufen, keine gute Sache in einem Zug, wo die Toiletten primitiv und schmutzig sind. Um 14:00 Uhr esse ich trotzdem etwas, und siehe da, es hält. Als ich aber um 18 Uhr eine Nudelsuppe esse, fängt alles wieder von vorne an, war wohl zu stark gewürzt.
Thailand (Südthailand) 10.10.2007 Shenzen-Hongkong-Bangkok Ich wache auf und renne zur Toilette, bevor alle anderen es tun. Ist es besser? Ich bin nicht sicher. Der Zug kommt in Shenzhen an, aber es ist erst fünf Uhr morgens, ich muss eineinhalb Stunden warten bis die Hongkong Eisenbahn öffnet. Ich gehe schnell durch die Passkontrolle, kaufe ein Billet nach Tsim Sha Tsui und besteige den Zug. Aber als ich die Karte anschaue, entscheide ich mich, schon in Mong Kok auszusteigen. Was für eine Freude, ein Macdonalds. Ich kann mein Gepäck abstellen, eine saubere Toilette benutzen und etwas trinken und ausruhen. Dann laufe ich zur Bushaltestelle. Der erste A21 ignoriert mich. Der zweite wirft mich wieder raus, weil ich das Fahrgeld nicht genau passend habe. Ich wechsle eine Note in einem nahegelegenen Laden und schaffe es auf den dritten Bus. Um 10 Uhr komme ich am Flughafen an, wo ich mich in der Toilette rasiere und wasche und dann mein Gepäck einchecke. Sie kündigen mir Riesenprobleme in Bangkok an, weil ich kein Rückflugbillet in die Schweiz habe. Das ist eine leere Drohung. Dafür habe ich ein anderes Problem: Der Durchfall wird immer schlimmer und nichts stoppt ihn. Ich fahre mit dem öffentlichen Bus in die Stadt, was ein wenig schneller als mit dem Flughafenbus ist, aber ich laufe von Toilette zu Toilette und komme um 19 Uhr im Central Guesthouse an. 11.10.2007 Bangkok Als ich aufwache, ist der Durchfall schlimmer geworden. Mit Bus Nr. 3 zum Vachira-Spital. Es wird eine Gastroenteritis diagnostiziert, ich kriege Antibiotika. Nach Chinatown, kaufe neue Batterien - diesmal 3800 mAh AA (die waren natürlich gefälscht, es gibt noch keine 3800mAh AA Batterien, effektiv hatten sie ca. 500 mAh!) und eine neue Taschenlampe. Zurück nach Banglamphu, wo ich meinen China-Reiseführer gegen einen von Australien eintausche und ein überzähliges Buch verkaufe. Am Abend traue ich mich, etwas zu essen. Kaufe ein Busbillet nach Krabi. 12.10.2007 Bangkok Ich traue mich, ein Frühstück zu essen. Aber ich bin zu erschöpft um irgendwas zu tun, so bleibe ich den ganzen Tag im Rasthaus und gehe um 17:30 Uhr zum Reisebüro. Dort besteige ich einen modernen Bus, aber die Sitze sind unbequem und die Klimaanlage hat den Bus auf 14ºC runtergekühlt. Trotzdem schlafe ich bald ein. 13.10.2007 Bangkok-Ko Phi Phi Um 5 Uhr kommen wir in Surat Thani an, jedoch muss ich eineinhalb Stunden auf den Minibus nach Krabi warten. Von der Kälte und dem unbequemen Sitz bin ich wie gerädert und habe schmerzhafte Genickstarre. Da ich Hunger habe, laufe ich um die Ecke und finde einen Stand, der Khaopia verkauft. Die ist so gut, dass ich gleich zwei Teller davon esse. Mit dem Minibus geht es nach Krabi, wo wir am Stadtrand abgesetzt werden. Das Taxi zur Fähre soll 50 Baht kosten, wir organisieren selbst eines und zahlen nur 20 pro Kopf. Leider kosten die Fährtickets überall 350 Baht, eine Frechheit, denn dasselbe Ticket kostet in Bangkok viel weniger. Zudem ist die Fähre soeben abgefahren und wir müssen auf die nächste Fähre warten, die erst um 15 Uhr fährt. Inzwischen gehe ich in einem Festzelt - neben dem Fährsteg ist gerade ein Volksfest im Gange - essen. Nach einer verregneten überfahrt kommen wir um 17 Uhr in Ko Phi Phi an, wo ich im „Rock“ Backpacker ein billiges Zimmer finde. Esse im Markt, - 60 -
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wohl nicht so sauber, aber überall sonstwo sind die Preise entsetzlich hoch. 14.10.2007 Ko Phi Phi-Hat Yai Obwohl es stark regnete in der Nacht hört es am Morgen auf und ich kann mich daran machen, die Insel zu erforschen. Ko Phi Phi ist auch als „James Bond Insel“ bekannt, weil eine der Schlüsselszenen in einem älteren James Bond Film da gedreht wurde. Die malerischen Felsen sind immer noch da. Der Tsunami hat die Infrastruktur der Insel fast vollständig weggespült, aber heute erinnern nur der allgegenwärtigen Trümmer noch daran. Ich versuche auf den Westteil der Insel zu kommen, finde aber den Pfad nicht. Möglicherweise ist er bereits zugewachsen. Den Pfad auf den Ostteil finde ich rasch und wandere auf den Hügel mit der GSM-Antenne, dem Top View Guesthouse (das völlig verlassen wirkt) und einer schönen Aussicht. Klettere auch auf die Antenne hinauf, aber sehe von dort nicht mehr als von unten. Laufe auf die andere Seite, durch dichtesten Urwald, bis Pakman Beach und zurück zum Dorf. Um 13:30 Uhr laufe ich zur Fähre, kaufe ein Billet und nach 35km Bootsfahrt bin ich wieder in Krabi auf dem Festland. Nehme ein Sawngtaew zur Busstation, und wie ich dort ankomme, fährt der letzte Bus nach Hat Yai gleich raus. Ich halte ihn an, nichts wie rein. Muss die ersten 20 Minuten stehen, dann steigt jemand aus und es wird ein Sitz frei. Um 21 Uhr komme ich in Hat Yai an. Finde leider kein Hotelzimmer in der Nähe der Busstation, alles ist voll. Nehme ein Motorrad in die Stadt, wo ich im Cathay Guesthouse ein Zimmer finde.
Malaysia 15.10.2007 Hat Yai-Georgetown (Malaysia) Der Minibus nach Georgetown taucht etwa um 09:10 Uhr vor dem Hotel auf. Verstaue mein Gepäck, los geht's. An der thailändischen Grenze hat es riesige Menschenschlangen, es ist das Ende des malaysischen Ramadans und alle Malaysier, die in Thailand Urlaub gemacht haben, reisen zurück. Nachdem wir durch die Thai-Grenze durch sind, rasche und unformalistische Grenzabfertigung in Malaysia. Mit der Fähre setzt der Minibus zur Penang Insel über, um 14 Uhr kommen wir in Georgetown an, wo ich mich in der 75 Travellers Lodge einquartiere. Ich wechsle meine Thai-Baht und kann endlich, endlich wieder mal richtig essen. Ich gehe in ein indisches Restaurant und esse gleich zwei riesige Teller Curry und Reis, keine Kinderportionen wie in Südthailand, zum Preis von USD 0.25 pro Teller. Besichtige den Hang Jiang Ancestral Tempel, dessen atemberaubenden Schnitzereien mit viel Liebe restauriert worden sind. Gehe zurück ins Resthaus gerade bevor ein tropisches Gewitter beginnt. 16.10.2007 Georgetown Heute ist Sightseeing angesagt, und das Wetter macht mit einem blauen Himmel mit! Georgetown ist eine hübsche, saubere, stille koloniale Stadt, mit niedrigen Häusern, vielen Geschäften, weniger Leuten und weniger Stress als die Riesenstädte Thailands. Es befindet sich auf der Insel Penang, welche mit dem Festland über eine Fähre und eine Brücke verbunden ist. Ich besichtige: Der (chinesische) Hainan-Tempel, Cheong Fatt Tze Mansion, Kapitan Keling Moschee, Mahamariamman Tempel, Little India (Klein-Indien, das indische Viertel), Fort Cornwallis (die Zitadelle der Engländer, mit ihrer Munitionskammer und ähnlich aussehenden Kapelle), City Hall (Stadthaus), Town Hall (dito), Gerichtsgebäude, Light Street Nonnenkloster, Kathedrale der Assumption, St. Xaviers Institution, Leong Fees Landhaus, Residenz von Ku Din Ku Meh, christlicher Friedhof, St. Francis Xavier Kirche. Chicken Curry zum Mittagessen, dann die (fünf) King Street Tempel, Cheah Kongsi Tempel, daneben sehe ich eine Schweizer Fahne, offenbar gehört das Kaffeehaus einem Schweizer, Dr. Sun Yat Sen's Penang Basis (geschlossen), Islamisches Museum (geschlossen), Malay Moschee und der Khoo Kongsi Tempel, der nicht das Eintrittsgeld wert ist. Etwas im KomtarCenter gebummelt. Schwatze mit zwei deutschen Radfahrern bis Mitternacht. Die Moskitos fressen mich fast auf. 17.10.2007 Georgetown-Kuala Lumpur Heute geht es weiter nach Kuala Lumpur. Zum Frühstuck ein paar Roti im indischen Restaurant, ein wenig Zeitung lesen, ein wenig Internet, dann muss ich zur Komtar Busstation, glücklicherweise fährt mein Bus von dort, nicht weit vom Hotel entfernt. Ich muss um 09:00 Uhr dort sein, werde um 09:20 Uhr abgeholt, wir kommen in Butterwort (das Festland) um 10:00 Uhr an und dann stellen sie fest: Nicht genug Passagiere, der andere 10:00 Uhr Bus ist voll, wir werden auf den 11:00 Uhr Bus gesetzt, der um 11:30 Uhr dann effektiv abfährt. Jetzt hat es natürlich Verkehrsstau weil alle aus den Hari Raya (Ende von Eid-ul-Fitr) Ferien zurückkehren. Die Reise geht hauptsächlich durch Urwald, während es von Thailand nach Georgetown vor allem Reisfelder waren. Es regnet immer wieder. Wir kommen erst um 18:00 Uhr in Kuala Lumpur an, aber glücklicherweise ist es noch nicht dunkel. Ich quartiere mich im heimeligen Village Gasthaus in Chinatown ein. 18.10.2007 Kuala Lumpur Früh am Morgen stehe ich auf und fahre mit U-Bahn zum Petronas-Tower, wo ich eine Stunde lang in einer langen Schlange darauf warte, eines der begehrten Eintrittstickets für die Skybridge auf der 41. Etage zu kriegen. Hinter mir in der Kolonne steht ein südafrikanischer Inder mit seinem Schwager aus London (ursprünglich aus Kenya), wir unterhalten uns bestens. Um 9 Uhr können wir endlich hinauf, es geht blitzartig. Die Aussicht ist ausgezeichnet, man sieht die nicht so riesige Stadt vollständig. Danach mit der U-Bahn zur Masjid Jamek (Freitagsmoschee), leider kann man nicht rein, zum Merdeka (Unabhängigkeits) Platz, ins National History Museum, wo man etwas über die Geschichte Malaysias und den Kampf gegen die Kommunisten nach der Unabhängigkeit lernt. Mittagessen im Central Market (Zentralmarkt). Von hier zum alten Bahnhof, der wie ein indischer Palast aussieht, zur Masjid Negara (Staatsmoschee) wo man wiederum nicht rein darf und dann mit dem Bus zu den Batu Höhlen, in denen ein Tamilisch-Hinduistischer Schrein eingerichtet worden ist und vor denen eine riesige goldene Statue steht. Mit Alfs Bruder Silvio in Perth telefoniert. - 61 -
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19.10.2007 Kuala Lumpur-Melaka Beim Morgenkaffee sticht mich eine Wespe, als ich sie von der Schläfe wischen will. Glücklicherweise nur in den Finger. Zum Park, rund um den Park gelaufen. Das Eisenbahnmuseum der Staatsbahn KMT im alten Bahnhof besucht. Den Chan See Chin Yuen Tempel (chinesisch) besucht. Zur Monorail, von der Station Maharjalela nach Tun Sambanthan gefahren. Etwas rauhe und holprige Fahrt. Via Dayabuni Zentrum zurückgelaufen. Am Mahamariamman Tempel und vorbei zu einem chinesischen Tempel. Tee im Resthouse, Mittagessen im Central Market. Zur Busstation, mit dem Bus nach Melaka gefahren. Komme um 15:20 Uhr an, mit lokalem Bus in die Stadt, im Sama-Sama Resthouse abgestiegen - staune nicht schlecht, dass der Eigentümer Züritütsch spricht und seine Frau aus Wiedikon stammt. In die Stadt, Stadthuys von aussen besichtigt, St. Pauls Church (ursprünglich portugiesisch) mit vielen Grabsteinen im Innern, meist holländisch, Porta de Santiago, Unabhängigkeitsmuseum besucht. An den Nachtmarkt, scharfe saure Fischsuppe gegessen. 20.10.2007 Melaka Verschlafen. Zum Stadthuys, wo es eine riesige, verstaubte Ausstellung malaysischer Gebräuche und Geschichte gibt, wie üblich mit buchlangen Erläuterungen in 10-Punkt-Schrift, die ich trotz Brille nicht lesen kann. Dazu gehören die Cheng Ho Gallerie (ein chinesischer Seefahrer), das Governors Museum (Gouverneurspalast) mit einem 1973er Daimler davor und das Democratic Government Museum in der modernen, aber dysfunktionalen Versammlungshalle. Zum Sam Teow Bew Tempel, Sri Poyatha Venyagar Moorthy Tempel, Kampung Kling Moschee (ein quadratisches Haus mit Schrägdach), Chen Hoong Teng Tempel. Ente zum Mittagessen und zum Dessert Cendol, eine lokale Eisspezialität. Die beiden nebeneinanderliegenden Wall Teck Kiong und Chin San Kong Tempel besucht, den taoistischen Tempel und die eigenartige Kampung Hulu Moschee. Etwas geruht, dann zum wenig interessanten Navy und Marine Museum, zum buddhistischen Tempel und zurück. Auf den einzigen öffentlichen Internet-Computer stundenlang gewartet. Malaysia ist ein modernes Land mit einer bedeutenden Mittelschicht. Es scheint viele Güter lokal herzustellen, u.A. auch die Autos, welche unter den Marken Proton (hpts. Mitsubishi-Klonen), Perodua (hpts. Daihatsu-Klonen) und Naza (Kia-Klonen). Da sie unter Lizenz gebaut werden, können sie auch exportiert werden. Das Preisniveau in Malaysia ist etwas höher als Thailand. Malaysia ist viel ruhiger als Thailand, es gibt kaum Schlepper, das Leben scheint etwas langsamer abzulaufen als in Thailand. Das Klima in Malaysia ist heiss und feucht, weshalb es tropische Regenwälder im ganzen Land gibt.
Singapur 21.10.2007 Melaka-Singapur Mit dem lokalen Bus zur Busstation, dort hat es keinen Bus mehr nach Singapur, alles ist voll. Ich nehme den nächsten Bus nach Johor Bahru, der noch Plätze frei hat. Dort komme ich um 13 Uhr an und kaufe ein Billet für den Bus nach Singapur, der gleich danach abfährt. Fast eine Stunde lang warten am Singapur-Zoll. Der Bus, der mich in die Stadt hineinbringen soll, kommt und kommt nicht. Endlich kommt er, aber drei Personen vor mir erklärt er, dass er voll sei. Er ist schon am abfahren, als er nochmals anhält, es sind noch drei Plätze gefunden worden, ich kann rein. Von Queens Street Busstation zum Resthouse sind es nur ein paar Meter, ich steige im „Inns Crowd“, mitten in Little India ab. Die Sonne scheint. Gehe Geld wechseln. Little India erkundet, fahre mit der U-Bahn in die Stadt bis zum Clarke Quay, laufe Hill Street nördlich, besichtige die armenische Kirche, zum Fort Canning Park, an der Methodistenkirche und dem Singapore Museum vorbei zur Bencoolen Street, an vielen Shoppingcenters vorbei zurück nach Little India. Nehme am Nachtspaziergang des Resthouses teil, kriege ein paar indische Snacks, eine Girlande und Räucherstäbli geschenkt. Wir besuchen die Märkte und den Sri Veeramakaliamman Tempel. 22.10.2007 Singapore Ich laufe zum Raffles Hotel, das ich so früh am Morgen besuche, dass es gar niemand merkt. So laufe ich durch die leeren Gänge. Komme an zwei Kirchen vorbei, eine davon wurde in einen Restaurant-Komplex, Chijmes, umgewandelt. Laufe nach Chinatown, besuche die Chulia Moschee, den Sri Mariamman Tempel und den Buddha Tooth Relict Temple (Buddhazahn-Reliquientempel). Dort werde ich ermahnt, weil ich die Räucherstäbchen, die ich gestern bekommen habe, anzünde - es seien zuviele. Typisch Singapur. Laufe durch Wohnquartiere mit gesichtslosen Wohnsilos zur Harbourfront, wo ich mich nach den Fähren nach Indonesien erkundige. Mit der Metro zurück nach Chinatown, wo ich eine ausgezeichnete Reissuppe esse. Zur Orchard Street, die Hauptgeschäftsstrasse, die mit Shoppingcenters gesäumt ist. Unglaublich, bei diesem hohen Preisniveau! Leiste mir ein Eis. Laufe zurück nach Little India, wo ich noch das Sim Lim Elektronik-Shoppingcenter besuche. Wechsle meine Singapur-Dollars in Indonesische Rupien. Abendessen im nahegelegenen Food-Center. Treffe einen Inder, Alex, der für Schweizer Firmen Anzüge schneidert. Gehe rechtzeitig ins Bett, aber an Schlafen ist nicht zu denken. Zwei Asiatinnen packen mit grossem Getöse ihren Koffer aus (im Schlafsaal um 23 Uhr!) und haben nichts gescheiteres im Sinn, als mit viel lauter Diskussion und Rascheln von Plastiksäcken eine geschlagene Stunde lang umzupacken. Dann tröpfeln die anderen Bewohner des Schlafsaals, jeder für sich ohne jede Rücksicht auf die Anderen, rein.
Indonesien 23.10.2007 Singapore-Dumai Ich wache um 05:30 Uhr auf, packe (ich hätte soviel Lärm machen sollen wie die - 62 -
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anderen, aber ich tue es nicht), nehme die Untergrund zur Harbourfront und die erste Fähre (Asian Raider II) nach Batam. Dort finde ich den inkompetentesten Zollbeamten, den man sich vorstellen kann, vor. Er versucht die längste Zeit, meinen Pass zu scannen, aber erfolglos. Es braucht dann 20 Minuten, bis er alle meine Daten per Einfingersystem ins System eingegeben hat. Ich renne mit meinem ultra-schweren Gepäck zum anderen Terminal, aber natürlich ist die Fähre soeben abgefahren. Da die Fähre nach Dumai gerade am Abfahren ist und es einen Bus von Dumai nach Pekanbaru gibt, habe ich zwei Sekunden zum Ueberlegen und mache - wie gewöhnlich - die falsche Entscheidung: Ich springe auf. Das war dumm, nicht nur weil diese Strecke sehr teuer ist, 20 USD, sondern auch sehr lange braucht. Wir fahren die Strasse von Malakka entlang mit Sumatra links und den indonesischen Inselchen auf der rechten Seite. Um 15 Uhr kommen wir in Dumai an und ich werde sofort von einem Schlepper in Beschlag genommen, der mir eine Fahrt mit einem Minibus nach Bukittinggi offeriert. Ich sage zu und er fährt mich erst zum Bancomaten, wo ich das Geld für den Bus abheben kann, weil das Geld aus Singapur für die Fähre draufgegangen ist. Ich steige in einen verbeulten, alten, lokal gebauten Mitsubishi E300. Die Scheiben sind mit zerkratzten Sonnenschutzfolien so abgeklebt, dass man nicht nach draussen sehen kann. Es gibt nur 9 Sitze und viel Beinraum. Da ich der einzige Passagier in der hinteren Sitzreihe bin, kann ich mich hinlegen und schlafen. Die ersten zwei oder drei Stunden turnen die beiden hyperaktiven Kinder der Indonesierin in der vorderen Reihe, Hafiz und Chodry, noch rum, aber das hört bei Sonnenuntergang auf. Um 20:00 Uhr stoppen wir bei einem Rasthaus und ich möchte eine kleine Mahlzeit. Aber Nasi Goreng ist ausgegangen und ich kriege anstelle Reis, Sauce und ein kleines Stück Leber. Als es zum Zahlen kommt, soll ich aber für eine vollständige Mahlzeit zahlen, mehr als doppelt soviel wie vereinbart. Einmal mehr wird mir mitgeteilt, dass ich so reich sei, dass es mir auf einen Dollar mehr oder weniger auch nicht ankommen solle. Dies macht mich so stinkwütend, dass ich so lange diskutiere, bis der ursprünglich vereinbarte Betrag akzeptiert wird, wobei ich das Wechselgeld Note für Note von ihm herausverlangen muss. 24.10.2007 Bukittinggi Wir kommen erst um 3 Uhr morgens in Bukittinggi an, aber es dauert nochmals eine halbe Stunde, bis der Fahrer das Hotel Asean gefunden hat. Allerdings werde ich mit diesem Hotel nicht handelseinig (seit der Erwähnung im Lonely Planet wurden die Preise schnell mal verdoppelt) und ich gehe zum danebenliegenden OrchidHotel. Dort ist man wahnsinnig freundlich, lässt mich die verbleibenden zwei Stunden in der Hotel Lobby schlafen (kostenlos) und gibt mir sogar noch gratis ein Morgenessen. Dann lasse ich mein Gepäck dort und beginne mit der Erkundungstour. zuerst geht es in die Stadt und zum Clocktower, dann zum Fort de Kock (nur noch ein Wasserspeicher), dem dazugehörenden Zoo: Traurige Orang-Utans in scheusslichen Käfigen, zwei verfettete Bären, viele leere Käfige, sogar einer mit einer verendeten Maus drin (weil die Schlange unterdessen dasselbe Schicksal ereilt hat) und eine Ausstellung mottenzerfressener ausgestopfter Tiere. Interessant ist das mitten im Zoo gelegene traditionelle Haus, die Ausstellung darin ist allerdings eine Kuriositätensammlung, mit Haus- und Trachtenmodellen, Geldscheinen aus aller Welt, ausgestopften Kälbern mit zwei Köpfen und sechs Beinen etc. wo selbst die Kakerlaken vor Langeweile krepierten und jetzt tot in der Vitrine liegen. Wunderbare Aussicht über das wolkenverhangene Bukitinggi. Laufe durch den Markt, probiere Sate. Zu den japanischen Kavernen aus dem zweiten Weltkrieg und dem Panorama-Park, der eine schöne Aussicht über das Erosions-Flusstal gewährt. Den Affen beim Spielen zugeschaut. Zurück zum Hotel, Zimmer bezogen. Ausgezeichnetes und trotzdem billiges Mittagessen. Minibus zum Busbahnhof. Es dauert eine Stunde, bis der Bus nach Danau Maninjau endlich vollbeladen ist und abfährt. Ich muss einen Touristenpreis von 10000 Rupien bezahlen, die anderen Passagiere 6000. Die Differenz geht in die Tasche des Kondukteurs. Ich bin stinkwütend, hätte ich die passenden Geldscheine gehabt, wäre das nicht passiert, aber er verweigert mir einfach das Herausgeld. Im Bus drin dröhnen die Basschläge deutlich über der Schmerzgrenze, glücklicherweise sitze ich bei der Türe und kann mir zudem die Ohren zuhalten. Wer vorne sitzt, hat nach zwei Stunden Busfahrt mit Bestimmtheit einen schweren Gehörschaden. Jetzt wird mir auch klar, warum so viele Indonesier so laut sprechen. Die Anfahrt zu Lake Maninjau ist spektakulär und schön, doch wenn man erst unten ist, wirkt er von der Nähe wie jeder andere See. Nach kurzer Zeit will ich wieder nach Bukittinggi zurück. Ein Anwohner informiert mich, dass das Busbillet zurück 1500020000 Rupien koste. Also ein gezielter Touristenabriss. Für dieses Geld kann ich mir einen Minibus leisten, auch wenn mir alle sagen, dass es sowas hier nicht gebe. Ich stehe nicht lange an der Strasse, bis ein roter Toyota (heisst hier Timor...) hält und mich mitnimmt. Der Fahrer hat eine angenehme, zügige Fahrweise. Ich geniesse nochmals das Panorama und bin in einer Stunde, halb so lang wie die Hinfahrt, in Bukitinggi zurück. Kaufe noch zwei Akkus für meine Kamera, denn die in Bangkok gekauften haben sich als unbrauchbare Fälschungen herausgestellt. 25.10.2007 Bukittinggi Ich stehe spät auf, treffe Chuan aus Korea (jetzt Singapur) beim Frühstück. Danach noch Lon Tong gegessen. Minibus zur Busstation, warte auf den Bus nach Batu Sangkar. In der Zwischenzeit gehe ich zum nahegelegenen Markt und plaudere mit einem Fischverkäufer. Als der Bus abfährt, steige ich ein. Wir kommen um 12 Uhr im 40km entfernten Batu Sangkar an. Als ich gerade in ein Restaurant will, fragt mich ein Motorradfahrer, ob er mich nach Pagaruyung bringen dürfe. Ist natürlich ideal, also streiche ich Mittagessen, mache mit ihm einen Preis aus und sitze auf. Nach kurzer Fahrt kommen wir nach Pagaruyung. Aber vom Königspalast, der im Februar dieses Jahres gebrannt hat, besteht nur noch ein Video! Der Palast ist vollständig eingeäschert worden, nichts mehr ist übriggeblieben. Wir besuchen einige andere, ähnlich schöne Gebäude der königlichen Familie und reicher Einwohner. Dann geht es zurück nach Batu Sangkar, wo ich gleich einen Bus zurück nach Bukittinggi finde. Allerdings dauert es fast zwei Stunden, bis ich dort wieder ankomme. Hole das Mittagessen nach. Gehe etwas spazieren, bewundere einen De Soto
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Diplomat und darf sogar unter die Motorhaube schauen. Plaudere mit einem Brötchenverkäufer. Wunderbarer Sonnenuntergang. Ich möchte die traditionellen Tänze sehen, aber die Vorstellung ist abgesagt, wegen fehlendem Publikum. Umso besser für mich: Ich kann ihnen beim Proben zuschauen und darf sogar das Talempong (GongXylophon) spielen! 26.10.2007 Bukittingi-Padang Früh am Morgen stehe ich auf, nehme einen Minibus zum Busbahnhof und suche den Bus nach Padang. Alle sagen „ANS“ aber keiner sagt mir, wo. Also esse ich erst einmal Frühstück und frage danach den Pförtner. Der halte ausserhalb der Busstation, wird mir gestikuliert. Ich laufe dorthin, tatsächlich steht dort ein Minibus nach Padang. Nichts wie rein. Die Fahrt geht entlang einer verlassenen Zahnradbahnlinie. Um 9 Uhr kommen wir in Padang an. Der Fahrer bedeutet mir sitzenzubleiben, das tue ich und er lädt mich bei einem mit ihm befreundeten Motorradtaxi aus. Deshalb sitzenbleiben! Jetzt habe ich keine Wahl, ich muss das Motorrad chartern und es bringt mich zum Hotel Sriwijaya. Dort checke ich ein und gehe nachher die Stadt erkunden: Den Stadtpark, den „Matahari“ Markt mit seinen tausenden von Kleiderverkaufsständen, den Pantai Padang Strand, zum Tourist Office, zum Taman Budaya Cultural Centre, das mangels Nachfrage geschlossen ist, zum Adityawarman Museum, doch die Aufpasser sind gerade in der Moschee, ich solle doch um 14 Uhr wiederkommen. Zur Sitti Nurbaya Brücke, den Binnenhafen von dort aus beobachtet. Zurück zum Markt, nach langer Suche in einer Apotheke Zahnpasta gefunden und Gado-Gado (Kartoffeln, Nudeln, Chili an süsser Erdnusssauce) gegessen, zurück zur Sitti Nurbaya Brücke, dann zum Museum (ganz im Minangkabau Stil gebaut) das jetzt offen ist und die ansprechende aber leider verstaubte Ausstellung von Minangkabau Brauchtum besucht. Mit dem Minibus zum kommerziellen Hafen Teluk Bayur, plaudere mit der hübschen EnglischStudentin Rini. Wurde in den Hafen reingelassen, beobachtet wie Reifen und Kohlen verladen wurden. Zurück in die Stadt. Der Minibusfahrer zählt das Geld, während er blind durch den chaotischen Stossverkehr steuert. 27.10.2007 Padang-Jakarta Früh am Morgen stehe ich auf, esse schnell ein Lon Tong und mache mich auf die Suche nach einem Bus. Ein lokaler Bus nimmt mich den halben Weg zum Flughafen mit. Dort finde ich einen Damri-Bus zum Flughafen. Ich erschrecke ganz schön, als dieser 15000 Rp kostet, mehr als ein Taxi! Der Flug ist verspätet, wir warten eine halbe Stunde in einer Schlange vor dem Gate. In Jakarta muss ich natürlich nochmals einen teuren Damri-Bus in die Stadt nehmen und von dort ein Motorrad bis zum Hotel. Besichtige das Monas (National Monument) und kaufe ein Bahnbillet nach Yogyakarta. Versuche, ein Flugticket nach Australien zu kaufen, aber alle meine Versuche scheitern! Das erste Reisebüro kann am Nachmittag keine internationalen Flüge machen, das zweite findet keinen Flug, das dritte ist für das Wochenende geschlossen, das vierte kann zwar buchen, aber keine Tickets ausstellen. Sie schicken mich zu einem fünften Reisebüro, das zwar Tickets ausstellen kann, dem es aber rundum an Kompetenz fehlt. Sie schaffen es nicht, die Buchung des vierten Reisebüros zu übernehmen, und so verliere ich in diesem Prozess auch noch die Buchung auf den sicheren Flug. Jetzt habe ich gar keinen Flug mehr. In der Nacht fressen mich die Moskitos, die durch die zerschnittenen Moskitonetze kommen, fast auf. 28.10.2007 Jakarta-Yogyakarta Es muss schwer sein, Jakarta zu lieben, es ist eine der scheusslichsten Städte, die ich bis jetzt besucht habe. Ein Moloch, hässlich, voller Bauruinen, Schutt und Müll und stinkende Kanäle gefüllt mit verrottendem Müll. Der Verkehr ist brutal, Auto- und Motorradlawinen, die sich durch die Strassen ergiessen. Ich versuche nach Kota (das historische Batavia) zu gelangen, kaufe ein Zugsbillet. Perron 2 heisst es. Nach einer Stunde warten gehe ich zurück zum Billetschalter und frage, was los ist. Heute fahre kein Zug. Warum hat er mir dann das Billet verkauft? Ich renne zum Bus, fahre bis nach Harmoni. Beim Umsteigen folge ich dem Schild „Kota“. Wieder falsch, es gibt zwei Kota in Jakarta. Der Bus hält nicht an der nächsten Station, so muss ich weit zurücklaufen und nochmals zahlen und verliere alles in allem zwei Stunden. Vom ehemaligen Batavia ist fast gar nichts mehr vorhanden, ein paar Häuser, dazwischen grässliche Neubauten, die auch schon wieder leer stehen und eingeschlagene Fenster haben. Der Kanal ist verdeckt und stinkt. Das Cafe Batavia ist geschlossen. In den Hafen von Sunda Kelapa, dort reiht sich Dhau and Dhau, die wohl die Inseln mit Material versorgen und umgekehrt. Laufe nach Glodok, aber es ist genaus öd, schmutzig und verbaut. Zurück weiss ich jetzt, wie das Bussystem funktioniert und schaffe es, genau zu meiner Destination zu gelangen. Ich gehe zurück zum Reisebüro, die versuchen eine Preiserhöhung auf USD 395.00 durchzudrücken, worauf ich problemlos ein Ticket für den 7.11. kriegen würde (das Problem mit Flügen ab Indonesien ist, dass sie nicht im Internet erfasst sind, ausser Air Asia). Ich lehne ab. Sie fangen an, böse zu werden. Ich insistiere, dass sie einen baldigeren und billigeren Flug finden. Sie schlagen einen Flug am 4.11. für USD 350 vor. Ich akzeptiöre. Sie stellen die Rechnung aus und konvertieren den Betrag in indonesische Rupien und verlangen, dass ich das auf die Kreditkarte abzeichne. ich merke, dass der Wechselkurs um 8% erhöht ist, d.h. 30 USD mehr. Ich schlage deshalb vor, in USD bar zu bezahlen. Die Frau an der Kasse weist aber mein Geld zurück. Es sei verschmutzt und daher wertlos geworden. Ich ziehe einige brandneue USD Noten hervor, ohne den geringsten Fleck. Jetzt wird die Frau furchtbar wild und verlangt, dass ich das Reisebüro sofort verlasse und dass die Sachbearbeiterin meine Buchung sofort annulliere. Dann heisst es, ich solle zur Bank gehen und mein Geld in Rupien umtauschen und in Rupien bar bezahlen, oder ich könne es vergessen. Dann sagt sie etwas über Ticketing am Flughafen. Das habe ich gehört! Ich bringe die Sachbearbeiterin dazu, die Buchung nicht zu löschen und mir die Buchungsnummer zu geben (warum hat die Sachbearbeiterin des 4. Reisebüros nichts vom Flughafen gesagt?). Ich nehme ein Motorradtaxi zur Damri Busstation und nehme den Flughafenbus. Am Flughafen stürme ich in das Quantas-Büro gerade als sie am Schliessen sind. Ich müsse nach unten gehen zu einem Büro, aber ich kann es einfach nicht finden. Ich gehe zurück zu Quantas, sie sind - 64 -
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immer noch da, und führen mich zu einem Büro, das mit „Flughafenservice“ angeschrieben ist. Ich kriege das Billet ohne jede Probleme - für 323 anstatt 385 USD. Ich springe auf den den Bus zurück, mein Zug fährt in zwei Stunden und ich habe bemerkt, dass ich meine Schuhe im Gasthaus vergessen habe. Als der Bus in der Nähe des Gasthauses vorbeifährt, springe ich raus, laufe zum Gasthaus und hole meine Schuhe. Laufe zum Bahnhof (eigentlich ist der sehr nahe, wenn man die Abkürzung kennt) und habe ein zünftigen Abendessen und besteige den Zug nach Yogyakarta. Die Aircondition kühlt ihn auf 14ºC runter, ich friere, die dünne Wolldecke hilft nicht. Der Zug fährt mit Verspätung ab und hat keine Betten, nur Liegesitze. 29.10.2007 Yogyakarta Ich wache um 04:30 Uhr auf, aber der Zug ist noch weit von Yogyakarta weg. Ich friere wie ein Schlosshund. Um 06:30 Uhr kommen wir endlich in Yogyakarta an. Ich laufe zur Backpackergasse, wo ich sogleich eine günstige Unterkunft im Anda Losmen finde. Dann kaufe ich erst die Tickets für die Weiterreise und die Sehenswürdigkeiten von Yogyakarta, die ich morgen besuchen will. Nun nichts wie los in die Stadt. Der Kraton ist leider um 8 Uhr noch geschlossen (angeblich wegen Nachwehen des Ramadans...), so gehe ich erst zur ehemaligen holländischen Festung, der Benteng Vredeburg. Da das Museum geschlossen ist, kann ich die Gebäude kostenlos besichtigen. Dann gehe ich noch zum nahegelegenen Pasar Beringharjo (Markt). Nun ist es 9 Uhr, ich gehe zum Kraton (Herrscherpalast) zurück, aber bin völlig enttäuscht: Es sind nur zwei Säulenhallen zu sehen, völlig belanglos. Ich gehe um das Gelände rum, und tatsächlich hat es noch einen weiteren Eingang, diesmal ist das Eintrittsgeld absurd hoch, doch als ich drinnen bin, wieder nur ein paar belanglose Säulenhallen und eine Ausstellung mit persönlichen Gegenständen des Sultans, wie Kleider, Geschirr, Uniformen, Diplome. Auf dem Weg zum Wasserpalast (Taman Sari) muss ich natürlich noch zu einer Demonstration, wie Stabpuppen aus Büffelhaut hergestellt werden, in der Hoffnung, dass ich eine kaufen würde. zuerst erklimme ich die Palastruine auf dem Hügel und wandere durch den imposanten Tunnel zum Eingang des Wasserpalastes. Der Wasserpalast besteht hauptsächlich aus drei Schwimmbecken, die natürlich leer sind, sowie die Gebäude darum herum. Jedoch sind die imposanten Portale sehr eindrücklich, auch wenn sie seit dem letzten Erdbeben von Stahlgestellen gehalten werden müssen. Zum Vogelmarkt, wo es neben vielen Tauben auch Fledermäuse (für Medizin), Igel, Affen, Leguane, Geckos, Meerschweinchen, Hasen, Schlangen zu kaufen gibt. Ausgezeichnetes Mittagessen in einem kleinen Restaurant. Von hier noch zum Kutschenmuseum des Sultans, welche Ueberraschung: Das niedrigste Eintrittsgeld bringt am meisten Freude! Wunderbare Kutschen in einem hervorragenden Zustand, wenn auch völlig verstaubt. Beim Zurücklaufen beginnt es zu gewittern, ich schaffe es nicht mehr zum Hotel, bevor es regnet, aber ich habe ja einen Schirm. Am Abend möchte ich etwas von einem Essensstand kaufen. Ich frage nach dem Preis und es heisst, 7000 Rupien. Eine Frau muss meinen Schweizer Akzent gehört haben und sagt auf Schweizerdeutsch „Es ist nur ein Franken“. Ich esse und möchte bezahlen, doch jetzt heisst es 17000 Rupien, viel mehr als in einem Restaurant. Die Schweizerin kann meine Konsternation nicht verstehen und sagt „dann zahle ich halt die Differenz“ womit mir nichts anderes übrig bleibt, den vollen Betrag zu zahlen. Ich koche vor Wut. 30.10.2007 Yogyakarta Um 5 Uhr kommt der Tourbus und wir fahren nach Borobudur, wo wir bei Sonnenaufgang ankommen. Borobudur ist ein buddhistischer Tempel aus dem 9. Jahrhundert in der Form einer Pyramide mit 9 Stufen. Die Bas-Reliefs auf der zweiten Stufe sind die besten, von der 6.-9. Stufe hat es durchbrochene Stupas, wo jeweils innen ein Buddha sitzt. Nach zwei Stunden geht es zurück nach Yogyakarta, dann nach Prabanan. Die hinduistischen Prabanan-Tempel (mit den grössten Brahma-, Shiva- und Vishnu-Tempel, auch aus dem 9. Jhdt.) sind sehr gut erhalten, aber nicht zugänglich, es hat einen Zaun. Die Tempel von Condi Lumbung sind stark ruiniert, mit nur vier erhaltenen Tempelchen. Von Condi Bubrah ist nur ein Fundament übrig. Condi Sewu, auch ein buddhistischer Tempel mit drei Domen, musste mit Stahlgestellen abgestützt werden. Darum herum hat es ein Quadrat von 28 Tempelchen und um diese herum 44 Tempelchen. Der Rest ist fast vollständig ruiniert mit nur einzelnen Tempelchen erhalten. Am Nachmittag tropischer Regensturm, ich werde trotz Schirm pudelnass. Esse Nasi Goreng und danach noch das lokale Gericht Gudag. Versuche verzweifelt, meine Flüge zu buchen, aber das Internet ist zu langsam. 31.10.2007 Yogyakarta-Bromo Um vier Uhr früh aufgestanden, zum Internetcafé gelaufen. Jetzt ist die Verbindung ausreichend schnell, ich kann den Flug von Brisbane nach Christchurch und von Auckland nach Buenos Aires buchen. Ich kann entweder in Santiago aussteigen oder bis Buenos Aires bleiben. Gleich zwei Portionen Boerjo zum Frühstuck. Beobachte ein Schausteller mit einem Aeffchen auf einem kleinen Motorrad. Er reisst das Aeffchen jeweils brutal an einer um seinen Hals angebrachten Kette, so dass es mit dem Schwung auf dem Motorrad aufsitzen und fahren kann, denn einen Motor hat das Motorrad nicht. Um 9 Uhr kommt der Minibus nach Bromo. Es sind noch zwei Holländerinnen und ein flämisches Pärchen drin. Die Fahrt geht fast durchwegs durch dichtbesiedeltes Gebiet. Teures und schlechtes Mittagessen. Geraten in einen Riesenstau wegen einer Metallarbeiterdemo in Surabaya. Halt in Probolinggo, dann Fahrt zum Yoschi Hotel in Ngadisari, wo ich ein schönes Zimmer mit Bad beziehe. 1.11.2007 Bromo-Denpasar Heute werde ich auf den Bromo-Vulkan steigen. Ich werde um 03:10 Uhr geweckt und beginne in Richtung Bromo-Vulkan zu laufen. Ich bin der einzige, der zu Fuss unterwegs ist, die anderen haben einen Jeep gemietet. Es ist dunkel und kalt. Im Reisebüro hiess es eine Stunde bis zum Bromo, doch nach einer Stunde forciertem Marsch bin ich immer noch im Dorf. Nach einer weiteren Stunde komme ich an ein Tor, da soll ich 25000 Rupien bezahlen, ich kann es auf 10000 herunterhandeln. Ich laufe rasch weiter, denn ich möchte zum Sonnenaufgang oben sein. Es ist dichtester Nebel. Als die weissen Pfosten vor einem Vulkan enden, gehe ich davon aus, dass das der
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Bromo ist und beginne, direttissima die steile und rutschige Flanke aus Vulkanasche heraufzusteigen. Dabei muss ich mich an Gräsern und Sträuchern halten, um nicht rückwärts herunterzufallen. Als die Sonne aufgeht, bin ich immer noch in der Flanke. Dann rieche ich starken Schwefelgeruch. Punkt 05:30 Uhr bin ich auf dem Kraterrand. Unterdessen ist unter dem Vulkan nur noch ein Nebelmeer, man sieht nicht nach unten. Der Kraterrand ist breit, überall erstarrtes Lava, verkohlte Bäume und Vulkanasche. Meine Kleider sind schwarz davon. Nach einer halben Stunde muss ich mich wieder auf den Rückweg machen. Ich finde einen besseren Pfad und bin in 20 Minuten wieder unten. Jetzt hat sich der Nebel gelüftet und ich sehe, dass - der Bromo links davon steht. Ich bin auf den Batok geklettert! Obwohl ich völlig erschöpft bin, laufe ich auf den Bromo rauf, was nicht schwierig ist, es hat sogar eine Treppe im Kraterrand. Dort kann ich einen schönen Blick in den noch rauchenden Krater werfen. Dann mache ich mich auf den Rückweg. Ich laufe so rasch ich kann, denn um 8 Uhr sollte ich wieder im Hotel sein. ein kurzes Stück nimmt mich ein Landcruiser mit. Punkt 8 Uhr stehe ich wieder im Hotel, wo es ein jämmerliches Frühstück gibt, zwei Scheiben Toast und eine Tasse Kaffee. Dann kann ich endlich die Vulkanasche, die überallhin gelangt ist, abduschen. Erst um 10 Uhr kommt der Minibus nach Probolinggo, doch dort ist weit und breit kein Bus. Es heisst dann, er komme um 12 Uhr. Ich erkunde etwas die Gegend und esse Makasi mit Tee und Guetsli in einem kleinen Restaurant. Um 13 Uhr kommt der Bus, muss aber nach kurzer Fahrt wieder ins Depot zurück. So verlieren wir viel Zeit. Dann gehts los nach Denpasar. Entlang der Bahnlinie hat es offenbar von Privaten gepflegte Gärtchen mit jeweiligen Tafeln, wessen Sektion es ist. Gute Idee! Die Fahrt führt an der malerischen Küste entlang, vorbei an einem Kohlekraftwerk und durch einen riesigen Wald in Monokultur, dessen Bäume ohne Laub sind. Die Fähre nach Gilimanuk dauert nur 1/2 Stunde. Die Strasse nach Denpasar ist ein schmales, gewundenes Strässchen durch Urwald und Dörfer, gepackt mit schwerstbeladenen Lastwagen, die grade noch mal Schrittgeschwindigkeit schaffen. Um 11 Uhr lokale Zeit (in Bali ist es eine Stunde später als in Java) kommen wir in der Ubung Station an, mit dem Bemo zum Hotel Adi Yasa, wo glücklicherweise ein Zimmer frei ist. 2.11.2007 Denpasar Boerjo zum Frühstuck. Laufe zum Tourist Office, wo fehlende Englischkenntnisse und völlige Inkompetenz jedes weitere Fragen unnötig macht. Dann besuche ich den Jayatnatha Tempel, dessen Zentrum von einer Stele dominiert wird. Wie alle Tempel in Bali ist er aus Backsteinen und Vulkangestein gebaut. Zum Pasar Bandung, wo Geschäftigkeit auf fünf Stockwerken herrscht. Zuoberst werden aus Holz geschnitzte Penisse verkauft... Zum Pura Des Lan Puseh Tempel, wo ich nicht reingelassen werde, weil ich erst eine eigene Schärpe kaufen müsse - in Bali muss man im Tempel eine Schärpe tragen, aber in der Regel wird sie vom Tempel leihweise abgegeben. Zum Maospahit Tempel, einer Oase der Ruhe in der lärmigen Innenstadt. Mit dem Bemo zur Ubung Busstation, möchte nach Tanah Lot fahren. Werde aber weder mit Bemo noch mit Motos handelseinig, so steige ich in den Bus nach Kediri. Der verlotterte Bus ist wahnsinnig heiss innen. Als er nach einer halben Stunde eine weitere halbe Stunde Verzögerung avisiert, entschliesse ich mich, doch das teurere Moto zu mieten. Das Motorradtaxi bringt mich nach Tanah Lot, doch das Eindrücklichste an diesem Tempel ist der hohe Eintrittspreis. Der Tempel steht auf einem vulkanischen Felsen im Meer. Ich wate zum Felsen hinüber und muss Gesicht und Hände mit heiligem Wasser waschen und dreimal davon trinken, werde dann gesegnet und darf zahlen, aber in den Tempel kann man nicht rein. Die Sicht von einer Restaurant-Terrasse zeigt aber, dass es wohl auch nichts interessantes zu sehen gibt. Probiere Klipon, grünes, süsses Zeugs, bevor ich mich wieder auf den Rückweg mache. Zum Internetcafé, aber es gibt keine Verbindung. Sie lassen mich aber meine Tagebücher tippen. Ins Stadtzentrum, finde ein modernes, gut ausgerüstetes Internetcafé mit schneller Verbindung. Ich möchte noch meinen Chip brennen lassen, aber es gibt keine DVD-Rohlinge. Gehe einen kaufen, versuche zu brennen, aber der Rohling ist defekt. Zum Nachtessen an den Nachtmarkt. Nirgends in Südostasien ist die Schere zwischen Arm und Reich so offensichtlich wie in Indonesien. Es gibt eine Mittelschicht, protzige Shoppingcenters mit Preisen wie in Europa und teuren Markenartikeln. Mit Geld kann man hier fast alles kaufen. Die informelle Wirtschaft gleicht derer Afrikas, kleine, mobile Verkaufsstände, ein völlig anderes Preisniveau. Die beiden Systeme haben kaum Schnittstellen. Wer Früchte im Supermarkt kauft, zahlt wie in Europa, auf dem Markt wie in Asien. Wer an einem Essensstand isst, zahlt in der Regel ein Viertel oder weniger von dem, was er in einem formalen Restaurant zahlen muss. Es macht jedoch den Eindruck, dass ein ungehemmtes Bevölkerungswachstum den informellen Sektor dermassen hat anwachsen lassen, dass er oft nur versteckter Arbeitslosigkeit gleichkommt. Ein erschwerender Faktor für die indonesische Wirtschäft dürfte die Absenz effizienter Transportwege darstellen. Züge sind ineffizient, langsam und teuer, meist eingleisig. Lastwagen vergeuden viel Zeit und Treibstoff, weil es ausserhalb Jakartas kaum Autobahnen gibt, so dass die ganze Fahrt durch überbautes Gebiet geht. Vom Umweltstandpunkt problematisch ist, dass sich aufgrund der schlechten Landtransportwege viele Binnenfluggesellschaften gebildet haben. 3.11.2007 Denpasar Gehe den kaputten Rohling im Laden gegen einen funktionsfähigen umtauschen. Zurück ins Internetcafé, brenne meinen Chip auf DVD. Zur Post, wo ich erschrecke als ich erfahre, dass der Brief 104200 Rupien kostet, meine ganze Barschaft. Zum Palast von Pemekutan, wo überall Tierkäfige herumstehen, mit Kakadus, Tukanen, Affen und sogar einem Dobermann drin. Ich werde von den Bewohnern zum Tee eingeladen. Es regnet jetzt stark. Erkunde die Gegend und werde in ein palastartiges Haus zum Tee eingeladen. Plaudere mit dem 73-jährigen Patron, ein früherer Taxifahrer, der jetzt sehr unter Diabetes leidet. Zum Palast von Satria, wo ich von einem freundlichen Herrn zum Plaudern eingeladen werde. Es kommt ein zweiter Herr dazu und es stellt sich heraus, dass der erstere der König von Denpasar ist, der zweite Herr Fanggiday, ein Filmproduzent. Ich laufe dann zum Vogelmarkt, wo viele Arten von Haustieren zum Verkauf stehen, aber die Affen an ihren viel zu kurzen Ketten sind sehr traurig anzusehen. Dahinter ist - 66 -
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der königliche Tempel, ein wunderbarer Tempel, bei weitem der schönste in Denpasar. Alles aus Backsteinen ohne Mörtel gebaut, mit Tellern und Teetassen passgenau als Verzierungen eingefügt. Treffe den Polen wieder, der im Zimmer neben mir wohnt. Mein Geld ist fast zu Ende, aber der Besitzer des Resthouses erbarmt sich meiner und wechselt drei USD gegen Rupien. Ein Teil dieses Vermögens setze ich in Kuchen und Wasser um. Zum Internetcafé, dann esse ich einen ausgezeichneten Soto in einem Essensstand in der Strasse und laufe zur Bemo-Station. Es ist unterdessen 20:00 Uhr und es gibt keine Bemos mehr. Ich muss eines als Taxi chartern, aber zu einem guten Preis von 15000 Rupien. Komme zum Flughafen, merke wie wieder einmal Durchfall beginnt. Als ich einchecke, merke ich, dass die Abflugstaxe soeben von 100000 auf 150000 Rupien erhöht wurde, so muss ich weitere 4 USD zu einem grottenschlechten Kurs tauschen. Ich überrede eine Verkäuferin, mir für die verbleibenden 4000 Rupien ein Fläschchen Mineralwasser anstatt für 5000 für 4000 abzugeben.
Australien 4.11.2007 Denpasar-Perth Abflug um 00:20 Uhr. Es gibt noch ein Abendessen. Der Durchfall plagt mich. Neben mir sitzt ein bretonischer Baür, mit dem ich noch ein wenig plaudere, dann schlafe ich ein. Als ich aufwache, setzt das Flugzeug in Perth auf. Es ist 5 Uhr. Beim Zoll werde ich eine halbe Stunde lang befragt und meine Sachen durchsucht. Und ich müsste dringendst auf die Toilette! Versuche Silvio anzurufen, aber er nimmt nicht ab. Verliere meine kleine Agenda, suche das ganze Terminal ab und finde sie tatsächlich wieder auf einer Sitzbank. Versuche Silvio nochmals anzurufen, ohne Erfolg. Nehme Bus in die Stadt, zu Globe Backpackers. Zur Red Bull Air Show, aber das Pylon Racing ist todlangweilig. Stadtbummel, dann Stadtrundgang: Trinity Church Shopping Arcade, London Court Shopping Arcade (1930), Perth Town Hall (1880), St. Georges Cathedral (1888), The Deanery (1859), Perth Fire Station, St. Mary's Cathedral, Perth Mint (1899), Perth Concert Hall (modern), Government House (1864), Old Court House (1829), Supreme Court Gardens (1897), The Weld Club (1891), Allan Green Conservatory (modern), Old Perth Boys School (1854), The Cloisters (1859), His Majestys Theatre (1904), Barracks Arch (1860). Treffe Mark, der mit dem Velo von Katherine her kommt. Erreiche Silvio am Telefon. 5.11.2007 Perth (Fremantle) Mit dem Zug nach Fremantle. Das Fremantle Motor Museum of WA besucht. Grossartige Sammlung von seltenen Autos und Motorrädern wie der erste Benz (Replica), Goggomobil, kleiner Subaru und viele Harley Davidsons. Zum Round House (1831), ursprünglich ein Gefängnis, auf Arthur Head. Den Tunnel darunter abgeschritten. Zu den WA Maritime Museum Shipwreck Galleries, treffe eine Schweizerin, die dort arbeitet. Zum Fischerboothafen. Die Fremantle Markets sind leider geschlossen. Zum Fremantle Prison, aber auf eine Tour verzichtet. Zum Fremantle Arts Centre und History Museum, die in einem historischen Gebäude, ursprünglich ein Irrenhaus, untergebracht sind. Mit dem Zug zurück nach Perth. Zum Internet. Silvio holt mich am Bahnhof ab. Ich darf bei ihm wohnen. Lasagne zum Abendessen. 6.11.2007 Perth Silvios Frau bringt mich im Auto zum Caversham Wildlife Park. Dort hat es fast alle einheimischen Tiere. Die Känguruhs, Koalas und Wombats darf man auch berühren. Die Känguruhs fressen einem aus der Hand. Mit dem Bus zum Stadtzentrum. Im „Travellers Club“ die gesamte Weiterreise bis Brisbane gebucht. Mit dem Bus zurück nach Helena Valley. Familienfoto mit Silvio, Chris und den Kindern (siehe oben). 7.11.2007 Perth-Alice Springs Chris' Eltern, Owen und Barbara kommen auf Besuch. Chris bringt mich zum Flughafen. Mühsames Selbst-Check-In. Flug nach Alice Springs. Sehe Ayers Rock von oben. Checke im Haven Backpackers ein. Kaufe zwei riesige Steaks zum Abendessen. Plaudere lange mit Irene aus Büren/LU. 8.11.2007 Alice Springs-Uluru Um 04:30 Uhr aufgestanden, gepackt. Um 06:00 Uhr sind alle anderen Touren weg, nur ich warte immer noch. Die Reception ruft an. Um 06:50 Uhr kommt der Tourbus, sie haben mich im YHA gesucht, anstatt im Haven Backpackers. Stundenlange Fahrt. Ich habe den Platz neben dem Fahrer, als ich einnicke, droht er mir, mich auf einen hinteren Sitz zu versetzen. Wir fahren zum Kings Canyon. Laufen rund drei Stunden lang durch Kings Canyon, u.a. Garden of Eden, Wasserloch, Wasserfall. Campieren bei Curtin Springs, mit Lagerfeuer. Schlafen in „Swags“, Biwaksäcken. 9.11.2007 Uluru Wir fahren nach Kata Tjuta, wo wir um die Olgas herumwandern. Mittagessen im Yulara Camp. Am Nachmittag zu Ayers Rock, der von Nahem besehen viele Höhlen aufweist und aus weichem, geschichtetem Sandstein besteht. Zum Aboriginal Cultural Centre. Wollen den Sonnenuntergang ansehen, jedoch bedeckt sich der Himmel vollständig und es fängt an zu regnen, so dass man nichts sehen kann. Es gibt aber ein rosafarbenes Fenser um die Olgas. übernachten im Yulara Camp. 10.11.2007 Uluru-Alice Springs Um 5 Uhr aufgestanden, den Sonnenaufgang hinter Ayers Rock beobachtet. Das Wetter hat sich massiv verbessert. Frühstück mit Sonnenaufgang im Hintergrund. Laufen um Ayers Rock herum. Zum Flughafen, dann Richtung Alice Springs. Die Sonne scheint. Zu einer Kamelfarm, jedoch das Kamelreiten interessiert mich nicht. Um 17 Uhr kommen wir in Alice Springs an. Quartiere mich bei Haven Backpackers ein. Sehe den Sonnenuntergang von einem Hügel in der Stadt. 11.11.2007 Alice Springs-Adelaide Laufe durch den ausgetrockneten Finke River, dann zum Old Timers Village. Das - 67 -
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Museum ist zwar geschlossen, doch ich kann Bilder der Dampfmaschine und der Dampfwinde machen. Laufe zum Desert Park, die letzten paar Kilometer nimmt mich Solly mit seinem Landcruiser mit. Der Wüstenpark ist sehr interessant, man erfährt viel über die Tiere und Pflanzen in der Wüste. Beim Herausgehen treffe ich Solly wieder, der mich den halben Weg in die Stadt mitnimmt. Im Hostel wird mir ein Lift in zum Bahnhof angeboten. Als wir den Anhänger im Bahnhof öffnen, fällt mein Wasserkanister heraus und platzt. Checke das Gepäck ein und besteige den Ghan Zug. Langer Schwatz mit meinem Sitznachbar. Die Wagen sind geräumig und bequem. 12.11.2007 Adelaide Links von mir sitzt ein Bub, dessen Tante ein kleines Kind hat, dass sie ständig durch den ganzen Zug trägt, obwohl es schon längst laufen könnte. Das Kind fängt dann an zu schreien, wohl mit Recht. Um 12:40 Uhr kommen wir in Adelaide an. Ich nehme den Bus zur Central Bus Station und schliesse mein Gepäck in ein Schliessfach. Dann schlendere ich durch die Stadt. Um 19:00 Uhr treffe ich meinen Gastgeber, Matt, vor dem Exeter Hotel. Er ist Arzt von Beruf und hat eine wunderschöne, geräumige Wohnung. 13.11. 2007 Adelaide Heute werde ich fasten, um die Gastroenteritis in den Griff zu kriegen. Mit dem Bus nach Hahndorf, einer 1839 gegründeten deutschen Siedlung. Vieles ist noch auf Deutsch angeschrieben, einige Häuser haben noch Fachwerk. Es ist allerdings sehr touristisch. Die Lage ist wunderschön, im grünen Hügelland gelegen. Absolviere den historischen Stadtumgang, laufe dann zur „Cottage“ (Ziemlich gross für eine Hütte) von Hans Heysen, der ein in Australien sehr bekannter und wirklich guter Maler war. Der Eintritt ist mir zu teuer und seine Bilder habe ich bereits im Museum in der Stadt gesehen, ich schaue sie mir von aussen an. Dann mit dem Bus zum Mount Lofty Outlook, wo man wunderbar über Adelaide hinwegsieht. Laufe um die Bergspitze rum, nehme dann den Bus zurück und steige ins Tram nach Glenelg, dem exklusiven Strandparadies der Reichen und Schönen. Besichtige das Bay Discovery Centre. Zurück nach Adelaide. 14.11.2007 Adelaide Besuche das nationale Automuseum in Birdwood. Offiziell heisst es, es sei nicht mit öffentlichem Verkehr erreichbar. Ich nehme einen O-Bahn Bus nach Tea Tree Plaza. O-Bahn, das ist ein deutsches System, wo die Busse auf eine Betonbahn fahren und durch eine mechanische Vorrichtung gelenkt werden. Von dort aus finde ich nach einer Stunde Warten zwar den Bus Nr. 801, aber der fährt eigentlich nicht ganz nach Birdwood. Nach kurzer Konsultation erklärt der Fahrer, er würde mich ausnahmsweise noch das letzte Stück bis nach Birdwood bringen. Beim Gespräch mit ihm stellt sich heraus, dass er früher Autodesigner war und bei Leyland Australien arbeitete. Wie diese pleite gingen, verlor er seinen Job. Die Inneneinrichtung vom Leyland 76 wurde teilweise von ihm designed. Das Automuseum ist fantastisch. Es hat einen Dampfwagen, eine Vielzahl australischer Fahrzeuge von Holden, Ford und Leyland und wunderbare Motorräder (oben das erste Auto, das Australien Süd-Nord durchquert hat). Um 15:25 warte ich auf den Bus zurück, fahre bis Tea Tree Plaza, kaufe ein und fahre zurück in die Stadt. Dort bereite ich ein grosses Nachtessen für meinen Gastgeber zu. 15.11.2007 Adelaide Zum Zentrum für Aboriginal Kunst, Tandanya. Zum Internet, die VSD-Homepage auf den neuesten Stand gebracht, danach nochmals zurück zum Tandanya-Zentrum, zum Didgeridoo Konzert. Eigentlich sei es ja ein Yuniki. Mit viel Humor wird einem das Didgeridoo, die Bedeutung des Musikvortrages und die Herstellung des Didgeridoos erklärt. Am Nachmittag mit dem Bus Richtung Semaphor, bleibe aber bei einem defekten Signal stecken und steige nach einer halben Stunde aus, laufe nach Port Adelaide, besuche den historischen Stadtteil und das Aviation Museum. Interessante Ausstellung mit einer Avro ohne Bespannung und Schnittmodellen, jedoch den hohen Eintrittspreis kaum wert. Zurück zu Matt, mich verabschiedet. Zur Busstation. Der Bus fährt um 8 Uhr Richtung Melbourne los. Ich werde in Stawell aussteigen. 16.11.2007 Stawell-Halls Gap Um 3 Uhr morgens kommt der Bus in Stawell an. Ich steige aus und stelle mein Zelt hinter einer verlassenen Tankstelle auf. Schlafe bis 06:30 Uhr, dann laufe ich zur Abzweigung nach Halls Gap zum Autostoppen. Ein Polizeiwagen nach dem anderen rast mit Sirene und Blaulicht an mir vorbei, es muss ein Unfall passiert sein. Endlich hält ein Bakkie mit Anhänger und nimmt mich mit. Bei der Unfallstelle, die unterdessen abgesperrt ist, kennt der einheimische Fahrer einen Schleichweg, so dass wir drum herum fahren können. Ich komme kurz nach 8 Uhr in Halls Gap an, wo ich im Tims Place absteige. Nach einer erfrischenden Dusche und Rasur laufe ich erst ins Dorf, um etwas Brot und Wasser zu kaufen. Erschrecke über das ultra-hohe Preisniveau, 6dl Wasser kosten 3-4 Dollar! Beginne eine grosse Wanderung: Venus Baths, Wonderland Carpark, Pinnacle, dann Chatauqua Peak, Clematis Falls wo ich ein Wallaby sehe. Auf dem Rückweg ist ein grosses Wallaby so vertieft mit Fressen, dass es mich gar nicht bemerkt. Erst als ich es anspreche, hüpft es weg. Die Zikaden zirpen so laut, dass es fast weh tut in den Ohren. überall hat es leere Hüllen, sie haben sich kürzlich gehäutet. Schaute den Kanguruhs beim Fressen auf dem Cricketplatz zu, am Schluss sind es 16! Ich kann bis auf 5 Meter näherkommen. Lange mit den beiden Ehepaaren, die das Resthaus betreün, während Tim weg ist, geplaudert. 17.11.2007 Halls Gap-Stawell Werde zum Bellfield See (der fast leer ist) mitgenommen, dann zum Brambuk Zentrum. Leider ist die Ausstellung von Aboriginal Kunst geschlossen. Laufe zurück zum Resthaus, wo ich mit Darryl und John plaudere. Darryl offeriert, mich nach Stawell zu bringen - die Rudges und die Ballaghs verwöhnen mich regelrecht mit Leckereien und Aufmerksamkeiten, sie waschen sogar meine Kleider. Laufe zu den Clematis Falls und Chatauqua Peak, via Bullaces Glen zurück zu Halls Gap. Sehe zwei Blauzungen-Echsen. Mit Darryl um 16:00 Uhr nach Stawell. Er fährt
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mich zu einem Cricket-Match, wo er mich seinem Schwager Robert vorstellt. Robert, dem die BP Tankstelle in Stawell gehört, war früher im australischen Länderteam, er ist ein ausgezeichneter Cricketspieler und erklärt mir ein paar Spielregeln. Ich darf bei ihm schlafen, bis der Bus mich um drei Uhr morgens mitnimmt, er insistiert im Gastzimmer, nicht im Zelt. In der Zwischenzeit zeigt er mir Stawell und nimmt er mich an einen Braai des Cricketclubs mit, wo es ein reiches Buffet gibt. Um 22 Uhr gehe ich schlafen. 18.11.2007 Stawell-Melbourne Der Wecker läutet um 2 Uhr und ich packe meine Sachen. Dann laufe ich zur BP Station. Der Bus hat 10 Minuten Verspätung. Ich steige ein und wir kommen um 6 Uhr in Melbourne an. Erst die dritte Jugendherberge, das Flinders Station Hotel, gibt mir ein Schlafsaalbett. Am Morgen regnet es stark (ein Segen für das ausgetrocknete Gebiet), so nehme ich ein rechtes Frühstück und besuche dann das Immigrationsmuseum. Am Nachmittag hört der Regen auf und macht Platz für schönsten Sonnenschein. Ich fahre um das Stadtzentrum rum mit dem historischen Tram, dann mache ich den historischen Stadterkundungslauf von Ostmelbourne. Wunderbare englische Häuser aus den 1850er Jahren in super Zustand. In einer Garage sehen ich einen alten Rolls-Royce und plaudere mit seinem Besitzer. 19.11.2007 Melbourne Am Morgen den Walk No. 2 (secret gardens) gemacht: Queen Victoria Gardens, King George V memorial, Shrine of Remembrance (Denkmal für die in den verschiedenen Kriegen gefallenen Australier mit schöner Aussicht über die Stadt), botanischer Garten (ein Bijou mit freiem Eintritt!), die beiden älteren Oesterreicher von Halls Gap, Henny und Peter, wiedergetroffen, Pioneer Womens Memorial Garden, Sidney Myer Music Bowl, Alexandre Gardens. Am Nachmittag den Walk No 4 (arcades and lanes) gemacht: Degaves Street, Centre Place, Block Arcade, Royal Arcade (die älteste Shopping-Arcade Melbournes), Bourke Street Mall, Little Bourke Street, Niagara Lane, Hardware Lane, Howey Place, Manchester Lane, Scott Alley. Dann noch Walk No. 3 (waterfront) gemacht: Banana Alley, Enterprize Park, Aquarium, Batman (sic!) Park (aber es hat keine Landebahn für das Batmobile, nur einen Helikopterlandeplatz), Spencer Brücke, South Wharf, die Polly Woodside, ein Clipper aus dem 19. Jhdt. bestaunt, um das Melbourne Exhibition Centre rumgelaufen, Yarra Promenade, über die Rainbow Brücke zurück. 20.11.2007 Melbourne Zur State Library (Staatsbibliothek), Emails gelesen, in einem Buchladen gebrauchten Reiseführer für Neuseeland gekauft. Im Olympiagelände und im botanischen Garten spaziert. Meine weiteren Reisen in der Staatsbibliothek vorbereitet. Süsser Reis zum Abendessen gekocht. Mit einem südkoreanischen Mädchen geplaudert. Zum Busterminal gelaufen, um 21 Uhr den Bus bestiegen. 21.11.2007 Canberra Die Sitze im Bus waren äusserst unangenehm, ich wache mit Kopfweh auf. Der Bus kommt um 7 Uhr in Canberra an. Es gibt keine Gepäckaufbewahrungsmöglichkeiten in der Busstation, ich muss meinen Rucksack in der YHA deponieren, die ich vorerst nicht finden kann. Zum alten Parlament, nehme an einer geführten Tour teil. Benütze das Gratis-Internet. Zum überwältigenden neuen Parlament, wieder eine kostenlose Tour des Gebäudes. Ich schlafe ein paar Male ein während der Tour. Zum Nationalarchiv, wo es wieder gratis Internet gibt. Zurück zur Stadt, wo ich Roseanne treffe, meine Couchsurfing Gastgeberin für heute abend. Mit dem Bus zum Vorort, wo ich ein sehr schönes und sauberes Zimmer und sogar gratis Abendessen offeriert kriege. Versuche, ihren Computer von Adware zu befreien. Roseannes Arbeitgeber ruft an und ordert sie nach Melbourne für morgen, so muss ich morgen eine andere Bleibe suchen. 22.11.2007 Canberra Frühmorgens mit dem Bus in die Stadt. Muss eine neue Bleibe suchen. Das YHA ist schweineteuer, so versuche ich erst das Civic Pub, aber das ist geschlossen. Das City Walk Hotel ist unterdessen aufgegeben worden. Es bleibt keine Alternative zum teuren YHA. Für die 28 Dollar gibt es nicht einmal Frühstuck oder Internet. Ich checke widerwillig ein und laufe im Nieselregen zum Australian War Memorial. Ein umwerfendes Kriegsmuseum! Ich nehme an einer Führung teil und verbringe den Nachmittag damit, das Museum mit seinen vielen historischen Flugzeugen (ME 109, ME 262, Avro Lancaster, De Havilland Mosquito, Supermarine Spitfire, Kittyhawk, Mustang und viele mehr!) zu erkunden. Als ich gerade in der Börenkrieg Sektion bin, ist es fünf Uhr und ich werde herauskomplimentiert. Freiwillig wäre ich nicht gegangen! Nehme an der abendlichen Schliessungszeremonie (heute mit Dudelsack) teil und laufe im strömenden Regen zurück zum Hostel, wo ich triefnass ankomme, trotz Schirm, und mein Bett beziehe. Im Aldi einkaufen gegangen, aber Schreck, der Aldi ist hier schweineteuer. Rasch Abendessen gegessen und ins Bett gegangen, wo ich wegen dem im Schlafzimmer installierten Fernseher immer wieder aufgeweckt werde. 23.11.2007 Canberra-Sydney Stehe früh auf, aber als ich in meinen Schlafsaal zurückkehren möchte, nur in den Unterhosen, ist die Batterie des Kartenlesers für die Türe fertig und ich kann nicht mehr hinein. Ich bleibe draussen, es ist kalt und ich klopfe an die Türe, bis eine sehr verärgerte Schlafsaalbewohnerin öffnet. Kaufe Biscuits zum Frühstück, besteige den Bus nach Sydney, der um 9 Uhr abfährt. Komme um 12:30 Uhr in Sydney an. Versuche eine billige Unterkunft zu finden, aber erst das vierte Backpackerhotel hat Platz. So quartiere ich mich im chinesischen Oasis Backpackers ein. Fahre mit dem Zug zum Circular Quay (Fährenhafen). Betrachte das berühmte Opernhaus und spaziere durch „The Rocks“ (historische Hafenstadt). Laufe über die riesige Brücke und zurück. Spaziere in den Royal Botanic Gardens. Kaufe Lebensmittel und koche Green Curry zum Abendessen. 24.11.2007 Sydney Mit Linjie, einem chinesischen Mädchen aus Hangzhou, im strömenden Regen zum Darling - 69 -
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Harbour gelaufen. Es hat viele interessante Museumsschiffe dort: Ein Uboot, eine Fregatte, ein Clipper und ein Leuchtschiff, aber im strömenden Regen verlieren sie alle etwas an Konturen. Mit der Fähre zum Circular Quai, es ist eigentlich schon fast eine Hafenrundfahrt. Zum Opernhaus. Die Führung ist wahnsinnig teuer, so erkunden wir das Opernhaus selbst, soweit es möglich ist. Erstaunlich ist, dass das Dach aus weissen und beigen Keramikplättli besteht, obwohl es von weitem weiss erscheint. Nehmen an einer Führung durch das Government House (1845 im neogothischen Stil erbaut) teil. Da es heftig regnet, verzichten wir auf den geplanten Besuch des botanischen Gartens. Da Linjie zum Bahnhof muss, trennen wir uns, ich bummle durch die Shoppingschluchten der Innenstadt. Kaufe Teigwaren bei Woolworths, aber Mist, die waren nicht mehr frisch und ich kriege Durchfall. Laufe über die Darling Harbour Brücke, wo auch die Monorail drübergeht. Laufe zum Museum von Sydney, wo soeben eine Ausstellung von Stichen des Schweizer Sammlers Beat Knoblauch stattfindet. Zurück zum Oasis Backpackers, wo ich Reis für den ramponierten Magen koche. 25.11.2007 Sydney-Katoomba/Blue Mountains Schon um 7 Uhr stehe ich am Bahnhof und kaufe ein Billet nach Katoomba. Der Zug kommt kurz vor 10 Uhr an. Ich beziehe ein schönes, sauberes Zimmer (im Gegensatz zu demjenigen in Sydney) im „No 14 Budget Accomodation“. Gehe wandern: Durch Katoomba zum Echo Point gelaufen, die „3 sisters“ angeschaut, dann zu den 3 sisters gelaufen, den steilen Giant Stairway runtergelaufen zum Dardanelles Pass und Federal Pass, dann zum Scenic Park und die überreste des ehemaligen Kohlenbergwerksdorfs besichtigt. Im strömenden Regen, dafür aber alleine auf weiter Flur, über die Furber Steps wieder hochgelaufen, Juliets Balcony, Victoria Lookout, Vanimans Lookout besucht. Einkaufen gegangen, zurück zum Resthouse. Dann im Nieselregen zum Cliff Drive runtergelaufen, auf dem Henry Cliff Walk Richtung Leura gelaufen, Bridal Veil Falls, Leura Cascades besucht. Auf der Strasse zum Resthouse zurückgelaufen. 26.11.2007 Katoomba Um 8 Uhr losgelaufen, den Prince Henry Cliff Walk entlang Richtung Wentworth. Schwierige Kletterei im Valley of Waters, aber tolle Sicht auf die Wasserfälle. über einen ziemlich verlassenen, überwachsenen und stellenweise abgerutschten Weg zum Wentworth Pass und dann zum überwältigenden Wentworth Fall gelaufen. über steile Stahltreppen aufs Kliff hinauf und zum Dorf. Mit dem Zug zurück nach Katoomba. 27.11.2007 Katoomba-Newcastle Mit dem 08:25 Zug Richtung Sydney gefahren, muss in Strathfield umsteigen, doch der Zug ist 5 Minuten zu spät, ich verpasse den Anschluss und muss eine Stunde warten. Im Zug von Strathfield nach Newcastle treffe ich Ken, einen Ex-Polizisten und Softwareunternehmer. Wir verstehen uns prächtig. In Newcastle checke ich im YHA ein. Die Stadt erkundet, bis zur Beaufort Street in Hamilton gelaufen. Musste pressieren, rechtzeitig zum Gratis-Pub-Lunch um 18:00 Uhr zurückzukehren. Nachher eine Art Quiz, mit Powerpoint-Fragen und Antworten. 28.11.2007 Newcastle Erst Nobbys Halbinsel erkundet, dann der Küste entlang ca. 10 Kilometer bis nach Whitebridge gelaufen. Dabei sehe ich die Kohlenflöze im Küstengestein, entdecke Reste der ehemaligen Dampfbahn und laufe der malerischen Glenrock Lagoon entlang. über den Fernleigh Track zum Westfield Shopping Centre, wo ich den Bus zurück nehme. Historischer Stadtumgang - viele Gebäude von 1870 bis 1936 - und Christchurch Cathedral besucht. Danach nochmals bis zur Bibliothek gelaufen und dem Quay entlang zurück. Um 18:30 Uhr ist Pizzafrass. Ich kann nur elf Stücke essen, dann geht die Pizza aus. Der Batterielader, ein wichtiges Ausrüstungsstück, gibt mit einem Funken den Geist auf. 29.11.2007 Newcastle-Port Macquarie Bis zur Abfahrt des Buses noch etwas durch Newcastle gelaufen. Um 09:35 fährt der Bus nach Port Macquarie. Als wir dort ankommen, steht bereits ein Minibus von Ozzie Pozzie Backpackers bereit. Eingecheckt und zum Koala Hospital gelaufen. An der 15:00 Uhr Führung teilgenommen. Roto Haus besichtigt, doch die schliessen gerade. Zurück zum Resthouse, fühle mich vergrippt. 30.11.2007 Port Macquarie Absolvierte den historischen und Feuchtgebieteweg: Historisches Gerichtsgebäude, St. Thomas Anglikanische Kirche, St. Agnes katholische Kirche, Wesley Kapelle, Historische Friedhofsgärten, Kooloonbung Naturpark entlang des Kooloonbunggewässers, sehe ein paar Wasserdrachen (grosse schwimmfähige Eidechsen). Zurück zum Stadtpark, laufe zur Küste des tasmanischen Meeres, den Charlie Uptin Walk entlang zum Stadtstrand, Flagstaff Hill, Oxley Beach, Doctors Walk zum Windmühlenhügel, zurück entlang dem Pacific Drive. Kaufte Mittagessen in einem Supermarkt und ass es am Strand. Lief zurück zum Resthaus. Fühle mich immer noch sehr krank. Meine Schuhe sind kaputt, muss neue kaufen. 1.12.2007 Port Macquarie-Coffs Harbour Neue Schuhe gekauft. Zur Bibliothek zum Internet. Lese Heftli. Der Greyhound kommt um 13:30 Uhr. Er hält für eine halbe Stunde in Macksville und wir kommen um 16:45 Uhr in Coffs Harbour an. Ich quartiere mich im Hoey Moey Backpackers ein, wo sie gerade Bands und Lasershows installieren. Schlechte Aussichten für eine ruhige Nacht. Ich laufe zum Inselchen wo ich den Sonnenuntergang beobachte. Beim Zurücklaufen stehe ich fast auf eine grosse Schlange auf dem Asphalt. Sie bewegt sich noch, so dass ich sie fotografieren kann. Der Lärm im Rasthaus hält sich in Grenzen. 2.12.2007 Coffs Harbour-Byron Bay Früh am Morgen vom Lärm der letzten Partygör aufgewacht. Zu Coffs Creek gelaufen. Den Habitat Walk absolviert und auch den botanischen Garten besucht. Eindrücklich ist der Palm-Regenwald. Zurückgelaufen, aus Essensresten Mittagessen gebastelt. Zur grossen Banane gelaufen. Der Skywalk ist zwar offen,
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Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
doch die ganze Anlage scheint nicht mehr im Gebrauch zu stehen und ist verlassen und verlottert. Zurück zum Resthaus, als um vier Uhr niemand dort ist, an der Bar nach dem Lift gefragt. Ich werde zum Bus gebracht. Spät am Abend komme ich in Byron Bay an, wo ich im Belongil Beachhouse eine Unterkunft finde. 3.12.2007 Byron Bay Versuche erfolglos, die Abfahrtszeit des Buses zu ändern. Laufe in die Stadt, einkaufen. Mache Mittagessen, dann laufe ich zum Leuchtturm und dem östlichsten Punkt Australiens. Sehe eine Meeresschildkröte. Sehe TV, plaudere lange mit einem Franko-Algerier. 4.12.2007 Byron Bay-Brisbane Ich gehe einkaufen, dann ändere ich die Abfahrtszeit des Busses per Telefon auf 13:00 Uhr. Verbringe den Morgen mit Lesen. Mein Mittagessen will einfach nicht gar werden, so dass ich um 12:15 Uhr in aller Hast packen muss und mein Mittagessen in ein leeres Configlas leere und mitnehme. Der Minibus ist kaputt, wir fahren mit einem Privatwagen und erreichen die Busstation kurz vor 13 Uhr. Das Gehetz wäre natürlich völlig unnötig gewesen, denn der Bus hat 40 Minuten Verspätung. Um 16:30 Uhr kommen wir in Brisbane an, aber dort ist es erst 15:30 Uhr, weil Queensland eine Stunde früher dran ist als NSW. Komfortabel ist, dass ich Hostel und Flughafenbus direkt im Busbahnhof auswählen und buchen kann! Der Minibus bringt mich zum Brisbane Backpackers. Nach einem ziemlich weiten Lauf zum Einkaufen mache ich Abendessen und gehe dann früh ins Bett. Das Zimmer ist furchtbar schmutzig. 5.12.2007 Brisbane Absolviere die Brisbane Walking Tour: Brisbane Arcade, King George Square (Baustelle), City Hall, Albert St Uniting Church (geschlossen), Wickham Terrace und Leichhardt Street, Birley Street, Wickham Park, die Windmühle (ohne Flügel), Jacob's Ladder (Treppe), People's Palace, Shrine of Remembrance (Kriegsdenkmal), Anzac Square (Kriegsdenkmal), Postplatz und Hauptpost, St. Stephen Kathedrale und Kapelle (wo für mich alleine eine Führung durchgeführt wird), Queens Gardens (wo ich das soeben eingekaufte Mittagessen esse), Harris Terrace, The Mansions, The Queensland Club, The Parliament House (wo nochmals für mich alleine eine Führung stattfindet), Botanischer Garten (wo ich nochmals an einer Führung teilnehme), Queensland University of Technology, Old Government House (im Umbau), über die Goodwill Bridge, Maritime Museum (welches ich inklusive dem dort stationierten Kriegsdampfschiff HMAS Diamantina besuche), Queensland Performing Arts Centre, Old Victoria Bridge Pier. Danach zur State Library für Gratis-Internet. 6.12.2007 Brisbane Mit dem Bus zum Mount Coot-Tha. Es ist bedeckt, aber ich habe trotzdem eine schöne Aussicht auf Brisbane. Zur Aboriginal Kunst im Wald und zum botanischen Garten gelaufen, mit dem Bus zurück. Erfolglos nach einem Ersatz für das defekte Ladegerät gesucht. Zum Queensland Museum, das eine interessante Ausstellung über Transportmittel, Tiere, Produkte aus Queensland und Aboriginals hat. Sehe dort die grössten Kakerlaken der Welt, rund 5cm lang, im Terrarium. Zur Bibliothek fürs Internet.
Neuseeland 7.12.2007 Brisbane-Christchurch (New Zealand) Stehe um 3 Uhr auf, Frühstuck, der Bus kommt um 4 Uhr. Bin viel zu früh am Flughafen. Checke mein Gepäck ein. Schlafe und lese noch ein wenig, dann ins Flugzeug. Flug nach Neuseeland, weil es Jetstar ist, ohne Essen und Trinken. Das Wetter ist schön, aber man sieht nur das Meer. Nachdem wir in Christchurch gelandet sind, werde ich als Hochrisiko eingestuft und muss in der speziellen Reihe warten. Ich werde speziell befragt und mein Gepäck wird peinlichst durchsucht. An meinem Zelt werden irgendwelche Pollen festgestellt, die entfernt werden (!!). Bei der Rauschgiftkontrolle weist zu meinem Entsetzen mein Südafrikapass starke Kokainspuren auf. Irgendein Hotelconcierge, dem ich meinen Pass abgegeben habe, muss wohl gekokst oder mit dem Zeug gehandelt haben. Trotzdem werde ich am Schluss durchgelassen. Ich fahre mit dem Bus in die Stadt und komme im Cokers Backpackers (ironisch!) unter. 8.12.2007 Christchurch Bummle um 8 Uhr durch die Stadt, alles ist geschlossen. Kaufe neues Ladegerät, schweineteuer. Historischer Stadtrundgang: Bridge of Remembrance (WWI Denkmal, 1921), St. Michaels and all Angels Kirche (1872), Antigua Street Bootshäuser (1882), Arts Centre (1876-79), Canterbury Museum (1870-77) mit einer teilweise fokussierten Ausstellung wie Christchurch 1900, Antarktika, Maoris, Tiere und einem Teil wild zusammengestellter Ausstellungsstücke, Christ's College (1928), Cranmer Centre (1881), Cranmer Courts (1870), Victoria Clocktower (1897), Durham Street Methodistenkirche (1864), Provincial Council Gebäude (1858-65) die ich auch innen besichtigt habe, City O-Tautahi (1887), Canterbury Club (1872-73), Library Chambers (1875-1923), Shand's Emporium, das älteste Holzhaus der Stadt (1860), Fisher's Building (1881). Rund um den Cathedral Square: Regent's Building (1905), früheres Hauptpostamt (1879), Christ Church Kathedrale (1860-1904), früheres Regierungsgebäude (1911), Press Building (1909). Weiter Dreifaltigkeitskirche, die heute einen Nachtklub beherbergt (1874), Christchurch Club (1862), New Regent Street (1932), Theatre Royal (1907-8), ehemaliges AJ White's Warenhaus (1878-1910) und die imposante Kathedrale of the Blessed Sacrament (1905). Zurück zum Hotel, dann Rundgang durch den botanischen Garten. 9.12.2007 Christchurch-Oamaru Zum botanischen Garten. Dann zum Reisebüro, um ein Busticket zu kaufen. Ich werde so schnoddrig abgefertigt, dass ich zum nächsten Internetcafé gehe und das Ticket online kaufe. Zurück zum Resthouse, - 71 -
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wo ich mit Lilly, mit der ich in Thailand und Laos gereist bin, abgemacht habe. Wir fahren zu ihrer Tochter und ihrem Sohn, beide erwachsen, dann nach Oamaru. Ihr Ehemann, Simon, nimmt mich mit um die Hoiho-Pinguine zu beobachten. Ich sehe zwei, wie sie sich am Strand mit Schnattern begrüssen. Wir laufen zu einem künstlichen Nest, wo zwei Pinguine drin sind. Dabei werden wir von einem (wohl selbsternannten) Aufpasser „erwischt“ und er schreibt Simons Name auf - wohl ohne Folgen. Später fahren wir zum Hafen, wo wir die kleinen Blaupinguine aus nächster Nähe beobachten können. Sie sind überall beim alten Kornspeicher und man kann so nah ran, dass man sie mit Leichtigkeit aufheben könnte. Was ich natürlich nicht tue. Versuche noch erfolglos, Lillys von einem Virus gelöschte Fotos zu finden. Komme sehr spät ins Bett. 10.12.2007 Oamaru-Queenstown Ich erkunde Oamaru. Erst zum botanischen Garten, wo ich lange mit dem Gärtner, Adrian, spreche. Dann die Stadt erkundet. Noch rasch zum Museum, dann zurück zu Simon und Lillys Haus in Eden Street. Lilly bringt mich zum Bus. Nach 4.5 Stunden Fahrt durch schöne, regnerische Berge kommen wir in Queenstown an, wo ich im Black Sheep Backpackers unterkomme. Die Schuhe haben ein grosses Loch, flicken nicht möglich. Angesichts der modernen technischen Infrastruktur Neuseelands ist es recht erstaunlich, dass auf dem Lake Wakatipu ein so fantastisch schönes Dampfschiff wie die Earnslaw erhalten geblieben ist. Das hätte auch anders ausgehen können, nachdem in den 60er Jahren Pläne bestanden, das Schiff zu verschrotten. Private Initiative hat sie gerettet. Heute ist das nach dem Mount Earnslaw am Kopfende des Wakatipu-Sees benannte Schiff ein Prachtstück und eine Reise mit ihr ist zweifellos der Höhepunkt einer jeden Neuseelandreise. Die TSS (Twin Screw Steamer) Earnslaw wurde von Hugh McRae aus Dunedin entworfen und von J. McGregor & Co. in Dunedin (für die Neuseeländischen Eisenbahnen) gebaut und in Einzelteilen per Eisenbahn nach Kingston gebracht, wo sie wieder zusammengebaut wurde. Die Bauweise des 346.8 Tonnen schweren Schiffes ist eine Stahlhülle mit einem Kauriholzdeck. Die Kosten betrugen 20850 englische Pfund. Am 24.12.1912 erfolgte der Stapellauf, am 18.12.1912 die Jungfernfahrt. Sie wurde vor allem als Versorgungsschiff fuer die rund um den See anliegenden Farmen eingesetzt. Als rund um den See Strassen entstanden, sank ihre Bedeutung und 1969 wurde das Schiff von der Fjordland Travel Ltd uebernommen. Motorisiert ist die Earnslaw mit zwei 250PS Dreifachexpansionsdampfmaschinen, zweifach wirkend. Sie hat zwei Einspritzkondensatoren. Die beiden Lokomotiv(!)boiler sind vom Flammrohrtyp, mit je zwei Feuertüren und einem Arbeitsdruck von 11.2 Bar und einer Worthington Speisepumpe. Der Kohleverbrauch betraegt eine Tonne pro Stunde bei Volldampf, 14.2t können an Bord genommen werden. Die Länge des Schiffes ist 50.6m, die Breite 7.3m und der Tiefgang 2.1m. Höchstgeschwindigkeit ist erstaunliche 20.4 km/h. Ursprünglich für 1035 Passagiere gebaut, wurde sie etwas komfortabler ausgestattet, so dass heute nur noch 500 Passagiere mitgenommen werden können. Die Frachtkapazität liegt bei 100t/1500 Schafen/200 Wollballen/70 Kühen. Die Crew besteht aus einem Kapitän, zwei Matrosen, einem Ingenieur und zwei Heizern. Der Maschinenraum ist über zwei Gitterbrücken für die Passagiere zugänglich. Zudem kann er vom Salon her eingesehen werden, da er gegen oben offen ist. Die Reise geht von Queenstown aus an zum Teil kahlen, zum Teil bewaldeten Berghängen vorbei, an denen die Wolken wie angeklebte Wattebäusche hängen. Es nieselt, wie meistens in Neuseeland, etwas. Reiseziel ist der Walter Peak, wo einige Passagiere ein paar Stunden auf der Farm verbringen werden. Nachdem diese ausgestiegen sind, geht es wieder zurück nach Queenstown. Trotz dem Nieselregen ist die Landschaft atemberaubend. Die Dampfmaschine stampft fast lautlos und zuverlässig dahin. Es ist Dampfromantik vom Schönsten. 11.12.2007 Queenstown-Te Anau Zum liebevoll restaurierten One Mile Kraftwerk gelaufen (1912, 60Kw), den One Mile Track bis zum ehemaligen Damm gelaufen. Rundfahrt mit der TSS Earnslaw gemacht. Ein tolles Dampfschiff in hervorragendem Zustand, noch mit originaler Kohlenbefeuerung. Darf in den Maschinenraum und auf die Brücke. Die Landschaft am Seeufer besteht aus kahlen Bergen und dazwischen etwas Wald. Nebelschwaden hängen tief an den Bergwänden. Es regnet etwas. Zurück zum Hotel, zur Busstation. Der Bus bringt mich nach Te Anau, wo ich bei Rosies Backpackers unterkommen will, aber das ist voll. So quartiere ich mich bei Lakeside Backpackers ein. Nach dem Abendessen zum Schiffssteg, Tour zu den Glowworm Caves gebucht. Mit dem Schiff zwischen malerischen Inselchen hindurch - es regnet in Strömen - zu den Glowworm Caves. Durch den Eingang via Tomo (gebückt) zur Cathedral, Waterfall, Whirlpool und Corridor zum Bootslandesteg. Dort in kompletter Finsternis mit dem Boot durch die Glühwurmhöhlen. Die Glühwürmchen (das sind wirklich Würmer) leuchten wie kleine blaue LEDs von den Höhlenwänden. Je hungriger sie sind, desto mehr leuchten sie. 12.12.2007 Te Anau Um 08:30 Uhr begonnen, auf dem Kepler Track zur Luxmore Hütte zu wandern. Offiziell dauert die Wanderung dorthin sieben Stunden ab Te Anau, aber ich werde versuchen, heute hin- und wieder zurück zu wandern. Es regnet in Strömen. Ich laufe durch einen Zauberwald: Moos, Farn und umgefallene Bäume überall, Flechten, weiter oben hängen die Flechten sogar von den ästen. Um 13 Uhr bin ich zu meiner Ueberraschung bereits dort und kann mein Mittagessen im Trockenen essen. Plaudere etwas mit der Hüttenwartin und laufe dann zur Luxmore Höhle. Mit meiner Taschenlampe klettere ich in die Höhle hinein, krieche durch den nur ca. 50cm hohen Engpass durch und komme in eine weitere Höhle. Nach ca. 200m wird es zu niedrig. Ich krieche zurück, meine Finger sind klamm vor - 72 -
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Kälte. Mache mich an den Abstieg. Nach weiteren vier Stunden und insgesamt 38km Wanderung komme ich ziemlich erschöpft in Te Anau an. 13.12.2007 Te Anau-Milford Sound Der Bus nach Milford Sound fährt um 10 Uhr ab. Wir halten an diversen malerischen Orten, den Spiegelseen, dem Tunneleingang und dem Chasm, wo das Wasser grosse Löcher aus den Sandsteinfelsen gespült hat. In Milford muss ich bis vier Uhr warten, bis mein Schiff, der Milford Wanderer, fährt. Ich wandere zum Aussichtspunkt. Die Sonne scheint. Endlich kann ich an Bord gehen und meinen Rucksack in der Kabine verstauen. Der Milford Sound ist wahnsinnig eindrücklich. überall hat es Wasserfälle wegen der kürzlichen Regen. Die Berghänge sind kahle, steile Felsen. Unten hat es manchmal etwas Regenwald. Wir sehen Robben und kleine Pinguine. Bei der Mündung ins Meer werden Kajaks ins Wasser gelassen und wir dürfen für etwa zwei Stunden Kajak fahren. Ich habe das noch nie gemacht, aber es macht Spass. Lästig sind aber die Sandfliegen, die mich völlig zerstechen, manchmal töte ich 10 auf einen Schlag. Danach sehen wir Delfine, wie sie verspielt aus dem Wasser springen und manchmal, nur um uns etwas zum Wundern zu geben, auf dem Rücken landen. Wie es einnachtet, fahren wir durch den dämmrigen Milford Sound bis zum Unterwasserlabor, wo wir ankern. Es gibt ein riesiges Nachtessen, ich schöpfe dreimal. Danach plaudere ich lange mit Alex aus Dnjepropetrovsk. 14.12.2007 Milford Sound-Queenstown Nach einem ausgiebigen Frühstuck beobachten wir etwas mehr Pinguine, Robben und Delfine. Es regnet in Strömen. Der Milford Sound sieht ganz anders aus, jetzt hat es noch viel mehr Wasserfälle und die Nebelschwaden hängen tief an den Berghängen. Trotz dem Regen ist es wunderschön. Das Boot fährt so nahe an die Wasserfälle ran, dass der Bugspriet im Wasserfall drin steht. Ich werde tropfnass, aber drinnenbleiben ist keine Option. Um 09:30 Uhr kommen wir wieder in Milford an. Ich warte über fünf Stunden, bis mein Bus kommt (der verfluchte Flexipass, ich darf keinen anderen Bus nehmen...). Um 19 Uhr komme ich in Queenstown an, wo ich wieder im Black Sheep absteige. 15.12.2007 Queenstown-Franz Josef Der Bus fährt um 8 Uhr ab. Es regnet heute nicht. Wir halten an allerlei schönen Stellen und kommen um 16 Uhr in Franz Josef (ja, nach dem K.u.K. Kaiser benannt!) an. Ich steige im Chateau Franz Backpackers ab und buche eine Gletschertour für morgen. Laufe zum Franz-Josef-Gletscher, steige auf den Sentinel Rock und laufe bis zur Aussichtsterrasse und zurück. 16.12.2007 Franz Josef Es regnet sintflutartig. Werde mit Gletscherausrüstung inklusive Steigeisen ausgestattet. Mit dem Bus zur Aussichtsterrasse. Im strömenden Regen laufen wir im Flussbett die 2.7km zum Gletscher. Das Wasser ist knöcheltief. Am Gletscherfuss ziehen wir die Steigeisen an. Dann beginnen wir mit dem Aufstieg. Die Bergführerin, Sally, pickelt ständig neue Stufen ins Eis. Wir steigen bis zum „Wasserfall“ hoch und dann geht es kreuz und quer durch den Gletscher. Das Eis ist tiefblau. Es ist nicht besonders kalt, aber nass. Um 15:00 Uhr beginnen wir mit dem Abstieg. Der Regen wird stärker. Der Gletscherfluss ist unterdessen so stark angeschwollen, dass wir eine überquerung noch mit Mühe schaffen, danach müssen wir mit Hilfe von Seilen steil in den Regenwald hinaufklettern und den Flussarm umlaufen. Die nächste Passage muss ebenfalls umlaufen werden, diesmal geht es mit Leitern auf einen Felsen hinauf, durch zwei Wasserfälle hindurch, was uns nicht trockener macht, und steil wieder herunter. Unterdessen hat der Fluss den Lauf jedoch geändert, so sehen wir die Aussichtsterrasse, können aber nicht mehr dorthin gelangen. Die Bergführer rufen per Funk Helikopter zur Evakuierung herbei. Wir sind 34 Personen, so landen die Helikopter ununterbrochen, es können nur 5 Passagiere mit pro Flug. Beim vierten Flug kann ich mit. Der Flug ist kurz, wir landen auf dem Parkplatz. Mit dem Bus zurück nach Franz Josef, wo ich sämtliche Kleider tumblern muss. Die Kamera hat leider Wasser erwischt und funktioniert nicht mehr richtig. 17.12.2007 Franz Josef-Greymouth Es regnet immer noch stark, als ich zum Bus laufe. Mit dem Bus Richtung Greymouth. Halt beim Opossum-Burger-Restaurant. In Greymouth in „Noahs Ark“ eingecheckt. Heftiger Regen und Sturm. 18.12.2007 Greymouth-Nelson Mache den King Domain Walk über matschige, seit Jahren nicht mehr begangene Pfade. Schöne Aussicht über Greymouth, Cobden und Grey Valley. Laufe nach Blaketown. Plötzlicher Durchfall, doch finde gerade noch rechtzeitig eine Toilette. Zum South Breakwater Pier, das weit ins Meer hinausragt und früher Eisenbahnanschluss hatte. Die Sonne kommt heraus. Zum Anzac Park, den Kowhai Bush Walk absolviert. Um 13:30 Uhr fährt der Bus nach Nelson. In Nelson im Club Nelson Backpackers eingecheckt. 19.12.2007 Nelson Der Hostelbus bringt mich zur Busstation, wo ich den Bus nach Marahau besteige. In Marahau finde ich heraus, dass es Kiwi Watertaxis nicht mehr gibt und ich muss das viel teurere Abel Tasman Wassertaxi nach Bark Bay buchen. Von dort bummle ich nach Torrent Bay und erkunde jeden Ast des Wanderweges. Es tröpfelt manchmal, aber nicht stark. Ich verbringe Stunden in Torrent Bay, wobei ich den Ballonfelsen am Eingang der Bucht von allen möglichen Winkeln sehe. Laufe den langen Weg nach Anchorage. Als ich zum Hauptweg zurückkehre, merke ich plötzlich, dass es schon vier Uhr ist. Der Bus fährt um 5 und ich bin immer noch 10km von Marahau weg! Ich beginne zu rennen, und tatsächlich schaffe ich es in 50 Minuten zurück. Ich bin völlig erschöpft. Doch der Bus ist verspätet! Ich hätte gemütlich laufen können... 20.12.2007 Nelson-Picton Um 08:15 Uhr fährt der Bus von Nelson ab. Die Sonne kommt heraus. Um 10:30 Uhr
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kommen wir in Picton an, wo ich im Picton Lodge unterkomme. Wandere zum Queen Charlotte Aussichtspunkt. Buche eine Tagestour für morgen auf dem Queen Charlotte Track. 21.12.2007 Picton Um 9 Uhr bringt mich das Boot zu Torea Bay. Es ist kalt und nieselt etwas. Ich habe Durchfall und Magenschmerzen. Doch die Wanderung ist schön. Zwischen Torea und Lochmara Bay erklimme ich den Aussichtspunkt und esse meine Sandwiches. Zur Mistletoe Bay, kurz darauf treffe ich ein englisches Pärchen und seine Führerin Adriana. Wir plaudern und kommen bald einmal in Anakiwa an, wo ich lange auf mein verspätetes Schiff warten muss. Unterdessen ist schönster Sonnenschein. 22.12.2007 Picton-Wellington Um 4 Uhr stehe ich auf. Laufe zum Hafen. Die Fähre hat aber viel Verspätung und fährt erst um 7 Uhr ab. Plaudere mit Craig und Vanessa aus Whiteriver in Südafrika. Es ist schönes Wetter, sogar die Sonne scheint, aber eiskalt. In Wellington laufe ich zum Beethoven Backpackers. Es wird hier viel gekifft und es herrscht eine scheussliche Unordnung. Mache den halben „City to Sea“ Pfad: Botanischer Garten, Seilbahnmuseum, Victoria Universität, Parks. Am Abend Braai beim Bruder von Sam, dem Manager des Hostels. Ich verabschiede mich früh, bin todmüde. 23.12.2007 Wellington Heute absolviere ich den Old Shoreline Heritage Trail: Von der Oriental Parade über Courtenay Place, Cuba Street, Civic Square, Willis Street zum Lambton Quay. Um 11 Uhr bin ich gerade rechtzeitig für die Führung im Parlamentsgebäude. Der Beehive, ein unglaublich hässliches Gebaude, beherbergt vor allem Büros und Infrastruktur für die Parlamentarier. Das alte Parlamentsgebäude, das Backsteinen gebaut ist wurde nachträglich mit grossem Aufwand erdbebensicher gemacht. Die kleine Kammer wurde in den 50er Jahren abgeschafft, seither besteht nur noch eine Kammer, wobei kleinere Parteien nach dem deutschen System eine gewisse Partizipation erhalten. Zurückgelaufen, im Supermarkt ein Stück Kuchen zum Mittagessen gekauft. Zum Te Papa Museum, einem riesigen modernen Gebäude - Eintritt gratis! - wo ich viel über die Maori Kultur, aber auch über die schädlichen ausgesetzten Tiere (Possum, Hirsche, Katzen etc.) erfahre. Die Sonne scheint so schön, dass ich danach noch dem Quay entlang bis zum Bahnhof und zurück laufe. Kaufte Lebensmittelvorräte für die Festtage. 24.12.2007 Wellington-Turangi Um acht Uhr fährt der Bus nach Turangi los. Der Busfahrer erledigt ständig Administrativarbeiten während dem Fahren und der Bus braucht beide Fahrspuren... Nach einer Weile wird er angehalten: 102 statt 100km/h, das gibt eine Busse. Die sind wahnsinnig kleinlich hier. Um 13:30 Uhr erreiche ich Turangi, wo ich im Club Habitat YHA unterkomme. 25.12.2007 Turangi Es regnet in Strömen. Um sieben Uhr früh stehe ich im Büro von Extreme Backpackers, doch die Tongariro überquerung ist wegen schlechten Wetters abgesagt. Plaudere lange mit dem Inhaber, Mr. Cullen, über alte Autos - er hat einen wunderschönen roten Triumph TR2. Schlafe den Rest des Morgens. Treffe ein Schweizer Pärchen aus Romanshorn. Wir plaudern den ganzen Nachmittag. Wie der Regen etwas weniger wird, gehe ich spazieren. Ich werde triefnass. 26.12.2007 Turangi-Taupo Einmal mehr stehe ich um 7 Uhr im Büro von Extreme Backpackers, doch das Crossing ist wiederum abgesagt, das Wetter hat sich sogar noch verschlimmert, obwohl hier wieder die Sonne scheint. Somit ist für mich das Tongariro Crossing definitiv abgesagt. Ich werde versuchen, nach Taupo autozustoppen. Eine Familie nimmt mich mit, sogar bis zur I-Site in Taupo. In Burkes Backpackers untergekommen. Sonnenschein und Regenstürme in kurzer Abfolge. Kalt. 27.12.2007 Taupo-Rotorua Schönster Sonnenschein. Den Great Lake Walkway absolviert: Waipahiki, Rainbow Point bis Wharewaka. Noch etwas weiter, dann zurück. Zum Coiffeur. Mit Rudi aus Kroatien geplaudert. Auf den Bus, der 14:10 Bus fährt erst gegen 3 Uhr ab. Komme gegen 4 Uhr in Rotorua an, wo ich im Central Backpackers unterkomme: Freundlich und günstig. Laufe zum Kuirau Park, wo es unzählige heisse Quellen und Schlammbäder gibt. Dann zum Maoriquartier Ohinematu und dem Seeufer entlang zum Sulphur Point und Rocky Point, wo es viele malerische Heisswasser- und Schlammquellen gibt. Grosses Abendessen gekocht, Gratisbier im „Pig and Whistle“ Pub bezogen. 28.12.2007 Rotorua Zum Maori Kulturzentrum Te Puia. Audiovideo-Ausstellung über Maori-Götter sowie über MaoriWaffen. Um 9 Uhr zur Führung, wir lernen über die Götter, werden zum Pohutu Geysir und zum Prince of Wales Feather Geysir und zum Kiwihaus geführt. Dann zum Konzert, wo wir die traditionelle Begrüssung, Gesang und den Kriegstanz Haka kennenlernen. Mache selbständig Rundgang: Kiwi-Haus, wo die Vögel im Dunkeln nur schlecht zu sehen sind, Geysire, heisse Schlammquellen, Lake Waikaukau, Web- und Schnitzschule. Zurück zum Hostel, dann zu den heissen Quellen am Seeufer (Rocky Point), Government Gardens und das Rotorua Museum besucht, das die Geschichte des Gebäudes als Heilbad, Maorikultur, NZ Musik und Design sowie Maori-Regimente im 2. Weltkrieg thematisiert. 29.12.2007 Rotorua-Auckland Mit dem 08:30 Uhr Bus nach Auckland. Kommen um 12:30 Uhr im Skycenter an. Laufe zum Fat Camel Hostel. Checke ein. Koche Mittagessen. Laufe zur Tourist Information und zum Supermarkt. Mache den Downtown Heritage Walk. Da es Samstagabend ist, hat es überall betrunkene Jugendliche und sie machen einen Riesenkrach.
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30.12.2007 Auckland Mache den Midtown Heritage Walk. Die Sonne scheint. Dann den Uptown Heritage Walk. Viele protzige Gebäude aus der Jahrhundertwende bis zu den 20er Jahren. Zurück zum Hotel, Mittagessen kochen. Am Nachmittag zum Maritime Museum, was eine kleine Dampfmaschine in der Ausstellung hat, dann den fantastischen Dampfkran Rapaki und das Dampfboot Puke (hoffentlich hat der Name (to puke=erbrechen) nichts mit dem Gesundheitsbefinden der Passagiere auf See zu tun...). Verweile so lange, dass mich um 18:20 Uhr der Wachmann herausholen muss, sonst hätte ich dort wohl noch übernachtet. 31.12.2007 Auckland Zur Post, meine Poste Restante (neue Simkarte) abgeholt. Das Hostel gewechselt, finde ein viel billigeres, besseres, freundlicheres Hostel. Wasche den Schlafsack. Besuche das fantastische Auckland Museum. Im obersten Stock hat es ein Zero und ein Spitfire Kampfflugzeug aus dem zweiten Weltkrieg. Wasche die übrige Wäsche. Plauderte bis Neujahr mit den Gästen des Resthouses.
Chile 1.1.2008 Auckland-Santiago de Chile Lange mit dem Inhaber des Resthouses geplaudert. Nochmals zum Auckland Museum. Zum Kathmandu Outdoor Shop, sehr teure Schuhe gekauft, nachdem die in Taupo gekauften Schuhe meine Fussschmerzen noch verschlimmerten. Zurück zum Hostel, meinen Rucksack geholt, zum Flughafenbus. Im Bus treffe ich Rudi wieder, den ich schon in Taupo kennengelernt habe. Kein Problem mit dem Einfachbillet einzuchecken. Der Flug startet um 17:25 und verläuft normal. Um 12:30 Uhr, 5 Stunden bevor wir abgeflogen sind, kommen wir in Santiago de Chile an. Ich nehme einen Minibus in die Stadt (er verfährt sich völlig, doch Fixpreis), wo ich im Hotel Tabit im Herzen der Stadt einchecke. Die Stadt ist wie tot, nichts ist offen. Ich mache den Lonely Planet City Walk: Nationalbibliothek, centro Santa Lucia, Palacio de bellas artes, plaza de armes, ex-congreso nacional, tribunales de justicia, placa de la constitucion und palacio de moneda (welcher zwar öffentlich zugänglich ist, aber nur in einer Richtung, nicht mal einen Schritt zurück darf man machen) und Börse. Ich finde einen Burger King der offen ist(!!) und esse etwas, dann zurück zum Hotel und zum Schlafen. 2.1.2008 Santiago Mickriges Frühstück, dann in die Stadt, Besorgungen gemacht: Seife, Waschpulver, Wasser, Guetsli, Stecker für Ladegerät. Den zentralen Markt erkundet. In den Parque Metropolitano und mit der Drahtseilbahn auf den Cerro San Cristobal gefahren. Oben hat es abgesehen von der schönen Aussicht eine Statue der heiligen Jungfrau der unbefleckten Empfängnis. Ins Museum Präkolumbanischer Kunst und die Sonderausstellung „Morir para Gobernar: Sex y poder en la sociedad moche“. 3.1.2008 Santiago-Valparaiso Spät aufgestanden, zur Busstation, Bus nach Valparaiso. Der „Turbus“ ist modern und bequem. Ich komme gegen Mittag an, folge einem Schlepper zur Hospedaje Brasil. Dort richte ich mich ein und besichtige dann die Stadt: Avenida Pedro Montt, Plaza Victoria, Plaza Anibal Pinto, Reloj Turri (Clocktower), Plaza Sobremayor mit der Ex-Intendencia und dem Matrosendenkmal. Auf der Ave. Castillo werde ich von einem Einheimischen gestoppt. Ich solle nicht weiterlaufen, es werde zu gefährlich. Hafenrundfahrt gemacht. FBW Trolleybus gesehen, aus Wetzikon, wo ich aufgewachsen bin. östlich zum Markt, Einkaufszentrum (mit Jumbo und Easy Läden) und Cierro Baron gelaufen. Zur Muelle Baron, dem Kreuzfahrtsschiffssteg. Stadtbummel zur Plaza O'Higgins, Parque Italia. 4.1.2008 Valparaiso Empanada gekauft, dann durch Los Placeres und Cerro Baron gelaufen. Mittagessen im Markt. Kaufe ein Busticket nach Puerto Montt. Durch die verarmten Barrios Cerro Los Lecheros, Cerro Larrain, Cerro Recreo Rodriguez und Cerro Polanco zur Calle Argentina und am Congreso Nacional vorbei gelaufen. In einer Garage sehe ich zwei Ford Model A stehen. Als ich näherkomme, lädt mich der Eigentümer zu einer Fahrt um den Block ein. Ich sage mit Freuden zu und so fahren wir in einem 1930 Ford Model A zu einem Reifengeschäft und zurück. Dann zum Cerro las Canas, Cerro del Litre, Cerro La Cruz, Cerro Mariposa und Cerro Florida gelaufen. Verlaufe mich und finde mich plötzlich beim Museo San Sebastian. Via Cerro Bellavista zur Plaza Victoria gelaufen. Zurück zum Hostel, wo Alex in der Zwischenzeit aus Santiago angekommen ist. Wir gehen zusammen essen. 5.1.2008 Valparaiso-Puerto Montt Mit dem Bus nach Vina del Mar. An der Plaza Sucre ausgestiegen. Plaza Vergara, Ave. Valparaiso (Hauptshoppingstrasse). Die Stadt ist modern und mondän, ganz im Gegensatz zu Valparaiso. Es sind keine Armenviertel sichtbar. Zum Castillo Wulff (ein erfolgreicher deutscher Immigrant hat sich eine Burg ins Meer gebaut) und dem Cap Ducal Hotel (in der Form eines Dampfschiffes) gelaufen. Zum Casino, dann in einem chinesischen Restaurant gegessen. Zurück zur Avenida Valparaiso, Strassenmusikanten zugehört. Mit dem Bus zurück nach Valparaiso. Zum Cerro Artilleria gelaufen, zur Aussichtsplattform, danach zur Iglesia Matriz (Kirche der heiligen Mutter). Zurück zum Hostel. Das Wetter ist morgens eiskalt, danach heiss doch sobald der Wind aufkommt, wieder eiskalt. Den Bus nach Puerto Montt bestiegen. Stopp in San Bernardino. Die Fahrt geht über ausgezeichnete Autobahnen durch das abendliche Chile, die Anden sind im Abendlicht. 6.1.2008 Puerto Montt Früh am Morgen kommen wir in Puerto Montt an. Der Besitzer eines Hostels, Germano, bietet uns ein Zimmer an und wir sagen zu. Zurück zur Busstation, wo wir unser Sightseeing buchen. Schnell Frühstück gekauft und die zwei Dampflokomotiven, die auf dem Dorfplatz aufgestellt sind, angeschaut. Zum Tourbus nach - 75 -
Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
Petrohü, erster Stopp ist Puerto Varas, am Lago Llanguihe, dem drittgrössten See Südamerikas gelegen. Das überteuerte Mittagessen in Ensenada lassen wir aus und gehen am Seeufer spazieren. Wir werden aber von einem Schwarm riesiger Fliegen überfallen und müssen uns ins Restaurant retten. Weiter zum Parque Nacional Viante Perez Rosales, wo wir die Laguna Verde, ein mit Wasser gefüllter Vulkankrater, besuchen. Zum Lago Todos los Santos, wo wir eine Bootsfahrt machen. Die Vulkane Osorno und Calbuco sind schneebedeckt. Zu den Saltos del Rio Petrohue, Wasserfällen mit den Vulkanen im Hintergrund. Zurück nach Puerto Montt, noch rasch Cazuela gegessen und dann zum Hostel zurück. 7.1.2008 Puerto Montt Mit einem Bus fahren wir nach Pargua, wo wir mit der Fähre zur Insel Chiloe übersetzen. Von den Leuten von Chiloe wird gesagt, dass sie besonders fromm, arbeitsam und lernbegierig, aber auch besonders abergläubisch seien. Wir halten in Ancud, besuchen das Fuerte San Antonio, wo die Spanier die letzte Schlacht gegen die Chilenen schlugen, und das Ortsmuseum. Langer Schwatz mit einem alten Mann, der dort Schiffsmodelle baut. Es ist eiskalt und regnet. Weiter nach Castro, wo es ein grosses Essen gibt und wir die drei Dampfmaschinen beim Restaurant bestaunen. Die Iglesia San Francisco, 1912 ganz aus Holz gebaut und etwas schief drinnen, besichtigt. Laufen zum Palafitas Mirador Gamboa, von wo aus man nicht nur die Pfahlbauten (Palafitas) sieht, sondern auch eine Schiffswerft für Holzschiffe. Weiter nach Dalcahue, einem Dörfchen, das vis-a-vis der Insel Achao liegt, auf der man ständig Busse und Lastwagen herumfahren sieht. Zurück nach Ancud, aufs Festland übergesetzt. Beim Nachtessen mache ich einen blöden Fehler: Weil das Menu (mit Preis) draussen angeschlagen ist, frage ich nicht nach dem Preis und prompt müssen wir das Dreifache bezahlen. Es mögen nur vier Dollar sein, aber so einen Seich kann ich mir nicht jeden Tag leisten. 8.1.2008 Puerto Montt-Punta Arenas Wir werden mit dem Auto in die Stadt gebracht. Internet. Der Bus fährt um 11 Uhr ab. Wir halten in Osorno. Die Fahrt geht durch die grünen, bewaldeten Anden auf der chilenischen Seite. Es regnet in Strömen. Die Zollformalitäten am argentinischen Zoll sind erstaunlich unbürokratisch. Unser Gepäck wird mit einer Plombe versiegelt. Der Bus, ein älterer brasilianischer „Marco Polo“, ist ausgesprochen bequem, sowohl die Sitze wie auch die Federung. Die Sonne kommt heraus. Zum Mittagessen gibt es Sandwiches, zum Abendessen halten wir bei einem argentinischen Gasthof. Jetzt bin ich froh, dass ich in Puerto Montt noch ein paar argentinische Pesos getauscht habe. Wir fahren weiter, es werden drei neuere amerikanische Filme gezeigt, während draussen die Anden im Abendlicht ein spektakuläres Bild abgeben. Der Wald hat unterdessen aufgehört, nur grüne Hügel und schneebedeckte Gipfel rund um uns herum. Ich schlafe bald einmal ein. 9.1.2008 Puerto Montt-Punta Arenas Die Landschaft ist nur noch Pampa, eigentlich eine Wüste mit etwas Gras. Manchmal sehen wir Schafe, Llamas oder Nandus. Kurz nach dem chilenischen Grenzposten halten wir bei einem Restaurant, wo wir ein verspätetes Mittagessen, Berge von Fleisch, einnehmen. Um 18 Uhr kommen wir in Punta Arenas an, dank unserem bequemen Transportmittel in recht gutem Zustand, trotz der langen Reise. Wir werden zum Hostal Maria Isabel I geführt, wo wir ein Schlafsaalbett kriegen. Dann gehen wir in die Stadt, kaufen etwas ein und versuchen die Stadt etwas zu erfassen. 10.1.2008 Punta Arenas Zur Touristeninformation (Plaza Munoz Gamero), dann die Calle Bories runtergelaufen und die Läden angeschaut. Es gibt nichts, was es hier nicht zu kaufen gäbe, und das nicht einmal teurer als in Santiago! In einem Geschäft für Arbeitskleidung kaufe ich einen Regenponcho für die Wanderung übermorgen im Parque Torres del Payne. Wir besichtigen den historischen Friedhof, mit vielen Gräbern mit englischen und kroatischen Namen. Busbillet für morgen nach Puerto Natales gekauft. In einem kleinen Restaurant gegessen. Mit dem Sammeltaxi zum Museo del Recuerdo. Ich hätte nie gedacht, dass hier am Ende der Welt eines der besten Dampfmuseen der Welt ist! Es gibt viele wunderbare Dampfmaschinen, Dampftraktoren, Dampflastwagen. Dazu Pferdekutschen, drei Autos - ein Martini (jawohl, aus der Schweiz!), ein Ford Model T und ein Peugeot - sowie vier historische Häuser, von denen zwei Schweizern gehört haben, einem Herrn Neracher und einem Herrn Bäriswyl aus Freiburg. Die Häuser sind innen so eingerichtet worden, wie sie um die Pionierzeit, so um 1875 rum, wohl ausgesehen haben. Danach gehen wir zu den gegenüberliegenden zwei Hypermärkten (es einfach schwer zu erfassen, dass es hier alles billig zu kaufen gibt!) und kaufen Lebensmittel für ein ziemlich luxuriöses Abendessen und für die Wanderung. Mit dem Colectivo zurück in die Stadt. 11.1.2008 Punta Arenas-Puerto Natales Um 9 Uhr fährt der Bus nach Puerto Natales ab. Er ist gut besetzt. Wir fahren durch immer stärkere Vegetation und sehen in der Ferne die schneebedeckten Berge von Torres del Payne. Es gibt auf einmal Sträucher, Bäume, Farmen mit Kühen. Um 12 Uhr kommen wir in Puerto Natales an, wo wir im Hostal Lili unterkommen. Erkunden die Stadt. Es gibt einen kleinen Hafen und überraschend viele Geschäfte, viele davon für Bergsteigerausrüstungen. Bestellen den Bus für morgen, kaufen Lebensmittel, mieten Zelt und Schlafmatte für Alex. 12.1.2008 Puerto Natales-Torres del Payne Der Bus nach Torres del Payne kommt etwas zu spät und der Hostelinhaber hat die Billete nicht ausgestellt, so dass wir sie im Bus kaufen müssen. Im Nationalpark zahlen wir die 30 USD Eintrittsgebühr und steigen in einen kleinen Bus zur Hosteria las Torres um. Bei einer Brücke müssen wir aussteigen und darüber laufen, während der Fahrer die Rückspiegel abschraubt und den Bus vorsichtig, mit 1cm Abstand auf jeder Seite, über die miserable Holzbrücke fährt. Wir stellen das Zelt bei der Hosteria las Torres auf und beginnen den Aufstieg zum Mirador Torres. Beim Gipfel verliere ich Alex. Ich warte dort und geniesse die Aussicht auf den
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schneebedeckten Torre Sur, Torre Central, Torre Norte und Cerro Nido de Corridor. Nach 20min werde ich unruhig und fange an, ihn zu suchen, aber kann ihn nicht finden. Ist ihm etwas zugestossen? Ich laufe so rasch als möglich zum Camp zurück. Eine halbe Stunde später erscheint er im Camp. Inmitten der vielen Touristen auf dem Gipfel haben wir uns verpasst. (12km) 13.1.2008 Torres del Payne Laufen in Richtung Campamento los Cürnos los. Essen dort Brot und Sardinen zum Mittagessen und dann weiter zum Campamento Italiano. Um 15 Uhr kommen wir dort an, stellen das Zelt auf und beginnen den Aufstieg. Um 18 Uhr, etwas vor dem Campamento Britannico, sehen wir die berühmte Aussicht auf Los Gemelos, Cerro Trono Blanco, Cerro Aleta de Tiburon, Punta Catalina und Cerro Cabeza del Indio. Da es am Einnachten und der Weg ausserordentlich schwierig und gefährlich ist, kehren wir um und kommen um 21 Uhr im Camp an. (26.5km) 14.1.2008 Torres del Payne Das Campo Italiano war windstill und deshalb wärmer als die anderen. Wir laufen los Richtung Refugio Paine Grande. Dort stellen wir das Zelt auf und laufen mit wenig Gepäck Richtung Grey Gletscher. Das Wetter ist erst regnerisch, doch gegen Abend wird es immer besser. Wir sehen den fantastischen, riesigen Glaciar Grey im goldenen Abendlicht, zwischen den schneebedeckten Gipfeln im Hintergrund und dem grünen Inselchen und dem milchblauen Lago Grey im Vordergrund. Um uns herum hat es Bäumchen wie Bonsais, Flechten, Moose und Sträucher mit roten Beeren oder weissen Blüten. Wir laufen im Schnellschritt zurück, damit wir es noch im Tageslicht zum Camp schaffen. Um 10 Uhr kommen wir dort an. Welche Enttäuschung: Die Küche ist geschlossen, Toiletten und Bad stehen vor Schmutz. Wir kochen Abendessen beim Büroeingang, um etwas Schutz vor dem Sturmwind zu finden. Treffe ein Schweizer Pärchen wieder. Stürmische Nacht mit Knieschmerzen und wenig Schlaf. (37.6 km) 15.1.2008 Torres del Payne-Puerto Natales Wir stehen ganz früh auf, packen das Zelt ein und kochen Kartoffelstock zum Frühstück. Dann laufen wir los Richtung Administration. Da wir spät dran sind und nur noch wenig Lebensmittel haben, gibt es nur einen kurzen Stopp im Campamento las Carretas. Das Wetter ist super, die Aussicht grandios. Um 12 Uhr kommen wir im Visitor Centre an, kochen noch rasch den letzten Kartoffelstock zum Mittagessen und reservieren Sitze für den morgigen Bus nach Punta Arenas. Um 13 Uhr fährt der Bus los, durch die grandiose Landschaft nach Pudeto und zum Gate, dann nach Puerto Natales. Wir kommen wieder im Hostal Lili unter. Billete bestätigen, Rucksack umpacken, duschen, Kleider waschen, Tagebuch schreiben, Internet. Ich koche Hörnli und Ghackets zum Abendessen. Ich bin bis 1 Uhr morgens mit Aerbetli beschäftigt. (17.5km) 16.1.2008 Puerto Natales-Punta Arenas Wir essen das letzte famose Frühstück des Lili Hostels und laufen zu Bus Sur, wo der Bus schon wartet. Die Busfahrt ist kurz; wir kommen kurz vor 11 Uhr in Punta Arenas an. Einmal mehr quartieren wir uns im Hostal Maria Isabel I ein. Kaufen ein Busbillet nach Ushuaia und dann im Supermarkt Zutaten für ein luxuriöses Mittag- und Abendessen. Die Sonne scheint, aber geht ein kalter und starker Sturmwind. Ich erkunde das Hafengebiet, entdecke einen hinduistischen Tempel und bei der Marinebasis zwei historische Segelschiffsrümpfe, die als Lagerraum benutzt werden und rund 100 Jahre alt sein dürften.
Argentinien 17.1.2008 Punta Arenas-Ushuaia Standen um 05:30 Uhr auf, um den Bus nach Ushaia zu besteigen. Es ist nur ein Mercedes, viel weniger komfortabel als die chilenischen Busse. Wir setzen mit der Fähre nach Feuerland über; der Wind der Magellanstrasse ist so heftig, dass man auf Deck kaum stehen kann. Wir sehen einen Schwarm kleiner Tümmler der Fähre entlang schwimmen. In Feuerland ändert sich die Landschaft allmählich. Bei der Grenze ist es Grasland mit ein paar Farmen. In Rio Grande, einer unerwartet grossen Stadt, müssen wir umsteigen und warten lange auf den Anschluss. Etwas weiter sehen wir Oel- und Gasfördertürme. Dann gibt es Bäume, Berge, Seen und Dörfer, die Landschaft sieht recht europäisch aus. Wir kommen eine Stunde zu spät in Ushuaia an und richten uns in der Torre del Sur Jugendherberge ein. Schlechter Gegenwert, für ein Schlafsaalbett ohne Frühstück müssen wir 12 USD zahlen. Kaufen Lebensmittel im Supermarkt, essen das Abendessen, beobachten den farbenfrohen Sonnenuntergang. 18.1.2008 Ushuaia Suchen eine billigere Bleibe, finden eine gleich teure, ist aber weiter von der Stadt weg. Mir gefällt sie nicht, also bleiben wir. Einkaufen in der „La Anonima“. Ich mache Fotos im Hafen, während ich auf Alex warte. Buchen eine Bootstour. Fahren erst zur sturmgepeitschten Insel Bridges, wo es antarktische Gänse und sonst nur Moos und Flechten hat. Dann zur Seelöwenkolonie, die man schon von weitem her riecht. Um den Leuchtturm „Faro les Eclaireurs“ herum. Das kleine Boot wird vom heftigen Seegang brutal durchgeschüttelt. Es ist eiskalt. Wir kriegen Tee und Guetsli in der Kajüte. Wir kommen mit einem riesigen Kreuzfahrtschiff in den Hafen herein. 19.1.2008 Ushuaia Der Bus zum Tierra del Fuego Nationalpark holt uns um 8:50 Uhr ab. Wir steigen in Lago Roca aus und beginnen den als schwierig bekannten Aufstieg zum Cerro Guanaco. Ueberall hoppeln Hasen. Erst geht es durch kalten Urwald, dann sind es Baumkrüppel. Wir durchqueren einen riesigen Sumpf und ziehen manchen Schuh voll heraus. Schlussendlich kommt der Aufstieg auf den aus Schiefertrümmern bestehenden Berg. Ich verliere den Weg und muss ohne Pfad auf den Grat des nebenstehenden Berges klettern, damit ich schlussendlich doch noch zum Cerro Guanaco komme. Das ist wahnsinnig gefährlich, da man sich nirgends halten kann (der Schiefer bricht sofort ab) und - 77 -
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alles rutschiges Geröll ist; zerreisse meine Hosen an einer scharfen Schieferplatte. Endlich gelangen wir (Alex lief auf dem richtigen Weg) auf den Gipfel des Cerro Guanaco, von wo aus wir eine etwas diesige Aussicht auf die südlichsten Inseln Feuerlands haben. Der Abstieg ist viel schneller als der Aufstieg. Danach laufen wir den Costera Trail entlang bis Ensenada Bay, von wo aus wir noch bis zur Hauptstrasse laufen müssen. Endlich kommt der Bus. Völlig erschöpft kommen wir in Ushuaia an. 20.1.2008 Ushuaia Wie wir in die Stadt laufen, merken wir, dass wir die Busbillets hätten gestern kaufen sollen, denn heute ist absolut alles geschlossen und es werden keine Bustickets verkauft. Wie die Jugendherberge Leiter einmal mehr mit uns schimpfen, weil wir in der Küche essen, ziehe ich mein Veto gegen den Hostelwechsel zurück und wir ziehen ins End House, das viel mehr Platz, schnelleres Internet und Frühstück für 5 Pesos weniger anbietet. Wir verbringen den Rest des Tages damit, erfolglos nach einem Reisebüro, das am Sonntag Bustickets verkauft, zu suchen. 21.1.2008 Ushuaia Morgens um 09:30 Uhr stehen wir im Büro von Tecni Austral (Busbetriebe), aber die Schlange ist riesengross. Wir laufen zum Büro von Marga Bus, die öffnen aber mit Verspätung und erklären, dass der Bus voll sei und dass wir zu Tecni Austral, dem Konkurrenten gehen sollen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und laufen zurück zu Tecni Austral, wo wir nach langem Warten tatsächlich eines der ultra-raren Billete für den morgigen Bus nach El Calafate kaufen können. Zum Supermarkt, dann zurück zum Hostel, viele Telefonate gemacht, bis wir eine Reservation für ein Hostel in El Calafate machen konnte. Ich telefoniere Brigitte Leutenegger, Jarek Pyra und den Badats. Ich war völlig erschüttert, als ich hörte, dass Zeb unerwartet an einem Blinddarmdurchbruch gestorben ist. Er war immer so stolz auf seine ausgezeichnete Gesundheit. Ein grosser Verlust. Mit dem Taxi fahren wir zum Glaciar Martial und laufen die letzten paar Kilometer bis zum Gletscherchen, das aus ein paar Eiskristallen an einem Berghang besteht. Bis zum Hostel zurückgelaufen. Ich fühle mich nicht gut, kaufe Vitamin C. 22.1.2008 Ushuaia-El Calafate Um halb sechs Uhr früh besteigen wir den Bus nach Rio Grande. Ich schlafe bis dort. In Rio Grande umsteigen auf den Bus nach Rio Gallegos. Dort haben wir drei Stunden Aufenthalt. Mit dem Bus in die Stadt und einkaufen im Supermarkt. Im Park gegessen. Zur Busstation zurückgelaufen. Mit dem Bus nach El Calafate. 23.1.2008 El Calafate Wir kommen um 1 Uhr in El Calafate an, wo wir im Hostal Glaciar Pioneros einchecken. Am Morgen müssen wir ins Hostal Glaciar Libertador wechseln, da kein Platz mehr für uns ist. Wir nehmen einen Bus zum Glaciar Perito Moreno. Als wir ankommen bricht ein grosses Stück vorne am Gletscher ab, aber bis ich die Kamera bereit habe, sieht man nur noch das Wasser spritzen. Der Gletscher ist riesig und sehr hoch, er soll ja 200m unter die Wasseroberfläche gehen. Er schaut majestätisch aus mit seiner weissen und blauen Farbe im Sonnenlicht. Gerade als wir gehen wollen, bricht ein weiteres grosses Stück ab, aber einmal mehr ist meine Kamera nicht bereit. 24.1.2008 El Calafate-El Chalten Ganz früh aufgestanden. Um 0715 sind wir beim Busbahnhof und besteigen den Bus nach El Chalten. Im Bus schlafe ich sofort wieder ein. Der Bus hält an einem Restaurant, wo wir uns alle mit einem jungen Llama fotografieren. Um 11 Uhr kommen wir beim Büro des Nationalparks an, wo wir einem kurzen Vortrag beiwohnen. Vor dem windigen Hüttchen, das das Busbüro darstellt, steigen wir aus und müssen eine Bleibe finden. Die Jugendherberge ist voll, aber auf einem Campingplatz finden wir ein Schlafsaalbett. Wir wandern drei Stunden im schönsten Sonnenschein bis zur Laguna del Torre, wo wir eine schöne Aussicht auf den Cerro Solo, den Glaciar Grande und den Cerro Torre haben. Meine Füsse schmerzen höllisch. Alex läuft und ich humple zurück ins Dorf. 25.1.2008 El Chalten über den Aussichtspunkt über Laguna Capri, Poincenot und Rio Blanco Camp zur Laguna de los Tres gewandert. Der Aufstieg ist wahnsinnig steil. Erst schöne Aussicht auf das ganze Tal, insbesondere die Laguna Madre e Hija. Das Wetter ist fantastisch. Oben wunderbare Aussicht über dem blauen See auf den Cerro Fitzroy. Zurück ins Dorf. Von Franzosen kriegen wir die überreste eines gebratenen Lammes, die wir mit Wonne abnagen. 26.1.2008 El Chalten-Perito Moreno Der Bus nach Perito Moreno fährt um halb zwei Uhr morgens ab. Die Schmerzen in meinen Füssen lassen mich nicht schlafen. Schlussendlich schlafe ich doch noch ein. Als ich aufwache, ist nur Wüste um uns herum, manchmal sieht man die schneebedeckten Gipfel der Anden in der Ferne und manchmal hat es etwas grünes Gras mit Vieh und Farmen. Die Strasse ist ungeteert, aber gut erhalten. Wir kommen mit 3 Stunden Verspätung in Perito Moreno an. Dort quartieren wir uns im Hotel Santa Cruz ein, nahe beim lauten Kraftwerk. Besuchen die Kirche, schwatzen mit der Siegristin. Kaufen ein Busticket nach Bariloche, aber das ist 20 Pesos teurer als in El Calafate. 27.1.2008 Perito Moreno-San Carlos de Bariloche Das Dorf ist völlig verschlafen am Sonntagmorgen. Wir steigen auf einen Hügel und sehen uns die Aussicht auf das Dorf an. Das Wetter ist nicht mehr schön, eher kühl. In einem Cafe kaufen wir Brot und Wurst zum Mittagessen und essen dies im Park. Lange vor der Abfahrtszeit sind wir in der Busstation und warten auf den Bus, der mit etwas Verspätung kommt. Er fährt durch öde Pampalandschaft. Wir sehen ein Nandu, manchmal etwas Gras und Vieh, wenige Estancias. 28.1.2008 Perito Moreno-San Carlos de Bariloche Wir kommen um 7 Uhr morgens in Bariloche an. Mit dem Bus ins Stadtzentrum. Lange und schwierige Suche für ein Hostelbett, erst das sechste Hostel, das Marcopolo YHA, hat zwei Betten verfügbar, und das auch nur für eine Nacht. Kaufte ein Busticket für den 31sten nach Buenos Aires. Habe weitere Hostels ausgecheckt, bis ich ein günstiges Bett in der Jugendherberge nebenan gefunden habe - für zwei Nächte - 78 -
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werde ich halt als Mädchen geführt, weil es nur noch Platz im Mädchenschlafsaal hat. 29.1.2008 Bariloche Mit dem öffentlichen Bus nach Puerto Panuelo gefahren. Teils auf Wanderwegen, teils auf der Strasse Richtung Colonia Suiza gelaufen, die letzten drei Kilometer mit dem Bus. Das Dorf angeschaut, treffen Carolina Goye, die Urenkelin des Gründers. Sie zeigt uns das Gründerhaus, 1935 im chilenischen Stil gebaut, aber innen typisch Wallis. Sie macht uns mit ihrem Vater bekannt, mit dem wir lange plaudern. Als der Bus einfach nicht kommt, laufen wir ihm entgegen und finden ihn im Dorf. Zurück nach Bariloche. Ich telefoniere mit Christian, aktualisiere die Homepage des VSD. Um 22 Uhr laufen wir ins Stadtzentrum. Alex geht Pingpong spielen. In einem Café treffe ich eine merkwürdige Dame, Muschi, die mich in drei verschiedenen Sprachen anspricht und mir unbedingt empfiehlt, Christine Wiecko, eine polnischstämmige Physikerin, die hier lebt, anzurufen. Weshalb habe ich nicht herausgefunden. 30.1.2008 Bariloche Mit dem Minibus fahren wir zwei Stunden nach Pampa Linda. Auf einer Naturstrasse laufen wir zum Glaciar del Manso, bzw. dem Ventisquero Negro (schwarzer Gletscher). Eindrückliche Sicht auf den Gletscher, der sich der ganzen Länge des Gletscherseeleins entlang zieht und teilweise innen weiss ist. Zum Picknickplatz, wo wir das billigste - Guetsli - essen, dann zur Garganta del Diablo, wo man etwas Aussicht auf den Cerro Tronador, einen grossen Wasserfall und den Glaciar Castano Overo hat. Auf der jetzt wahnsinnig stark befahrenen Naturstrasse fast bis zum Dorf zurück, dann über einen erst überschwemmten Pfad, dann einen schmalen Weg durch hohes Bambusried zur Saltillo de las Nalcas, einem Wasserfall über einen überhängenden Felsen. Israelis getroffen und mit ihnen geplaudert, einige kennen St. Gallen. Müssen uns beeilen, um rechtzeitig ins Dorf zurückzukommen. Fahrt mit dem Bus nach Bariloche zurück. Lebensmittel gekauft und letztes gemeinsames Abendessen gekocht. Morgen fährt Alex nach Santiago, während ich erst am Nachmittag nach Buenos Aires abfahre. 31.1.2008 Bariloche-Buenos Aires Nochmals zur Tourist Information, neue Karte geholt. Laufe Richtung Cerro Otto. Treffe eine Gruppe englischer Wanderer aus Wales, wir beginnen den Aufstieg zusammen und plaudern. Bei der Luftseilbahnbergstation angekommen, wird Ar$ 15 Eintritt verlangt. Da die Engländer weiterwandern wollen, trennen wir uns. Ich laufe rechts am Eintrittstor vorbei, um den Berg herum und steige über eine Absperrung und komme so gratis auf die Aussichtsterrasse. Aussicht über den Lago Nahuel Huapi, auf Bariloche und die beiden Lago Moreno mit Puerto Panuelo und Colonia Suiza. Es hat viele Gleitschirmflieger, aber der Wind scheint nicht gut zu sein, keiner startet. Laufe zurück, hole das Gepäck. In der „del Turista“ Schokoladefabrik kaufe ich noch für Ar$ 3 Schokolade, damit ich Bariloche nicht verlassen muss, ohne die Schokolade probiert zu haben. Für meinen Gaumen etwas zu trocken. Da sie kein Herausgeld haben, geben sie mir zwei Schokolädchen dafür, fast so viel wert wie die Schokolade, die ich gekauft habe! Warte lange auf den Bus zum Terminal, beginne bereits nervös zu werden, als er schlussendlich doch noch kommt. Der Bus nach Bariloche fährt mit grosser Verspätung ab. Ich habe den vordersten Sitz rechts aussen. Die Sicht auf das Flusstal des Rio Limay ist beeindruckend, ein grüner Gürtel von Wiesen und Bäumen entlang dem tiefblauen Fluss, der sich durch die wüstenartige Pampa windet. Kurzer Stopp in Neuquen. Plötzlich fährt der Bus ab, während ich auf dem Perron stehe. Ich erschrecke. Andere Passagiere beruhigen mich: Der geht nur tanken. Tatsächlich, er kommt zurück. 1.2.2008 Buenos Aires Wie ich aufwache, hat sich die Landschaft völlig verändert: Regen, grüne Weiden, überall Dörfer, Häuser. Um 12 Uhr kommen wir nach Buenos Aires, aber wir bleiben in der gleissenden Sonne zwei Stunden lang im Verkehrsstau stecken, auf einer Strecke von nur einem Kilometer. Mit der U-Bahn fahre ich nach Constitucion, wo ich das End of the World Hostel schnell finde. Eine Bruchbude. Checke ein, bringe meine Kleider zur Wäscherei, gehe schlafen. Am Abend hole ich meine Kleider aus der Wäscherei und sehe etwas fern. Lange nach Mitternacht noch ein Riesenkrach, da jeder Bewohner seine Stereoanlage voll aufdreht. 2.2.2008 Buenos Aires Zur Plaza de Mayo gelaufen. Museo del Cabildo von aussen (es finden Dreharbeiten statt) gesehen. Catedral Metropolitana besucht. Plaza de Mayo abgelaufen. Casa Rosada von aussen betrachtet. Basilica de San Francisco und Manzana de las Luces besucht. Besuchte das Museo de la Inmigracion Gallego (Museum der spanisch-galizischen Immigration). Zur Plaza de la Republica mit dem Obelisk. Zum Monumento de los dos congresos und dem Palacio del Congreso. Zu Toscanini, dem Teatro Colon, das gerade renoviert wird. Zur Avenida Florida, einer Fussgängerzone mit vielen Läden. Zum Torre Monumental (vor dem Falklandkrieg Torre Ingles), dann zum Puerto Madero. Entlang der ehemaligen Piers hat es jetzt Cafes und teure Wohnungen. Vertäut ist die Corbeta Urugay, ein historisches Dampfsegelschiff, leider heute nicht für Besucher geöffnet. Weiter unten liegt die Fragata Presidente Sarmiento, ein ebenfalls fantastisch erhaltener Dampfsegler. Ich besichtige die eindrückliche Vierfach-ExpansionsDampfmaschine. Zurück zur Plaza de Mayo, dann entlang Bolivar nach San Telmo. Besuche das Museo del Cabildo (Ausstellung über Dachziegel). Besuche den Mercado mit vielen Antiquitätenständen. Zur Plaza Dorrego, wohl dem Herz von San Telmo, dann entlang Defensa zum Parque Lezama, wo einige Künstler sich für eine Trommelei bereitmachen. Im Centro Cultural Torquato Tasso sehe ich den Tangoschülern zu, wie sie Tango üben. 3.2.2008 Buenos Aires Mit dem Bus zur Recoleta, die im spanischen Kolonialstil gehaltene Iglesia de Nuestra Senora de Pilar besucht. Zum Friedhof „Cementerio de Recoleta“. Nachdem ich das Grabmal von Evita Peron besucht habe, nehme ich an einer Führung (in spanisch) teil. Diese ist viel ausführlicher als diejenige der Touristenbusse, fast zwei Stunden lang lernen wir über die bekannten Persönlichkeiten, die hier begraben wurden. Die Grabmäler sind alles
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Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
Häuschen, z.T. höchst komfortabel ausgestattet, mit in der Regel zwei Kellerstockwerken und in den grössten hat es über 100 Särge, die hier einfach „eingestellt“ werden. Danach an der monumental-neugotischen Facultad de Ingenieria vorbei zur Plaza de Francia und dann zum Museo Nacional de Bellas Artes. Die Sammlung dieses Museums ist umwerfend. Von fast allen bekannten Künstlern - über van Gogh, Monet, Manet, Corot, Picasso, Modigliani bis zu Rothko hat es einfach alles, und überall nur die besten Werke. Im oberen Stock sind die argentinischen Künstler untergebracht. Während die älteren argentinischen Bilder durchaus mit den europäischen konkurrieren können, scheint während der Diktatur keine Kunst mehr entstanden zu sein. Die neueren Bilder sind wahnsinnig wild, vielleicht ein Ventil nach so vielen Jahren Diktatur? Es gibt noch eine kleine aber eindrückliche Sektion präkolumbanischer Kunst. Weiter zur gigantischen Metallblume „Floralis Generica“, die sich nachtsüber schliessen soll. Vorbei an der riesigen neoklassizistischen Rechtsfakultät zum Souvenirmarkt beim Centro Cultural Recoleta. 4.2.2008 Buenos Aires Heute ist irrsinnig heiss. Ich laufe zum Terminal der Buquebus Fähre und warte geschlagene zwei Stunden in verschiedenen Schlangen, bis ich das Ticket für morgen nach Colonia (Uruguay) in den Händen halte. Beim Zurücklaufen finde ich ein Restaurant, das ein fantastisches Buffet für nur Ar$ 13 anbietet. Ich esse mich randvoll mit Fleisch, Meeresfrüchten und am Schluss noch Desserts. Es kostet zwar schlussendlich etwas mehr, wie hier meistens so üblich ist, aber es war es wert! Danach noch etwas durch die Stadt gebummelt, Etihad (ohne Erfolg) und Sheryl angerufen, aber schlussendlich muss ich zum Hostel zurück und ein Mittagsschläfchen halten. Danach noch Faden und eine Nadel für die Nähahle gekauft, langer Schwatz mit der Ladenbesitzerin im Markt von San Telmo, dann einmal mehr den Rucksack geflickt. Argentinien ist ein moderner und sehr europäischer Staat. Die Wirtschaft hat sich mehr oder weniger von der Krise von 2001 erholt, die Preise steigen so rasch dass man schon fast wieder Hyperinflation befürchten muss. Die aufgebrochenen Trottoirs sind mit Kaugummi und Hundedreck übersät, wenn man nicht aufpasst, tritt man wortwörtlich in die Sch... Es gibt viele offensichtlich abgemeldete Autos (manche davon neueren Datums) in der Strasse, wahrscheinlich gehören sie Opfern der Krise von 2001. Die Preise im Süden sind wahnsinnig hoch, von Paketsuppe bis Fleisch ist alles sehr teuer. Buenos Aires ist dafür ziemlich billig. Verbrechen ist kein grosses Problem hier, obwohl man regelmässig Leute den Müll nach rezyklierbarem Material durchsuchen sieht, also muss es grosse Armut geben. Das Land ist sehr modern, hat eine ausgezeichnete Internet-Infrastruktur und viele neuere Automodelle werden hier gebaut, v.A. Fiat, VW (welche Chrysler Argentinien übernommen haben, es gibt Dodge Avenger mit VW-Logo), Renault und Peugeot.
Uruguay 5.2.2008 Buenos Aires-Colonia del Sacramento (Uruguay) Suche nach einem Skype-Computer, aber nichts gefunden. Warte lange an der falschen Busstation auf den 126er Bus, doch wie ich endlich die richtige Busstation finde, fährt der an mir vorbei und hält weiter vorne. Ich renne und erwische ihn. Im Bus drin ist es nicht besonders voll, aber ein älterer Herr beschwert sich, dass mein Rucksack eine alte Frau neben mir belästige. Ich solle ihn auf den Boden stellen. Das stimmt natürlich überhaupt nicht und auf den Boden stellen möchte ich ihn schon gar nicht, weil dazu der Platz fehlt. Der Herr ist unterdessen am weiter ausholen: Mit soviel Gepäck müsse man ein Taxi nehmen. Die anderen Passagiere hätten fast geklatscht, die junge Frau neben mir wählt demonstrativ einen anderen Sitz. Rausschmeissen kann er mich allerdings nicht, und so bleibe ich bis zum Hafen sitzen. Dort geht der Check-In erwartungsgemäss im Schneckentempo voran. Im Schiff drin muss ich mich von all dem Stress erholen und sinke bis zur Abfahrt des Schiffes in einen Sessel der ersten Klasse. Danach gehe ich auf Deck, aber es ist wenig zu sehen. Unterdessen wird angekündigt, dass es eine Tango-Show gäbe. Tatsächlich singt ein Sänger mit viel Corazon argentinische Weisen, der ab und zu falsche Ton wird durch seinen Einsatz und den Enthusiasmus des Publikums wettgemacht. In Colonia ist zu meinem grossem Erstaunen keine Passkontrolle, ich laufe direkt zum El Viajero Hostel, wo ich bereits reserviert habe. Danach besichtige ich die Altstadt des hübschen und ausserordentlich sauberen Städtchens. Ich steige auf den Leuchtturm, von wo ich eine gute Sicht auf die Stadt habe, sehe mir die Fundamente des Gouverneurshauses an, laufe zur Plaza Mayor, Porton de Campo, Bastion de San Miguel, Calle de los Suspiros bis zur Bastion de San Pedro. Danach zur Muelle (Bootssteg) 1866 wo ich lange den Böötli zuschaue. Es stehen viele historische Autos auf der Strasse, einige mit Verkaufsschildern dran, so viele Ford, ein Vauxhall (aus den 20er bis 40er Jahren), ein Rambler Cabrio und viele mehr. Kaufe im Supermarkt Abendessen ein, der Metzger sagt mir, dass was ich koche „Tucito“ heisst. 6.2.2008 Colonia del Sacramento Ich kann erst morgen nach Montevideo, für heute hat es keinen Platz mehr in der Jugendherberge. Lief durch die Stadt, sah einen historischen Ford und einen Citroen Traction Avant, aus dem ein Baum wuchs. Versuchte einmal mehr erfolglos, Etihad anzuskypen. Niemand ist zuständig, die Büros sind stets gerade nicht offen. Ich werde wohl mein Geld nie mehr sehen. Lief zur Plaza de los Toros, einer verfallenen Stierkampfarena ca. 5km weit weg. Sah viele weitere schöne historische Autos, u.A. ein Commer und ein Fargo. Es ist heiss und schwül. Lese etwas. Meine Füsse sind voller Blasen, die neuen Einlegesohlen sind wohl zu elastisch. Ich nehme an einem Grillfest teil. Es ist sehr teuer und es hat viel zu wenig zu essen für uns alle. Trotzdem macht es Spass und ich schwatze mit einem Pärchen aus Brasilien die ganze Nacht.
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Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
7.2.2008 Colonia-Montevideo Um ein Uhr früh komme ich ins Bett, um halb sechs Uhr muss ich schon wieder raus, denn ich muss auf den 06:45-Uhr-Bus nach Montevideo. Dieser stellt sich als stark verspätet heraus. Ich schlafe bis Montevideo, dort nehme ich den Bus ins Stadtzentrum und checke im El Viajero Ciudad Vieja ein. Kriege sogar Frühstück. Besuche die Catedral Metropolitano (Matriz). Zum Museo del Carnaval. Werde mit Informationen richtig überschwemmt und noch zum Tourist Office begleitet, wo eine weitere Flut von Informationen über mich hereinbricht. Mache den Stadtrundgang: Mercado del Puerto, Museo de Arte Precolombino e Indigena, Museo Historico Nacional Casa de Garibaldi, Plaza Zabalo, Museo Historico Nacional Casa de Rivera (absurderweise mit mehr präkolumbianischer Kunst als das entsprechende Museum), kurz ins Museo Gurvich reingeschaut, Plaza Matriz, Museo y Archivo Municipal Cabildo nahe der ehemaligen Zitadelle, Museo Torres Garcia mit Gemälden und von Torres Garcia entwickeltem Spielzeug, seiner Zeit weit voraus, Plaza Indepencia mit Puerta de la Ciudadela (ehemaliges Tor der Zitadelle) und unterirdischem Schrein für General Artigas. Bewundere das Teatro Solis, den Palacio Salvo, ein Wolkenkratzer wohl aus den zwanziger Jahren, die Casa del Gobierno Edificio Indenpendencia. Mit dem Bus zum Teatro de Verano, zu einer Fasnachtsshow. Ich sehe nur die Murga Japilong und die Revistas D'Javu. Dann wird es mir zu kalt, zu spät und zu laut und nach langem Warten finde ich endlich einen Bus zurück. Montevideo soll „MONTE VI De Este al Oeste“ bedeuten. 8.2.2008 Montevideo Das Wetter ist kalt und regnerisch. Organisiere meine Weiterreise, morgen soll es nach Punta del Este und dann nach Rocha gehen. Mein Uhrenband bricht und ich finde zufälligerweise ein Originalersatzteil. Die beiden Museen, die ich noch nicht besucht habe, das Museo Romantico und das Museo Casa de Lavalleja bleiben beide geschlossen. Schreibe Postkarten an Rütli, Saxer, Brigitte und Heinz und Irene. Schicke ein Che Guevara Kühlschrankmagnet an Raoul. Am Abend zu den Llamadas (Strassenfasnacht). Es waren keine Plätze mehr zu kaufen und ich stehe etwa in der fünften Reihe, wo man wenig sieht. Es regnet etwas. Plötzlich wird der Regen zum tropischen Regenguss. Die Leute fliehen. Ich habe meinen Schirm dabei und kann jetzt sogar vor die Stuhlreihen auf die Strasse laufen. Nach kurzer Zeit bewegen sich die Cliquen wieder und ich stehe nun mittendrin und kann ein paar gute Fotos machen. Etwa um Mitternacht kommt die letzte Clique vorbei. Ich mache mich auf den Heimweg, finde aber in den Nebengassen Cliquen, die unterdessen gewissermassen Privatfeste gestartet haben. So wird es ziemlich früh am Morgen, bis ich heimkomme. 9.2.2008 Montevideo-Punta del Este Um 8 Uhr bin ich der erste beim Frühstück. Mit dem Bus zur Tres Cruces Busstation, Bus nach Punta del Este. Schlafe immer wieder ein. Man sieht manchmal schöne Oldtimerautos. Um Mittagszeit komme ich in Punta del Este an, wo ich im „1949 Hostal einchecke“. Mit einem Velotrümmer des Hostels erforsche ich die Stadt. Dann checke im Hostel ein. Ich laufe zum Supermarkt und Hauptplatz, aber es beginnt heftig zu regnen. Als es wieder besser wird, fahre ich mit dem Velo in Richtung Manatiales. Sehe ein Rudel offenbar wilder Meerschweinchen am Strassenrand. Ca. 10km von Punta del Este löst sich der völlig versprödete Reifen auf. Ich muss das defekte Velo den ganzen Weg zurück stossen (und manchmal fahren) und komme völlig erschöpft in Punta del Este an. Punta del Este ist ein mondäner Badeort mit Hochhäusern, Touristeninfrastruktur, vielen Banken (sogar eine UBS) und einem etwa doppelt so hohen Preisniveau wie Montevideo. Koche Abendessen, treffe einen Schweizer. Mache Fotos von Punta bei Nacht. Bin hundemüde und gehe viel zu früh für Punta ins Bett. 10.2.2008 Punta del Este-La Pedrera Obwohl ich spät aufstehe, bin ich der erste beim Frühstück. Laufe nach Maldonado zum Shopping Centre, wo es gegenüber eine Garage mit tollen Oldtimerautos hat, u.A. ein verlängerter Cadillac aus den 40er Jahren. Laufe zur Spitze der Halbinsel, als eine graue Gewitterwand auf uns zukommt. Sende noch ein völlig verfahrenes amerikanisches Pärchen auf den richtigen Weg. Laufe rasch zurück zum Hostel. Zur Busstation, wo ich den Bus nach Rocha besteige. In Rocha muss ich etwas herumfragen, bis ich den Bus nach La Pedrera finde. Als ich dort ankomme, ist es schon 20 Uhr. Kaufe schnell noch was zum Kochen ein und laufe zwei Kilometer bis zur Jugendherberge. Enttäuschung: Für 14 USD (übrigens 2 USD mehr, als im Internet angegeben!) gibt es gerade mal ein Bett in einem Holzschuppen, in dem der Wind durchbläst. 11.2.2008 La Pedrera-Cabo Polonio Zum Dorf gelaufen, Abfahrtszeiten des Busses in Erfahrung gebracht. Am Strand entlang zurück gelaufen, habe Mühe die Jugendherberge wieder zu finden. Hole den Rucksack, warte am Strassenrand bis der Bus dort vorbeifährt und halte ihn an. Kann mit dem grossen Rucksack fast nicht einsteigen, der Kondukteur schiebt von hinten. In Cabo Polonio muss ich eine sehr teure Fahrt mit dem Geländewagen durch die Sanddünen ins Dorf machen. Dort checke ich im Plan B Hostel ein. Das ist ein völlig alternatives Hostel, es sind fast alles Hippies, viele aus Buenos Aires, und alle sind heftig am kiffen. Das Dorf ist völlig zersiedelt, es gibt keine Strassen, jeder baut einfach irgendwo ein Häuschen in den Sand. Beim Leuchtturm hat es eine Seelöwenkolonie, wo man recht nah ran kann. Schwatze mit Django (der auch genau so wild aussieht, wie man sich einen Django vorstellt), dem Chef des Hostels. Werde zu einem Nachtessen eingeladen. Es wird bis Mitternacht Gitarre gespielt und gesungen, während draussen ein wilder Regensturm tobt. 12.2.2008 Cabo Polonia-Chuy Der erste Geländewagen nimmt mich nicht mit, weil ich ein Billet einer anderen Gesellschaft habe. Doch bald kommt der richtige. Als ich an der Strasse warte, kommt ein mit „Montevideo“ angeschriebener Bus. Ich steige nicht ein, denn ich will ja nach Chuy, in der entgegengesetzten Richtung. Er fährt wieder ab. Eine Frau erklärt mir, dass ich genau diesen Bus hätte nehmen sollen, denn er halte in Castillos, und nur dort - 81 -
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kriege ich den Bus nach Chuy. So warte ich eine Stunde, dann kommt ein Bus nach Castillos. Dort wartet der andere Bus bereits. Ich kann leider nicht wie geplant bei der Fortaleza de Santa Teresa aussteigen, weil nach diesem Bus sieben Stunden lang keiner mehr kommt. Autostoppen geht nicht hier. So fahre ich bis nach Chuy, wo ich erst das Busticket kaufe. Mir fehlen 200 Pesos, doch das ist kein Problem, ich habe bis 23 Uhr Kredit! Kaufe im Supermarkt ein und esse, denn jetzt bin ich sehr hungrig. Da Chuy zollfrei ist, ist der Supermarkt spottbillig! Den Nachmittag im Internetcafé verbracht, gesurft, Daten auf DVD gespielt, zum Zoll gelaufen und ausgestempelt. Voll vergessen, brasilianisches Geld zu besorgen und muss das um 18 Uhr in grosser Eile tun. Glücklicherweise ist eine Bank bis 19 Uhr offen. Um 23 Uhr fährt der Bus ab und hält kurz am brasilianischen Zoll, wo wir Touristen einstempeln müssen.
Süd- und Zentral-Brasilien 13.2.2008 Porto Alegre Die Busreise ist recht komfortabel, ich bekomme wenig mit und als ich aufwache, sind wir in Porto Alegre. Laufe zum Marechal Hotel, checke in, laufe zurück zum Busterminal und kaufe meine Weiterreise und um links und rechts der Strasse in die Läden zu gucken. Erforsche die Stadt. Porto Alegre ist eine schöne Stadt mit einem günstigen Preisniveau. Es fällt auf, dass es eine unfertige Ruine einer Hochbahn hat. Esse ein Mittagsbuffet für nur R$5. Besuche das Militärmuseum. Laufe in einem Kreis um die Stadt herum. Besuche die Kathedrale. Zurück zum Hotel und wasche meine Kleider. Als wieder weggehe, wird mir gesagt, ich solle den Schlüssel an der Reception lassen. Ich gehe weg, aber als ich wieder zurückkomme, können sie den Schlüssel nicht mehr finden. Schlussendlich müssen sie die Türe meines Zimmers aufbrechen. Danach muss ich natürlich das Zimmer wechseln... 14.2.2008 Porto Alegre-Florianopolis (Canasvieiras) Um 12 Uhr bin ich an der riesigen Busstation, wo ich den Bus nach Florianopolis besteige. Die Fahrt dauert 7 Stunden und führt fast ausschliesslich durch dicht besiedeltes Gebiet, intensiv grün und oft über malerische Buchten. Als ich in Florianopolis ankomme, laufe ich zur Jugendherberge, aber die haben meine Reservation nicht erhalten und sind völlig ausgebucht. Muss zurück zur Busstation laufen, Bus nach Canasvieiras, dort nochmals umsteigen. Checke in der Strand-Jugendherberge ein. Koche ein lausiges Abendessen, kriege aber zwei Stücke Pizza von den Argentiniern neben mir, so dass ich mehr als genug zu essen habe. 15.2.2008 Ilha Santa Catarina Mit dem Bus ins Zentrum von Florianopolis, dann in den Süden der Insel. Dieser ist zwar wenig entwickelt, hat aber offensichtlich auch nicht viel zu bieten. Auch die Dörfer geben nicht viel her, so dass ich im Bus sitzen bleibe, bis ich wieder in Florianopolis bin. Besichtige die Stadt, insbesondere die Igreja Sao Francisco und die Catedral, wo gerade ein Gottesdienst stattfindet. Zum Brückenkopf und Aussichtspunkt über die Stadt. Zurück nach Canasvieiras, wo ich im Meer schwimmen gehe und dem Strand entlang bis zu den Felsen und zurück laufe. Zwei Deutsche sind in der Zwischenzeit in meinen Schlafsaal eingezogen. Sie suchen die Parties und haben schon mal mit Caipirinhas begonnen. Sie lassen mich den neuesten Spiegel lesen. Es wird 1 Uhr, bis ich fertig bin damit. 16.2.2008 Canasvieiras-Blumenau Die Deutschen kommen gerade heim, als ich am Gehen bin. Einmal mehr bin ich der erste beim Frühstück. Mit dem Bus nach Florianopolis, dort neues Ticket gekauft, mit weiterem Bus bis nach Blumenau. Komme um 12 Uhr dort an. Checke im Hotel direkt neben der Busstation ein. Laufe in die Stadt. über die stählerne Eisenbahnbrücke (jetzt Auto- und Fussgängerbrücke) mit schöner Aussicht auf die Stadt. Besichtige die Stadtverwaltung (im bayrischen Stil) mit der Dampflokomotive davor, das gegenüberliegende Gericht (Fachwerkstil), das fantastische Dampfboot „Blumenau“ (leider ohne Dampfmaschine), Castelinho Mölmann, Praca Hercilio Luz mit dem Denkmal für Dr. Blumenau, dem Biermuseum, gegenüber ins Mausoleum Dr. Blumenaus und das Centro Cultural. Zur Lutheranischen Kirche. Im gigantischen Neumarkt Shopping Centre besuche ich die Ausstellung von Modellflugzeugen der Modellfluggruppe Blumenau. Wegen Einbruch der Dunkelheit nicht bis zur Vila Germanica gelaufen, sondern wieder stadteinwärts und für R$7 (USD 4) ein riesiges Buffet mit Fleisch und Desserts gegessen. Mit dem Bus zurück zum Terminal, kaufe Busbillete für morgen nach Pomerode und Curitiba. 17.2.2008 Blumenau-Pomerode-Curitiba Um 05:45 Uhr stehe ich im Busbahnhof, doch kein Bus ist da. Ist ja auch kein Wunder, denn in der Nacht wurde auf Winterzeit umgestellt, die Uhren wurden eine Stunde vorgestellt. Es ist erst 04:45 Uhr. Ich döse bis der Bus kommt und mache die kurze Fahrt nach Pomerode. Dort komme ich um 06:45 Uhr an, etwas früh. Döse so vor mich hin in einem Park, als ich einen älteren Herrn im Garten eines nahegelegenen Hauses sehe. Ich begrüsse ihn, es stellt sich heraus, dass er deutsch spricht, Joao Teichmann heisst und Holzbildhauer ist, Sohn des gleichnamigen bekannten Bildhauers. Wir haben eine sehr angenehme Unterhaltung bis 9 Uhr, dann darf ich mein Gepäck dort lassen und gehe die Stadt erkunden. Pomerode ist ein Strassendorf, mehr als 5 Kilometer lang. Es hat nur wenige Häuser im deutschen Stil der Strasse entlang, doch überall sind deutsche Namen angeschrieben und es hat erheblich Textilindustrie, genauso wie in Blumenau. Laufe zum östlichen Stadttor, dann zum Museum - geschlossen und zur Casa Colonial Karl Weege, einem kolonialen Backsteinhaus mit originalen Möbeln. Zurück ins Dorf, hole meinen Rucksack und plaudere noch ein wenig. Herr Teichmann insistiert sogar, mich noch bis zum Terminal Rodovario zu fahren. Bis der Bus kommt, werde ich noch von einer Meinungsforscherin befragt. Dann besteige ich den Bus nach Curitiba, döse aber gleich ein. In Curitiba will ich in der Jugendherberge einchecken, die ist aber voll, so dass ich in einem billigen Hotel (Hotel Laron, billig, sauber, super Deal) ein Zimmer nehme. 18.2.2008 Curitiba Versuche eine günstige Wäscherei zu finden, sind aber alle furchtbar teuer. Kaufe ein Busbillet für - 82 -
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den 20. nach Sao Paulo. Wasche meine Kleider selbst, sie trocknen in der Sonne rasch. Besichtige die Stadt. Beginne mit der Praca Tiradentes mit der Catedral Basilica Menor de Nostra Senhora de Luze bom Jesus dos Pinhais. Telefonierte mit Jeannette Frisch. Sehe mir die Casa Romerio Martins, die Igreja da Ordem, die casa do artesanato, das Memorial de Curitiba (geschlossen), die Igreja Presbyteriania Independente, den Palacete Wolff, die Igreja do Rosario, die Fonte de Memoria, die Ruines de Sao Francisco (einer nie beendeten Kirche), das Belvedere (JugendstilAussichtsplattform), das (geschlossene) Museu Paranänse, die Moschee, das Memorial Arabe und den geschlossenen Passeo Publico an. Zum Palacio Avenida mit der historischen roten Strassenbahn davor. Zum alten Bahnhof, jetzt Shopping Estacao, ein riesiges Shoppingzentrum. 19.2.2008 Curitiba Mit dem ersten Touristenbus von der Praca Tiradentes los. Im Jardim Botanico ausgestiegen, den hübschen Glaspavillon und das auf Pfählen im Teich gebaute Museum besucht. Weiter zum Museu Oscar Niemeyer, das mit seinem riesigen Auge wohl das Wahrzeichen Curitibas ist. Ausstellungen von Oscar Niemeyer, Maria Bonomi, EManuel Aranjo, Kurt Schwitters (Merz) mit seinem tollen Merzbauzimmer, Aurelia Toledo, Rodolfo Morales, Jose Borges mit Holzschnitten, Pablo Atchugarry mit seinen fantastischen Marmorstatuen. Eine weitere Ausstellung befindet sich im Auge drin, mit Werken von lokalen Künstlern. Den Bosque Papa und das Memorial Polones, ein lebensgrosses Modell eines polnischen Dorfes, besucht. Weiter zur Opera de Arame, einem Opernhaus ganz aus Draht und Eisengittern! Sieht einfach toll aus, ist ein irrsinniges Gefühl so in der Luft zu stehen. Laufe zum Parque Tangua, mit schöner Aussichtsplattform, einem künstlichen Wasserfall und einem Tunnel sowie einem Restaurant auf Pfählen im Teich. Weiter zum Parque Tingui, laufe entlang einem verästelten Flüsschen bis zum Memorial Ucraniano, einer Nachbildung einer ukrainischen Holzkirche mit Zwiebeltürmchen. Mit dem Bus durchs Portal Italiano, Santa Felicidade, Parque Bariqui, Torre Panorama und zurück in die Stadt. Warte in der Busstation. Der Bus fährt um 23:45 Uhr. 20.2.2008 Sao Paulo Der Bus kommt um 06:30 Uhr morgens in Sao Paulo an. Mit der U-Bahn zur Praca de Arvore. Zur 1.5km entfernten Jugendherberge gelaufen. Rucksack dort gelassen, mit der Metro zurück in die Stadt. Mangels Anleitung wilder Stadtbummel: Catedral de Se, Igreja do Sao Francisco de Assis, Praca do Patriarca, Viaduto do cha, Teatro Municipal, Praca Republica, Igreja de N.S. de Consolacao auf der Praca Franklin Roosevelt, Igreja de N.S. do Rosario auf der Praca Paisandu, Hauptpost, Bankenviertel, Colegio Sao Bento, Praca Manuel da Nobrega, Banespa Hochhaus und die Stadt vom obersten Stock aus betrachtet. Inzwischen hatte ich die Anleitung zum „offiziellen“ Downtown Walk erhalten: Praca da Republica, Cätano de Campos Building, Edificio Italia (schmaler Wolkenkratzer), Copan Building (von Oscar Niemeyer, wellenförmige Rippenform), Bibliothek, Ladeira de Memoria, Teatro Municipal, Shopping Light, Viaduta do Cha, Anhangabau Palast, Santo Antonio Kirche (ehem. Hauptkirche), Largo Sao Francisco, Praca da Se, Caixa Economica Federal Building, Solar Marquesa dos Santos, Swiss-Chalet, Pateo do Collegio, Kloster Sao Bento, Martinelli Hochhaus, Correios (Hauptpost), Santa Ifigenia, Praca Paissandu, Kreuzung Sao Joao und Ipiranga. Zurück zur Jugendherberge, eingecheckt, früh geschlafen. 21.2.2008 Sao Paulo Zur Estacao de Luz (alter Hauptbahnhof, heute bedeutungslos), zum Parque de Luz, zur Estacao Pinacoteca (heute ein Museum), durch das Elektronikviertel nach Se zurückgelaufen, wo ich gratis Internet mache. Weiter Richtung Consolacao. Ein Bettlerjunge wohnt hinter einem engen Gitter. Für vielleicht eine Sekunde bleibe ich stehen, wundere mich, wie er dorthin gekommen ist, da zwängt er sich durch und geht mit einer Holzlatte auf mich los, ich gehe schnell auf die andere Strassenseite. Laufe die Brigadier Luis Antonio Strasse hinunter, rasch zum Internet, dann erst die Casa das Rosas besucht, das ehemalige Haus der Tochter eines berühmten Architekten, heute ein Kunstmuseum, dann die Ausstellung Lasar Segall im pyramidenförmigen FIESP besucht, ein hervorragender Künstler, beides, figürlich und abstrakt gemalt hat, dann zum MASP, dem Kunstmuseum, wo sich eine kleine aber wertvolle Sammlung berühmter Meister befindet, mit vielen international bestens bekannter Bilder u.A. von Hieronymus Bosch, Vincent van Gogh, Picasso etc. Das markante Gebäude stammt von Lina Bo Bardi. Zum Parque Trianon, wo gerade Dreharbeiten für eine Telenovela stattfinden. Die 1905 gebaute Villa „Casarao“ von aussen besichtigt. Zurück zum Hostel, Abendessen gekocht. 22.2.2008 Sao Paulo-Rio de Janeiro Frühmorgens mit der U-Bahn nach Tiete. Busbillet nach Rio gekauft. Noch etwas Tagebuch geschrieben, dann gehts los. Kurz vor Rio geraten wir in einen riesigen Stau, weil ein Lastwagen seine Ladung verloren hat. Wie wir endlich dort durchkommen, sind die Leute immer noch daran, die heruntergefallenen Milchpäckli gleich schubkarrenweise zu klauen. In Rio muss ich ein sündhaft teures Taxi zur Jugendherberge nehmen, weil angeblich die Busse unsicher sind. Checke im Ace Backpackers ein. Laufe - sicherheitshalber ohne Geld und Wertsachen - etwas durch Botafogo. Internet und Lebensmittel einkaufen im Supermarkt. 23.2.2008 Rio de Janeiro Mit der U-Bahn nach Cinelandia. Die Innenstadt ist ziemlich verlassen. Es ist neblig und heiss. Praca Floriano, Teatro Municipal, Carioca, Rua da Carioca, Catedral Metropolitana (moderne Pyramide, innen düster), zurück zum Convento Santo Antonio. Als ich den Eingang suche, versperrt mir ein Schwarzer den Weg. Wie er „Mafia do Brasil“ sagt, denke ich das ist ein Spinner und laufe weiter. Er jedoch packt mich und fordert Geld. Ich brülle ihn mit aller Kraft an. Er erschrickt und rennt davon. Es hätte leicht anders ausgehen können, ich hatte die Kamera in der Hand (auf die hatte er es wohl abgesehen) und die hätte leicht beschädigt werden können, abgesehen von den vielen Fotos, die auf dem Chip sind. Nochmals Rua Carioca zur Praca Tiradente. Real Gabinete Portugues de Literatura, - 83 -
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Campo de Santana, Mercado Municipal, Strassenmarkt in der Uruguayana. Durch die Rua 7 Setembro zur Praca 15 Novembro. Paco Imperial (früher Kaiserpalast, heute Provinzparlament) besichtigt. Arco de Teles (letzter überrest der Aquädukt), Mostero de Sao Bento (unter Renovation, düster), Praca Maua. Mit dem Bus zur Cidade do Samba. Diese ist leider geschlossen worden. Kaufe bei „Dr. Carlos de Souza“ ein Mineralwasser. Die Cidade do Samba ist in einer ganz miesen Gegend, nirgends stoppt ein Bus. Man sieht die Favela Morro de Previdencia. Laufe entlang einer sehr unheimlichen Schnellstrasse zu einer Tankstelle. Doch auch hier hält keiner. Laufe weiter zu einer Kreuzung, wo ich nach langem Warten endlich einen Bus abfangen kann, der gerade am Rotlicht halten muss. Gottseidank öffnet er die Türe, ich kann einsteigen. Er nimmt mich - sogar kostenlos - bis zur Praca Maua mit. Besuche das Museu Naval, wo sie ein Uboot, eine ehemalige Kaiserliche Barke und ein Dampfschiff, leider auf Diesel umgebaut, haben. Laufe nach Carioca. Mit der völlig leeren U-Bahn nach Siqueira Campus auf der Copacabana gefahren. Laufe zum Strand und beobachte die Netzballspieler (mit dem Fuss wird gespielt!), dann laufe ich durch den Tunel Novo zu einem riesigen Shoppingcenter, durch dieses durch und nach Urca zur Drahtseilbahn auf den Zuckerhut (Pan de Azucar). Erst auf den Morro da Urca, dann mit einer zweiten Seilbahn auf den Pan de Azucar. Es ist neblig. Ich laufe hinten soweit hinunter, wie man kann und wieder hoch. Beobachte den Sonnenuntergang im Nebel. Zurück mit dem Bähnli. Laufe durch die bereits dunkle Stadt zurück nach Botafogo. Trotz Dunkelheit noch zum Supermarkt gelaufen, Abendessen eingekauft, zurück zum Hostel. 24.2.2008 Rio de Janeiro Es ist neblig und regnet. Keine Chance, heute auf den Corcovado zu fahren. Mit der Metro nach Cinelandia. Ist völlig verlassen. Das Kunstmuseum öffnet heute gar nicht. Zum Aqueduto do Carioca. Das Museu Historico Nacional besucht. Ausstellungen über Indianer, Kolonisation, Kutschen, Kanonen und religiöse Kunst. Mit dem uralten Tram nach Santa Teresa. Es regnet, aus dem Steuerkasten quillt Rauch, aber das Tram fährt mit einem Affenzahn die steile Strasse hinauf. Gute Sicht, auch auf die Favelas. Mit der U-Bahn nach Catete. Palastgarten, Fotoausstellung, Palacio de Catete, dem ehemaligen Präsidentenpalast, wegen Verlegung der Hauptstadt nach Brasilia obsolet geworden. In den Flamengo Gardens bis zurück nach Botafogo gelaufen. 25.2.2008 Rio de Janeiro Ich fühle eine Grippe am aufkommen. Im Bus von Sao Paulo nach Rio sass hinter mir eine vergrippte Frau, es war nur eine Frage der Zeit, wann es bei mir ausbrechen würde. Mit dem Bus nach Ipanema („the girl from Ipanema....“ trällernd). Entlang der Lagoa Rodrigo dos Freitas gelaufen, dann zum Strand. Nach Leblon und zum botanischen Garten gelaufen. Wurde zum falschen Ende geschickt, musste den ganzen Weg zurücklaufen bis zum Eingang. Der Garten ist etwas verwahrlost, besonders das Rosenrondell. Mit dem Bus zurück nach Botafogo. Warte auf den Tourbus der Favela Tour. Erst geht es zur Favela Rocinha, wo wir leider elend lang durch den „Künstlermarkt“ geschleift werden. Diese Zeit fehlt uns dann im Zentrum von Rocinha, das ich gerne näher erkundet hätte. Rocinha ist zwar in äusserst steilem Gebiet gebaut, doch heute ist die ursprünglich fehlende Infrastruktur da: Kanalisation, Elektrisch, Telefon, Busse, Läden und Supermärkte. Nach wie vor wird der Staat jedoch von den Drogenhändlern gebildet, die mit ihren Waffen Urteile sprechen und gleich vollziehen können. Es fallen die geringen Gebäudeabstände, die katastrophalen Kabelgespinste und die zum Teil sehr kleinen Wohnungen auf. Weiter geht es zur Favela Vila Canoas, wo wir ein Schulprojekt besuchen, einmal mehr vergeudete Zeit. Danach wird die Favela zu Fuss erkundet, so dass wir zum Schluss doch noch etwas Favelaleben sehen konnten. Zurück nach Botafogo. 26.2.2008 Rio de Janeiro-Belo Horizonte Kämpfe immer noch mit der Grippe, nehme viel Vitamin C. Das Wetter ist scheusslich, tiefe Wolken und Regen. Keine Chance, auf dem Corcovado was zu sehen. Ich nehme ein Taxi zum Rodoviario und besteige den nächsten (billigen) Bus nach Belo Horizonte. Der Fahrer scheint ein Halbbruder von Ayrton Senna zu sein, denn er rast wie ein wilder. Die Fahrt geht durch eine schöne, grüne Hügellandschaft. In Belo Horizonte muss ich ein Taxi nehmen, weil der Ort nachts unsicher ist. Der Fahrer hat keine Ahnung wo mein Hostel ist und so zahle ich viel zu viel. Ich steige in der Pousadinho Mineiro ab, einem sauberen aber einfachen Hostel. Ich fühle mich sehr krank. 27.2.2008 Belo Horizonte Die Grippe hat mich voll im Griff: Husten, Schnupfen, Hals- und Kopfweh. Aber dafür habe ich jetzt wirklich keine Zeit. Laufe von Praca 7 entlang Afonso Pena zur Igreja Sao Jose, zum Internet, dann zum Parque Municipal. Zurück zur Praca 7, mit dem Bus nach Pampulhas. Besuche die Igreja Sao Francisco de Assis (von Oscar Niemeyer), das hässliche Mineirao Fussballstadion, das verwahrloste Mineirinho Olympiastadium. Entlang dem Ufer der Lagoa de Pampulha zum Iate Clube, der Pförtner lässt mich rein, so dass ich das 1943 von Oscar Niemeyer entworfene Gebäude innen und aussen bewundern kann. Zur Casa do Baile, ebenfalls von Oscar Niemeyer. Mit dem Bus zurück, Praca da Estacao, Museo de Artes e Oficias mit vielen alten Werkzeugen, Praca Raoul Soares, Mercado Central, Praca da Liberdade, Palacio da Liberdade, Niemeyer Hochhaus. Zurück ins Stadtzentrum. 28.2.2008 Belo Horizonte (Ouro Preto) Beim Aufstehen - viel zu spät - fühle ich mich besser, die Medikamente scheinen zu wirken. Packe rasch, renne zum Rodoviario. Kaufe Billet für den Bus nach Ouro Preto von Passaro Verde und eines nach Brasilia von Itipemirim. Ich Trottel, hätte ein direktes Billet von Ouro Preto nach Brasilia kriegen können, verliess mich viel zu fest auf die Auskunft der Tourist Office und Lonely Planet. Nach zwei Stunden Fahrt kommen wir in Ouro Preto an (übrigens gibt es auch ein Ouro Branco). Das Städtchen ist wirklich sehr hübsch. Die meisten Häuser sind im 18. Jhdt an die steilen Hügel gebaut worden. Ich laufe an der Escola de Minas vorbei zur Praca Tiradentes, schaue das Museu da Inconfidencia nur von aussen an. Besuche die Igreja de Sao Francisco de Assis, ganz - 84 -
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von Alejadinho ausgebaut. Dann zum Museo Alejadinho, welches mit der Kirche Igreja de Nostra Senhora da Conceicao de Antonio Dias eine Einheit bildet. Alejadinho war ein Farbiger (weisser Vater, schwarze Mutter), klein von Körperbau und ein begnadeter Bildhauer. Leider verlor er im Alter von ca. 38 Jahren durch eine degenerative Krankheit die Kontrolle über beide Hände. Er liess sich Meissel und Hammer an die Handgelenke binden und arbeitete weiter. Seine Kunst ist „Mainstream“ ihrer Zeit. Der Spitzname Alejadinho bedeutet „Krüppelchen“. Weiter zur Mina do Chico Rei, wo ich lange Zeit in den niedrigen und verzweigten Gängen herumkrabble. Chico Rei war ein versklavter afrikanischer König, der sich freikaufte, dann die Mine kaufte und mit ihrem Erlös nach und nach seinen ganzen Stamm freikaufte. Zur Igreja de Santa Efigenia dos Pretos, die „Sklavenkirche“, innen reich mit Holzschnitzereien verziert, aber kaum Gold. Zur Capela do Padre Faria. Auf dem Weg zur Praca Tiradentes in einem kleinen Restaurant „da Vovo“ gut und günstig gegessen. Zur Igreja Nostro Senhora do Carmo, mit interessanter Sakristei. Ich beobachte einen Specht, der versucht, ein Loch in die Verzierungen der Kirchendecke (drinnen!) zu picken. Zur Matriz de Nostra Senhora do Pilar. Werde beim Fotografieren erwischt (meist verboten, jedoch ohne Blitz geduldet), muss die Kamera abgeben. Sie wollen ja Postkarten verkaufen. Die Kirche ist angeblich mit über 400Kg Gold ausgeschmückt. Innen ist sie sehr dunkel. In der Krypta hat es eine Ausstellung. An einer verwahrlosten, namenlosen Kirche vorbei zur Igreja de Sao Francisco de Paula. Freundliches blaues und weisses Inneres. Dann muss ich wieder zur Busstation, wo um 15:00 Uhr der Bus nach Belo Horizonte fährt. Bei einem Stopp laufe ich rasch zum Wasserhahn, dabei zerreissen meine Hosen einfach so. Sie sind völlig morsch geworden. In Belo Horizonte schnell was eingekauft, gruusiges Abendessen gegessen. Um 19 Uhr fährt der Bus nach Brasilia ab. Es ist ein ultra-komfortabler Bus, so schlafe ich sofort ein. 29.2.2008 Brasilia Als ich aufwache, sind wir noch ca. 100km von Brasilia entfernt. Lange fahren wir durch punktülle Bebauungen. Endlich kommen wir im Rodoviario an. Mit dem 131er Bus zum Rodoviario PP im Stadtzentrum, dann mit dem 143er zur Jugendherberge. Eingecheckt, Frühstück gegessen. Ein Auto gibt mir - für das Busgeld von R$2 einen Lift in die Stadt. Ich besichtige den 75m hohen, hässlichen Torre TV (Lucio Costa) und hole im Tourist Office eine Karte von Brasilia. Dann Parkshopping, Rodoviario PP (Lucio Costa), Teatro Nacional Claudio Santoro (Oscar Niemeyer, im Umbau begriffen), National Library (Oscar Niemeyer), Museu Honestino Guimaraes (Oscar Niemeyer) nur von aussen, Catedral Metropolitana (Oscar Niemeyer) mit unterirdischem Zugang und hellem Inneren, aber vielen fehlenden Scheiben, dann Palacio Itamaraty (Oscar Niemeyer), Congreso Nacional (Oscar Niemeyer), Palacio da Justica (Oscar Niemeyer) mit künstlichen Wasserfällen in der Fassade, Federal Supreme Court (Oscar Niemeyer), Praca dos tres poderes (Lucio Costa und Oscar Niemeyer), mit Monument „The Warriors“ (Bruno Giorgio), historisches Museum mit Bronzekopf von Juscelino Kubitschek auf der Fassade (Oscar Niemeyer), Panteao da Patria Tancredo Neves (Oscar Niemeyer) in Taubenform, mit einem Schrein für die Helden Brasiliens im Inneren, Espacio Lucio Costa (Oscar Niemeyer) mit Stadtmodell im Inneren, denn Lucio Costa war der Stadtplaner von Brasilia, Espacio Oscar Niemeyer (Oscar Niemeyer), eigentlich wegen Wassereinbruch geschlossen aber ich darf trotzdem rein, überall kommt Wasser durchs Dach. Zurück zum Congreso Nacional, Führung durch beide Kammern, auch hier sind Baumängel offensichtlich. Zum Conjunto Nacional Shopping (Architektur irrelevant). Suche überall nach einem Supermarkt, aber in Brasilia gibt es nur ein paar wenige in den Wohnquartieren. neue Hosen gekauft. Nach langem Warten mit dem Bus zurück. Brasilia wurde von Lucio Costa geplant und sollte die Umrisse eines Flugzeuges darstellen. Die meisten Gebäude stammen von Oscar Niemeyer, die Gärten (heute weitgehend versandet) wurden ursprünglich von Burle Marx angelegt. Die zwei Flügel (nord- und Südflügel) sind die Wohngebiete, der Rumpf die Hauptachse (Eixo Monumental) mit allen wichtigen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten und es gibt sogar eine Heckflosse und einen Propeller (die Praca dos tres poderes). Es gibt eine starke Trennung der Aktivitäten, z.B. ein Hotelquartier, ein Druckereiquartier etc. Die Wohngebiete sind in Blöcken gebaut und jeder Block hat eine eigene Kirche. Nach fast 50 Jahren sind die Lücken zwischen den Gebieten immer noch leer, während die Favelas um die Stadt rasch wachsen. Leider wurden die Fussgänger völlig vergessen. Die meisten Orte sind nur per Auto zugänglich, es gibt kaum Trottoirs, Fussgängerstreifen oder Passerellen. Und Fussgänger werden es wenig schätzen, einen Zug zum nächsten Supermarkt nehmen zu müssen. 1.3.2008 Brasilia Zum Quartel General do Exercito gelaufen. Eine Muschel- und eine Zeltartige Struktur (Oscar Niemeyer). Es beginnt stark zu regnen. Ich werde trotz Regenschirm pflotschnass. Zur (Armee-) Catedral Rainha do Paz gelaufen (Oscar Niemeyer). Aussen Zeltform, innen schöne, helle Architektur. über Praca do Cruzeiro zum Memorial JK (Juscelino Kubitschek) gelaufen. Das Museum besucht. Kubitschek war ursprünglich Arzt (Urologe), wurde (aufgrund seiner während dem Armeedienst geknüpften Kontakte) Bürgermeister von Belo Horizonte, Gouverneur von Minas Gerais und schlussendlich Staatspräsident. Er war wohl ein sehr charismatischer Mensch, der Brasilien in vielen Gebieten tatsächlich stark vorwärtsgetrieben hat. Ob Brasilia zu seinen Gräuel- oder Heldentaten zählt, darüber wird die Geschichte wohl noch zu entscheiden haben. Das danebenliegende Automuseum hätte ich gerne besucht, jedoch scheint es nicht mehr zu existieren und die Halle wird gerade umgebaut. Zur Praca do Buriti, dem Palacio de Buriti (Nauro Esteves). Das Ginasio de Esportes Nilson Nelson, das (ziemlich neue) Centro de Convençoes Ulysses Guimaraes (von Sergio Bernardes), das wegen dem Regen auch innen ziemlich unter Wasser steht, das völlig verlotterte und geschlossene Planetarium (der Wachmann sagt: Vielleicht wird es wieder instandgestellt), die Sala Funarte Cassia Ellen und das Teatro Funarte Plinio Marcos gesehen. Mit dem Lift auf den Torre TV. Schöne Aussicht über die ganze Stadt, trotz Regen. Mittagessen im Rodoviario, gut und günstig. Zum Museu Honestino Guimaraes, - 85 -
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moderner brasilianischer Kunst (Oscar Niemeyer). Zum Palacio Itamaraty (Oscar Niemeyer), wo ich gerade an einer Führung teilnehmen kann. Der Palast ist innen ausserordentlich schön, die Aussicht über die Wasserflächen ist fantastisch. Die Ausstattung mit alten und neuen Einrichtungsgegenständen macht leider einen sehr eigenartigen Eindruck. Das Supremo Tribunal Federal ist heute leider aufgrund einer ausserordentlichen Gerichtssitzung geschlossen. Das Museu da Cidade (Oscar Niemeyer), das innen lediglich Marmortafeln mit Zitaten zeigt, besucht. Den weiten Weg zur Ponte JK gelaufen. Die Brücke ist wirklich überragend schön, mit ihren drei Bögen. Mit dem Bus zurück. Den südlichen Flügel noch etwas zu Fuss erkundet, dann mag ich nicht mehr laufen. Mit dem Bus zurück, die letzte Strecke gelaufen, weil ich morgen den gleichen Weg zurück nehmen muss. Abendessen gekocht, mit den anderen Gästen geplaudert, kann so auch mein portugiesisch üben. 2.3.2008 Brasilia-Foz de Iguacu Um 4 Uhr morgens aufgestanden, gepackt. Gerade rechtzeitig hat der Regen aufgehört. Zweieinhalb Kilometer zur Bushaltestelle gelaufen. Lange auf den 131er Bus gewartet. Auf den Nacional Expresso Bus nach Foz de Iguacu. Wir fahren durch grüne Hügel. Stoppen in Goiania, einer freundlichen, grossen Stadt. Mittagessen in Itumbiara. Die Wirtschaft in dieser Stadt scheint darniederzuliegen, in der Busstation und drum herum sind viele Läden leer. Die Landschaft ist jetzt flacher, links und rechts der sechsspurigen Autobahn hat es Zuckerrohrplantagen. überall hat es Städte, zum Teil recht grosse. 3.3.2008 Foz de Iguacu Um 8 Uhr kommen wir in Foz de Iguacu an. Ich nehme den Bus in die Stadt, laufe zur Pousada El Shaddai, wo ich ein Zimmer reserviert habe. Löse ein Computerproblem und werde dafür zum Morgenessen eingeladen. Der Hotelinhaber verhilft mir sogar zu einem Lift zu den Fällen, so dass ich bereits um 10 Uhr am Eingang stehe. Das Portal ist rund 10km von den Fällen entfernt. Mit einem offenen Doppelstöckerbus wird man zu den Fällen gebracht, wo ich den Wanderweg entlang den Fällen abwandere und viele Fotos mache. Ein Nasenbärchen besucht uns Touristen, aber nur ganz kurz. Die Fälle führen - im Vergleich zu den kürzlichen heftigen Regenfällen - gar nicht so viel Wasser. Beim Devil's Throat hat es einen Steg weit in die Fälle hinein, wo man den Wasserdunst fühlen kann. Gleich neben dem Steg hat es einen Lift mit Glasscheiben, mit dem man auf die höhere Aussichtsplattform fahren kann. Erstaunlich ist, dass man vom Restaurant gleich oberhalb der Fälle diese kaum bemerkt. Ich beginne, zurückzulaufen und werde vom Bus noch etwas mitgenommen, bis zum Poco Preto Trail. Die Benutzungsgebühr ist aber R$ 135, was über meinen Verhältnissen ist. So laufe ich den ganzen Weg bis zum Eingang zurück, wo ich den Bus zurück in die Stadt erwische. Esse eine grosse Mahlzeit in einem Restaurant.
Argentinien (Iguassu-Fälle) 4.3.2008 Foz de Iguacu-Puerto Iguazu Früh am Morgen zur Bushaltestelle. Verwirrung, wo der Bus hält, jeder sagt was anderes. Angeschrieben ist nichts. Es kommt einfach kein Bus. Schlussendlich springe ich auf einen mit dem richtigen Ziel angeschriebenen Bus auf, doch der fährt erst in die falsche Richtung, bis er umdreht und zum Kraftwerk fährt. Im Itaipu Binacional Kraftwerk gehe ich zum Centro de Recepcao de visitantes und kaufe eine Karte für die „Circuito Especial“ Tour. Ich habe Glück: Die 0830 Tour ist verspätet und ich kann noch mit. Wir besuchen erst den Mirador, von wo aus man die ganze Staumauer sieht. Dann fahren wir auf die Staumauer rauf, dann zur Basis der Staumauer, wo jeder der Rohre je 1/2 der gesamten Iguazufälle an Wasser transportiert. Dann die Maschinenhalle von oben, das analoge und digitale Kontrollzentrum, die Maschinenhalle, und die Generatoren (Kaplanturbinen mit Vertikalachsen!). Das Kraftwerk liegt zur Hälfte in Paraguay und zur Hälfte in Brasilien. Es kann bis zu 700 Mwh generieren, zur Zeit wurde 125 Mwh generiert. Die ganze Energie geht nach Sao Paulo, nur 8% nach Paraguay. Die von Paraguay zugekaufte Energie ist 50Hz, so dass sie gleichgerichtet, nach Sao Paulo transportiert und dort auf 60Hz zerhackt wird. Mit dem Bus zurück nach Foz de Iguacu, nochmals an dem tollen R$5 Buffet gegessen. Dann will ich mit dem Bus nach Argentinien. Ich warte eine halbe Stunde auf den Bus, endlich kommt er, nimmt mich aber nur bis zum brasilianischen Grenzposten mit. Es dauert nur 2 Minuten, bis ich meinen Pass gestempelt habe, aber der Bus ist da schon weg. Ich warte, warte, warte. Nach 40 Minuten kommt ein Bus, ich springe rein, aber der sei von einer anderen Gesellschaft, ich könne nicht mitfahren. Warte weiter, nach weiteren 20 Minuten kommt endlich ein Bus, der mich zur argentinischen Grenze mitnimmt. Laufen war keine Option, da zwischen den Grenzposten Räuber ihr Unwesen treiben, wie mir ein Zöllner versichert. Endlich komme ich in Puerto Iguazu an, laufe rasch zum Las Palmeras Hostal, doch überraschung: Statt dem auf Hostelbookers ausgeschriebenen Preis von 18 Pesos wollen sie plötzlich 25 Pesos pro Nacht. Widerwillig bezahle ich. Laufe zur Busstation, aber kriege kein Ticket zu den Fällen mehr, unterdessen sind die bereits geschlossen, die schliessen nämlich bereits um 16 Uhr und Argentinien ist eine Stunde später als Brasilien. Laufe zum Tourist Office, zum Dreiländermonument, entlang dem Rio Iguazu zurück zum Hostel. Verschicke die DVDs an Sevi. 5.3.2008 Puerto Iguazu Beim Aufstehen kann ich das Zimmer nicht verlassen, weil der Türmechanismus völlig kaputt ist. Irgendwie schaffe ich es dann doch. Zur Busstation, mit dem Bus zu den Cataratas. Den Sendero Macuco gewandert. Treffe Südafrikaner. Laufe bis zum Salto Arrechia und zum Rio Iguazu. Sehe auf dem Rückweg ein Cuies (wie Ratte) und eine Herde Coaties (Nasenbärchen). Ein Coatie fängt auf einem Baum einen Frosch und verspeist ihn genüsslich. Mit dem Tren Ecologico de la Selva zur Estacion Garganta del Diablo. Es hat heute viel Wasser, viel mehr als vorgestern. Grossartige Sicht auf die Fälle! Mit dem Bähnli zurück zur Estacion Cataratas. Von dort laufe ich den - 86 -
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Circuito Inferior bis zum Bootssteg. Setze über zur Isla San Martin. Sehe viele Lagarto Overo (grosse Eidechsen, ca. 50cm lang). Dann eine fantastische Aussicht auf die Fälle, die von hier aus wie ein japanischer Garten aussehen: Salto Escondido, Salto San Martin, Salto Mbigua, Salto Bossetti. Zurück zum Festland, zu Salto Bossetti und Salto dos Hermanas. Zum Circuito Superior, die Fälle von oben betrachtet. Es hat viele Regenbogen. Zurück zur Estacion Cataratas und über den Sendero Verde zur Estacion Central gelaufen, wobei ich nochmals einige Coaties sehe. Am Schluss sehe ich noch ein ziemlich zahmes Cuies. Mit dem Bus zurück nach Puerto Iguazu.
Paraguay 6.3.2008 Puerto Iguazu-Cidade del Este Frühmorgens ein Riesenschreck: Möchte noch schnell mein Mail aufmachen, aber es kommt „Site comming soon“ (sic!). Somit ist mein Mailserver weggeputzt, ich habe kein Email mehr. Laufe ca. 3km zum Bootssteg, doch die zweite schlechte Nachricht kommt: Die Fähre konnte nicht mehr repariert werden und der Service ist jetzt eingestellt. Es ist wahnsinnig heiss. Laufe raschmöglichst zurück zur Busstation - auf dem Weg trinke ich noch rasch 1.5l Wasser - und erwische gerade den Foz de Iguazu Bus. Erfreulich: Heute hält er an der argentinischen Grenze und wartet auf uns Passagiere, und einen brasilianischen Stempel brauche ich nicht, so dass ich im gleichen Bus bis zur paraguaianischen Grenze fahren kann. Laufe über die angeblich so gefährliche Brücke (ich glaube nicht, dass das stimmt) nach Cidade del Este. Dort wechsle ich Geld, laufe bis zur richtigen querstrasse und nehme dann den Bus bis zur Busstation. Dort checke ich im angenehmen und günstigen Hotel Tia Nancy ein. Laufe zurück in die Stadt. Cidade del Este ist ein Gewusel von Strassenverkäufern, chinesischen Importläden und Elektronikläden. Man kann fast nicht laufen, fahren oder sonstwie vorwärtskommen. Ich lasse mich in den Shoppingstrudel reinziehen und kaufe in einem chinesischen Laden ein neues Tshirt, neue Socken und ein paar Kleinigkeiten für die Reise. In einem Internetcafé checke ich rasch den Mailserver, aber der ist definitiv tot. Zurück zur Busstation, ändere meine Abfahrtszeit morgen von 13:30 Uhr auf 08:20 Uhr. 7.3.2008 Cidade del Este-Asuncion Wie ich aufstehe und zur Busstation gehen will, ist es merkwürdig still. Ich frage jemanden nach der Zeit und tatsächlich: Paraguay ist eine Stunde früher dran als Argentinien, deshalb bin ich zu früh. Kaufe Brötchen in eine Bäckerei und laufe zur Busstation. Dort wird mein Billet umgetauscht - erst als ich im Bus sitze, merke ich warum, bezahlt habe ich für den direkten Bus, aber jetzt sitze ich im Bummler. Es ist furchtbar heiss, die Klimaanlage funktioniert nach kurzer Zeit nicht mehr und der Bus wird wie in Afrika mit Passagieren vollgestopft. Ich habe nur die argentinischen Biskuits bei mir, deren Süsse bei so heissem Wetter widerlich ist. Wasser trinke ich wohlweislich nicht: Der Bus hat keine Toilette. Die Fenster sind alle mit Folie beklebt, man sieht nichts dadurch. Nach 6 Stunden ermüdender Busfahrt kommen wir in Asuncion an. Ich nehme den lokalen Bus in die Innenstadt. Wie wir nahe der Pension sind, in der ich absteigen möchte, steige ich aus und laufe das letzte Stück. Quartiere mich in der Pension da Silva, in einem alten Kolonialhaus, ein. Dann laufe ich zur Plaza Uruguay, sehe mir das Eisenbahnmuseum im alten Bahnhof mal nur von aussen an. Laufe zur Plaza Constitucion und zum Palacio del Gobierno, wo ich den Lonely Planet Stadtlauf beginne: Palacio del Gobierno, Centro Cultural Manzana de la Rivera (mit kleinem Stadtmuseum), Congreso Nacional, Cabildo/Casa de la Cultura (ehemaliger Senat, mit vielen Ausstellungen), Catedral Metropolitana (geschlossen), Teatro Municipal (nur noch der Eingang ist von 1889), Casa de la Independencia mit Museum, Panteon de los Heroes. Asuncion zeichnet sich durch operettenhaft prunkige, aber kleine Paläste aus, die wohl zum Grossteil von den Diktatoren gebaut wurden. Es fällt auf, dass die Slums auf der anderen Strassenseite vom Parlamentsgebäude, in einem ehemaligen Park, beginnen und die besten Grundstücke Asuncions belegen. Ins Internetcafé, grosse Freude: Mein Mailserver läuft wieder! Aber ich bin enttäuscht, als ich feststelle, dass der HordeClient gar nicht läuft und die Geschwindigkeit sehr langsam ist. Zudem habe ich etwa zehnmal soviel Spam wie sonst. 8.3.2008 Asuncion Am Morgen zum Internet, doch das ist geschlossen. Tanz- und Musikshow auf der Plaza de las Heroes angesehen. Das Panteon gerade bei der Wachtablösung und die Catedral Metropolitana besucht. Schuhbändel gerissen, sehr lange in vielen Läden gesucht, bis ich welche, kaum tauglich und teuer, gefunden habe. Mittagessen im Supermarkt. Fauler Nachmittag im Resthouse, mit Uwe und Vera geplaudert, den beiden Mennoniten aus Neuland im Chaco. 9.3.2008 Asuncion Traf Louise aus Melbourne im Resthouse, wir entschliessen uns zusammen zum Museo del Barro zu fahren. Mit dem Bus Nr. 30 dorthin, doch das Museum ist geschlossen. Auf den Aregua Bus, verbringen den Nachmittag in dieser kleinen kolonialen Stadt mit allen ihren Keramik-Gartenzwergen. Treffen, was für ein Zufall, Uwe und Vera im Cafe Olzi. Plaudern lange. Mit dem Bus zum Busterminal. Gutes Abendessen. Mit dem 22:30 Uhr Bus nach Filadelfia. 10.3.2008 Filadelfia Um 5 Uhr kommen wir in Filadelfia an. Ich merke erst, als der Bus wieder abgefahren ist, dass ich mein Täschchen drin vergessen habe, mit dem ich eine fehlende Aircondition Düse verstopft habe. Der Bus ist noch am Rumfahren in Filadelfia und in der Hindenburgstrasse finde ich ihn wieder, halte ihn an und hole mein Täschchen. Checke im Hotel Golondrina ein. Was für eine schöne, saubere Unterkunft. Schlafe etwas. Erkunde die Stadt. Ins JakobUnger-Museum mit Mennoniten- und Indianer- Ausstellungsgegenständen, sowie ausgestopften Tieren. Mit gefielen die zwei Dampfmaschinen! Mittagessen lausig und teuer. Am Nachmittag durch die Stadt gebummelt. Traf ein älteres - 87 -
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Ehepaar, Hans und Käthe Penner, wurde zu Eiswasser und Kuchen eingeladen (Tee wäre bei dieser Hitze nicht zu ertragen). Wir haben eine lange und sehr angenehme Unterhaltung. Am Schluss wurden mir sogar noch Schoggi und Guetsli mitgegeben. Es sind wahnsinnig liebe Leute, so wünschte ich mir Grosseltern! Es gewittert den ganzen Tag, aber Regen fällt nur wenig. Lange Plauderei mit jungen Mennoniten im Internetcafé. So anständige junge Leute! Zum Abendessen in den Comedor visavis vom Hotel. Treffe einen Lastwagenfahrer, mit dem ich lange plaudere, er kennt sich wahnsinnig gut aus mit den lokalen Autos! Das Gewitter, dass sich den ganzen Tag lang angekündigt hat, bricht jetzt los, es regnet stark. Filadelfia ist nicht wie im Lonely Planet steht, eine Stadt von Musterhäuschen aus einem Münchner Vorort. Vielmehr sind es typisch paraguayanische Häuser mit Backsteinmauern und Blechdächern, riesigen Grundstücken und meisten mehreren Autos im Hof. Da die meisten Bewohner der Kolonie Fernheim auf Farmen wohnen, ist hier viel Infrastruktur wie Garagen, Werkstätten, Schreinereien und Läden. Die Strassen sind in einem strengen N-S und W-O Raster und allesamt ungeteert. 11.3.2008 Filadelfia-Asuncion Der Regen hat die Strassen zu Schlammgruben verwandelt. Ich erkunde die Stadt weiter, laufe zum Supermarkt der Genossenschaft - ausgestattet mit allem - und zur noch nicht betriebsbereiten Erdnussfabrik. Der Bus fährt um 12 Uhr los. überall hält er, um Leute ein- und Aussteigen zu lassen. Wir fahren durch den Chaco, eine Landschaft von grünen Wiesen und Bäumen dazwischen. Früher wurde das die grüne Hölle genannt. Erst um 19 Uhr komme ich in Asuncion an, wo ich im Hotel Yasy gegenüber der Busstation ein Zimmer nehme.
Argentinien (Nordteil) 12.3.2008 Asuncion-Resistencia Ich stehe früh auf, laufe zur Busstation, aber ohalätz! das Büro von Brujula, dem einzigen Bus der am Morgen nach Resistencia fährt, ist geschlossen. Gehe zur Information, die sagen mir, es mache um 05:30 Uhr auf. Um 05:50 Uhr kaufe ich als erster ein Billet nach Resistencia. Rase zum Wechselbüro, wechsle mein letztes paraguayanisches Geld und zum Bus, wo ich gerade noch einsteigen kann. Der Bus fährt um 06:00 Uhr los. Die Zollformalitäten sind unnötig umständlich und langwierig. Um 12:00 Uhr kommen wir in Resistencia an. Aber halt-la, hier ist es schon 14:00 Uhr, wegen der Zeitverschiebung. Kaufe rasch ein Billet für den 18:30-Uhr-Bus nach Salta und fahre mit dem Urbano in die Stadt. Resistencia ist ein einziges Kunstmuseum, es hat überall Statuen von lokalen Künstlern, einige gut, andere weniger, aber das Suchen und Finden ist äusserst spannend. Weil alles andere für Siesta geschlossen ist, kaufe ich Mittagessen im Supermarkt und esse es im Park. Zum Museu Provincial de Bellas Artes Rene Bruseau. Wurde ziemlich nervös, als ich lange für den Bus zurück zum Busbahnhof warten musste, aber erwischte den Bus nach Salta rechtzeitig. Ich habe einen der besten Sitze, ganz vorne im Doppeldecker. 13.3.2008 Salta Um sechs Uhr früh kommt der Bus in Salta an. Ich laufe zum Hostel Quara, wo ich einchecke und frühstücke. Zur Plaza 9 de Julio. Die Kathedrale, innen sehr schön, besucht. Das Museo de Arquelogia de Alta Montana besucht, es zeigt die 500-jährige Mumie eines den Göttern geopferten Kindes (los ninos de llullaillaco), die absolut komplett erhalten ist, sogar das Fettgewebe und die Augen, da die Mumie in über 5000 Metern Höhe lag, fernab von Mikroben und in -18 Grad. Dann zur umwerfenden Zuckertortenkirche Iglesia San Francisco, innen enttäuschend. Das Convento de San Bernardo nur von aussen besichtigt, es ist für das Publikum geschlossen. Mit der in Arth-Goldau gebauten Luftseilbahn zum Cerro San Bernardo, die heute neblige Aussicht genossen, zu Fuss zurück. Die beiden Fussgängerzonen Florida und Alberdi besucht. Zum Touristenmarkt, der etwa 3km westlich liegt, gelaufen. Zurück gelaufen, zum Mercado Municipal, dann im Supermarkt einkaufen. Zum Museo Provincial de Bellas Artes Arias Rengel, das wilde Oelbilder von Nestor Favre-Mossier und Fotografien von Isidoro Zang zeigt, beide thematisieren die Zeit der Junta. Darüber ist das Land noch lange nicht weg, die Kunstszene leidet sehr darunter, denn diese Werke haben wohl keinen Bestand, sie sind zu stark auf diese Periode fixiert und wirken bereits jetzt etwas retrovertiert. Gefreut haben mich die enorm originellen Statuen verschiedener Künstler, einer stellt alle seine Statuen auf alte Autoscheiben, was lustig aussieht. Ich habe furchtbaren Sonnenbrand an den Beinen, seit ich kurze Hosen trage, lange Trekkinghosen waren in Brasilien nicht zu kriegen. 14.3.2008 Salta Um 02:30 Uhr klopft es an die Tür meines Schlafsaales und drei Israeli kommen mit Getöse herein. Sie zünden das Licht an, unterhalten sich laut und machen bis 04:30 Uhr soviel Lärm, dass ich wach bleibe. Um 06:30 Uhr läutet mein Wecker und ich muss aufstehen, obwohl ich wie gerädert bin. Um 07:30 Uhr kommt tatsächlich der Wagen nach Cachi. Ich reise mit zwei deutschen Studentinnen und ihrer Mutter. Dichter Nebel. Die Landschaft ist sehr grün, schon bald hat es keine Bäume mehr. Farbige Sandsteinformationen. Wir fahren durch die Quebrada de Escoipe, Cuesta del Obispo, Piedra del Molino (da hat es tatsächlich ein Mühlstein am Wegerand), über Payogasta nach Cachi. Auf dem Weg sehen wir wilde Esel, eine grosse Spinne und viele, viele geschützte „Cardones“ Kakteen, die im Jahr nur 1cm wachsen können. Einmal bleibt der Wagen in einem Bach, der über die Strasse rinnt, stecken und wir müssen ihn rückwärts hinausschieben. In Cachi essen wir etwas, schauen uns die Kirche mit der Decke aus Kakteenholz an. Auf dem Rückweg hat es mehr Nebel. Wir sehen wilde Guanacos (schwarzer Kopf, braunes Fell). Etwas erschöpft von der langen Fahrt kommen wir in Salta an. 15.3.2008 Salta-Cafayate Ich habe einen enormen Schlafmangel und muss ausschlafen. Kaufe ein Billet für den Bus - 88 -
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nach Cafayate. Sichere Daten im Internet. Um 13:00 Uhr bin ich an der Busstation, steige in den Bus. Ein Herr sitzt bereits auf meinem Platz. Ich versuche ihm zu erklären, dass es mein Platz sei, aber er erklärt mir, es sei ihm völlig egal, er bleibe hier sitzen. Dann kommt noch ein Herr mit einem Billet für den Sitz neben ihm, jetzt sind wir drei die Anspruch auf zwei Sitze erheben. Als es zur Billetkontrolle kommt, stellt sich heraus, dass der störrische Herr im falschen Bus sitzt. Wir müssen alle furchtbar lachen, er schleicht sich wie ein geschlagener Hund davon. Der erste Teil der Fahrt ist langweilig und ich schlafe dauernd ein, jedoch die Quebrada de Cafayate ist wahnsinnig eindrücklich mit ihren gigantischen Sandsteinformationen, die wie Marmorkuchen aussehen. In Cafayate angekommen, checke ich erst mal im El Balcon Hostal ein. Dann laufe ich etwas durch das hübsche Weinbaustädtchen, besuche das Museu de la Vid y el Vino, wo es auch eine leider unvollständige Dampfmaschine hat. In der Kirche findet eine Messe statt, der ich beiwohne. Koche mein Abendessen und lese etwas. 16.3.2008 Cafayate Laufe zum Mirador Cerro Santa Teresita. Treffe eine Frau die den gleichen Weg hat und wahnsinnig viel über diese Gegend weiss. Jede Pflanze kennt sie, jede Heilwirkung. Sie führt mich hinten um den Hügel rum, wo wir einen Stein, der wie ein Thron ausgehöhlt ist, sehen und Höhlen, die von Indios als Grabstätten benutzt wurden. Plötzlich stoppe ich, ich wäre fast auf eine fast zwei Meter lange Viper getreten, die sich eilends davon macht und dabei noch einen Mini-Bergsturz verursacht, als sie unter einen grossen Fels kriecht. Wir finden Kaktusfrüchte, essen sie, aber sie lassen kleine Dornen in den Fingern. Der Hund riesige Freude, er rast mit sichtlichem Genuss in den Wasserkanälen rauf und runter. Danach treffe ich noch einen Herrn, der mich zu seinem Haus einlädt, falls ich nochmals dort vorbeikommen sollte. Kaufe Nachtessen ein und ein Busticket nach Salta für morgen. Laufe zum Weingut La Banda/El Vasijo segreto, wo ich alles frei besichtigen darf und erst noch kostenlos degustieren darf. Den halbtrockenen Weisswein kann ich sehr empfehlen! Laufe and Bodega Esteco und Taller Cristofani vorbei bis zu einem Herrschaftshaus, dann wieder zurück ins Dorf. Plaudere beim Kochen lange mit Richard aus Sydney. 17.3.2008 Cafayate-San Salvador de Jujuy Mit dem 9 Uhr-Bus von Cafayate abgefahren. Das Wetter ist bedeckt, die Felsen sehen im kalten Licht nicht besonders aus. In Salta esse ich schnell ein Choripan und besteige dann den Bus nach Jujuy. Erst um 17 Uhr komme ich in Jujuy an, wo ich im Yok Wahi Youth Hostel unterkomme. Kaufe Lebensmittel ein, schaue mir kurz die beiden Kirchen Iglesia San Francisco und Catedral Basilica und den Cabildo an. 18.3.2008 San Salvador de Jujuy-La Quiaca Das angekündigte Frühstucksbuffet stellt sich als magerer Zmorgen heraus. Laufe zum Museo Historico Provincial, das zwar klein ist, aber einige ganz interessante Ausstellungsstücke hat, z.B. von den Indios hergestellte Lederhüte in der Form der Helme der Conquistadoren. Dann zum ehemaligen Bahnhof (die Gleise wurden unterdessen herausgenommen und aus dem Gelände ein Park gemacht, aus der ehemaligen Drehscheibe ein Schwimmbecken), dem Touristenmarkt, entlang der Schienen zum Parque San Martin, dann über eine Brücke auf die andere Seite des Rio Grande, zurück gelaufen, den Rio Grande wieder überquert, zum Museo Arqueologico, das ein paar Mumien und eine indianische Fruchtbarkeitsgöttin zeigt. Zur Plaza Belgrano (mehr oder weniger von den Landstreichern besetzt) und dem Künstlermarkt. Grosses Mittagessen im Markt. Zurück zum Resthouse. Der Bus fährt um 15:00 Uhr. Bis Humahuaca hänge ich an einem kleinen Fenster, das sich öffnen lässt und mache Bilder von der Quebrada de Humahuaca. Von dort aus ist die Landschaft weniger spektakulär. Meine Banknachbarin ist Lorena aus Buenos Aires. Wir plaudern, bis wir in La Quiaca ankommen. Ich komme im La Frontera Hotel unter. Es ist kalt. Ich bin sehr müde. La Quiaca ist eine kleine, staubige Grenzstadt mit wenig Interessantem, eine typische Grenzstadt. Sein früherer Glanz ist etwas weg, seit die argentische Eisenbahn ihren Dienst eingestellt hat.
Bolivien 19.3.2008 La Quiaca-Villazon-Uyuni Bereits um acht Uhr früh stehe ich am Grenzposten, die Brötli, die ich soeben gekauft habe kauend. Die Grenzformalitäten sind schnell erledigt. Es hat viele Reisende: Israelis, Engländer, Neuseeländer. Die meisten sehe ich bei der Busstation wieder, ich jedoch laufe durch bis zum Bahnhof, wo ich als erster ein Ticket nach Uyuni kaufe. Der Zug fährt erst um 15:30 Uhr, bis dahin muss ich mir die Zeit noch irgendwie vertreiben. Schwer in einem Ort, der zwar drei Märkte hat, aber sonst keinerlei Sehenswürdigkeiten. Ich besuche die Märkte, lasse die Haare schneiden, lese im Park, esse im Markt ein gutes und billiges Mittagessen. Der Zug fährt pünktlich um 15:00 Uhr. Es kommt viel Staub in den Wagen. Atemberaubende Landschaft. Wir kriegen Tickets für das Abendessen. Um 19 Uhr will ich es einlösen, doch es wird mir gesagt, ich solle um 22 Uhr wiederkommen. Neben mir sitzt ein Bolivianer, der in einer Blei/Zink Mine in Jujuy arbeitet. Ich kriege schliesslich schon um 21:30 Uhr das Abendessen. Kurz danach kriege ich Durchfall: Lebensmittelvergiftung. Ich sitze auf der Toilette, als der Zug in Uyuni einfährt und schaffe es gerade noch, auszusteigen. Folge einer alten Frau zum Hotel „Sajara“, wo ich mich einquartiere. 20.3.2008 Uyuni-San Juan Zum Frühstuck zum Markt. Frage in verschiedenen Tourbüros nach einer Tour des Salars, kriege schlussendlich das beste Angebot von Turismo Desierto. Treffe die beiden Schweizer Mädchen wieder. Um 10:30 Uhr geht es in einem neueren Landcruiser los, wir sind 7 Passagiere, Obedo der Fahrer und die Köchin. zuerst geht es zur Cementerio des Trenes, wo viele halb ausgeschlachtete Dampflokomotiven stehen, zum Teil tolle Sachen wie Garrets. Dann in den Salar (Salzsee) rein, überall nur Salz. Stop beim Salzschnitzereienmarkt, wo einige Häuser ganz aus Salz gebaut sind. Dann der nächste Stop beim Hotel del Salar, das ebenfalls ganz aus Salz gebaut ist. Die - 89 -
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Salzkruste ist ca. 1m dick, darunter kommen 24m Gemisch Salz und Lavagestein, dann wieder eine Salzkruste. Wir sehen, wie das Salz aufgeschichtet, getrocknet und auf uralte Lastwagen aufgeladen und abgeführt wird. Nächster Stopp bei der Insel Incahuasi, eine mit vielen Cardones-Kakteen bewachsene Korallenfelseninsel im Salzsee. Unsere Köchin kocht ein ausgezeichnetes Mittagessen. Von hier durch einen überschwemmten Teil des Salzsees mit reizvollen Spiegelungen zum Ufer. über Wellblechpisten, vorbei an Vicunas, Lamas und Schafen nach San Juan, wo wir im Hospedaje San Juan unterkommen. Schöner Sonnenuntergang. Kartenspiele bis spät. 21.3.2008 San Juan-Huayllajara Immer noch Magenkrämpfe und Durchfall. Stehe früh auf, dusche kalt. Wir sehen den Vulkan Olgue, die Laguna Canapa mit den Flamingos, die Laguna Etionda, die Sodiumchlorid enthält, die Laguna Chiarcota, ebenfalls mit vielen Flamingos, die Laguna Onda, die Arvoles de Piedra (Formationen erodierten Sandgesteins) und die Laguna Colorado, deren rote Algen am Nachmittag wegen dem Sonnenlicht an die Oberfläche kommen und die Lagune rot färben. Die Ufer sind weiss vom Borax, das die Lagune enthält. Zahlen die Eintrittsgebühr für den Nationalpark. Quartieren uns in einer einfachen Unterkunft in Huayllajara ein. Strom kommt vom Generator. 22.3.2008 Huayllajara-Uyuni Stehe um 04:45 Uhr auf. Es ist eiskalt. Besuchen die Geysire bei Vollmond (Bild). Sehen den Sonnenaufgang in der Wüste. Besuchen die warmen Quellen von Polques. Besuchen die Laguna Verde, deren grüne Farbe nur dann erscheint, wenn ein Westwinde eine chemische Reaktion verursacht. Zum Dörfchen Villa Mar, wo Quinoa und Kartoffeln angebaut und Lamas gezüchtet werden. Mittagessen. Zum Valle de las Rocas, eindrückliche Sandsteinformationen. Sehe ein Viscacha, wie ein Hase mit kurzen Beinen und Schwanz. Stoppen in San Cristobal, einer achtjährigen Stadt für die nahe gelegene Silbermine, die kürzlich in Betrieb genommen wurde. Kehren nonstop nach Uyuni zurück, wo wir um 18 Uhr ankommen. Ich quartiere mich im Hotel Avenida ein. Kaufe Norfloxacin. 23.3.2008 Uyuni-Potosi Ich musste noch etwas Zeit verplempern, bis der Bus um 10:00 Uhr fuhr. Die Fahrt geht durch eine fantastische verzauberte Berglandschaft. Es gibt geschichtete Felsen wie in Argentinien, erodierte Sandsteinflesen, grüne Oasen, hohe Gipfel. Wir müssen 5000m oder höher gekommen sein. Manchmal hat es einen Bahnübergang, aber die Schienen machen keinen benutzten Eindruck mehr. Schliesslich kommen wir in Potosi an, wo Helen, ein Touristenführer, mir ihre Visitenkarte gibt und das Hotel Felcar empfiehlt, wo ich ein schönes Zimmer für nur 25 Bs. kriege. Zum Markt, aber da geht heute Sonntag wenig. Die Höhe verbunden mit dem Schleppen des wahnsinnig schweren Rucksacks zum Hotel, wo ich seit 24 Uhr nichts mehr gegessen habe, machen mich schwindlig. 24.3.2008 Potosí Zum Markt, esse gleich zweimal Frühstück. Dann zur Agencia de viaje „Cerro de Plata“, kaufe ein Ticket für die Silberminentour. Um 9am gehts los. Erster Stopp: Mercado Minero. Wir kaufen Geschenke für die Mineros: Cocablätter, Getränke, Zigaretten, Alkohol für den „Tio“ und Dynamitstangen. Dann geht es um Umziehraum, wo wir uns mit Gummistiefeln, Überkleidung, Helm und Lampe ausstatten. Zur Mine müssen wir noch ein rechtes Stück den Cerro hinauffahren. Dann steigen wir in die Mine ein. Die Eingangssektion ist wohl noch von 1550. Unsere Führerin erzählt uns, wie hart das Leben der Mineros unter den Spaniern war: Vom Alter 16 an jeden Tag bis zu 20 Stunden arbeiten, alle Versorgungsgüter zu überhöhten Preisen von den Spaniern kaufen, meistens im Alter von 45 Jahren sterben. Wir kommen zum Minengott „Tio“, ein Teufel mit erigiertem Penis und mit Papierfähnchen dekoriert. Sein Name ist eine Verballhornung von „Dios“, Gott. Ihm wird der Alkohol geopfert, jeder von uns muss das tun, sonst würde einem in der Mine etwas zustossen. Es geht durch teilweise nur 1m hohe Gänge in den Berg hinein. Von Zeit zu Zeit heisst es „Carro“, dann kommt auf den Schienen ein Lorenwagen mit 1.5t Gestein, von zwei Mineros gezogen und von zwei gestossen, vorbei und wir müssen uns ganz eng an die Wand lehnen. Unsere Führerin erklärt uns, dass die Mineure selbständig und auf eigene Rechnung arbeiteten, aber keinerlei Investitionen tätigten. Sie lebten in den Tag hinein und wenn sie mal viel verdienten, würden sie das Geld in Autos und Mobiltelefone investieren. Viele kämen aus armen, riesigen Familien und müssten ihre Geschwister unterstützen. Wir laufen tief in den Berg hinein. Einmal knalle ich mit dem Kopf gegen ein auf Kopfhöhe querliegendes Rohr, das sich überhaupt nicht vom Hintergrund abhebt. Dank Helm entsteht keinerlei Schaden. Wir helfen den Mineros, das Erz in Behälter aus alten Autoreifen zu schaufeln. Immer wieder kommen Loren vorbei und wir müssen uns in den engen Gängen schnell eine etwas breitere Stelle suchen und uns dort an die Wand drücken. Wir sehen vor allem Zinkadern. An einer Stelle klettern wir ziemlich abenteuerlich - die ersten 1.5m müssen wir im Fels klettern, da die Leiter mit 2m viel zu kurz ist - senkrecht hinunter und beobachten einen Minero, wie er von Hand mit einem Meissel ein Loch für eine Dynamitladung macht. Das Erz hier ist ein Gemisch von Zinn und Kupfer, also Bronze. Wir sehen Asbestadern. Um 14 Uhr verlassen wir die Mine und geben die Ausrüstung zurück. Ich laufe zum „Torre de la Compania de Jesus“ von wo ich eine fantastische Aussicht über die Stadt habe. Dann laufe ich zum Frauenkloster „Convento de Santa Teresa“, heute ein Museum, und nehme an einer Führung teil. Hier sieht man den Reichtum der Stadt, Gold und Silber wurden gleich tonnenweise verarbeitet. Der Altar der Kirche ist bis zur Decke aus purem Gold. Die Messgewänder aus Gold- und Silberfäden. Das 1585 gegründete Konvent war ein Kloster des Adels, wo die überzähligen Töchter gegen eine einmalige Zahlung von 2000 Pesos standesgemäss entsorgt werden konnten. Die Nonnen betraten das Kloster mit 15 Jahren und verliessen dessen Mauern nie wieder. Sie durften mit der Aussenwelt keinerlei Kontakt haben, selbst die Kirche durften sie nicht betreten und mussten die Messe in einem Nebenraum hinter einem schwarzen Vorhang hören, während der Chor auf der Empore hinter einem schwarzen Vorhang singen durfte. Für den Messwein und den Produkteverkauf gab es eine Art Drehgestelle, wo man die Sachen hineinstellen konnte. Die vom Lonely Planet so hervorgehobenen Flagellationen zeigten sich nur in einem Exponat.
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Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
Unsere Führerin erklärte uns, dass in Südamerika Christus generell mit viel mehr Blut dargestellt wird wie in Europa. Viele Exponate kombinieren Indio- und europäische Kunststile. Interessant ist, dass der Brunnen im Innenhof absichtlich einen Mogen David darstellt. Danach zum Markt, wo ich für 50 Bs. eine Umhängetasche schneidern lasse, die eine Stahlkette enthält, so dass sie nicht abgeschnitten werden kann. Danach noch zum Nachtmarkt, wo ich mich ziemlich verlaufe. Nähe noch einige Nähte der Tasche mit unzerreissbarem Faden nach. Zum Internetcafé. 25.3.2008 Potosi-Sucre Am Morgen zum Markt, um Frühstück zu essen. Etwas in das Indioviertel gelaufen, da die Casa de Moneda erst um 9 Uhr öffnet. Um 9 Uhr bin ich wieder dort und nehme an der spanischsprachigen Führung teil, da diese vor der englischen stattfindet. Impressiv die riesige Holzmaschinerie, die Anfangs 18. Jh. aus Spanien hierhergebracht wurde, um die Silberbarren flachzuwalzen. Toll die zwei Dampfmaschinen, die wohl noch betriebsfähig sein dürften. Mit Dampfrohrkessel! Es hat noch viel Kraut und Rüben von Exponaten, u.A. viele Kindermumien, angeblich alle natürlichen Todes gestorben. Danach noch etwas durch die Stadt gebummelt, in der Klinik nach Mefloquin gefragt, das aber auch hier nicht erhältlich ist. Zurück zum Hotel Felcar, ausgecheckt, zum Busterminal gelaufen. Der 12:30 Uhr Bus steht zur Abfahrt bereit, ich packe meinen Rucksack hinein, esse schnell noch drei Empanadas und trinke etwas Wasser. Die Fahrt ist einmal mehr wunderschön. Neben mir sitzt ein Bolivianer, mit dem ich während der ganzen Fahrt eifrig plaudere. Plötzlich kommt heftiger Harndrang. Das ist dumm, denn dies ist ein Bus, der keine Pinkelstops macht. Ich muss den Chauffeur überzeugen, irgendwo anzuhalten. Das will er natürlich nicht, verspricht mir aber, dass es bald einen Halt geben werde, wo ich pinkeln könne. Es dauert noch 15 lange Minuten, bis es endlich zu diesem Halt kommt. Ich pfeile hinaus und muss wohl 5 Liter Wasser gelassen haben, zumindest mehr, als ich in den letzten 3 Tagen getrunken habe. Glücklicherweise hat der Bus tatsächlich gewartet. Der Rest der Fahrt ist nun viel relaxter. Wir sind aber nicht mehr weit von Sucre und kommen um 16 Uhr dort an. Nachdem die längste Zeit einfach kein Bus kommt und alle Busse völlig überfüllt sind, nehme ich ein Taxi in die Innenstadt, wo ich im Alojamento Turist unterkomme. Ein scheussliches Loch, ich hätte besser noch etwas herumgefragt. Besichtige die Stadt: Mercado Central, Iglesia de San Francisco (nur aussen), Plaza 25 de Mayo, wo soeben politische Veranstaltungen stattgefunden haben, Catedral, Convento de San Felipe Neri (geschlossen), Iglesia de la Merced (geschlossen), Casa de la Cultura, Iglesia de Santo Domingo. Zum Markt, esse scharfes Hackfleisch und Kartoffeln zum Abendessen. Als ich die Marktfrau frage, wie das Gericht heisse, sagt sie „Scheisse“. Ich muss furchtbar lachen, was ansteckend ist. Ihre Kollegin buchstabiert mir das Gericht mit „Saice“. 26.3.2008 Sucre Zum Frühstück zum Markt. Wechsle ins Alojamento San Jose, viel sauberer als das vorherige. Schwatze lange mit einem englischen Motorradtourist. Danach zur Plaza 25 de Mayo, doch um 09:30 Uhr sagt mir eine Angestellte von Cal Orcko, dass der Bus ausfällt und erst um 10:30 Uhr fährt. Ich besichtige rasch das III Encuentro de Arte Contemporana mit einer Ausstellung des Bildhauers Juan Bustillos und die Casa de la Libertad, wo ich an einer französischsprachigen Führung teilnehme. Um 10:30 Uhr bin ich wieder an der Plaza und steige in den Bus nach Cal Orcko. Es hat nur 4 weitere Passagiere. Dort angekommen, wird eine Führung für uns veranstaltet. Erst werden uns die GFK-Dinosaurier erklärt, was sie darstellen und wann sie lebten. Danach werden wir im Museum in die Fussstapfen der Dinosaurier eingeführt, es hat auch einige Abgüsse. Dann werden wir zur Panoramaterrasse gelassen, wo man eine Aussicht auf die Sandsteinwand hat, wo hunderte von Dinosaurierspuren durchführen. Leider über 100 Meter weg, so sieht man zu wenig. Das hat wohl seinen Grund, denn der Steinbruch wird nach wie vor benutzt. Um 13:00 Uhr bin ich zurück an der Plaza. Ein Arzt, der auch in unserer Gruppe war, empfiehlt mir die Recoleta anzusehen. Ich esse rasch Mittagessen im Markt und schnappe den Bus zur Recoleta. Bin noch etwas zu früh, geniesse die Aussicht auf die Stadt, laufe noch etwas den Berg hinauf, wo ich noch eine bessere Aussicht habe. Ein Ehepaar, das vorbeikommt, empfiehlt mir, den Hügel zu besteigen, aber mindestens zu dritt, weil es viele Wegelagerer habe. Da lasse ich das schön bleiben. Um 14:30 Uhr öffnet das Museo de la Recoleta. Wir werden durch das Kloster mit seinen vier Atrien geführt, sehen eine 1500-jährige Zeder, viele Gemälde, einen komischen Transportsarg und dürfen noch auf die Empore der Kirche. Die Führung ist ganz eigenartig, unser Führer erzählt fast gar nichts, wartet meist nur wortlos. Immerhin kann ich ein paar verbotene Fotos schiessen. Danach zu Fuss zur Iglesia La Merced. Auf dem Weg treffe ich den Arzt wieder, der mir wärmstens La Glorieta empfiehlt. La Merced ist jetzt offen, ich zahle den Eintritt und besichtige die Kirche, die in einem äusserst verwahrlosten Zustand ist. Es hat drei vergoldete Altäre, jedoch sind selbst diese beschädigt, auch fehlt das Licht. Ich laufe auf die Empore, wo eine verwahrloste, nicht mehr funktionsfähige Orgel steht, im Innern sieht man abgeknickte Orgelpfeifen. Dann auf den Kirchturm. Fantastische Aussicht über das sonnenbeschienene Sucre. Ich klettere aufs Dach (das ist so vorgesehen) und kann selbst die Dome besteigen (es hat Treppen), die oben jedoch recht wacklig sind, denn der Mörtel ist unterdessen locker geworden. Schiesse Panoramafotos. Dann laufe ich zum Minibusstopp für La Glorieta. Der Minibus fährt einige Kilometer, bis er bei einer Kaserne hält. Tatsächlich ist dahinter La Glorieta, mir ist der Palast bereits bei der Einfahrt nach Sucre aufgefallen. Das Schloss wurde von Francisco Argandoña und seiner Gattin Clotilde im neuzehnten Jahrhundert gebaut. Seit 1930 steht es leer. Der Staat möchte es in ein Museum verwandeln, doch bis jetzt ging nicht viel. Es kann nur von aussen besichtigt werden. Charakteristisch ist das Minarett, das der argwöhnische Adelsherr bauen liess, damit er rundum seine rund 100 Mitarbeiter überwachen konnte. Von hier zurück nach Sucre, wo ich Postkarten schreibe, verschicke und zum Internetcafé gehe, um den vollgeschossenen Kamerachip auf DVD brennen zu lassen. Schwatze fast bis Mitternacht mit Juan und Johnny im Internetcafé.
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27.3.2008 Sucre Zum Busbahnhof, Ticket für den 19 Uhr Bus nach La Paz gekauft. Zum Internetcafé, Dubis Website geflickt. Zur Capilla Santa Barbara (heute ein Spital), dem Theater und zum Parque Bolivar, den sehr wackligen und überall durchgerosteten „Eiffelturm“ bestiegen. Zum Rotunda-Kirche und zum alten Bahnhof, wo ich eine alte Dampflok finde und lange mit dem Pförtner schwatze. Im Hostel bis 15:00 Uhr gelesen, dann ins Militärmuseum, wo es einige alte Kanonen, eine Embraer (Sportflugzeug) und sonst noch einigen Kriegsschrott hat. Zum Busterminal, wo ich die Österreicher aus dem Bus nach Potosi wiedertreffe. Sitze im Bus neben einem Anwalt aus La Paz, mit dem ich plaudere. Die Sitze sind angenehm, schlafe bald ein. 28.3.2008 La Paz Der Bus kommt trotz Verkehrsstau um 07:30 Uhr in La Paz an. Ich informiere mich beim Touristenbüro über die Gefahren, dann mit dem Taxi zum Wild Rover Backpackers Hostel. Lasse meinen Rucksack dort und fange an, die Stadt zu erkunden: Plaza Murillo mit dem Legislativpalast und Regierungspalast. Iglesia San Francisco, Calle Sagarnaga (die Touristenstrasse mit vielen Souvenirläden), Coca-Museum, Plaza San Francisco, Mittagessen dort im Markt, Zurück zum Hostel, eingecheckt. Avenida Mariscal Santa Cruz, Plaza del Estudiante, Parque Raul Salmon de la Barra, es wird dort aber so viel gebaut, dass der Mirador nicht zugänglich ist. Trotzdem eine fantastische Aussicht über die Stadt. Zur modernen Kirche Maria Auxiliaria, innen ist sie nicht schön. Zur Kirche La Merced, wo gerade ein Gottesdienst stattfindet, zurück zum Resthouse, danach Mercado Negro besucht und auf der Plaza San Francisco Nachtessen. 29.3.2008 La Paz Zur Busstation, Ticket für morgen nach Tihuanaco gekauft. Zum Museo de Etnografia e Folklore, eine fantastische Sammlung von Geweben, Masken, Keramik und Geld. Alles topmodern ausgestellt und hervorragend beschrieben (auf spanisch). Interessant auch das Video über die Maskenmacher. Um 12:30 Uhr werde ich hinauskomplimentiert. Zur Iglesia Santo Domingo, wo gerade eine Hochzeit stattfindet. Zum Internet, mit Tante Rütli und mit Christian Gerig geskyped. Fürs Installieren von Skype kriege ich eine Viertelstunde gratis. Zum Markt, ausgezeichnete Rebuelta gegessen. Mein Tischnachbar lässt sogar gleich nachschöpfen. Zur Plaza Wenceslav Monroy mit dem schön restaurierten Teatro Municipal. Zur Calle Jaen, aber die Museen sind geschlossen. Macht nichts, denn gleich findet eine Art verspäteter Carnival statt, mit Prämierung der besten Gruppen. Es ziehen viele Gruppen in tollen Kostümen an mir vorbei, mit furchtbar falsch klingenden Musiken, aber der Enthusiasmus macht alles wett! Es hat traditionelle Kostüme, Mooren mit glitzernden Flügeln, Tanzmariechen, Gauchos, Indios mit Bowlerhüten, Wollkappen oder ledernern Conquistadorenhelmen, Kusillo (Kasperli), so ziemlich alles, was es in Südamerika gibt. Am Abend zurück zur Plaza San Francisco, wo ich eine Hühnersuppe esse. Der Herr gegenüber sagt, ich solle nur „Aumento“ verlangen. Er tut's und es klappt, so tue ich es auch, kriege einen bösen Blick, aber es klappt. 30.3.2008 La Paz Das Frühstück kommt viel zu spät, ich kann gerade noch was reinstopfen als der Tourbus nach Tihuanaco um 08:30 Uhr erscheint. Doch wir warten eine Stunde lang vor einem Hotel auf einen Passagier, der einfach nicht fertig wird und fahren schlussendlich ohne ihn los. Erst um 11 Uhr sind wir in Tihuanaco und besuchen erst das Museum mit der monolithischen Statue von Pachamama, 7.5m hoch und 25t schwer, sowie der Puerto des Estrellas. Danach zum zweiten Museum mit einigen Tihuanaco Artefakten und deformierten Schädeln. Dann zur Pyramide. Diese ist wenig sehenswert, wenig wurde bisher ausgegraben. Wir sehen ein paar monolithische Steinfiguren. Besuchen den semitsubterraneo Tempel. Im dritten Komplex sehen wir die Puerto del Sol. Die Ausgrabungen kann man nicht als eindrücklich bezeichnen, dafür ist viel zu wenig erhalten und praktisch gar nichts darüber bekannt. Als ich für das Mittagessen 25 Bs. bezahlen müsste, laufe ich ins Dorf, wo ich im Markt für 7 Bs. den lokalen Fisch „Pejerey“ esse und mit den MarktFrauen plaudere. Zurück zum Tourbus, fahrt zurück nach La Paz. Beim Mirador halten wir für Fotos. Um 16:50 kommen wir in der Stadt an, viel zu spät für meinen 17-Uhr-Bus nach Copacabana. Ich habe aber vorgesorgt und kann deshalb mein Bett nochmals eine Nacht behalten. Die ganze Nacht Discolärm, ich schlafe kaum. 31.3.2008 La Paz-Copacabana Um sieben Uhr früh laufe ich zum Busbahnhof, kaufe ein Ticket nach Copacabana. Bis der Bus abfährt, kann ich noch in aller Ruhe an einem Essensstand vor dem Busbahnhof frühstücken. Der Bus fährt los, neben mir sitzt Marisol aus Cuzco, Reiseveranstalterin, die mir viele gute Tips für Peru gibt. Wir fahren entlang dem unteren Titicacasee. Die Estrecha de Tiquina, zwischen San Pablo de Tiquina und San Pedro de Tiquina, müssen wir per Fähre überqueren. Um 12 Uhr kommen wir in Copacabana an. Das Dorf ist hübsch zwischen zwei Hügeln an den Ufern des Titicacasees eingebettet. Ich komme im YHA Las Brisas II unter. Kaufe Fährenticket für morgen. Im Markt esse ich Forelle zum Mittagessen. Zur riesigen Kathedrale, besteige den Cerro Calvaro von der Seeseite her. Oben treffe ich einen Argentinier, mit dem ich plaudere. Zurück auf der anderen Seite. Mittagsschlaf. Zur Kathedrale, die jetzt offen ist, so dass ich das obere Stockwerk, wo es nochmals eine grosse Kapelle hat und die Capilla de las Velas auf der Seite, dunkel und wachsverkrustet, besuchen. Das Tourist Office empfiehlt mir, noch den anderen Cerro zu besteigen. So klettere ich auf den „Horca del Inca“, der oben eine wild zerklüftete Felsenlandschaft aufweist, welche ein Inkaheiligtum darstellt, und eine gute Aussicht bietet. Zum Intinkala, jedoch ist es bereits geschlossen. Zum wahnsinnig teuren Internet. Milanesa zum Abendessen. Es donnert und beginnt heftig zu regnen. 1.4.2008 Copacabana (Isla del Sol) Wechsle ins bessere und billigere Residencial Aroma. Esse Frühstück im Markt, stehe viel zu früh am Bootssteg. Es ist eisig kalt und dunkle Wolken drohen. Um 08:30 Uhr geht es mit „Andes Amazonia“ los. Das Schiff ist ein Holzschiff, das wie eine moderne Jacht aussieht, jedoch weder Elektrik noch Mechanik aufweist und nur von zwei völlig ungleichen Aussenbordmotoren angetrieben wird. Ich klettere aufs Dach, - 92 -
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wo es zwar zugig ist, jedoch gute Aussicht hat. An einer Stelle müssen wir durch eine enge Passage zwischen zwei Felsen. Um 11 Uhr kommen wir in Challapampa im Norden der Isla del Sol an. Ein Guide bemächtigt sich unser, Widerstand ist zwecklos. Erst müssen wir für 10 Bs. Eintrittstickets kaufen. Dann ins Museo del Oro, entgegen seinem Namen hat es keinen einzigen Gegenstand aus Gold aufzuweisen, nur ein paar schlecht erhaltene Vasen und ein paar Schädel und Menschenknochen. Nach einer kurzen Wanderung, wo uns wenig wissenswertes über die hier angebauten Mais, Quinoa und Kefen erzählt wird, kommen wir zur „Mesa del Sacrificio“, die ohne Erklärung problemlos als illegale Kopie eines Steintischs einer Autobahnraststätte durchgehen würde. Gegenüber liegt der „Roca Sagrada“, ein Felsen mit einem kaum mehr sichtbar eingeritzten dreieckigen Gesicht. Von weitem betrachtet kann man den Felsen mit viel Mühe auch als Pumakopf erkennen. Zum „Laberinto Chinkana“, einem Komplex aus zerfallenen Trockensteinmäürchen. Der Guide kassiert noch Geld für seine nutzlosen Erläuterungen. Dann endlich bin ich frei und laufe zügig ans Südende der Insel. Grossartige Aussicht. Im Süden muss ich nochmals 5 Bs. Eintrittsgebühr bezahlen. Laufe zur „Escalera del Inca“ und „Fuente del Inca“, eine Steintreppe mit einer Art Brunnen oben (mit drei Wasserstrahlen), einem Wasserlauf neben der Treppe und einem ähnlichen Brunnen unten. Warte darauf, dass das Boot abfährt. Hinter einem Felsen sehe ich ein Binsenfloss, ähnlich wie das von Thor Heyerdal, laufe dorthin, fotografiere es. Um 15:40 fährt das Boot los. Die „Casa del Inca“ sehen wir nur vom Boot aus. Plaudere mit Koni aus Biel. In Copacabana angekommen, renne ich zur Post um den Brief an die Familie Penner abzuschicken, aber die Post ist heute „wegen Reise nach La Paz“ geschlossen. Laufe zum Intinkala, doch die wollen 5 Bs. Eintritt für die paar Felsen, da verzichte ich doch lieber. Erklimme den Hügel beim Calvaro, laufe drum herum. Zum Nachtessen ein grosses Stück Fleisch für 5 Bs. im Markt.
Peru 2.4.2008 Copacabana-Puno Ich verbrauche noch die letzten Münzen für eine Tasse Kaffee und besteige den neun Uhr Bus nach Puno. Der Grenzübertritt ist problemlos und rasch. Keine Gepäckkontrolle. Unterwegs Zoll- und Polizeikontrollen, ich sehe einen südafrikanischen „Buffel“ Panzerwagen im Dienste der peruanischen Polizei, selbst das Transvaal-Nummernschild ist noch sichtbar. Um 12 Uhr kommen wir in Puno an, aber wegen der Zeitverschiebung ist es hier erst 11 Uhr. Ich checke im Hostal Illampu ein und buche gleich eine Tour nach Sillustani für heute und nach Uros für morgen. Gehe rasch Geld wechseln, esse Mittagessen im Markt. Zum Internet, zurück zum Hotel. Der Tourbus kommt eine halbe Stunde zu spät und hat zwei Passagiere zuviel, die in ein Taxi verfrachtet werden, das dem Tourbus nachfährt. Die Torres de Sillustani liegen malerisch auf einer Halbinsel in der Laguna Umayu. Die sich oben wie eine Vase verbreiternden Türme, fugenlos aus behauenen Steinen zusammengesetzt, stammen aus der Vor-Inka-Zeit, der Periode Coya. In den Ruinen sitzt eine Frau mit einem zahmen jungen Vicuna und strickt. Auf der Rückfahrt stoppen wir bei einem Binsenboot und später bei einem traditionellen Haus, wo ich Fotos von den Alpacas machen kann. Plaudere mit zwei Frankokanadiern aus Montreal im Bus. 3.4.2008 Puno Frühstück im Markt, dann warten auf den Tourbus. Um neun Uhr werden wir abgeholt und zum Hafen gebracht, wo ein modernes Passagierschiff auf uns wartet. Fahrt durch den Schilfgürtel zu den schwimmenden Inseln der Uros. Erster Halt bei Hisk'a Challwa, mit dem Symbol des Fisches. Die schwimmenden Inseln bestehen aus einer ca. 1m dicken Lage aus Totoraschilf, das innen einen schaumartigen (essbaren) Kern hat. Sie werden jeweils mit Stricken mit den anderen Inseln verbunden, damit sie bei Sturm nicht abgetrieben werden. Alle Monate muss rund 30cm Schilf neu aufgelegt werden, weil der untere Teil verrottet. Das Laufen auf der Insel ist weich, die Füsse sinken etwas ein. Die Häuser sind ebenfalls aus Schilf gebaut und leicht erhöht, damit die Schilflage darunter nur einmal jährlich erhöht werden muss. Viele Häuser haben Solarzellen und Batterien für Licht und TV, ein Geschenk des damaligen Präsidenten Fujimori. Es werden teilweise noch traditionelle Schilfboote verwendet, einige zu Katamaranen mutiert, aber auch modernere Holzboote mit Aussenbordmotor. Die Uros flüchteten ursprünglich vor den anderen Stämmen auf die Inseln, wo sie Ruhe fanden. Sie betreiben Fischerei, bauen auf den Inseln etwas Kartoffeln an(!!!), assen ursprünglich auch die Wurzeln des Schilfes, heute betätigen sie sich hauptsächlich im Tourismus, mit Souvenirverkauf und Bootsfahrten. Interessant ist, dass sie zahme Ibisse und Fischreiher als Haustiere halten. Mit einem Schilfboot setzen wir nach Jacmatata über, wo ich vom Beobachtungsturm eine gute Aussicht über die Schilfinseln habe. Darf etwas Totora-Mark essen. Zurück nach Puno, wo ich nicht herausfinde, welcher Bus zur Yavari fährt, so dass ich schlussendlich laufe. Das Dampfschiff „Yavari“ wurde 1862 in England gebaut und in 2766 Einzelteilen ins damals peruanische Arica verschifft, von wo diese mit der Eisenbahn bis nach Tacna gebracht wurden. Von dort wurden sie mit Maultieren nach Puno gebracht. Der Stapellauf erfolgte dann auch erst 1870. Betrieben wurde der Dampfer mit getrocknetem Lamadung. 1916 wurde ein schwedischer Bolinder Dieselmotor eingebaut und das Schiff verlängert. Das Schiff ist heute noch fahrtüchtig. Unter dem Schiffssteg wohnen wilde Meerschweinchen. Weiter zur nahegelegenen Coya, die seit 1986 im seichten Wasser auf Land sitzt. Das Dampfschiff wurde gleich wie die Yavari zum Titicacasee gebracht und 1886 in Betrieb genommen. Leider wird das Schiff heute als Restaurant benutzt, die Dampfmaschine ist teilweise zerlegt. Schade. Gleich nebenan liegt die riesige Olianta im Trockendock. An ihr wird heftig gearbeitet, sie soll wieder fahrtüchtig werden, und zwar mit Echtdampf! Toll die beiden noch funktionstüchtigen SchienenDampfkrane daneben. Zum Museo Naval, aber das ist heute geschlossen. Zum Museo Carlos Dreyer, wäre zwar fast wieder weggelaufen, als sie 15 S. Eintritt verlangen, aber wir einigen uns auf 5 S., bin ja der einzige Besucher. Es hat - 93 -
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einige schöne Exponate aus der Vor-Inka-Zeit - Aexte, Knüppelenden, Wurfgeschosse, Töpferei, Gewebe, Steinhauerei. Gold- und Silber des Sillustani-Schatzes. Etwas Bilder und Sakralkunst. Carlos Dreyer war ein deutscher Maler, der hier als Professor und Kunstsammler ansässig wurde. Besuchte die riesige Kathedrale. Zum Deustua Arch, einem die Strasse überspannenden Bogen. Die beleuchtete Kathedrale fotografiert. 4.4.2008 Puno-Arequipa Um 8:45 Uhr stehe ich vor dem Museo Nautico - immer noch geschlossen. Es würde auch heute nicht geöffnet, wird mir verkündet. Zurück zum Hotel, Rucksack geholt, zum Busterminal. Ein Schlepper einer Busfirma bietet mir das Ticket für 15 Soles an, ich zögere, da geht er auf 13 runter, da muss ich wohl zuschlagen. Wir fahren pünktlich ab. In Juliaca muss ich rausdüsen zur Toilette, es hat grad knapp gereicht. Für jeden Liter Wasser den ich trinke muss ich drei lassen; ich werde ganz aufhören, Wasser zu trinken. Es fehlen uns Passagiere, so dass wir eine Stunde lang damit verbringen, Passagiere anzuwerben. Die Fahrt geht durch eine atemberaubende Berglandschaft mit blaün Seen, rauchenden Vulkanen sowie weiter unten vielen Kaktussen. Wir erreichen Arequipa eine Stunde zu spät. Ich nehme einen Minibus ins Stadtzentrum, wo mich ein Herr zu einem privaten Resthouse, dem El Rosario Hospedaje, bringt, das ganz nahe der Plaza de Armas ist und genau meinem Budget entspricht. Besichtige die wunderschöne Kirche San Augustin, wo gerade eine Messe stattfindet, die Catedral und die Iglesia La Compañia. Zum Tourist Office und zu verschiedenen Tour Operators, die Tour ins Colca Cañon wird wahnsinnig teuer werden. Inzwischen ist es dunkel, die Plaza ist schön beleuchtet. Esse Abendessen in einem kleinen Restaurant. Zum Internet. 5.4.2008 Arequipa Heute ist fasten angesagt, wegen der ewigen Magenprobleme. Am Morgen früh mit dem Minibus zur Busstation um die Abfahrtszeiten der Busse nach Cabanaconde ausfindig zu machen. Zurück in die Stadt. Zum Convento San Francisco, wo ich der einzige Besucher bin und für mich ganz alleine eine Führung gemacht wird. Das Kloster ist fantastisch reich ausgestattet, man wollte die überzähligen Töchter eben in Würde wegschliessen. Zum Museo de Arte Virreynal Santa Teresa, einem weiteren Konvent. Auch dieses ist äusserst reich ausgestattet. Zum Monasterio de Santa Catalina, dem bekanntesten Kloster Arequipas. Das Konvent Santa Catalina de Siena wurde 1579, 40 Jahre nach der Gründung der Stadt Arequipa, gegründet. Es wurde in den Erdbeben 1958 und 1960 beschädigt und 1970 für die öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es ist ganz aus dem hier typischen Sillargestein, einer weissen Lavasteinart, gebaut. Eine eigentliche Klosterstadt, wild gewachsen. Die Zellen sind viel grösser und komfortabler (Wohn- und Schlafzimmer) als in den anderen Klöstern und haben gewöhnlich eine private Küche. Alles ist so hergerichtet, wie es früher war. Es wird von wilden Exzessen berichtet, die adligen KlosterFrauen sollen auch jeweils mehrere Bedienstete gehabt haben. Laufe nach Yanahuara, finde jedoch nichts besonderes. Zum Kloster Recoleta, das Sammlungen ausgezeichneter Indiokunst, ausgestopfte Tiere und Indianergegenstände aus dem Amazonasgebiet, eine fantastische Bibliothek, die nur 15 Minuten täglich offen ist sowie religiöse Kunst und Bilder zeigt. Im ersten Innenhof steht der älteste „Chomba“ Weinkrug (500 lt.) Perus. Das Kloster wurde 1648 von Pater Pedro de Mendoza gegründet und nach Plänen von Pater Pedro de Peñaloza gebaut. Es ist wie die anderen Klöster aus Sillarstein gebaut und hat vier Innenhöfe. 1978 wurde es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zurück zur Plaza de Armas, Iglesia de la Merced und das Santuario para la Adoracion permanente (modern) besucht. Die Kreuzgänge des ehemaligen Jesuitenklosters La Compañia besucht. Die heutige Kirche wurde 1650, die Kreuzgänge 1660 gebaut. Die Plaza de Armas und die Universität bei Nacht fotografiert. 6.4.2008 Arequipa-Cabanaconde Heute morgen darf ich wieder essen, also gibt es Arroz Cubano zum Frühstück. Zur Militärparade auf der Plaza de Armas. Erst werden die Flaggen von Peru und von Arequipa im Beisein der Provinz- und Stadtregierung gehisst. Dann paradieren die Schulen, Vereine und Krankenhäuser vorbei. Dann das Militär, wobei erstaunlich ist, wie viele Frauen es in den kämpfenden Truppen hat. Danach ins Museo Santuarios Andinos. Sehr teurer Eintritt, dann Film und geführte Tour. Die Mumie, die wie diejenige in Salta von Johan Reinhart gefunden wurde ist in einem viel schlechteren Zustand wie die in Salta. Zurück ins Hostel, mich verabschiedet, mit dem Minibus zum Busbahnhof. Leider sind alle Busse nach Cabanaconde ausverkauft, jedoch kriege ich noch den letzten Sitz auf dem „Trebol“. Der fährt gleich ab, ich stelle zu meiner Freude fest, dass mein Sitz in der Kabine neben dem Chauffeur ist. Fahrer und Beifahrer sind sehr nett, offerieren mir Essen und Trinken. Unterwegs werden zwei Kälber eingeladen. Die Türe neben mir wird immer wieder auf- und zugemacht, der Bus ist pumpenvoll. Ein Mädchen hat ein junges Lama auf dem Schoss. In Chivay hört die Teerstrasse auf. Der Canyon von Colca sieht recht eindrücklich aus, jedoch ist es bereits zu dunkel für Fotos. In Cabanaconde quartiere ich mich im „Villa Pastor“ ein und esse rasch Abendessen. 7.4.2008 Cabanaconde (Valle de Colca) Zum Frühstück heissen Getreidebrei. Zum Mirador Achichague, doch der ist geschlossen und ich muss weit laufen, bis ich das Tal von oben einsehen kann. Dann laufe ich Richtung Sangalle, der Oase am Talboden. Verlaufe mich sehr und muss mich bis zum richtigen Weg durchfragen. Treffe ein Pärchen aus Bordeaux/France, mit dem ich bis Sangalle (2180müM) laufe. Wir sehen einige Kondore. Mit dem schweizerischen St. Gallen hat Sangalle wenig gemein, ein paar Häuser, ein paar Felder und zwei Schwimmbecken am Talboden. Esse ein paar Kaktusfrüchte, doch die kleinen Stacheln bleiben in den Fingern stecken. Laufe weiter nach Malata (2660müM), dann Cosñirhua (2660müM), wo ich ein teures, aber anständiges Mittagessen einnehme. Unter dem Küchentisch tummeln sich die Meerschweinchen, die von Zeit zu Zeit auch in den Kochtopf wandern. Laufe ins Tal hinunter, über eine Brücke nach San Juan de Cuccho (2300müM). überall hat es Häuser, bestellte Felder, Strom. Wo immer es geht ist der Hang terrassiert. Erstaunlich viele Waren finden den Weg hierher, obwohl man nur zu Fuss oder mit Maultieren
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zukommen kann: Kühlschränke, Fenster, Türen, Wellblech, Fernseher, Stereoanlagen, Süssgetränke etc. Vor der zweiten Brücke will ein Herr mein „Boleto Turistico“ sehen. Ich sage ihm, dass ich keines habe und keines will und laufe in der anderen Richtung weg. Diese war aber falsch, ich muss über die Brücke, wo derselbe Herr am anderen Ende wartet. Diesmal laufe ich einfach an ihm vorbei. Das äusserst teure Boleto Turistico ist eine dubiose Sache, es ist nicht von einer staatlichen Behörde. Ich beginne den steilen Aufstieg (1000 Höhenmeter). Nach 3/4 des Weges treffe ich einen Eselstreiber, mit dem ich lange schwatze. Ich staune immer wieder über den hohen Bildungsstand der Leute, hier muss man niemandem erklären, wo die Schweiz liegt oder was dort hergestellt wird. Um 17:30 Uhr, eineinhalb Stunden vor Plan, bin ich zurück in Cabanaconde (3287müM). Beim Friedhof treffe ich die Spanier, die ich das letzte Mal in Puno getroffen habe, wieder. Kaufe ein Busticket für morgen. 8.4.2008 Cabanaconde-Cusco Um 06:30 Uhr rasch heissen Getreidebrei trinken, dann ab in den „Andalucia“ Bus nach Arequipa. Ich habe einen guten Sitz. Das Valle de Colca sieht, trotz Gegenlicht, toll aus. Am Cruz del Condor hält der Bus für 10 Minuten. überall hat es Kontrolleure des „Boleto Turistico“, aber ich schaffe es doch irgendwie an denen vorbei zum Mirador, wo ich rasch ein paar Fotos mache. Kondore hat es keine. Dann geht es weiter nach Chivay. Bei der Polizeikontrolle von Pampas Cañahuasi steige ich aus. Ein Polizist nimmt sich sofort meiner an und verspricht mir, jedes in Frage kommende Fahrzeug nach einem Lift für mich zu fragen. Nach ganz kurzer Zeit winkt er mir, ein leerer Touristenbus nimmt mich für 15 S. nach Juliaca mit. Eigentlich wollte ich ja nach Cusco, aber das ist um diese Zeit unmöglich, so nehme ich gerne an. Die Fahrt ist angenehm, rasch und der Chauffeur, ein Touristenführer, weiss über jeden Ort, an dem wir vorbeifahren, etwas zu erzählen. In Juliaca steige ich aus, esse in einem Restaurant wahnsinnig günstig ein gutes Mittagessen und die gute Inhaberin setzt mich sogar noch ins richtige Dreiradtaxi zum Terminal Terrestre. Dort angekommen, ist der Bus nach Cusco gerade am Abfahren, was mir sogar noch etwas Verhandlungsspielraum im Fahrpreis gibt. Steige ein und los geht die Reise in einem neuen, komfortablen Bus. Die Landschaft ist wunderschön, wie mit grünem Vlies überzogene Styroporberge einer Modelleisenbahnanlage, fast irreal wirken die Berge, dahinter die verschneiten Kuppen. Dann rote Wolken - blauer Himmel - grüne Berge, bevor die Sonne untergeht. Ein Verkäufer von Lehrbüchern (sehr gute, notabene) und einer von Gesundheitsprodukten halten ihre Vorträge im fahrenden Bus. Das ist recht unterhaltsam. In Cusco kommen wir um 20:30 Uhr an, nachdem ich 13.5 Stunden Bus gefahren bin. Im Terminal kommt Juana, die Inhaberin des „Hospedaje Samani“ auf mich zu und offeriert mir ein Zimmer, wir fahren mit dem Taxi dorthin, es ist ganz zentral. Somit ist auch dieses Problem schon gelöst. Esse für nur 2 S. ein ausgezeichnetes Abendessen. 9.4.2008 Cusco Zur Plaza de Armas. Besichtige die Catedral gratis, da so früh noch niemand kontrolliert. Zur Tourist Information. Kaufe ein absurd teures „Boleto Turistico“ - 30 USD. Besuche das „Museo de Santa Catalina“, das Kloster wurde zwar von Arequipa nach Cusco verlegt, existierte in Arequipa aber weiter. Markant die vielen Bilder im Betraum der Nonnen und die Fresken. Ein Bild, die Tötung der Kinder durch Herodes, ist identisch mit demjenigen in Arequipa. Zum „Museo de Arte popular“, wo es viele lustige Dioramen aus dem Alltag, meist aus Keramik, hat. Zurück zum Hostel, wo mir Juana Alternativen zur hirnrissig teuren Bahn nach Machu Picchu (110 km retour 100 USD) erklärt. Zum „Museo de Sitio de Qoricancha“, ein düsteres Untergrundmuseum, nicht der Rede wert. über Qorikancha erfährt man nichts. Die Kirche Santo Domingo besucht, die auf den Fundamenten von Qorikancha steht. Mittagessen in einem kleinen Restaurant. Mit den Leuten geplaudert. Hier kommt sonst nie ein Tourist hin. Zum „Museo Municipal de Arte Contemporeana“, das ein paar Stahlplastiken und Bilder zeigt. Zum „Museo Historico Regional“ in der Casa del Inca Garciloso de la Vega. Es zeigt Mastodontknochen, etwas vorkolumbianische Kunst (Venus von Chanapata, WariKeramik), Inkakunst, wobei hier die Inkaperiode am längsten währte (1200-1538), spanisch dominierte Kunst, wobei v.A. die Pachamama-Madonnen in Bergform auffallen. Die Kirchen San Francisco und Santa Clara von aussen besichtigt. Im Markt gebummelt. Den Templo San Pedro von aussen besichtigt. Zum Bahnhof, doch der ist geschlossen und es wird mir gesagt, dass ich nicht auf den billigen Zug dürfe, ich müsse eine der absurd-teuren Touristenbillete kaufen. Zum Monumento Pachacutec gelaufen, den Turm bestiegen. Mit dem Minibus zurück. Zum Centro Qosqo de Arte Nativo und eine Touristenshow mit einheimischen Tänzen besucht. Treffe Eduardo, ein Architekt und plaudere lange mit ihm. Nachtessen und Internet. 10.4.2008 Cusco (heiliges Tal) Mit dem Minibus zum Mercado Rosaspata, dort wartet bereits der Bus nach Pisaq. Dort angekommen, wollen die Taxifahrer 10-15 S. für die Fahrt zu den Ruinen, so laufe ich lieber. Es ist eine schöne Wanderung, durch die ingeniösen Inka-Terrassen in den steilen Berghängen. Nach nur 25 Minuten bin ich oben und staune ob der fantastischen Anlage: überall Terrassen, Tempel fugenlos aus behauenen Steinen zusammengesetzt, Wohnhäuser, Befestigungen. Der Weg zwischen den verschiedenen Stadtteilen ist z.T. mit Steinen aufgebaut, es hat sogar einen Tunnel und an mehreren Stellen wurden riesige Felsen durchstossen. Treffe Schweizer sowie ein peruanisch-französisches Pärchen aus Annecy. Laufe zurück nach Pisaq, wo ich ein gutes Mittagessen einnehme. Wie ich zur Bushaltestelle laufe, steht der Bus schon da, ich muss nur noch einsteigen. In Tambomachay steige ich aus. Hier hat es ein Wasser-Heiligtum mit mehreren heiligen Brunnen, auch „Baño de la Ñusta“ oder „Balneario Inca“ genannt. Wo das Wasser gefasst wurde, weiss man nicht. Gegenüber liegt Pucapucara, das schlecht erhalten ist. Man weiss nicht, ob es eine Raststätte oder eine Festung gewesen ist. Mit dem Minibus nach Quenqo, einem Heiligtum mit einem in den Fels gehauenen unterirdischen Teil (Leib der Pachamama) und mysteriösen „Sitzen“ überall auf dem Felsen. Weiter unten nochmals ein ähnlicher Teil. Laufe Richtung Saqsayhuaman. Treffe Leute, die gerade am Drehen eines Videos - 95 -
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sind. Zwei Frauen in traditioneller Kleidung tanzen. Werde gebeten, mitzutanzen. Das tue ich doch gern. Das Video soll in zwei Wochen auf Youtube zu sehen sein2. Beim Christo Redemptor treffe ich Maximiliano, ein fröhlicher Musikant, der zu seiner gitarrenähnlichen Charango fröhliche Weisen singt und auch mal Panflöte oder Flöte spielt. Dann endlich zu Saqsayhuaman, einer riesigen Festung, eigentlich ein Heiligtum. Im einen Teil soll es sogar noch Tunnels geben. Alles aus riesigen, tonnenschweren perfekt behauenen Steinen gebaut. In den Mauern eingebettet hat es Tierformen. Als die Spanier kamen, sollen Teile der Festung unter einer 4m dicken Erdschicht versteckt worden sein. Laufe mit zwei Guides in die Stadt hinunter. Zum Inka-Museum, das interessante Modelle der wichtigsten Anlagen hat. Zurück zum Hostel. 11.4.2008 Cusco-Aguas Calientes Zum Bahnhof, Ticket für den Zug von Ollantaytambo nach Aguas Calientes gekauft. Erst auf dem Nachhauseweg merke ich, dass mir 4 Soles zu wenig herausgegeben wurden. Das passt genau zu dieser miesen, ausbeuterischen Bahngesellschaft. Rucksack geholt, zur Busstation der Busse nach Urubamba. Dort besteige ich den Bus nach Chinchero. Dort angekommen, lasse ich den Rucksack beim Pförtner der Anlage. Die Anlage in Chinchero ist wenig eindrücklich. Terrassen, nur teilweise ausgegrabene Treppen, ein von aussen behauener Felsen als heiliges Bad und ein malerisches Stück Inka Trail. Mit dem völlig überfüllten Bus nach Urubamba gefahren, von dort mit einem ebenso vollen Minibus nach Ollantaytambo. Mittagessen, lasse den Rucksack im Restaurant. Besichtige erst die Hauptanlage hoch über dem Dorf, mit vielen Terrassen im steilen Hang und einigen im überhängenden Fels eingelassenen Häusern. Treffe Mättu, ein Berner und ein Engländer. Wir laufen zusammen zu den Häusern im gegenüberliegenden Berg. Ein steiler Pfad führt dorthin. Unglaublich, wie Häuser und sogar Terrassen in den überaus steilen Fels gebaut wurden. Zurück zum Dorf, Käse und Brot eingekauft, Rucksack geholt. Esse auf dem Dorfplatz Abendessen. Laufe zum Bahnhof. In den Wartsaal darf ich nicht, muss vor dem Bahnhof warten. Esse eine Suppe an einem Stand. Um 19:30 Uhr dürfen wir in den Zug. Plaudere mit einem Mexikaner und der Uruguayerin Maria. Erst um 21 Uhr fährt der Zug los. Wir verlieren noch mehr Zeit, so dass es der teuerste Zug der Welt schafft, auf 28km eine Stunde Verspätung einzufahren. In Aguas Calientes ist das Ticket Office für Machu Picchu jetzt geschlossen. Checke in der „Posada del Inca“ direkt an der Plaza des Armas ein. 12.4.2008 Aguas Calientes Um halb fünf Uhr läutet der Wecker. Ich nichts wie zum Ticket Office. Um fünf Uhr öffnet das zwar, aber aufgrund von EDV-Problemen werden heute keine Tickets verkauft. Vielleicht gibt es oben beim Eingang. Ich haste in der Dunkelheit den Berg hinauf, verliere ein paarmal den Weg. Nach einer Stunde bin ich beim Eingangstor von Machu Picchu. Tatsächlich kann ich dort eines der schweineteuren Tickets kaufen (120 Soles!). Ich gehe rein, zum „House of the Caretaker“ und von dort den mehrere km lange Inka Trail den Berg hinauf zur „Puerta del Sol“. Dort hat es aber dichten Nebel und Horden von Touristen, so dass ich gleich wieder umkehre. Zum Sonnentempel, dem Königspalast und zur Royal Tomb sowie den zeremoniellen Bädern. Zum Gefängnisbezirk mit dem „Tempel des Kondors“, dann zu den „drei Toren“. Zum Tor von Wayna Picchu (täglich dürfen nur 400 Personen rein). Versuche zu den grossen Höhlen zu gelangen, muss aber ein paar km nach dem Mondtempel abbrechen, da es zuviel Zeit kostet. Zurück zum Weg nach Wayna Picchu. Treffe die Uruguayerin wieder, wir laufen zusammen den ultrasteilen Weg zum Gipfel. Oft muss man sich an Drahtseilen halten. An einer Stelle hat es einen ganz schmalen Tunnel, durch den man durchkriechen muss. Wir schaffen es zum Gipfel. Machen ein paar Fotos, dann verabschiede ich mich, weil ich ganz langsam zurücklaufen muss. Trotzdem machen meine Knie Probleme. Unten esse ich verbotenerweise (man müsste im offiziellen Restaurant ganz teuer essen), dann weiter mit Sightseeing: Zeremonienfelsen, Hauptplatz, Observatorium „Intiwatana“. Ein Guide wirft mich dort ziemlich rüde raus, weil ich gegen die Pfeilrichtung gelaufen sei. Laufe von der anderen Seite nochmals rauf (er lächelt siegesgewiss) und jetzt erst recht gegen die Pfeilrichtung wieder runter. Danach Tempelbezirk: Haupttempel, Dreifenstertempel, heiliger Platz, Haus des Hohepriesters, Sakristei. Runter zur Prison Group, die Mörser, Industriebereich, Wohnbereich, zurück zu den drei Toren. Zurück zum Zeremonialfelsen. Durch die „Qolqas“ zum Tor gelaufen, ganz langsam wieder herunter nach Aguas Calientes gelaufen. Bin triefnass, dusche, frische Kleider, esse gut und günstig Abendessen. 13.4.2008 Aguas Calientes-Cusco Um fünf Uhr früh aufgestanden. Angefangen, Richtung Hydroelectrica Santa Teresa zu laufen. Mir ist etwas schwindlig, vielleicht wegen dem äusserst schweren Rucksack. Laufe durch den Regenwald auf den halbvermoderten Eisenbahnschwellen. Die Bäche auf den schlüpfrigen Schwellen zu überqueren ist etwas heikel. Glücklicherweise an der Ausweichstelle kommt ein Zug vorbei. Bei der Hydroelectrica steige ich in ein Sammeltaxi, das mich nach Santa Teresa bringt. Von dort mit einem vollgestopften Minibus - sogar auf dem Dach hat es Passagiere nach Santa Maria. Auf der Fahrt sehe ich eine grosse schwarze Schlange mit gelbem Muster am Wegrand kriechen. In Santa Maria treffe ich einen Freiburger und einen Franzosen. Wir kaufen Billete für den Bus und essen Mittagessen. Das Busbillet war eine dumme Idee, denn genau der Bus der anderen Gesellschaft kommt pünktlich um 12:30 Uhr. Unserer ist nirgends zu sehen. Wir warten und warten, erst um 15:00 Uhr kommt der Bus. Die Fahrt ist lange. Wir fahren durch die Wolken und über hohe, eingeschneite Bergpässe. Erst um 21 Uhr gelangen wir nach Cusco, zudem nicht zum Terminal Terrestre. Mit dem Minibus zum Terminal Terrestre, wo ich erfahre, dass es erst morgen wieder Busse nach Nazca hat. Quartiere mich in der Nähe der Busstation in einem Hospedaje ein.
2 Das Video ist leider nie auf Youtube erschienen - 96 -
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14.4.2008 Cusco-Nazca Ich stehe früh auf, besteige den Bus nach Juliaca. In Tipon steige ich aus, laufe Richtung Ruinen. Auf dem Wege treffe ich Sadith Kamof Alava, die mich in ihr Haus, das eben gebaut wird, einlädt. Ich kann sehen, wie ein Haus aus Bambus gebaut und mit Gips verkleidet wird. Wir trinken Tee, schwatzen. Sie lädt mich zum Mittagessen ein, aber ich muss leider weiter, habe ja noch ein paar Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Besichtige die Ruinen von Tipon. Besonders bemerkenswert sind, abgesehen von den hier viel grösseren Terrassen, die immer noch funktionierenden Brunnen, einer davon mit vier Ausgüssen, sowie eine rund 25km lange Wasserzuleitung, die leider heute trocken ist. In den Ruinen treffe ich Javier und Fabiana aus Buenos Aires. Wir besichtigen die Inka-Ruinen zusammen und sie laden mich ein, mit ihrem gemieteten Auto zu den anderen Ruinen von Pikillacta zu fahren. Dort sehen wir Ruinen der Wari-Kultur (400-800 n.Chr.) die teilweise mit bewundernswerter Genauigkeit aus Adobeblöcken gebaut wurden, sowie Trockenmauern von bis zu 5m Höhe. Auf dem Rückweg laden mich Javier und Fabiana sogar noch zu einem gebratenen Meerschweinchen ein, es schmeckt ausgezeichnet! Wir kommen so früh in Cusco an, dass es mir sogar noch auf den 14 Uhr Bus nach Nazca reicht. Ich kann den Preis noch etwas drücken, da er gerade am Abfahren ist. Die Gesellschaft „Molino“ ist mies, der Bus wird übervoll mit Passagieren beladen. Zu meinen Füssen sitzt eine Frau mit Unmengen Gepäck, so dass ich die Beine nicht bewegen kann. Neben mir sitzt Hector, ein Musikant, mit dem ich bis spät in die Nacht schwatze. Er schenkt mir eine CD von sich, dafür lade ich ihn zum Abendessen ein. 15.4.2008 Nazca Der Bus kommt um halb fünf Uhr in Nazca an. Doch obwohl einige Passagiere dem Chauffeur sagen anzuhalten, hält er einfach nicht. Ich nach vorne, stolpere aber über die im Gang liegenden schlafenden Passagiere. Versuche dem Corredor zu sagen, anzuhalten, der schläft jedoch. Der Bus fährt einfach weiter. Erst mittendrin hält er an. Ich weigere mich, hier abgesetzt zu werden. So steige ich bei der Autobahnzahlstelle aus und nötige dem Corredor noch 5 Soles fürs Taxi zurück ab. Die Polizisten hadern mit dem Chauffeur und versprechen, mir einen Lift zu besorgen. Mit mir ist noch ein Peruaner, der weniger fordernd war und nicht einmal das Fahrgeld erhielt. Plötzlich heisst es, ein Minibus würde nach Nazca fahren. Wir beide nichts wie rein. Glücklicherweise reicht das Geld vom Bus für uns beide. Der Bus hält jedoch wiederum nicht in Nazca, sondern in einem Vorort. Ich muss doch noch auf eigene Kosten ein Taxi nehmen, das mich nach einem erfolglosen Anlauf zu einem günstigen Hostel, dem Hospedaje Aqueducto, bringt. Checke ein, finde das mir von einem Kollegen empfohlene Flugbüro „Condor“, buche einen Flug, wobei ich nach langem Verhandeln den 50minütigen Flug für 50 USD kriege. Ins Internet, um 10:30 Uhr stehe ich wieder im Büro. Es geht zum Flugplatz, wir besteigen eine Cessna 172. Der Flug ist rauh und böig. Die Figuren sind, zu meinem Erstaunen, nur sehr schwer zu erkennen. Sie wurden in den Wüstenboden getrampelt. Unerklärlich auch die vielen Linien und Flächen. Die Fotos sind kaum brauchbar. Nach fast einer Stunde landen wir wieder. Zum Internet. Um 15:00 Uhr bin ich zurück im Reisebüro, für eine Tour zum Aquädukt. Wir besichtigen erst einige Nazca Linien in der Wüste aus der Nähe. Die Linien wurden gemacht, indem die sonst in der Wüste liegenden schwarzen Steine weggeschoben wurden. Dann fahren wir zum Aquädukt von Cantalloc, der eigentlich falsch heisst, weil es ein unterirdisches Bewässerungssystem ist. Die Wände sind aus Steinen, welche erlauben, dass das Wasser vom Fluss sowie überschüssiges Wasser von der Bewässerung wieder in das Kanalsystem gelangen. Die Kanäle sind im Zickzack angelegt mit runden Belüftungen. Von dort gelangen wir zu den Inkaruinen von „Los Paredones“ welche aus Adobeblöcken gebaut wurden. Die meisten Ruinen wurden in den 70er Jahren zerstört. Ich verbringe Stunden im Internetcafé beim erfolglosen Versuch, meinen kaputten Sitemanager wieder zum laufen zu bringen. 16.4.2008 Nazca-Lima Ich stehe viel früher als geplant auf, laufe zum Büro von Sojuz Bus. Esse Frühstück an einem Essensstand, als ich einen „Viva“ Bus stoppen und Passagiere aussteigen lassen sehe. Ich packe den Rucksack, renne dorthin und steige ein. Der Preis ist billig, die Fahrt äusserst komfortabel. Die Landschaft ist Wüste, wird aber immer städtischer in Richtung Lima. Wir kommen dort um 14 Uhr an, einer der Passagiere nimmt mich im Taxi mit bis nach Miraflores. Von dort laufe ich bis zur „Casa del Mochilero“, wohl die billigste Unterkunft in Miraflores. Ich erkundige mich nach Preisen der Flüge nach Pucallpa, kaufe etwas Essen ein und spaziere durch die vielen schönen Parks am Meeresufer, wo ich den Sonnenuntergang beobachte. 17.4.2008 Lima Mit dem Colectivo bis zur Plaza des Armas. Besichtige das Museum der Catedral mit dem Grab von Francisco Pizarro. Danach beobachte ich auf der Plaza eine Tanzvorstellung. Einmal mehr werde ich gebeten, mitzutanzen, was ich auch tue. Werde wohl auf einigen amerikanischen Homevideos zu sehen sein, hoffentlich nicht in „Americas funniest videos“. Zum Museo de la Inquisicion. Im ehemaligen Haus der Inquisition wird einiges zur peruanischen Inquisition berichtet und die Foltermethoden explizit dargestellt. Laufe den Jiron de la Union zur Plaza San Martin wo ich das Denkmal von General San Martin betrachte mit der Statue der Madre Patria, die eine Flamme auf dem Kopf hätte bekommen sollen und wegen einem Missverständnis wurde ein Lama draus (auf spanisch das gleiche Wort llama). Schwatze lange mit einem Polizisten. Besuche die Iglesia de Santo Domingo, die Basilica de la Veracruz mit ihrem gelb-orangen Inneren, und die Arkaden der Post. Laufe zum Parque de la Muralla, wo Teile der ehemaligen Stadtmauer besichtigt werden können, besuche das kleine Museum sowie die Reiterstatue von Francisco Pizarro, die unterdessen hier gelandet ist. Dann zum Monasterio San Francisco, wo ich das Kloster, aber auch die mit Knochen und Schädeln gefüllten Katakomben besuche. Zum Museo del Banco Central de Reserva del Peru. Das fantastische Museum zeigt indianische Kunst der neueren Zeit, die wohl beste Ausstellung von präkolumbianischen tönernen und goldenen (Sammlung Hugo Cohen) Artefakten sowie eine Bildergalerie. Gehe erst, als sie schliessen. schaue mir schnell die Iglesia San Pedro an. Auf dem Weg zur Busstation laufe ich noch an einem Blasmusikkonzert - 97 -
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vorbei, bleibe stehen. Es wird ganz erstklassig gespielt, was hier eher selten ist. Mit dem Minibus zurück nach Miraflores. Kaufe etwas Gemüse ein, schwatze lange mit den Leuten vom Resthaus nebenan. Koche ein riesiges Abendessen. 18.4.2008 Lima Am Morgen zu einem der riesigen Supermärkte. Das Zeug ist wahnsinnig teuer, teurer als ein Europa. Kaufe Toilettensachen für die Reise auf dem Amazonas. Dann zum Huaca Pucllana, einer Stufenpyramide der LimaKultur, zwischen den Jahren 200 bis 700 AD. Zurück zum Hostel, brenne DVDs meiner Fotos. Ein paar orthodoxe Juden kommen ins Hostel und laden mich zum Seder ein. Esse Ceviche in einem Fischrestaurant. Sende den Brief mit dem Tagebuch und den DVDs ab. Laufe zum LarcoMar Shoppingcenter, beobachte den Sonnenuntergang. 19.4.2008 Lima Am Morgen beim Aufstehen falle ich gleich um, das rechte Bein ist wie gelähmt. Ich kann nicht drauf stehen und fühle mich schwindlig. Schleppe mich irgendwie zum Frühstück und nach zwei Tassen Kaffee ist wieder gut. Was das wohl war? Mit dem Minibus zur Puente Primavera und von dort mit einem anderen Minibus (S. Bartolo) zu den Ruinen von Pachacamac. Riesige Enttäuschung, man darf die Strasse nicht verlassen, einzig der Sonnentempel kann betreten werden, die anderen Ruinen nur aus grosser Distanz betrachtet werden. Wenn immer man auch nur einen Schritt daneben tut, pfeift es von irgendwoher und man muss wieder auf die Strasse. Das Museum ist nicht der Rede wert. Der Komplex wurde während rund 1000 Jahren, von 500 - 1500 AD genutzt und weist mehrere Rampentempel auf. Zurück zum Hostel, fühle mich aber zu krank, um zum Seder zu gehen. 20.4.2008 Lima-Pucallpa Es geht mir etwas besser, als der Wecker um fünf Uhr früh läutet. Ich stehe auf, packe ganz rasch meine Sachen, trinke einen Kaffee. Um 6 Uhr kommt das Taxi. Die Spanier sind auch bereit - wir werden das Taxi teilen. Sie haben viel Gepäck, aber es hat für alles Platz im Taxi. Am Flughafen checke ich mein Gepäck ein, aber mein Flug wird und wird nicht aufgerufen. Erst um 9:10 Uhr, als wir bereits abgeflogen sein müssten, beginnt der Check-in. Wir kommen mit 40 Minuten Verspätung an. Mit dem Dreiradtaxi zum Hotel „Richard“. Dort wollen sie mir erst kein Zimmer für 10 S. geben, aber als ich ein anderes Hotel suchen will, haben sie dann doch eines. Der Fahrer erzählt mir von einer Schweizer Mission in der Nähe. Ich erkunde die Stadt, esse Mittagessen im Markt und fahre mit dem Minibus zum Parque Natural, einem Zoo, wo die Tiere zwar nicht nach neuesten Standards gehalten werden, aber doch recht amüsant, da sich viele Tiere streicheln oder füttern lassen. Mit vielen Panthern, Jaguars, Ozelot und anderen Raubkatzen sowie lustigen Äffchen. Das Museum ist nicht der Rede wert. Esse an einem Strassenstand Abendessen. 21.4.2008 Pucallpa Am Morgen früh mit dem Colectivo nach Yarinacocha gefahren. Dort besteige ich ein Boot nach San Francisco, muss jedoch über eine Stunde warten, bis es abfährt. Die Fahrt auf der Laguna de Yarimacocha ist malerisch. Es ist sehr heiss. In San Francisco, einem Shipibo-Dorf plaudere ich mit einem Chilenen, Antares, der sich selbst als Schamanen bezeichnet und in einem Hilfsprojekt arbeitet, spreche mit den Leuten aus dem Dorf. Mit dem Boot zurück nach Yarinacocha, werde nass als ein Sturmwind aufkommt und die Gischt ins Boot bläst. Zurück zur Pista, fahre mit dem Colectivo zum Km 15 und laufe bis zur Mision Suiza. Diese Mission, gerade 50 Jahre alt geworden, wurde von Schweizer Protestanten und Evangelikalen als Priesterseminar für die Indios gegründet. Heute werden die Anwärter aus dem ganzen Land hierher meist eingeflogen (mangels anderem Transport) und ausgebildet. Ich treffe Lynette aus Aesch, die hier die Kinder der Missionare auf schweizerdeutsch unterrichtet. Als es dunkel wird, laufe ich wieder zur Pista und fahre mit dem Colectivo zurück in die Stadt. Laufe zum Hafen, esse etwas. 22.4.2008 Pucallpa Früh am Morgen ein Schiff gesucht. Die „Men del Norte“ soll um 15 Uhr fahren. Kaufe Wasser, schleppe es zum Hafen, esse früh Mittagessen, checke aus dem Hotel aus und schleppe mein Gepäck zum Schiff. Handle den Preis auf 90 Soles herunter. Treffe Neiser aus Nauta in der Nähe von Iquitos auf dem Schiff. Wir warten und warten. Um 15 Uhr wird immer noch geladen. Die Ladung besteht aus Süssgetränken, Honda-CG-125-Dreirädern, ein paar Lastwagen, ein Auto, ein Generatorenmotor, ein Industriekühler. Um 19 Uhr heisst es, dass das Schiff heute nicht mehr auslaufen würde. Es ist brütend heiss. Am Nachmittag hatte mir Neiser einen Beutel Gelatine gekauft. Zudem kaufte ich Essen und legte es im heissen Schiff bis zum Abendessen auf die Seite. Jetzt habe ich Verdauungsprobleme. 23.4.2008 Pucallpa-Iquitos Um drei Uhr morgens muss ich zum erstenmal aufs WC, um vier Uhr stärkster Durchfall, der völlig ausser Kontrolle geht. Es gibt weder Wasser noch Licht. Bis sieben Uhr ständig auf der Toilette. Die Toiletten sind zu klein, um die Tür zuzumachen, wenn man auf der Schüssel sitzt. Nehme Loperamid und Norfloxacin. Im Laufe des Morgens stabilisiert es sich. Kaufe etwas Bananen. Das Schiff wird vollständig vollgeladen. Hunderte zusätzlicher Passagiere, die Hängematten hängen im 50cm-Abstand. Um vier Uhr nachmittags sind wir immer noch im Hafen am Laden. Es ist drückend heiss. Um halb fünf Uhr nachmittags werden Vorbereitungen zur Abfahrt getroffen. Das Schiff fährt zu einem anderen Dock, wo noch ein Motor darauf gehoben wird, die Kiste zerlegt sich fast und eine Palette mit einem Tank fällt herunter und zerschellt auf dem Schiff. Endlich fahren wir ab. Beobachte einen schönen Sonnenuntergang. Ich schlafe auf dem Bänkli, weil mein Magen in der Hängematte zu fest zusammengedrückt wird. Um Mitternacht fängt es an zu regnen, es spritzt aufs Bänkli, ich wechsle in die Hängematte. Es ist kalt. 24.4.2008 Pucallpa-Iquitos Der Regen entwickelt sich zu einem tropischen Gewittersturm. Das nicht fachmännisch gebaute Schiff lässt überall Wasser eintreten; es fehlen Schwellen und die Fenster sind undicht. Auf beiden Passagierdecks stehen 2cm Wasser. Es wird ständig geschöpft. Glücklicherweise sind meine Sachen in der Mitte, wo es trocken bleibt. Beim Manövrieren wird noch eine Scheibe von einem Ast eingedrückt. Um vier Uhr früh sind wir aus - 98 -
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dem Schlimmsten raus. Doch der Morgen ist neblig und regnerisch. Es ist kalt. Wir sehen immer wieder Dörfer, Pekipekis und Frachtschiffe. In Contamana halten wir. Von den Frauen, die mit ihren Esswaren an Bord kommen, kaufe ich in einem Bananenblatt gekochte Sardinen. Neiser kauft Camaron (Süsswassercrevetten). Contamana ist eine richtige Stadt mit Autos, Strassen, einer Kirche und einer schönen Uferanlage. Aber nicht auf dem Landweg erreichbar! Von hier geht es weiter nach Inahuaya, einem Dörfchen, in dem wir nur kurz halten. In Orellana gibt es einen längeren Halt. Ich kaufe Orangen. Nach dem Abendessen reicht es für einen Bummel durch das Städtchen. Es ist eiskalt, ziehe alle meine Kleider an. 25.4.2008 Pucallpa-Iquitos Ich muss sogar noch den Regenschutz anziehen, weil ein eisiger Wind durch das Schiff bläst. Beim Aufwachen liegen wir am Ufer, man sieht Äffchen und Papageien durch die Bäume turnen. Der Nebel ist so dicht geworden, dass das Schiff seit Mitternacht vor Anker liegt. Um sieben Uhr morgens lichtet sich der Nebel und wir können weiterfahren. Halten in Fansito, vielen weiteren kleinen Dörfchen, u.A. auch in Saman. Es ist warm geworden. Ich dusche, ziehe mich um und wasche meine Kleider. Zwei Mädchen helfen mir dabei ganz rührend. In der heissen Sonne sind die Kleider rasch trocken. Ich stelle fest, dass das Schiff nur über Ruder und Gashebel verfügt, keinerlei Elektronik. Die Tiefe wird mit dem Lot gemessen. Die Brücke hat keine Windschutzscheibe. Wir halten in Juancito, wo viele Strassenverkäufer an Bord kommen. Einige davon verpassen das Abfahrtssignal und müssen per Peki-Peki evakuiert werden. In der Nacht bläst wieder ein eisiger Wind durch das Schiff. 26.4.2008 Pucallpa-Iquitos Um fünf Uhr morgens – ich habe unterdessen vom Bänkli zur Hängematte gewechselt (die mir Rückenschmerzen bereitet) – dröhnt Musik durch das Schiff. Doch Frühstück gibt’s erst um sieben – die Küchenmannschaft hat eine Stereoanlage organisiert und wollte Musik in Discolautstärke zur Arbeit. Ein Passagier mit zwei Äffchen und drei Papageien ist in der Nacht zugestiegen. Es ist neblig und kalt. Wir halten in Requena. Da ein Passagier mir gerade gesagt hat, dass ihm in der Nacht seine Sachen gestohlen worden seien, bleibe ich bei meinem Gepäck. Esse eine mangoähnliche Frucht, die er mir schenkt. Die Schale gebe ich den Äffchen, die diese gerne essen. Als Neiser kommt, laufen wir doch noch in die Stadt und kaufen Tetrazyklin für das Äffchen, das am Arm eine schärende Wunde hat. Plötzlich hupt das Schiff und wir rennen zurück. Ich desinfiziere und verbinde die Wunde des Äffchens. Zum erstenmal kann ich meine Reiseapotheke brauchen. Wir sehen den Zusammenfluss von Ucayali und Maranon Fluss. Ich plaudere mit Francisco, dem Eigentümer des Schiffes. Er sagt, der Motor sei von Caterpillar, braucht rund 120 Liter Diesel pro Stunde und kostete 168000 USD. Zum Abendessen delikates Buschfleisch. Ich füttere Äffchen und Papageien mit Bananen. Wir kommen um 21 Uhr in Iquitos an. Neiser organisiert ein Motokar Taxi und wir fahren in die Stadt. Alle Hostels sind voll. Erst beim fünften oder sechsten hat es Platz. Ich handle einen anständigen Preis für das Zimmer aus. Während Neiser einen Sack mit Sachen zu Verwandten bringt, esse ich bei Wilson für 1 S. Reis. Er schenkt mir eine Suppe dazu. 27.4.2008 Iquitos Heute muss ich in ein kleineres und billigeres Zimmer wechseln. Ich helfe Neiser mit seinen schweren Sachen zur Busstation. Von dort laufe ich zum Markt, zum Shantytown von Belen und zur Plaza de Armas wo gerade eine Militärparade stattfindet, sowie zurück zum Hostel. Diese erklären mir, dass sie kein Zimmer für 10 S. haben. Das Hotel nebenan hätte, aber noch ist nichts frei. Ich laufe zu einem Schneider, lasse die Hosen reparieren. Ein Hostel in der Nähe hätte ein Zimmer, will es aber nicht für nur wenige Tage abgeben. Laufe zurück, tatsächlich ist jetzt nebenan ein Zimmer frei und ich kann umziehen. Besuche die Slums von Belen nochmals. Zurück zum Museum von Amazonien, doch das ist immer noch geschlossen. Ein Touristenführer will mir eine teure Dschungeltour verkaufen. Zum Internet, schreibe meine Tagebücher ab. Zurück zum Hostel, lese. Abendessen bei Wilson, die anderen sind mir zu teuer. 28.4.2008 Iquitos Zum Markt, dann zur Plaza de Armas, wo ich Ana aus Barcelona, die ich bereits auf dem Schiff getroffen habe, wiedertreffe. Wir beschliessen, zusammen zum Schmetterlingspark zu fahren. Zum Tourist Office. Von dort mit dem Motokar zum Hafen. Dort erfahren wir, dass der Schmetterlingspark heute geschlossen ist. Wir fahren trotzdem mit dem Peki-Peki nach Padre Cocha, wobei wir an zwei schönen Dampfschiffen vorbeikommen. Von Padre Cocha laufen wir - zusammen mit zwei Buben - nach San Andrea, einem Indianerdorf. Das Dorf besteht aus Pfahlbauten, da manchmal alles überschwemmt wird. Wir laufen zurück und besuchen noch die „Quebrada de Amor“. Mit dem Peki-Peki (der Weg ist überschwemmt) zum Schlangenpark. Dort hat es Choro-Aeffchen, zahme Faultiere die wir halten dürfen, Anakondas die wir uns um den Hals legen, Boa Constrictors. Die Aeffchen spielen ständig Streiche mit uns. Weiter sehen wir ein Capybara, eine Wasserschildkröte, junge Alligatoren und dürfen zum Schluss mit den Affen spielen. Ein Nachtäffchen sitzt auf meiner Schulter und leckt mein Ohr ab. Die Choros spielen richtig wild und beissen zuweilen ein wenig fest. Auch der Papagei kneift mich, er will halt auch spielen. Es hat auch noch ein junges Coati. Mit dem Peki-Peki zurück nach Nanay und mit dem Motokar zurück zur Plaza de Armas, wo wir uns trennen. Ich esse gut und reichlich im Markt. Dann mache ich eine Kanutour durch Belens Pfahlbauten. Kaufe Alligatorfleisch zum Abendessen. Iquitos ist eine düstere, chaotische und laute Stadt, aber sie hat auch ihren Charme. Die Plaza de Armas und die Kirchen sind bedeutungslos geworden, eigentliches Zentrum ist das verarmte Belen. Pausenlos lärmen Honda CG125 „Motokars“ durch die Strassen. Auf dem Markt kann man von Alligatorenfleisch bis zu lebenden Äffchen alles kaufen. Die Shantytown in der Überflutungsebene des Rio Itaya, unterhalb des Marktes gelegen, gilt als gefährlich. Seine - 99 -
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überfluteten Wasserstrassen, allen voran die „Venecia“, sind aber malerisch. Auch hier hat es zahlreiche Märkte. Die Häuser sind auf Pfählen gebaut, da dieser Teil von Belen jedes Jahr bei Hochwasser überflutet wird; weiter aussen sind die Häuser auf Flössen. über Stege sind viele Häuser auch zu Fuss erreichbar. Die beiden Häfen Nanay und Masusa sind rund 2km von der Stadt entfernt. Daran anschliessend sind zahlreiche weitere Häfen. Es ist nicht ganz einfach, herauszufinden, von welchem Hafen welche Destination bedient wird. Erstaunlich ist, dass in dieser abgelegenen Stadt Iquitos ist die weltgrösste Stadt, die nicht auf dem Landweg erreicht werden kann - praktisch alles erhältlich ist, Internetverbindungen bestehen und es sogar eine Honda-Motorradfabrik gibt. Die grössten Attraktionen von Iquitos sind Padre Cocha mit dem Schmetterlings- und dem Schlangenpark sowie dem Indianerdorf San Andres, wie auch Quistococha mit dem Allpahuayo Mishana Park sowie dem Centro Turistico, einem kleinen Zoo. Das Museo Amazonica ist den Eintritt nicht wert, es zeigt leidglich einige etwas abgenützte Fiberglasfiguren von Indianern. 29.4.2008 Iquitos (Reserva Allpahuayo Mishana) Früh am Morgen zum Minibusstand nach Quistococha gelaufen, doch die fahren nur bis zum Dorf, nicht bis zum Nationalpark. Ich werde aber zum Markt von Belen gebracht, wo ich rasch den richtigen Minibus finde. In Allpahuayo Mishana angekommen steige ich aus, doch die Gebäude wirken verlassen. Laufe bis zum Eingang, dort sind ein paar Leute am Gärtnern und schicken mich in die falsche Richtung. Schlussendlich laufe ich zurück zum Verwaltungszentrum, wo unterdessen jemand da ist. Dann kommt auch gleich die Direktorin, verkauft mir ein Billet und stellt mir einen Guide zur Seite, der mich zu unterhalten hat, bis eine Studentengruppe kommt, der ich mich anschliessen kann. Wir laufen zum Museum, dem Centro de Interpretacion, sehen die winzigen rot-schwarzen Pfeilgiftfrösche, viele Orchideen, die in den Bäumen hausen, einige davon winzig klein. Zurück zum Eingang, die Studenten sind nicht erschienen. Also geht’s los zum Waldrundgang. Wir sehen „Dschungelstrassen“ und „Affentreppen“ (Lianen); riesige Bäume; Schmetterlingswirtspflanzen mit schönen Blüten; Heilpflanzen, u.A. den stinkenden „Noni“, anästhesierende Blüten, Parfümrinde; Bäume mit starkem Gummiausfluss; „Varillales“, Wald auf weissem Sand, der wenig Halt bietet und kaum Nährstoffe enthält; rekuperierten Wald; Bäume mit riesigen Wurzeln, Aeffchen in den Bäumen. Der Dschungel ist teilweise recht dicht, so dass man den Himmel nicht sieht. Auf der Grösse eines Fussballfeldes sind 589 Baumarten vorhanden! Ich esse eine Sternfrucht, die recht sauer ist. Mit dem Minibus zurück nach Quistococha, wo ich den Zoo besuche. Fast alle Tiere der Region sind vertreten. Es hat Amazonasdelfine und Paiche, die man im trüben Wasser nicht gut sehen kann. Ich spiele mit zahmen Papageien. Es hat auch hier einen Medizinalgarten. Zurück nach Iquitos, Fisch zum Mittagessen. Tetrazyklin und Kakaobutter für die Lippen gekauft. Gepäck geholt und mit dem Bus zum Masusa-Hafen gefahren. Doch hier hat es keine Schiffe in Richtung Pevas. Laufe zum Henry-Hafen, doch auch hier nichts. Durch ein Loch im Zaun klettere ich zum Fischerhafen. Verliere das Zelt, jedoch bringt es mir jemand sogar nach! Das erste Schiff, das ich frage, ist viel zu teuer. Das zweite, die „Camila“, macht einen fairen Preis, so dass ich einschiffe. Um acht Uhr abends fahren wir Richtung Santa Rosa ab. 30.4.2008 Iquitos-Santa Rosa Wir halten als erstes in einem überschwemmten, kleinen Dorf. Dann in Huanca, im Provinzhauptstädtchen Pevas, wo ich Früchte kaufe, in San Jose de Cochiquinos und in San Antonio. überall werden Treibstoff und Süssgetränke oder Bierflaschen ausgeladen. Die „Camila“ ist in einem miserablen Zustand, hat über und wohl auch unter der Wasserlinie überall Rostlöcher und nimmt ziemlich viel Wasser auf. Das Essen ist ausgezeichnet, aber es hat viele Steine im Reis. 1.5.2008 Iquitos-Santa Rosa Es regnet in Strömen, als ich aufwache. Darf zweimal Frühstück essen. Wir sind bei einer Militärstation, Soldaten untersuchen das Schiff. Nächster Halt, immer noch im strömenden Regen, in Caballococha. Plaudere mit Jose und einem Polizisten, der zu einer Postierung 7 Tagfahrten von Islandia weg fährt. Passkontrolle bei der Ankunft in Santa Rosa. Bis ich den Pass zurückerhalte organisiere ich ein Zimmer im Hospedaje Las Brisas. Leider ist der Ort sehr laut, überall dröhnt Musik in Discolautstärke. Treffe jemand wieder, der in Nazca im gleichen Bus sass. Bummle durch das sehr armselige Dorf. Beim Nachtessen wollen sie keine peruanische Währung annehmen, nur wenn ich genau den richtigen Betrag habe. Die anderen Gäste wechseln mir meine 50 S, so dass ich genau 4 S. zahlen kann. Keine Ahnung, wann die Fähre nach Manaus fährt, jeder sagt was anderes. Laute Discomusik bis Mitternacht. 2.5.2008 Santa Rosa (Tabatinga-Leticia) Die Discomusik fängt um halb zwei morgens wieder an; an Schlaf ist nicht zu denken. Am Morgen zur Immigration, doch die ist noch nicht offen. Um acht Uhr öffnet die Frau zwar die Türe, sagt aber, sie müsse noch duschen. Erst 20 Minuten später kriege ich meinen Stempel. Mit der Fähre nach Tabatinga. Ein lebhaftes Dörfchen mit einem grossen Markt. Frage auf der „Voyager III“ nach Preis und Abfahrtszeit. Morgen um 15 Uhr, 170 Reais. Laufe zur ziemlich weit entfernten Policia Federal, lasse den Ein-Stempel machen. Zum Internet. Laufe nach Leticia (Kolumbien). Die Produkte auf dem Markt sind sehr teuer. Ein Touristenführer will mir ein ultrateures Tourpaket verkaufen. Kaufe Brot. Zurück nach Tabatinga. Mittagessen. Setze über nach Santa Rosa. Lese. Treffe Jose wieder. Warten auf seine Waren, die immer noch in der „Camila“ sind. Diese legt aber an der Tankstelle an, die wir über einen schwankenden, geflickten Steg erreichen. Jose kriegt seine Sendung. Discomusik bis Mitternacht.
Brasilien (Amazonas) 3.5.2008 Santa Rosa-Tabatinga-Manaus Frühstuck in Santa Rosa. Hohe Wellen bei der Überfahrt, das Peki-Peki kentert - 100 -
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fast, ich werde ganz nass. Kaufe Schiffspassage für 150 Reais. Warte im Hotel „Sarah“ auf Jose. Er kommt, wir fahren mit seinem gemieteten Motorrad durch Tabatinga, bis zum Flughafen und der Laguna. Will das restliche Geld tauschen, jedoch in Tabatinga unmöglich. So laufe ich bis zum Hafen von Leticia, wo ich es in Reais umtausche. Schnell zum Internet, zurück zu Joses Hotel, wo ich den Rucksack hole. Esse rasch eine Kugel Reis, kaufe noch eine Kugel und Bananen fürs Abendessen. Aufs Schiff, wo ich einen Amerikaner und eine Holländerin treffe, sowie Lilly aus Chur. Das Schiff fährt um 15:45 Uhr fast pünktlich ab. Es ist proppenvoll, die Hängematten hängen im 50cm Abstand. Langer Halt in Benjamin Constant. Um elf Uhr abends Zollrazzia, jedes Gepäckstück wird durchsucht. Ich schlafe am Boden, jedoch meine Nachbarn laufen ständig über meinen Schlafplatz. 4.5.2008 Tabatinga-Manaus Um halb fünf Uhr morgens werde ich geweckt. Meine lästigen Nachbarn treten auf meine Schlafmatte, fast auf meine Kamera. Ich packe zusammen und stehe auf. Das Schiff hält, glücklicherweise steigen sie aus. Mittagessen um zehn Uhr, man kann man soviel essen, wie man will. Abendessen ebenfalls früh, um vier Uhr nachmittags. 5.5.2008 Tabatinga-Manaus Ereignislos. Es gibt wieder Berge von Hühnerfleisch. Am Ufer ist wenig zu sehen. Ich lese. 6.5.2008 Tabatinga-Manaus Genau dort, wo gestern eine Fähre sank, erleiden wir einen Pumpenschaden. Das Schiff treibt dem Ufer zu. Gerade noch rechtzeitig kann der Schaden behoben und der Motor wieder gestartet werden. Wir fahren durch schmale Kanäle mit malerischen Farmen links und rechts. Um halb drei Uhr nachmittags kommen wir in Manaus an, wo ich im Amazonas Backpacker Hostel einchecke. Besichtige die Stadt. Ein Schlepper bringt mich zu Amazonas Jungle Tours, wo ich nach langem Verhandeln ein zweitägige Tour für morgen buche. Zum Teatro Amazonas, das bereits geschlossen ist. Im Hostel werde ich zum Abendessen eingeladen. Manaus, eine nicht sehr ästhetische, moderne Stadt mit ein paar Hochhäusern, ist eine typische Zollfreizone, mit vielen Importläden, die billiges chinesisches Zeugs, Unterhaltungselektronik, Computerteile und Kleider verkaufen. überall Grosshändler, es ist zuweilen schwierig etwas einzeln zu kaufen. Bunte Lastwagen werden mit Vorräten für den Transport ins Hinterland beladen. Das berühmte Opernhaus ist sehr gut restauriert, ist aber als Gebäude keineswegs spektakulär, lediglich seine Geschichte, nämlich dass fast alles Baumaterial importiert worden ist. Beim Markt ist ein historisches Dampfschiff verankert, heute leider mit Dieselmotor. 7.5.2008 Manaus Um 8:45 Uhr werde ich tatsächlich von einem Angestellten von Armstrong, dem Tour Operator, abgeholt. Mit mir auf der Tour ist noch Fatima, eine Schriftstellerin aus Marokko. Wir fahren erst zum Markt, wo Lebensmittel eingekauft werden, dann steigen wir in ein Boot ein. Wir fahren zum Zusammenfluss von Solimoes/Amazonas und Rio Negro, wo man trotz dem bedeckten Wetter deutlich die Farbunterschiede zwischen dem beigen Amazonas und dem braunen Rio Negro sieht. Plötzlich tauchen ganz viele Delfine auf und springen herum, bis zu drei parallel. Es hat rosa und graue Amazonasdelfine. Wir fahren weiter zum Janahuari Park, wo es die riesigen Victoria Regia Wasserlilien hat und einige Alligatoren, die sich auf den grossen Blättern, die bis zu 17kg tragen können, sonnen. Auf dem Rückweg sehen wir nochmals Delfine. Auf der Höhe des schwimmenden Dorfes sehen wir eine recht grosse Papava Schlange, die den ganzen Fluss schwimmend überquert. Fatima insistiert, ein Haus des schwimmenden Dorfes zu besuchen und so halten wir bei einem dieser Häuser, die auf noch recht und schlecht schwimmenden Baumstämmen fixiert sind. Innen ist recht bescheiden eingerichtet, kaum Möbel. Wir fahren über eine Stunde flussaufwärts zum Green Lodge. Dort fahren wir mit einem Ruderboot in einen überfluteten Wald zum Piranha-fischen, die wir mit Fleischstückchen anzulocken versuchen. Der Guide fängt einen Piranha nach dem anderen, bei mir beissen sie ab und zu den Köder ab, aber keiner beisst an. Zum Abendessen dürfen wir die gefangenen Piranha essen. Sie schmecken nicht besonders gut, haben viele Gräten und kaum Fleisch. Am besten schmeckt der Beissmuskel. Am Abend geht es per Peki-Peki zu einem überfluteten Wald, wo wir Alligatoren, die nachtaktiv sind, suchen. Wir sehen einige ganz kleine. Der Guide steigt aus und fängt einen kleinen Alligator, den wir halten dürfen. Der Motor des PekiPeki ist fast von seinem Support abgebrochen, doch er hält noch bis wir zurückkommen. Ich schlafe in einer Hängematte in einem verankerten Schiff. 8.5.2008 Manaus In der Nacht gibt es einen Gewittersturm und es wird eiskalt. überall dringt Wasser ins Schiff. Ich bin froh, dass ich alle meine Sachen in einen wasserdichten Beutel verstaut habe. Am Morgen hört der Regen auf. Ich sehe einen grossen Kaiman, der vom Lodge wegschwimmt. Mit dem Peki-Peki geht es ziemlich weit weg, durch einen überfluteten Wald zu einem Stück Urwald, das zu Fuss begehbar ist. Kurz vor dem Ziel bricht der Motor des Peki-Peki ganz von seiner Halterung ab. Zurück können wir damit nicht mehr. Da es in der Nacht so heftig regnete, ist der Boden schlammig und es hat viele tiefe Wasserlöcher im Weg. Wir sehen Gummibäume, giftige Tukanbeda Ameisen, Brasilnuss, wie man mit einem Inaga-Blatt und einer Machete Tierstimmen erzeugt, die Chimbo-Wurzel, die zusammen mit einer giftigen Froschhaut Curare ergibt, den Breigira Baum, dessen weisses Harz beim Verbrennen ein Halluzinogen abgibt und das schwarze Harz Kopfweh kuriert. In einem Loch im Boden finden wir eine riesige Tarantel, die sich nur ungern den Touristen präsentiert und am Schluss mit einer Grille belohnt wird, aber so hässig ist, dass sie die Grille nicht mehr fressen mag. Wir finden ein winziges Chamäleon und einen Zimtbaum. Ich stolpere über eine Liane, die sich um meinen Fuss legt und falle in den Dreck, verletze mich aber nicht. Wegen dem Motorschaden müssen wir vorzeitig abbrechen. Wir rudern bis zu einem Fischerhäuschen, wo uns ein Boot mit Dieselmotor geliehen wird. Mit grosser
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Mühe wird der verwahrloste Motor gestartet. Jedoch der Tank ist leer. Wir halten an einem anderen Fischerhäuschen, wo uns für sehr viel Geld „Diesel“ verkauft wird. Das wird in den Tank geleert. Mit grosser Mühe wird der Motor nochmals gestartet, der hustet ein paar Mal, gibt weissen Rauch ab und ist tot. Wir treiben in der Lagune. Alles kurbeln nützt nichts, der Motor kann nicht mehr angeworfen werden. Der gekaufte Treibstoff war wohl kein Diesel. Glücklicherweise kommt ein anderes Peki-Peki des gleichen Veranstalters vorbei, schleppt uns ab und schliesslich können wir mit diesem Boot zum Green Lodge zurückfahren. Für den Rückweg nach Manaus gibt es heute kein Speedboat. Wir werden mit dem Peki-Peki zu einem Strand gebracht, wo ein Taxi auf uns wartet. Dieses bringt uns - mit einem Stopp bei der Pescicultura 3 Irmaos - nach Cacau Pirera, wo wir mit der Fähre nach Manaus übersetzen. Bringe den Dänen zu seinem Hotel, checke wieder im Amazon Backpackers ein, dann bummle ich durch die Zollfreizone, gehe zum Internet. Leider ist mein Server heute tot. 9.5.2008 Manaus Frühstück an einem Strassenstand. Zum Dampfschiff „Justo Chermont“, zur Catedral, dann zum Tourist Office. Zum Teatro Amazonas. Das Opernhaus wurde 1896 unter Gouverneur Eduardo Ribeiro fertiggestellt und fasst 700 Personen. Die gute Akustik sei auf die in Schottland hergestellten hohlen Gusseisensäulen zurückzuführen sämtliche Baumaterialien wurden importiert. Die Bühne kann vertikal gewechselt werden, wie ein Lift, deren Vorhänge sind noch original. In der Kuppel ist die Unterseite des Eiffelturmes, dazwischen allegorische Bilder dargestellt. Zum Palacio de Justica, wo ich erst eine Kunstausstellung, dann die verschiedenen Richterzimmer und Gerichtssäle besuche. Zum Palacio del Rio Negro, wo ich an einer kurzen Führung teilnehme, u.a. sehe ich das Büro von Eduardo Ribeiro. Meine Brille wird gratis gewartet. Mit dem Bus zum Bosque da Ciencia. In diesem Stück Urwald mit Universitätsgebäuden dazwischen sehe ich Ariranha, eine Art grosser Otter, sehr verspielt und lässt sich streicheln; Peixe-Boy, eine Amazonas-Seekuh, tropischen Regenwald mit zahlreichen Agutis. Bei einem Seelein spiele ich mit den Affen. Zurück zum Hostel, Rucksack geholt, laufe aber zur falschen Busstation. Muss zum Tourist Office laufen, dort nach der richtigen Busstation fragen, bis ich den Bus zum Rodoviario finde. Bin völlig verschwitzt. Werde im Rodoviario dann erst noch zum falschen Schalter geschickt. Schliesslich kann ich dann doch noch mein Ticket nach Santa Elena de Uairen kaufen. Im Bus sitze ich neben einer hübschen Venezolanerin.
Venezuela 10.5.2008 Santa Elena de Uairen Um halb sieben Uhr morgens kommen wir in Boa Vista an. Brauche noch meine letzten Münzen auf, dusche. Der Bus nach Santa Elena ist verspätet. An der Grenze kann getauscht werden. In Santa Elena checke ich zusammen mit Martin aus Deutschland im Hotel Michelle ein. Suche ein Restaurant, aber das Essen ist wahnsinnig teuer hier, das billigste Essen ist 15 Bs. (USD 7). Es bildet sich eine Gruppe von unabhängigen Reisenden, die auf den Roraima wandern wollen. Wir beginnen Lebensmittel für die 7-Tage-Wanderung zu kaufen. Lebensmittel sind hier absurd teuer, viel mehr als in der Schweiz oder Japan und nur eine absurde Auswahl von Lebensmitteln sind überhaupt erhältlich. 11.5.2008 Santa Elena de Uairen Mehr Leute stossen zu unserer Gruppe, wir fahren fort, Lebensmittel einzukaufen, was nicht einfach ist, weil Lebensmittel knapp sind. Am Abend trinken wir ein paar Bier. 12.5.2008 Santa Elena de Uairen-Roraima Weitere Einkäufe. Ein Paket Soya ist verschwunden. Ich kaufe ein neues, aus meinem eigenen Sack. Endlose Diskussionen. Finden einen Guide. Kurz vor der geplanten Abfahrt organisieren wir Transport. Einige haben noch in letzter Minute Geld organisiert. Wir rechnen ab, jeder muss 215 Bs. bezahlen. Alle müssen ihren Beitrag auf den Tisch legen, dann laufen alle davon und lassen das Geld einfach liegen. Ich stecke das Geld ein, damit es nicht geklaut wird. Um 16 Uhr fahren wir los. Ismael verlangt plötzlich von mir das Geld heraus, übergibt es Dan und die 8 Bs. die vorig sind, gibt er zum Kauf von irgendwelchen Getränken sofort aus. Wir kommen in völliger Dunkelheit in Paraitepuy an. Wir campieren und kochen Abendessen. Die Gruppe besteht aus dem Führer Jose, sowie Baptiste, Tobias, Vincent, Daniel, Ismael, Matias, German und mir. 13.5.2008 Roraima Es regnet in der Nacht. Um half fünf Uhr werden wir geweckt, um fünf Uhr morgens geht es los zum Basecamp. Die Flüsse sind wegen dem Dauerregen angeschwollen. Der Rio Tek, muss auf schlüpfrigen Steinen überquert werden. Der Rio Kukenan führt viel mehr Wasser. Ich behalte die Socken an, kremple die Hosen hoch. In der Mitte muss etwa 4m in starker Strömung durchquert werden. Wegen dem schweren Rucksack und dem schlüpfrigen Untergrund verliere ich das Gleichgewicht und falle der Länge nach hin. Bin völlig nass, dummerweise auch das Geld und die Pässe. Mein Kamerabeutel hielt dicht. Es regnet immer wieder. Ich bin pflotschnass und im feuchtkalten Klima trocknet es nicht mehr. Um fünf Uhr nachmittags kommen wir im schlammigen Basecamp an. Es ist kalt. Zum Abendessen gibt es riesige Portionen Spaghetti. 14.5.2008 Roraima Regen in der Nacht. Das durchnässte Zelt gepackt. Nichts trocknet, dafür ist es zu feucht und zu kalt. Es beginnt, immer heftiger zu regnen. Wir warten darauf, dass es besser wird. Um 10:00 Uhr gehen wir trotzdem los. Der Guide bekreuzigt sich - kein gutes Zeichen. Er macht uns auf die Gefahren aufmerksam. Der Aufstieg geht durch eine Lehmwand, dann durch gemässigten Regenwald bis zur senkrechten Felswand, wieder herunter und ein steiles, schwieriges und gefährliches Stück durch einen Bach (Lagrima) bis oben. Ich bin völlig durchnässt. Oben hört es kurz auf zu regnen, einmal sieht man sogar die Sonne durch den Nebel. Wir sehen uns die Aussicht an, machen ein - 102 -
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paar Fotos. Dann geht es weiter. Ich versinke im schwarzen Schlamm bis zum Knie. Tropfnass kommen wir im „Hotel“, einer Höhle wo das Wasser von der Decke tropft und einem Wasserfall davor, an. Ich schlage meinen Kopf an der tiefen Decke so an, dass es heftig blutet. Stelle das nasse Zelt auf. Es ist kalt. Jose verteilt Säcke mit Kalk, alle Fäkalien müssen wieder mitgenommen werden. Es regnet stark, der Wasserfall spritzt in die Höhle hinein. 15.5.2008 Roraima Wie ich aufwache, regnet es etwas weniger heftig wie während der Nacht, jedoch hat der Regen in der Nacht mein Zelt, meine Schuhe und meinen Rucksack mit sandigem Regenwasser bespritzt. Es gibt Maisbrei zum Frühstück. Erst um acht beginnen wir die lange Wanderung zum Punto Triple - acht Stunden soll sie dauern. Es regnet heftig. Die Landschaft ist eigenartig, überall hat es Erosionsgräben im Sandstein. Wir sehen ein Tier, weit weg, vielleicht ein Puma. Wir laufen sehr zügig. Einmal müssen wir über einen Bach springen. Einige Felsen sind so schlüpfrig, dass man rutscht. Man darf sich hier nichts brechen, es gäbe keinen Weg heraus. Nicht einmal ein Handy oder ein Funkgerät existiert. Als wir zum Punto Triple gelangen, kommt die Sonne kurz heraus. Beim Rückweg verlieren wir Ismael, er findet uns schlussendlich wieder. Um 16 Uhr kommen wir in die Höhle zurück. Ich laufe barfuss, denn meine Schuhe sind völlig durchnässt. Es ist eiskalt, so dass ich nach dem Abendessen schlafen gehe. 16.5.2008 Roraima Zwar hat es in der Nacht geregnet, sogar in mein Zelt hinein, jedoch am Morgen hört es auf. Viel zu spät brechen wir auf, erst zum Valle de Rosas de Cristales, dann zum Valle de Cristales. Von dort zur Bergkante, wo man eine Sicht auf Guyana hätte, wenn nicht dichtester Nebel wäre. Dann zur „Ventana“, die völlig vernebelt ist. Nach einer gewissen Zeit löst sich der Neben und wir sehen auf den 1400m darunter liegenden Regenwald. Weiter zum „Jacuzzi“, wo gerade rechtzeitig die Sonne rauskommt, so dass wir darin baden können. Zurück zum „Hotel“, wo die Zeit lediglich mit Kochen verbracht wird. Ich laufe mit Jose, dem Guide, zum Corazon, einem herzförmigen Loch in einem Felsen. Am Abend wird es kalt und es regnet heftig. 17.5.2008 Roraima Mit dem geplanten Gipfeltrip wird wohl nichts, um halb sechs Uhr schlafen alle noch und um fünf Uhr wollte man losgehen. Danach bedeckt sich der Himmel wieder. Um halb neun laufen wir in Richtung Abstieg. Die Lagrimas sind heute besonders gefährlich, da sie im heftigen Regen sehr schlüpfrig sind. An einer Stelle verlaufen wir uns, weil uns der Guide zuweit vorausgelaufen ist. Der Regen prasselt nieder, die Lagrimas werden zu Wildbächen. Das letzte Stück durch die in den Lehm gehauenen Stufen ist besonders schlüpfrig. Als wir im Basecamp ankommen, kommt die Sonne heraus. Ich laufe alleine Richtung Rio Kukenan, wo ich um 16 Uhr ankomme, etwas vor den anderen. Die Gruppe beschliesst, hier die Nacht zu campieren. Es hat einen jungen Tukan, mit dem ich spiele. 18.5.2008 Roraima-Santa Elena de Uairen Beim Aufstehen Erleichterung: Der Rio Kukenan hat etwas weniger Wasser wie gestern. Füttere den jungen Tukan. Jose nimmt mir meinen Rucksack ab, ich folge mit einem Stock durch die Furt, der Übergang geht diesmal zügig und problemlos, trotz des immer noch reissenden Wassers. Weiter geht es zum Rio Tek, den ich mit dem Rucksack überquere. Danach laufe ich alleine Richtung Paraitepuy. Das Wetter ist bedeckt, doch der Regen hat aufgehört, meine Kleider sind rasch trocken. Auf halbem Weg stösst Tobias zu mir, wir plaudern. Dann fängt es an, heftig zu regnen. Der Boden ist lehmig und klebt an den Schuhen. Bei jeder Steigung rutsche ich, ich habe unterdessen ca. 4cm Lehm an den Sohlen. Der Weg ist zum Bach geworden, man steht knöcheltief im Wasser. Einige Rinnsale, die zu überqueren sind, führen jetzt richtig viel Wasser, man steht bis zu den Knien drin. Endlich kommen wir in Paraitepuy an. Der Regen hat es in einen klebrigen Lehmhügel verwandelt. Hier zelten - nein danke. Es ist erst 12 Uhr, so sprechen wir mit dem Fahrer eines Geländewagens, der uns Transport für 18 Uhr verspricht. Es wird Mittagessen gekocht. Um 18 Uhr bringt uns der Dorfchef die Meldung, dass keine Fahrer verfügbar seien und wir 40 statt 37.50 Bs. bezahlen müssten, wenn wir auf dem Transport beständen. Ismael passt dies nicht, der im Namen der Gruppe den Vorschlag ablehnt. Jose, unser Guide, verhandelt mit dem Dorfchef und schliesslicht willigt dieser ein, uns mit dem Landcruiser der Dorfgemeinschaft nach St. Elena zu bringen. Es regnet nach wie vor heftig. Unser Gepäck wird aufs Dach gepackt und wir fahren los. Ca. 2km vor San Francisco beginnt das Fahrzeug zu klopfen. Der Fahrer verkündet, dass der Zahnriemen der Nockenwelle gebrochen sei. Das ist zwar völlig unmöglich, aber irgendwas ist sicher nicht mehr in Ordnung. In Schritttempo erreichen wir doch noch San Francisco. Jetzt entspannt sich eine Diskussion darüber, wie viel für die Teilfahrt zu bezahlen sei. Der Fahrer verlangt 150 Bs. Ismael, unser selbsternannter Anführer, bietet 50 Bs. Schlussendlich gibt er 80 Bs. und schiebt die Schuld auf unseren Guide, der die fehlenden 70 Bs. aus dem eigenen Sack dazugibt. Tobias, Dan und mir passt das gar nicht, doch die Mehrheit möchte mit dem so erwirtschafteten Gewinn essen gehen (wir haben bereits 300 einbezahlt, die effektiven Kosten kommen jetzt nur auf 160). Tobias und ich verlangen unseren „Essensanteil“ heraus und kriegen immerhin soviel, dass es fürs Taxi nach St. Elena und 20 Bs. für den Guide reicht. Um 22 Uhr gelangen wir zurück nach St. Elena, wo die Gruppe jetzt ratlos vor dem geschlossenen Hotel Michelle steht. Ich frage einen nahegelegenen Restaurateur, wie man den Besitzer avisieren könne. Ich müsse nur Wilson rufen, der rufe dann den Besitzer, heisst es. Es funktioniert einwandfrei. Ich teile mit Tobias ein 2er Zimmer, der Rest schläft in einem 6er Zimmer. Was für eine Wohltat, frisch geduscht in trockenen Sachen auf einer Matratze zu schlafen. Die eigenartige Dynamik in dieser Gruppe hat mich einiges gelernt. Ich habe ein Musterbeispiel dafür gesehen, wie ein charismatischer Führer die Leute dazu bringen kann, ihm völlig unkritisch zu folgen. Er braucht ihnen lediglich das zu versprechen, was sie wollen (in diesem Falle ein Fest mit Essen und Trinken) und sie folgen ihm, selbst wenn sie selbst viel besser gebildet sind und gegen jede Ratio. Ich denke, in der Politik läuft es genau gleich. - 103 -
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19.5.2008 Santa Elena de Uairen Die Gewohnheit, früh aufzustehen, weckt mich auch heute um fünf Uhr morgens. Lüfte meine Sachen, trockne mein Zelt, gebe die Wäsche zum Waschen. Fahre mit dem „Porpuesto“ (Sammeltaxi) zur brasilianischen Grenze, doch der Bancomat ist kaputt. Fahre zurück, packe meine Sachen, geben den Rucksack in den Gepäckraum. Esse ein Spiessli, danach ein letztes Mal mit der Gruppe Mittagessen. Schreibe für Stunden den Blog. Verabschiede mich von der Gruppe. Laufe die 3km zum Busterminal. Der Bus nach Puerto Ordaz fährt um 18:30 Uhr. Es ist eiskalt im Bus drinnen wegen der Aircondition, schlimmer als ich mir das je vorgestellt habe, die Scheiben gefrieren aussen, als ich aussteige gefriert das Kondenswasser auf meiner Brille! Ich erfriere fast. Warum machen sie das wohl? Als ich Süssigkeiten bei einem Stopp kaufen will, erklärt mir der Verkäufer in unverständlichem Englisch, die seien 5000 Bs. Ich gebe ihm 500, immer noch zuviel. 20.5.2008 Ciudad Guayana (Puerto Ordaz) Ich komme um vier Uhr früh in Puerto Ordaz an, ohne viel geschlafen zu haben, dafür war es viel zu kalt. Warte im Busterminal rund zwei Stunden, dann nehme ich ein Taxi zur Casa del Lobo. Ich erschrecke sehr, als mir gesagt wird, das Zimmer koste unterdessen 70000 Bs., 3.5x mehr als im Reiseführer steht. Leider gibt es hier nichts billigeres. Mit dem Bus fahre ich in die Stadt, esse viel (rationiertes und schlecht gebackenes) Brot zum Frühstück. Dann zum Parque Cachamay, wo es malerische Stromschnellen des Rio Cachamay hat. Zum Parque Loefling, wo es einen kleinen Zoo einheimischer Tiere hat. Zurückgelaufen bis zum Hotel Intercontinental und dem Parque Punta Vista, wo man den Zusammenfluss von Rio Cachamay und Rio Orinoco sieht. Mit dem Sammeltaxi zurück in die Stadt, wo ich günstig und gut in einem chinesischen Restaurant esse. Besuche das grosse (aber mit Sicherheit nicht wie behauptet grösste) Shoppingcenter Südamerikas, die Orinokia Mall. Die Waren scheinen schon lange in den Geschäften zu liegen, kaum was wird gekauft, die Auswahl ist eigenartig. Schlimmer sieht es in den Supermärkten aus, wo ganze Gestelle mit dem gleichen Artikel gefüllt sind, weil die Auswahl an Lebensmitteln so gering geworden ist. Diejenigen Lebensmittel, die noch zu kaufen sind, sind extrem teuer, zwischen dem einfachen bis zum vier- oder gar zehnfachen Preis in der Schweiz. Alles ist importiert, ausser Reis und Salzcrackern wird wohl nichts mehr lokal hergestellt. Autos und Elektronikartikel scheinen aber immer noch frei erhältlich zu sein. Das Benzin kostet rund 5 Rp pro Liter, ist aber rationiert. So sieht man hier als einzigem Südamerikanisches Land noch die riesigen amerikanischen 4x4 rumfahren. Kaufe ein Paar Hosen als Ersatz für meine einzige lange Hose, die auf dem Roraima zerrissen ist. Verlaufe mich auf dem Weg zurück zum Hostel und muss anrufen, denn es gibt hier weder Strassenschilder noch fortlaufende Nummerierung. Verbringe einige Stunden mit dem Updaten der VSD-Homepage. 21.5.2008 Ciudad Guayana (Puerto Ordaz)-Ciudad Bolivar Mit dem Bus in die Stadt, weiter mit dem Bus nach San Felix. Auf halbem Weg verkündet der Fahrer, er hätte nicht genug Passagiere, wir müssten aussteigen, er kehre um. Ich bin am blödsten Ort möglich, beim Parque Cachamay. Laufe durch die Parks Richtung Parque La Llovizna, denn ich trauemich nicht, über die gefährliche Brucke zu laufen. Leider ist es eine viel grössere Strecke als vorausgesehen, ich laufe zweieinhalb Stunden. Der Parque La Llovizna ist sehr schön, mit vielen Inselchen, Bächen, Wasserfällen. Suche verzweifelt nach einem Bus oder Porpuesto zurück nach Puerto Ordaz, aber Fehlanzeige. Am Schluss muss ich ein sehr teures Taxi nehmen. Hole den Rucksack, finde ganz schnell einen Bus zum Bus Terminal (ich denke, der fuhr extra wegen mir dort durch!), steige in den völlig abgedunkelten Bus nach Ciudad Bolivar. In Ciudad Bolivar bitte ich, beim Flughafen aussteigen zu dürfen. Dort steht nämlich das Flugzeug von Jimmy Angel (All Metal Aircraft Corporation „Flamingo“ G-2-W, c/n 11, reg. NC-94873, Pratt & Whitney Wasp Motor mit 450hp), der die Angel Falls entdeckte und das Flugzeug oberhalb der Fälle stehen lassen musste, weil die Räder im Sumpf eingesunken waren. Wie ich einen Bus in die Stadt suche, hält ein Auto und bietet mir an, mich mitzunehmen. Fahrerin ist Maggie, ebenfalls Juristin. Sie lädt mich zu sich nach Hause ein - ein sehr grosses Haus - dann wird mir noch ein Eis spendiert und sie lässt es sich nicht nehmen, mir eine gute Bleibe zu suchen. So quartiere ich mich in der Posada Don Carlos ein, nachdem der „Geheimtipp“ Hotel Ritz sich als entsetzliche Absteige entpuppte. Um acht Uhr abends kommt Maggie nochmals, diesmal mit einem Toyota-Geländewagen, und fährt mit mir auf die andere Flussseite, wo wir Ciudad Bolivar sehen können. Dann lädt sie mich noch zu einem Hamburger ein. Womit habe ich dies wohl alles verdient? 22.5.2008 Ciudad Bolivar Den historischen Stadtrundgang gemacht: Plaza Bolivar (wo gerade eine Militärparade stattfindet), Paseo Orinoco, Antigua Carcel Publica, Casa del Correo del Orinoco mit dem kunterbunt-verstaubten Kunstmuseum, Casa del Congreso de Angostura, Ehemaliges Büro des königlichen Schatzmeisters (siehe Bild), Casa Lauro, Casa de los Gobernadores, Casa Parroquial (wo nicht mehr benötigte Kirchenstatuen geparkt werden), Catedral, Casa Paschen, Gemeindehaus (ehemaliges Spital), Centro de los Artes, Plaza Miranda, Casa Granados, Casa Maradey (Casa de la Poesia), Carcel de Piar, Casa Arzobispal (z.T. ruiniert), Carlos Raul Villanueva Cultural Centro. Esse Mittagessen in einem typischen Restaurant, es gibt Berge von Fleisch. Zum Fortin El Zamuro, hoch über der Stadt, dann zur Casa San Isidro, wo Simon Bolivar während dem Kongress residierte. Esse dort viele Mangos, die von einem Baum im Garten gefallen sind. Maggie ruft an und lädt mich zum Arepa-Essen ein. Ich bekomme nicht nur eine grosse KäseArepa, sondern auch noch einen Saft und Kuchen. 23.5.2008 Ciudad Bolivar Ein eineinhalbstündiges Telefongespräch mit der Schweiz, der Job in Afrika scheint konkret zu werden. Telefoniere zudem mit Alex Shafir, Tante Christeli, Eugene Buckley. Mit der Fähre nach Soledad übergesetzt, laufe zum anderen Ende des Dörfchens, esse eine nicht sehr gute Suppe und mit der Fähre zurück nach Ciudad Bolivar. Mit dem Porpuesto zum Museo Jesus Soto, wo seine fantastisch anmutenden, optisch täuschenden
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Kunstwerke ausgestellt sind. Lange mit Dexter, der dort arbeitet, geplaudert. Polizeikontrolle auf dem Weg zurück. 24.5.2008 Ciudad Bolivar Zum Coiffeur gegangen, teurer Haarschnitt. DVD gebrannt. Fisch zum Mittagessen. Zum Busterminal gefahren, es gibt leider keine Busse nach zehn Uhr abends. Maggie wird mich um sieben Uhr holen. Sie kommt aber schon etwas früher, wie ich gerade noch unter der Dusche bin. Es ist eine sehr angenehme Geburtstagsparty, ihre (erwachsenen) Söhne und Töchter sind da, alle sehr gebildet, zwei davon Anwälte. Wir plaudern. Ich kriege ein riesiges Steak zum Abendessen. Um 21:50 Uhr werde ich zur Busstation gefahren, wo ich gerade den Bus nach Maracay erwische. Neben mir sitzt ein Deutscher, Physiotherapeut beim FC Luzern. Es ist nicht so kalt wie sonst und ich habe den Schlafsack dabei. 25.5.2008 Maracay Um acht Uhr kommen wir in Maracay an. Ich fahre mit dem Bus in die Stadt, doch das Hotel Sao Vicente ist unterdessen viel zu teuer. Suche einige Zeit, quartiere mich schlussendlich im Hotel Guyana ein. Laufe zum Museo Aeronautica, doch hat es ein Schild „Cerrado por reparaciones“. Enttäuscht laufe ich zum Shoppingcenter, kaufe Wasser, laufe zurück - und die Türe steht trotzdem offen. Ich kann die wohl weltweit einzigartige Kollektion von historischen Flugzeugen und Helikoptern bewundern, u.A. einen hervorragend erhaltenen Sikorsy Dragonfly. Zurück zum Hotel, eingecheckt. Die billigen Restaurants sind geschlossen, ich muss Essen im Supermarkt kaufen. Auf der Plaza Girardot gegessen. Kein offenes Internetcafé gefunden. 26.5.2008 Maracay (Caracas) Früh am Morgen mit dem (einmal mehr völlig abgedunkelten) Bus nach Caracas. Riesiger Verkehrsstau, die Fahrt dauert drei Stunden. Unfall auf der Gegenfahrbahn. Mit der Metro von La Bandera über Plaza Venezuela nach Capitolio. Zur Plaza Bolivar, Catedral besichtigt, Casa Municipal, Capitolio (leider ist der Salon Eliptico geschlossen), Oberstes Gericht, Casa Natal del Libertador, Museo Bolivariano, Panteon (geschlossen), Plaza de la Candelaria, Parque Carabobo, Torre Oeste, wo ich mit dem Lift zum 49. Stock fahre und bis zum 53. laufe und eine tolle Aussicht über die Stadt geniesse. Zum Museo de Arte Contemporaneo, mit guten Werken von Jesus Soto, Pablo Picasso, Cy Twombly, Piet Mondrian und vielen Anderen. Zum unfertigen Center auf der Plaza Ibarra. Mit der Metro zurück nach La Bandera, von dort mit dem Bus zurück nach Maracay. Diesmal Verkehrsstau in Maracay. Kein offenes Internet gefunden. 27.5.2008 Maracay (El Playon) Früh am Morgen mit dem Bus nach El Playon. Es regnet. Die Fahrt durch die grünen Baumriesen des Henri Pittier Nationalparks wäre eindrücklich, würde nicht die dröhnende Musik im Bus einem fast taub machen. In El Playon gibt es wenig zu sehen, laufe durch die Stadt, schwatze etwas mit den Fischern und schaue zu, wie sie die Pelikane mit den Fischinnereien füttern. Die Überschwemmungsgebiete sind mit Müll übersät, dazwischen tausende blauer Krabben und Eidechsen. Zurück nach Maracay. Zum Internetcafé, Skype läuft hier nicht. Dann laufe ich langsam zum Busterminal. Warte auf den Bus nach Merida. Der Bus kommt eine Stunde zu spät. Ich packe mich in Schlafsack und Jacke. 28.5.2008 Merida Die Kinder im Sitzen hinter mir wecken mich um fünf Uhr. Mit etwas mehr Verspätung als gestern kommen wir in Merida an. Ich nehme den Bus in die Stadt und komme in der Posada Suiza unter. Laufe zur Luftseilbahn, aber es hat dichten Nebel und regnet. So esse ich lieber anständig Mittagessen, finde nach langer Suche ein Internetcafé, wo zumindest Kopfhörergarnituren vorhanden sind und benutze mein USB-Stick-Skype um mit Rahel und Christian Gerig zu telefonieren. Dann zum Busterminal. Mit dem Bus nach Jaji, einem Bergdorf ca. 45km von Merida entfernt. Es ist sehr neblig. Ich erforsche das Dorf, was rasch geschehen ist. Die Busse sind aus den USA mit riesigen, kraftlosen, unökonomischen Benzinmotoren. Mit einem der letzten Busse zurück nach Merida, wo es schon am Eindunkeln ist. 29.5.2008 Merida Um fünf Uhr morgens aufgestanden, zur Seilbahn, lange gewartet, bis sie endlich öffneten. Mit der ersten Kabine nach oben. Die längste und höchste Seilbahn der Welt fährt in vier Stufen auf den 4765m hohen und 12.5km entfernten Pico Espejo: Barinitas (1640m üM), La Montaña (2436m üM), La Aguada (3452m üM), Loma Redonda (4045m üM), Pico Espejo (4765m üM). Die vierte Stufe war vollständig eingenebelt. Oben auf dem Cerro ist es 5 Grad kalt und es bläst ein eisiger Wind Schnee über die ungeheizte Station. Wir haben aber nur 30 Minuten Aufenthalt, genug um die Marmormadonna zu besichtigen und schnell wieder ins Gebäude hineinzugehen. Der Rückweg ist fast vollständig im dichten Nebel. Gutes, günstiges Mittagessen. Zur Plaza Milla. Fauler Nachmittag, nachdem ich zu müde bin für weiteres Sightseeing. Stattdessen mache ich Arepas. Erlebe einen wilden Streit zwischen der Besitzerin und einem Herrn, der offenbar ein früherer Freund von irgendjemand im Hause ist. Er tritt die Türe ein und kommt herein. Die Frauen schreien. Eine Frau umarmt ihn, die andere schreit ihn an. Schlussendlich wird die Polizei angerufen und kommt rasch. Sogar die brauchen über eine Stunde, um den aufgebrachten Liebhaber zu besänftigen. So sind halt Latino-Liebhaber!
Kolumbien 30.5.2008 Merida-Cucuta Einmal mehr um fünf Uhr aufgestanden, mit dem Minibus zum Busterminal, dann ziemlich lange gewartet, bis der Bus nach San Cristobal abfährt. Einmal mehr die Scheiben mit dunkler Folie beklebt und mit dicken blauen Vorhängen, die völlig zugezogen sind. Ich versuche, durch einen Spalt zwischen den Vorhängen die - 105 -
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Landschaft zu sehen. Die ist hier nämlich recht attraktiv, erst riesige Wälder, dann immer weniger Bäume und es wird immer stärker bewohnt. Endlich kommen wir in San Cristobal an und ich springe rasch in den ersten Bus Richtung San Antonio. Bis ich das Fahrgeld bezahlt habe, hat es keinen Sitzplatz mehr und so sitze ich auf einer kleinen Konsole im brandneuen Bus. Die Fahrt dauert viel weniger lang als erwartet und ich werde direkt bei der Immigration abgesetzt, so dass ich nur noch die Steuer bezahlen muss (46sF) und den Ausgangsstempel kriege. Dann laufe ich erst in die Stadt hinein und esse nochmals richtig gut Mittagessen, besichtige die Kathedrale und laufe Richtung Zoll. Plötzlich merke ich, dass ich noch einen Brief an Sevi dabei habe. Laufe zurück zur Post, aber die ist gar nicht offen. Dann laufe ich zur kolumbianischen Seite, lasse den Einstempel machen, wechsle das letzte Geld und warte auf den Bus. Ein Auto fährt direkt auf mich zu und steht voll auf die Klötze, so dass es kurz vor mir zu stehen kommt. Eine dumme Kalberei. Dann kommt gleich der Bus und ich steige ein. In Cucuta fahre ich bis zum Terminal, aber ich habe noch nicht genügend Geld für das Busticket nach Bucaramanga und ich erfahre, dass der Bus spätabends ankommt. Dann möchte ich aber in keinem Busterminal sein. So laufe ich in die Stadt, checke im Hotel la Bastilla ein, sende den Brief an Sevi ab und sehe mir die Stadt an. Wie ich in einer Einkaufsstrasse ein Foto der Strassenstände mache, hält mich jemand auf und sagt, es sei verboten Fotos zu machen. Ich erkundige mich, warum, und er meint, es gäbe „wichtige Leute“ auf der Strasse, die nicht fotografiert werden dürften. Ich kann mir in etwa zusammenreimen, dass die ausgestellten Waren wohl nicht die einzigen sind, die hier gehandelt werden. Beruhige den Kerl, dass ich keine Fotografien gemacht habe weil es zu dunkel war, was er problemlos akzeptiert. Das Hotel erweist sich als lärmig. Die Unterschiede zwischen der Wirtschaft von Venezuela und Kolumbien könnten nicht grösser sein: Auf der San Antonio Seite der Grenze gehen die Geschäfte harzend, es gibt immer noch recht viel zu kaufen aber es sieht aus, wie wenn die Wirtschaft stillstünde. Obwohl Venezuela eine viel bessere Infrastruktur wie andere südamerikanische Länder hat, wie riesige Shoppingcenter, erscheinen diese tot. Lebensmittel sind sehr teuer und hauptsächlich importiert. Auf der kolumbianischen Seite sind die Strassen übervoll mit Strassenverkäufern und Läden. Die Preise sind mässig, die Leute kaufen. überall höre ich „A la orden“ (zu Ihren Diensten). Es gibt viel Wettbewerb, was die Preise tief hält. 31.5.2008 Cucuta-Pamplona Ganz früh aufgestanden, mit dem Minibus zum Busbahnhof. Warte im Minibus nach Pamplona, aber es fehlen Passagiere. Schlussendlich werden wir in ein Taxi verfrachtet. Der Fahrer scheint mit Clay Regazzoni verwandt zu sein: Er rast, doppelte Linien bedeuten ihm nichts, überholt wird auch vor Kurven. Mein Knie schmerzt höllisch. Endlich ist das Rennen vorbei, wir kommen in Pamplona an, das malerisch zwischen grünen Bergen liegt. Ich komme im Hospedaje El Retiro nahe der Busstation billig unter. Zum Markt, kann endlich wieder einmal günstige Früchte kaufen. Dann mit dem Minibus zum Mirador Christo Rey, hoch über der Stadt. Zurückgelaufen in die Stadt. Gutes Mittagessen. Lese etwas, leider öffnet das Kunstmuseum heute nicht. Es ist Fiesta angesagt, morgen sind Stierkämpfe. Ich laufe dem Umzug entgegen. Was für eine Freude: Es gibt eine Parade von historischen Fahrzeugen. Ich mache viele Fotos. Die Pferde, die auch in der Parade teilnehmen, sind aber angesichts des Lärmes etwas nervös und tänzeln. Die meisten Oldtimerautos und einige der Bands sind aus dem nahen Venezuela. Abendessen im Hostel. 1.6.2008 Pamplona-Bucaramanga Um zwei Uhr morgens werde ich geweckt von Lärm vor meiner Türe. Einige Jugendliche sind mit einer Flasche Schnaps zurückgekommen und diskutieren laut. Ich bitte sie, aufzuhören. Um 06:30 Uhr stehe ich im Busbahnhof, doch kein Bus nach Bucaramanga. Als um 07:30 Uhr immer noch kein Bus in Sicht ist, nehme ich zähneknirschend ein Sammeltaxi. Aber Überraschung: Der Chauffeur fährt anständig. Die Fahrt geht durch die tiefgrünen, vernebelten Anden. überall an der Strasse moderne Siedlungen, Restaurants, Werkstätten, Läden. Um 11 Uhr kommen wir in Bucaramanga an. Der Chauffeur lädt mich an einer Strassenecke aus und gibt mir genaue Anweisungen, wie ich zu laufen habe - und nach wenigen Schritten stehe ich genau vor dem Residencial ABC. Die haben allerdings keinen Platz, so dass ich am Schluss im Residencial „Mi Recuerdo“ gegenüber lande, wo ich ein schönes Zimmer beziehe. Laufe erst zum Parque de los Niños, dann zur Carrera 33, um den Bus nach Girón zu finden. Treffe eine junge Kolumbianerin, die auf den gleichen Bus will. Als keiner kommt, laufen wir die Strasse herunter und plaudern, doch plötzlich fährt der Bus an uns vorbei. Ich renne ihm nach und stoppe ihn, bis auch die Kolumbianerin zugestiegen ist. Bei der Puente del Malecón steige ich aus, laufe über die wackelige und reparaturbedürftige Hängebrücke und komme in die Altstadt von Girón, die noch genauso wie zu kolonialen Zeiten ist. Alle Häuser sind niedrig und ziegelbedeckt. Am Dorfplatz steht die Basilica Menor. Es hat schöne Steinbrücken über den zweiten Bach. Die Stadt ist touristisch aufgemacht mit vielen Verkaufsständen. Mit dem Bus zurück nach Bucaramanga. An der Ecke Carrera 15 und Calle 35 ausgestiegen. Es ist Sonntagnachmittag und die Stadt ist etwas tot. überall liegt Müll auf den sonst guten Strassen. Zum Parque Santander, wo es viele Verkaufsstände für gebrauchte Bücher gibt. Hier steht auch die (geschlossene) Catedral de la Sagrada Familia. Zum Parque Bolivar, wo Kinder auf den Schoss von Simon Bolivar klettern und mir zurufen, ich solle fotografieren. Das mache ich, doch die Kinder sind dann sehr enttäuscht, als ich kein Geld verteile. Zum Parque Rovira gelaufen, wo die ebenfalls geschlossenen Iglesia de San Laureano und Capilla de los dolores stehen. Als ich ein Eis kaufen will, fordert ein Bettler ziemlich schroff Geld von mir. Das kommt nicht gut. Ich verzichte deshalb auf das Eis und laufe zügig weg. Auf der Carrera 15 leiste ich mir dafür eine frittierte Kartoffel. Entlang Calle 31 zum Parque Centenario, zurück zum Hostel und zum Parque de los Niños, wo ich dem Clown zuschaue, wie er nicht damit klarkommt, die Kinder für irgendein Spiel in Gruppen einzuteilen. 2.6.2008 Bucaramanga-San Gil Heute ist ein Feiertag. Ich laufe durch die ganze Stadt, um ein Internetcafé mit
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Webcams zu finden. Alle sind sie geschlossen. Am Schluss sehe ich gleich neben meinem Hotel, dass ein Internetcafé gerade am Aufmachen ist. Ich starte eine Skype-Verbindung und - schweren Herzens - teile den Leuten in Zürich mit, dass ich meine Bewerbung für den Job in Afrika zurückziehe. Danach leiste ich mir ein weiteres gutes Mittagessen und fahre mit dem Minibus zum Busterminal. Ich besteige den Bus nach San Gil. Es hat keinerlei Platz für die Beine, ich muss seitwärts sitzen. Die Fahrt geht einmal mehr über Bergstrassen. Um 15 Uhr kommen wir in San Gil an, wo ich im Hotel San Carlos unterkomme. San Gil ist eine hübsche, immer noch recht koloniale Stadt an einem steilen Hügel. Ich laufe zum Cerro de la Gruta und zum Cerro de la Cruz, beide mit schöner Aussicht über das Städtchen. 3.6.2008 San Gil Mit einem frühen Bus nach Barichara gefahren, das fast vollständig erhaltene koloniale Städtchen erkundet. Dann den über den vom Deutschen Geo von Lenguerke 1864 erbaute Camino Real nach Guane gelaufen, wohin die letzten Reste des Guane-Indianerstammes umgesiedelt wurden, heute ein weiteres kolonial-touristisches Städtchen. Das Museo Archaeologico besucht - ich kriege eine Führung im Schnellzugstempo, weil die Dame auf den Bus will. Schliesslich fahren wir beide im gleichen Bus zurück nach Barichara. Dort finde ich kein günstiges Lokal zum Essen, das Preisniveau ist etwas höher als in San Gil, so dass ich einfach zurück in den Bus steige und nach San Gil zurückfahre. Esse im Markt, dann zum Parque Gallineral, wo ich den Zugang nicht finde, weiter zum Parque Ragonessi, der einen kurzen, aber schönen Weg entlang dem Curiti-Bach bis zu einem verlassenen Amphitheater hat. Treffe einen Einheimischen, mit dem ich plaudere. Er erzählt mir, dass dies heute ziemlich gefährlich sei, weil sich hier die Drogensüchtigen treffen und jeden, der sich nach vier Uhr dorthin traut, überfallen würden. 4.6.2008 San Gil-Villa de Leyva Ich schlafe zu lange und komme darum erst um acht Uhr zum Busbahnhof. Trotzdem wird mir ein Minibus nach Tunja für 8:15 Uhr versprochen, effektiv kommt er erst um 8:45 Uhr. Die Fahrt ist diesmal angenehm, ich habe genug Platz für die Beine. Ich habe keine Zeit für ein Mittagessen, so esse ich halt ein paar Arepas dazwischen. In Tunja steige ich in einen Minibus nach Villa Leyva um und plaudere die ganze Strecke mit einem Passagier. Um 15:30 Uhr erreiche ich Villa Leyva. Das Städtchen ist immer noch fast vollständig Kolonialarchitektur, hervorragend unterhalten, da es ein beliebtes Ziel für die Leute von Bogota ist. Ich checke im Hospedaje Villa ein und erkunde das Städtchen. Grosse Teile der Stadt sind abgesperrt, da gerade ein historischer Film gedreht wird. Der Himmel ist bedeckt und es donnert. 5.6.2008 Villa de Leyva Mit dem frühen Bus Richtung Santa Sofia, bis zum Dominikanerkloster Santo Ecce Homo. Dort noch ein paar Kilometer bis zum Eingang gelaufen. Das Kloster besucht, leider nur noch ein Museum. Ich vergesse den Schirm in der Toilette und die Türe wird nicht mehr geöffnet - aber jetzt kenne ich ja den Hintereingang und durch den schmuggle ich mich nochmals rein und hole den Schirm. Laufe rund 10 Kilometer bis zum „El Infiernito“ (Höllchen), wo sich der Parque Arqueologico befindet. Dort sind zig aus Stein gehauene Phallusse von den Muisca-Indios aufgestellt worden, angeblich ein astronomisches Gerät, aber das wird nicht näher erklärt. Weiter zum nahegelegenen Museo „El Fosil“, wo ein riesiges versteinertes Skelett eines Pliosaurus sowie noch einige weitere Versteinerungen besichtigt werden kann. Etwas müde zurück nach Villa de Leyva, wo ich erst mal gut Mittagessen esse, dann etwas ausruhe und danach das Karmeliterkloster und die Casa del primer Congreso besuche. Dann laufe ich zum Mirador, wo ich das Städtchen im Abendlicht sehe. Muss zügig zurücklaufen, um nicht von der Dunkelheit eingeholt zu werden. 6.6.2008 Villa de Leyva-Tunja Mit einem frühen Bus nach Tunja. Im miesen, aber billigen Hotel „Dynastia Real la Septima“ bei der Busstation eingecheckt. Die Stadt erkundet. Grosse Überraschung: Schöne, alte Häuser, Kirchen, Fussgängerzonen. Die Stadt ist ein Juwel! Zur Casa de Don Juan de Vargas, mit schönem Innenhof, dann zur Casa del Fundador Suarez Rendon, wo ich erst die Parade mit Militärmusik zum Bolivar-Denkmal beobachte, dann plaudere ich lange mit dem dort stationierten Polizisten. Plaza Bolivar, Iglesia de San Ignacio, Fussgängerzone, schaffe es nicht an der Bäckerei ohne ein Brot zu kaufen vorbeizugehen, zu einer Kirche im Norden, zur Iglesia San Agustin, zur Iglesia San Francisco (offen), Iglesia Santo Domingo, Catedral (jetzt offen). Mittagessen, Internet. Zum Parque La Esperanza und dem nahen Shoppingcenter, das wie das Schweizer Bundeshaus aussieht. Es droht Regen, bleibt aber trocken. 7.6.2008 Tunja-Bogota Um halb sieben Uhr morgens erwische ich einen komfortablen „Libertador“ Bus nach Bogota. Das Wetter ist extrem neblig, ich sehe wenig von der Landschaft. Als wir 21km vor Bogota sind, rammt uns ein Lastwagen, der verbotenerweise umkehren wollte, in die Seite. Die Polizei kommt, es dauert. Glücklicherweise kommt ein weiterer Bus der gleichen Gesellschaft vorbei und nimmt uns alle mit. Wir müssen halt bis Bogota stehen. Dieser Bus macht aber einen ziemlichen Umweg und so komme ich erst um zehn Uhr im Terminal an. Dort besorge ich mir erst eine Karte und erkunde die Abfahrtszeiten der Busse. Ich möchte nämlich meinen Plan ändern und spontan noch nach Süden reisen. Mit dem Stadtbus ins Zentrum, wo ich im Platypus Hostal einchecke, was ewig dauert. Lausiges Mittagessen im Markt. Die Stadt erkundet: Iglesia de la Candelaria, wo gerade ein Gottesdienst stattfindet; Catedral Primada, wo ebenfalls ein Gottesdienst mit schöne Gesängen stattfindet, sogar mit dem Bischof, und über zahlreiche Bildschirme in der Kirche übertragen wird; Plaza de Bolivar, mit dem nach dem Guerilla-Überfall von 1985 neu erbauten Palacio de Justicia, dem Edificio Lievano (Alcaldia = Stadthaus), dem im neoklassischen Stil erbauten Capitolio Nacional (Kongressgebäude) und der Capilla del Saguario. Besichtige die Iglesia de Santa Clara, deren Wände mit Bildern vollgehängt sind und deren Decke mit Sterne verziert ist. Zur Iglesia de la Concepcion, deren Decke vor Allem im Mudejarenstil reich verziert ist. Die Iglesia de San Ignacio wird gerade renoviert und ist leider - 107 -
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geschlossen. Sehe einen Kinderumzug zur im rot-weissen Tortenstil erbauten Iglesia del Carmen. Zum Museo Militar, wo es einige schöne Flugzeuge und Helikopter, sowie eine hervorragende Sammlung automatischer Waffen hat, insbesondere von Submaschinengewehren. Weiter zum kostenlosen und umwerfend guten Museo del Banco de la Republica. Eines der besten Numismatikmuseen Südamerikas, ein faszinierendes Museo del Oro (Goldmuseum), ein Kunstmuseum mit herausragenden Werken von Renoir, Picasso, Miro und vielen anderen bekannten Malern, eine Sonderausstellung der wilden, sehr guten und weniger guten Werken der Deutschen Rosemarie Trockel, ein ganzer Teil des Museums gewidmet dem Kolumbianer Fernando Botero, dessen Stil, alle Leute sehr dick darzustellen ganz speziell ist, sowie Werke weiterer kolumbianische Künstler wie die Miniaturen von Roberto Paramo, die Bilder von Fidolo Alfonso Gonzalez Camongo, impressionistische Bilder von Andres de Santa Maria, ultrarealistische Frauenporträts von Jose Rodriguez Acevedo, Grossbilder von Körperallegorien von Luis Caballero, Skulpturen aus Alteisen von Feliza Bursztyn und viele weitere Werke. 8.6.2008 Bogota Ganz früh aufgestanden. Es regnet und ist kalt. Mit dem Transmilenio-Bus und einmal umsteigen zum Portal del Norte. Von dort mit dem Minibus nach Zipaquira. Bis zur Catedral del Sal gelaufen. Mich zu einer Führung gesellt. Die Catedral del Sal ist eine riesige, 1995 erbaute Kirchenanlage, die in nicht mehr benützten Schächten einer Salzmine aus dem Salzgestein gehauen wurde. Es gibt einen Kreuzweg mit Stationen, bis man zur Kathedrale kommt, die 75m lang und 25m hoch ist und aus drei Schiffen besteht. Das linke Schiff ist für Taufen bestimmt, das mittlere, wo ein gigantisches, indirekt beleuchtetes Kreuz aus der Wand gehauen ist, für Gottesdienste und das rechte Schiff für Begräbnisse. Zurück nach Zipaquira gelaufen, Mittagessen, dann mit dem Minibus zurück zum Portal del Norte und mit dem Transmilenio in die Stadt. Der hält nicht bei Calle 26 so dass ich 10 Strassen zurücklaufen muss, bis ich zum Mirador Torre Colpatria gelange. Die Aussichtsplattform ist auf dem 49. Stockwerk eines Hochhauses, von wo man trotz Regens eine fantastische Aussicht über Bogota hat. Weiter zum Museo Nacional, wo ich erst die gute Sammlung von Indiokunst besuche (wo man sogar Fotos machen darf!). Im zweiten und dritten Stock wird die Geschichte Kolumbiens anhand von Gemälden der Protagonisten recht interessant dargestellt. Zudem hat es noch etwas moderne Kunst, u.A. einige gute Boteros. Ich bleibe bis fünf Uhr, als das Museum schliesst. Zurück via Plaza de Bolivar. 9.6.2008 Bogota Die laute Discomusik im Hostel hört erst um zwei Uhr morgens auf. Frühstück gekocht, aus dem Hostel ausgecheckt. Erst zum Museo Historica Policia, das heute eigentlich geschlossen wäre. Aber es wird extra für mich eine Führung veranstaltet! Man sieht, wie Paulo Escobar in Medellin in die Enge getrieben und getötet wurde, zusammen mit vielen anderen Mitgliedern des Rauschgiftkartells. Dann den Lonely-Planet Stadtrundgang von der Plaza de Bolivar durch La Candeleria über den Edelsteinmarkt bis zum Parque Santander und die Carrera 7. Lange nach einer Buchhandlung, die Lonely Planets verkauft gesucht, ohne Erfolg. Das Candeleria-Quartier des Langen und Breiten durchquert. Westlich der Plaza de Bolivar hat es viele Grossisten, vor allem für Tuch. Mittagessen in einem kleinen Restaurant. Es regnet. Versuche ins Internet zu gehen, warte eine Stunde erfolglos darauf, dass ein Platz frei wird. Versuche es woanders, wo es teurer ist. Backe Arepas. Teile ein teures Taxi zum Busbahnhof. Find einen „Velotax“ Bus nach Cali, der gerade am Abfahren ist. Der Bus ist brandneu. 10.6.2008 Cali Komme um sechs Uhr morgens in Cali an. Laufe zum Iguana Hostel. Dann laufe ich in die Stadt: Park, Plaza de Caycedo, Palacio Nacional, Catedral San Pedro, Iglesia de San Francisco mit Capilla de la Immaculada und Torre Mudejar (Backsteinbauten). Muss beim Museo de l'Oro warten, bis auch deren (langsame) Uhr neun Uhr anzeigt. Das Museum hat trotz seines Namens vor allem Tongefässe der Indiokulturen. Zur Iglesia de la Merced (Calis älteste Kirche, 1536) und das wahnsinnig teure Museum in den ehemaligen Klostergebäuden besucht, ziemlich unnötige Führung. Es hat einige gute Tonfiguren, aber sonst nicht viel sehenswertes, vor allem erfährt man wenig über das Gebäude. Durch die Stadt und deren wilde Ladenviertel geschlendert. Günstiges und gutes Mittagessen. Mit dem Bus zum Zoo. Ein moderner, schöner Zoo, mit teurem Eintritt, aber kein must-see, wie die Reiseführer sagen. Lange auf den Bus zurück gewartet. 1994 Reiseführer für Zentralamerika gefunden, besser als gar nichts. Zurückgelaufen. 11.6.2008 Cali-Popayan Ich stehe früh auf und laufe zum Terminal, wohl nicht auf dem direktesten Weg. Finde einen günstigen Bus nach Popayan, der gerade am Abfahren ist. Aber Pech gehabt! Der Bus ist nicht voll und fährt mehr als eine Stunde in Cali rum, um Passagiere zu suchen. Es regnet. Schliesslich kommen wir doch noch in Popayan an. Ich nehme einen Bus in die Stadt und als ich eine Strasse mit vielen Budgethotels sehe, steige ich vorzeitig aus. Quartiere mich im Residencial Florida ein. Suche einen Sack mit 5l Wasser, aber hier in Popayan ist das nicht erhältlich. Esse gut und wahnsinnig billig im Markt. In die Stadt, Parque Caidas, Catedral, Tourist Information, Iglesia de Santo Domingo, Iglesia San Jose, Iglesia de San Francisco. Alles ist geschlossen. Zurück ins Hostel, etwas gewartet. Zum Puente del Humilladero mit dem Puente Chico (Puente de la custodia). Ins Museo Guillermo Valencia, wo sie sich über den Gast aus der Schweiz freuen, das Museum ist in einem äusserst grosszügigen Haus inmitten der Stadt untergebracht, mit schöner Sicht auf die zwei Brücken. Guillermo Valencia war Poet und konservativer Politiker, sein Sohn Staatspräsident. Zum Museo Mosquera, ebenfalls in einem schönen Stadthaus untergebracht. Mosquera war ein General. Weiter zum Morro de Tulcan, wo ich eine schöne Sicht über die Stadt habe. Endlich sind auch die Kirchen offen, und ich besuche sie in folgender Reihenfolge: Catedral, Iglesia de San Jose, Iglesia de San Francisco, Iglesia de Santo Domingo, Iglesia del Carmen (geschlossen), Iglesia la Ermita. 12.6.2008 Popayan-San Agustin Früh aufgestanden, Frühstück im Markt, zum Busterminal. Hätte ich mir sparen - 108 -
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können, der 7:30-Uhr-Bus nach San Agustin fährt mit einer Stunde Verspätung ab. Die Fahrt geht über Naturstrassen. Wir sehen einen Lastwagen, der bis zu den Achsen eingesunken ist. Ab San Jose de Isnos ist wieder geteert. Kurz vor San Agustin werde ich ausgeladen. Ich setze durch, dass mir zumindest der Fahrpreis bis nach San Agustin, den ich schliesslich bereits bezahlt habe, zurückerstattet wird. Mit einem Porpuesto komme ich nach San Agustin. Im Porpuesto fährt auch Anna, die eine günstige Bleibe in San Agustin vermitteln will. Ich gehe mit ihr und das Zimmer ist ganz nett, so dass ich bleibe. Laufe zum Parque Arqueologico, wo es ein kleines Museum, einen „Bosque de los estatuas“ und die Ausgrabungsstätten Mesita 1-3, Fuente de lavapatas und Alto de lavapatas hat. Nachtessen im „Brahama“. Ich merke, dass sich Grippe und Gastritis anmelden. 13.6.2008 San Agustin Um halb zehn Uhr morgens kommt der Bakkie um uns zur Tour der etwas weiter abgelegenen Sehenswürdigkeiten abzuholen. Im Bakkie sitzt auch Manuela aus Luzern, so kann ich wieder einmal schweizerdeutsch sprechen. Wir besuchen „El Estrecho del Rio Magdalena“, wo der Fluss eng zwischen Felsen durchmuss und danach um 90 Grad abbiegt. Danach die Ausgrabungsstätten Obando, mit einigen Gräbern und statuen und Alto de los Idoles mit mehr Gräbern. Mittagessen in San Jose de Isnos. Danach Alto de los Piedras mit mehr Gräbern. Zum Wasserfall „Salto de Bordones“, wo ein verlassenes Hotel steht. Dann zum Salto del Mortiño, einem weiteren Wasserfall, um diese Tageszeit wenig spektakulär. Bei der Rückkehr habe ich Fieber, Durchfall und fühle mich krank. 14.6.2008 San Agustin-Pasto Wache spät auf, es geht mir aber etwas besser. Ich laufe zum Hauptplatz, finde heraus, wo die Busse abfahren. Hole den Rucksack, besteige ein Porpuesto nach Pitalito. Von dort finde ich rasch einen Bus nach Mocoa. Mocoa ist offensichtlich vom Rauschgiftanbau geprägt und eine FARC-Hochburg. Hier finde ich einen Bus nach Pasto. Ein Reifen ist völlig abgefahren. Die Fahrt geht über Naturstrassen. Mein Sitznachbar schenkt mir Erdnussnougat. Er sagt mir, über die FARC dürfe man im Bus nicht sprechen, das sei zu gefährlich. Ausserhalb Mocoas gibt es zwei Armeekontrollen kurz nacheinander. Die Fahrt geht durch eine spektakuläre Landschaft. Wir sehen Wasserfälle, fahren durch Flussfurten. Die schmale Strasse ist in die steilen Berghänge gekerbt; das Bord fällt oft senkrecht ab. Das Abendlicht lässt die Farben noch stärker erscheinen. Beim Mirador mache ich ein paar Fotos und plaudere mit einem Soldaten. Die Strasse ist zu schmal zum Kreuzen, wenn ein Fahrzeug entgegenkommt, muss der Bus jeweils zurückfahren, bis zu einer breiteren Stelle. über zwei Pässe fahren wir nach San Antonio. Es wird dunkel. San Antonio liegt in völliger Finsternis wegen Stromausfall. Wir fahren über einen weiteren Pass. Um 22 Uhr kommen wir nach sieben Stunden Fahrt in Pasto an, wo ich im Hotel „Paola“ unterkomme.
Ecuador 15.6.2008 Pasto-Quito (Ecuador) Ein Motorrad nimmt mich ins Stadtzentrum mit. Besichtige Plaza Mayor, Iglesia San Juan Bautista mit eigenartigem Seitenschiff. Internet und Telefonat mit Tante Rütli. Besuche die verschiedenen Kirchen, die sind alle offen, denn es ist Sonntagmorgen: Iglesia San Andres, Iglesia San Felipe, Iglesia Santiago Apostol, Templo de Christo Rey. Zur modernen Plaza de Carnaval mit eigenartigen Türmen. Zur Iglesia la Panaderia. Ich leide schrecklich unter Gas, mehr als je. Gehe zurück zum Hotel. Hole meinen Rucksack und über die Straße zum Busbahnhof, wo ich einen Bus nach Ipiales besteige. In Ipiales, besichtige ich die Sehenswürdigkeiten der Stadt, erbaut auf einem steilen Hügel, mit all meinem Gepäck: Plaza de la Independencia, Catedral, Plaza la Pola, Iglesia San Felipe (geschlossen). Laufe entlang Carrera 6 zur Calle 4, wo ich ein Porpuesto nach Las Lajas besteige. Das Heiligtum von Las Lajas ist eine prächtige Basilika, erst im Jahr 1944 fertiggestellt, die quer über eine atemberaubend schöne Schlucht gebaut wurde. Es wird gesagt, dass um 1750 ein Bild der Jungfrau Maria auf den Klippen erschien. Dieser Teil ist jetzt der Hauptaltar. Die Anlage ist zwar kitschig, aber trotzdem sensationell schön. Da ich von hier aus weiter nach Ecuador möchte, muss ich das Heiligtum mit all meinem Gepäck besuchen! Ich treffe andere, die in der gleichen Situation sind. Von hier aus mit dem Porpuesto zurück nach Ipiales, mit einem weiteren Porpuesto zur Grenze des Rumichanga. Die Formalitäten sind schnell erledigt. Auf der anderen Seite finde ich eine Buseta bis zum Busbahnhof von Tulcan, wo ich einen Bus nach Quito, der gerade am Abfahren ist, erwische. Der Bus hält überall, um Passagiere ein- oder aussteigen zu lassen und ist völlig überfüllt. Zudem rast er wie gestört um die Kurven, so dass man hin- und hergeschmissen wird. Um 22 Uhr komme ich in Quito an, wo ich (aus Sicherheitsgründen) mit einem Taxi zum nahegelegenen Hotel Huasi Colonial fahre, es hat die Atmosphäre eines Grand Hotels aus vergangenen Tagen. Ich habe nur 20 USD, aber es war genug um hierher zu reisen und das Hotel zu bezahlen. 16.6.2008 Quito Fotokopien und Geld organisiert. Zur Plaza Grande, beim Palacio del Gobierno bis zu den uniformierten Wachen vorgedrungen (mit dem obligaten Bild mit den Wachen). Die Catedral besichtigt, es findet gerade ein Gottesdienst statt. Hier steht der Sarkophag von Mariscal Sucre. Zum Monasterio de la Concepcion und der Iglesia del Sagrario. Das Centro Cultural Metropolitano besucht, wo ich das spottbillige Internet benutze. Zur geschlossenen La Merced, zur Plazoleta Belalcazar. Die grandiose Basilica del Voto Nacional besucht, deren Bau aus Betonsteinen 1895 begonnen wurde und die beim Näherhinsehen schwere Baumängel aufweist und auch gar nie so richtig fertiggestellt wurde. Innen ist sie recht trostlos. Ich klettere erst auf den einen Zwillingsturm. Die letzte Plattform besteht aus viel zu dünnem Drahtgitter, das bereits überall gebrochen ist. Ich überwinde meine Höhenangst und klettere auf einen Vorsprung aussen am Dach, von wo ich eine grandiose Aussicht habe, hunderte von Metern über Quito. Danach geht es über einen Steg im Kirchendach und eine Stahlleiter noch zum hinteren Turm. Weiter zum Teatro Sucre und dem - 109 -
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Mercado Central. An einer Führung durch die fantastisch schöne, mit 52kg Gold reich ausgeschmückte barock-rokoko Kirche Iglesia de la Compana teilgenommen. Die Kirche brannte vor ein paar Jahren, worauf sie durch den Rauch schwer beschädigt wurde. Inzwischen ist sie aber wieder völlig instandgestellt worden. Zum Monasterio de San Francisco, wo ich das Museum (eindrücklich: Auf Alabaster gemalte Bilder) und die Kirche besuche. Zum Arco de la Reyna, wo vis-a-vis das Monasterio de Carmen Alto steht. Lasse den Hut, der altersschwach geworden ist, reparieren und esse - vielleicht ist das dumm - zumindest eine Suppe. Zur La Merced, die jetzt offen ist. Zurück zum Hotel, wo ich etwas ausruhen muss. 17.6.2008 Quito Frühstück im Mercado Central. Zur Plaza Santo Domingo, die Iglesia Santo Domingo besichtigt. Das Museo de la Ciudad ist noch geschlossen, so laufe ich zum Parque Itchimbia, von wo ich eine gute Sicht auf die Stadt habe. Dann zum South American Explorers Club (in Mariscal Sucre) gelaufen, jedoch haben auch die keinen Lonely Planet von Zentralamerika. Einen Buchladen gesucht, der hat ein paar Reiseführer jedoch nichts über Zentralamerika. Durch Mariscal Sucre gebummelt, das Backpackerviertel von Quito. Richtung Teleferiqo gelaufen, das letzte Stück mit dem Taxi. Mit dem Teleferiqo auf den Vulkan Pinchincha, zumindest bis zum Cruz Loma. Zurück, mit dem Bus bis zur Altstadt und wieder zum Mercado Central, wo ich sehr gut esse - für 1.25 USD! Zum fantastischen Museo del Banco Central (in Mariscal), das viele präkolumbianischen Keramiken und Goldornamente hat, aber auch koloniale und postkoloniale Kunst. 18.6.2008 Quito-Tulcan Eigenartiges Quiteño-Frühstück: Brot mit Käse, heisse Schokolade, Sternfruchtsaft, zwei hartgekochte Eier. Zur Casa de Sucre, ein wunderschönes, herrschaftliches Haus und lustige Art, das Leben von Sucre in einem Comic darzustellen. Zur Iglesia San Agustin, die jetzt offen ist, aber nicht weiter nennenswert. Dann zum Internetcafé und mit Brigitte und Halina geskypt. Zum Museo Alberto Mena Caamano (im Centro Cultural) mit der Ausstellung de Quito a Ecuador, die jetzt endlich offen ist. Es wird leichtverständlich und mit sehr wenig Text die historische Rolle von Quito gezeigt. Zum Markt, Papas con Cuero gegessen, die typische Mahlzeit von Quito. Ein Betrunkener greift mir in die Tasche, will mich bestehlen, ich drohe ihm. Zum Museo de la Ciudad, wo eine etwas zu textlose und zu wenig informative Ausstellung über die Entwicklung von Quito sowie eine wesentlich interessantere Ausstellung russischer Ikonen und äthiopischer Kreuze (diejenigen, die ich von dort aus nach Europa geschickt habe, waren zwar besser!) ist. Zu einem Internetcafé, um eine DVD meiner Fotos zu brennen. Wir vereinbaren 3 USD für die DVD und das Brennen der zwei Chips. Wie die Inhaberin sieht, dass der Brenner 30 Minuten für das Brennen vorausberechnet hat, verlangt sie erst 5 USD, dann das Doppelte. Ich weigere mich, sie will das Brennen abbrechen. Das will ich auch nicht, schliesslich muss ich schon bald auf den Bus. Ich setze durch, dass die DVD fertiggebrannt wird, sie will mich aber nicht mit 3 USD davongehen lassen. Wir haben eine lange, fruchtlose Diskussion, in der sie den alten Marktfrauentrick anwendet, dass sie für jeden Chip 3 USD haben wollte. Schliesslich zahle ich 4 USD, kriege meine DVD und gehe wütend raus. Draussen regnet es. Ich kaufe rasch noch Wasser und Brot für die Reise. Dann laufe ich zum Busterminal, wo der 18-Uhr-Bus gerade abgefahren ist. Der 18:30-Uhr-Bus fährt erst um 19 Uhr ab und verbringt eineinhalb Stunden damit, durch ganz Quito zu fahren, um Passagiere zu suchen. Der Bus kommt - zu meiner grössten Überraschung fast pünktlich - um Mitternacht in Tulcan an, wo mir ein Ladenbesitzer in der Nähe des Busbahnhofs ein gutes Zimmer inklusive Taxi dorthin für sieben Dollar organisiert, im Hotel Alejandra.
Kolumbien (Norden) 19.6.2008 Tulcan-Bogota Ganz früh am Morgen stehe ich auf, esse ein grosses Frühstück mit Fleisch und Reis im Markt und suche ein Porpuesto zur Grenze. Ein Bus nimmt mich kostenlos bis zur Plaza Mayor mit, wo ich das gleiche Porpuesto finde, das mich vor ein paar Tagen hierher gebracht hat. Ich muss ziemlich lange warten, bis es voll ist. An der Grenze geht die ecuadorianische Passkontrolle rasch vonstatten. Aber auf der kolumbianischen Seite warte ich eineinviertel Stunden, bis ich beim Schalter bin, während sich immer wieder Leute vordrängen. Der Geldwechsel klappt nicht, die Wechsler wollen mich betrügen, ich breche das Geschäft ab und nehme stattdessen ein Porpuesto in die Innenstadt, wo ich zu einem miserablen Kurs wechseln kann. Jetzt ist es schon 9:45 Uhr und ich muss ein Taxi zur Busstation nehmen, da die Busse meist um die volle Stunde abfahren. Heute habe ich aber kein Glück, der nächste Bus nach Bogota fährt erst um elf Uhr. Dafür ist es einer der renommierten „Fronteras“ Linie, einer Tochtergesellschaft von „Bolivariano“. Wir einigen uns auf einen stolzen Preis, der sich im Nachhinein als gute Investition herausstellen sollte. Die Fahrt ist nämlich enorm angenehm, zum einen hat der Bus Luftfederung, zum anderen fährt er nach Fahrplan und nimmt nirgends zwischendurch Passagiere auf. Zudem wird der neueste James Bond Film gezeigt, während wir durch eine spektakuläre Landschaft fahren und ich immer ein Auge aus dem Fenster und eines auf dem Bildschirm habe. Um 17 Uhr halten wir in El Bordo zum „Mittagessen“. Ich laufe über die Strasse, wo es viel billiger, aber sehr gut ist. Am Abend lese ich, bis das Licht nicht mehr ausreicht, dann schlafe ich ein. 20.6.2008 Bogota Der Bus bleibt im morgendlichen Verkehrsstau stecken und kommt erst nach acht Uhr in Bogota an. Ich nehme einen Minibus ins Zentrum, wo ich diesmal im „Fatima“ einchecke. Sende SMS und Email an Max, esse Frühstück, dusche und rasiere. Gutes Mittagessen im Markt. Versuche erfolglos, Max anzuskypen. Skype mit Janos. Update die VSD website. Mache die Wäsche. Mittagessen im Markt. Prüfe immer wieder den E-Mail-Eingang. Telefoniere dem Hotel von Max und hinterlasse eine Nachricht. Lese. Es regnet und ist kalt. Max ruft an und wir - 110 -
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machen für morgen 12 Uhr ab. 21.6.2008 Bogota Es hat stark geregnet in der Nacht. Tolles Frühstück - Käsebrote und Kaffee - vom Hostel. Mit Hilfe von Internet und dem alten Reiseführer stelle ich meine Route durch Zentralamerika zusammen. Dabei stellt sich heraus, dass ich unbedingt Yucatan besuchen muss, ich muss wohl durch Belize durch. Darf meine Wäsche, die wegen dem Regen eher feuchter wie trockner geworden ist, in den Wäschetrockner stecken. Auf den Transmilenio, bis zu Heroes, von dort laufe ich bis zu Max's Hotel „Hamilton“. Es ist toll, nach zwei Jahren einen Männerriegenkollegen wiederzutreffen. Mit Max ist Patrick, früher ebenfalls ein Weltenbummler, heute arbeitet er auch für die SEFAR. Wir gehen sehr gut essen, danach bummeln wir etwas durch die exklusiven Shoppingcenters dieses Luxusbezirks von Bogota. Um 17 Uhr muss ich mich wieder verabschieden, denn ich muss auf den Bus nach Medellin. Hole meine Sachen im Hostel, laufe zur Ave 19, wo ich einen Bus zum Terminal besteige. Dummerweise fährt der Bus nicht ins Terminal rein, sondern lädt mich ca. 1km vom Terminal entfernt aus, so dass ich in der Dunkelheit bis zum Terminal laufen muss, was etwas gefährlich ist. Im Terminal suche ich nach dem besten Deal und fahre schlussendlich mit „Santa Magdalena“. Die Fahrt ist recht angenehm, aber die Sitze sind zwar breit mit viel Beinraum, aber unangenehm. 22.6.2008 Marinillas Etwa um ein Uhr morgens stelle ich fest, dass der Bus stundenlang in einem Stau steht. Ich schlafe wieder ein, als ich aufwache, fahren wir durch eine grüne Hügellandschaft. Um sechs Uhr hätten wir ankommen sollen. Aber wir sind noch 200km vor Medellin. Ich frage den Fahrer, ob denn der Bus durch Marinillas durchfahre. Der Fahrer sagt ja, so steige ich in Marinillas aus. Finde ein Zimmer im „Hotel Turista“, einer elend teuren Bruchbude, die offenbar noch als Bordell dient, denn kaum habe ich bezahlt, kommen zwei offensichtlich professionelle Damen in mein Zimmer und ich habe Mühe, sie wieder heraus zu komplementieren. Vor der Kathedrale spielt eine Blasmusik, später findet die Messe statt. Besichtige das Städtchen, das weit weniger attraktiv ist, wie der „Lonely Planet“ schreibt. Laufe nach Rio Negro, jedoch als ich ankomme, habe ich übelste Gelenkschmerzen im linken Fuss. So fahre ich mit der Buseta zurück. Teures und mässiges Nachtessen im Restaurant „Carvajal“. Lärm von den naheliegenden Bars bis in die frühen Morgenstunden. 23.6.2008 Marinillas-Medellin Ich stehe früh auf, bin um halb sieben Uhr an der Autopista und steige in einen Bus nach Medellin. Wie ich mich gerade setzen will, steht der Fahrer voll in die Bremsen. Ich werde durch die ganze Länge des Buses katapultiert, bis zur Fahrerkabine, wo ich hart aufschlage. Eine Zeitlang bleibe ich liegen, dann helfen mir die anderen Passagiere aufstehen. Die Kniescheibe schmerzt höllisch. Ich sammle mein Gepäck zusammen und plaudere mit der Nonne im Sitz neben mir, als ich auf einmal merke, dass ich den Kameragürtel im Hotel in Marinillas liegen gelassen habe. Wohl eine Fügung Gottes, denn hätte ich ihn getragen, wäre er und sein Inhalt mit Sicherheit vom Aufschlag zerstört worden und ich hätte mich an den Trümmern wohl ziemlich verletzt. Ich steige aus dem Bus aus, steige in den nächsten Bus zurück nach Marinillas. Dort renne ich, trotz Knie-, Genick-, Rücken- und Kopfschmerzen zum Hotel, wo der Kameragürtel noch auf dem Bett liegt. Hier steht niemand früh auf, sonst wäre er schon lange weg gewesen. Zurück zur Autopista, wo ich nur einen völlig überfüllten Bus finde. Mit meinem schweren Rucksack muss ich über eine Stunde bis nach Medellin stehen. In Medellin nehme ich die Metro nach Poblado, wo ich im „Black Sheep Backpackers“ einchecke. Mit der Metro zurück in die Stadt, bis zum Parque Berrio. Besichtige den Parque Berrio, die Basilica de Candelaria, die Fresken im Parque Berrio, den Parque de Bolivar mit dem Bolivar-Denkmal und dem kühlen Springbrunnen, die geschlossene Catedral Metropolitana. Zum Internetcafé, Otto Egloff nicht erreichen können, dafür mit Tante Christeli kurz geskypt. Zum Centro Commercial Villanueva. Zur Plazoleta de las Esculturas, wo viele Bronzestatuen von Fernando Botero stehen. Zum Museo de Antioquia, das eine ausgezeichnete Botero-Sektion (Botero ist ja für seine fülligen Porträts bekannt, hier sieht man aber auch viele seiner Stierkampf-Bilder) sowie einige gute moderne Kunst hat. Die Sektion kolonialer Kunst ist aber nicht ebenbürtig. In der Dependance werden avantgardistische Videos gezeigt, nicht meine Wellenlänge. Zurück zur Catedral Metropolitano, die jetzt offen ist. Ein riesiger Backsteinbau; auch im Innern sind die Backsteine sichtbar, was sie warm und einladend erscheinen lässt. Für ganz wenig Geld im Park gegessen. Laufe Carrera 49 entlang Richtung Süden. Besichtige den riesigen Supermarkt „Exito“. Laufe weiter, biege dann - zu spät - nach Westen ab, frage nach dem Parque de los Pies Descalzados. Muss etwas zurücklaufen und komme erst zur eindrücklichen Plaza Mayor und der Alcaldia. Dann zu dem im Umbau befindlichen Parque de los Pies Descalzados, ein Platz mit verschiedenen „Erfahrungswelten“ die mit den blossen Füssen erkundet werden können. über eine Fussgängerbrücke über die Strasse, wo eine weitere Backsteinkirche, die Iglesia del Sagrado Corazon de Jesus, leider auch geschlossen, ist. Es scheint eine arme, gefährliche Gegend zu sein. Ich laufe rasch gegen Osten, wo sich die eindrückliche, moderne Biblioteca Tematico EEPPM und die Plaza de Cisneros mit ihren Hunderten von Betonfahnenmasten befinden. Dann zurück in die Carrera 49, wo ich weiter Richtung Süden laufe. Besichtige die eindrückliche Backsteinkirche „Iglesia del perpetuo socorro“, im Stil der Notre Dame de Paris. Innen ist alles weisser Gips. Laufe bis nach Poblado, wo ich im Exito Hähnchen zum Abendessen einkaufe. 24.6.2008 Medellin Mit der Metro in die Stadt. Die Iglesia Ermita de la Veracruz besucht. Avenida Maracaibo, Centro Commercial Palacio Nacional (historischer Prunkbau, heute Einkaufszentrum), Parque San Antonio (mit zwei BoteroBronzen), Carrera 46, die schöne Fussgänger-Einkaufszone Carrera 52, Plaza de Alpajara mit zwei bemerksenswerten Monumenten, inmitten der städtischen Verwaltungsgebäude, lange mit dem Polizisten geplaudert. Zum Parque de los Piedes Descalzados und dem neuen Gebäude der städtischen Dienste EEPPM. Auf den Cerro Nutibara, wo es einen
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Nachbau eines antioquischen Dörfchens und eine gute Aussicht über die Stadt hat. über den Sendero de las Esculturas nach unten zurück, ins Zentrum, mit der Metro ins Hostel zurück, weil ich Blasen an den Füssen habe. Mittagessen gekocht. Am Nachmittag mit den anderen Gästen und mit Günther aus Stuttgart, der hier verheiratet ist, geplaudert. Lonely Planet Central America gefunden. Medellin ist eine sehr moderne Stadt, mit vielen neuen Gebäuden. Die Architektur der meisten Gebäude ist sehr ansprechend. Sogar das Garagenviertel ist nicht so hässlich wie sonst in Südamerika. Es gibt viele Fussgängerzonen mit Alleen, Plätze mit schattigen Bambuspflanzen und schönen Kunstwerken. Die Kunst scheint eine hohe Priorität und es gibt eine Vielzahl von Kunstwerken überall in der Stadt, sowie Kunstmuseen. Die Provinz Antioquia ist stark industrialisiert weil es hier viele Wasserkraftwerke gibt. 25.6.2008 Medellin-Santa Fe de Antioquia Frühmorgens mit der Metro zum Busbahnhof und mit dem Bus nach Santa Fe de Antioquia. Um neun Uhr komme ich dort an, kaufe ein Busbillet nach Turbo und finde im Busbüro ein topmodernes Internet, das ich mit Genuss nutze. Darf meinen Rucksack hier lassen. Santa Fe de Antioquia war früher Provinzhauptstadt, bis es diesen Titel an Medellin abgeben musste. Heute ist es ein koloniales Dörfchen mit Kopfsteinpflaster, vielen historischen Häusern und Kirchen. Ich besichtigte die Basilika Menor (geschlossen), die Iglesia Santa Barbara (geschlossen), die Iglesia de Jesus, die Iglesia de Nuestra Señora del Carmen (beim Friedhof), das Museo de Arte Religiosa mit seinen eigenartigen Exponaten, so ist u.A. das Abendmahl in Lebensgrösse dargestellt. Der Künstler hat sich an seinem Auftraggeber, der ihn in seiner Werkstatt einsperrte, weil er mit der Arbeit trödelte, gerächt, indem er dem Judas die Gesichtszüge des Auftraggebers verlieh. Die Bildersammlung wurde einmal gestohlen, aber bis auf zwei wurden alle wieder gefunden. Zur Iglesia de Nuestra Señora de Chiquinquira und dem Parque de la Chuca, und dem Parque Samara am Schluss des Dorfes. Es beginnt zu regnen. Die Kirchen öffnen um 6 Uhr nicht wie versprochen. Ich esse Arepas auf der Plaza Mayor. Warte auf den Bus, der um acht Uhr fahren soll. Santa Fe de Antioquia ist eine kolonial-spanische Stadt, mit gepflasterten Strassen, niedrigen Häuser mit Ziegeldächern, steinernen Türpforten und Holzgittern vor den Fenstern. Ich mache noch etwas Internet beim Warten auf den Bus. Um acht Uhr kommt der Bus und ich steige ein. Die ganze Nacht dröhnt laute Musik gespielt (der Kondukteur sagt, dass die Passagiere dies so wollten, das ist wohl sehr unwahrscheinlich), so dass es unmöglich ist, zu schlafen.
Panama 26.6.2008 Turbo-Puerto Obaldia Der Bus kommt um vier Uhr früh in Turbo an. Ich warte im Büro der Busgesellschaft cootransuroccidente bis sechs Uhr, denn Turbo gilt als sehr gefährlich im Dunkeln. Am sechs Uhr gehe ich zum Hafen und kaufe ein Billet für die Fähre nach Capurgana, die um 8:45 Uhr fährt. Ich gehe zurück zum Busbüro, wo ich den Rucksack lasse, um die Stadt erkunden. Turbo ist eine extrem arme und afrikanische Stadt, ganz im Gegensatz zu den anderen kolumbianischen Städten. Die Häuser, auch die neuen, sind verwohnt. Die Geschäfte gehen offensichtlich schlecht. Es hat überall Müll und der Asphalt von vielen Strassen ist verschwunden. Es gibt keine wirkliche Innenstadt. Der Markt ist fast leer, einige trostlose Obststände gibt es ausserhalb. Ich habe eine lange Unterhaltung mit einem Einheimischen, er ist offensichtlich im Visier der Polizei, da sie ihn warnen, die Situation nicht zu nutzen. Er will nach Europa reisen und dort ein Vermögen verdienen, rate ich ihm ab, um zu verhindern, dass er eine grosse Enttäuschung erlebt. Ich eile dann zurück zum Busbüro, hole meinen Rucksack und laufe zum Hafen. Ich werde nicht zum Boot gelassen, als sie mich endlich durchlassen sind alle Plätze besetzt, ausser einem engen Platz rechts im Heck, wo man vollgespritzt wird, ohne Beinplatz wegen dem vielen Gepäck. Neben mir ist Diana, eine Biologin, die am TheodorHertzl-College in Medellin lehrt. Wir kommen nur bis zum militärischen Kontrollpunkt, wo wir zurückgeschickt werden, wegen zweier fehlenden Schwimmwesten. Der Kapitän lehnt sie von einem entgegenkommenden Boot, wir drehen um und dieses Mal können wir passieren. Die Schwimmwesten werden mit dem nächsten entgegenkommenden Boot zurück zum Hafen geschickt. Dann schieben uns 2x200PS Aussenbordmotoren Richtung Capurgana. Die Gischt spritzt mich nass. Wir prallen gegen einen schwimmenden Baum, aber ansonsten verläuft die Fahrt problemlos. In Capurgana steige ich aus und finde sofort eine direkte Fähre nach Puerto Obaldia, Panama. Aber die Immigration ist geschlossen und ich muss eine Stunde auf meinen Aus-Stempel warten. Capurgana ist ein kleines Dorf, mit vielen Unterkünften und Restaurants, aber nur wenig anderem. Es hat keine Strassen, keine Autos oder Motorräder, ist nur auf dem Seeweg erreichbar. Endlich wird mein Stempel gemacht, und ich und drei angenehme Hare-Krishna-Jünger gehen an Bord des Bootes nach Puerto Obaldia. Die Fahrt dauert etwas weniger als eine Stunde, dieses Mal weniger wild, da der Motor nur noch 40PS hat. In Puerto Obaldia sind die Einreiseformalitäten schnell und einfach. Ich mache eine Buchung für den morgigen 10-Uhr Flug nach Panama City und steige in der Pension Cande ab, sie ist so trostlos wie alle anderen Häuser in der Stadt, aber mindestens die Toilette und Dusche funktionieren noch. Puerto Obaldia ist ein armseliges Städtchen. Die Mehrzahl der Häuser sind verlottert, Teile der Dächer fehlen, das Holz ist von Termiten zerfressen. Die 300m kurze Start- und Landebahn des „Flughafens“ schneidet quer durch das Städtchen, mit vielen Hindernissen rechts und links. Es gibt überall Müll, ich beobachtete, wie sie Müllpakete auf den Strand werfen. Zerbrochene Kanalisationsrohre führen direkt auf den Strand. Es werden Fiberglas-Boote auf einem der Strände gebaut, die Reste fallen ins Meer. Ein grosses Lagerhaus hat kein Dach, genausowenig wie das Polizeigebäude. Von 8 bis 10 abends gibt es Strom. Das Internet-Café hat seinen eigenen Generator, der den ganzen Tag lang lärmt. Zwei Jungen auf - 112 -
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einem Motorroller mit einem lauten Sport-Auspuff fahren pausenlos die Start- und Landebahn rauf und runter. Ich esse das Abendessen im „Las tres L“ Restaurant und gehe früh zu Bett. 27.6.2008 Puerto Obaldia-Panama City Morgens um halb neun bin ich im Büro der Fluggesellschaft, ein privates Haus in der Stadt. Ich hatte das kaputte Paar Hosen und den Wasser-Kanister weggeworfen, um mein Gepäck leichter zu machen, jetzt genau 15kg. Kein Problem, wird eingecheckt. Ich warte und warte auf das Flugzeug. 10 Uhr geht vorbei, 11 Uhr, sie versprechen das Flugzeug stets für die nächste volle Stunde. Um 13 Uhr esse ich zu Mittag. Endlich, um 15:40 Uhr, kommt das Flugzeug, eine De Havilland Twin Otter 300, und wir steigen ein. Als wir alle angeschnallt sind, sagt uns der Kapitän, wir müssten wieder aussteigen. Es bestünde ein ernstes technisches Problem, das Flugzeug könne nicht starten. Der Angestellte der Fluggesellschaft sagt, es könnte ein anderes Flugzeug kommen mit einem Mechaniker, um das Problem zu beheben, und uns gleich mitnehmen. Aber das ist nicht bestätigt. Um 17:30 Uhr landet in der Tat ein anderes Flugzeug, vorbei am geparkten Flugzeug, ohne es zu berühren. Es ist erstaunlich, wie so ein so grosses Flugzeug auf einer so kurzen und engen Start-und Landebahn landen kann. Wir steigen rasch ein und starten, recht beängstigend auf einer Piste, die nach 300m im Meer endet. Um 18:30 Uhr kommen wir in Panama City an, wo wir zuerst viel Zeit damit verbringen, unsere - erstaunlich billigen - Flugtickets zu zahlen, dann zum Zoll, wo unser Gepäck erst von Hunden beschnüffelt wird, dann peinlichst durchsucht von den Zollbeamten und am Ende wird jeder von uns noch für 20 Minuten befragt. Sie müssen wohl sehr Angst wegen des Drogenschmuggels aus Kolumbien. Um 20:30 Uhr sind wir durch, ich und ein Japaner fahren mit einem Taxi zum „Mamallena“ Backpackers, doch die Strasse ist in Finsternis, ein Stromausfall und das Hostel scheint nicht mehr zu existieren. Wir gehen eine Strasse weiter „Zulys Backpackers“. Dann gehen wir zum nahe gelegenen Supermarkt etwas zu essen kaufen. 28.6.2008 Panama City Schreibe das Internet-Tagebuch. Als ich ca. drei Seiten A4 geschrieben habe, stürzt der Computer ab und lässt sich nicht mehr starten. Ich verliere alles und muss auf einem anderen Computer alles nochmals schreiben sowie die Webpage flicken. Die anderen Gäste, die (welche Internet-Vergeudung) auf Youtube Videos schauen wollen, beschweren sich und ich stelle mich taub. Dann mit dem Bus zum Parque Santa Ana. Besichtige die Iglesia Santa Ana. Die Altstadt von Panama, der Casco Antiguo, sieht verlottert, verarmt und gefährlich aus. überall lungern arbeitslose Jugendliche rum. Ich laufe zur Iglesia de la Merced, Plaza de la Independencia, sehe mir die grosse und leer wirkende Catedral an. Zum Teatro Nacional, wo ich den Lonely-Planet Altstadtbummel beginne. Iglesia de San Francisco (geschlossen), Ministerio de Gobierno y Justicia, der Club de Clases y Tropas, der 1989 von den Amerikanern zerbombt wurde und von dem nur noch die Wände übrig sind. Entlang dem Paseo de las Bovedas zur Plaza de Francia, wo ich erst die Aussicht vom Mirador aus geniesse und dann die darunterliegenden Gefängnisse und die stark verwitterten Steintafeln zum Bau des Kanals besichtige. Zu den Ruinen der Iglesia y Convento Santo Domingo, wo ich den Arco Chato, einen grossen Steinbogen, besichtige. Zurück zum Parque Bolivar. Trotz schwerer Bewachung werde ich ohne Weiteres zum Präsidentenpalast „Palacio de las Garzas“ vorgelassen. Tatsächlich hat es Reiher im Palast, sie sind recht aggressiv und picken mich etwas. Zur völlig verlotterten Muelle Fiscal und dem heruntergekommenen, geschlossenen Markt. Durch eine schmale Strasse, in der viele Bettler in den Eingängen zu den Hausgerippen schlafen, zur Plaza de la Independencia. Das ehemalige Hotel Central ist eingestürzt, es steht nur noch die Fassade. Zur Ruine des ehemaligen Jesuitenklosters Iglesia y Convento de la Compañia de Jesus. Beim Weiterlaufen muss ich mehrmals die Strassenseite wechseln, um dunklen Gestalten auszuweichen. Zur Iglesia San Jose, in der der berühmte Altar de Oro steht, der aus Panama la vieja gerettet werden konnte, weil der Priester ihn schwarz angestrichen hatte. Den Parque Herrera durchquere ich rasch, weil auch hier viele dunkle Gestalten warten. Zurück zur Avenida Central. Laufe zum Parque Santa Ana, weiter durch die furchtbar heruntergekommene Shoppingstrasse. Mittagessen in einem chinesischen Restaurant. Zur Plaza 5 de Mayo. Mit dem Minibus Richtung Panama la Vieja. Es beginnt ein fürchterlicher Gewittersturm mit Platzregen. Beim Museum Panama la Vieja steige ich aus. Wie ich so tropfnass im Museum ankomme werde ich kostenlos reingelassen, damit ich trocknen kann. Tatsächlich trocknet mich die Aircondition blitzartig. Das Museum ist ausgezeichnet und zeigt die Geschichte von Panama la Vieja auf; es hat auch ein grosses Modell der Stadt. Dann besichtige ich Panama la Vieja: Puente del Matadoro (mit Stahlgestell, damit sie nicht einstürzt), Fuerte de la Natividad, Convento de la Merced, Convento de San Francisco, Hospital San Juan de Dios, Convento de la Concepcion, Convento de la Compañia de Jesus, Convento de Santo Domingo, Casa Allarcon, Catedral, wo ich den Turm besteige, Los Genoveses, Casas Reales (früher auf einer Insel, heute Festland), dann weiter die Strasse herunter zum Convento de San Jose und dem Puente del Rey. Dort treffe ich wieder genau denselben Minibus an, mit dem ich gekommen bin. Nichts wie rein. Am Parque 5 de Mayo steige ich aus, in den nächsten Bus zur Via España. Steige bei Calle 50 aus, laufe sie rauf. Noch rasch die Iglesia de Nuestra Señora del Carmen angeschaut, dann zurück ins Hostel. Erfasse Zuly's in Wikitravel, was den Inhaber sehr freut. 29.6.2008 Panama City Mit dem Bus zur Plaza 5 de Mayo und mit dem Paraiso-Bus bis zur Escluso Miraflores (Miraflores-Schleuse). Gewartet, bis um neun Uhr geöffnet wird. Zwei Containerschiffen, der Hyundai Garnet und der Libra Santa Catarina, beim durchqueren der Schleuse zugeschaut. Den aussagelosen Film gesehen, das Museum mit einem guten Modell des Kanals und einer interessanten Simulation eines Schleusenganges besucht. Dem Tanker New Constellation beim durchqueren der Schleuse zugeschaut. Laufe zum Parque Nacional Camino de los Cruces, wobei ich nochmals eine gute Aussicht auf den Lago Miraflores mit den darauf wartenden Schiffen habe. Beim Nationalpark wird mir dringend davon abgeraten, alleine zu wandern, es gäbe zu viele Raubüberfälle. Zudem beginnt starker Regen. Ich - 113 -
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kehre um, warte auf den Bus. Dort wartet auch ein Motorradfahrer, ein 79-jähriger Amerikaner, mit dem ich lange plaudere. Endlich kommt ein Bus und ich kehre zur Plaza 5 de Mayo zurück. Mittagessen. Laufe zum „Mi Pueblito“, einem spanischen, afro-karibischen und Indio-Dörfchen-Nachbau. Die verlotterte Anlage hat (an einem Sonntag!) überhaupt keine Besucher. Laufe bis zum Gipfel des Cerro Ancon, geniesse die Aussicht über Panama City und über die Schleusen. Laufe zurück zur Plaza 5 de Mayo und nehme den Bus zurück ins Hostel. 30.6.2008 Panama City Wäscherei gesucht, diejenige neben dem Hotel ist noch geschlossen. Die andere Wäscherei will 3 USD, dafür kann ich 5kg bringen. Zurück ins Hostel, alles geholt, was sich waschen lässt. Zum Busterminal. Musste bei Ticabus fast eine Stunde warten, bis ich das Ticket nach San Jose kaufen konnte. Der Kauf ist ultrakompliziert und das Ticket ist teuer. Zurück zur Plaza 5 de Mayo. Socken gekauft, Mittagessen. Lange auf den Minibus zum Amador Causeway gewartet. Den Causeway, ein mehrere Kilometer langer Damm, der drei Inselchen mit Marinas und teuren Restaurants mit dem Festland verbindet, abgefahren. Sitzen geblieben, bis ich wieder in der Plaza 5 de Mayo bin. Zurück zum Hostel. Billigen Flug von Boston nach München (am 25.12.08) gebucht - München ist nicht viel weiter von Thal als Zürich, aber viel billiger. Kaufe Abendessen ein, holte Wäsche ab. Helfe Zuly, die Zettelchen von der Wand zu entfernen, weil sie das Hostel eine Strasse weiter zügeln muss. Panama ist eine seltsame Kombination aus Slum und Erste-Welt. Während die Menschen in Orten wie dem Casco Antiguo in extremer Armut leben, gibt es Wohnungen im europäischen Stil in der neuen Stadt. Das Leben ist sehr billig, teilweise aufgrund der Tatsache, dass es sich um eine USD-Wirtschaft handelt. Also sind verpackte Lebensmittel, Import- und Luxusgüter, Elektronik, Autos und Motorräder sehr billig. In Ländern mit devisenrechtliche Beschränkungen sind in der Regel nur landwirtschaftliche Erzeugnisse und Hotels billig. Alles ist erhältlich, es gibt keine Einfuhrbeschränkungen. Dennoch scheint die Wirtschaft nicht zu gedeihen, angesichts der heruntergekommenen Läden in der Innenstadt. Viele Leute scheinen Panama mit seinem heissen und feuchten Klima als ihren Wohnsitz für den Ruhestand zu wählen.
Costa Rica 1.7.2008 Panama City-San Jose Um 8am fahre ich mit dem Bus zum Busbahnhof. Weil ich viel zu früh bin, kaufe ich eine sehr komplizierte und zeitraubende Angelegenheit - zwei weitere Billete, eines von San Jose nach Managua und eines von Managua nach Tegucigalpa. Dann checke ich ein für den Bus nach San Jose. Als wir an Bord gehen, müssen wir noch 5c zahlen, aber ich habe keine Münzen mehr. Eine Französin gibt mir die 5c Münze. Der Bus ist wie in Venezuela, viel zu kalt und dicke blaue Vorhänge. Wann immer jemand sie zurückzieht, schliesst das Personal sie sofort wieder. Wir erhalten Mittagessen. Die Zollformalitäten an der Grenze sind langwierig. Beide Zölle überprüfen alle unser Gepäck gründlich. Zurück im Bus zeigen sie pausenlos Filme, während in der Fahrerkabine Discosound donnert. Trotzdem schaffe ich es, einschlafen. 2.7.2008 San Jose Um zwei Uhr morgens kommen wir in San Jose an, viel zu früh. Ein Taxifahrer sagt, er wurde mich für 2000 C. (4 USD!) zum 300m entfernten JC Friends Hostel bringen. Dort sagt der Nachtportier, es gäbe keinen Platz (irgendein Trick, später erfuhr ich, dass es viel Platz hatte). So lande ich in einer Privatpension, wo ich 14 USD für ein schmutziges Bett in einem Kakerlaken-verseuchten Zimmer hinblättern muss, der Taxifahrer sahnt mit nun 6 USD auch kräftig ab. Am Morgen verlasse ich diese scheussliche Unterkunft und laufe zur Coca-Cola Busstation. Doch hier hat es keine lokalen Busse. Die Strassennamen sind in San Jose wie in den meisten zentralamerikanischen Städten nicht angeschrieben und die Karte des Lonely Planet unbrauchbar. So muss ich nochmals ein Taxi nehmen, erst zur Pension Gallo Pinto, die ist aber nicht bereit, Zimmer zum ausgeschriebenen Preis abzugeben, dann zurück zum JC Friends Hostel (bei La Toyota), dass jetzt auf einmal praktisch leer ist. Laufe in die Stadt: Parque la Merced, Iglesia la Merced (geschlossen), Avenida 4 runter, Parque Central, Catedral, Garantias Sociales, Plaza de las Artes, Iglesia la Soledad, bis zum Beginn der „Caminada“, dem historischen Stadtrundgang, beim Museo Nacional. Parque Nacional, alter Bahnhof (ehemaliges Museo Ferrocarril mit einer schönen Dampflok), Iglesia Santa Teresita mit einfachem, eindrucksvollem Inneren, der Neubau der Biblioteca Nacional, Parque España, Casa Amarilla, Instituto Nacional de Seguros, am Edificio Metalico vorbei zum Parque Morazan mit dem „Templo de la Musica“. Runter zur Fussgängerzone Avenida Central, Plaza de la Cultura, Correo Central, Parque Central, Catedral Metropolitana. Mittagessen billig (für Costa Rica, wo das Essen teuer ist) und schlecht beim Chinesen. Zum Museo Nacional. Ausstellung präkolumbianischer Kunst besucht, beeindruckend die „Schemel“ aus Lavagestein und der Goldschmuck. Es hat noch ein koloniales Haus mit Inneneinrichtung und eine etwas linkslastige Ausstellung kolonialer Geschichte. Es setzt Platzregen ein, darum sehe ich im Schmetterlingshaus nichts. Ich warte, dass der Regen nachlässt und plaudere mit einem Herrn, der mich dann sogar mit seinem Schirm noch bis zur Bushaltestelle bringt. Mit dem „Sabana“ Bus zurück zum Hostel. Suche einen Supermarkt, aber es gibt nur einen superteuren Schickimickiladen. So esse ich in einem „Taco Bell“ Schuppen, wo ich zumindest soviel Root Beer trinken kann, wie ich will. 3.7.2008 San Jose Viel zu früh stehe ich am Busbahnhof im Parque la Merced, der Bus zum Vulkan Poas fährt erst um halb neun Uhr. Die Fahrt zum Vulkan ist sehr schön. Um 11 Uhr kommen wir an. Ich laufe rasch zum Krater, sehe ihn im Sonnenschein, mit dem tiefgrünen Seelein und der Dampfwolke aus dem Lavaaustritt. Dann kommt Nebel auf. Ich - 114 -
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laufe zur Laguna Botos, einem älteren Kratersee, der nebelfrei ist. Dann durch kalten Regenwald über den „Canto de las Aves“ zurück zum Krater, der jetzt jedoch vom Nebel völlig zugedeckt ist. Zum Museum, stockfinster und mit wenig Informationen, die meisten Lampen sind defekt. Dann noch den Video geschaut. Es sind immer noch zwei Stunden, bis der Bus wieder fährt. Den ganzen Rundgang nochmals abgelaufen. Es kommt ein heftiges Gewitter auf und regnet stark. Trotz Schirm werde ich nass, bevor ich mich wieder ins Videozimmer flüchten kann, wo man wenigstens am Trocknen sitzen kann. Warte, bis der Bus wieder fährt. In Alajuela steige ich aus, steige in den Bus nach Heredia. Dort besichtige ich erst die neue Stadt, den Markt. Kaufe dort für 400 C. Wurst und kriege wahnsinnig viel dafür! Dann besichtige ich die Iglesia de la Immaculata Concepcion, die historische Post und die Escuela Argentina. Mit dem Bus zurück nach San Jose, plaudere mit dem Turnlehrer neben mir. Bei La Toyota steige ich aus. Eine Grippe meldet sich an, der vergrippte Mann neben mir im Ticabus hat mich angesteckt.
Nicaragua 4.7.2008 San Jose-Granada Um vier Uhr früh aufgestanden, mit dem Taxi die 300m bis zur Tica Busstation, nur aus Sicherheitsgründen. Eingecheckt, aber Ticabus ist äusserst desorganisiert, für den Sechs-Uhr-Bus muss um fünf Uhr eingecheckt werden. Ich bin immer noch sehr schläfrig und bekomme wenig von der Landschaft mit. An der Grenze zu Nicaragua gibt es einen Stau, viele Lastwagen blockieren den Weg. Wir Passagiere laufen zu Fuss zur Grenzstation und kriegen den Aus-Stempel. Ich ärgere mich über den schlechten Wechselkurs für Costa Rica Währung: 36. Es wird lange dauern, bis ich herausfinde, dass sie mit diesem Kurs 36 Cordobas für 1000 Colones meinen, was durchaus OK ist. Gepäckkontrolle auf der nicaraguanischen Seite. Ich muss eine Gebühr von 8 USD zahlen, zahle mit Colones. Als ich das Wechselgeld erhalte, bin ich sehr enttäuscht, dass es nur 180 Colones sind, aber die Rechnung war richtig, es gibt eine extra 2 USD Gebühr für die Zahlung in den verhassten Colones (!!!), aber es ist besser, diese nutzlose Währung rasch loszuwerden, es ist unwahrscheinlich, dass Banken sie umtauschen. Zu meiner grössten Überraschung kommen wir um 14:30 Uhr in Granada am Nicaraguasee an. Ich entscheide sofort, hier aus dem Bus auszusteigen und für eine Nacht zu bleiben, es gibt es immer noch genug Zeit, um morgen das hässliche Managua zu sehen. Ich besuche die Iglesia Xalteba mit ihrer verwitterten Fassade und dem wunderschön heruntergekommenen Park. Dann die Iglesia La Merced, wo ich den Turm besteige und eine gute Aussicht auf die Stadt habe. Dann zur Plaza Colon, wo ich die riesige, aber schmucklose Kathedrale besuche. Von dort zur Iglesia Guadalupe, einer ehemaligen Festung. Zur Muelle, einem riesigen Bootssteg, wo ich 15 C. Eintritt zahlen muss. Jungen sind am Tauchen, obwohl der Steg ca. vier Meter über dem Niveau des Sees steht. Laufe zurück, besichtige die Iglesia Maria Auxiliadora und das Gymnasio Salesiano und zur Fortaleza Polvora, die früher durch die Somozistas als Ort der Folter missbraucht wurde. Hole meinen Rucksack im Ticabus Büro und quartiere mich im Hospedaje Central ein. 5.7.2008 Granada-Managua Fahre mit einem der ersten Busse nach Managua. Bei der UCA muss ich auf den Stadtbus 102 wechseln, der mich in die Nähe des Terminals von Ticabus bringt. Dort muss ich in der offensichtlich gefährlichen Nachbarschaft lange suchen, bis ich das Terminal finde. Die Strassen sind in Managua nicht angeschrieben und nur zwei, drei grosse Strassen haben überhaupt einen Namen. Quartiere mich günstig in der Casa de Huespedes „Tica Nica“ ein. Beginne mit dem Stadtrundgang, mangels brauchbarem öffentlichem Transport zu Fuss. Laufe zur Area Monumental, entlang elender Slums (Zelte aus Plastiksäcken), die sich in einem Park gegenüber dem Parlament gebildet haben. Zum völlig ruinierten Parque Luis Velasquez. In den vom Erdbeben verschonten Gebäude in der nordöstlichen Ecke des Parks hat sich ein elender Slum gebildet. Zur Plaza de la Revolucion (wie sie neuerdings heisst). überall riesige Poster mit Präsident Daniel Ortega. Die Ruinen der alten Kathedrale, den Palacio Nacional, die Casa del Pueblo (der neue Präsidentenpalast) alle von aussen besichtigt. Das Monumento a Ruben Dario, das Teatro Ruben Dario, die bereits wieder völlig verwahrloste Plaza de la Fe Juan Pablo II mit ihrer Rednermuschel besichtigt, dem Malecon entlang zum Puerto Salvador Allende gelaufen, wo ich eine Rundfahrt auf dem Lago de Managua buche. Die Hauptstadt sieht vom Schiff aus noch elender aus, überall Slums und rauchende Müllberge, die Ufer aufs Schlimmste vermüllt. Esse günstig und gut Mittagessen im Malecon, halt mit Discomusik und Aussicht auf die Bauruine einer Uferanlage. Zum Museo Nacional im Palacio Nacional, das eine düstere, wenig ansprechende Ausstellung vorkolumbianischer Artefakte (vor allem Metate, dreibeinige Schemel zum Maismahlen) hat. Den Parque de la Paz, ein Leuchtturm in einem Wasserbecken, 1990 gebaut und heute völlig ruiniert, dann das teilweise überwachsene sozialistisch-realistische Denkmal an die nicaraguanische Frau und die Estatua Soldado im kommunistischen Stil besichtigt. Zum Inter Shopping Center. Welche Überraschung, ein modernes Shoppingcenter mit Kinos in dieser Umgebung. Auf den Hügel Loma de Tiscapa, von weither sichtbar mit seinem Sandeman-Profil (es sollte allerdings General Sandino sein), gestiegen. Schöne Aussicht über Managua genossen. Einige Touristen fahren mit einer Rolle an einem Seil über die Laguna de Tiscapa, einem ehemaligen Vulkankrater. Man kann die neue Kathedrale gut sehen. Die Ausstellung über General Sandino besucht. Es ist wahnsinnig heiss, darum bin ich froh, als ich einen Pali Supermarkt finde, wo ich eine Gallone Wasser und Glace kaufen kann. Laufe zur Nueva Catedral und besichtige sie innen und aussen. Sie ist eigenartig gebaut, wie mit Wasserbehältern auf dem Dach. Innen ist sie erstaunlich kühl. Dann noch zum Metrocentro, einem weiteren Shoppingcenter. Der Kontrast mit der Umgebung könnte nicht grösser sein, 1972 wurde Managua durch ein Erdbeben zerstört und nur die Regierungs- und Armeegebäude wieder aufgebaut. In die leeren Parzellen und die beschädigten Häuser sind dann blitzartig bettelarme Leute eingezogen. Die Regierung scheint - 115 -
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keinerlei Interesse an Stadtplanung zu haben. Kein Wunder, dass Managua als eine der gefährlichen Städte Mittelamerikas gilt.
Honduras 6.7.2008 Managua-Tegucigalpa Kurz vor vier Uhr bin ich vor dem Büro von Ticabus - aber die Büros sind geschlossen. Es wird mir rüde mitgeteilt, dass die Büros punkt vier öffnen würden. Ich werde sehr wütend - dies ist eines der gefährlichsten Stadtteile von Managua, und sie lassen uns auf der Strasse warten, und erwarten, dass wir punkt vier für ein völlig unnötiges Check-in antreten! Ich empfehle ihnen, das Büro in Zukunft eine halbe Stunde vorher zu öffnen. Der Bus fährt mit einer halben Stunde Verspätung ab und kommt um 13 Uhr in Tegucigalpa an. Ich quartiere mich in einem lausigen, aber preiswerten Hotel in der Nähe von Rey Expressbus ein. Mittagessen im Markt. Besichtige die Stadt: 6a Avenida mit ihren armseligen Märkten, Plaza Morozan mit der (eingerüsteten) Catedral, Parque Valle mit der (geschlossenen) Iglesia San Francisco, Parque la Merced mit Iglesia la Merced (geschlossen), National Art Gallery und Palacio Legislativo. Die Iglesia las Dolores mit ihrer schönen Fassade, den Parque Herrero mit dem Teatro Nacional Manuel Borilla, das Museo de Heredia Nacional mag ich nicht besuchen, den Parque la Concordia mit kitschigen Replicas der Ruinen von Copan, das Museo Nacional Villa Roy ist leider geschlossen, ersteige den hoch gelegenen Parque Leona, von dem aus ich eine schöne Aussicht über die Stadt habe. Die Grippe hat mich jetzt voll im Griff, deshalb gehe ich ins Bett. 7.7.2008 Tegucigalpa-Copan Ruinas Mit dem halb-sieben-Uhr-Bus nach San Pedro Sula. Dort hat es - welche überraschung - ein ganz neues Busterminal, jetzt für alle Busse. Finde sofort den Chicken Bus nach La Entrada. Es wäre eine erstaunlich angenehme Fahrt nach La Entrada, wenn mich die Grippe nicht so schlimm plagen würde. Die Nase rinnt pausenlos, ich huste, die Knochen tun mir weh. Zum Mittagessen kaufe ich was durchs Busfenster - fein und billig. In La Entrada steige ich auf den Copan Ruinas Bus um. Kurz vor 16 Uhr komme ich in Copan Ruinas an, wo ich erst einem Schlepper folge, dann aber ohne ihn im Hotel San Jose ein schönes Einzelzimmer beziehe - kann ja mit meiner schlimmen Grippe nicht in einen Schlafsaal. Gutes Nachtessen im Markt. Es geht mir scheusslich, gehe um 18 Uhr ins Bett. Die Grippe wird schlimmer, bis ich nicht mehr richtig atmen kann. Ich nehme meine letzten Contac, was etwas Besserung bringt. 8.7.2008 Copan Ruinas Ich wache auf wie gerädert und die Nase fängt gleich wieder zu laufen an. Maissuppe zum Frühstück. Kaufe Wasser und Bananen. Hustend und niesend schleppe ich mich zu den Ruinen. Der Eintritt wurde stark erhöht, ist jetzt 15 USD. Die riesigen Strukturen, völlig vom Urwald umgeben, sind beeindruckend. Man kommt sich wie ein Entdecker vor, es hat so früh kaum Touristen. Erst besuche ich das Stelenfeld (die meisten Stelen von König 18Hase), das von einer Art Tribüne umgeben ist. Das Gebäude 223 besticht durch seine äusserst genaue Bauweise. Die Hieroglyphentreppe ist leider gesperrt. Die beiden Hauptpyramiden sind imposant von ihrer Grösse, Höhe und Ausführung her. Es hat viele schöne Verzierungen, Leopardenköpfe und Hieroglyphen and den Wänden. Das alles mitten im Dschungel, mit Papageien die kreischen. Gegen fühle ich mich zu krank und gehe. Trotzdem entscheide ich mich, den Schildern „Naturpfad“ und finde eine kleine Ballspielanlage. Gutes Mittagessen im Markt. Zurück zum Hostel.
Guatemala 9.7.2008 Copan Ruinas-Antigua Guatemala Am Morgen früh ins Museo de la Escultura. Es hat nicht nur alle Originalstatuen, sondern auch eine Replica des Rosalila Tempels und mehrere rekonstruierte Hausfassaden. Danach kaufe ich ein Ticket für den heutigen 12-Uhr-Bus nach Antigua, packe den Rucksack, esse rasch noch einmal ein gutes Mittagessen. Es geht mir deutlich besser. Die Reise nach Antigua geht zügig vonstatten. Die Landschaft gleich wie überall in Mittelamerika: Grüne Hügel. Wir kommen um 19 Uhr in Antigua an, wo ich erst in zwei Hostels erfolglos anklopfe, dann im Umma Gumma Hostel doch noch unterkomme. Weil ich sehr hungrig bin, gehe ich zu einem nahegelegenen Restaurant, das „Curry“ für 22 Quetzales offeriert. Ich bin sehr enttäuscht, als ich eine Handvoll Reis und einen Löffel Curry kriege (für den doppelten Preis einer kompletten Mahlzeit in einem normalen Restaurant). 10.7.2008 Antigua Guatemala Ich scheine der erste im Hostel zu sein, der aufsteht - nicht mal früh, so um 6:30 Uhr rum. Koche mir Frühstuck. Beginne, Antigua Guatemala zu erkunden. Antigua Guatemala wurde immer wieder von heftigen Erdbeben erschüttert, weshalb die Hauptstadt schlussendlich nach Guatemala City verlegt wurde. Viele historische Gebäude sind deshalb lediglich Ruinen. Im Süden dominiert der Vulkan Agua die Stadt. Es hat aufgehört zu regnen, scheint sogar die Sonne. Zur Ruine der Compaña de Jesus, durfte auch rein, obwohl es heute eine Schule ist. Zum Parque Central. Die Catedral, innen schmucklos, besichtigt. Tourist Information, Karte geholt. Buchladen, Preis des Lonely Planet Mexiko erfragt. Zum Monumento Landivar. In einen Supermarkt, nur um das Warenangebot und die Preise zu studieren. Bringe meine seidene Geldbörse zu einem Schneider, um die kaputten Reissverschlüsse ersetzen zu lassen. Zurück zum Parque Central. Palacio del Ayuntamiento. Palacio de Capitanes, mit ein paar Lokalen geplaudert. Schöne Sicht von der Terrasse des Palastes auf den Park genossen. Zum Tanquede la Union, wohl einem ehemaligen
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Waschhaus. Zur Ruina Santa Clara. Zu Iglesia, Ruinas y Museo de San Francisco, wo die Gebeine des erst vor wenigen Jahren heiliggesprochenen Hermano Pedro de Betancourt liegen. Zur Escuela de Cristo, immer noch eine Schule. Zu den Ruinas Los Remedios. Zur Iglesia Guadalupe und der Iglesia Belen. Die Casa Popenoe, ein historisches Haus, ist geschlossen. Finde zufällig einen gebrauchten Lonely Planet Mexiko ganz billig. Gutes, billiges Mittagessen beim Markt. Zu den Ruinas San Jeronimo und den Ruinas La Recollecion, dann zur aussen fantastisch schönen Zuckertortenkirche La Merced, innen enttäuschend. Zu den Ruinas Santa Catarina, dem Torbogen El Arco, den Ruinas Santa Teresa, den Ruinas El Carmen, den Ruinas Capuchina, den Ruinas Santa Rosa, den Ruinas Candelaria etwas ausserhalb und den Ruinas La Concepcion. Besuche das Hotel Museo Casa Santo Domingo, jedoch nicht das Museum selbst. Da Antigua sehr touristisch ist, sind die Eintrittsgelder für Touristen absurd hoch (pro Ruine rund 4 USD), weshalb es kaum ausländische Besucher in den Sehenswürdigkeiten hat. 11.7.2008 Antigua Guatemala Früh am Morgen, als alle anderen noch schlafen, habe ich den Internetcomputer für mich selbst und kann endlich mal die Bilder hochladen und die Chipkarte zu sichern. Dann zum Museo de Armas de Santiago am Parque Central. Aber es hat nur ein paar Bilder, ein paar Waffen, einige Trümmer von Kirchenfiguren sowie ein historischer Innenhof. Das Klosterinnere der La Merced besucht, mit gigantischem Springbrunnen. Mittagessen beim Markt. Um 14 Uhr auf den Tourbus zum Vulkan Pacaya. Wir geraten in einen enormen Stau, weil ein riesiger Leichenzug die Hauptstrasse blockiert. Am Vulkan angelangt, laufen wir durch meist landwirtschaftlich genutztes Gebiet zu einer riesigen schwarzen Lavahalde. Wir klettern durch die scharfkantigen erstarrten Lavaströme durch und gelangen zu zwei seitlichen Lavaausflüssen an der Flanke des Vulkanes. Sehen die glühendheisse Lava. Man kann sich nicht lange in der Nähe aufhalten, es ist zu heiss. Beim Zurücklaufen verziehen sich die Wolken und wir sehen die Vulkane in voller Grösse. Dann wird es dunkel und wir stolpern in stockfinsterer Nacht bis zum Ausgangspunkt zurück. Die Befürchtungen der Reiseführer wegen Raubüberfällen sind übrigens unbegründet, heute wird die Tour hochprofessionell, u.A. mit ständigem Funkkontakt, organisiert. Zurück ins Hostel, schwatzte mit Marlene und Yanti bis Mitternacht. 12.7.2008 Antigua Guatemala-Guatemala City Um sieben Uhr stehe im Busterminal und steige in den Bus nach „Guate“. Ich frage, ob er ins Terminal Terrestre fahren würde, und es heisst ja. Doch wie wir dort ankommen, bin ich am Schluss der letzte Passagier und kein Terminal Terrestre taucht auf. Frage den Chauffeur, der sagt mir, ich solle ein paar Strassen weiter einen Stadtbus nehmen. Das tue ich denn auch und lande tatsächlich bei „Fuente del Norte“, eine Busfirma die nach Flores fährt. Also war das Gerücht, es gäbe jetzt ein neues Terminal Terrestre, falsch. Ich buche einen Bus für 20 Uhr und frage extra, ob es einer ohne Aircon ist, mit meiner schlimmen Grippe, die jetzt zwar am Abklingen ist, kann ich keine Aircon ertragen. Dann deponiere ich mein Gepäck und laufe ins Zentrum, das nicht weit entfernt ist. Ein Schloss weckt meine Neugier, es ist das ehemalige Polizeihauptquartier, heute Ministerio de Gobernacion (Landesregierung). Zur Plaza Mayor/Parque Concordia, wo der riesige Springbrunnen steht. Besichtige die innen bedeutungslose Catedral und den Palacio Nacional nur von aussen. Laufe 2km zum Parque Minerva, wo ich die riesige „Mapa en relieve“ bestaune, 1904 erstellt, im Masstab 1:10000 (Höhen 1:2000), sehr eindrücklich. Belize wurde gleich auch noch Guatemala zugeteilt. Da der Touristeneintrittspreis absurd hoch ist, darf ich zum lokalen Preis rein. Zurück zur Plaza Mayor. Durch den Souvenirmarkt des Mercado Central gelaufen. Im Untergeschoss in einem Comedor spottbillig und gut gegessen. Zur Iglesia Guadalupe, leider geschlossen. Die Händlerstrasse Avenida sexta abgelaufen. Leider dürfen Motorfahrzeuge nach wie vor durch, so dass zwischen den Strassenständen und den Autos nicht genug Platz für die Passanten ist. Schade. Zurück zum Palacio Nacional, wo ich an einer Führung teilnehme. Das Innere des 1942 fertiggestellten Gebäudes ist vom Feinsten und äusserst pompös. Dann zum Centro Cultural Metropolitano, in einem ehemaligen Kloster untergebracht, wo moderne Kunst (Ausstellung La Paiz) ausgestellt ist, u.A. einen Zettelhaufen, bei dem ich dann gleich zuschauen kann, wie das Kunstwerk von Kindern zerstört werden darf. Im gegenüberliegenden Gebäude hat es noch mehr wilde moderne Kunst. Weiter zur Iglesia San Francisco, beeindruckend zum Einen die Dekoration mit weissen und goldenen Tüchern (Semana Santa) und zum Andern der schlichte Holzaltar. Gegenüber die Iglesia Santa Clara besucht. Das naheliegende Ministerio de la Gobernacion nochmals bestaunt. Das Gebäude ist relativ neu, aber halt sehr pompös auf Schloss getrimmt. Durch die Shoppingstrassen zur Iglesia del Calvario. Daneben liegt die schöne Tipografia Nacional, die leider wegen der vielen Marktstände völlig verdeckt wird. Zurück zur Plaza Mayor, zum Internet. Zurück zum Terminal. Der Kondukteur will mich von meinem Sitz verjagen, denn mein Ticket sagt Sitz 5 und den gibt es in diesem Bus gar nicht. Ich bleibe. Der Bus wird mit stehenden Passagieren vollgestopft, bis fast die Scheiben herausgedrückt werden. 13.7.2008 Flores Um sechs Uhr früh kommt der Bus in Santa Elena an. Ich bin wie gerädert nach einer schlecht geschlafenen Nacht im überfüllten Bus. Mit dem Taxi nach Flores, die Insel ist mit einem Damm mit dem Land verbunden. Im „Los Amigos“ Hostel eingecheckt. Kaufe Ticket für Minibus nach Tikal, warte aber lange, bis er kommt. Nach zwei Stunden Fahrt gelangen wir um neun Uhr im 60km entfernten Tikal an. Ich beginne mit der Erkundungstour: Grosser Platz - eindrücklich die zwei riesigen, steilen Pyramidentempel. Nord Akropolis, Westplatz, Zentralakropolis, Tempel 38, Gruppe G (U-förmiger Palast), Tempel VI (der Inschriften), leider nicht nahe genug zugänglich, der völlig eingerüstete Tempel V (kann über Holztreppe bestiegen werden), Platz der sieben Tempel, El Mundo Perdido mit der zentralen Pyramide und einem pyramidenförmigen Tempel. Der Tempel III ist unausgegraben, nur ein steiler Berg im Urwald. Komplex N ist überwachsen und unausgegraben. Tempel IV ist imposant mit steiler Haupttreppe und kann über - 117 -
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eine Holzleiter erklommen werden. Schöne Aussicht über den Urwald, aus dem die Tempelkuppen herausragen. über den Mandslay Causeway zu den Komplexen M, P und H, mit weiteren besteigbaren Pyramidentempeln. Zurück zum grossen Platz, wo ich wegen dem geänderten Licht nochmals fotografieren will. Via Komplexe R (Unausgegraben) und Q (kleiner Pyramidentempel) zum Parkplatz zurück, wo der 15:00 Uhr Shuttle gerade am Abfahren ist. Höllische Schmerzen im linken Fussgelenk, dies passiert jetzt jeden Nachmittag. In Flores angekommen, esse ich erst mal was im einzigen offenen Budgetrestaurant „El Peregrino“. 14.7.2008 Flores Wasche Kleider. Heute muss ich mich ausruhen, der Stress der letzten Tage hat mein Fussgelenk zu stark beschädigt. Erkunde Flores, Santa Elena. Der Markt ist ein wildes Gewusel von Marktständen und Bussen. Mittagessen im Markt, esse viele Früchte. Zur Busstation, erfahre aber nichts über die Busse nach Bethel. Lese, schaue einen Video im Hostel. Eran will morgen mit mir fahren.
Mexiko 15.7.2008 Flores-Palenque Um halb fünf Uhr bin ich rasiert und geduscht und wecke den Taxifahrer im Haus nebenan. Doch Eran kriege ich nicht wach. Erst als wir am Abfahren sind, kommt er doch noch dahergerannt. In der Busstation steht der Bus schon bereit, wir steigen ein und können das Gepäck drinnen verstauen, ein grosser Vorteil. Der Fahrpreis hat sich kürzlich verzweienhalbfacht. Einen Teil der Fahrt durch die grünen Hügel Guatemalas döse ich, dann geht es auf Schotterstrassen weiter. Der Bus hält vor dem Passbüro in Bethel, wo ich den Aus-Stempel einhole. Dann geht’s weiter nach La Tecnica, wo die Fähre schon bereitsteht und wir uns beeilen müssen. Auch diese hat kürzlich den Preis verdoppelt. Guatemala leidet offensichtlich unter Hyperinflation. In Frontera Corozal, auf der mexikanischen Seite, lasse ich erst den Einstempel machen. Dann suche ich lange, bis ich jemanden finde, der mir die guatemaltekischen Quetzals zu einem grottenschlechten Kurs in mexikanische Pesos umtauscht. Jetzt habe ich zumindest 180 Pesos, viel zu wenig. Dollars lassen sich überhaupt nicht tauschen. Glücklicherweise kann ich die Lancha nach Yaxchilan in Dollars bezahlen und kriege das Herausgeld in Pesos, so dass ich damit gleich noch das Eintrittsticket kaufen kann. Mit dem Holzboot mit Aussenborder geht es nach Yaxchilan, ca. 20km flussaufwärts. Ich bin mit der Reisegruppe von Leonel Morales Fernandez, alles muntere Mexikaner. Man hört die Heuleraffen und sieht sie auch manchmal. Zum Eintreten in den Tempelkomplex müssen wir uns ein Taschentuch über die Nase halten und durch die von Fledermäusen bewohnten Katakomben laufen. Glücklicherweise habe ich eine Taschenlampe dabei. Dann besuche ich Edificio 17 und die Ballspielanlage. Plötzlich wird mir schlecht, ich kriege Durchfall. Wohl die immense Hitze. Ich renne zurück zum Eingang und schaffe es gerade noch rechtzeitig zur Toilette. Danach laufe ich zurück und fahre fort mit Edificios 12, 11, Stele 1, Edificios 8, 15, Stele 3 und die liegende, hervorragend detaillierte Stele 11, Edificios 20, 25 und 26. Die Treppe hinauf zum fantastisch erhaltenen Edificio 33, mit den ganzen Dachstrukturen intakt. Von hier zu den ziemlich entfernten, sehr gut erhaltenen Edificios 39-41 („Südakropolis“). Hier treffe ich eine hysterische Mutter, deren Tochter davongelaufen ist. Da sie hier offensichtlich nicht ist, schicke ich sie zurück Richtung Eingang. Zur kleinen Akropolis, die weniger gut erhalten ist. Zurück zum Eingang. Es bleibt mir genug Zeit, um noch zum Gebäude 30 und zurück zu 33 zu laufen, und im geänderten Licht noch ein paar Fotos zu machen. Dann geht es mit der „Lancha“ wieder zurück. Auf dem Weg sehen wir ein grosses Krokodil reglos im Wasser liegen. In Frontera Corozal hole ich meinen Rucksack im Büro der Lancha ab und sehe gerade den Minibus von Leonels Reisegruppe abfahren. Ich spreche mit Leonel und er offeriert mir, für meine 180 Pesos mich zum Tempel von Bonampak und bis nach Palenque zu nehmen, alle Eintritte inbegriffen. Da schlage ich natürlich sofort zu, so ein Glück, ich habe nie damit gerechnet, Bonampak noch zu sehen! In Bonampak erfahre ich, dass der Eintritt 39 und der Shuttle 60 ist, also habe ich einen wahnsinnig guten Deal gemacht! Wir fahren mit dem Shuttle in die Nähe des Tempels, dann laufen wir über eine Buschlandepiste, wo seit 8 Jahren eine verlassene Piper Super Cup steht, zur Tempelanlage. Wir gelangen zur Plaza der kleinen Anlage. Die weltbekannten Fresken befinden sich im äusserlich unscheinbaren „Templo de las Pinturas“. Die Farben sind wider Erwarten noch recht gut. Doch mangels Zeit (es dürfen nur drei Personen gleichzeitig rein) und Licht ist es recht schwer zu erkennen, was genau dargestellt wird. Beim Zurücklaufen zum Auto sehen wir noch ein Flugzeug landen, es ist eine weitere Piper Super Cub. Beim Auto nimmt mich Leonel zur Seite und sagt, dass sich die Gruppe entschlossen habe, auf dem Weg das Nachtessen einzunehmen. Er würde mir 60 Pesos zurückgeben, das sollte mehr als genug sein, um den Minibus nach Palenque zu bezahlen. Er bringt mich noch zur Hauptstrasse und setzt mich beim Polizeiposten ab. Ich schwatze etwas mit einem der Polizisten, als schon ein Minibus daherkommt und mich mitnimmt. Um 20 Uhr, nach gut zwei Stunden Fahrt, kommen wir in Palenque an. Mein Kontostand ist 10 Pesos. Ich laufe Richtung ADO-Busstation, wo ich nach wenigen Metern einen Bancomaten finde. Dann laufe ich Richtung El Panchan. Leider fahren um diese Zeit keine Minibusse mehr, doch ich mache Autostopp und nach wenigen Minuten hält ein Bakkie und nimmt mich mit. Er nimmt noch ein weiteres Pärchen Rucksacktouristen mit und liefert uns alle in El Panchan ab. Wir plaudern noch lange mit ihm (wie wahnsinnig freundlich die Leute hier sind!), dann checke ich für nur 30 Pesos im „El Mono Blanco“ ein. Ich habe den ganzen Tag nichts gegessen und esse jetzt für 50 Pesos einen mageren, masslos überteuertes Abendessen. 16.7.2008 Palenque Stehe früh auf. Das Wetter ist feucht und heiss. Will um acht Uhr, wenn geöffnet wird, beim Tempel zu sein. Laufe bis zum Museum, aber alles ist geschlossen. So laufe ich halt ohne Billet in die Anlage hinein. Bei der Gruppe 2 kommt mir ein Aufseher entgegen und verdonnert mich dazu, um die ganze Anlage herumzulaufen, - 118 -
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bis zum Haupteingang. 1.5km Umweg. Dort leiste ich mir erst ein grosses Frühstück - immer noch schweineteuer aber günstiger als in El Panchan - mit Suppe und Tortillas. Dann kaufe ich das Billet (es ist unterdessen 9 Uhr und die Schalter haben geöffnet) und gehe in die Anlage, die zum grössten Teil ums Jahr 700 n.Chr. gebaut wurde, hinein. Die riesigen Treppen zu den Tempeln sind eindrücklich im gleissenden Morgenlicht. Es hat wahnsinnig viele Touristen. Zum Templo de la Calavera, Templo XIII, den dominierenden Templo de las Inscriziones, leider für die Oeffentlichkeit nicht zugänglich. Besichtige den riesigen Palast, erst den Hof der Gefangenen mit Reliefs gefangener Herrscher, dann besichtige ich die oberen Strukturen, z.T. noch mit Originalfarbe. Der Turm, wohl falsch rekonstruiert, ist leider geschlossen. Es hat Toiletten und Saunen. In der Basis hat es riesige Kavernen, von denen einige Guides sagen, dass sie als Schlafsäle dienten, andere bestreiten es. Zur Grupo de las Cruces, oberhalb des Palastes. Der Templo del Sol ist mässig erhalten, Templo 14 völlig ruiniert. Den sehr gut erhaltenen Templo de la Cruz bestiegen, hier ist sogar der Dachschmuck erhalten. Zum Templo de la Cruz Foliada, dessen Fassade fehlt. Die Akropolis Sur ist leider gesperrt, lediglich der Templo XVII, mit schönem Relief drinnen, ist zugänglich. Vorbei am völlig überwachsenen Tempel XI zur Ballspielanlage, dann Templo X, Templo del Conde, Grupo del Norte. Zum Parkplatz, wo ich Tamales esse. Suche Wasser zum Auffüllen des Kanisters. Der Koch des Restaurants füllt ihn mir kostenlos mit Trinkwasser. Ich plaudere lange mit ihm. über den Bach zur „verwunschenen“, stark ruinierten Gruppe C von Wohngebäuden. Weiter zur Grupo de los Murcielagos (Fledermausgruppe), die ich mit der Taschenlampe erkunde und in einem Raum eine geöffnete Gruft im Boden finde. über eine schwankende Hängebrücke (Puente de los Murcielagos) zu den Gruppen 1 und 2 (Wohngebäude), recht gut erhalten und es hat kaum Touristen. Von hier zum Museum, wo es viele eindrückliche tönerne Weihrauchbehälter in Maskenform hat sowie den riesigen, reich verzierten Sarkophag, der im Templo de los Inscriciones gefunden wurde. Nochmals zum Palast und zum Templo de la Cruz, um Fotos im Nachmittagslicht zu machen. Zum Parkplatz, per Minibus nach El Panchan. Nochmals absurd teures, schlechtes Nachtessen - es gibt keine Alternativen. 17.7.2008 Palenque-San Cristobal de las Casas Um sechs Uhr früh stehe ich an der Hauptstrasse nach Palenque und warte auf einen Minibus. Bald schon kommt ein Bakkie und nimmt mich mit. Im AEXE-Terminal kaufe ich ein Billet nach San Cristobal de las Casas. Die Fahrt ist äusserst angenehm, der Bus komfortabel, die Landschaft schön, wiederum grüne Hügel. Als Video wird ein US-Trash-Film (Vampire/Fantasy) gezeigt. Der Bub neben mir ist - ich habe diese Pech ständig - krank mit Grippe und schnäuzt sich mangels Taschentuch ständig in die Finger. Ich hoffe, dass ich von ihm nicht schon wieder Grippe kriege, die letzte bin ich nämlich noch nicht ganz los. Um 13 Uhr kommen wir in San Cristobal an. Ich laufe in die Stadt, suche ein Unterkunft. Kann die mir empfohlenen einfach nicht finden. Die Tourist Information weiss gar nichts über billige Unterkünfte, ist sogar bass erstaunt, dass es so was in dieser Stadt geben soll. Schlussendlich finde ich ein gutes Bett im Hostal La Catrina, genau für die 50 Pesos meines Budgets. Laufe zum Markt, geniesse endlich wieder einmal eine richtige Mahlzeit, und dies erst noch billig. Dann zum Museo de la Medicina Maya, von dem ich etwas enttäuscht bin, es ist mir zu oberflächlich. Templo Santa Domingo und Templo de la Caridad, die inzwischen offen sind, besucht. Zurück zum Hostel, wo ich einen Deutschen treffe, mit dem ich zur Busstation laufe, um einen Bus nach Merida zu finden. Der direkte Bus ist aber sehr teuer, es lohnt sich wohl, in Palenque umzusteigen. Auf dem Rückweg noch den Arco del Carmen besucht und den Templo del Cerrito de San Cristobal erklommen. Zur Plaza Catedral, die Catedral und Facultad del Derecho im Abendlicht bewundert. Die Catedral und die danebenliegende Iglesia de San Nicolas von innen besichtigt. Ausgezeichneten, günstiges Abendessen gegessen. 18.7.2008 San Cristobal de las Casas Um sieben Uhr morgens sind die Strassen von San Cristobal menschenleer. Ich gehe zum Markt, wo ich Atoll (Reisbrei) trinke. Dann laufe ich zurück zum Hostel, wo in der Zwischenzeit die Restaurants geöffnet haben und leiste mir ein richtiges Frühstück. Besuche den Arco de la Carmen (die Kirche ist geschlossen), die Plazuela de la Merced, den Templo de la Merced, das nicht sehr informative Museo de los Culturas Populares und die Iglesia de San Antonio. Zu den Busterminals, es gibt einen billigen Bus nach Cancun, die Hälfte des Preises des näheren Merida. Vorbei an der Iglesia Santa Lucia, mit blau-weissem „Zuckerguss“ und Iglesia San Francisco zu „Ticketbus“, wo ich schlussendlich ein Ticket für einen besseren Zweitklassbus nach Cancun für morgen kaufe. Zum Templo del Calvario, versteckt in einem wunderschönen Innenhof und über eine alte Brücke. Finde keinen Minibus nach Chamula, laufe deshalb zum Mercado. Habe Tacos zum Mittagessen, sehr lecker, aber nicht sättigend. Blöd, ich habe keine kleinen Geldscheine mehr und hier kann niemand 100 Pesos wechseln. Nach einem erfolglosen Versuch, die 100 Pesos in kleinere Scheine zu wechseln, gehe ich in den Supermarkt und kaufe ein Brötchen für 1.50 Pesos. Der Kassier versucht mich zu betrügen: Er tippt den Kauf nicht und verlangt 3 Pesos. Jetzt geht es um die Durchsetzung des Grundsatzes, so warte ich und frage immer wieder nach meinem Wechselgeld, bis er es mir widerwillig gibt. Jetzt habe ich genug 10 Peso-Münzen für den Minibus nach San Juan Chamula. Dort angekommen, besuche ich das Indio-Dorf (allerdings 60’000 Einwohner), mit einem komischen Friedhof um eine ruinierte Kirche herum, übersät mit Müll. Für den Templo de San Juan wollen sie Eintrittsgeld. Ich gehe ohne ein Ticket rein, und werde ganz schnell wieder hinauskomplimentiert, aber zu spät, ich habe schon gesehen, dass es sich nicht lohnt ein Ticket zu kaufen. Es gibt keine Bänke, nur Hunderte von Kerzen auf Tischen und einige heidnische Rituale werden durchgeführt. Auf dem Rückweg treffe ich ein kanadisches Pärchen. Zurück in San Cristobal, besuche ich die Templo de Guadalupe, eine weitere Zuckergusskirche, idyllisch gelegen auf einem Hügel. Dann erkunde ich das Barrio de Guadalupe. 19.7.2008 San Cristobal Früh am Morgen kaufe ich im Markt Tamales, Kaffee, Brot und Atoll zum Frühstück. Suche - 119 -
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lange nach einem offenen Internetcafé - nur das teuerste ist offen. Lade die Bilder hoch. Um 10:00 Uhr bin ich im ADO-Bus-Terminal. Der Bus fährt aber mit einer Stunde Verspätung, um 12 Uhr ab, gerade als ich draussen bin und ein paar Tamales zum Mittagessen kaufe. Muss mich darum beeilen, um ihn noch zu erwischen. Bin sehr erstaunt, dass der Zweitklassebus ein moderner Busscar ist, mit bequemen Sitzen. Die Fahrt ist sehr angenehm. Sie zeigen gute Filme, „Gladiator“, „das Parfüm“ und „Surf’s Up“. Ich schlafe gut. 20.7.2008 Cancun Um fünf Uhr morgens kommen wir in Playa del Carmen an, um sechs Uhr sind wir in Cancun. Steige im Hostel „Las Palmas“ ab - mit 100 Pesos günstig für Cancun. Esse mein morgiges Frühstück schon heute, da ich morgen früh weiterfahre. Dann zum Supermarkt, wo ich viel Lebensmittel einkaufe und die Hälfte gleich esse - die Tamales gestern waren nicht so sättigend. Laufe bis zur Zona Hotelera. Es sieht aus wie in Punta del Este oder in Florianopolis: Solide Tourismus-Infrastruktur. Mit dem Bus zurück, Badehosen geholt, zurück zur Playa Chacmool. Nur hat das Wetter unterdessen umgeschlagen, es stürmt und regnet. Die Wellen sind riesig, bis zu zwei Meter hoch. Es hat nur noch ein paar Mexikaner am Strand. Ich tu meine Kleider in einen wasserdichten Sack und bade im fantastisch warmen Wasser. Die Wellen haben eine ungeheure Gewalt und schleudern einem manchmal gegen riesige Steine, die unter der Brandung verborgen sind. Das schürft ganz schön die Knie auf. Der Sturm wird stärker, die Mexikaner gehen. Ich bin allein am Strand. Wie der Sturm noch stärker wird, muss auch ich gehen. Mit dem Bus zurück, den ganzen Sand abgeduscht. Zum Nachtessen Tortillas und Würstchen aus dem Supermarkt. Erfasse das Hostel in Wikitravel. 21.7.2008 Cancun-Valladolid Mit dem sechs-Uhr-Bus Richtung Tulum gefahren. Komme um halb neun Uhr an der Kreuzung in Tulum an, muss aber noch 1.5 Kilometer bis zu den Ruinen laufen. Es regnet. Deponiere mein Gepäck, kaufe Ticket. Beginne beim nördlichen Wachtturm, Casa del Cenote, Templo del Dios del Viento (malerisch vor dem Hintergrund der Brandung) mit den Minitempeln, Struktur 25, Templo del Dios Descendiente, Palacio. Sehe grossen Leguan. Zum „El Castillo“ (Templo de los Frescos) der gut erhalten aber unverständlicherweise weiträumig abgesperrt ist. Templo de la Estela, etwas Fotos hinter dem Castillo gemacht. Die Anlage ist schön gelegen, direkt am Strand, strategisch gut. Laufe im strömenden Regen Richtung Tulum-Stadt. Finde Minibus nach Coba. Dort deponiere ich das Gepäck und besichtige die Anlage, wiederum im strömenden Regen: Grupo Coba mit dem Templo de las Iglesias (grosse Pyramide, einmal mehr völlig abgesperrt) und einem schönen Ball Court. Richtung Nohoch Mul gelaufen. Hervorragend erhaltener weiterer Ball Court besichtigt. Die Grosse Pyramide von Nohoch Mul bestiegen. Auf dem Rückweg besuche ich eine weitere, hervorragend erhaltene kleine Pyramide mit runden Ecken. Zum Conjunto de las Pinturas, leider auch hier alles abgesperrt. Die Stelen sind stark verwittert. Zur Grupo Macanxoc. Alles ist stark verwittert. Es hat einige Ruinen, die noch völlig überwachsen im Urwald sind. Im Donner und Gewitterregen zurück, werde trotz Schirm völlig nass. In einem Restaurant teures Mittagessen. Endlich wird der Regen weniger, ich hole mein Gepäck und suche einen Bus. Doch der fährt um 16:30 Uhr, es ist aber erst 15:00 Uhr. So laufe ich Richtung Abzweigung nach Valladolid. Ein Lieferwagen hält und gibt mir einen Lift für die 3km bis zur Abzweigung. Dort warte ich nicht lange, bis ein Lastwagen hält. Der übermüdete Fahrer ist gerade froh um etwas Gesellschaft. Ich plaudere deshalb los, bis wir in Valladolid ankommen. Dort finde ich nach wenigen Metern eine preiswerte Unterkunft im Hostal Kinbe. Der Regen hört auch noch auf. Mache Sightseeingtour von Valladolid: Museo San Roque mit einer kunterbunten Mischung präkolumbianischer Gegenstände und Stadtgeschichte, Parque Francisco Canton, Iglesia de San Servacio (Catedral), wie eine Burg gebaut (1545). Zum Cenote Zaci, einem Untergrundsee ca. 20 Meter unter der Erdoberfläche, teilweise offen. Zur Iglesia und dem Parque Santa Ana. Wasser im Supermarkt gekauft. Zum Convento San Bernardino de Siena, wo ich das ehemalige Kloster, den sehr tiefen Cenote, das Museum mit Gewehren aus dem Kastenkrieg, die aus dem Cenote geborgen wurden, besichtige. Kaufe Guetsli im Supermarkt. Nachtessen in einem kleinen Restaurant. Plötzlich merke ich, dass mein so zentral wichtiger Schirm fehlt. Ich renne zum ersten Supermarkt, Fehlanzeige. Zum Museum, zur Tourist Information, auch nicht. Zum zweiten Supermarkt: Bingo! Die Verkäuferin erinnert sich, gibt ihn mir zurück! Was für ein Glück. Es ist ja ein spezieller Schirm aus Japan, gebaut für hohe Windstärken. Das Wetter ist jetzt wahnsinnig heiss und schwül, der Schweiss läuft mir in Strömen herunter und weicht mein Tagebuch auf. 22.7.2008 Valladolid-Merida (Chichen Itza) Am Morgen früh mit dem Minibus nach Chichen Itza. Um acht Uhr bin ich einer der ersten Besucher. Ich laufe als erstes ans „El Castillo“, die grosse, guterhaltene Pyramide. Leider ist auch hier alles weitläufig abgesperrt. Zur Plataforma de las Aguilas y los Jaguares, zur Plataforma de los Craneos mit hervorragend erhaltenen Reliefs. Zum „Gran Juego de Pelota“, einer riesigen Ballspielanlage, wo der „Templo de los Jaguares y Escudos“ wie ein Türmchen integriert ist. Auf der Stirnseite steht der Templo del Barbado, mit schönen Fresken, leider zu weiträumig abgesperrt. Zum Cenote Sagrado. Entlang dem Pfad sind die Souvenirverkäufer daran, ihre Stände aufzubaün. Sie dürfen durch alle diese Absperrungen durch, während wir zahlende Touristen die Sehenswürdigkeiten nur aus grösster Distanz sehen dürfen. Der Cenote ist völlig offen. Zur Plataforma de Venus, zum weitgehend ruinierten Templo de las Grandes Mesas und dem leider völlig abgesperrten Templo de los Guerreros. Die Grupo de las Mil Columnas abgeschritten. Tatsächlich ein Säulenwald, einige davon mit Reliefs verziert. Die kleine Ballspielanlage ist nicht mehr zugänglich, jedoch noch das Dampfbad. Der Mercado hat einen eindrücklichen Säulenhof. Vorbei am Tempel Xtoloc und dem fast vollständig von Bäumen zugewachsenen Cenote Xtoloc zu „El Osario“, dem Templo del Venado und der schön erhaltenen Casa Colorada. Zum El Caracol, dem runden Observatorium, einmal mehr weiträumig abgesperrt. Zum Templo de las Tableros Esculpidos und dem fantastischen „Kloster“ (effektiv ein Palast) mit der „La Iglesia“ mit fast vollständigem Dachschmuck. Unterdessen regnet es in - 120 -
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Strömen. Tausende von Touristen, die meisten Frankokanadier strömen in die Anlage. Es wird eng und ich mache einen Abgang. Finde einen Bus nach Merida. In Calle 50 werden wir ausgeladen. Laufe zum Markt, „Sopa de Lima“ zum Mittagessen. Im strömenden Regen zum Nomadas Hostel gelaufen, wo ich unterkomme. 23.7.2008 Merida (Uxmal) Zum TAME Busterminal, mit dem Bus nach Uxmal. Dort erst die „Casa del Adivino“, effektiv eine riesige, hervorragend erhaltene Pyramide mit abgerundeten Ecken, besichtigt. Sie wird soeben von Unkraut befreit. Weiter zum „Cuadrangula de las Monjas“, ein riesiger, guterhaltener Palast mit grossem Innenhof und fantastischen Fassaden. Weiter zur bröckelnden Ballspielanlage, jdeoch ist einer der reich verzierten Steinringe (der Ball wurde da durchgeworfen) noch intakt. Auf der Akropolis erst zur „Casa de las Tortugas“, einem mit Schildkröten verzierten Regentempel, dann zum fantastisch schönen und hervorragend erhaltenen „Palacio del Gobernador“. überall hat es grosse Leguane, die aber sehr scheu sind. Im Palacio drin hat es Unmengen von Fledermäusen und sogar einige Schwalbennester. Vor dem Palacio steht das Adoratorio de la Picota, ein riesige, liegende, Steinsäule. Zur „Gran Piramide“, kleiner als die „Casa del Adivino“, dann zum „El Palomar“ das wirklich wie ein Taubenschlag aussieht. Zur „Grupo del Oeste“ mit der eigenartigen „Estructura Redonda“, dann zur „Grupo del Cementerio“ mit guterhaltenen Knochen- und Schädelreliefs. Weiter zu den Steinphallen, der Casa de la Vieja, von der nicht mehr viel übrig ist. Die Pyramide ist völlig zugewachsen. Hier verfolge ich einen riesigen Leguan. Nach vielem Suchen finde ich ein paar Trümmer der „Grupo del Noreste“. Nochmals zum Palacio del Gobernador, dann Casa del Adivino und Cuadrangulo de las Monjas. Dann verlasse ich das Gelände und warte auf einen Bus nach Merida. Es hat kaum Verkehr in diese Richtung. Endlich hält ein Minibus. Eigentlich würde er nur bis zur nächsten Ortschaft, Muna, fahren, da jedoch alle im Minibus bis Merida fahren wollen, fährt er gleich durch und dies erst noch billiger als die Hinfahrt. Zur Bank, tausche T/C und habe nun genug Geld, um mir ein Busticket 1. Klasse nach Mexico City zu kaufen, denn unerklärlicherweise gibt es keinerlei Zweitklassebusse dorthin. Parque San Juan, Catedral de San Ildefonso, Iglesia de la Compaña de Jesus. Zurück ins Hostel. Treffe dort ein paar Schweizerinnen. Die Mücken zerstechen mich völlig. 24.7.2008 Merida (Izamal) Um 09:30 Uhr zur Altstadttour des Tourismusbüros. Wir besichtigen den Palacio Municipal, die Casa de Montejo, die Catedral, den Palacio Arzobispal (heute Museum moderner Kunst MACAY), die Pasaje de la Revolucion und den Palacio Ejecutivo (Regierungspalast) mit vielen Monumentalbildern von Fernando Castro Pacheco. Danach checke ich im Hostel aus und lasse mein Gepäck in einem Schliessfach. Besichtige noch den Paseo de Montejo, der mit einigen modernen Kunstwerken ausgeschmückt ist. Zurück zum MACAY, wo ich die Ausstellungen besichtige die meisten Künstler zu wild oder zu belanglos oder beides. Interessant waren Fernando Garcia Ponce und Pilar Camara, beide haben einen ähnlichen Stil wie meine eigenen Bilder. Zum Arco del Puente und zum Arco y Curatel de Dragones, beides Tore der ehemaligen Stadtmauer, die zum Schutz gegen englische Piraten gebaut wurde. Dann zur Calle 50, mit dem „Oriente“ Bus nach Izamal gefahren. Komme um 15:30 Uhr dort an. Besichtige das umwerfend schöne Convento de San Antonio de Padua (1561 gebaut), das leider vom kontroversen Fray Diego de Landa gegründet wurde. Dann zur Mayapyramide Kinich Kak Moo und vorbei an der Capilla de los Remedios zurück zum Kloster, wo ich einen plötzlichen Durchfall kriege und mir schnell das WC des Stadthauses aufgeschlossen wird. Mit dem Minibus zurück nach Merida, nicht nur 2 Pesos billiger, sondern auch doppelt so schnell! Um 18:30 Uhr bin ich schon wieder zurück, laufe ins Hostel, koche mir ein stopfendes Nachtessen. Laufe zum CAME-Busterminal. Komme dort völlig verschwitzt an. Der Bus fährt um 21.15 Uhr. Er hat sehr unangenehme Sitze ohne Platz für die Beine. 25.7.2008 Merida-Mexico City Um 12:30 Uhr kommen wir in Cordoba an. 30 Minuten Aufenthalt. Ich renne schnell aus der Busstation und bestelle in einem kleinen Restaurant das „Menu Corrida“. Bin sehr erstaunt, als ich für meine 25 Pesos einen riesigen Teller mit Huhn, Reis und Frijoles, dazu erst noch viele Tortillas kriege. Um 18 Uhr kommen wir im strömenden Regen im Terminal TAPO an. Ein Polizist erklärt mir ganz genau, wie ich mit der Metro zur Station Taxquena komme. Um 19 Uhr komme ich dort an und telefoniere Max Bosshard (mein Nachbar aus Thal, Schweiz, der jetzt gerade hier lebt und arbeitet), der mich nach wenigen Minuten abholt. Riesiges Nachtessen mit Max, Teresa, Sämi und Carmen. 26.7.2008 Mexico City Spätes grosses Morgenessen, dann mit der ganzen Familie Bosshard zum Zocalo. Die Catedral besichtigt. Werde zum Mittagsbuffet im Hotel Majestic, hoch über dem Zocalo, eingeladen. Wir schauen den Indianertänzen auf dem Zocalo zu. Es fängt zu regnen an. 27.7.2008 Mexico City Mit Familie Bosshard zum noblen Morgenessen in einem Restaurant, dann mit einem Boot, angetrieben von einem Gondoliere, auf den Kanälen von Xochimilco gefahren. Zurück und zum Ex-Convento de Churubusco mit dem nicht besonders interessanten Museum. Es beginnt zu regnen. 28.7.2008 Mexico City Um halb neun Uhr laufe ich zur Metro, fahre zum Terminal Norte. Von dort mit dem Bus nach Teotihuacan. Hier ist die Hauptausgrabungsstätte von Pyramiden in Mexiko City. zuerst zu La Ciudadela, einem mit treppenbestückten Plattformen gesäumtem Innenhof. Drinnen steht der Templo del Quetzalcoatl, innerhalb der Pyramide sind Teile einer älteren Pyramide, mit schönen Reliefs versehen. Englang der Calzada de los Muertos in Richtung Norden gelaufen. Auf der linken Seite besuche ich die Edificios Superimposados, d.h. Gebäude, die über ältere Gebäude gebaut wurden. Darunter wurde das Basamento Pintado zugänglich gemacht, ein älteres Gebäude mit Fresken. Daneben liegt der Conjunto Plaza Oeste mit den Cabezas Colosales de Serpiente y Jaguar, riesigen
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Steinköpfen eines Zwischendings zwischen gefederter Schlange und Jaguar, ebenfalls in einem unteren Niveau und per Oeffnung sichtbar gemacht. Auf der rechten Seite die „Plaza Este“ besichtigt, wohl Wohngebäude. Die Pyramide del Sol bestiegen. Sie flacht sich stufenweise ab. Zum Museo del Sitio, wo es u.A. kleinere Gegenstände wie Figürchen, Obsidianmesser und -Pfeilspitzen sowie Räucherbehälter hat. Entlang der Calzada de los Muertos. Überquere den Parkplatz, besuche den Palacio de Tepantitla, weit östlich der Pyramide. Hier hat es fantastisch schöne Fresken mit detaillierten Zeichnungen. Zur Plaza de la Luna und die Piramide de la Luna bestiegen. Von hier hat man eine schöne Sicht direkt auf die Calzada de los Muertes. Zum Palacio del Quetzalpalotl und dem darunterliegenden Palacio de los Jaguares und Templo de los Caracoles Emplumados (Tempel der gefederten Muscheln), wo es wiederum gute Fresken und Reliefs hat. Durch das Gate 3 zum Museo de la Pintura. Zu den Palästen Yayahuala und Zacuada, beide geschlossen. Dafür ist der Palast von Atetelco und der mit fantastischen Fresken versehene, danebenliegende Palast von Tetitla geöffnet. Mit dem Bus zurück Richtung „Centro“, jedoch bereits in „Deportivo 18 de Marzo“ ausgestiegen und mit der U-Bahn eine Station bis „Villa Basilica“ gefahren. Besuche die innen vollständig eingerüstete Basilica Antigua. Sie steht, wie viele ältere Gebäude in Mexico City, völlig schräg da, eine Ecke ganz eingesunken, die andere angehoben, während die Fassade sich nach vorne neigt. Die danebenliegende Capuchinas hat innen nur ein Querschiff, was von aussen gar nicht sichtbar ist. Zum „Carillon“ Glockenspiel, das auch eine Azteken-Stellaruhr hat. Zur modernen Basilica Nueva, wo gerade ein Gottesdienst abgehalten wird. Auf den Hügel gestiegen, zur Iglesia del Cerrito. Schöne Aussicht über Mexico City. Zum danebenliegenden Friedhofseingang „Panteon de Tepeyac“, dann auf der anderen Seite wieder herunter zur barocken Capilla del Pocito. Im „Jardin de la Ofrenda“ hat es eine überlebensgrosse Darstellung der Erscheinung der Virgen de Guadalupe. Zur Capilla de Juan Diego, die innen mit einem Stahlgerippe gestützt wird, um nicht einzustürzen. Zurück nach Taxquena, wo mich Teresa mit einem grossen Nachtessen verwöhnt. Bis Mitternacht, als Max heimkommt, geplaudert. 29.7.2008 Mexico City Mit der U-Bahn bis zum Zocalo. Besichtige erst kurz die Ruinen des Templo Mayor von Tenochtitlan, dann das sehr sehenswerte Museum. Lärmende Schulklassen vertreiben mich von dort. Da jetzt gerade Dreharbeiten in den Ruinen durchgeführt werden, werde ich aus dem Gelände hinauskomplimentiert. Besichtige nochmals die Catedral Metropolitano. Weissgewandete Priester führen gerade eine Messe durch. Dann besichtige ich den Palacio Nacional, wo es Monumentalfresken von Diego Rivera und verschiedene Museen, u.A. über Benito Juarez sowie den Parlamentssaal hat. Im einen Innenhof hat es einen „Jardin Botanico“. Zurück zum Templo Mayor, wo die Dreharbeiten unterdessen fertig sind und ich ihn fertig besichtigen kann. Absolviere mit einigen Modifikationen den Lonely Planet historischen Stadtrundgang: Calle Moneda, Iglesia Santissima Trinidad, Shoppingstrassen. Zwei riesige Tacos zum Mittagessen. Besichtige die Skulptur „Die Gründung von Tenochtitlan“ an der Ecke Pino Suarez/Corregidora. Laufe entlang des Zocalo, vorbei am Gran Hotel Ciudad de Mexico und den vielen Goldschmiedeläden und dem „Centro Joyero“. Zur Iglesia Profesa, dem geschlossenen Palacio Iturbide, dem letzten überrest des Franziskanerklosters „Iglesia de San Francisco“. Im Innenhof hat es eine Ausstellung „Esculturas Nomadas“ von Angel Ricardo Rios, aufblasbare Statuen des exilkubanischen Künstlers. Zum Hochhaus (1956) Torre Latino mit fantastischen Rundblick vom 37. bzw. 42. Stockwerk aus über die ganze Stadt, heute ohne Smog und Wolken, sowie einem kleinen Museum. Vorbei am eindrücklich-protzigen Palacio de Bellas Artes zum Stadtpark Alameda Central. über Hauptpost und Allende zur Plaza Santo Domingo, mit Portal de Evangelistas, Iglesia Santo Domingo und vielen kleinen Druckereien, die immer noch mit Bleisatz arbeiten. Zurück zum Zocalo, mit der U-Bahn zurück nach Coyoacan, wo mich ein grosses Abendessen erwartet. Spielen bis spät Tschau Sepp. 30.7.2008 Mexico City Mit der Metro nach Chapultepec. Das Castillo de Chapultepec, mit dem Museum Nacional de la Historia und den Prunkräumen von Kaiser Maximilian und von Porfirio Diaz besichtigt. Möchte noch das Bano de Moctezuma besuchen, leider geschlossen. Mit der Metro zum Zentrum. Besuche das Museum de la Ciudad, heute gratis. Tacos zum Mittagessen. Zur Iglesia de Nuestra Senora de la Pilar. Brenne Chipkarte auf DVD. Zum faszinierenden Museo de la Medicina Mexicana in der medizinischen Fakultät an der Plaza de S. Domingo. Zur Secretaria de Educacion Publica, wo sich Fresken von Diego Rivera (aus den 20er Jahren) befinden. Da Rivera Kommunist war, zeigen diese viele rote Hammer-und-Sichel-Fahnen und rote Sterne. Laufe bis Bellas Artes, lasse mir eine Offerte für eine Brille machen. Mit der Metro zurück. Gratinierte Tortellini zum Abendessen. Spielen Jatzy. 31.7.2008 Mexico City Mit dem Minibus zum Museo Leon Trotsky, das ist aber noch geschlossen. Laufe zum Mercado und Parque Allende. Zur Plaza Hidalgo und Jardin del Centenario, eine einzige riesige chaotische Baustelle. Zur Casa de Cortes, es gibt aber lediglich den Innenhof zu besichtigen. Die Iglesia San Juan Bautista ist geschlossen. Zum Museo Nacional de Culturas Populares, das vor Allem moderne Keramik einiger Künstler zeigt. Interessant ist, mit welch primitiven Öfen diese gebrannt wird. Zum Museo Frida Kahlo, der „Casa Azul“, mit einiger interessanter Memorabilia aus dem Leben von Frida Kahlo und Diego Rivera. Zurück zum Museo Leon Trotsky, das ehemalige Haus von Trotzky mit vielen Fotografien über seine Zeit in Mexiko. Mit dem Bus zum Museo Diego Rivera Anahuancalli, einer pyramidenförmigen Struktur inmitten eines riesigen Buschgeländes. Diego Rivera hinterliess hier eine riesige Sammlung präkolumbianischer Kunst. Das Museum hatte eine Bauzeit von 21 Jahren, weil Rivera erst das Geld ausging und er dann mitten im Bau gestorben ist. Fertiggestellt wurde es erst lange nach seinem Tod. Mit dem Bus direkt zu den Viveros de Coyoacan. Schöne Gartenanlagen, wo die Pflanzen für die ganzen städtischen Anlagen gezogen werden. Die Eichhörnchen sind so zahm, dass sie einem aus der Hand fressen. Zur kolonialen Plaza Santa - 122 -
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Catarina, mit der Capilla Santa Catarina und dem Centro Cultural Jesus Reyes Heroles. Im Garten des Centro hat es eine lebensgrosse Bronzestatue des Ehepaares Frida Kahlo und Diego Rivera. Zurück zum Jardin del Centenario und entlang Ave Mexico zu den Viveres, wo ich ein paar Blumen kaufe. Dann zurück zur Plaza Hidalgo. Die Iglesia San Juan Bautista ist jetzt offen. Innen ist es eine riesige Halle ohne Säulen, wie eine Turnhalle. Zur Plaza de la Conchita mit einer alten Kirche und zum Jardin Frida Kahlo, leider völlig verwahrlost und alle Wasserbecken sind trocken. Mit dem Trolleybus bis direkt zum Paseo de la Luz. Teresa hat Kartoffelstock und Voressen zum Abendessen gekocht. Spielen Tschau Sepp bis spät. 1.8.2008 Mexico City Mit der Metro bis zur Station Insurgentes. Die Zona Rosa erkundet. Zum Monumenta de la Independencia, einem vergoldeten Engel auf einer Säule. Entlang Ave Insurgentes vorbei am Monumento Moctezuma bis zur Plaza de la Republica mit dem Monumento a la Revolucion, ursprünglich ein Teil eines Parlamentsgebäudes der Regierung von Porfirio Diaz. In der Ave de la Republica hat es ein Squattercamp. Als ich Fotos mache, will es mir einer der Besetzer verbieten, doch ich lasse mich nicht stören. Muss ständig aufs WC, renne von WC zu WC. Zur Alameda Central und dem Jardin de la Solidaridad. Zur Plaza de Santa Veracruz und die beiden Kirchen besichtigt. Eine weitere Kirche an der Plaza Hidalgo besucht. Zum Museo Mural Diego Rivera. Vorbei am Hemiciclo a Benito Juarez zu Bellas Artes und Plaza Garibaldi, wo die Mariachis auf der Strasse stehen und ihre Dienste wie Taglöhner anbieten. Zurück zum Palacio de Bellas Artes, wo ich an einer Führung durch das Art-Nouveau Theater teilnehme. Beeindruckend der riesige, mit Tiffanyglas verkleidete eiserne Vorhang. Zum Museo Nacional de Bellas Artes, wo es eine riesige Sammlung mexikanischer Kunst hat. Mit der U-Bahn zurück. Es ist 1. August, Schweizer Nationalfeiertag. Deshalb gibt es Fondue bei Bosshards. Mexico City ist eine riesige Stadt, allerdings ohne die grossen Kartonhüttenvorstädte wie anderswo. Das U-BahnSystem ist effizient und billig, zudem hat es viele Stadtbusse. Kaum eine andere Stadt auf der Welt hat so viele Sehenswürdigkeiten wie Mexico City: Hunderte von Museen, historischer Gebäude, Pärke, Einkaufsstrassen. Man könnte monatelang Sightseeing betreiben, ohne je etwas zweimal zu sehen. Es fällt auch auf, dass es weniger streunende Hunde als anderswo gibt, die Trottoirs deshalb sauberer sind. Der Verkehr ist zwar ein Moloch, und Rotsignale werden nicht immer respektiert, doch läuft alles sehr gesittet ab. Trotzdem leidet die Stadt bei gewissen Wetterlagen unter Smog von Autoabgasen. 2.8.2008 Mexico City-Cuernavaca Nach einem letzten grossen Morgenessen verabschiede ich mich von den Bosshards und werde sogar noch zum Terminal Sur gebracht. Es wird mir schwer fallen, nach diesem Luxus wieder mit dem Minimum auszukommen. Im Terminal Sur ist ein Riesengedränge, es ist Samstag und alle wollen reisen. Kaufe ein Ticket nach Cuernavaca. Der Bus fährt zwar pünktlich ab, hält aber bei einer Mautstelle für eine halbe Stunde, so dass ich erst nach 11 Uhr im 84km entfernten Cuernavaca ankomme. Im „Lonely Planet“ steht, dass es keine billigen Unterkünfte in Cuernavaca gäbe. So frage ich erst bei der Tourist Information, die mich zu einem teuren Hotel schicken. Von dort werde ich zu einem billigeren geschickt, und die wissen, in welcher Strasse die Budgethotels sind. So laufe ich in die Calle Aragon y Leon und lande im Hospedaje Marilu für nur 65 Pesos. Stadtbesichtigung: Laufe zum Jardin Juarez und der angrenzenden Plaza de Armas mit dem Palacio de Gobierno. Dann zum Palacio Hernan Cortes (Bild). Zum Recinto de la Catedral, mit den Kirchen Capilla del Carmen (links vom Eingang), Templo de la tercera Orden de San Francisco (rechts vom Eingang), Templo de la Asuncion de Maria (Catedral), Capilla abierta de San Jose (Anbau rechts). Es findet gerade eine Hochzeit statt, die Catedral ist mit Blumen ausgeschmückt. Dann zum Castillito mit dem Museo Fotografico. über den Pasillo de la Barranca de Amanalco durch die tiefe Schlucht, mit einem wackligen Hängebrückensteg. Zum Markt, dann entlang Calle Humboldt zum Jardin Etnobotanico, ca. 2km ausserhalb des Zentrums. Dort steht die „Casa de la india bonita“, das Häuschen der Geliebten von Kaiser Maximilian, mit dem Museo de Medicina Tradicional darin. Den Kräutergarten besichtigt. Mit dem Bus zurück. Höre einem kostenlosen MariachiKonzert auf der Plazuela del Zacate zu. 3.8.2008 Cuernavaca (Taxco) Es regnet sintflutartig, gegen sieben Uhr hört es auf. Der Palacio de Cortes ist um neun Uhr noch geschlossen, so laufe ich zum Busterminal und kaufe ein Ticket nach Taxco. Der Bus fährt erst um 10 Uhr, wie gewöhnlich kommen wir mit viel Verspätung um 12 Uhr an. Im Tourismusbüro rät man mir, sofort ein Ticket zurück zu kaufen, ich stehe an und bis ich drankomme, erwische ich gerade das letzte Ticket für heute, leider erst für den Bus um 19 Uhr. Es gibt nur drei Firmen, die Taxco anfahren und diese scheinen die Plätze absichtlich knapp zu halten. Vorbei an der Casa Humboldt zur Plaza Borda (Zocalo). Den Templo de Santa Prisca besichtigt, es findet gerade ein Gottesdienst statt. Zur Plazuela San Juan mit Brunnen und dann Richtung Hotel Victoria und weiter gelaufen. In einem Laden rät man mir, zum Markt zu gehen, es gäbe dort gutes Essen. Das tue ich dann auch und esse einen sehr guten Taco sowie etwas Früchte. Zur Iglesia de Guadalupe und von dort steil den Berg hinauf bis zur Statue von Cristo Redentor. Gegen oben werden die Häuser immer armseliger, bis es nur noch Shacks aus Teerkarton und Wellblech sind, die in den steilen Hang geklebt wurden. Zurück zum Zocalo, das Museum der Casa Borda besichtigt - wilde moderne Kunst, aber talentlos. Zum Ex-Convento San Bernardino, die Kirche hat zwei parallele Schiffe. Zur Zuckertortenkirche del Señor del Ghavarrieta. Weiter bis zur Ave de los Plateros, zurück Richtung Palacio Municipal gelaufen. Taxco war früher eine bedeutende Silberminenstadt. Heute sind diese erschöpft und man hat ganz auf die Herstellung von Silberschmuck und Tourismus umgestellt. Offenbar reicht das nicht, um alle Leute hier zu beschäftigen.
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4.8.2008 Cuernavaca-Queretaro Am Morgen früh mit dem Bus nach Toluca. Dort lange gewartet, bis ich sie wussten, dass sie für die Jugendherbergen-Karte keinen Rabatt gewähren. Kaufe Busticket nach Queretaro. Etwas Brot zum Mittagessen. Die Busfahrt nach Queretaro ist nicht nur schweineteuer, sondern auch elend lang. Erst um 15 Uhr komme ich in Queretaro an, wo ich einen Minibus zum Stadtpark nehme. Dort stimmt entweder etwas mit meinem Kompass nicht oder die Karte hat den Norden falsch eingezeichnet, auf jeden Fall laufe ich in die falsche Richtung und muss schlussendlich umkehren. Ein Taxifahrer rät mir, das Hotel San Francisco im Stadtzentrum zu versuchen. Das ist aber viel zu teuer. Ich versuche es dann in verschiedenen Budgetabsteigen in der Calle Juarez, aber die sind entweder zu teuer oder so grottenschlecht, dass es keinen Sinn macht. Schlussendlich laufe ich zum „Jirafa Roja Hostel“, teuer aber viel besser als die anderen. Stadtbesichtigung: Plaza de Armas, Casa del Corregimiento, Jardin Zenea, Plaza de la Corregidora, Plaza de la Constitucion, Casa de la Marquesa, Iglesia Santa Clara, Catedral, Aquaeducto (sehr eindrücklich, 1.2 km lang), Plaza Mariano de las Casas und Iglesia Santa Rosa de Viterbo mit reichem Inneren. Queretaro ist eine typische Touristenstadt, sehr sauber, gepflegt, aber auch sehr teuer. Laufe schlussendlich doch noch zum Supermarkt am Stadtrand und kaufe Hühnchen und Tortillas. Zurück im Hostel hat es keine Zündhölzer für den Gasherd, so dass ich alles im Mikrowellenofen zubereiten muss. 5.8.2008 Queretaro Zur Iglesia Santa Clara und Catedral, jetzt beide offen. Zum hochinteressanten Museo de la Resistencia de la Republica, dann zum Museo de la Ciudad, das einem zwar ermöglicht, das Kapuzinerkloster von innen zu sehen, aber wenig interessante moderne Kunst zeigt. Zur Iglesia de San Francisco und zum neogriechischen Tempel Teresitas, innen sehr schön mit Silber ausgestattet. Zurück zum Hostel, geruht. Zum Convento de la Santa Cruz, an einer Führung teilgenommen. Sehen die „Kreuzdornen“ und die Regenwasserzysternen, den Anschluss an den Aquädukt und die tönernen Wasserleitungen. Zum Panteon mit dem Mausoleum der Corregidora. Zum Mirador del Aquaeducto. Dann quer durch die Stadt zum Cerro de las Campanas. Komme gerade ein paar Minuten zu spät an, schon geschlossen. Laufe um den Park herum. Zum Supermarkt und zurück zum Hostel. Sardinen und Tortillas zum Abendessen. 6.8.2008 Queretaro-San Miguel de Allende Um sieben Uhr früh verlasse ich das Hostel. Eine Kanadierin möchte auch auf den frühen Bus, aber sie kann nicht, weil die Rezeption erst um acht öffnet und sie ihr Depot noch zurückverlangen muss. Ich kann leider nicht helfen. Am Busbahnhof finde ich sofort einen Bus nach San Miguel de Allende. Die Fahrt durch die sonnendurchflutete Landschaft ist traumhaft schön, doch gegen Ende der Fahrt ereilt mich einen dieser plötzlich auftretenden Hitzedurchfälle. Ich schaffe es mit ganz knapper Not noch in die Toilette des Busbahnhofs glücklicherweise hatte dieser eine! Mit dem Stadtbus ins Zentrum. Steige im „Villa Pancho“ Hostel ab. Besichtige die Stadt, die einmal mehr so schön ist, dass man es schon fast zuviel ist, es ist doch nicht möglich, dass ein Ort so unglaublich malerisch ist! Templo de la Concepcion; Casa del Mayorazgo de Canal (heute eine Bank); Parroquia de San Miguel Arcangel, die Hauptkirche, mit imposanter (aber nicht sehr alter) Fassade, wo ich an einer Führung etwas mithöre; Iglesia de San Rafael gleich daneben, mit eigenartigem „Kalvarienberg“ im Massstab 1:1 aus rohen Steinquadern und den drei Kreuzen; Jardin de San Francisco, Capilla de la Tercera Orden (geschlossen), Templo de San Francisco (innen schlicht), Plaza Civica, Templo de la Salud mit muschelförmigem Eingang, Colegio de Sales (heute eine Universität), Reiterdenkmal von Allende, Oratorio de San Felipe Neri, ein riesiger Kirchenkomplex, leider nur teilweise zugänglich. Zum Coiffeur, dann nahe dem Markt sehr gut und billig gegessen. Zum Mercado San Juan de Dios, dann zur Iglesia San Juan de Dios, dem Instituto Allende mit einem Diego-Rivera-inspirierten Wandbild des mexikanischen Freiheitskampfes und einigen wilden Fresken von 1959. Zur Escuela de Bellas Artes im ehemaligen Kloster. Ein Saal wurde von David Alfaro Siqueiros ziemlich wild ausgemalt. Ein Cellospieler übt, was einen schönen Tonhintergrund abgibt. Zur Casa Canal, Capilla del Calvario, Iglesia Santo Domingo, Iglesia Ermita bis zum Mirador, wo man einen schönen Ausblick auf einen Teil der Stadt hat, allerdings gerade eben nicht auf die Altstadt. Zurück zum El Jardin und zum Hostel. Dann zum Teatro Angela Peralta mit einem schönen Fresko der Chilenin Carmen Cerecedo. Die Fuente Francisco Madero besichtigt. Zum Mercado El Nigromante, Früchte gekauft. Nochmals Iglesia de la Salud und Oratorio de San Felipe Neri besucht. Am massiven, stets geschlossenen Templo de Santa Ana bei der Biblioteca Publica vorbei zurück. 7.8.2008 San Miguel de Allende (Dolores Hidalgo) Es regnet in Strömen. Ich ändere den Plan und bleibe deshalb einen Tag länger in San Miguel, damit ich mein Gepäck nicht im Regen transportieren muss. Mit dem Bus nach El Cortejo, von dort bis zum Santuario de Atatonilco gelaufen. Das Santuario ist innen vollständig ausgemalt mit sehr schönen, guterhaltenen Fresken. Das Dörfchen ist genau so, wie man sich das Klischee eines mexikanischen Dorfes vorstellt, mit den typisch mexikanischen Häusern, Fähnchenketten über die Strasse und Verkaufsständen. Laufe zurück zur Hauptstrasse und finde sofort einen Bus nach Dolores Hidalgo, dem Wirkungsort des mexikanischen Revolutionärs Miguel Hidalgo y Costilla. Es hat dort einen grossen Markt, wo ich etwas esse, aber sehr teuer und wenig. Dann laufe ich Richtung Zentrum, wo ich bei einem Internetcafé Halt mache. Skype mit Brigitte Leutenegger, Tante Rütli und Rahel Gerig. Besichtige die Parroquia de Nuestra Señora de Dolores, wo Hidalgo gewirkt hat. Dann das Museo Casa Hidalgo. Das riesige Haus war sehr herrschaftlich, mit vielen, grossen Räumen. Die Ausstellungsstücke des Museums rechtfertigen jedoch den hohen Eintrittspreis nicht. Unterdessen ist das Wetter schön geworden, es scheint die Sonne. Als ich zurück nach San Miguel komme, ist der Himmel dunkel geworden. Ich laufe zurück zur Herberge, aber beim Markt beginnt es zu regnen. In der Herberge warte ich, bis der Regen nachlässt, doch schlussendlich entscheide ich - 124 -
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mich, sowieso zum Abendessen zu gehen. Mit meinem Schirm laufe ich durch den Regen, aber nach einer kurzen Distanz merke ich, dass ich das Quartier nicht mehr verlassen kann. Die Strassen sind zu wilden Flüssen mit 20-30cm Wasser geworden. Ich kehre zurück in die Herberge, warte und versuche es nach einer weiteren Stunde noch einmal. Dasselbe Ergebnis. Ich kaufe dann nur etwas Brot in einer nahe gelegenen Bäckerei und schwarze Bohnen. 8.8.2008 San Miguel de Allende-Guanajuato Obwohl mein Gastgeber noch schläft, verlasse ich das Hostel und nehme den Bus zur Busstation. Dort finde ich sofort einen Bus nach Guanajuato. Die Reise dauert viel länger als die Stunde, die sie offiziell dauern sollte, erst kurz vor 11 Uhr kommen wir an. Danach mit dem Stadtbus bis in die Stadt, ausgerechnet mitten im Tunnel ist die Haltestelle. Laufe erst zu einer mir empfohlenen Pension, aber die machen nicht auf. Dann suche ich das Hostal de los Angeles, aber das gibt es nicht mehr. Schlussendlich komme ich im „La Casa del Tio“ Hostal unter, halt etwas teurer als geplant. Rasch Internet, dann in die Stadt. Basilica Nuestra Señora de Guanajuato besucht. Im Mercado für 25 Pesos mässiges Mittagessen. Zur Plazuela San Fernando und Plaza San Roque und dem innen eingerüsteten Templo San Roque. Alhondiga de Granaditas (nur von aussen), ein ehemaliges Getreidelagerhaus, das von den Spaniern als Festung gebraucht wurde, als Miguel Hidalgo die Stadt einnahm, bis jemand die Tür niederbrannte und die Spanier ausräucherte. Plaza San Javier, 5km bis zum Templo de Valenciana gelaufen. Der Himmel hat sich bedeckt und es regnet leicht. Die Bocamina Valenciana besucht, eine ehemalige Silbermine. Leider sind nur ein paar hundert Meter zugänglich, der Rest wurde abgesperrt. Der Guide jammert, trotz des hohen Eintrittsgeldes erhalte er kein Salär, so dass man ihn auch noch löhnen muss. Mit dem Bus bis in die Nähe des Museo de las Momias. Da diese Gegend auf der Karte nur grob eingezeichnet ist, verlaufe ich mich ziemlich. Schlussendlich finde ich das Museum doch noch . Die vielen ausgestellten Mumien sind ziemlich krass, die meisten machen Grimassen, weil sich die Muskeln im Laufe der Zeit so verspannen. Viele sind namentlich bekannt. Die Leichen lagen nicht im Boden drin, sondern in einem Mausoleum und wurden aufgrund des günstigen Klimas ohne Zutun konserviert. Wer immer nach Ablauf der bezahlten Zeit von den Verwandten nicht abgeholt wird, riskiert im Museo de las Momias zu landen. Die meisten Mumien sind allerdings schon ein paar hundert Jahre alt. Es hat auch Mumien von Kleinkindern. Die Mexikaner lieben alles, was mit Tod und Skeletten zu tun hat, so nehmen sie auch ihre kleinen Kinder ins Museum mit. Vor dem Museum verkaufen die einen T-Shirts mit Mumien-Comics-Aufdruck, die anderen „Momias Caramellos“, kleine Mumien-Püppchen aus Karamel. Um nicht als Gringo aufzufallen, lasse auch ich mich vor den Mumien ablichten, allerdings wie immer in Lateinamerika werden dabei die Beine abgeschnitten. Hauptsache, es hat geblitzt. Von hier zum Büchermarkt im Jardin de la Reforma, zur Plaza San Roque, Plazuela San Fernando, Basilica, Templo San Diego, Teatro Juarez, Templo San Francisco. Zurück zum Hostel, Schirm geholt, dann zur Plazuela Baratillo, Plaza de la Paz, Plazuela de los Angeles, Callejon del Beso (wo die Häuser so eng stehen, dass man vom Balkon des einen zum Fenster des Hauses auf der anderen Strassenseite gelangen kann), über die Calle Subterraneo bis zur Avenida Juarez, Nachtessen im Markt. 9.8.2008 Guanajuato-Zacateca Am Morgen um neun Uhr ist Guanajuato wie ausgestorben. Laufe zum Monumento al Pipila, hoch über der Stadt. Dann wieder herunter, Templo de la Compaña und Universität, sowie Casa de Diego Rivera (nur von aussen). Mit dem Bus zum Terminal und von dort mit „Flecha Amarilla“ nach Leon. Komme um 12 Uhr an, doch der Bus nach Zacatecas fährt erst um 13:30 Uhr, so gebe ich mein Gepäck in die Aufbewahrung und erkunde das Schuhmekka - Leon ist eine Industriemetropole mit vielen Schuhfabriken, dementsprechend hat es viele Schuhläden, aber nicht billiger als anderswo in Mexiko. Schuhe sind in Mexiko generell sehr günstig und qualitativ unvergleichlich viel besser wie die chinesischen Schuhe, die man sonst auf der ganzen Welt findet. Esse zwei riesige Sandwiches, aber ich esse viel zu viel scharfe Guacamole dazu, so dass mein Darm vor Gas fast explodiert. Zurück zum Busbahnhof. Die Fahrt nach Zacatecas mit „Omnibus de Mexico“ ist sehr angenehm. Erst kurz vor 18 Uhr kommen wir in Zacatecas an. Mit dem Bus in die Stadt. Die Jugendherberge „Hostal Villa Colonial“ ist leider voll, so dass ich dem schäbigen, aber gleich teuren „Hostel Don David“ vorlieb nehmen muss. Besichtige Zacatecas: Mercado Gonzalez Ortega, Catedral (es findet soeben eine Hochzeit statt), Plazuela Francisco Goitia, Teatro Calderon, Casa de Moneda, Ex-Templo San Agustin mit eindrücklichen, massiven Stützbögen (die Fassade wurde von den Presbyterianern zugemauert), Templo Sagrado Corazon, Ave Juarez, Jardin Independencia, Biblioteca Mauricio Magdaleno (ein früherer Kornspeicher), Plaza Tacuba, Plaza de Armas mit Palacio del Gobierno und Palacio de la Mala Noche, Plaza Santo Domingo mit dem Templo Santo Domingo. Die ganze Stadt ist voller Harley Davidson Motorrädern, überall stehen sie. Es donnert, aber regnet noch nicht. 10.8.2008 Zacateca Um zwei Uhr morgens eine Riesenfiesta im Hostel, so dass ich aufwache. Am Morgen wechsle ich als erstes ins Hostel „Villa Colonial“. Frühstück gekocht. Treffe einen Japaner, Jennifer aus Deutschland die ich bereits in Guanajuato traf und Chris, ein Amerikaner, der mit dem Velo bis hierhin gefahren ist. Auf den Cerro de la Bufa gelaufen. Dort treffe ich den Japaner aus dem Hostel wieder. Grossartige Aussicht und schönstes Wetter. Besuche die Capilla de la Virgen del Patrocinio und das Panteon. Wieder herunter, zur Fuente de los Conquistadores. Zum Museum Rafael Coronel und gleich weiter zum Instituto Zacatecano de Cultura (geschlossen). Treffe Jennifer aus dem Hostel und wir beschliessen, zum Museo Manuel Fequerez zu gehen, doch obwohl Sonntag ist, wird eine hohe Eintrittsgebühr erhoben, so verzichten wir. Ich laufe zurück zum Museo Rafael Coronel. Tausende von Masken, die der Maler gesammelt hat, sowohl afrikanische (von den Sklaven) wie auch indianische und koloniale sind ausgestellt. Weiter hat es Marionetten, präkolumbianische Kunst, einige Zeichnungen und Bilder von Diego Rivera und Bilder von Rafael - 125 -
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Coronel. Dann zum Aquaeducto El Cubo gelaufen, Parque Gral. Enrique Estrada und zum Templo de Fatima, aus fantastisch schönem rotem Sandstein gebaut. Dann Alameda, Jardin de la Madre, durch die ex-Vecindad de Jobito (heute ein Luxushotel) zum Jardin Juarez. Ins hochinteressante Museo del Universitario de Ciencias mit vielen, z.T. über 150-jährigen Physikapparaten. Zum Ex-Templo San Agustin, der jetzt offen ist. Innen ist völlig leer, aber wunderschön behauene Sandsteinkapitelle. Zum Palacio Legislativo, wo nur die Eingangshalle öffentlich zugänglich ist. Dann zum Templo Santo Domingo, der schön im Abendlicht leuchtet. Zurück zum Hostel. Mit Chris und Jennifer in den Parque Enrique Estrada, wo Chris ein Seil spannt und seiltanzt, wir müssen dann auch versuchen. Ich lasse es nach dem zweiten Versuch bleiben. Sitze mit Chris, Jenny, Claudio (Schweizer) und Thomas (Schweizer) bis nach Mitternacht auf der Dachterrasse. 11.8.2008 Zacateca-Durango Aufgestanden, als alle noch schlafen. Mit dem Bus zum Busbahnhof und von dort - als einziger Passagier! - in den Bus nach Durango. Nach und nach, wie er hält, steigen mehr Leute zu. In Durango zum Complejo Deportivo Juvenil, wo ich günstig absteigen kann. In die Stadt: In der Soriana was zum Essen gekauft, kurz Templo del Sagrado Corazon de Jesus angeschaut und dann mein Mittagessen auf der Plaza davor gegessen. Plaza de Armas mit dem Musikpavillion, Catedral Basilica Menor, Palacio de los Lagrimas (weil so viele Leute beim Bau gestorben sind), Edificio de las Tres Rosas. Dann Plaza IV Centenario mit dem Benito-Juarez-Denkmal, Palacio de Zambrano, mit fantastischen Wandmalereien im Stile eines Diego Rivera, aber etwas mehr naturalistisch, Teatro Ricardo Castro, Iglesia San Juan Bautista de Analco, Las Alamedas mit origineller Ausstellung von Bildern lokaler Künstler, die auf Kunststoffblachen gedruckt wurden, Parque Guadiana mit künstlichem Bach und Ententeich. Templo de Nuestra Señora de los Angeles, Templo San Agustin, wo gerade ein Bischof predigt und die Kirche zum Bersten voll ist, Templo Santa Ana mit Plaza Santa Ana, Bahnhof mit fantastisch erhaltener Dampflokomotive aus den 30er Jahren. Vorbei am Museo Regional zurück zur Soriana, wo ich den Bus zum Sportzentrum nehme. 12.8.2008 Durango Wie ich das Hostel verlassen und zum Busbahnhof will, ist kein Mensch an der Reception, so dass ich nicht auschecken kann und den Schlüssel halt mitnehme. Kaufe das Ticket für den Bus nach Chihuahua heute abend und ein Ticket nach Chupaderos. Ein Teil von Chupaderos war vor rund 30 Jahren eine Western-Film-Kulisse. Die Kulissen stehen noch, wenngleich heute stark beschädigt. Einige Häuser wurden vollständig gebaut, von anderen nur die Fassade. Die Kirche wurde gar über ein bestehendes koloniales Haus gebaut! Die eigenartigen runden Türme sollten Keramiköfen darstellen. In Wirklichkeit für den Zweck reichlich ungeeignet! Beim Sargmacher steht: Aktion, 2 für 1! Von hier laufe ich weiter nach Villa del Oeste. Das Gelände ist noch geschlossen, aber gerade als ich weiter will, kommt der Besitzer und schliesst auf. Er verzichtet sogar aufs Eintrittsgeld! Das Dörfchen ist genau so, wie man sich ein Westerndorf vorstellt, mit Bank, Hotel, Bar und Schmied. Mit dem Bus zurück in die Stadt, zurück ins Hostel, wo man mir sagt, ich solle mir keine Sorgen machen wegen dem Auschecken. Zurück in die Stadt, Museo de Arqueologia Ganot-Peschard, sehr gut erklärend, dann zum Filmmuseum gelaufen, aber das ist umgezogen, so muss ich bis an den Stadtrand laufen. Dort ist das Instituto de Cultura del Estado de Durango in einem porfirianischen Gebäude untergebracht. Die palastähnliche Struktur wurde ursprünglich als Spital geplant, war dann aber Truppenunterkunft und Waisenheim. Heute birgt sie ein paar schöne Museen: Das Museo Tematico del Cine (eigentlich geschlossen, ich darf aber doch rein, mit vielen alten Projektoren und Kameras), das Museo Arqueologico (mit präkolumbianischer Kunst), einer Fotoausstellung, dem Museo de la Revolucion (wo ich lange mit dem Personal plaudere) und der Pinacoteca mit einem fantastischen Gobelin. In den Besucherbüchern sieht man, dass es wenig Besucher hat. Schade für diese schönen Museen! Rucksack geholt, zum Busbahnhof, eingestiegen und trotz Film eingeschlafen. 13.8.2008 Chihuahua Ich komme um fünf Uhr früh in Chihuahua an, dies weil eine Stunde Zeitunterschied zu Durango besteht. Warte auf den ersten Bus ins Zentrum. Im Zentrum laufe ich zum Hotel Plaza, aber die wollen 130 Pesos fürs Einzel. Lange gesucht, bis ich das Hotel Trias gefunden habe, aber ein alter Mann, der Nachtwächter ist sehr unfreundlich und will mich nur schnell wieder loswerden. Im Hotelito bin ich geschockt vom Dreck, obwohl Lage und Preis stimmen. So fahre ich mit dem Bus zur Casa Chihuahua beim Bahnhof. Aber ohalätz! Die sind vollgebucht und nehmen sowieso niemanden ohne Reservation, trotz des hohen Preises. So laufe - ich habe keine Münzen für den Bus mehr - ich zurück zum Hotel Trias, dem zweitbesten, aber der Besitzer ist noch nicht gekommen und der alte Mann will mich nur so rasch wie möglich wieder loswerden. So checke ich halt im Hotelito ein, wohlwissend wie dreckig es ist. Beginne Sightseeing Tour von Chihuahua: Catedral (es findet gerade eine Predigt statt), Plaza de Armas, Palacio del Gobierno mit schönen Fresken, Palacio Federal, noch geschlossen, Plaza de Hidalgo vor dem Palacio del Gobierno mit Statue von Hidalgo auf Obelisk drauf, Plaza Mayor nordöstlich des Palacio del Gobierno, mit Engelsstatue, Templo San Francisco. Im Palacio del Gobierno besichtige ich die Galeria de Armas und das Museo de Hidalgo. Zum Museo Casa de Juarez, dem einstigen Regierungssitz der Gegenregierung von Benito Juarez während der französischen Besetzung. Die Shoppingstrasse Calle Libertad abgelaufen. Zum Museo Pancho Villa beim Bahnhof, ein riesiger Palast, den sich der ehemalige Bandit und spätere Freiheitskämpfer gebaut hatte und der nach vielen Wirrungen seiner „Hauptfrau“ zugesprochen wurde. Zum Bahnhof, Ticket für übermorgen nach Creel gekauft. Der riesige Templo del Sagrado Corazon ist leider geschlossen. Zurück zum Palacio del Gobierno, wo ich die Fresken mit einer detaillierten Beschreibung nochmals genau betrachte. Suche eine bessere Unterkunft und finde die Casa de Huespedes Flores, Lichtjahre besser als meine jetzige Unterkunft.
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14.8.2008 Chihuahua Am Morgen muss ich das „Hostelito“ ungeduscht verlassen, da es kein Wasser gibt. Ich checke schnell in der „Casa de Huespedes Flores“ ein, wo ich ein schönes Zimmer mit eigenen WC und Dusche, sogar TV kriege! Ich nehme die so notwendige Dusche und nehme dann den Bus nach Nombre de Dios. Dort muss ich zu Fuss recht weit laufen. Ich verlaufe mich natürlich - die Schilder sind alle aus der anderen Richtung - und muss einen Einheimischen fragen, der bringt mich sogar bis zum Eingang. Ich besuche die „Grutas“, ein riesiges System von Höhlen mit Stalagmiten und Stalaktiten. Leider sind die meisten Spitzen abgebrochen aufgrund der unwissenschaftlichen Kommerzialisierung der Höhlen. Lief vier Kilometer zur Quinta Carolina, einer ehemaligen Hazienda von Don Luis Terrazas, früher einer der reichsten Bürger der Chihuahua. Leider sind die Gebäude am Verfallen und einige der Ställe und die Garage sind bereits eingestürzt. Das Hauptgebäude ist nicht öffentlich zugänglich. Zurück in die Stadt, steige bei der Casa Redonda, einem ehemaligen Lokschuppen, aus, jetzt Sitz des Museo de Arte Contemporano. Besonders interessant ist das Modell des Gebäudes, wie es während der Zeit der Dampfloks aussah. Der Abschnitt der modernen Kunst wird soeben neu gebaut. Zurück zum Hostel, dann zur Estatua Zorba el Greco, ein Denkmal für Anthony Quinn, (vollständiger Name Anthony Quinn Oaxaca), der in Chihuahua geboren wurde. Dann zum Parque Central el Palomar, wo ich die Aussichtsplattform besteige, mit einem guten Blick auf den nördlichen Teil der Stadt. Zum Denkmal „Guirnalda o Monumento al trabajo“, eine kommunistisch inspirierte abstrakte Sichel, natürlich in rot, mit einigen Commie-Versen darunter. Sehr gut gemacht vom berühmten Bildhauer Chihuahuas, Sebastian. Dort treffe ich auf Hugo Holguin,, er hat sein Dentallabor gerade neben dem Denkmal. Er lädt mich in seine Werkstatt ein und wir plaudern lange. Dies ist Mexiko! Freundliche Menschen, wo immer man geht. Von hier gehe zur wunderschönen Quinta Gameros, erbaut 1907 von Ing. Manuel Gameros für seine Verlobte, welche schlussendlich den Architekten heiratete. Gameros musste das Land verlassen und einige Zeit war das Herrenhaus sogar das Quartier von Pancho Villa. Das Art-nouveau-Gebäude ist mit Original-Möbeln aus der Zeit, in fantastischer Zustand, eingerichtet, und beherbergt einige Kunstausstellungen. Von hier aus zum Mausoleum von Pancho Villa, obwohl seine Knochen jetzt in Mexiko DF im Pantheon der Helden sind. Am Abend zu den Musical Fountains. Lange nach einem offenen Internetcafé gesucht. 15.8.2008 Chihuahua-Creel Um fünf Uhr früh aufgestanden, mit dem Bus zum Bahnhof. Dort stehen viele Busse - die Eisenbahnlinie sei beschädigt, wir müssten ein kleines Stück per Bus fahren. Widerwillig steige ich ein. Das kleine Stück stellt sich als fast die gesamte Strecke nach Creel heraus, nur die letzten paar Kilometer sind im Zug. Und für diese letzten acht Kilometer müssen wir mehr als zwei Stunden warten, bis der Zug abfährt. Diejenigen, die das Ticket heute gekauft haben, haben nur 180 Pesos, die regulären Kosten des Buses, bezahlt, aber ich, der es einen Tag im Voraus gekauft habe, 353 Pesos. Ein Skandal! In Creel checke ich in der Casa Margarita ein, wo - wie angenehm - das Frühstück und Abendessen im Preis der Unterkunft inbegriffen ist. Im Bahnhof ist niemand, bei dem ich mich beschweren könnte. Buche eine Tour (sie wird mit dem üblichen Trick verkauft: Habe gerade kein Wechselgeld, wollen Sie nicht gleich die Tour buchen?). Um 14:30 Uhr fahren wir ab, besuchen die Cascada Cusarare, ein Seelein, die Kirche San Ignacio Aradecos (geschlossen), das Valle de los Ranas (Steine, die mit etwas Phantasie die Frösche aussehen) und gleich daneben das Valle de las Hongos (diese sehen wie Pilze aus). Zu den Cuevas Sebastian, Höhlen die nach wie vor bewohnt werden. Zurück ins Dorf, wo es Abendessen gibt. 16.8.2008 Creel Mit Borja, Nuria (Spanier) und Mayra (Mexikanerin) zum Bahnhof, um zu reklamieren, aber auch jetzt ist niemand da, um unsere Reklamation entgegenzunehmen. Heute fahren keine Züge, weil der Zug in der Nähe von Los Mochis entgleist ist. Kein Wunder, wegen Privatisierung wurde der Gleisunterhalt eingestellt. Busticket nach Divisadero gekauft. Borja kommt nicht mit, er geht reiten. Eine Stunde Stehplatz im übervollen Bus. In Divisadero bewundern wir die Aussicht auf die Barranca del Cobre. Laufen bis zum Piedra Volada. Wie wir nach Divisadero zurückkommen, ist der 14 Uhr Bus bereits abgefahren und der 16 Uhr Bus stellt sich als inexistent heraus. Nuria findet jedoch rasch einen Tourbus, der uns für das normale Busfahrgeld mitnimmt. Warten etwas, dann geht’s los - ich sitze im Laderaum auf der Kühlbox. In kurzer Zeit sind wir zurück in Creel und laufen noch zum Friedhof. Es blitzt und donnert, der Himmel ist bedeckt, doch es regnet nicht. Während ich im Internetcafé sitze, höre ich viele laute Explosionen draussen und sehe die Menschen hin- und herrennen über die Bahngleise, aber ich beachte dies nicht weiter, weil ich glaube, dass wieder einmal jemand Böller abbrennt, wie so oft in Mexiko. Nach meiner Rückkehr fragen die anderen mich, ob ich von der Schiesserei in der Stadt noch nicht gehört habe? Tatsächlich ist ein Angriff auf eine private Feier erfolgt, irgendwie hatte es mit Drogenschmuggel zu tun, und sieben Jugendliche wurden getötet. Dies alles direkt neben dem Internetcafé, wo ich die ganze Zeit sass. 17.8.2008 Creel-Chihuahua Ausgiebig gefrühstückt. Busticket gekauft. Um neun Uhr geht’s mit „Noroeste“ los. Der Bus ist wie immer überfüllt. Kurz nach San Juanito gibt es einen Knall und einen Ruck durch den Bus. Der hintere linke innere Zwillingsreifen ist geplatzt. Wir halten an. Der Chauffeur versucht, den Reifen zu wechseln, doch das lumpige Werkzeug verbiegt sich. So müssen wir ganz vorsichtig weiterfahren. In La Junta suchen wir einen Reifenservice. Doch es ist Sonntag, alles ist geschlossen. Endlich finden wir doch noch eine kleine, schlecht ausgerüstete Werkstatt. Wie der Reifen abgenommen wird, sehe ich, dass die ganze Radaufhängung gerissen ist. Der Reifen wird (gegen einen völlig abgefahrenen) gewechselt. Erst um 16 Uhr kommen wir in Chihuahua an, wo ich wieder in der Pension Flores absteige. Organisiere eine Telmex-Rechnungskopie für morgen, doch alle Kopier- und Internetläden sind zu. Esse Suppe im Markt. Zum Bahnhof, um mein Geld zurückzufordern, doch der ist auch geschlossen. Plaudere lange mit dem Security - 127 -
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Guard. Die Zeitungen schreiben alle über die Morde in Creel. Treffe einen eigenartigen alten Mann, Wolfgang Petersen, eigentlich Deutscher, doch er spricht nur englisch und scheint ziemlich verrückt zu sein. 18.8.2008 Chihuahua Am Morgen um halb sechs Uhr bin ich am Bahnhof, der Schalter ist jetzt offen, doch es wird mir gesagt, ich solle um acht Uhr wiederkommen. Zurück zum Hostel (jedesmal 2km laufen...), kurz vor acht bin ich wieder am Bahnhof, doch diesmal heisst es, ich solle um neun Uhr wiederkommen. Fotokopieren, mit dem Bus zur „Delegacion del Transito“, wo ich um einen mexikanischen Führerschein nachsuche. Aber ohne Aufenthaltsbewilligung gibt es keinen Führerschein und die schweizerische Prüfungsbestätigung wird natürlich nicht anerkannt. Zurück zum Bahnhof, wo sich schlussendlich ein Vorgesetzter widerwillig meiner Sache annimmt, jene „Aber“ aufwirft und am Schluss etwas aufs Ticket kritzelt. Ich bin sehr erstaunt, als mir daraufhin 180 Pesos zurückerstattet werden. Zum Migrationsbüro. Im Bus lerne ich die hübsche Maricela kennen, sie ist Kassierin in einem grossen Restaurant. Das Migrationsbüro ist bereits geschlossen. Laufe in die Stadt zurück und schaue bei Hugo Holguin rein. Der ist hocherfreut und lässt es sich nicht nehmen, mich per Auto zu den verschiedenen Universitäten und Spitälern zu fahren (die er als Zahntechniker gut kennt) und am Abend zu sich nach Hause, wo ich zu einem feinen Nachtessen eingeladen werde. Um neun Uhr bringt er mich sogar noch zurück ins Zentrum. Chihuahua ist eine ziemlich flache Stadt, eingebettet zwischen Vulkansteinbergen und mit einigen Hügeln, die logischerweise - mit Handyantennen gespickt sind, wie Nadelkissen. Die Stadt ist recht modern, eine Altstadt wie in den anderen Städten Mexikos gibt es hier nicht, jedoch vereinzelt historische Gebäude. Man hat das Gefühl, dass es hier sicherer als anderswo ist und tatsächlich bin ich auch in der Nacht herumgelaufen, ohne die geringsten Probleme. Die Polizei ist im Stadtzentrum hauptsächlich mit Velos unterwegs. Sie soll recht gut bezahlt sein, weshalb sie effizienter als anderswo arbeite. Die starke Polizeipräsenz trägt sicher auch zum sicheren Feeling bei. Das Wetter ist heiss, doch spürt man die Hitze wegen der Trockenheit wenig. Das Stadtzentrum befindet sich am Südrand der Stadt, die kaum Hochhäuser aufweist. Die ganzen teuren Läden und grossen Firmen befinden sich jedoch in der Mitte. Es heisst immer, die Mexikaner seien verrückte Autofahrer. Ich kann dies nicht bestätigen, sie fahren recht vorsichtig und lassen Fussgängern stets den Vortritt. Sie hupen nur dann, wenn es notwendig ist. 19.8.2008 Chihuahua Heute will ich nach Tijuana reisen. Ich kaufe Wasser und Guetsli im Supermarkt und Käse und Brot fürs Frühstück. Warte lange, bis das erste Internetcafé öffnet. Mit dem Bus und meinem ganzen Gepäck zum Busterminal. Es wird mir gesagt, dass alle Informationen, die ich gestern erhielt, völlig falsch waren: Das Ticket ist viel teurer und der Bus fährt nicht mittags, sondern um 18:30 Uhr. Und die Gepäckaufbewahrung ist extrem teuer. Also kaufe ich zähneknirschend die Fahrkarte und kehre zurück in die Stadt, wo es mir erlaubt wird, mein Gepäck in der freundlichen Casa de Huespedes zu lassen. Skype mit Christian und Halina. Bummle durch die Stadt. Treffe einen verrückten Mexikaner, der die ganze USA auf Güterzügen bereist hat und einige Zeit im Gefängnis verbrachte. Jetzt ist er ein Pfingstmission Christ. Es beginnt zu regnen, ich nehme Zuflucht im Internetcafé (Tecno Centro, Ave Libertad). Um 17:30 Uhr stehe ich wieder im Busbahnhof. Steige in einen modernen Chihuahuense Bus. Sie zeigen noch Filme, aber ich schlafe bald ein. 20.8.2008 Chihuahua-Tijuana Als ich aufwache, ist es noch grüne Vegetation, die immer dünner wird, bis sie schliesslich in Wüste übergeht, mit vereinzelten Gebäuderuinen oder Schrottplätzen. Als wir an einem Militärkontrollposten aussteigen müssen, brutale Hitze. Mittagessen in San Luis Rio Colorado, wo ich ganz rasch ins Stadtzentrum laufe und eine Suppe esse. Wie ich zurückkomme, ist der Bus bereits wieder am Abfahren. Wir stoppen noch in Mexicali. Danach geht die Fahrt durch ein Gebirge aus bizarren Steinbergen. Wir geraten in den abendlichen Stossverkehr in Tijuana, bis wir am Busbahnhof ankommen. Mit dem Lokalbus in die Stadt. Zwei Junge geben mir gute Tipps und einen Zettel mit Gratisunterkünften. Meine Couchsurfinganfrage in San Diego war leider negativ. So steige ich im Hotel Morelia ab. Wie ich im Supermarkt mit 20 Pesos zahlen will, wird die Note wegen einer kaum sichtbaren Beschädigung abgelehnt. Sie sei wertlos. Das macht mich recht wütend.
USA (Westküste) 21.8.2008 Tijuana-San Diego Grosses Frühstück vom Supermarkt, wo ich es geniesse, genau mit dem gestern abgelehnten Geldschein zu zahlen. Ich erkunde die Avenida Revolucion, am Morgen wie ausgestorben, den Mercado und das Centro Cultural. Zurück zum Hostel, wo ich meinen Rucksack hole und in Richtung Grenze laufe. Auf der mexikanischen Seite muss ich meine Ausgangssteuer von 237 Pesos bezahlen, dann kann ich auf die amerikanische Seite. Als mein Pass vom Lesegerät einfach nicht erkannt werden kann, klebt mir der Beamte einen Zettel rein. Ich muss in einer unheimlich langen Schlange anstehen und warten, bis ich an die Reihe komme. Dann ist das Prozedere allerdings äusserst freundlich und ich bezahle eine 6 USD Visagebühr, damit kann ich einreisen. Mit dem Trolley ins Stadtzentrum, wo ich im HI Hostel anklopfe, aber voll. Ich probiere drei weitere Hostels, alle voll. Telefoniere dem St. Christopher Hostel, das hat noch Platz. Also mit dem Trolley und dem Bus dorthin, eine Reise von eineinhalb Stunden. Ein Schwarzer „führt“ mich hin - er hat keine Ahnung wo es ist, will nur ein Trinkgeld, aber ich werde ihn einfach nicht los. Endlich angekommen kann ich im von einer sehr resoluten Nigerianerin geführten Hostel zwar einchecken, muss aber mit der Couch im Wohnzimmer Vorlieb nehmen. In die Bibliothek, Email gecheckt, dann den langen Weg zurück - 128 -
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in die Stadt, etwas die Innenstadt erkundet. Die Trolleys fahren zu spät, um den Zug übermorgen nach San Francisco zu erreichen, deshalb für morgen Zimmer im YMCA organisiert. Kaufe zwei Büchsen Spaghetti zum Abendessen. Wie ich zum Tram laufe, werde ich von Schwarzen, die dort auf dem Trottoir leben, angemacht, doch glücklicherweise kommt gerade eine Polizeistreife vorbei. Mit dem Tram zurück. Verpasse Bus, muss die restlichen 4km bis 1445 Skyline Drive laufen. Lange Diskussion bis Mitternacht zwischen der Chefin und Mariana aus der Ukraine, die zum Flugplatz muss und den letzten Zug in die Stadt verpasst hat. 22.8.2008 San Diego Pfannkuchen zum Frühstück. Plauderte mit dem Schweizern. Packte meinen Rucksack, mit dem Bus Nr. 4 zurück in die Stadt. Quartiere mich im YMCA AAE500 Broadway ein. Eine Luxus-Jugendherberge zum Luxus-Preis von 44 USD pro Nacht. Zum Maritime Museum, aber es ist so viel, ich muss mich zwischen ihm und der „Midway“ entscheiden. So besuche ich den Flugzeugträger Midway. Eine fantastische Ausstellung. Ich verbringe viel Zeit damit, das riesige Schiff zu erkunden, die vielen Flugzeuge, mit dem Kriegsveteranen, die auf diesem Schiff gedient haben und diese Flugzeuge geflogen haben zu sprechen. Schliesslich kann ich mich wieder losreissen, laufe zur Bibliothek und lese meine Emails. In einem Discountladen kaufe ich viele spottbillige Lebensmittel für die morgige Reise. Zum Seaport Village (Hafendörfchen). Mit der Fähre nach Coronado, wo ich auf die andere Seite laufe und das riesige Hotel Coronado besuche. Mit der Fähre zurück. Die Stadt sieht wunderschön aus in der Nacht. 23.8.2008 San Diego-San Francisco Um halb fünf Uhr aufgestanden, um halb sechs Uhr checke ich im Bahnhof mein Gepäck ein. Der Zug hat moderne und komfortable Doppelstockwagen. Wir fahren durch die neblige kalifornische Küstenlandschaft bis Santa Barbara. Dort steige ich auf den Bus um. Versuche erfolglos, Sandy anzurufen. Fahrt durch die inzwischen sonnige Landschaft auf der traumhaft schönen Route 101 entlang der Küste, vorbei an Weingütern und Ölquellen. Der Chauffeur ist ein quirliger Filipino. Kurz vor 19 Uhr kommen wir in San Jose an. Da ich der letzte Fahrgast im Bus bin, will der Chauffeur nicht mehr nach San Francisco fahren, da der Bus im näheren Oakland abgestellt wird. So wird mir ein Zugsbillet in die Hand gedrückt und ein erheblicher Betrag zurückvergütet und ich muss auf den gleich abfahrenden Zug nach San Francisco rennen. Ich bin etwas besorgt, da ich Sandy die Änderung nicht mitteilen kann. Im Zug treffe ich Kiseon, ursprünglich aus Thailand, die für mich mit ihrem Handy bei Sandy anruft, so dass ich ihr die Änderung mitteilen kann. Wir plaudern bis San Francisco. Dort muss ich nicht lange warten, bis Tom kommt. Es vergeht noch eine Weile, bis Sandy, die den Wagen den komplizierten Weg um den Bahnhof fahren musste, auch eintrifft. Wir fahren nach Kentfield, wo sie wohnen. Es ist recht kühl. 24.8.2008 San Francisco (Kentfield) Mit Tom and Sandy auf den Mount Tamalpais, von wo aus man eine schöne Aussicht auf die sonnige kalifornische Küstenlandschaft hat. Picknick, danach mit dem Auto bis zum Aussichtspunkt. Am Nachmittag Shopping. Zu einem Trekkingausrüster, kaufe einen Pacsafe (stahlverstärkte Hüfttasche), eine Hose und ein neues Paar Schuhe. Alles in erstklassiger Qualität. 25.8.2008 San Francisco Sandy bringt mich mit dem Auto zur Fähre. Mit der Fähre von Larkspur nach San Francisco übergesetzt. Es ist neblig. Mit dem Bus zum Civic Center. Zur Bibliothek, wegen Internet, doch der Upload der Bilder gelingt nicht. Zum Contemporary Jewish Museum in Mission Street. Der Bau ist von Daniel Libeskind und sieht aus, wie wenn ein Riese ein Knobkierie auf das ehemalige Kraftwerksgebäude fallen gelassen hätte. Das soll aber ein Chet und ein Yod darstellen. Innen wilde moderne Kunst zum Thema Genesis, sowie eine Ausstellung des Erfinders von Shrek, William Steig. Mittagessen in einem chinesischen Restaurant. Durch Tenderloin und Russian Hill, vorbei an den Blumenrabatten von Lombard Street zur Fisherman’s Wharf, wo ich das Visitors Centre des San Francisco Maritime Park besichtige und danach an einer geführten Tour der vor Anker liegenden historischen Schiffe teilnehme. Danach besichtige ich zumindest die Balclutha noch von innen. Mache mich zeitig auf den Weg zurück. Mit dem Tram zum Ferry Terminal, doch das Tram kommt und kommt nicht vom Fleck, da ständig noch mehr Leute zusteigen, so dass das Tram die Türen nicht mehr schliessen kann und warten muss. Ich verpasse prompt die Fähre und komme eine halbe Stunde später zurück nach Larkspur. Ich laufe Richtung Quisisana Drive, Tom ist bereits mich suchen gegangen und findet mich rund 100 Meter vor meinem Ziel. Es gibt Muscheln zum Abendessen. 26.8.2008 San Francisco Mit dem Bus in die Stadt, ich steige bei der Golden Gate Brücke aus, weil sie wunderbar vom Morgenlicht beleuchtet ist. Mache meine Fotos, dann laufe ich Richtung Fisherman’s Wharf. Besuche die Schiffe C.A. Thayer (ohne Masten), der Dampfschlepper Eppleton Hall ist leider nicht zugänglich, die Schaufelradfähre Eureka mit ihrer eigenartigen Einzylinder-Dampfmaschine und den Dampfschlepper Hercules. Einige kleine Schiffe und die Alma sind nicht zugänglich. Laufe zum Pier 45, wo ich das mechanische Museum mit vielen historischen Automaten besuche. Zur North Point Shopping Plaza, wo ich nicht sehr gut in einem chinesischen Restaurant esse. Mache iene Hafenrundfahrt zur Golden Gate Bridge und um Alcatraz rum. Der Wind ist stark, die Wellen hoch. Mit der Drahtseilbahn, der Powell-Mason Linie zur Market Street. Dort besuche ich verschiedene Handy-Läden. Schlussendlich zurück zur North Point Shopping Plaza, wo ich ein Handy für 15 USD kaufe und die Karte etwas auflade. Ich brauche dies fürs Couchsurfing. Das Tourismusbüro hat keine Ahnung, wo die Busse nach Kentfield abfahren, aber glücklicherweise treffe ich einen Mann, der mir einen Busfahrplan gibt. Mit dem Bus Nr. 24 zurück nach Kentfield. 27.8.2008 San Francisco Mit dem Bus in die Stadt. Erst Aquarium. Es ist noch nicht offen, so schaue ich etwas den Seelöwen zu, die sich vor dem Pier 39 räkeln und röhren. Um neun Uhr öffnet das Aquarium. Eindrücklich die
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gläsernen Tunnels durch die zwei riesigen Fischtanks, wo man erst Schwärme von kleinen Fischen sieht, im zweiten Tank grosse Haie. Am Schluss, bei speziell dafür eingerichteten Bassins, darf man noch Rochen und Katzenhaie streicheln. Mit dem Bus zur Market Street. In einen Computerladen, den Asus Eee PC besichtigt. Mittagessen in einem chinesischen Restaurant. Zum Asian Art Museum. Den ganzen Nachmittag die eindrückliche Kollektion sowie die Sonderausstellung „Ming-Kunst“ besichtigt. Mit dem Bus Richtung Lombard Street. Dort muss ich umsteigen, warte auf meinen Bus. Plötzlich parkiert ein riesiger Geländewagen genau auf der Bushaltestelle. Ich sage der jungen Frau, dass sie den Wagen wegstellen soll. Sie sagt nur: „this is a city!“ und läuft weg. Dass der Bus dann mangels Haltemöglichkeit einfach an mir vorbeigefahren ist, muss ich wohl nicht erwähnen. Und dass ich einen Kilometer bis zur nächsten Haltestelle laufen musste. Und dass ich diesem $#%# eine Beule in den Kotflügel boxte, so dass der Alarm losging. 28.8.2008 San Francisco Frühmorgens schon telefoniere ich mit Geico Insurance, die mir sofort Versicherung für jeden Wagen, den ich möchte, zusichern. So konsultiere ich stundenlang Craigslist. Alle Kleinwagen, die auf dem Markt sind, sind entweder viele Stunden weit weg oder völlig verlottert, so dass es schon auf dem Foto sichtbar ist. Schliesslich gehe ich einen Volvo 740 anschauen, dessen einziger Vorteil ist, dass er gleich um die Ecke ist. Ich bin bass erstaunt, als es ein wunderschön erhaltener 740er Station Wagon Turbo ist. Viel Platz, nicht viel höherer Verbrauch als die „Kleinwagen“, die hier ja auch alle 2-Liter-Motoren haben. So schlage ich gleich zu und kaufe ihn. Danach sofort registrieren gegangen, was einfacher war als gedacht. Jetzt bin ich stolzer Besitzer eines Wagens. Nächste Woche geht’s dann in Richtung Alaska. Am Nachmittag zerlege ich die Scheibenwischerpumpe, die ich zwar nicht mehr zum Laufen bringe, aber zumindest die hintere auf die vordere Scheibe wechsle. 29.8.2008 San Francisco Mit dem Bus bis zur Golden Gate Bridge, von dort mit lokalem Bus bis zum Golden Gate Park. Lief bis zum De Young Museum. Ein riesiger Museumskomplex mit einer unvorstellbar reichen Sammlung von Kunst, von allem nur das Beste. Viele moderne Kunstwerke bekannter Künstler. Die Masken von Papua-Neuguinea, sowie aus Afrika und Mexiko sind eindrücklich in ihrer Qualität, jedoch etwas erschreckend dass es nirgends in Mexiko solch gute Exponate hat. In der Glassektion hat es extrem dekorative moderne Kunstwerke aus Glas und Keramik. Wahnsinnig schön die Sonderausstellung von Dale Chihouly, der aus Glas wahre Kunstwerke in unglaublicher Farbenpracht zaubert und diese noch eindrücklich beleuchtet. Ebenfalls eindrücklich die Aussicht vom Turm. Durch den Golden Gate Park bis zur Queen Beach gelaufen, Mittagessen im Burger King (was für Portionen, verhungern muss niemand in den USA) und dann mit dem Bus zum Palace of the Legion of Honour. Eine gewaltige Ausstellung klassischer europäischer Kunst, mit ganz vielen absoluten Meisterwerken bekanntester Namen wie Van Gogh, Monet, Rodin, Renoir, Gainsborough und viele mehr. Eine wahre Augenweide. Zudem hat es im Untergeschoss noch eine Porzellansammlung sowie griechische und römische Keramik. Laufe im dichten Nebel zur Golden Gate Bridge. Man hört die Nebelhörner der Schiffe. Total überwältigt aber auch geschafft nach Kentfield zurück. 30.8.2008 San Francisco Mit dem Auto bis zum Parkplatz vor der Golden Gate Brücke gefahren. Dort stelle ich das Auto ab, laufe eine halbe Stunde über die Brücke und nehme den Bus Richtung Moma (Museum of Modern Art). Beim Japan Center steige ich aus, ausser einer Pagode aber nichts interessantes. Mit dem Cablecar zum Moma, das gerade aufmacht. Besuche die Fotoausstellung von Lee Miller, die Ausstellung chinesischer Maler und die permanente Ausstellung, wo viele bekannte Namen sind. Danach zum Macdonalds und mit dem Cablecar zum Computerladen. Weiter zum Coit Tower, der allerdings stundenlange Wartezeiten aufweist, so dass ich auf die Besteigung verzichte. Per Cablecar zur Fisherman’s Wharf, wo ich das hochinteressante Boudin-Sourdough Museum besuche, das viel über San Francisco, den Goldrush und die Bäckerkunst zeigt. Mit dem Cablecar zurück zum Computerladen, wo ich für 500 USD einen sehr gut ausgestatteten Computer erstehe, der mich auf meiner weiteren Reise mit Wifi Internet zu versorgen hat. Mit Bus zurück zur Golden Gate Brücke. Im Sonnenuntergang darüber gelaufen. Mit dem Auto zurück nach Kentfield, wo ich noch rasch im Supermarkt halte und ein Sandwich kaufe. 31.8.2008 San Francisco Mit Tante Rütli und mit Jarek geskypt. DVDs von meinen Fotos gebrannt. Mit Tom und Sandy wandern gegangen. 1.9.2008 San Francisco Zu Sears Roebuck, Werkzeug gekauft. Dann zum Autocenter, neue Scheibenwischerblätter und eine neue Batterie gekauft. Nach dem Einbau ist das Auto tot. Ich lasse die Batterie prüfen, doch sie ist intakt. Es stellt sich heraus, dass ein loses Kabel die Ursache war. Mit dem Auto zur Golden Gate Bridge, dort parkiert. Hinüber gelaufen, mit dem Bus bis in die Innenstadt. Dann mit dem Cablecar zum Cablecar Museum. Dort kann man die Antriebsstation, die noch in Betrieb ist, beobachten und es hat einige Exponate von Cablecars. Nach Chinatown gelaufen, durchgebummelt. Mit Cablecar und Bus zurück, doch das ist kompliziert: Mit dem 30er, dann mit dem 43er, dann lange auf den 28er gewartet. Als er endlich kommt, fährt er an mir vorbei, denn die Haltestelle wurde gezügelt. Laufe zur anderen Haltestelle und muss nochmals 20 Minuten warten. über die Brücke, die jetzt voller Touristen ist, zurückgelaufen. 2.9.2008 San Francisco Ganz früh am Morgen fahre ich nach Fairfax. Erst finde ich die falsche Bolinas Ave. Die richtige finde ich nicht, so dass ich bei Arts Auto Repair in Oak Manor ende. Er verlangt 90 USD für einen einfachen Checkup, und das ohne Begeisterung. Es wird mir gesagt, ich solle um 10 Uhr wiederkommen. Laufe ins Zentrum, esse
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ein Joghurt im Supermarkt, laufe zum anderen Ende von Fairfax und zurück zur Bibliothek, die immer noch zu ist. Vor der Biblio treffe ich Jan aus Deutschland, der mit einer Amerikanerin verheiratet ist und jetzt hier lebt. Er lässt mich seinen Laptop benutzen, um die Emails zu lesen. Gute Nachrichten von Alex, der nach Alaska mitkommt. Zurück zur Werkstatt, wo man mir sagt, dass mein Auto in Ordnung sei. Ich sage, dass ich für meine 90 USD zumindest die Flüssigkeitsniveaus geprüft haben will, was widerwillig entgegengenommen, doch wohl nicht ausgeführt wird. Es wird mir einfach gesagt, alles sei OK. Zurück zu Tom und Sandys Haus. Zu Kragens Auto Parts, wo ich ein Luftfilter und Bremsklötze bestelle. Um 15 Uhr zurück, um sie abzuholen. Leider passen die Bremsklötze nicht. Zurück zu Kragens, wo sie diese widerwillig zurücknehmen. Zu Trader Joe’s, wo ich Lebensmittelvorräte für die Reise einkaufe. 3.9.2008 San Francisco-Lava Beds Früh am Morgen aufgestanden, gepackt. Verabschiedete mich von Tom und Sandy. Lud alle meine Sachen in mein Auto und fuhr ab. Spontan entscheide ich mich in Vallejo, nach Napa zu fahren. Von dort über eine malerische Strasse durch die bewaldeten Hügel an Lake Beryessa vorbei nach Winters, wo ich auf die 505 komme. überall liegen Tomaten auf der Autobahn. Ich merke schnell, warum. Ein Kipplastwagen mit Tomaten überholt mich, verliert ein paar als der Fahrtwind hineinbläst. Mittagessen im Burger King in Anderson. Um 16 Uhr bin ich in Weed, aber noch weit vom Lava Beds National Park entfernt. Muss nach Klamath rauf und dann alles wieder zurück in den Süden, ein riesiger Umweg. Erst um 18 Uhr komme ich im Lava Beds National Park an. Besichtige die skurillen Lavaformationen. übernachte beim Rastplatz bei den Fleener Chimneys. 4.9.2008 Lava Beds-La Pine Ich erlebe den Sonnenaufgang in den Lavafeldern, erkunde Schonchin Butte, ein Hügel mit einem Feuerwache-Häuschen, dann Merrill Ice Cave, heute ohne das Eis! Dann die schöne und lange Skull Cave. Weiter zum Cave Loop. Die Lavahöhlen sind effektiv unterirdische Lavaströme, die erstarrten und von denen ein Hohlraum auf der Oberseite des Lavastromes geblieben ist. Sehr beeindruckend, einige sind kilometerlang. Gut, dass ich immer eine Taschenlampe bei mir habe. Ich erkunde den Golden Dome bis sie zu niedrig wird, dann die Hopkins Chocolate. In der Catacombs Cave verirre ich mich und ich laufe ständig in die falschen Abzweigungen, bis ich den Ausgang wieder finde. Es ist nicht leicht auf der sehr groben Lavastrom Oberfläche zu laufen und einige der Decken sind sehr niedrig. Sehe die hübsche Sunshine Cave (mit Öffnungen, wo die Sonnen durchscheint) und die Natural Bridge, eine Brücke aus erstarrtem Lava. Lasse die extrem schwierige Hercules/Juniper Höhle aus und laufe die tolle Sentinel Höhle in der ganzen Länge ab. Fahre weiter nach La Pine. Auf dem Weg dorthin besuche ich das fantastische Collier Memorial Park Logging Museum, ein Eldorado für Dampf-Enthusiasten, mit vielen fantastischen Dampfmaschinen, darunter eine riesige Sägemühlen-Dampfmaschine sowie Holztransporter, die bis zu 80 Jahre alt sind. Kurz vor Anne’s Haus in La Pine verpasse ich eine Abzweigung und will das Auto wenden. Ich fahre ein wenig auf den Strassenrand, als das Auto plötzlich von der Strasse rutscht. Die Schulter besteht aus staubähnlichem Sand und es gibt keinen Weg heraus. Jemand nimmt mich mit zu Anne’s Haus, wo ich ohne Auto erscheine und sie als erstes bitten muss, mich herauszuziehen. Sie fährt mit ihrem großen SUV hin, Wendell hängte mein Auto mit einer Kette an der vorderen Stosstange an, sie fährt ein paar Zentimeter zurück und mein Auto steht wieder auf ein wenig festerem Boden. Mit einem herzhaften Sprint fahre ich über die Staubbarriere wieder zurück auf die Strasse. Anne und Wendell verwöhnen mich richtig und ich habe eine sehr gute Zeit bei ihnen. Wir teilen die Liebe für historische Autos. 5.9.2008 La Pine-Portland, OR Fahre nach Norden. Bei einem 1$-Laden halte ich und kaufe Büchsen ein. Halte am Columbia River Gorge und beim Bonneville Dam, wo ich auch einen Rundgang durch die Turbinen machen darf. Fahre weiter nach Portland, wo ich erst nach Norden fahre bis ich merke, dass ich umdrehen muss und das YHA schnell finde. Es stehen keine Parkplätze mehr zur Verfügung, und ich muss auf der Strasse parken. Und Glas auf dem Trottoir lässt auf Autoeinbrüche schliessen. Bisher funktioniert mein Volvo 760 Turbo sehr gut, ich schaffe etwa 30mpg. Heute habe ich den A/C Keilriemen abgenommen, um meine Laufleistung zu verbessern. 6.9.2008 Portland Um fünf Uhr früh klingelt ein Wecker. Der Besitzer wird nicht wach, so klingelt der Wecker mehr als einer Stunde lang. Jetzt bin ich völlig wach und stehe auf. Um acht Uhr bin ich bereits am Pioneer Courthouse Square. Ich muss dringend ein Klo finden, aber es gibt keine öffentlichen Toiletten hier. Ich schaue überall, sogar ein McDonalds würde reichen, aber rein gar nichts. Schliesslich finde ich das Pioneer Place Einkaufszentrum, das gerade öffnet, bevor ein Desaster geschehen kann. In den frühen Stunden des Samstags sind die Strassen von Portland voll mit Obdachlosen, einige von ihnen ziemlich bedrohlich. Ich beobachte einen Schwarzen, der einen Passanten massiv beschimpft, weil er ihm kein Feuer geben kann oder will. Zum umstrittenen postmodernen Portland Building (1980). Zum South Park Blocks mit dem Kunst- und Geschichtsmuseum und dann Tom McCall Waterfront Park, wo gerade ein Drachenbootrennen abgehalten wird. An der Salmon Street Fountain (ein Springbrunnen) und Morrison Bridge vorbei zur Burnside-Brücke. Besuche den Portland Samstagsmarkt, ein ziemlich überteuerter Flohmarkt. Den Skidmore Brunnen sehe ich nicht. Zum Chinesenviertel-Tor, dann zum Eingang des klassischen chinesischen Gartens. Ich gehe nicht hinein, weil es einen interessanteren japanischen Garten gibt, den ich später besuchen möchte. Zurück zum Pioneer Place Einkaufszentrum, wo ich nochmals aufs Klo muss. Zurück zu Burnside, wo ich vorbei an den Buchhandlungen und North Park Blocks zurück zum Hostel spazieren gehe. Zum Mittagessen zu McDonalds, wo ich wieder Berge von ungesunden Lebensmitteln esse. Zurück ins Hostel, wo ich meinen Lonely Planet absetze, so dass ich jetzt in den riesigen Powells Buchladen gehen kann. Ich erkunde den eigenartigen Laden, wo gebrauchte Bücher, neue Bücher und Ausverkaufsartikel alle nebeneinander auf demselben Regal stehen können. Laufe in Richtung Washington
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Park, aber verliere mich in den auf der Karte nicht eingezeichneten Wohngebieten. Plaudere mit einem Paar, die Frau ist schweizerischer Abstammung mit dem Namen Amstutz. Finde den Rosengarten schliesslich. Riesig, aber ein bisschen spät im Jahr, die meisten Rosen sind ein bisschen verblüht. Besuche den 45-jährigen fabelhaften japanischen Garten. Sehr authentisch. Mein Knöchel verursacht wieder einmal grosse Schmerzen (oh, ja, jetzt erinnere ich mich wieder, warum ich dieses Auto haben musste), so kehre ich ins Hostel zurück. Broccoli zum Abendessen. 7.9.2008 Portland-Seattle Aufgestanden, weil die Dusche besetzt ist gehe zur Dusche im Gang. Erst als die Tür hinter mir zuknallt merke ich, dass ich die Zutrittskarte im Schlafsaal vergessen habe. Dusche, ziehe mich an und finde im Frühstücksraum einen Zimmerkollegen, der mich mit seiner Karte wieder in den Schlafsaal hineinlässt. Esse ausgiebig Frühstück. Checke meine Emails. Telefoniere mit Saxers und Tante Christeli. Kaufe ein 13-stündiges Hörbuch auf CD für die lange Reise nach Alaska. Auf dem Weg zurück laufe ich am Hostel vorbei, bis ich merke, dass ich zu weit gelaufen bin. Checke aus, fahre Richtung Seattle. Beim Mount St. Helens biege ich ab. Beim Visitors Centre höre ich einer Einführung über die Eruption des Vulkanes Mount St. Helens zu. Mit Bildern wird einem gezeigt, wie der Vulkan lange eine grosse Schwellung aufwies, die dann schliesslich seitwärts explodierte. Der Wald wurde auf dieser Seite vollständig zerstört. Ich fahre die 45 Meilen bis zum Berg. Beim ersten Lookout kaufe ich eine mit „Mount St. Helens“ beschriftete warme Winterjacke, die stark reduziert im Preis ist. Die brauche ich für Alaska. Bei der Aussichtsterrasse hat es zuviel Gegenlicht. So fahre ich rasch wieder zur unteren Aussichtsterrasse, wo man den Vulkan viel besser sieht. Beim Zurückfahren noch schnell beim Coldwater Lake angehalten. Dann wieder auf die Autobahn nach Seattle. Kurz vor Tacoma, in Lakewood, tanke ich und fahre zum Wal-Mart, wo ich ein Abschleppseil und Reserveöl fürs Auto kaufe. Esse eine Büchse Chili con Carne im Auto. Wieder auf die Autobahn. Mit den Googlemaps-Angaben finde ich Nicks Wohnung spielend. Parkiere das Auto. Nick empfängt mich sehr freundlich, überlässt mir die Wohnung für die Nacht. Er spricht etwas deutsch, da er einen Freund in Hamburg hat. So ist auch die Totenkopffahne des FC St. Pauli in seiner Wohnung zu finden! 8.9.2008 Seattle Mit dem Bus Nr. 33 ins Stadtzentrum. Zum Pike Place Market. Dann zum Tourismusbüro, Karte geholt. Mit der klapprigen Monorail aus den 60er Jahren zur Space Needle. Zurückgelaufen, zum Pioneer Square, wo es viele alte Backsteinhäuser hat. Das Gold Rush Museum besucht. Ausgezeichnete Ausstellung über den von Seattle ausgehenden Gold Rush in Alaska. Die Aussichtsplattform des Columbia Centers Skyview Decks besucht. Tolle Aussicht über die Stadt. In die riesige Bibliothek. Zu Alex Hotel, dem Kings Inn, aber Alex ist noch nicht da. Zum gigantischen REI Campinggeschäft. Nachtessen bei McDonalds. Mit dem Bus zurück. Ich fühle mich nicht gut, eine Grippe kommt auf. Nick stellt mir seine Freundin vor. Kurz vor Mitternacht erhalte ich ein SMS von Alex. Rufe ihm an. Wir vereinbaren, morgen früh zu telefonieren.
Kanada 9.9.2008 Seattle-Spence’s Bridge Am Morgen früh versuche ich Alex zu telefonieren, aber er ist nicht im Zimmer. Ich hinterlasse eine Nachricht, dass ich ihn abholen würde. Nick drängt, denn er muss zur Arbeit. Packe alle meine Sachen ins Auto. Fahre zu Alex' Hotel. Er hat bereits gewartet, steigt schnell ein. Im gepackten Morgenverkehr aus der Stadt heraus. Wir fahren Richtung Grenze. Erst halten wir bei einem Wal-Mart, wo Alex noch ein paar warme Kleider kauft. Dann halten wir bei einem Fred Meyer Supermarkt in Bellingham und kaufen Oel und Treibstoff sowie Hühnchen zum Mittagessen. Bei Lynden/Sumas verirren wir uns und wir müssen etwas zurückfahren. Die Grenzformalitäten dauern etwas, jedoch sind unproblematisch. In Hope fahren wir nochmals falsch, denn die von uns gewählte Route ist nirgends ausgeschildert. So müssen wir etwas zurückfahren, bis wir den Highway 1 North auf der anderen Seite von Hope wiederfinden. Ich fühle mich müde und krank. In Spence’s Bridge übernachten wir sehr teuer in einem Caravanpark in einer Cottage. 10.9.2008 Spence’s Bridge-Quesnel Heute geht es mir etwas besser. Wir fahren weiter. In 100-Mile-House halten wir, benutzen das kostenlose Wifi, essen und kaufen etwas Lebensmittel ein. Als wir in Quesnel vorbeifahren, halten wir bei der Tourist Information, welche uns die Stewart-Cassiar Route empfiehlt, die viel malerischer sei als der Alaska Highway. Als wir weiterfahren, sehen wir ein Schild „Motel $49, mit Wifi“. Wir halten an und quartieren uns für die Nacht ein. Sehen uns das Stadtzentrum an, gehen im Safeway einkaufen. Nutzen das Wifi. 11.9.2008 Quesnel-Stewart Am Stadtrand von Quesnel nehmen wir einen deutschen Rucksacktouristen mit, den wir in Prince George wieder absetzen. Ausgangs Prince George kaufen wir in einem Dollarstore noch etwas Lebensmittel ein sowie etwas Hühnchen im Supermarkt für das Mittagessen. In Smithers halten wir beim Ortsmuseum, so überall Schweizer Fahnen hängen. Es hat eine Ausstellung über Schweizer Immigranten. Es regnet immer wieder. Als wir in Kitwanga auftanken, treffen wir einen Kanada-Deutschen, dem im Hinterland das Benzin ausgegangen ist. Wir nehmen ihn und einen grossen Kanister Benzin mit bis zu seinem Campervan auf dem halben Weg zur Meziadin Kreuzung mit. Er ist sehr dankbar! In der immer mehr eindunkelnden Nacht fahren wir Richtung Stewart. Endlich erreichen wir es, es ist bereits 23 Uhr. In einem Hotel erhalten wir ein (für Kanada) überraschend preiswertes Zimmer mit WiFi. 12.9.2008 Stewart (Hyder, Alaska) Mit geborgtem heissem Wasser machen wir Porridge zum Frühstück. Tanken das Auto mit teurem Sprit auf, auch den Reservekanister. Dann fahren wir über die Grenze zum Dorfteil auf der Seite von - 132 -
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Alaska, Hyder. Hyder wirkt äusserst armselig. überall stehen verrottende Lastwagen, Geländewagen, Schneemobile und Wohnmobile. Die einen Häuser wurden nie fertiggestellt, die anderen sind am Zusammenfallen. Vorbei an Moose Pond zur Bären-Beobachtungs-Plattform, wo wir 5 USD Eintritt zahlen müssen. Es wird uns noch gesagt, dass die Bärensaison eigentlich zu Ende sei und wir nicht mehr mit Sichtungen rechnen können. Doch kaum sind wir drin, stösst Alex mich an und tatsächlich, trottet dort ein junger Grizzly zum Fluss. Weiter zur Riverside Mine, von der nur noch ein paar verbogene Stahlteile vorhanden sind, nachdem 1987 das letzte Haus abgebrannt ist. Auch von der Texas Creek Bridge sind nur noch ein paar verbogene Träger übrig. Beim Premier Border Crossing fahren wir wieder zurück auf kanadisches Territorium. Vorbei an den noch betriebenen Indian Mine und Premier Mine zum Fuss des eindrücklichen Salmon Gletschers. Treffen Schweizer aus Twann. Die Strasse steigt steil bergan und wir kriegen Druck in den Ohren, bis wir hoch über dem Gletscher sind und auf den inzwischen von der Sonne schön beleuchteten Salmon Gletscher sehen. Der Gletscher fliesst T-förmig ab. Wir fahren dem Summit Lake entlang und vorbei an zwei weiteren Gletschern bis zur 1983 eingestellten Granduc Mine, einer früheren Kupfermine am Fusse des Berendon Gletschers. Von dort zurück zur Bärenplattform. Leider hat es jetzt keine Bären mehr. Weiter bis nach Hyder, das wir etwas zu Fuss erkunden, aber von den Bewohnern argwöhnisch betrachtet werden. Wir sehen einzig ein historisches Snowmobile. Nochmals zurück zur Bärenplattform, wo wir ein Schweizer Pärchen aus Konolfingen treffen. Zurück nach Stewart, wo wir tanken, Wurst und Butter für das Nachtessen kaufen und das Hotel für eine weitere Nacht bezahlen. 13.9.2008 Stewart-Boya Lake Alex kann sich nicht vom Wifi trennen, so dass wir mit einer Stunde Verspätung, gegen neun Uhr abfahren. Fahrt durch eine Landschaft mit herbstlichen Bäumen, Seen, Flüssen, Hügeln und Tälern. Kaum besiedelt, so alle 150 km eine Tankstelle, sonst gar nichts. Bei Bell II tanken wir. Kurz danach kommt eine lange Baustelle, wo wir langsam fahren müssen. Plötzlich springt die Temperaturanzeige des Autos hoch und es kommt die „Check Engine“ Lampe an. Wir sind gerade in Bob Quinn, einer Minensiedlung. Ich fahre raus und halte an. Öffne die Motorhaube. Am Kühler hat es einen Deckel auf der rechten Seite abgeknallt, so dass die ganze Kühlflüssigkeit auf die Strasse gepumpt wurde. Ich bin zunächst ratlos und hoffe, das Deckelchen auf der Strasse noch zu finden. Laufe ca. 2km bis zur Baustelle zurück und suche. In der Baustelle wird per Funk gefragt, ob jemand das Deckelchen gefunden habe. Kein Glück. Zum Auto zurück. Versuchen mit allerlei Gegenständen das Loch zu verstopfen, bis mir ein Gummistopfen in den Sinn kommt, den ich in der Mittelkonsole aufbewahrt habe. Der Stopfen passt einigermassen. Der Kühler hält wieder. In der Mine füllen wir alle Wassergefässe, die wir dabei haben, mit Wasser und füllen den Kühler wieder auf. Jetzt hat es natürlich keinen Frostschutz mehr im Kühlwasser, aber immerhin können wir wieder fahren. So fahren wir weiter. Halten am Kinaskan Lake, fahren an Iskut vorbei, an den Gnat lakes vorbei und über den Gnat Pass zum Dease River. Vorbei an Jade City und Boya Lake Park. Dort müssen wir eine lange Strecke mit 20km/h fahren, bis wir zum Zeltplatz kommen. Als wir ankommen, kocht der Kühler über, jedoch der Ventilator läuft nicht. Jetzt wird mir klar, dass der elektrische Kühlerventilator nicht mehr eingeschaltet wird. Entweder das Relais oder der Thermoschalter sind hin. Fülle das Kühlwasser wieder auf. Wir schlafen im Auto auf dem Zeltplatz, der frech 15 CAD verlangt, obwohl keinerlei Infrastruktur das ist, nicht mal Duschen. Es ist gar nicht einfach, den ganzen Inhalt des Kofferraumes auf die beiden Vordersitze zu beigen. Das geht nur, weil wir die Hintersitze aus dem Auto stellen. 14.9.2008 Boya Lake-Whitehorse Wir wachen spät auf, es war gar nicht so kalt im Auto. Ohne Morgenessen fahren wir los. Bald schon kommen wir ins Yukon Territory, auf den Alaska Highway. Beim Rancheria Motel tanken wir auf. Als der Tankwart hört, dass wir einen Kühlerschaden haben, ruft er seinen Vater, der sich rührend darum kümmert uns uns eine Ueberbrückung des Kühlerventilators macht und kein Geld dafür nehmen will. Wir beschliessen, dort zu essen und dürfen auch deren Wifi benutzen. Dann fahren wir weiter. Die Stunden ziehen sich dahin. Entlang dem Alaska Highway wird die Landschaft eintöniger. Grüne und gelbe Laubbäume wechseln sich mit Nadelbäumen. Wir fahren lange dem Kluane Lake entlang. Bei jedem Stopp kontrollieren wir das Wasser, jedoch mit der Ueberbrückung des Ventilators verlieren wir zumindest kein Wasser mehr bei langsamer Fahrt. Wir merken jedoch, dass der Mechaniker seine Zange im Motorraum des Autos liegengelassen hat. Er wird wohl rund eine Woche lang darauf verzichten müssen, bis wir wieder dort vorbeikommen. Bei einer Brücke kurz vor Whitehorse müssen wir lange warten, da wegen Bauarbeiten einspuriger Verkehr ist. Als wir in Whitehorse ankommen, sind alle günstigen Uebernachtungsmöglichkeiten besetzt. Die Hostels, die Motels, alles. Schliesslich landen wir im Chilkoot Trail Inn, wie die meisten billigen Absteigen von Sikhs geführt, und etwas günstiger als die anderen, die alle um die 100 CAD pro Nacht verlangen, leider ohne Internet. Der Wal-Mart ist bereits zu, so dass wir das Nachtessen aus unseren Vorräten zubereiten müssen. Morgen müssen wir einen Kühlerservice finden. 15.9.2008 Whitehorse Früh am Morgen fahren wir zu Yukon Radiator, wo sie mir sagen, dass sie das Problem auch nicht beheben könne, aber zumindest haben sie den Stopfen, der herausgefallen ist und geben ihn mir gratis. Ich fahre zu Capital Abschleppservice die bekannt als Autoelektriker sind, aber sie wollen mir nicht helfen. So gehe ich einfach zu Wal-Mart, kaufe etwas Kabel und einen Schalter und installiere diesen so, dass ich den Kühlerventilator vom Fahrersitz aus ein- und ausschalten kann. Ich leime den Stopfen mit hitzebeständigem Silikon in den Kühler, in der Hoffnung, dass dies hält. Mit dem Bus fahren wir zum Yukon Transportation Museum. Es ist, wie alle anderen wegen Saisonende geschlossen. Das Yukon Beringia Interpretative Centre wäre offen, aber es hat nur ein Mammutskelett und wir entscheiden uns, die CAD 6 Eintrittsgebühr nicht auszulegen. Laufen entlang dem Flughafen, dann runter zum Schwatka See und entlang dem Yukon (2nd Ave) zurück. Wir kommen am Visitors Centre vorbei, wo Alex mit der - 133 -
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Dame am Schalter plaudert während ich einen Video über den Yukon schaue. Wir laufen bis zum Tramschuppen wo wir das Tram drinnen sehen können, zu Smiths Cottage wo wir viel Information über die besten Sehenswürdigkeiten kriegen. Dann zum Liquidationsladen, wo Alex Süssigkeiten kauft und zum Supermarkt, wo wir Plastikbecher kaufen. Der ganze Tag ist schönes Herbstwetter und warmer Sonnenschein. 16.9.2008 Whitehorse-Dawson City Früh am Morgen packen wir. Ich fülle den Kühler des Volvos mit Wasser auf und wir laden das Auto. Fahren los, Richtung Dawson City. Halten am Lake Laberge und an den Five Finger Rapids, wo wir rund einen Kilometer bis zu den Rapids laufen und sie von den hohen Felsen herunter sehen können. Von hier ab folgt die Strasse nicht mehr dem Yukon River. Irgendwo zwischendrin lesen wir einen Hobo auf, der mit Sack und Pack nach Dawson City unterwegs ist. Den ganzen Weg spricht er kaum ein Wort. Hören die letzte CD von Zorro. Die Landschaft wird eintöniger. Hier ist Herbst schon vorbei, die Bäume haben kein Laub mehr. Am Strassenrand sind riesige Holzhaufen, Bäume, die mit riesigen Baggern am Strassenrand gerodet wurden, damit die Strasse links und rechts einen Streifen frei hat. Gegen Dawson City zu hat es riesige Kieshaufen in der Landschaft, kaum bewachsen. Bereits um 16:30 Uhr kommen wir in Dawson City an. Mit der Fähre über den Fluss, melden uns im Dawson City River Hostel an. Zurück, das Goldgräberstädtchen angeschaut. Es sieht fast noch aus wie vor 100 Jahren. In der Bäckerei eingekauft. Mit der Fähre über den Fluss. Zum Abendessen Würstchen auf dem Holzfeuer gebraten. Die Unterkunft ist äusserst primitiv: Kein Strom, keine Wasserhähne, heisses Wasser zum Waschen muss mit einem Holzofen erhitzt werden. Ein Mädchen möchte morgen zum Tombstone Nationalpark mitgenommen werden. In der Nacht ist es recht kalt. Ich mache Feuer im Gemeinschaftsraum. Internet funktioniert nicht, das Signal ist zu schwach. 17.9.2008 Dawson City Ich wache um sechs Uhr früh auf wegen Durchfall. Entfache das Feuer des Badezimmerofens. Das ist keine leichte Aufgabe, denn es ist kaum noch trockenes Holz übrig. Um acht Uhr informiert mich das Mädchen dass sie in der Nacht krank geworden ist und nicht mit uns fahren kann. Wir überqueren den Fluss mit der Fähre und parkieren vor dem Internetcafé, wo wir unsere E-Mails empfangen und beantworten. Ich skype mit Bindersgarten und finde heraus, dass es Otto Egloff gut geht. Im Supermarkt kaufe ich ganz billige schwarze Schokolade gegen meinen Durchfall. Wir fahren in Richtung Tombstone Nationalpark. Aber wir Dawson City verlassen, wird der Regen immer stärker und der Nebel dichter. Es macht keinen Sinn, fortzufahren. Wir drehen um und fahren zurück nach Dawson, wo wir beim Besucherzentrum halten. Es wird uns empfohlen, an einer geführten Stadtbesichtigung teilzunehmen. Diese hat gerade erst begonnen, wir können uns dazugesellen. Ein junger Mann, gekleidet wie in 1897 erzählt uns über die Huren in der Second Avenue, die zwei Banken (die erste in einem Holzgebäude, das mit Pressstahl verkleidet ist und wie aus Stein gebaut aussieht, genauso wie die Freimaurerhalle), das Postamt und viele andere Gebäude. Wir kehren zum Besucherzentrum zurück, wo wir erfahren, wir dass wir Harrington's Store besuchen sollten, dann weiter zum Claim 33 um Gold zu waschen. Wir fahren nach Bonanza Creek Road. Bei Claim 33 sind wir sehr überrascht, ein Dampf-Eldorado vorzufinden: Der Eigentümer, Jerry Byden, ist ein Dampf-Enthusiast und hat eine Vielzahl von historischen Dampfmaschinen, vor allem aus den 1898s, die er auf verlassenen Claims gefunden hat und hat einige von ihnen bereits vollständig restauriert. Erstaunlich ist der ausgezeichnete Zustand: Das kalte und trockene Wetter bewahrt die Maschinen perfekt. Wir plaudern stundenlang mit ihm, während er uns alle seine Schätze zeigt. Er hat sogar ein paar Kessel und Maschinen mit Heizkesseln. Interessant war eine Dampfmaschine, die auseinandergebrochen ist, als sie neu war und dann zusammen geflickt wurde (und ein abgebrochener Zahn eines Zahnrades mit einem groben Ersatz versehen wurde) und danach tatsächlich funktionierte. Wir haben dann etwas Goldwaschen ausprobiert. Ich habe eine ganze Menge Gold Nuggets herausgewaschen. Kaum zu glauben, dass das Gold hier seit mehr als 100 Jahren gewaschen wir und es gibt noch immer mehr! Wir können diesen faszinierenden Ort kaum verlassen. Als wir es schliesslich tun, fahren wir weiter zur Dredge Nr. 4, das war einer der Schwimmbagger verantwortlich für die Kieshalden, die wir auf dem Weg nach Dawson City gesehen haben. Der Schwimmbagger gräbt seine eigenen Kanal, der sich mit Wasser füllt, damit er schwimmt. Diesen füllt er hinter sich mit einem Kieshaufen. Der Sand wird herausgefiltert und das Gold herausgewaschen. Diese Schwimmbagger sind seit 1900 im Dienst. Dredge 4 funktioniert nicht mit Dampf, sondern mit Strom, der kommt aus Wasserkraftwerken. Wir fahren zu Discovery Claim, der Claim, wo das erste Gold gefunden wurde. Dann kehren wir zurück in die Stadt. Auf dem Weg organisieren wir einen Campingplatz vor Ort für die Nacht, mit warmen Duschen und Internet. Wir besuchen dann die Jack London Cabin und das angrenzende Museum, wo wir mit der Dame lange plaudern. Sie ist sehr besorgt über den aktuellen Börsen-Crash. Die echte Jack London Cabin wurde in den 1960er Jahren abgebaut und die Hälfte davon wurde für die Hütte hier und die Hälfte davon für die Hütte in Oakland verwendet. Also haben beide Hütten 50% neue Teile. Wir setzen fort zur Robert-Service- Hütte, jedoch ist sie weit weniger beeindruckend. In der Nähe befindet sich die noch bewohnte Haus Pierre Berton. Wir besuchen noch das ziemlich heruntergekommene Guns and Ammo Building. Zurück in den Supermarkt, wo Alex etwas zu essen und ich einige Bananen kauft. Wir fahren dann auf die Anhöhe der Midnight Dome Road, von wo aus wir eine gute Sicht auf die vernebelte, teilweise sonnige Stadt, die Yukon und den Klondike Flüsse und das Bonanza-Tal haben. Wir fahren dann zum Bonanza Gold RV Park, wo wir das Internet ausgiebig nutzen.
USA (Alaska) 18.9.2008 Dawson City-Fairbanks Wir wachen um sieben Uhr früh auf und geniessen die warmen Duschen. Um 8:30 - 134 -
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Uhr fahren wir ab, nehmen die Fähre über den Yukon Fluss und fahren auf dem „Top of the World Highway“ weiter, ein euphemistischer Name für eine drittklassige, schlammige Naturstrasse mit vielen Schlaglöchern. Es hat dichten Nebel und es regnet leicht. Ich fahre recht schnell, damit die Fahrt nicht allzu holprig wird. Als wir nach Alaska kommen, sind die Grenzformalitäten freundlich und problemlos. Im nächsten Dorf, ein paar Häusern mit dem Namen Boundary, tanken wir auf - für 6 Dollar pro Gallone. Wir fahren stundenlang auf der schlechten Naturstrasse, durch offensichtlich abgebrannte und verdorrte Wälder. Das Auto ist mit einer dicken Kruste aus Dreck beschichtet. In Chicken (der Name stammt vom Ptarmigan oder Bush Chicken, ein einheimischer Vogel) wir besuchen den riesigen Schwimmbagger (welcher zur Goldgewinnung verwendet wurde). Wir sehen eine guterhaltene Dampfmaschine und ein originelles Schneemobil das jemand offensichtlich rund um einen Rasenmähermotor gebaut hat. über den Taylor Highway, der besser und besser wird, je näher wir an den Alaska Highway kommen, fahren wir zur Tetlin Junction. Das Wetter ist viel besser geworden und es ist jetzt ein wunderschöner Herbstnachmittag. Wir gelangen zurück auf den Alaska Highway. In Tok sehen wir einen ungewöhnlichen Parkplatz für Sportflugzeuge direkt am Highway, gegenüber steht ein Dampfkessel auf Rädern, wahrscheinlich von den Goldgräbern für das Auftauen des Permafrostbodens verwendet. In Delta Junction fahren wir an russischen Häusern und einer russischen Kirche vorbei. Wir sehen ein paar Farmen, sogar Kühe. Wir besuchen den Clearwater State Recreational Site, die etwas enttäuschend ist, nur ein Flüsschen. Dann zurück zum Alaska Highway wo wir die fantastische Brücke der Trans Alaska Ölpipeline sehen. Ein wenig weiter biegen wir ab zum Quartz Lake. Wir sehen einen weiteren Teil der Pipeline, der auf den typischen Pfählen im Permafrostboden steht. Quartz Lake ist recht hübsch, mit einem Camping und vielen Wildenten. Von hier fahren wir weiter nach North Pole, wo Tausende von Kinderbriefen jede Weihnachten eintreffen. Wir kaufen etwas zum Essen im Supermarkt, essen das Abendessen und fahren weiter in Richtung Fairbanks. Wie wir den Roads End R/V Park sehen, halten wir für die Nacht - wir können hier im Auto schlafen, es hat warme Duschen und Internet. 19.9.2008 Fairbanks-Nenana Die Nacht ist bitterkalt. Trotz der dicken Schlafsäcke frieren wir wie die Schlosshunde. Es ist um den Nullpunkt draussen. Am Morgen eine wunderbar heisse Dusche. Ich schreibe noch schnell ein Email an Zach, der mit mir nach Seattle fahren wollte. Dann fahren wir nach North Pole, wo wir bei McDonalds frühstücken. Danach ist die Post offen, ich sende meine Postkarten ab. Grosse Überraschung: Das Porto ist viel billiger als in Südamerika. Wir besichtigen noch das Santa Claus House, wo es in einem Gehege Rentiere hat. Danach fahren wir nach Fairbanks, wo wir erst zu Home Depot fahren und einen Heizlüfter und ein Verlängerungskabel kaufen. Dann parkieren wir in der 3rd Street, um das Stadtzentrum zu erkunden. Es hat nicht viel zu sehen: Ein paar Läden in 2nd Street, ein Tourismusbüro in 1st Street. Wir fahren zum Pioneer Park. Zwar sind alle Sehenswürdigkeiten wegen Saisonende bereits geschlossen, jedoch hat es eine Vielzahl historischer Blockhäuser, die hier einen Museumsplatz gefunden haben. Es hat auch eine Beechcraft von 1942, einen Schneetraktor auf Spiralzylindern, einen Heckraddampfer (die Nenana) und einen historischen Bahnhof. Mittagessen beim Burger King. Zum Museum of the North in der University of Alaska, wo es viele Ausstellungsstücke zu den Themen Wildtiere, Leben der Eskimos und eine Kunstsammlung hat. Einmal mehr schlimmer Durchfall. Auf dem Highway No. 3 Richtung Anchorage. Auf dem Weg stelle ich fest, dass das schlimme Geräusch, das mein Auto seit einiger Zeit macht, von einer losen Riemenscheibe kommt. Ein Gummieinsatz hat sich zerbröselt. Leider kann ich hier nichts reparieren. Zach ruft an, dass er nicht mit uns nach Seattle mitkommen kann. Wir übernachten in Nenana im Nenana RV Park, wo es Steckdosen hat, so dass wir das Auto heizen können. 20.9.2008 Nenana-Anchorage Bereits um sechs Uhr wache ich auf. Die Nacht war, wegen dem Ofen im Auto, warm. Ich husche durch den eiskalten Morgen zum Toilettengebäude, wo ich eine wunderbar warme Dusche nehme und danach einen heissen Kaffe geniesse. Wir laden das Auto und fahren los. Um die Mittagszeit kommen wir im Denali Nationalpark an. Das Visitors Centre ist wegen Saisonende bereits geschlossen. Wir fahren die 15 Meilen, die jetzt nach Saisonende noch offen sind, in den Park hinein. Es hat eine grosse Baustelle, danach ist die Strasse gut. Wir fahren vorbei an verschneiten Bergspitzen, Nebelschwaden, Steppengras. In Savage River müssen wir das Fahrzeug wieder wenden. Danach fahren wir weiter durch die verschneite Bergwelt Richtung Anchorage. Es fängt an, heftig zu schneien, doch der Schnee schmilzt gleich wieder. Stoppen beim Alaska Veterans Memorial. Wir fahren durch den Denali State Park. Mount McKinley können wir nicht sehen, er ist in dichten Nebel gehüllt. In Wasilla sind wir wieder in der Zivilisation. Wir stoppen im Museum of Alaska Transportation and Industry. Es hat eine fantastische Sammlung grösstenteils unrestaurierter historischer Autos, Lastwagen, Flugzeuge, Helikopter, Traktoren, Dampfmaschinen und Zügen. Da das Museum um 5 Uhr schliesst, müssen wir rasch machen. Wir treffen auf eine Gruppe von Autofreaks, die uns mit grosser Freude ihre aufgemotzten historischen Amerikanerautos zeigen. Danach sind es nur noch 30 Meilen bis nach Anchorage, wo wir im YHA Anchorage International Downtown Hostel unterkommen. 21.9.2008 Anchorage Nach einer kalten Nacht im ziemlich heruntergekommenen YHA beschliesse ich, dass wir uns dies nicht gefallen lassen müssen. So zügeln wir ins neue und ausserordentlich saubere und freundliche Arctic Adventure Hostel. Dann fahren wir in die Stadt hinein. Anchorage ist eine moderne Stadt. Wegen des moderaten Klimas hat es keinen Permafrost, somit können Hochhäuser aus Beton erstellt werden. Ich finde heraus, dass die defekte Riemenscheibe „Harmonic Balancer“ heisst. Wir fragen bei Schuck Motor Spares nach dem Preis - 135 USD - und dann bei Napa Spares - 30 USD billiger - aber beide haben ihn nicht an Lager. Dann erkunden wir die Innenstadt. Die 5th Avenue runter, dann zu Elderberry Park, Oscar Anderson House, Coastal Trail, Captain Cook Statue. Wir shoppen etwas in der 4th Avenue. Ich kaufe einen warmen Schlafsackeinsatz (mein Schlafsack hat sich nicht bewährt) und eine - 135 -
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Regenpelerine. Wir gehen dann zum Visitors Centre und lassen uns die verschiedenen Sehenswürdigkeiten erklären. Danach zum Aviation Museum, jedoch ist es weit weniger gut als das gestrige Museum. Es liegt aber an dem Seelein, auf dem die Wasserflugzeuge starten und wir sehen viele Starts und Landungen, sowie viele geparkte Wasserflugzeuge. Danach zum Earthquake Park, wo ein steiler Abhang zeigt, wo sich die Erdplatten aufeinandergeschoben haben. über den schlüpfrigen Abhang zum Strand, von wo aus man die Stadt im Abendlicht sieht. Dann zum Point Woronzof, wo man Cooks Inlet und die Anchorage Skyline sieht, möglicherweise ist der Berg in der Ferne der Mount McKinley. Startende Flugzeuge donnern über uns hinweg. Zu Wal-Mart, dann zurück ins Hotel, es giesst unterdessen in Strömen. Die Geräusche des Autos sind immer besorgniserregender, ich sollte wirklich Ersatzteile besorgen. Alex teilt mir mit, dass er von Anchorage zurück nach Miami fliegen wird. Er kann nicht warten, bis die Ersatzteile für das Auto eintreffen. Wir gleichen unsere Konti aus. 22.9.2008 Anchorage Alex packt. Ich telefoniere mit Volvo, aber die Reparatur wäre über 450 Dollar. Telefoniere mit dem letzten Ersatzteilladen, den ich noch nicht angefragt habe, aber er hat auch nichts an Lager. So bestelle ich den „Harmonic Balancer“ per Internet aus Texas. Brenne noch die letzten Hörbuch-CDs. Fahre mit Alex in die Innenstadt, wo wir das Polizeimuseum mit dem berühmten Hudson Polizeiwagen besuchen und dort einen längeren Video schauen. Danach kaufen wir Souvenirs ein - jetzt nach Saisonende viel günstiger. Dann gehen wir chinesisch essen. Ich bringe Alex zum Flughafen. Am Nachmittag kaufe ich ein paar Werkzeuge bei Sears und versuche erfolglos, den Harmonic Balancer zu demontieren. Er sitzt fest. Es ist schönstes Herbstwetter. In einem kleinen Army-Surplus-Laden kaufe ich einen Bohrer und eine Stahlstange, vielleicht kann man damit den Harmonic Balancer beim Lösen der Zentralschraube festhalten. Beim Nachtessen - nichts grosses, nur Getreideflocken - bricht ein Teil eines Zahnes ab. Das auch noch! 23.9.2008 Anchorage Am Morgen skype ich mit Alex und erfahre, dass er gut in Miami angekommen ist. Dann laufe ich zu Continental Volvo, wo ich etwas Informationen zu den anstehenden Arbeiten an meinem Auto einhole. Es ist bitterkalt. Im Laden der Heilsarmee finde ich eine gebrauchte Targus Notebooktasche für 50c. Zurück zum Hostel, wo ich Jose aus Guadalajara treffe. Mache Omeletten zum Mittagessen. Dann laufe ich in die Stadt. Besuche das Anchorage Museum, das eine gute Ausstellung zu den Gebräuchen der Inuit, eine Kunstsammlung sowie eine Ausstellung zur Geschichte Alaskas zeigt. Zurück zum Hostel. 24.9.2008 Anchorage Am Morgen eine Garage suchen gegangen. Finde Alpina Motors, die sich bereit erklären, meine Zentralschraube mit dem Schlagschrauber zu lösen - zu einem nicht bescheidenen Tarif. Warte den ganzen Tag auf das Teil. Pünktlich um 16:30 Uhr, wie im Internet angekündigt, kommt das Teil an. Ich fahre zu Alpina Motors, die Zentralschraube ist schnell gelöst. Doch jetzt kommt die Ernüchterung: Das mitgelieferte Abziehwerkzeug passt nicht. Die beiden Inhaber von Alpina Motors nutzen die Situation schamlos aus: Ich muss jetzt 80 Dollar bezahlen, damit sie mit ihrem Abziehwerkzeug den Harmonic Balancer abziehen - eine Arbeit von 20 Minuten. Ich zahle halt die 80 Dollar, montiere den Kühler und die Keilriemen zurück. Dafür ist mein Auto ab sofort wieder fahrtüchtig. Morgen kann ich Seward besuchen. 25.9.2008 Anchorage-Seward-Anchorage Mit dem Auto Richtung Seward gefahren. Immer wieder angehalten, fotografiert, die Natur beobachtet. Es hat bis auf ca. 500 Meter herunter geschneit. Das Wetter ist neblig und bedeckt. Ich versuche, Beluga-Wale zu finden, aber es hat heute keine. Der Herbst ist hier erst am Anfang, während er in Fairbanks bereits vorüber war: hier sind die Blätter grün und gelb, in Fairbanks hatten die Bäume bereits keine Blätter mehr. In Seward laufe ich erst etwas der jetzt nach Saisonende verlassenen Strandpromenade entlang. Die Sonne schafft es nicht, durch den Nebel hindurchzustossen. Laufe etwas durch die Altstadt (erbaut 1906). Besuche das Museum, eine Sammlung von allerlei Krimskrams, das Eintrittsgeld nicht wirklich wert. Ein alter Herr mit langem Bart sitzt an einem Laptop und tippt. Zum Hafen gefahren. Dann zum neun Meilen ausserhalb Sewards liegenden Exit-Gletscher gefahren. Dort treffe ich ein deutsches Ehepaar. Zurück nach Anchorage. Fülle alle Kanister mit billigem Benzin.
Kanada (Vancouver) 26.9.2008 Anchorage-Haines Junction Um acht Uhr hole ich Steve und Noah ab und wir beginnen, Richtung Tok zu fahren. Am Matanuska Gletscher halten wir an und laufen zum Gletscher. Aber die Distanz zum Gletscher scheint riesig, viele Meilen weg. Wir kehren zum Eingang zurück, wo man uns sagt, dass wir $15 Eintritt bezahlen müssten und dann mit dem Auto zum Gletscher fahren könnten. Wir wollen aber nicht zahlen und gehen. Aber den Gletscher haben wir trotzdem ziemlich gut gesehen, einfach nicht ganz nah. Wir fahren weiter bis Tok, wo wir etwas Lebensmittel einkaufen. An der kanadischen Grenze werden wir eine langen, aber freundlichen und unproblematischen Einreisprozedur unterworfen. Endlich kommen wir nach Haines Kreuzung, wo wir an einem Rastplatz halten. Ich schlafe im Auto, Steve und Noah im Zelt. 27.9.2008 Haines Junction-Iskut Es ist stark unter Null, als wir um 5:30 Uhr aufwachen. überall Eis. Die Nacht war so kalt, dass ich kaum noch die Hände bewegen kann. Mit grosser Mühe fülle ich Benzin aus einem Kanister ins Fahrzeug. Wir fahren dann weiter. Schöner Sonnenaufgang. Wir sehen Elche, einen Fuchs, einen weissen Wolf, Rentiere und eine Wolverine. In Rancheria gebe ich die Zange zurück, die der freundliche Besitzer im Motorraum vergass, als er meinen Kühlerventilator überbrückte. An der Kreuzung 37 füllen wir nochmals auf und biegen zum schönen Stewart-Cassiar - 136 -
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Highway ab. Wir fahren stundenlang, ohne ein anderes Auto zu sehen. Als wir in Dease Lake tanken, sagt man uns, dass in Iskut ein Campingplatz noch immer offen sei. Wir finden ihn aber nicht, dafür halten wir bei Bear Paw Camping, das von einem Tiroler betrieben wird. Ich nehme eine wunderbare warme Dusche. Steve und Noah machen ein Lagerfeuer und sitzen darum herum, singen und machen Musik. 28.9.2008 Iskut-Quesnel Wir stehen wieder früh auf und fahren weiter. Aber es gibt nur wenige Tiere zu sehen, einmal sehe ich ein Tier, vermutlich ein Reh, am Strassenrand. In Bell II tanken wir nur 10lt und weiter bis zur Kreuzung, wo wir den Inhalt des Kanisters aufbrauchen und den Rest auffüllen. Kurz vor Moriceville sehen wir eine Bärenmutter mit zwei Jungen, ganz in der Nähe zum Dorf. Es ist eindeutig ein Schwarzbär, nicht ein Grizzly. In Smithers suchen wir lange ein Internet-Café und finden schliesslich den Safeway Supermarkt mit kostenlosem WLAN-Zugang. Wir schlafen auf einem Rastplatz nach Quesnel. 29.9.2008 Quesnel-Vancouver Einmal mehr fahren wir um sechs Uhr früh weiter. Es ist schönes, sonniges Wetter. Wir halten beim 100 Mile House, um das Internet zu nutzen. Mache eine Reservation im Pender Lodge Youth Hostel in Vancouver. Skype mit Christa Burger. Wir fahren weiter, entscheiden uns die malerische Strasse über Whistler zu nehmen. Schöne Ausblicke. Ab Whistler, einem modernen Skisportort, ist die Strasse eine einzige Baustelle. Sie verbreitern die Strasse für die olympischen Spiele 2010. Wir fahren mit 50 km/h an schönen Fjords vorbei nach Vancouver. Obwohl sie keine genaue Adresse haben, finden meine zwei Passagiere ihr Ziel leicht. Ich lade sie in Nanaima Road aus und fahre dann zur nicht allzu weit entfernten Pender Lodge Jugendherberge, wo ich einen Parkplatz finde und unterkomme. Etwas besorgniserregend sind die vielen Obdachlosen in der Gegend. Ich teile das Zimmer mit Delfine aus Frankreich. 30.9.2008 Vancouver Nach so vielen Tagen mit wenig Schlaf und ohne Dusche geniesse ich es, ein wenig länger zu schlafen und eine heisse Dusche zu nehmen. In die Innenstadt. Zur Gastown Dampfuhr. Diese wird in der Tat von einer kleinen Dampfmaschine angetrieben! Offenbar rund 100 Jahre alt. Laufe dann zum Canada Place, ein Schiffssteg für Ozeanriesen mit Ausstellungshalle und Einkaufszentrum. Von dort gibt es eine gute Aussicht auf den Container-Hafen und die Waterfront. Eine luxuriöses Kreuzfahrtschiff liegt vor Anker. Ich gehe zur Touristeninformation und frage nach einer Anleitung zu einem historischen Stadtrundgang und einige Informationen über Grouse Mountain. Es wird mir empfohlen, zu Fuss den „Grouse Grind“ zu laufen, da die Seilbahn nach unten nur $5 kostet und danach den Capilano Regional Park zu besuchen. Ich fahre also mit dem Seabus zum Lonsdale Quay, wo ich auf Bus 236 umsteige und bis Grouse Mountain fahre. Ich beginne den Grouse Grind zu laufen, ein sehr steiler Wanderweg von 7 km auf den Berg hinauf. Mir wurde gesagt, es dauere 2.5 Stunden, um bis nach oben zu gelangen, aber ich komme dort nach einer Stunde und vier Minuten an. Ich besuche das Bärengehege, wo zwei grosse Grizzly-Bären gehalten werden. Ich wohne dann der Holzfäller-Show bei ... nicht umwerfend. Ich kaufe ein Ticket für die Seilbahn nach unten. Die Fahrt ist sehr beeindruckend. Ich laufe dann zu Fuss in Richtung Capilano, zum Capilano Regional Park, überquere den Damm und laufe auf der anderen Seite nach Süden. Bei der Autobahn 1 I laufe ich entlang der Autobahn. Auf der Capilano Strasse sehe ich einen Bus 236, aber er hält nicht, so dass ich weiter in Richtung des Busses laufe. Ich verlaufe mich ein wenig, muss darum jemanden fragen, finde die 236 Bushaltestelle rasch. Nach einer kurzen Zeit kommt ein weiterer 236 und nimmt mich mit. Als er zum Seabus kommt, ist letzterer gerade am Abfahren. Auf der anderen Seite bin ich ein wenig ratlos mit dem Bus zurück zum Hostel. Eine Passantin sagt mir, wo die Busse halten, aber will Geld dafür - eine weitere Obdachlose. Die Stadt ist voll von ihnen. Ich steige an der Ecke Hastings Street und Gore aus. überall Obdachlose. Einige sind offen am Drogen verkaufen, andere sind daran, sie sich zu spritzen. Ich laufe schnell zurück ins Hostel. 1.10.2008 Vancouver Am Morgen beginne ich mit dem Stadtrundgang. Ich entschliesse mich, mit dem Gastown zu beginnen. Gastown wurde 1867 von Captain John „Gassy Jack“ Deighton gegründet. 1886 wurde die Altstadt von einem Feuer vernichtet. 1884 wurde bekannt, dass die Canadian Pacific Railway bis hierher fahren würde, worauf die Grundstückpreise in die Höhe schossen. Ich besichtige das Europe Hotel in 43 Powell Street, das Captain French Building in 41 Alexander Street, das Dunn Building in 110 Carrall Street, den Byrnes Block in 2 Water Street, den second Ferguson Block in 6 Powell Street, das Hotel in 210 Carall Street, den Lonsdale Block in 8 West Cordova Street, das Stanley Hotel in 36 Blood Alley Square, leider kaum zugänglich, da gerade gebaut wird. Die Passage, belagert von Obdachlosen, wurde geschlossen. Dann das Dominion Hotel in 92 Water Street, den modernen Gaslight Square in 131 Water Street als gelungenes Beispiel eines integrierten Neubaus, das First Malkin Warehouse in 139 Water Street (früher auf Stelzen), das Edward Hotel in 300 Water Street, das Hudson House in 321 Water Street, das Kelly Building in 36165 Water Street, den Holland Block in 364 Water Street, den Horne Block in 311 West Cordova Street, den völlig eingerüsteten Freimaurertempel in 301 West Cordova Street, das moderne Unitel Building in 175 West Cordova Street als Beispiel der geplanten Neugestaltung, die dann glücklicherweise nicht weitergeführt wurde und das Leckie Building in 170 Water Street. Viele der historischen Backsteinbauten sind liebevoll renoviert worden. Das lässt aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Gastown noch lange kein Yuppiezentrum ist, denn es wird nach wie vor von Randständigen dominiert, die fast jeden Hauseingang besetzt halten. Ich beginne dann mit dem Stadtkern Rundgang. Dieser hält sich vor allem an Kunstwerke. Er beginnt bei der Vancouver Art Gallery Ecke Robson/Hornby. Die Kunstwerke rund um die Gallerie sind momentan nicht zu besichtigen, da alles wegen Bauarbeiten abgesperrt ist. Gegenüber rund ums Gerichtsgebäude besichtige ich die Skulptur „Spring“von Alan Chung Hung und die Skulptur Primary #9 von Michael
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Banwell, dann laufe ich auf der Terrasse bis zum Gerichtsgebäude, wo ich die Skulptur Themis, Goddess of Justice besichtige. Wie ich ein Bild mache, kommt einer gerannt und ruft, dass keine Fotos erlaubt sind. Die Installation 100000 Doorknobs von Jöy Morgan besteht aus Hahnen- und Türgriffen, die in Kunstharz im Boden eingebettet sind. Leider ist der Kunstharz bereits blind. In einer Papeterie finde ich endlich ein Schlosskabel für den Notebook. Einige folgende Kunstwerke finde ich nicht. Im Park Ecke Hastings/Hornby finde ich die Skulptur Working Landscape, drei Pflanzenkisten und Bänkli auf langsam rotierenden Scheiben. In 999 West Hastings besichtige ich den Wandteppich der Vancouver Skyline von Joanna Saniszkis. Die Fountain of the Pioneers in Burrard ist originell, die Skulpturen The Builders von Joyce McDonald und The Vessel von Dominique Valade sind wenig eindrücklich. Im Garten von 1201 West Pender ist eine kleine Skulptur von Gerhard Class und in der Eingangshalle Metallreliefs von George Norris. In Bute Street finde ich - hinter Glas - die Glasskulptur Persian Wall von Dale Chihuly. Ebenfalls hier finde ich die Installation New Currents, an ancient stream von Gwen Boyle, mit zwei Bollensteinen in einem Becken mit Wasserfall. In 1111 West Georgia steht Spirits in a Landscape von Abraham Anghik. Das Sperrholz-Wandbild Primavera in 1075 West Georgia Street ist sehr kommerziell, dafür sind die hölzernen Ksan Murals von Chief W. Harris, Chief A. Joseph, E. Moldoe, K. Mowatt, A. Sterritt und V. Stephens in der RBC in West Georgia Street sehr eindrücklich. Gegenüber steht die Christ Church Cathedral von 1895, eine der ältesten Kirchen der Stadt. Völlig banal sind die Verkleidungen der Dampfheizungsventile von Susan Ockwell und Jill Anholt. Die Wandskulptur Symbols of Cuneiforms an der ehemaligen Bibliothek sind typisch 60er Styl. Sehr originell ist das Pendulum von Alan Storey in der HSBC in 885 West Georgia Street. Das riesige Pendel schwingt wirklich! Hier stehe ich wieder vor der Vancouver Art Gallery, mit der B.C. Centennial Fountain von R.H. Savery und A. Svoboda, den beiden Granitlöwen von Timothy Bass und John Bruce und dem König Edward VII Brunnen von Charles Marega. Zurück zum Hostel. Skype mit Christa. Verlängere meinen Aufenthalt im Hostel für eine Nacht. Kaufe in Chinatown Gemüse ein. Dann beginne ich die Tour von Yaletown. Yaletown war die Industriezone von Vancouver, die rund um den Lokschuppen der CPR entstanden ist. Als sich das Zentrum von Vancouver entwickelte, wurde Yaletown etwas vergessen und erst in der letzten Zeit entwickelte es sich etwas zu einem neuen Zentrum der Jungunternehmer, da hier die Mietpreise noch wesentlich günstiger und die Büros in den ehemaligen Lagerhäusern geräumig sind. Viele ehemalige Industriegrundstücke wurden unterdessen auch mit subventionierten Wohnungen überbaut. Das CPR Roundhouse ist leider geschlossen, die wunderschöne Lokomotive 374 nur durch die Scheibe sichtbar. Die Bill Curtis Plaza scheint unterdessen abgerissen worden zu sein. Das Yaletown Building, ein ehemaliges Lagerhaus, finde ich aber sofort. Die Yaletown Lagerhäuser hatten auf der einen Seite eine Bahnladerampe (heute Strasse), die heute vor allem als Stellfläche für Tische der Bistros dient. Besuche das Pericval Building in 1140-50 Hamilton Street, 1144 Homer Street (heute nur Garage), Yaletown Towers in 1241 Homer Street, heute durch einen Neubau ersetzt, Canadian Linen Supply Building in 1232-38 Richards Street, das noch im Art Deco Glanz daherkommt, das hässliche VLC Properties Building von 1993 in 600 Drake Street als Beispiel verdichteten Wohnens, das Yale-Hotel in 1300 Granville Street, wo mich der Besitzer kurz begrüsst und sich freut, dass Touristen sein Hotel besichtigen, ebenfalls ein dort einquartierter Koch, John Edwards. Das Gebäude 1200-1202 Granville ist ziemlich unauffällig, die gegenüberliegende Scotiabank in 1196 Granville protzig. Im 1000 Block of Granville Street ist auch eine HI-Jugendherberge untergebracht. Die Lightheart Apartments in 540 Helmcken Street wurden 1990 nochmals verdichtet und beherbergen Sozialwohnungen. Das Häuschen in 1021 Richards Street wurde bereits abgerissen und ein Hochhaus hingestellt, doch auf der anderen Strassenseite hat es noch ein paar andere solche Häuschen, allesamt bereits dem Abriss preisgegeben. Dasselbe Los hat das Sebring Auto in 1085-95 Homer Street ereilt. Immerhin steht das Gebäude 1090 Homer Street noch, wenngleich nur noch die Fassaden alt sind. Laufe auf dem Seawall Walk zurück ins Hostel, wo ich das gekaufte Gemüse mit Huhn koche. 2.10.2008 Vancouver Das Wetter ist heute bedeckt, es ist wahnsinnig dunkel. Ich laufe durch die Stadt in Richtung Stanley Park. Rascher als erwartet komme ich dort an. Laufe an der Lost Lagoon vorbei. Dann zu Beaver Lake, wo tatsächlich mehrere Biberburgen zu sehen sind. Weiter zum Ostufer, wo ich die Hängebrücke nach North Vancouver gut sehen kann. Dann laufe ich zu Prospect Point, gerade am Brückenkopf. Jedoch jetzt beginnt es in Strömen zu regnen, dementsprechend ist die Aussicht auf West- und North Vancouver nicht gut. Laufe zurück zu Beaver Lake und finde mich plötzlich wieder am Ostufer des Parkes. So laufe ich entlang Pipeline Street zurück in die Stadt, wo ich noch im Dollarstore Guetsli einkaufe. Zurück ins Hostel. Es kommen gerade zwei Radfahrer an, aber der Manager ist ausser Haus, die angegebene Telefonnummer falsch, ich kann ihnen leider nicht helfen. Laufe entlang Hastings zur Post, wo ich zwei DVDs für Sevi aufgebe. Dann laufe ich zurück, kaufe in Chinatown noch rasch Hühnchen und Kräutertee ein, dann zurück ins Hostel. 3.10.2008 Vancouver-Qualicum Beach (Vancouver Island) Früh am Morgen stehe ich und beginne, mein Auto laden. Ich fahre dann durch die Stadt, durch Stanley Park und über die riesigen Lion's Gate Hängebrücke nach Nord-Vancouver. In Horseshoe Bay habe ich gerade die frühere Fähre verpasst, so dass ich lange warten muss, bis sie endlich abfährt. Die Ueberfahrt ist teuer und dauert eineinhalb Stunden. In Nanaimo regnet es stark. Ich bin bereits zu spät. Ich fahre auf der Insel Autobahn Richtung Norden. Kurz vor der Qualicum Beach Ausfahrt hat es einen Unfall und ich muss einige Zeit warten, bis der Verkehr sich wieder bewegt. Ich finde rasch das Haus von Christa und Rudi Burger, die mich herzlich willkommen heissen. Am Nachmittag fahren wir nach Qualicum Beach, wo ich das Zentrum zu Fuss erkunde. Wir fahren dann am Strand entlang und sehen alle die von wohlhabenden Leuten entlang der Küste gebauten Villen. Zum
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Nachtessen macht Rudi riesige Sirloin-Steaks, aussen knusprig, innen noch rosa. Der ehemalige Flugzeugnavigator ist ein begeisterter Hobbykoch. 4.10.2008 Qualicum Beach (Westküste) Um 10 Uhr fahre ich los Richtung Westküste. Da das Internet gutes Wetter angesagt hat, halte ich nirgends, fahre durch Port Alberni durch und weiter Richtung Tofino. Kurz nach Port Alberni sehe ich zwei Autostopper mit viel Gepäck im Regen stehen. Ich halte, fahre zurück und nehme sie mit. Es sind zwei Baulehrlinge, die unterwegs nach Tofino sind, wo sie gutbezahlte Ferienjobs erwarten. Es regnet in Strömen. Die Strasse schlängelt sich durch die Berge, entlang einem Fluss. Ich fahre schnell, wohl zu schnell für den Regen. In Tofino lade ich die beiden aus, parke das Auto und sehe mir das auf einer zungenartigen Halbinsel gelegene Dörfchen zu Fuss an. Es regnet in Strömen und es bläst ein starker Wind, mehrere Male wird mein Schirm umgedreht. Tofino ist ein kleines Dörfchen mit viel Saisoninfrastruktur. Vor dem Dörfchen liegen kleine Inselchen, alle mit Häusern drauf. Ich besuche die Kunstgalerie von Roy Henry Vickers mit sehr beeindruckenden Kunstdrucken. Jedes Bild hat ein zweites Bild darin enthalten, das nur bei schrägem Hinsehen erkennbar ist. Die Preise sind klar erste Welt! Von hier fahre ich durch den Pacific Rim National Park. Halte erst beim Radar Hill, wo ich eine Tageskarte für 7.80 USD lösen muss, ziemlich eine Zumutung ausserhalb der Saison. Man sieht überhaupt nichts vom Aussichtspunkt, alles ist zugenebelt. Ich fahre dann zu Combers Beach, wo die Leute tatsächlich in Neopren-Anzügen am Surfen sind. Nächster Stopp ist beim Rainforest Trail, wo ich beide Sektionen A und B besuche. Der Trail ist ausgezeichnet gemacht, man läuft auf hölzernen Pfaden. Der Regenwald ist vergleichbar mit gemässigtem Regenwald in Chile, Argentinien, Venezuela oder Neuseeland. Mit dem Unterschied, dass die Bäume hier riesige Tannen sind. Von hier aus verlasse ich den Nationalpark und fahre nach Ucluelet, ebenfalls auf einer schmalen Halbinsel gelegen. Leider ist hier die Küste schlecht zugänglich, alles ist mit Einfamilienhäuschen zugebaut. Ich besuche den Hafen. Es regnet in Strömen. Das Hotelschiff Canadian Princess ist bereits für die Saison geschlossen. Fahre zurück. In Port Alberni tanke ich auf, fahre bis zu Cathedral Grove. Dort mache ich einen Rundgang durch den Baumriesenwald. Bis zu 75m hoch werden die Tannen hier. Auch hier ist es gemässigter Regenwald. Der Regen verhindert, dass ich gute Fotografien machen kann, überall erscheinen weisse Punkte der Regentropfen, die im Blitz reflektieren. Fahre weiter bis zu den Small Qualicum Falls, wo ich schnell - vor Einbruch der Dunkelheit, es ist bereits nach 6 Uhr - den Wanderweg zu den zwei Wasserfällen ablaufe. Dann fahre ich zurück nach Qualicum Beach zu Rudi und Christa. Die hatten sich schon Sorgen gemacht, dass ich eine Panne gehabt hätte. Rudi hat Sushi für das Abendessen bestellt - was für ein Fest! Wir sind sehr fröhlich, wozu der Sake sicher auch beiträgt. Bringe Rudis Powerpoint wieder zum Laufen. 5.10.2008 Qualicum Beach (Campbell River) Lange mit Rudi und Christa geplaudert. Um 11 Uhr kommt plötzlich die Sonne heraus und ich fahre los Richtung Norden. Ich nehme die alte Küstenstrasse 19a, fahre durch Qualicum Beach durch, Qualicum Bay, Bowser. In Fanny Bay nehme ich einen Autostopper mit, ein Holzfäller, der auf Denman Island arbeitet. Im Zentrum von Courtenay parkiere ich das Auto und lass ihn aussteigen. Dann erkunde ich die moderne Ortschaft zu Fuss. über die Stahlbrücke zum Simms Millenium Park, derweil ich mein Mittagessen verzehre. Danach laufe ich etwas durch die Strassen von Courtenay, bevor ich meine Reise fortsetze. Es geht zum nahegelegenen Comox, einem weiteren schönen Städtchen mit grosser Marina. Von Comox fahre ich weiter der Küste entlang nach Campbell River. Die Stadt besteht aus einer Marina und vielen Einfamilienhäuschen, aber ein eigentliches Stadtzentrum ist nicht zu erkennen, lediglich ein paar Läden entlang Dogwood Avenue. Fahre auf die Autobahn und zurück Richtung Süden. Bei Mount Washington biege ich ab und fahre auf die Berge hinauf. Erst komme ich an einem grossen Skiresort vorbei, jedoch hat es noch keinen Schnee und demzufolge sind Skilifte und Hotels noch eingemottet. Dann komme ich zum Strathcona Regional Park. Ich beginne den Wanderweg zu laufen. Laufe erst zum Helen Mackenzie Lake, wo ich lange mit Shelley, einer Tierärztin die ich auf dem Weg treffe, plaudere, dann zum Battleship Lake und zurück zum Parkplatz. Der Park ist wunderschön in seinen Herbstfarben. Eine Märchenlandschaft in den Farben gelb, hellgrün, rot und braun. Jetzt ist es bereits sechs Uhr und ich fahre rasch zurück nach Qualicum Beach, wo es nochmals soviel Sushi, wie ich essen kann, gibt. 6.10.2008 Qualicum Beach Heute ist es genau zwei Jahre her, seit ich von Thal losgezogen bin. Reinige mein Auto innen und aussen - es steht vor Dreck und hat soviel Yukon-Sand drin, dass es sich fast lohnt, den Sand nach Goldnuggets zu durchsuchen. Wir besuchen den Laden von Rudis und Christas Sohn. Danach besuchen wir noch den Qualicum Heritage Forest, ein Wald mit riesigen Douglastannen. Dann reinige ich Christas Auto innen auch noch. Montiere einen Gelsattel auf Christas Velo und wir üben etwas Velofahren - Christa ist seit Jahren nicht mehr auf einem Velo gesessen. Nach wenigen Minuten ist klar, dass sie es noch nicht verlernt hat. Zum Nachtessen werde ich zu Deez zu Hühnerflügeln und Cesar’s Salad eingeladen. 7.10.2008 Qualicum Beach-Victoria Wir plaudern noch lange am Morgen. Dann kommt der schwere Abschied. Ich werde mit einem riesigen Essenspaket ausgestattet: Hühnchen, Früchte, Tomaten. Dann muss ich mich leider verabschieden. Wir hatten es ausserordentlich lustig zusammen, da fällt der Abschied schwer. Fahre auf der Küstenstrasse Richtung Nanaimo. Durch Parksville und Nanoose durch. Das Wetter ist wunderschön, es scheint die Sonne und ich öffne sogar das Dach. In Nanaimo parkiere ich bei einem Shoppingcenter und bemächtige mich meiner Lunchbeutel. Dann laufe ich zum Promenade Drive, wo ich in einem kleinen Park esse. Danach erkunde ich Nanaimo. Es ist ein hübsches, modernes Städtchen mit vielen Läden und einer riesigen Marina. überall ertönen Musikinstrumente,
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da einige Barden am Singen sind. Besuche die Bastion, ein Wachtturm, gebaut von der Hudson's Bay Company in 1853 um die Kohlenminen zu beschützen. Dann laufe ich durch das Dorf und zurück zum Auto. Weiter in Richtung Victoria. Halte in Ladysmith, gleichen Namens wie die Stadt in Kwazulu-Natal, Südafrika, wo ich eine interessante Dampflokomotive sehe. Stoppe dann noch in Duncan, wo ich in einem Dollarstore kleine Stahlwinkelchen für die Reparatur der Verkleidung der Hecktüre finde. Das Wetter macht langsam zu, es beginnt etwas zu regnen und der Himmel bewölkt sich. Ich schliesse das Dach und fahre bis nach Victoria hinein. Dort finde ich dank Google Maps das Turtle Hostel sofort, wo tatsächlich ein Bett sowie - wichtiger - ein Parkplatz für mein Auto frei ist. Skype mit Christa und Rudi, bummle etwas durch Victoria. Es ist eiskalt. 8.10.2008 Victoria Zum Tourismusbüro gelaufen. Das hat aber noch nicht offen, so laufe ich zur Fähre und erkundige mich wegen der Fähre am Freitag. Es sei ganz ungünstig, wird mir gesagt, da es Thanksgiving-Wochenende sei und keine Reservationen möglich seien. Dann besichtige ich das Parlamentsgebäude von Britisch-Kolumbia. Zurück zum Tourismusbüro, wo ich ein paar historische Stadtrundgänge und Karten hole. Laufe zu St. Ann's Academy und dann erkunde ich den Beacon Hill Park. Danach beginne ich den „Secrets of the city - happy hauntings“ Rundgang: St. Ann's Academy, zwei indianische Gemeinschaftshäuser (Wawadit'la oder Mungo Martin House) mit zugehörigen Totempfählen, Helmcken House des ersten Arztes auf Vancouver Island, das erste Schulhaus der Insel, Empress Hotel, das ganz mit Efeu überwachsen ist, Roger's Chocolates, Murchie's Tea & Coffee, Old Morris Tobacconist, Bastion Lane mit Garrick's Head Pub, Bastion Square mit dem Maritime Museum. Der zweite historische Stadtrundgang heisst „Secrets of the city - forbidden city“: Market square, heute ein modernes Shoppingcenter, BC Produce Company, Hoy Sun Ning Yung Benevolent Association, die nur etwa einen Meter schmale Fan Tan Alley, wo früher Opiumhöhlen und illegale Spielhöllen waren, 500 Block Fisgard Street mit den vielen chinesischen Läden und der ehemaligen Chinese Consolidated Benevolent Association, Dragon Alley die früher zu den überfüllten Einwandererquartieren führte, Hart Block, früher unten Stall und oben Freudenhaus, 1800 Government Street, längstes chinesisches Gebäude der Stadt, Das Gebäude der Yen Wo Society mit dem ältesten chinesischen Tempel Kanadas im obersten Stock (hier verstehen alle nur chinesisch), dem Gott Tam Kung gewidmet, das farbenfrohe Gebäude der Chinese Public School, den Lee Mong Kow Way mit den modernen Fresken seiner Familie und das Tor des harmonischen Interesses, ein traditionell-chinesisches Tor, gebaut 1981. Im Dollarstore kaufe ich ein paar Guetsli zum Mittagessen und ein paar Kabel für den Computer. Weiter mit dem Stadtrundgang „Secrets of the city - Fools rush in“, den ich rückwärts absolviere: Die Backsteinbauten der unteren Johnson Street, Waddington Alley mit dem Holz-Kopfsteinpflaster, 515 Yates, wo Samuel Booths Goldnugget ausgestellt war, das ehemalige Ship Inn, erste Taverne vor Ort, heute nicht mehr betrieben, mit Gusseisensäulen davor, Bastion Square, Commercial Row in Wharf Street, ehemalige Läden und Lager mit Gusseisensäulen auf der Stirnseite, auf dem grossen Parkplatz gegenüber kann man noch Reste des Lagerhauses der Hudson's Bay Company erkennen, Dominion Customs House (Zollhaus), ehemalige Bank of Commerce in Government Street, ehemaliges Windsor Hotel Ecke Government/Courtney Street, heute mit Imitations-Tudor-Fassade, ehemaliger innerer Hafen, heute Empress Hotel. Jetzt bin ich am Anfang des nächsten historischen Stadtrundganges, „Secrets of the city - Law & Disorder“: 500 Block Humboldt, ehemaliger Kanaka Row (Hawaianer), Union Club, Government Street, 1001 Government Street wo 1915 der „Germania Singverein“ von wütendem Pöbel zerstört wurde, ehemaliges Bank of Montreal Gebäude, entworfen von Francis Mawson Rattenbury, Architekt des Parlamentsgebäudes und des Empress Hotels, Trounce Alley, ehemalige sündige Meile, Duck Building in Broad Street, ehemaliger Omineca Saloon wo das Skelett eines Goldsuchers gefunden wurde, Ecke Government und Pandora, wo früher eine Opiumfabrik stand, McPherson Theater, ehemaliges Polizeigebäude von Chinatown in Fisgard Street, Stadthaus. Da gleich die Führung durch das Parlamentsgebäude beginnt, laufe ich rasch dorthin. Nehme an der Führung teil, leider können wir den Ratssaal nicht betreten, weil soeben eine Sitzung stattfindet. Von hier laufe ich zum Craigdarroach Castle. Leider ist es bereits am Schliessen, wie ich dort ankomme, doch ich kann schöne Fotos im Abendlicht machen. Das eigenartige Schloss wurde 1887-1890 für den reichen Kohlenbaron Robert Dunsmuir gebaut. Er starb jedoch vor seiner Vollendung.
USA (Nationalparks, Südstaaten, Ostküste) 9.10.2008 Victoria-Detroit, OR Stehe früh auf, gehe zum Hafen, zur Black Ball Schiffsgesellschaft, die die Fähre Coho nach Port Angeles betreibt. Dort erfahre ich, dass es keine Reservationen gibt, ich solle einfach nach 10:30 Uhr das Auto dort parkieren. Es wird heute mit keinem Ansturm gerechnet. Dann gehe ich ins Royal British Columbia Museum. Ich beginne im zweiten Stock, es gibt eine Sonderausstellung „Free Spirit: Stories of you, me and BC“. Sie ist ganz interessant, zeigt ganz informal die Vielfalt der Bewohner von BC auf. Ich muss rasch das Auto auf den Parkplatz der Fähre stellen gehen. Da ich ein paar Minuten vor 10:30 Uhr dort bin, muss ich in einer Seitenstrasse warten, bis die frühre Fähre abgefahren ist. Dann gehe ich zurück ins Museum. Die nächste Ausstellung, „Living Land“, zeigt die Fauna von Britisch Kolumbien in sehr gut gemachten Dioramen auf. Im dritten Stock hat es eine eine Ausstellung über die Geschichte Britisch Kolumbiens, auf der linken Seite die der Ureinwohner, mit einem Kekuli (Untergrundhaus) und einem Kwakwaka wakw Langhaus sowie vielen Totempfählen. Auf der rechten Seite hat es eine Ausstellung der letzten hundert Jahre, mit einer in Originalgrösse gebauten Altstadt mit vielen Läden und Werkstätten, sowie einem funktionierenden Wasserrad und einem Nachbau des Hecks der „Discovery“ von Captain Vancouver. Jetzt muss ich zum Auto zurück, den Computer holen und rasch in einem Internetcafé checken, ob sich jemand als Mitfahrer - 140 -
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angemeldet hat. Aber nichts. So esse ich rasch zwei Stücke Pizza mit einem Coke - das wird mich für die Nacht wachhalten - und kehre nochmals für eine halbe Stunde ins Museum zurück. Dann ist es 14:30 Uhr, der Check-in für die Fähre beginnt. Ich erkläre dem Zollbeamten, dass ich gerne eine Verlängerung bis zum 30. Dezember hätte. Es wird furchtbar kompliziert - vor allem, weil das EDV-System Mühe hat, meine Daten zu speichern, ich muss meine Fingerabdrücke viermal machen und viermal in die Kamera schauen - aber schlussendlich kriege ich die Verlängerung. Die überfahrt mit der Fähre wird lediglich durch ein paar Killerwale aufgeheitert, die auf Steuerbord ziemlich weit weg ihre Spässe treiben. Dann kommen wir in Port Angeles an, wo ich sofort auftanke und weiterfahre. Halte dann jedoch bei einem grossen Dollarstore an und kaufe viele Lebensmittel ein. Die Strasse nach Olympia führt einem Fjord entlang und obwohl es fast dunkel ist, ist es wunderschön. Nach Olympia komme ich auf die Autobahn. Bei Centralia esse ich in einem Burger King Abendessen, ich bin der einzige Gast. Trotzdem kriege ich eine Quittung mit einer Nummer und als mein Essen fertig ist, wird meine Nummer aufgerufen. Damit ja nichts verwechselt wird? Ich fahre weiter. Umfahre Portland. Am Ende der Umfahrung parkt ein Polizeiwagen eigenartig auf der Einfahrt zur Autobahn. Dann fährt er mir nach. Ich verfolge ihn im Rückspiegel und fahre prompt kurz auf die weisse Linie, worauf er mich natürlich anhält. Da meine Papiere in Ordnung sind, kann ich kurz darauf weiterfahren. Man stelle sich in der Schweiz vor! Ist man da mal angehalten, kommt man nie ohne Busse oder Verzeigung weg, selbst wenn alles noch so in Ordnung ist. Ich fahre weiter, denn ich fühle mich überhaupt nicht müde. Mein Auto macht mir aber Sorgen: Der Auspuff röhrt immer lauter. Offenbar ist der Topf durch. Habe unterdessen ja schon 8000 Meilen draufgespult. In Salem biege ich auf die 22 ab und fahre Richtung Bend. Kurz vor Detroit (OR! nicht das andere) finde ich einen Rastplatz und lege mich dort im Auto drin schlafen. Es ist schon halb drei morgens. 10.10.2008 Detroit-La Pine, OR Um sieben Uhr morgens weckt mich der Lärm der vorbeifahrenden Lastwagen. Ich packe zusammen und fahre weiter. Langsam komme ich in den Schnee hinein: Die Bäume sind mit Schnee überzuckert, die Strasse jedoch trocken. Dann ist die Strasse auch mit Schnee bedeckt. Doch unter dem Schnee ist Splitt und eine schwarzgepfadete Fahrbahn. Ich komme an einem Geländewagen vorbei, der auf dem Dach auf der Leitplanke steckt und frage mich, wie er dies bei der gut gepfadeten und gekiesten Fahrbahn wohl geschafft hat. Telefonieren noch mit Wendell und kündige meine Ankunft an. Zwei Kilometer weiter zieht es mir plötzlich alle vier Räder weg. Ich versuche gegenzulenken, jedoch hat das Auto keinerlei Bodenkontakt mehr. Ich bin auf der Passhöhe angelangt, die Strasse ist waagrecht, es hat sich eine spiegelglatte Eisfläche gebildet und hier wurde weder Splitt gestreut noch gepfadet. Das Auto dreht sich wild. Jetzt nur keinen Zusammenstoss! Ein Auto kommt entgegen, kann jedoch ausweichen. Mit einem Dreher lande ich im Strassengraben der gegenüberliegenden Strassenseite, gottseidank in Fahrtrichtung der Gegenfahrbahn. Es sieht nicht danach aus, ob ich mit eigener Kraft da wieder rauskäme. Kaum bin ich ausgestiegen, kommt schon das Polizeiauto angefahren, das unterdessen die Problematik der Passhöhe erkannt hat und für Ordnung sorgen will. Ich nehme gerade das Abschleppseil aus dem Kofferraum, als ein grosser SUV hält und fragt, ob ich rausgezogen werden möchte. Ich sage begeistert zu, er nimmt eine Kette hervor, spult trotz Allrad heftig auf dem Glatteis und nach einer Minute steht das Auto - völlig schräg - auf der spiegelglatten Fahrbahn. Er will durchaus kein Geld. Auch zu Fuss muss man hier aufpassen, um nicht auszugleiten. Ich verabschiede mich und wende das Fahrzeug sehr, sehr vorsichtig - jeden Moment droht es wieder zu rutschen. Nach etwa 200 Meter ist das Glatteis zu Ende und die Fahrbahn ist unter dem Schnee wieder griffig. Ich fahre nach Bend, wo ich im Wal-Mart noch rasch etwas Oel kaufe. Dann fahre ich nach La Pine zu Anne’s und Wendell’s Haus, die beiden sind noch nicht da, sie sind am Unterschriften sammeln. Die beiden sind noch nicht da, sie sind am Unterschriften sammeln. Als sie zurückkommen, sind wir alle sehr glücklich, uns wieder zu treffen. Wir versuchen zu den beiden Seelein auf dem Berg zu fahren, jedoch hat es zu viel Schnee und Eis, trotz Allrad müssen wir wieder umkehren. Wendell, obwohl er blind ist, kocht Hühnchenauflauf zum Nachtessen. 11.10.2008 La Pine Heute muss ich meine Lenkgeometrie einstellen lassen, die Reifen nutzen sich aussen zu rasch ab und ich muss ein Loch im Auspuff flicken lassen. Nach dem Frühstück rufe ich ein paar Reifenhäuser an, doch alle sind vollgebucht. Wendell gibt mir ein Zweikomponentenkitt, mit dem ich das Loch im Auspuff problemlos flicken kann. Dann entschliesse ich mich, nach Bend zu fahren. In Bend lande ich erst im Dollarstore, wo ich mir was zum knabbern kaufe. Dann suche ich diejenigen Werkstätten, die das Telefon nicht beantwortet haben, auf, doch sie sind geschlossen. Dann fällt mir wieder die Goodyear-Werkstätte an Business 97 ein und ich halte dort an. Sie sind sehr freundlich, machen mir einen anständigen Preis und sind bereit, die Arbeiten sofort auszuführen. Während ich warte, mache ich die Übersetzung der Tagebücher der letzten paar Tage. Nachher gehe ich auf der anderen Strassenseite zum Columbia Wanderausrüstungsgeschäft. Ein wahres Eldorado für einen ewigen Weltreisenden wie mich! Alles von Columbia zu stark reduzierten Preisen. Ich kaufe Hosen, ein T-Shirt und wasserdichte Wanderschuhe für ganz wenig Geld. Nebenan ist der Nike Fabrikladen mit ähnlichen Preisen, aber ich kann nicht durch die ganze USA reisen mit einem Kofferraum voller Kleider, so muss ich mich beherrschen. Fahre zurück nach La Pine, wo ich mit Anne und Wendell bis in die späten Abendstunden plaudere. 12.10.2008 La Pine-Boise Anne und Wendell lassen es sich nicht nehmen, mich noch zu den Paulina und East Lakes zu bringen. Es ist bereits tiefster Winter hier oben, alles von Schnee und Eis bedeckt. Keine Touristen mehr. Die Strasse bös vereist. Danach bringen sie mich zurück, ich verabschiede mich und fahre ab. Die Fahrt nach Bend macht mir Sorgen: Beim Abfahren läuft der Motor nur auf drei Zylindern. Ich kann mir nichts anderes vorstellen, als ein Problem - 141 -
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mit der Zündanlage. So halte ich in Bend beim Wal-Mart und kaufe vier neue Zuendkerzen und ein Kerzenschlüssel. Doch beim Montieren stelle ich mit Schrecken fest, dass das eine Paket mit zwei Zuendkerzen einen anderen Typ enthält, zwar steht auch P-64 drauf, aber jemand hat die nachfolgende 6 abgerissen, in Wirklichkeit ist es ein P-646. Ich gehe zurück zum Wal-Mart, aber der Kundendienst hat eine lange Schlange. Nach fast einer Stunde Warten bin ich an der Reihe und kann mein Problem vorbringen. Die Zündkerzen werden ausgetauscht. Doch beim Montieren der vierten Zuendkerze merke ich, dass der Stecker innen völlig ausgebrannt ist. War wohl nicht ganz drauf und hat ständig gefeuert. Das war wohl das Problem. Ich laufe zum nahegelegenen Ersatzteilladen „Baxter Auto Parts“ und möchte auch gleich noch die ganzen verrotteten Vakuumschläuche ersetzen, wenn ich schon mal die Finger dreckig habe. Ich muss auch hier lange warten, weil der einzige Angestellte von allen Seiten mit Anfragen belagert wird. Endlich habe ich meinen Schlauch, nicht jedoch den Zündstecker, den sie nicht auf Vorrat hatten. Doch der Schlauch passt nicht, bei meinem Muster war bereits ein grosses Stück abgefallen, der Schlauch wäre viel länger, zudem etwas enger. Also nochmals zurück. Ich kriege problemlos andere Schläuche. Baue sie ein, sie sind viel dickwandiger wie die vorherigen, deshalb muss ich einiges umbauen. Endlich ist alles in Ordnung, lediglich der Zündstecker fehlt. Ich gehe zurück zum Ersatzteilladen und will bezahlen, doch der Verkäufer sagt mir, das sei schon in Ordnung, es sei gratis, „Welcome to America“. Das war wirklich nett. Ich fahre auf drei Zylindern weiter, denn ich will die neue Zündkerze nicht beschädigen. Beim Dollarstore parkiere ich das Auto und suche den Ersatzteilladen zu Fuss, denn ich bin mir nicht so sicher wo der ist. Endlich finde ich ihn und erhalte ein nicht ganz passendes Zuendkabel, das ich jedoch mittels Adapterstück passend machen kann. So läuft der Motor wieder auf allen vieren. Dann muss ich noch tanken, es ist eine lange Kolonne, muss lange warten. Schlussendlich darf ich nicht verkehrt an die Säule ranfahren, so muss der Tankwart den Schlauch wie wahnsinnig dehnen, dass er bis zum Tankstutzen auf der anderen Seite des Autos reicht. Endlich fahre ich los Richtung Yellowstone. Es ist bereits 14 Uhr. Das Wetter ist wunderschön, es scheint die Sonne und ich öffne das Sonnendach. Ich folge der Route 20 bis tief in die Nacht hinein. Kurz nach Boise halte ich auf einem Rastplatz und übernachte im Auto. 13.10.2008 Boise-West Yellowstone Die Nacht war eiskalt, es hat überall gefroren. Erst um acht Uhr ist Sonnenaufgang. So fahre ich etwa um neun Uhr ab, denn ich will nicht auf vereisten Strassen fahren. überall liegt ein dicker Reifen auf den Gräsern. In Mountain Home halte ich bei der Tourist Information und sende meine Emails ab. Die nette Dame plaudert lange mit mir, erzählt mir von ihren Söhnen, die allesamt Privatpiloten sind und fast alle irgendwie in der Aviation arbeiten. Ich fahre weiter auf der Route 20. überall viel Schnee. Alles ist gefroren. Einmal sehe ich am Strassenrand eine riesige Herde Rehe und Hirsche, die gemütlich direkt neben den Kühen grasen. Ich kann hier aber nicht anhalten und fotografieren, der Strassenrand ist zu schmal. Im Craters of the Moon Park, wo es riesige Lavafelder hat, halte ich an. Wegen des vielen Schnees ist leider nur gerade der erste Krater offen, denn die Strasse wurde nicht geräumt. über die Route 33 gelange ich direkt nach Rexburg, wo ich allerdings vor der Stadt abbiege Richtung West Yellowstone. In St. Anthony halte ich, jedoch bin ich zu spät um die 12 Meilen entfernten Dünen noch zu besichtigen, so fahre ich weiter. Der Weg nach West Yellowstone ist länger als erwartet und die Strasse teilweise vereist. Um 18 Uhr komme ich in West Yellowstone an. Versuche auf einer Campsite unterzukommen, aber sie wollen 30 USD für den Platz, so leiste ich mir den Luxus eines Motelzimmers im Pine Shadows Motel. Die Strassen sind alle mit Eis bedeckt, es hat überall Schnee. Und es wurde mir gesagt, dass der Winter erst nach dem Oktober einsetzen würde - wir haben tiefsten Winter hier. 14.10.2008 West Yellowstone Zur Touristeninformation. Ich bekomme ich detaillierte Anweisungen zur Planung meines Besuchs. Dann bin ich in den Park hinein. Entlang dem Madison River stoppe ich mehrere Male. Der Firehole Canyon Drive ist geschlossen. Ich erkunde stattdessen den Fountain Flat Drive und laufe ein paar Meilen auf dem Fahrradweg. Ich besuche Ojo Caliente, ein Geysir. Finde eine ziemlich frische Spur eines riesigen Grizzly. Ich schaue überall nach ihm, aber sehe ihn nicht. Ein Flugzeug kreist lange Zeit über mir, vielleicht hatten sie ihn erkannt. Besuche ein Geysir, der ein wenig Abseits des Weges ist, er spritzt kochendes Wasser. Ich laufe zurück zum Parkplatz. Die Sonne versucht durch die Wolken zu brechen. Auf dem Weg sehe ich einen Wolf auf der Strasse, ohne Angst vor Autos. Ich fahre fort mit Biscuit Basin und Black Sand Basin, beide mit einer Vielzahl von Geysiren und heissen Quellen. Es gibt bunte Bakterienmatten auf den Heisswassertümpeln. Dann besuche ich den Old Faithful, den bekanntesten Geysir von Yellowstone. Es gibt eine Menge ziemlich zahmer Bisons hier. Da der Geysir inaktiv zu sein scheint als ich ankomme, beginnen ich mit dem Geyser Hill Trail. Wie ich gerade am weitesten weg von Old Faithful bin, beginnt er, auszubrechen. Ich kann es von weit weg sehen, aber es hat Gegenlicht, es eignet sich nicht für Fotos. Mein linker Knöchel verursacht einmal mehr quälende Schmerzen. Also muss ich sehr langsam weiterhinken. Ich komme am Grand Geyser und Giant Geyser vorbei und kehre auf dem Fahrradweg zurück, sehe auf dem Weg noch Castle Geyser. Laufe zurück zu Old Faithful. Es ist fast eineinhalb Stunden nach dem ersten Ausbruch, der nächste ist nun fällig. Und in der Tat, nach ca. 15 Minuten warten, bricht Old Faithful aus. Er spritzt über 6m hoch. In der Zwischenzeit hat es begonnen, zu schneien. Ich fahre fort mit Firehole Lake Drive. Eine Menge weniger wichtiger Geysire und heisser Quellen. Ein großer See unter einer Dampfwolke, mit einer Herde von Bison, die an seinen Ufern weiden. Zwei Männchen kämpfen gerade neben meinem geparkten Auto. Ich fahre dann zurück nach West Yellowstone, nicht ohne dabei noch den malerischen Madison River Drive abzufahren. 15.10.2008 West Yellowstone Noch einmal verlängere ich meinen Aufenthalt im Motel, nachdem ich festgestellt habe, - 142 -
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dass auch heute ein eiskalter Tag wird und das übernachten im Auto kaum möglich scheint. Fahre einmal mehr bis zur Madison Kreuzung, dann biege ich aber nach links ab. Stoppe erst bei den Terrace Springs, Gibbon Wasserfall und dann bei den Beryl Springs. Das Norris Geyser Basin ist eine Ebene mit ganz vielen Geysiren, heissen Schlammbecken und heissen Quellen. Es gibt schöne Wege zu allen sehenswerten Stellen. Auf dem Weg sehe ich einen Wolf auf der Strasse, der sich uns Autofahrern fast „präsentiert“ und keinerlei Scheu zeigt. Nächster Stopp sind die oberen Terrassen der Mammoth Hot Springs, ähnlich wie in Pamukkale weisse Kaskaden. Viele heisse Quellen sind momentan aber nicht aktiv, die Kaskaden trocken. Dann fahre ich zu den unteren Terrassen, wo fast alle Quellen versiegt sind. Am Strassenrand steht die phallusartige Liberty Cap. Im Dörfchen Fort Yellowstone ist eine Herde Elk am Grasen. Obwohl man nicht sollte, stelle ich das Auto ab und gehe zu Fuss ganz nah ran, um mit meiner Kamera, die ja kein Zoom hat, Fotografien zu machen. Bis zu einem Meter kann ich problemlos ran. Zumindest nimmt mich keiner auf die Hörner. Von hier aus fahre ich nach Undine Falls, imposante Wasserfälle in einem steilen Felsentobel und Wraith Falls, kaum als Wasserfall zu erkennen, eher eine Wasserrutsche. Dann zum Petrified Tree, ein versteinerter Redwood Baum, steht wie ein richtiger Baum im Boden! Zu den Tower Falls, ein etwas verborgener kleiner Wasserfall inmitten von Sandsteinnadeln. Ab hier ist die Strasse gesperrt. Kehre wieder um, fahre zum Lamar Valley. Wie versprochen hat es hier viele Tiere, allerdings nur Bisons, die überall herumstehen, selbst auf der Fahrbahn und sich nicht daran stossen, dass man ganz nahe an ihnen vorbeifahren muss. Natürlich im Schritttempo! Die riesigen Tiere sind stoisch und friedlich. Es beginnt zu regnen. Beim Soda Butte, ein riesiger Konus einer ehemaligen heissen Quelle, um den ich noch herumlaufe, kehre ich um. Fahre zurück nach West Yellowstone, wo mich ein warmes Motelzimmer erwartet. Videounterhaltung mit Rudi und Christa. 16.10.2008 West Yellowstone-Jackson, Wyoming Als ich am Morgen West Yellowstone verlasse, schneit es. Es hat zwar nur eine dünne Schicht Schnee auf der Strasse. Ich fahre aber sehr, sehr langsam in Richtung Madison Junction. Die Wolken liegen tief, der Schnee fällt ständig. Bei Madison Junction biege ich einmal mehr links ab. Bei Norris Junction drehe ich rechts ab in Richtung Canyon Village. Die Strasse steigt an, den Schnee nimmt zu. Ich fahre noch langsamer. Bei Canyon Village erkunde ich schnell das Dorf - nichts besonderes, aber das Besucher Zentrum ist offen und ich besuche das Museum. Ich fahre dann über die Brücke über den Yellowstone River und halte am Ausgangspunkt der Onkel Toms Trails und dann am Artists Point, wo ich einen spektakulären Blick über den Canyon und die Wasserfälle habe. Treffe zwei Männer, einer aus Oregon und der anderen ein aus Pennsylvania, und mache eine Foto für sie. Fahre weiter zum Sulphur Cauldron (Schwefeltopf), einer heissen Schwefelquelle, und dem Mud Vulcan (Schlammvulkan), der heute nur noch eine SchlammQuelle ist. Bei Fishing Bridge (Anglerbrücke) stoppe ich wieder und erkunde die Einrichtungen und das Lake Village, das vollständig verlassen ist, geschlossen für den Winter. Zwei Meilen weiter halte ich bei Bridge Bay, wo es eine Marina hat, jetzt geschlossen für den Winter. Es schneit immer noch ein wenig, aber es schmilzt jetzt gleich wieder. Ich mache den Gull Point Drive mit einem malerischen Blick auf den Yellowstone-See. Als ich eine Menge Autos auf der Strasse sehe, halte ich an und in der Tat! es hat ein Grizzlybär mit einem getöteten Bison. Ich darf ihn durch eines der Teleskope beobachten und sogar ein Foto machen. Ich fahre dann weiter nach West Thumb, wo es eine andere Partie der heissen Quellen direkt am Ufer des Yellowstone-Sees hat, in einer ziemlich malerischen Umgebung. Ich fahre noch rasch zum Grant Village, das verlassen ist für den Winter, dann fahre ich am Lewis-See vorbei und verlasse den Park über den Südeingang. Hier beginnt der Grand Teton National Park Ich fahre an Flagg Ranch und Colter Bay vorbei. Bei der Jackson Lake Junction entscheide ich, die landschaftlich reizvollere Fahrt am Jenny Lake vorbei zu machen. Die Sonne kommt, ich kann sogar das Schiebedach öffnen. Besuche die Willow Flats, wo man viele Elche sieht, aber wegen eines Baches nicht näher rankann. Ich fahre um den Signal Mountain, habe schöne Sicht auf Jackson Lake und die Teton Bergkette. Mache die malerische Fahrt zum Jenny Lake und weiter zur Moose Junction. Von dort geht die Autobahn 89 bis nach Jackson. In Jackson versuche ich, im Hostel des Anvil Motel unterzukommen, aber sie sind ausgebucht! Im Winter! Also bezahle ich nur für eine Dusche, was mir erlaubt, das Internet zu nutzen. 17.10.2008 Jackson, Wyoming-Salt Lake City, UT Ich stehe um sechs Uhr auf. Die Nacht war eiskalt, mehrere Grad Celsius unter Null. Mein Schlafsack funktioniert nicht mehr, ich fror sehr. Die Windschutzscheibe gefror innen und aussen und das Eis ist so hart, dass man es fast nicht abkratzen kann. Ich hätte gerne einen heissen Kaffee, aber alles ist noch geschlossen in Jackson. Also fahre ich los. Die Sonne geht um acht Uhr auf. Es beginnt ein schöner Tag. Ich esse mein Frühstück bei Burger King in Afton. Jetzt fühle ich mich viel besser. Die Sonne scheint und ich kann sogar das Schiebedach öffnen. Ich fahre durch Geneva, es besteht nur aus ein paar Häusern. Nicht viel weiter ist Montpelier, eine ziemlich grosse Stadt und dann Paris, ein schönes Mormonendörfchen, aber immer noch in Idaho (sie dachten es sei in Utah als sie es gründeten). Am Bear Lake Aussichtspunkt erhalte ich Karten von Salt Lake City. In Logan, einer grossen Stadt, idyllisch an einem Abgrund gelegen, stoppe ich um zu tanken und esse ein günstiges, grosses und schmackhaftes Mittagessen in Smiths Supermarkt. Ich frage beim Tourismusbüro, wo Wal-Mart ist und fahre dorthin, um meinem Volvo das Oel wechseln zu lassen. Es stellt sich heraus, dass es irgendwo ein grosses Ölleck hat, aber es ist nicht zu lokalisieren. Ich fahre weiter durch sonnig Utah. Als ich auf die Autobahn I-15 gelange, wird der Verkehr dichter und es hat viele Baustellen, so dass ich schneller und aufmerksamer wie gewohnt fahren muss. Als ich zum Internationalen UTE Hostel in Salt Lake City gelange, rufe ich meinen Bruder Daniel an, während ich warte. Ich checke dann ein und bekomme kostenlos einen Teller leckerer Minestrone!
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18.10.2008 Salt Lake City Am Morgen zu Temple Square. Das Wetter ist wunderschön. Salt Lake City ist eine moderne Stadt, grosszügig angelegt, mit viel Grün und Wasserspielen. Besichtige erst den Temple Square, wo ich sofort von zwei „Missionarinnen“ zu einer Gruppe zugeteilt werde. Besichtigung der Statuen im Temple Square, dann das Visitor Centre North. Interessant die photorealistischen Gemälde der biblischen Geschichte. Die Führung wird sehr professionell von jungen Damen durchgeführt, immer eine aus dem Ausland und eine aus den USA. Wenn die eine spricht, schaut die andere die sprechende an und nickt. Wie bei einer TV-Werbung. Besichtigung des Beehive Houses, wo Brigham Young, der Stadtgründer, Mormonenführer, Eisenbahnpionier und erster Gouverneur von Utah gewohnt hat. Laufe Richtung Maurice Abravanel Hall, die leider geschlossen ist - drinnen habe ich eine Dale Chihouly Skulptur entdeckt. Auf dem Trottoir werde ich gefragt, ob ich gratis ein Brot wolle. Freudig wähle ich ein mit Käse überbackenes Brot aus - und esse das ganze Brot als Mittagessen auf. Zur Family History Library, wo ich nach meinen Vorfahren suche, leider ohne viel Erfolg. Aber es ist ein Erlebnis, hier drin zu recherchieren. Dann laufe ich zum Capitol Hill. Besichtige das Capitol von aussen. Zum LDS Conference Centre, wo ich erst an einer Führung des Daches teilnehme, dann an einer Führung durch das Innere. Das Zentrum ist topmodern. Innen ist alles vom Feinsten. Weiter zum Museum of Church History and Art, wo ich von meinem Guide David stundenlang in die Religion der Mormonen eingeführt werde, was mir ganz recht ist, denn bis jetzt weiss ich ja so gut wie gar nichts darüber. Danach plaudere ich noch mit seiner Frau, die ebenfalls im Museum als Guide arbeitet. Unterdessen ist es dunkel, der Abendhimmel ist schön gefärbt, ich laufe zurück ins Hostel. 19.10.2008 Salt Lake City Am Morgen früh in die Stadt gelaufen, zum Tabernakel, wo das Konzert des Mormonenchores stattfindet. Ich finde einen der besten Plätze, in der Mitte des Balkons. Das Konzert ist fantastisch, die Akustik des Tabernakels ausgezeichnet. Ich schneide Teile mit meiner Kamera (nur Ton) mit. Danach laufe ich zurück zum Hostel, kaufe auf dem Weg noch einen Thermostaten und baue diesen ein. Somit ist ein weiteres Teil, von dem ich nicht sicher bin, ob es noch gut ist, ersetzt. Dann fahre ich mit dem Auto zum „This is the place Heritage Village“. Die Häuser sind im Winter innen nicht zugänglich, doch kriege ich eine Fahrt mit dem „Zug“ (ein Ford F150 als Lokomotive verkleidet) und plaudere lange mit dem Chauffeur, dessen Vorfahren aus St. Margrethen kamen und Bruderer hiessen. Ein wenig Schweizerdeutsch versteht er noch. Dann erkunde ich das Dorf noch zu Fuss. Viele der ursprünglichen Siedlerhäuser wurden, als der Platz in der Stadt zu eng wurde, hierhin verbracht. Mittagessen bei „Carls Jr.“. Danach fahre ich zum Capitol, das ich von innen betrachte, zur Universität, wo ich mir auch das (leider geschlossene) Stadion anschaue. Zurück zum Hostel, wo ich versuche, meine Weiterreise zu organisieren. 20.10.2008 Salt Lake City Am Morgen früh zu Herms Volvo gefahren. Herm ist Holländer und repariert wirklich nur Volvos - und er kennt sie wie seine Westentasche. Wir suchen das Ölleck, aber der Motor erscheint dicht. Möglicherweise war der alte Ölfilter undicht. Er verlangt mir nur 21 USD - eine nette Geste. Der Auspuffflicken von La Pine ist abgefallen, drum fahre ich zu Autozone, kaufe eine Auspuffbinde und montiere sie. Hoffentlich hält diese etwas. Dann fahre ich zu Carls Jr. und esse einen riesigen Hamburger zum Mittagessen. Von hier ist es nicht mehr weit zum Utah Pioneer Museum, einer riesigen Sammlung von Pionier-Habseligkeiten, viel zu viel um in einem Tag anzusehen. Besonders hervorzuheben sind die guterhaltenen Ochsenwagen und die fantastische, frisch renovierte Dampffeuerspritze. Von hier aus fahre ich zur Bingham Canyon Mine von Kennecott Utah Copper, der grössten Tagebaumine der Welt, selbst vom Weltraum aus sichtbar. Das Erz enthält nur 1% Kupfer, das durch einen weitgehend mechanischen Prozess aus dem Erz reduziert wird. Von hier aus fahre ich an den Great Salt Lake. Ich parke bei einem Taj-Mahal ähnlichen Lagerhaus und muss rund eine Meile durch Salzkrusten und Sand laufen, bis ich das Wasser erreiche. Zu meiner grossen Überraschung hat es eine recht grosse Marina am See. Dann fahre ich zurück zum Hostel, google den nächstgelegenen Dollar Tree Store und fahre dorthin, wo ich Vorräte für den Bryce Canyon Trip einkaufe. 21.10.2008 Salt Lake City-Bryce Canyon Ich verlasse Salt Lake City um acht Uhr. Fahre auf der Interstate-15 und sehe ein Hinweisschild „Route 89“. Ich folge ihm und komme nach Lehi und Provo, ausgedehnte Städte mit viel Infrastruktur. Aber es geht viel zu langsam vorwärts, ich muss zurück auf die I-15. In Gunnison habe ich fast einen Zusammenstoss: Eine alte Frau fährt, ohne anzuhalten oder links oder rechts zu schauen, einfach quer über die belebte Route 89. Ich bin zwar langsamer als erlaubt, aber ich muss voll in die Bremsen stehen, um den Unfall zu vermeiden. Ohne ABS wäre das mit Sicherheit zweimal Totalschaden gewesen. Bei einem Burger King in Salina halte ich und esse einmal mehr einen riesigen Burger für ganz wenig Geld. Dann geht’s weiter, durch Panguitch durch bis zum Bryce Canyon. Bryce Canyon besticht durch seine Sandsteinformationen, die durch das Regenwasser in tausenden von Jahren zu Säulen ausgewaschen wurden. Die rötliche Farbe und das warme Abendlicht machen das noch schöner. Die meisten Aussichtspunkte sind am Abend am besten, deshalb muss ich mich sputen, um diese heute noch zu erkunden. Ich fahre erst bis zum Rainbow Point, wo ich den Bristlecone Loop Trail ablaufe und atemberaubende Aussichten geniesse. Es bläst jedoch ein enorm starker und eiskalter Wind. Dann halte ich am Black Birch Canyon, am Ponderosa Canyon, am Agua Canyon und bei der enorm eindrücklichen Natural Bridge, die eigentlich ein Bogen ist. Dann geht’s weiter zum Farview Point und eine lange Strecke ohne Aussichtspunkte, bis ich zu Paria View und Bryce Point komme. Unterdessen ist die Sonne schon fast zu flach, weite Strecken sind jetzt bereits im Schatten. Ich erkunde noch den umwerfenden Inspiration Point. Zum Visitors Centre, wo mir empfohlen wird, morgen meine beiden Tagespässe gegen einen Jahrespass für alle Pärke an Zahlung zu geben. Das werde ich gerne tun. Fahre noch zum Fairyland Point, der bereits mehr Schatten als Licht aufweist. Dann fahre ich zum Bryce Canyon Pines Zeltplatz, wo ich für die Nacht einchecke. Er ist zwei Dollar teurer als das Camping im Park, jedoch hat es Duschen und Internet. - 144 -
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22.10.2008 Bryce Canyon-Zion National Park Morgens um vier Uhr wird es eisig kalt. Ich schliesse den neugekauften Schlafsack, der bis -17C gut sein soll, ganz. Trotzdem merke ich wie kalt es ist. Wie ich um 7:30 Uhr aufwache, sehe ich riesige Eisblumen auf der Windschutzscheibe. Nehme eine warme Dusche, dann lasse ich alles so wie es ist im Kofferraum und fahre los, um mich mit der Autoheizung aufzuwärmen. Tausche meine beiden Nationalpark-Eintritte mit Aufzahlung von 30 USD in eine Jahreskarte. Jetzt muss ich für keinen Nationalpark mehr extra zahlen. Besuche erst den Sunrise Point und den Sunset Point, beide bitterkalt. Dann nochmals zu Inspiration Point, Paria View und Bryce Point. Eine Busladung Skandinavier ist gerade eingetroffen. Ich verlasse den Park und fahre Richtung Zion National Park. Erschrecke sehr, als ich in Mount Carmel Junction 2lt Öl nachfüllen muss. Es relativiert sich etwas, als ich merke, dass ich bereits wieder 800 Meilen (1300 km) gefahren bin, seit dem letzten Auffüllen. Als ich im Zion Nationalpark ankomme, fahre ich erst den Zion-Mount Carmel Highway in den Park hinein. Stoppe oft an malerischen Stellen. Erst kommt ein kurzes Tunnel, dann ein ziemlich langes, das nur im Einbahnbetrieb befahren werden darf, wohl weil es so schmal ist. Im Visitor Center erkunde ich mich erst nach der effizientesten Art, den Park zu besuchen, dann checke ich im Zeltplatz ein, eine unnötige Vorsichtsmassnahme, denn am Abend ist er nicht voll. Der Zion Nationalpark - welch angenehme Überraschung - darf nicht mit dem eigenen Auto befahren werden, sondern es gibt einen im Eintritt inbegriffenen Shuttlebus. Ich erkunde erst den Temple of Sinawava und absolviere den Riverside Walk, der in den Canyon hineingeht bis dorthin, wo er recht schmal wird. Dann fahre ich mit dem Bus bis Big Bend, wo ich ein paar Fotos mache, dann zu Weeping Rock, wo ich ebendiesen Felsen, eine überhängende Felswand von der Wasser abtropft, besuche. Dann zu Zion Lodge, wo ich erst zum lower Emerald Pool, dann zum mittleren und schlussendlich zum oberen Emerald Pool laufe. Entgegen der Beschreibung ist es keine stundenlange Wanderung, sondern lediglich ein paar Minuten. Von hier aus laufe ich zurück bis zum Grotto, etwa eine Meile entfernt. Dann fahre ich mit dem Bus zum Court of the Patriarch mit Sicht auf die drei Berge Abraham, Isaac und Moroni. Mit dem Bus zurück zum South Camping. Verbringe den Abend mit meinen Zeltplatznachbarn, Jens und Silke aus Osnabrück. 23.10.2008 Zion National Park-Monument Valley Ich fahre um acht Uhr ab, Richtung Page. An der Mount Carmel Kreuzung halte ich, um zu tanken und was zu trinken. Dann fahre ich weiter bis Page, wo ich kurz bei der Staumauer halte. Beim Aussichtspunkt treffe ich einen jungen Japaner, der mit dem Velo aus Alaska bis hierher gefahren ist. Im Burger King schletze ich einen Hamburger. Dann fahre ich weiter bis zum Navajo National Monument. Beim Tsegi Overlook erhalte ich einen Blick auf den Canyon. Ich laufe den Aspen Trail bis zum Restwald auf dem Canyongrund rund herum ist Steppe - dann wieder zurück und den Sandal Trail bis zum Betatakin Overlook. Interessant sind die Ruinen von Navajo-Behausungen aus dem 13. Jh. in einer Nische in der Sandsteinwand, die man auf der gegenüberliegenden Talseite sehen kann. Dann fahre ich weiter bis zur erstaunlich grossen Stadt Kayenta, mitten in der Wüste, und ins Monument Valley. Dort zahle ich Eintritt und Zeltplatz und fahre im Abendlicht los, um den Park zu erkunden. Die Strasse ist schlechteste Naturstrasse, eigentlich nur für 4x4 geeignet. Ich besuche West Mitten, East Mitten, Merrick Butte, Elephant Butte. Im Gegenlicht die Three Sisters. Camel Butte, der besonders schlecht zugängliche John Ford Point (mit einem Schrein für Ericson Cly, wohl im Krieg gefallen), the Hub, dann Totem Pole, Yei Bi Chei und Sand Springs am Fusse der Spearhead Mesa, Artists Point mit Sicht auf die Spearhead Mesa, North Window und the Thumb. Dann fahre ich wieder zurück, bis zum Camping Platz. 24.10.2008 Monument Valley-Page (Lake Powell) Als ich aufwache, blicke ich durch das Fenster und sehe, dass die Sonne über Monument Valley aufgeht. Eine tolle Aussicht. Als ich bereit bin mit meiner Kamera, kann ich den Sonnenaufgang fast dokumentieren. Drei Hunde kommen mich begrüssen. Ich gebe ihnen einige meiner verdorbenen Brote und sie fressen sie auf. Ich folge dann dem Schild „Wildcat Trail“. Leider gibt es kaum Markierungen und die Steinhäufchen hören manchmal einfach auf. Ich verlaufe mich, laufe zurück, probiere den anderen Pfad an der Gabelung und finde den richtigen Weg wieder. Der Weg führt mich rund um West Mitten Butte. Beim zweiten Mal, als die Markierungen plötzlich aufhören, ist unmöglich zu bestimmen, welcher der Wege der richtige ist. Ich verlaufe mich, aber ich sehe mein Auto geparkt oben auf der Klippe rund drei Kilometer entfernt, so dass ich entscheide, quer durch die Wüste in Richtung meines Autos zu laufen. Es gibt ein paar kleine Canyons, die ich zu überqueren habe und am Ende einen steilen Aufstieg zum Campingplatz, aber ich schaffe es zurück. Während des ganzen Laufes waren die Hunde mir munter gefolgt, haben herumgealbert und hier und dort gegraben, vielleicht für ein Kaninchen oder einen Präriehund. Ich belohne sie mit etwas mehr Brot und beginne dann die Rückfahrt nach Page. In Kayenta fülle ich mit unglaublich billigem Benzin auf - $2.66 pro Gallone - und das ist genug, um mich bis nach Page zu bringen, wo ich glaube, um 13 Uhr anzukommen, aber weil es in Arizona liegt, ist es erst 12 Uhr. Als ich beim Glen Canyon Dam ankomme, wird mir gesagt, dass die Tour bereits voll sei. Ich fahre zurück in die Stadt, zum Touristenbüro, wo ich eine Karte und einige minimale Informationen über die Sehenswürdigkeiten erhalte. Dann fahre ich zurück zum Staudamm, wo die Tour bald beginnt. Wir begehen die Staumauer, dann in die Staumauer hinein und ins Kraftwerk, wo riesige GETurbinen ein Maximum von 1.3MW Strom erzeugen. Die Turbinen werden bald ersetzt werden durch welche aus Edelstahl von Alstom Brasilien. Ich besuche dann den Seezugang in der Nähe der Brücke. Danach fahre ich zum Hostel, wo Greg, der Eigentümer, mich eincheckt und sagt, es sei wenig belegt, so dass ich einen Schlafsaal für mich alleine habe. Ich fahre dann nach Wahweap, wo ich den Lakeshore Drive beginne. Es gibt mehrere Aussichtspunkte auf Lake Powell, aber es richtet sich mehr an Personen mit einem eigenen Boot. Ich fahre danach nach Lone Rock, wo die letzte Meile auf Sand ist. Ich bete, nicht stecken zu bleiben, weil ich hie und da fühle wie die Räder durchdrehen. Schliesslich
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Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
merke ich, wie ich stecken bleibe, kann mich aber nochmals rausfahren. Aber ein Ast bleibt unten stecken und muss herausgenommen werden. Ich mache die Bilder von Lone Rock, dann fahre ich vorsichtig zurück zur Asphaltstrasse. Ich halte nochmals am See Zugang in der Nähe der Brücke und mache einige Schnappschüsse des Abendslichts. Zurück in der Herberge, geniesse ich Dusche und Internet. 25.10.2008 Page Ich fahre als erstes zum Horseshoe Bend Outlook, wo ich die 3/4 Meilen bis zum Aussichtspunkt laufe. Eine tolle Aussicht, aber es ist viel zu früh, die flache Sonne kommt gar nicht in den Canyon rein. Ich fahre zum Lower Antelope Canyon, wo ich 26 USD bezahlen muss. Dafür gibt es nicht mal eine Führung! Allerdings ist der Slot Canyon recht eindrücklich, da die Sonne von oben reinscheint und die Sandsteinwände in warmen Farben erscheinen lässt. Ich kann viele Fotos machen. Danach fahre ich nochmals zum Horseshoe Bend Outlook, laufe nochmals den Weg runter. Jetzt ist die Sonne hoch genug, sie leuchtet zumindest teilweise bis an den Boden des Canyons. Ich kann ein paar gute Fotos machen. Danach fahre ich zu Burger King, wo ich zwei Dollar Meals esse. Das ist - zu meinem Erstaunen viel zu viel und ich kann fast nicht aufessen. Danach fahre ich zum Upper Antelope Canyon, wo ich nochmals 25 USD liegen lassen muss für eine Führung. Immerhin ist hier der Gegenwert viel besser. Erst werden wir mit einem Geländewagen rund drei Meilen durch die Wüste bis zum Canyon gefahren. Dann hilft uns der Guide mit den Fotos, erklärt uns, wie man sie am besten aufnimmt, erzählt etwas über die Akustik des Canyons. Der Slot Canyon ist oben teilweise geschlossen, so dass recht wenig Licht bis unten eindringt, obwohl es Mittag ist und die Sonne senkrecht steht. Mein Fotos geraten nicht gut, es hat zuwenig Licht für meine Primitivkamera. Danach fahre ich nach Page zurück, wo ich das Auto bei der 17. Strasse parkiere und den Rim Walk beginne. Der Weg ist kaum ausgeschildert. Es geht meilenlang am Flugplatz vorbei, mit Sicht auf das Navajo Kohlenkraftwerk. Dann fehlt ein Stück Pfad, weil hier unterdessen neue Häuser gebaut wurden. Der westliche Teil des Pfades ist wesentlich besser und auch viel schöner. Es hat eine Unmenge von Hasen, die wenig Scheu zeigen und überall herumhoppeln. Endlich kehre ich wieder zum Auto zurück und fahre ins Hostel, wo ich mit meinem Bruder Daniel skype, als Windows Vista plötzlich die Verbindung unterbricht und rebootet, weil es heimlich irgendeinen Update eingespielt hat. 26.10.2008 Page-Grand Canyon Vor dem Abfahren noch lange mit Greg, dem Inhaber des Hostels, geplaudert. Dann fahre ich zügig zum Grand Canyon. Der Ölverlust am Auto ist schlimmer geworden, ich bin ständig am Öl nachgiessen. An zwei Aussichtspunkten vor dem Grand Canyon Nationalpark erhalte ich schon mal einen Vorgeschmack, was mich erwartet. An einem kaufe ich einige Souvenirs. Durch den Osteingang gelange ich in den Grand Canyon Nationalpark. Dort halte ich an Navajo Point, Lipan Point, Moran Point, Grandview Point und einigen mehr. Im Grand Canyon Village drin halte ich an Mather Point. Ich erkundige mich im Visitors Centre wie ich meine Tour zu strukturieren habe. Mit dem grünen Bus fahre ich zu Pipe Creek Vista und dann zu South Kaibab Trailhead, von wo aus ich zu Yaki Point laufe. Auf dem Weg dorthin begegne ich einigen Biologinnen, die Raubvögel zählen. Als ich in Yaki Point ankomme, hält eine davon dann einen Vortrag über die Raubvögel im Grand Canyon. Danach fahre ich mit dem Bus ins Visitors Centre zurück und erkundige mich nach Zeltplätzen. Es seien genug vorhanden, heisst es. So storniere ich mein Hostelbett in Williams und buche für zwei Nächte im Zeltplatz ein. Leider wird mir ein Platz rund eine Meile vom Eingang entfernt gegeben. Die Duschen, die sich beim Eingang befinden, werde ich so nicht benutzen können. Mit dem Bus zu Yavapi Observation Point und laufe von dort bis zum El Tovar Hotel, wo ich den Sonnenuntergang beobachte. Da die Sonne sehr flach steht, gibt es viele Schatten. Beim Bahnhof beobachte ich einen recht zahmen Hirsch, dem ich mich bis auf wenige Meter nähern kann. Dann kommt auch schon der Bus zurück zum Camping. 27.10.2008 Grand Canyon Am Morgen laufe ich zur Busstation, als gerade kein Bus kommt, laufe ich bis zum Rand, wo ich einen Bus zum Heritage Point Transfer besteige. Dort steige ich aus und beginnen den Bright Angel Trail zu laufen. Bald stosse ich auf einen älteren Dänen, der jetzt in Long Beach lebt, der noch sehr rüstig ist und wir laufen zusammen. Ein Grossteil des Weges liegt noch im Schatten und ist eher kühl. Unten sieht der Grand Canyon ganz anders aus: Er erscheint weiter, grüner, flacher. In Indian Garden fängt mein altes Problem mit den Schmerzen im linken Knöchel einmal mehr an. Ich muss abbrechen. Der Däne läuft zur Phantom Ranch, während ich nur noch die 1.5 Meilen zum Plateau Point humple. Von dort aus kann man den Colorado River gut sehen. Dann mache ich mich wieder auf den Rückweg. Ich beobachte ein Eichhörnchen, wie es in einem Busch Nüsse sammelt. Eine Zeitlang laufe ich mit einem Deutschen aus Düsseldorf. Dann wieder alleine, dann treffe ich auf eine Gruppe von drei Schweizern aus Härkingen/AG, mit denen ich erst schwatze und dann laufen wir gemeinsam nach oben. Einer arbeitet bei der ABB als Inbetriebsetzungsingenieur, genau wie mein Bruder. Oben laufen wir noch bis Mather Point, dann bringen sie mich mit dem Auto bis zum Campingplatz. 28.10.2008 Williams Ich stehe ganz früh auf und fahre zum Rand, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Es hat ganz viele andere Touristen, die genau die gleiche Idee gehabt haben. Erst fahre ich zum Yavapai Point, wo ich aber keine gute Sicht habe. Deshalb fahre ich weiter zum Mather Point, der furchtbar überfüllt ist, aber eine etwas bessere Sicht bietet. Dann kommt die Sonne über die Felsen, ich schiesse meine Bilder. Danach zurück zur Campsite, wo ich mich frisch mache und das Gepäck etwas besser packe. Dann fahre ich los nach Williams. Es sind noch 50 Meilen und mein Tank ist fast leer, aber seit ich die Gummischläuche ersetzt habe, ist der Wagen viel sparsamer, ich komme locker durch bis zur ersten günstigen Tankstelle in Williams. Dann checke ich im Hotel ein - wie toll: Das Grand Canyon Hotel offeriert mir ein Einzelzimmer anstatt dem bestellten Schlafsaalbett, zum gleichen Preis! Jetzt muss ich mich erst mal
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kräftig ins Internet hängen und sogleich melden sich allerlei Leute, die ich in den letzten Tagen nicht kontaktieren konnte. Ich chatte mit Rudi, telefoniere mit Jarek, komme endlich dazu, Tante Erna anzurufen. Dann wasche ich den Motor des Volvos mit dem Dampfreiniger und fahre zur Malone Garage, mit der ich vereinbare, dass ich das Auto erst heissfahre. Ich fahre auf die Autobahn und rase mit 75 Meilen dahin, dann wieder zurück zur Malone Garage, wo wir das Auto auf die Hebebühne nehmen. Und tatsächlich: Es spritzt aus dem Turbolader-Rückführölrohr hervor. Endlich weiss ich, was fehlt. Der O-Ring unten am Rohr ist defekt. Eine Reparatur ist nicht möglich, es gibt hier keine Ersatzteile. Ich versuche per Internet herauszufinden, wie man an den O-Ring rankommt, aber es wird schwierig, der ORing müsste bestellt werden und es dauerte mehrere Tage. Zudem ist unklar, welcher Turbolader eingebaut ist. Dann telefoniere ich mit Volvo Las Vegas, die 300 USD für die Reparatur veranschlagen. Doch wahrscheinlich bleibt mir nichts anderes übrig. Abdichten mit Zweikomponentenleim wäre zwar eine Option, jedoch wäre nachher keine Reparatur mehr möglich. Zähneknirschend vereinbare ich einen Reparaturtermin mit Volvo. Bei Jack-In-The-Box esse ich Mittagessen - teuer und schlecht. Dann hole ich beim Tourismusbüro eine Anleitung zum historischen Stadtumgang und gehe auf Sightseeing Tour: Santa Fe Railway Depot (heute Tourismusbüro), Güterschuppen dazu, Grand Canyon Railway Depot (immer noch Bahnhof) mit toller Dampflokomotive davor, ehemaliges Windmill Cafe, Polson Building, Sultana Saloon und Vaudeville Theater, Pollock Building, 1930er Tankstelle (heute Cafe) mit Hot-Rod auf dem Dach, sieben Ladengebäude auf der Südseite der Route 66, ehemaliger Duffy Bros Grocery Store, ehemalige Citizens Bank, Grand Canyon Hotel (wo ich untergekommen bin), vier Ladengeschäfte (1907) anschliessend ans Hotel, Bowdon Building von 1947, der Saloon Row an der Railroad Avenue (heute nur noch zwei Gebäude, ein drittes wurde abgerissen), die Methodistenkirche. Danach laufe ich zur Wild West Junction, wo es einen Nachbau eines Wildwestdorfes hat, ähnlich einer Filmkulisse. Dann laufe ich zum Safeway, wo ich Wasser und Früchte kaufe. 29.10.2008 Williams-Las Vegas Ganz früh am Morgen ausgecheckt, Auto geladen und abgefahren. Es ist schönes und heisses Wetter. Die Landschaft ist eintönig. In Kingman tanke ich und muss Unmengen Öl nachfüllen. Beim Hoover Dam halte ich und nehme, obwohl ich bereits spät dran bin, an einer Führung teil. Erst wird uns ein Film über den bereits 1935 gebauten Damm gezeigt, dann können wir in den Damm hinein, sehen einen der Zuleitungstunnels, heftig vibriert, dann werden wir in den Maschinenraum auf der Nevada-Seite geführt, wo 6 Generatoren arbeiten. Schlussendlich geht es noch zum Museum, das ich auslasse, weil ich spät dran bin, und auf die Aussichtsplattform. Jetzt bin ich bereits viel zu spät, die ganze Übung hat mich eineinhalb Stunden gekostet. Ich fahre weiter Richtung Las Vegas, wo ich den Googlemaps Anweisungen folge und zielgenau (aber nicht auf dem kürzesten Weg) zu Volvo las Vegas gerate. Dort lasse ich das Auto für die nun unumgängliche Reparatur. Es wird mir etwas vorwurfsvoll gesagt, das Auto würde die ganze Einfahrt mit Öl vertropfen. Ich werde in die Stadt zurückgebracht, zu Binions Casino, wo ich ein Zimmer habe. Dann läutet mein Handy und es trifft die Hiobsbotschaft ein: Die Reparatur wird irrwitzig teuer, sämtliche Gummischläuche sind verrottet, sie müssen bestellt und ersetzt werden. Grosszügig wird mir 10% Rabatt gewährt, was bei diesen Preisen völlig unerheblich ist. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als zähneknirschend zuzusagen, denn weiterfahren kann ich mit der verdammten Schrottkiste nicht mehr. Unterdessen habe ich fast den gesamten Kaufpreis nochmals in Reparaturen investiert. Es ist ein bodenloses Fass, eine grässliches Stück Schrott, das zunehmend auseinander fällt. Und dies wird mit Bestimmtheit nicht die letzte Reparatur sein. Laufe in die Stadt, spaziere den Strip entlang. Nehme ein sehr teures und gar nicht gutes Abendessen in Hennessy’s Pub ein. 30.10.2008 Las Vegas Am Morgen erst einen Hamburger zum Frühstück gegessen, dann mit dem Bus zum Excalibur, dann zum Luxor gelaufen. Das MGM Grand erkundet. Jedes dieser Casinos ist innen voller Slotmaschinen und Pokertischen. Im MGM Grand nehme ich an einer Vorab-Ausstrahlung einer Fernsehsendung teil. Es ist aber eine todlangweilige Serie, was ich bei der Bewertung auch hinschrieb. Mit dem Bus zum chinesischen Büffet, wo ich sehr gut und viel esse. Zum New York New York, Monte Carlo, Planet Hollywood, Paris, Ballys, Bills Gambling Hall and Saloon, Flamingo. Volvo ruft an, dass mein Auto morgen früh fertig werde. Mit dem Bus zurück zur Fremont Street, wo ich in einem Cafe ein furchtbar langsames Wifi benutze. Treffe dort einen Engländer. Mit dem Bus zurück an den Strip, wo ich erst die Show „Sirens of Treasure Island“ sehe, mit den zwei grossen Piratenschiffen vor dem Casino, von denen eines richtig sinkt. Dann schaue ich drei Musical Fountain Shows vor dem Bellagio. Ich verspiele den letzten der zwanzig Dollars, die ich fürs Gambling reserviert habe, im Riviera, dann nehme ich einen der wenigen und grässlich langsamen Deuce-Busse zurück zur Fremont Street. 31.10.2008 Las Vegas-Los Angeles Am Morgen rufe ich Volvo Las Vegas an und sie sagen, dass mein Auto fertig sei. Ich laufe noch rasch zur Post, doch diese ist noch geschlossen. Kurz danach ruft Nora, die Fahrerin an, und vereinbart einen Termin, um mich im Hotel abzuholen. Ich laufe nochmals zur Post, doch diesmal ist eine Kolonne von rund 20 Leuten da, die sich über mich lustig machen, denn offensichtlich würde es Stunden dauern, bis ich drankäme. Ich verzichte dankend. Dann holt mich Nora ab und bringt mich zu Volvo, wo ich die hohe Rechnung - 425 USD - bezahlen muss und dafür verliert mein Volvo zum ersten Mal gar kein Öl mehr. Ich fahre los. Es gibt einen Riesenstau auf der Interstate 15 entlang dem Strip. Als ich endlich durch bin, geht es zügig weiter. Ich kann jetzt etwas schneller fahren, da ich ja mehr Öl im Motor habe und dieses dadurch die Hitze besser abführen kann. In der Geisterstadt Calico halte ich. Das Eintrittsgeld ist heute viel höher als sonst, wegen Halloween. Die Häuser sind dementsprechend mit Skeletten und Knochen und abgerissenen Körperteilen aus Gummi dekoriert. Leider ist das ehemalige Silber- und Boraxminenstädtchen mehr oder weniger völlig neu aufgebaut worden, denn nach 1915 war nicht mehr viel vorhanden. - 147 -
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Es ist etwas Disneyland-ähnlich, auf jeden Fall nichts für mich, so dass ich nach einem Rundgang durch eine Mine entscheide, weiterzufahren, damit ich noch bei Tageslicht in LA ankomme. In der Agglomeration von LA ist Stossverkehr, und das bei 70mph! Plötzlich sagen alle Wegweiser San Diego. Ich befürchte, irgendeine Abzweigung nicht gesehen zu haben und will die Autobahn verlassen. So gerate ich auf die 210, die aber auch lange keine Ausfahrten aufweist. Schliesslich kann ich doch noch anhalten und die Karte studieren. Gar nicht so schlecht, die 210. Ich fahre weiter in die gleiche Richtung, plötzlich gibt es eine Abzweigung zur 605. Ich halte nochmals an, konsultiere die Karte und nehme diese Abzweigung. Tatsächlich führt sie mich zurück zur I-10 West, der ich fast bis zum Hostel folgen kann. Kurz vor dem Hostel stimmt die Googlemaps-Anleitung nicht mehr, es gibt eine nicht aufgeführte Abzweigung. Ich halte bei einer Tankstelle und erkundige mich, daraufhin finde ich das Hosanna-Hostel ohne Probleme. Es wird es von einem Koreaner geführt und ist mitten in Koreatown! Ich checke ein. 1.11.2008 Los Angeles Mit der U-Bahn bis 7. Strasse/Metrocenter. Wie ich in der U-Bahn bin, kriege ich einen plötzlichen Anfall von schwerem Durchfall. An meinem Zielort renne ich ins erste Fastfood Restaurant, das ich sehe, aber die Toiletten sind gesperrt. Ich renne zur Rite Aid Apotheke und Supermarkt auf der anderen Strassenseite. Sie haben zwar eine Toilette, aber sie ist besetzt. Mit Schwierigkeiten warte ich, bis sie frei ist. Gerade noch rechtzeitig kann ich rein. Danach laufe ich zum nahe gelegenen Besucherzentrum, wo ich drei Broschüren mit historischen Stadtrundgängen und einige Karten erhalte. Ich gehe zunächst zum historischen Pueblo de los Angeles. überall Mexikaner. Sie feiern den Dia de los Muertos. überall sind Skelette und Menschen als Skelette verkleidet. Ich besuche den Platz der katholischen Kirche, den Stadtplatz, das Feuerwehrmuseum, die Felipe de Neve Statue, Olvera Street, das historische Avila Adobe Haus und das Sepulveda Haus. Auf der Placita de Dolores ist ein Zeltstadt, es wird ein Hungerstreik zugunsten illegaler Einwanderer durchgeführt. Ich laufe dann weiter zur Union Station, Baujahr 1939, auch heute noch eine Oase des Luxus. Von hier zur Patsoura Transit Plaza und dem MTA Gebäude, das Verwaltungsgebäude für die Metropolitan Transport Authority, mit seinen Wandmalereien. Ich laufe zurück in die Union Station, wo man von hier aus das grosse Wandbild mit Persönlichkeiten aller Rassen gut sehen kann. Weiter durch das Pueblo de los Angeles, schaue schnell in die Nuestra Senora Reina de los Angeles Kirche, wo eine Hochzeit gerade beginnt - die Stretch-Hummer-Limousine ist bereits draussen geparkt. Zum Tor von Chinatown und ins Chinatown hinein. Bummle hier etwas, Mittagessen in einem kleinen chinesisch/vietnamesischen Restaurant. Laufe vorbei am USGericht auf den Fletcher Bowron Square mit seiner seltsamen Triforium Statue. über die Fussgängerbrücke zur City Hall East, wo ich das Wandbild über dem Eingang betrachte, dann zum Roybal Federal Building, wo sich die „Molecule Man“ Statue und das Fries „Die neue Welt“ von Tom Otterness befinden. Von hier aus nach Little Tokyo, wo ich das „Go for Broke“ Denkmal für die japanisch-amerikanischen Soldaten, den „Freundschaftsknoten“ und das Challenger-7Denkmal besuche. Nochmals habe ich eine schlimme Durchfall-Attacke und es gibt keine öffentlichen Toiletten. Ich suche und suche und als es fast zu spät ist, finde ich ein Fastfood-Restaurant. Aber die Toilette frisst meine Münze und öffnet nicht. Meine zweiter Versuch scheitert ebenfalls. Schliesslich öffnet einer der Mitarbeiter sie für mich. Ich bin gerettet. Von hier aus zum Los Angeles Times Gebäude mit der Globe Lobby, die geschlossen ist, aber die Weltkugel ist durch das Fenster sichtbar. In der Zwischenzeit regnet es stark. Zur Stadthalle, leider nicht öffentlich zugänglich. Vorbei am Hof der Fahnen (die hängen wie Lumpen im strömendem Regen), die Civic Mall und das Strafgericht. Ich flüchte unter ein Dach, wo es aber bereits viele Randständige hat, so dass ich schnell wieder weiterlaufe. Zum Zentrum der darstellenden Kunst, wo sich Jacques Lipchitz's „Peace on Earth“ Brunnen befindet. Das runde Mark Taper Forum ist sehr beeindruckend. Südlich ist die ultra-modernen Disney Concert Hall, erbaut vom Architekten Frank Gehry. Ich laufe zur modernen Kathedrale Our Lady of the Angels, gebaut vom spanischen Architekten José Rafael Moneo. Das Gebäude sieht schrecklich aus von aussen, wie ein Kernkraftwerk, aber im Inneren ist es ganz in Ordnung. Es findet gerade eine Latino-Hochzeit statt, die Predigt wird in Spanisch und Englisch abgehalten. Von hier aus ich folge ich der Beschilderung zum historischen Stadtzentrum. Ich laufe dem Broadway mit seinen chinesischen und Latino-Läden entlang. Dann beginnt mein linker Knöchel wieder zu schmerzen und ich muss in Richtung der 7. Strasse U-BahnStation laufen. Nach einer Rast wird meine Knöchel wieder etwas besser, so dass ich entschliesse, mit der U-Bahn nach Hollywood Boulevard zu fahren. Ich steige in Hollywood/Highland aus. Glitzernde Läden überall. Im chinesischen Theater gibt es einen Empfang. Das Trottoir ist abgesperrt, es gibt überall Scheinwerfer und Kameras und ich muss die Strasse überqueren. Ich laufe nordwestlich bis zum L Ron Hubbard Gebäude und dann zurück (vorbei an mehr Scientology-Hochburgen). Es hat Sterne mit Namen von Film- und Entertainment-Prominenz auf dem Trottoir, ich finde auch einen von Arthur Cohn aus der Schweiz. Ich habe Mühe, den Eingang zur Hollywood/Vine-Station zu finden, da der gesamte Block im Bau ist. Zurück zur Herberge, wo ein neuer Gast da ist, der sehr laut schnarcht. 2.11.2008 Los Angeles Ich liebe diese Stadt, darum bin ich erpicht darauf, heute mein Sightseeing fortzusetzen. Ich beginne mit dem Wilshire Angels Walk. Es regnet stark, ich spanne den Schirm auf. Unweit meiner Herberge in Western Avenue ist der Getty Oil Hauptsitz und das noch in Betrieb stehende Wiltern Theater. Laufe an den modernen Wilshire Park Place, Wilshire Colonnade und Aroma Wilshire Center vorbei. Der Wilshire Boulevard-Tempel ist eine grosse Synagoge, erbaut 1929. Weiter zur 1969 erbauten St. Basils katholischen Kirche, mit einer sehr ungewöhnlichen Statue Unserer Lieben Frau von den Engeln davor. Besichtigte die Wandmalereien in der Wilshire/Normandie U-Bahn-Station. Etwas weiter ist die romanische Wilshire Christian Kirche, daneben das indonesische Konsulat im ehemaligen Gebäude der Auburn-Cord Automobiles. Auf der anderen Strassenseite ist die Tishman Plaza (Shoppingcenter), in der Normandie
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Avenue das The Langham Apartment Hotel, wo Ronald Reagan lange gewohnt hat. Das Equitable Gebäude ist ein gesichtsloser Wolkenkratzer, nebenan ist die Brown Derby Plaza mit seiner seltsamen Kuppel, dahinter der ChapmanMarkt, ein Einkaufszentrum gebaut im Stile einer spanischen Festung, dann das Gaylord Gebäude, die Imnanuel Presbyterian Church, das 1920 erbaute Wilshire Office Gebäude, das riesige Talmadge Backstein-Gebäude, das südkoreanische Konsulat, die 1939 erbaute Wilshire Galleria, das schöne, 1929 erbaute Wilshire Bullock's Kaufhaus, heute ein Teil der Southwestern University School of Law, das kleine Clark Gebäude, den riesigen Block des ehemaligen Town House Hotels. Etwas weg von Wilshire ist das verspiegelte Los Angeles Superior Court Gebäude, die anglikanische First Congregational Kirche, dahinter die Precious Blood katholische Kirche. Gegenüber ist die Felipe de Neve Bibliothek (1929). Jugendliche spielen Fussball im Lafayette Recreation Center. In der Zwischenzeit hat der Regen aufgehört und die Sonne ist herausgekommen. Beeindruckend das weisse Bryson Wohnhaus und das ähnliche Wilshire Royale. Vorbei am La Fonda Restaurant und links abgebogen zum Ashbury Apartment Hotel. Vorbei am mexikanischen Konsulat und der Gedenkstätte für den ungarische Aufstand von 1956 auf dem Jozsef Kardinal Mindeszenty Platz. Guckte ins verlassene, aber beeindruckende Park Plaza Hotel. Betrachtete das modernistische American Cement Gebäude mit seinen Betongittern. An der Ecke des Parks ist die Harrison Gray Otis Statue (er sieht eher aus wie Jan Smuts) mit der Zeitungsjungenstatue daneben. Durch den Macarthur Park und entlang der Seepromenade. Zum Wilshire Theater, heute ein hispanischer Markt, mit einem Wandbild, das Edward James Olmos und Jaime Escalante darstellt. Hier gehe ich in den Dollar-Shop und kaufen einige gummiartige aber billige Bagels. Laufe entlang Wilshire in die Stadt. schaue kurz bei Home Depot rein. In Figueroa Street werfe ich schnell einen Blick auf das Engine Co No 28 Haus und nehme den DASH-Wochenende-Bus (nur 25c!). Bleibe, zur grossen Überraschung des Fahrers, die gesamte Rundstrecke sitzen, erst nach Norden bis zur LAUSD Zentrale und von dort nach Süden entlang Figueroa, vorbei am LA Convention Center, Mount St. Mary's College, AAA of Southern California, Felix Motors und der University of Southern California (USC). Beim Convention Center steige ich aus und beginne den Figueroa Angels Walk. Besuche das Convention Center Annexe mit seiner Terrazzo-Fussboden-Karte. Vorbei am Denkmal für Gilbert Lindsay (aus Foto-Fliesen gemacht) zum Staples Center Stadion. Beeindruckend die Bronzestatue von Ervin „Magic“ Johnson. Zum Standard Oil-Gebäude, dem Petroleum-Gebäude (beide am Olympic Blvd), zum FIDM und Grand Hope Park. Dann zurück zum Hotel Figueroa (1925) mit seinem dunklen aber gemütlichen Inneren. Auf der anderen Strassenseite ist die Variety Arts Center. Besuchte die seltsame Gruppe von Skulpturen „Homage to Cabrillo Venetian Quadrant“. Vorbei am Original Pantry Cafe zum etwas einschüchternden Zanja Madre Hof. Zur 1990er-Jahre-Styl Ernst & Young Plaza und 7+Fig Einkaufszentrum, das drei Stockwerke tief in den Boden eingelassen ist. Vorbei am Wilshire Grand Hotel und dem 7./Figueroa Street Hochhaus zum modernen Wolkenkratzer der Bank West Plaza. Zum leicht verlotterten Jonathan Club. Durch die National City Plaza mit seiner Brunnenskulptur von Herbert Bayer. Es sind Dreharbeiten für einen Werbespot für Pantene im Gange. Ich schwatze mit einem Wachtmann. Zum Maguire Garten mit seinen Brunnen und vorbei an der riesigen und Gefängnisartigen Backsteinstruktur des California Clubs zum Standard Hotel, dessen einziges herausragendes Attribut das umgekehrt angebrachte Schild ist. Davor reihen sich viele junge Damen für den Pantene Werbespot auf. Auf der anderen Strassenseite ist das nicht herausragende Pegasus Gebäude. Laufe am Roosevelt Gebäude vorbei. Vor dem Fine Arts Building sind Dreharbeiten für einen Werbespot für Nachos im Gange. Ich laufe in die Halle, wo ich sofort wieder weggewiesen werde (was ich nicht beachte, so dass ich doch noch die reichen Verzierungen betrachten kann). Auf der anderen Strassenseite ist das Barker Brothers Building. Sehe die seltsamen Deckenmalereien der 7th Street/Metro Center Station. Ich spaziere dann etwas auf dem Broadway. Zurück auf der 6. Strasse in Richtung Wilshire Boulevard. Gerate in eine Homosexuellen-Demo, offenbar gibt es eine Abstimmung über irgendwelche Homosexuellen-Themen an diesem Wochenende. Zurück zum Wilshire Boulevard, wo ich zurück zum 99c-Laden laufe und viele Lebensmittel zum Ersatz meiner erschöpften Reisevorräte kaufe. Mit der U-Bahn zurück zu Wilshire/Western Station. 3.11.2008 Los Angeles Der Tag begann langsam. Vorab habe ich in einem langen Skype-und MSN-Chat. Als die Banken öffnen gehe ich zur Washington Mutual, aber es gibt lange Schlangen. Also gehe ich westlich auf Wilshire zur nächsten Filiale, wo es viel weniger Wartende hat, und ich wechsle meine Reiseschecks. Dann gehe ich zurück zur Herberge, wo ich mit Christian Gerig telefoniere und ihm zu seinem neugeboren Sohn Florin gratuliere. Ich versuche dann herauszufinden, welches Studio die authentischste Tour anbietet. NBC bietet eine Studio-Tour an, wo nichts vorgetäuscht ist. Leider ist es weit weg von allen öffentlichen Verkehrsmitteln. Also esse ich schnell und dann ins Auto und fahre durch starken Verkehr zu ihren Studios in Burbank. Dies ist das erste Mal, wo Googlemaps mich fehlleitet: Ich komme zu einer völlig falschen Adresse. Zum Glück hatte ich mir die Karte eingeprägt und finde meinem Weg bis 3000 Alameda Ave, wo ich NBC finde. Ich kaufe ein Ticket für eine Studio-Tour um 14 Uhr. Wir sind nur vier Teilnehmer. Sie führen uns durch die Studio-Komplexe, zeigen uns Erinnerungsstücke, hauptsächlich von Jay Lenos Tonight Show. Wir können in einige Studios hineingucken, aber die Tonight Show Bühne ist nicht zugänglich, da sie bereits begonnen, sie für die Show einzurichten. Es ist schon erstaunlich, wie viele Scheinwerfer es gibt es an der Decke der Bühnen. Vor dem Gebäude, auf einem angeschriebenen Parkplatz steht eines von 200 Autos von Jay Leno, ein exklusiver Audi, wohl eine Einzelanfertigung. Am Ende der Tour wird mir gesagt, dass ich ein kostenloses Ticket für die Tonight Show haben könne. Ich akzeptiere gerne. Das Ticket gibt keine Garantie für den Zugang zur Show, so warte ich in einer Schlange darauf, dranzukommen. Die Gäste werden Gruppe für Gruppe platziert - das Studio soll immer voll erscheinen. Ich schaffe es hinein. Die Show ist wirklich toll - Ich sitze einen Meter von Kevin Eubanks und sehe - 149 -
Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
Jay Leno sehr, sehr nahe. Der beste Teil ist, wie üblich, seine Standup-Comics. Dann führt eine Frau, Julie Scardina, ein paar wilde Tiere vor. Ein magersüchtiges Starlet, Kate Walsh, wird interviewt. Ein Countryband, Sugarland, spielt. Während jeder Pause, wenn sie die Bühne eilig umbauen, spielt Kevin Eubanks Band. Wenn wir applaudieren müssen, leuchtet ein Zeichen „Beifall“ auf. Nach einer Stunde ist die Show aufgezeichnet und wir müssen das Studio verlassen. Ich fahre zu Hause - in der Zwischenzeit kenne ich meinen Weg in Hollywood und Burbank recht gut - gehe schnell zur Post um meine letzten Fotos zu Sevi zu schicken und dann weiter zu Wal-Mart, wo ich meinen warmen Schlafsack zurückgebe - der Kompressionsbeutel war gerissen. Leider haben sie diesen Typ hier nicht, so bekomme ich nur mein Geld zurück und muss noch irgendwo einen Ersatz finden. Ich kaufe einen MP3-Player, damit ich wieder Hörbücher abspielen kann und lade ihn. Mache ein grosses Steak, das jemand im Tiefkühlfach vergessen hatte, für mich und meinen Mitbewohner zum Abendessen. 4.11.2008 Los Angeles-Phoenix AZ Früh am Morgen stehe ich auf und packe zusammen und fahre los. Ich habe Glück: Der Morgenverkehr hat noch nicht begonnen. Ich gerate in einen Stau bis zum Stadtzentrum und dann nochmals im Vorort Alhambra, aber zu meiner grossen Überraschung bin ich nach einer Stunde fast ganz aus der Agglomeration raus. Zwischen Banning und Cabazon halte ich bei einem riesigen Shoppingcenter mit Fabrikläden und kaufe im ColumbiaFabrikladen Ersatz für den retournierten Schlafsack, diesmal in erstklassiger Qualität und kaum teurer. Dann fahre ich weiter. Komme an unzähligen Windgeneratoren vorbei. In Chiriaco Summit muss ich tanken und es hat ein GeneralPatton-Museum, welches ich nicht besuche, doch hat es ein paar Panzer davor. Bereits um 17 Uhr komme ich in Phoenix an, jedoch ist es hier wegen der Zeitverschiebung eine Stunde später. Das HI Hostel wird von einer fröhlichen, schrulligen Frau geführt. Ich checke ein, laufe noch kurz zu Safeway’s, um etwas zum Essen zu kaufen. 5.11.2008 Phoenix AZ Ich laufe ins Stadtzentrum, zum Tourismusbüro. Dort erhalte ich eine Karte und Informationen über die Sehenswürdigkeiten. Dann nehme ich den kostenlosen(!!) Government Loop Bus zur 15. Avenue, um das Arizona Minen- und Mineralienmuseum zu besuchen. Dort hat es viele sehr schöne Ausstellungsstücke, besonders Malachit und Azurit und einige riesige Kupfernuggets, aber leider nicht gut präsentiert. Alles erscheint etwas veraltet und verstaubt. Ich gehe dann zur 10-Uhr-Tour ins Capitol. Die Führerin, eine alte Frau, kommt und kommt nicht vom Fleck mit ihrer Aufzählung von trivialen und offensichtlichen Fakten. Selbst die Geschichte vom überlebenden von Pearl Harbour, die eigentlich hochspannend wäre, wirkt banal. So verlasse ich die Tour und erforsche das Museum selbst. Auf dem ersten Stock hat es die Staatssymbole von Arizona (Staatswappen, -farben, -flagge, -hymne, -blume, vogel, -krawatte, -edelstein, -fisch, -säugetier, -reptil, -amphibium, -fossil, -schmetterling...aber noch kein Staatstoilettenpapier), der Dankbarkeitszug (der Franzosen nach dem 2. Weltkrieg), und die USS Arizona (welche in Pearl Harbour versenkt wurde). Auf dem zweiten Stock hat es das Mars Raumfahrtprojekt, die Regierungsbüros, das Büro des Gouverneurs, Wasser und Klapperschlangen, das Büro des Staatssekretärs und Wildtiere/Fische in Arizona. Auf dem dritten Stock hat es einen ziemlich schäbigen Ratssaal, der Weg zum Bundesstaat, vom Gesetzesentwurf zum Gesetz und Naturspiegel. Auf dem vierten Stock hat es Gipsstatuen historischer Figuren und die Galerie des Ratssaales. Mit dem Bus fahre ich zurück ins Stadtzentrum. Dort besuche ich das Obergericht, das historische Stadthaus, das Goode Gebäude und gegenüber den Wells Fargo Wolkenkratzer und das neue Stadthaus. Ich besuche dann das Wells Fargo Museum, das die Geschichte der Bank erzählt. Sie wurde von Henry Wells und William G. Fargo am 13. Juli 1852 in San Francisco gegründet. Ursprünglich bot sie Postkutschendienste, Bankdienstleistungen, Goldhandel, Aufbewahrung von Wertgegenständen, Geldüberweisungen und Postdienste an. Die Transportdienstleistungen wurden 1918 verstaatlicht, es blieb die Bank. Es hat eine Postkutsche und einige Fernmeldeapparate, Pistolen und Filmausschnitte. Nach einem raschen Mittagessen mache ich weiter bei Heritage Square, wo es Nachbildungen historischer Häuser hat. Ich gehe von hier zum Heard Museum, wo es indianische Kunst, Kunstgegenstände, eine Ausstellung über die unsägliche Umerziehungskampagne von Indianern, Ausstellungen über die verschiedenen Indianerstämme in Arizona, etwas Eskimokunst und einige (meiner Meinung nach fehlplatzierten) internationale Eingeborenen-Sammlerstücke. Ich laufe zurück zur Herberge, hole mein Auto und fahre zum botanischen Garten der Wüste. Sehe viele Kakteen, einige davon recht bizarr. Besuche die Sybil B. Harrington Kaktusgalerie mit einer internationalen Sammlung von Kakteen unter einer eigenartigen Stahlpergola. Laufe den wunderschönen Desert Discovery Pfad. Zweige ab zum Pflanzen und Leute der Sonorawüste Pfad, mit einem Saguarokaktuswald, einem Pima- und einem Apachehaus sowie spanischen Gärten. Ich zweige dann nochmals ab zum Sonorawüsten-Naturpfad, wo es noch mehr Saguaros und Palo Verde hat, ein Baum mit grüner Rinde, damit er selbst dann Photosynthese betreiben kann, wenn er keine Blätter hat. Die Sonne geht unter, der ganze Park ist in goldene Farbe getaucht, wunderschön. Beim Webster Auditorium laufe ich noch zur UllmanTerrasse. Der Kräutergarten ist bereits geschlossen. So laufe ich zurück und mache den ganzen Wüstenerkundungspfad nochmals, weil der Himmel jetzt dunkel und das Licht angeschaltet ist. Auf der Fahrt zurück ins Zentrum habe ich eine wunderschöne Aussicht auf die Lichter der Stadt vor dem Hintergrund eines roten Himmels. Zurück in der Herberge zeigt mir die Hostelchefin ein Handy, das ein Gast vergessen hat. Wir diskutieren, was damit zu tun sei. Nach kurzer Zeit finde ich die gespeicherten Telefonnummern. Eine davon sagt „Daddy“, so skype ich dies Nummer an (die Batterie des Handys ist leer) und spreche tatsächlich mit dem Vater der jungen Dame, die das Telefon verloren hat. Er wird das Geld für das Porto überweisen und das Telefon zurückerhalten. Spätabends kommt Brooks, ein amerikanischportugiesischer Pilot. Wir plaudern bis Mitternacht. 6.11.2008 Phoenix-Tucson Ich stehe zwar früh auf, aber das Internet, das gestern Abend gestorben ist, funktioniert - 150 -
Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
immer noch nicht. So telefoniere ich mit dem Hostel in Tucson und stelle sicher, dass meine Buchung gehalten wird. Dann fahre ich Brooks zum Flughafen - er fliegt nach Hawaii. Danach fahre ich zügig nach Tucson und komme kurz vor 12 Uhr an. Dort checke ich im Roadrunner Youth Hostel ein. Dann fahre ich gleich wieder weg und stoppe zunächst bei der Tourist Information. Dort erhalte ich Informationen zum Saguaro National Park und eine Anleitung zum historischen Stadtumgang. Danach esse ich in einem Supermarkt und fahre über den Gates Pass Richtung Saguaro National Park. Beim Desert Museum halte ich. Besuche das Museum, das zum Teil fast identisch ist mit dem botanischen Garten in Phoenix, jedoch zusätzlich noch Tiere zeigt - fantastisch gut aufgemacht, es sind kaum Zäune sichtbar und unterirdisch lebende Tiere können in ihren Höhlen beobachtet werden. Ausserdem hat es eine schöne und interessante Ausstellung von Mineralien und eine täuschend echt nachgemachte Stalaktiten- und Stalagmitenhöhle. Bis ich fertig bin, ist es schon vier Uhr, ich muss mich beeilen. Fahre zum Saguaro National Park, wo ich erst einen Lauf rund um das Visitors Center mache, dann den Desert Discovery Nature Trail. Die Kakteen, hier in freier Wildnis, sind genauso vielfältig wie im Wüstenmuseum. Dann fahre ich den Scenic Bajada Loop Trail, eine Naturstrasse, ab. Laufe den Valley View Overlook Trail durch die Saguaro-Kakteen. Danach fahre ich bis zum Signal Hill, wo ich den Sonnenuntergang beobachte. Dann möchte ich noch schnell einen kurzen Rundgang, der mit 0.9 Meilen angeschrieben ist, machen. Es ist schon am Eindunkeln. Doch der Pfad hört auf einmal mittendrin auf. Ich bin bereits viel zu weit gelaufen und möchte nicht zurücklaufen, denn es wird in Kürze ganz dunkel sein. So laufe ich einfach querfeldein nach dem Kompass Richtung Süden und finde so tatsächlich problemlos den Parkplatz wieder. Bin aber ziemlich erleichtert! Fahre zurück zum Hostel. 7.11.2008 Tucson Am Morgen beginne ich mit dem historischen El Presidio Trail: Armory Park, Independent Order of Odd Fellows Hall, Hotel Congress, wo die Dillinger Bande abstieg, historisches Eisenbahn-Depot, Fox Theater (Kino), Pima County Courthouse, Presidio San Agustin del Tucson (partieller Nachbau), Telles Block (AltstadtKunsthandwerker), Tucson Museum of Art, Mormon Battalion Square (wo gerade eine Chilbi stattfindet), Soldado de Cuera Denkmal, Allande- und Garces Fussgängerbrücke, Plaza de Mesilla, Sosa-Carrillo-Fremont-Haus (wo ich an einer geführten Tour teilnehme), Jacome Art Panel und Tucson Convention Center, El Tiradito (Der Wunsch-Schrein), La Pilita Museum, Carrillo-Grundschule, Teatro Carmen, ehemaliges Ferrin House (prominenter jüdischer Bürger), Barrio Viejo, Tempel für Musik und Kunst, St. Augustine Kathedrale. Laufe zurück zum Hostel, hole das Auto und fahren dorthin, wo ich das Pima Air und Space Museum vermute. Aber ich bin auf der falschen Seite der Davis Monthan Air Force Base und ums sie herumfahren. Das Museum ist überwältigend. Hunderte von historischen Armeeund Zivilflugzeugen sind hier, einige von ihnen äusserst selten. Viele der Flugzeuge sind voll funktionsfähig und werden von Zeit zu Zeit geflogen. Ich nehme an einer Führung durch den „Aircraft Boneyard“, wo die überflüssigen Armeeflugzeuge zunächst gelagert und nach einer gewissen Zeit für Ersatzteile ausgeschlachtet werden. Wir sehen alles, von F-16 Kampfflugzeugen über B-52 Bomber, Boeing 737, Hubschrauber bis zu Raketen. Zurück im Museum, staune ich weiterhin über die endlose Sammlung von fantastischen historischen Flugzeugen, bis ich aufgefordert werde, das Museum zu verlassen, weil sie schliessen wollen. Dies ist wahrscheinlich das beste Flugzeugmuseum, das ich bis jetzt besucht habe. Zurück in der Herberge laufe ich zurück zum Fest beim Pima County Courthouse. Eine bizarre Rock-Band mit dem Aussehen von „Kiss“ spielt. 8.11.2008 Tucson-El Paso Ich stehe früh auf und weil das Personal nicht um sieben Uhr wie angekündigt kommt, erlaube ich mir, mein Frühstück selbst zu machen. Ich fahre um 7:15 Uhr ab in Richtung Chiricahua National Monument. Es gibt wenig Verkehr in der Stadt, so komme ich rasch aus der Stadt hinaus. In Willcox verlasse ich die Autobahn und muss noch 40 Meilen auf kleineren Strassen fahren, bis ich zum Eingang des Parkes komme. Besuche erst die historische Faraway Ranch, dann fahre ich den Bonita Canyon Drive bis zum Massai Point, wo ich eine gute Sicht auf die Erosionstürmchen, die mit leuchtend gelbgrünen Flechten bewachsen sind, habe. Ich fahre dann zum Sugarloaf, von dort zurück zum Eingang. Auf meinem Weg zurück biege ich nach Fort Bowie ab. Ich fahre viele Meilen auf miserablen Naturstrassen. Dann komme ich zu einem Aussichtspunkt, aber die Ruinen sind immer noch 1.5 Meilen weg. Ich habe nicht die Zeit, um dorthin zu wandern, so fahre ich weiter, bis ich in Bowie wieder auf die Autobahn komme. Als ich in der Nähe von El Paso auftanke, esse ich noch rasch einen Hamburger. Das hätte ich besser nicht getan, weil ich es gerade noch bis zum El Paso Hostel im Gardner Hotel schaffe, als mich ein schlimmer Durchfall ereilt. Es ist erst 17 Uhr, aber schon dunkel. Ich laufe in die Stadt, um eine anständige Karte zu beschaffen, die ich im Bahnhof auch finde, aber bleibe im Transportmuseum hängen, wo sie die wunderschön restaurierte Lok #1 haben. Es wird mir ein Film über die Restaurierung dieser Lok und ein anderer über die Nevada Northern Railway und deren Lok #40 gezeigt. 9.11.2008 El Paso Früh am Morgen absolviere ich den Downtown Stadtrundgang: Martin Building, US-Postbüro, Hotel Cortez, Abdou Gebäude (eingeklemmt in einer Strassenecke), Roberts-Banner Gebäude, SH Kress Gebäude (ein seltsamer Turm mit bunten Fliesen), San Jacinto Plaza (mit dem Glasfaser-Statue „Los Lagartos“), Mills-Gebäude, das Centre, Plaza Theater, das Plaza Hotel, Pioneer Plaza mit einer Statue des Fray Garcia de San Francisco, Camino Real Hotel, Palace Theater, Merrick-Gebäude, Gelände der ehemaligen Postkutschenstation, Montgomery Gebäude (mit einer falschen Front), First National Bank, Wigwam Theater, die (ehemalige) State National Bank, Acme Saloon (wo John Wesley Hardin erschossen wurde) , Caples Gebäude, das ehemalige Popular Kaufhaus, der OT Bassett Turm, Singer Gebäude. Dann fahre ich zum National Border Patrol Museum. Aber, im Gegensatz zum Faltblatt, ist es sonntags - 151 -
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nicht mehr geöffnet. Ich fahre zurück und entscheide mich spontan, nach Juarez zu fahren. Es gibt keine Grenzkontrollen. Ich fahre durch Juarez, um eine Werkstatt zu finden, jedoch ist es Sonntag und alle sind geschlossen. Ich entscheide mich dann, das Auto auf der US-Seite (wegen der Sicherheit) zu parken und zu Fuss zurückzulaufen. Also stelle ich mich in eine endlose Kolonne bei der Zollstelle. Nach einer Stunde bin ich dran. Aber zu meinem Schrecken ist der Zöllner nicht zufrieden mit meinen Reisepass. Er sagt mir, zur Seite zu fahren. Ich werde in ein Zimmer bugsiert und plötzlich bin ich in Handschellen und inhaftiert. Dann werde ich am ganzen Körper abgetastet. Sie finden nichts. Ich frage, was sie gegen mich haben und sie geben mir keine Antwort, aber ich verstehe die Situation so: Wir wissen noch nicht, was wir Ihnen vorwerfen, Sie, aber wir werden etwas finden. Schliesslich kommt der Chef und sein Stellvertreter, beide sehr mexikanisch(!!) und ihr Englisch ist sehr schlecht. Ich hätte die USA unter Befreiung von der Visumpflicht betreten, obwohl ich seit mehr als zwei Jahren am Reisen sei. Es sei nicht einmal klar, ob ich nach dieser Zeit immer noch Schweizer Staatsbürger sei. Ich hätte kein Anrecht mehr auf visumsfreie Einreise in die USA, wenn ich so liederlich lebe. Subjekte wie ich bräuchten ein Visum. Darüber hinaus hätte ich das Auto in meinem Namen registriert, was den Eindruck erwecke, dass ich einen US-Wohnsitz habe. Ich flehe um Gnade. Sie sind unsicher, was zu tun sei. Ich warte und warte, in Handschellen. Nach einer Stunde, nehmen sie mir plötzlich die Handschellen ab, geben mir meinen Reisepass und die Autopapiere zurück und sagen, dass ich gehen könnte. Sie ermahnen mich aber, falls sie mich nochmals beim überschreiten dieser Grenze ertappten, würden sie mich einsperren. Ich habe die Nachricht verstanden. Und ich fahre schnell weg. Das war knapp, leicht hätte das böse ausgehen können. Ich kenne viele Mexikaner, die zahlreiche Jahre wegen illegaler Einreise in US-Gefängnissen gesessen haben. Ich verbringe den Nachmittag im nicht sehr interessanten El Paso Museum of History und dem überraschend guten El Paso Museum of Art. Aber der Schock sitzt immer noch tief in meinen Knochen. 10.11.2008 El Paso-Guadalupe Mountains National Park Ich fahre früh los, aber verpasse die Ausfahrt der Route 180. Zurückfahren lohnt sich auch nicht. Erst in Sierra Blanca hat es wieder eine Abzweigung nach Norden. Der Umweg beträgt 60 Meilen! Fahre durch Ranchland. Als ich in Guadalupe Mountains National Park ankomme, entscheide ich mich, trotz der Gelenkprobleme den Gipfelpfad zum Guadalupe Peak in Angriff zu nehmen. Er soll 6 Stunden dauern, doch da es bereits in 5 Stunden eindunkelt, muss ich Gas geben. Das Wetter ist bedeckt, die Berge haben Lichtflecken, wo es Löcher in den Wolken hat und die Sonne durchscheint. Ich höre Hörbücher vom MP3-Player. Auf dem Gipfel stürmt es und wirft mich fast ins Tal hinunter. Das linke Fussgelenk hat zu schmerzen begonnen, ich laufe wackelig wie ein Greis. Trage mich ins Gipfelbuch ein. Dann nehme ich den Weg zurück in Angriff. Ca. 1 Meile vor dem Parkplatz tut das Fussgelenk so weh, dass ich kaum mehr weiterlaufen kann. Ein paar Mal stolpere ich und falle fast ins Tal. Raste immer wieder. Schlussendlich schaffe ich es doch noch im Tageslicht zurück. Lege mich ganz früh im Auto auf dem Campingplatz schlafen. 11.11.2008 Guadalupe Mountains National Park-Lamesa Früh am Morgen erkunde ich die historischen Frijoles Ranch. Dann fahre ich zu Carlsbad Caverns, wo ich einer der ersten Gäste bin. Die Höhlen sind überwältigend. Einige von ihnen sind bis zu 50 Meter hoch, voller Stalaktiten und Stalagmiten sowie „Popcorn“ und vorhangartigen Gebilden. Es gibt einige tiefe Löcher, die nicht zugänglich sind. Ein Rollstuhl-kompatibler Wanderweg führt durch das gesamte System. Ich gehe durch den natürlichen Eingang mit dem Bat Flight Amphitheater (das ist natürlich nur für den Abend) über einen gewundenen Pfad hinunter zur Bat Cave und die Devils Spring. Durch die Devils Den und den MainKorridor. Plaudere lange mit einem der Ranger bei Witches Finger (eigentlich sind es zwei, einer sieht aus wie ein abgeschnittener Finger auf einer Kerze). Um den Iceberg Rock, vorbei am Boneyard zum Aufzugsschacht, wo es ein paar schöne Kavernen gleich daneben hat. Zur Hall of the Giants mit dem Giant Dome und den Twin Domes, dann Temple of the Sun, Caveman Junction, Totem Pole, Blick auf die Lower Cave, Top of the Cross, Mirror Lake, Bottomless Pit, Crystal Spring Dome, Rock of Ages und Painted Grotte. Mit dem Fahrstuhl nach oben. In Carlsbad tanke ich. Ich stoppe dann bei Wendy's um einen Burger zu essen. Beim Starten entwickelt der Motor plötzlich Probleme. Aber als die Probleme zu verschwinden scheinen, fahre ich weiter. Auf halbem Weg zu Hobbs verliere ich Kraft, und ich kann nur noch mit 20 mph weiterfahren. In Hobbs kommt die Kraft plötzlich zurück, und ich kann normal weiterfahren, aber nur bis zu Seminole, wo das Problem erneut auftaucht. Ich kaufe Oktan-Booster und 3 Gallonen Premium-Benzin. Aber das Problem besteht weiterhin. In einer Garage sagen sie mir, sie wollten jetzt nach Hause gehen und könnten das Problem nicht lösen. Dann läuft der Motor wieder normal und ich kann bis Lamesa fahren, wo die Motorenwarnlampe zu brennen beginnt und ich beschliesse, im Auto zu schlafen im Hof einer Garage. 12.11.2008 Lamesa-Dallas Am Morgen, als ich den Motor starte, läuft er normal. Ich fahre nach Snyder (entlang der Strasse sind Windgeneratoren, Baumwollfelder, Ölquellen und Raffinerien) und Anson, wo das Problem wieder erscheint. Nach telefonischer Beratung mit Herm in Salt Lake City kaufe ich einige Isopropanol in Abilene und schütte es ins Benzin. Dies scheint die Lösung zu sein. Ich mache eine Testfahrt. Keinen erkennbaren Probleme mehr. Ich fahre auf die Autobahn in Richtung Dallas. In Eastland muss ich tanken. Natürlich, als ich den Motor starte, kriecht das Auto wieder. Gehe zu einem Motel, bitte das (ungeschützte) Wifi verwenden zu dürfen und google die Volvo Werkstätten in Dallas und Fort Worth. Wenn ich es nicht schaffe bis Dallas, kann ich schon in Fort Worth raus. Rufe beide an, ob sie bereits seien, einen Volvo zu reparieren. Beide sagen zu. Der indische Besitzer des Motels sieht mich das Internet nutzen und obwohl ich vorher Erlaubnis erhalten habe, scheucht er mich weg. Ich fahre den Volvo eine Nebenstrasse runter and rauf, bis er wieder normal läuft. Dann fahre ich ein paar Kilometer parallel zur Autobahn und als ich mir - 152 -
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sicher bin, dass ich es versuchen kann, auf die Autobahn. In Fort Worth fühle ich mich zuversichtlich, dass das Auto es bis Dallas schafft. Kurz vor Ausfahrt 34 beginnt der Motor wieder zu stottern. Krieche zu Rapid Volvo, wo man mir einen Termin für morgen gibt. Dann durch die bereits dunkle Stadt zum Hostel, wobei ich mich erstmals grässlich verfahre, denn überall sind Baustellen und die Strassenschilder sind schlecht lesbar. Treffe Ivan, den Eigentümer und checke ein. 13.11.2008 Dallas Ich stehe um 6:30 Uhr auf, dusche das erstemal seit zwei Nächten und mache mir mein Frühstück. Dann fahre ich zu Rapid Volvo und bringe mein Auto. Laufe zur Bahn, doch der letzte Zug ist soeben abgefahren und ich muss über eine Stunde warten, bis der nächste kommt. Ein Zugspassagier schenkt mir einen Tagespass. Ich fahre nach Dallas Union Station. Auf dem Weg dorthin sehe ich, dass es eine Firma Binswanger Glass gibt, wohl auch ein Schweizer. Im Zentrum gehe ich erst zum Visitors Center im Old Red Courthouse, wo ich Karten beziehe. Dann laufe ich zum 6th Floor Museum, im Gebäude wo Lee Harvey Oswald Präsident Kennedy erschossen hat. Vor dem Gebäude hat ein kleiner Auffahrunfall stattgefunden, in der Schweiz würde rasch das Unfallprotokoll ausgefüllt und dann weitergefahren. Hier ist das aber ganz anders: Drei Polizeiautos, zwei Polizisten mit Fahrrädern, ein Feuerwehrfahrzeug mit Drehleiter sind bereits eingetroffen. Und ständig kommt mehr dazu. Ich gehe ins Museum. Die ganze Geschichte von Kennedy und seiner Ermordung wird dort aufgerollt und recht fair präsentiert. Natürlich kann man durch ebendieses Fenster schauen, von wo Oswald geschossen haben soll. Offenbar gibt es aber nach wie vor massive Zweifel an der Theorie, dass Oswald alleine war. Von hier aus mache ich den City Walk: John Neely Bryan Cabin, John F. Kennedy Memorial (ein wie schwebender Betonquader), Pioneer Plaza (eine Longhorn-Kuhherde aus Bronze, die eine Furt durchschreitet, komplett mit drei bronzenen Cowboys, recht eindrücklich), Main Street, Pegasus Plaza, Stone Street Gardens (eine Restaurantstrasse), Neiman Marcus, Thanksgiving Square mit Kapelle und Museum, Arts District mit dem Dallas Museum of Art, der Crow Collection of Asian Art, der erst 1902 erbauten Cathedral Santuario de Guadalupe, und dem Morton H. Meyerson Symphony Center. Schlechte Nachrichten von Rapid Volvo: Da der Fehler jetzt nicht mehr auftaucht, wissen sie nicht, was kaputt ist. Aber gestern habe ich das Auto in kaputtem Zustand gebracht, und mir wurde gesagt, heute morgen wiederzukommen! Laufe zurück zur St. Paul Street, wo ich die historische McKinney Avenue Trolley Strassenbahn besteige und eine Station mitfahre. Dann laufe ich McKinney Avenue herunter, plaudere mit einem Polizisten und laufe am Dallas World Aquarium vorbei zurück zur West End Station. Einmal mehr rasende Schmerzen im linken Fussgelenk. Ich warte bis 16:30 Uhr, dann laufe ich zurück zum Dallas Museum of Art. Das Warten wäre aber nicht nötig gewesen: Ich habe immer noch Mountain Time, und in Dallas ist es eine Stunde später, in Wirklichkeit 17:30 Uhr. Der Eintritt ins Museum wäre schon eine ganze Stunde lang gratis gewesen! Brause durch den vierten und Teile des dritten Stockes, die Kollektion von süd- und zentralamerikanischen Kunstgegenständen ist ausserordentlich. Dann muss ich trotz meinem schlimmen Fussgelenk zum Bahnhof rennen, damit ich den Zug zurück wieder erwische. Der bringt mich problemlos zurück nach South Irving, von wo ich mit dem Bus fast bis zum Hostel fahre. 14.11.2008 Fort Worth Gute Nachrichten von Rapid Volvo: Shaw ruft an und teilt mir mit, dass sie das Problem gefunden und behoben haben. Mit Hendrik aus Deutschland laufe ich zum South-Irving Bahnhof, wo ich einen Zug nach Fort Worth besteige. Ich steige in Fort Worth ITC aus, von wo aus ich durch das ziemlich verlassene Zentrum laufe. Bei der Post sende ich eine Postkarte an meinen Bruder. Dann gehe ich zur Bank, wo ich einige Reiseschecks einlöse, um die Autoreparatur zu bezahlen. Dann laufe ich zur Touristeninformation, wo ich Karten erhalte und laufe dann durch das Zentrum und rund um das Tarrant County Courthouse in Richtung Stockyards Bezirk. Wie zu weit ist, um zu laufen, steige ich in den nächsten Bus. Ein Fahrgast versucht, auf Deutsch mit mir zu sprechen, aber ich muss zugeben, dass ich kein Wort verstehe. Ich steige bei den Stockyards aus. Dies ist genau wie die OLMA in St. Gallen, wo die grossen Viehmessen abgehalten werden, sowie Rodeos und Vieh-Auktionen. Ich besuche den nicht-so-historischen Stockyards Bahnhof, die Viehgatter, die Viehbörse (wo Viehauktionen stattfinden, via Satellit direkt von der Ranch) und besuche das Stockyards Museum. Dann erkunde ich das Cowtown Kolosseum, wo freitags und samstags um 20 Uhr Rodeos stattfinden. Ich gehe an Billy Bobs vorbei, durch die Geschäfte, die alle ziemlich menschenleer sind, zur Texas Cowboy Hall of Fame. Es hat eine sehr umfassende Ausstellung von Kutschen und für alle Rodeo Prominenten einen Stand mit einigen Erinnerungsstücken, Fotos und einem Fernsehgerät, das einen Video über ihn spielt. Jetzt ist es 15:00 Uhr und ich muss rasch wieder ins Zentrum, um einen Zug zurück zu nehmen, um meinen Volvo abzuholen. Leider gibt es gerade jetzt keine Züge, so dass ich schnell zur Ausstellung Fire Station Nr. 1 bis 150 Jahre laufe. Dann eile ich zurück zum Bahnhof, wo ich rechtzeitig bin, um den Zug nach West Irving zu besteigen. Nach einem Fussmarsch von zwei Meilen komme ich bei Rapid Volvo an, wo mir ein fairer Preis - $100 - für die zeitraubenden Reparaturen verrechnet werden. Offenbar hat das schlechte Benzin den Brennstoff-Filter verstopft, welcher sich in einer ungünstigen Position unter dem Auto befindet. 15.11.2008 Dallas Fahre mit Hendrik zum Frontiers of Flight Museum auf dem Dallas Love Field. Das Museum ist mager bestückt, jedoch hat es ein paar herausstehende Exponate: Eine Apollo 7 Kapsel, ein paar Marschflugkörper, der grösste davon sogar mit Dreipunktfahrwerk(!!), Flugmodelle und eine schöne Sammlung von Modellmotoren, darunter sogar 4-Takt-Sternmotoren! Ein besonders schönes ferngesteuertes Flugmodell ist eine B-26 mit Einziehfahrwerk. Von hier fahre ich zurück zum Hostel, wo ich Hendrik absetze, dann muss ich das Auto warm fahren um festzustellen, ob der Fehler wieder auftaucht. Fahre auf die Autobahn und heize durch den dichten Feierabendverkehr. Irgendwie finde ich - 153 -
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den Weg durch den Dschungel von Autobahnen sogar wieder zurück zum Hostel. Dann erkunde ich das historische Irving: Otis Brown House, Gilbert House, Heritage House, Caldwell House, Centennial Park. Dann laufe ich zu den Mainstreet shops (ein paar Läden in historischen Holzfronthäusern) und dem Heritage Park, wohin ein paar historische Häuser versetzt wurden. Lebensmittel in den USA sind nach wie vor sehr, sehr billig. Wenn man weiss wo, kann man Lebensmittel im DollarLaden kaufen, wo alles ein Dollar kostet - ein Laib Brot, eine Dose Gulasch, 2lt Coca-Cola ... Bei McDonalds, Burger King oder Wendys haben sie Dollar-Menüs, wo man einen richtigen Burger - viel grösser als die in Europa - für einen Dollar erhält. Aber es gibt Steuern, die in der Regel mindestens 10% des Kaufpreises ausmachen. Und abgesehen von Subway, wo man recht gesunde Sandwiches mit viel Salat erhält, ist das Essen oft fettig, ungesund und wenn man alle die extrem fetten Menschen sieht, einige von ihnen nicht mehr in der Lage, mehr zu Fuss zu laufen, macht man sich wirklich Sorgen. 16.11.2008 Dallas-Houston Ich stehe früh am Morgen auf. Das Auto läuft gut, aber braucht viel mehr Treibstoff als zuvor. Ich stoppe kurz vor Huntsville und mache ein Picknick mit den gestern gekauften Lebensmittel. In Huntsville tanke ich und besuche das Texas Prison Museum. The Walls, wie das Huntsville Gefängnis landläufig bezeichnet wird, ist berühmt für seine Gefängnis-Rodeos. Ich bin dann in die Stadt gefahren, um das Gefängnis zu sehen und darf sogar in die Rodeo-Arena hineinschauen, die unter dem Jahr als Angestelltenparkplatz genutzt wird. über die sehr stark befahrene Autobahn (und die Texaner fahren viel aggressiver als im Norden) fahre ich zum Houston International Hostel. Niemand ist da, weshalb ich in die Innenstadt fahre, wobei Steve aus Queensland, der auch gerade angekommen ist, mitkommt. Wir nehmen eine Strassenbahn zum Zentrum, laufen zum Tourismusbüro, das am Sonntag geschlossen ist, die Bibliothek und den Hauptplatz. Dann besuchen wir einen Dollar Store und fahren per Strassenbahn zurück zur Herberge, wo wir beide einchecken. Internet ist unverschämt teuer hier - $ 10 - die ich nicht bereit bin auszulegen. 17.11.2008 Houston Um halb neun Uhr fahre ich mit Steve und Iacobo Richtung Space Center ab. Wir folgen den Richtungsangaben des Hostels und gelangen tatsächlich problemlos zum Space Center. Dort müssen wir nur kurz warten, bis wir reinkönnen. Wir werden sofort zur NASA Tram Tour geschickt, aber die sagen, dass die erste Tramtour ausfalle. So besuchen wir erst die Starship Gallery: Erst ein kurzer Film (das meiste davon nur Ton, das Bild kommt erst gegen Ende), dann Ausstellungsstücke der verschiedenen NASA Missionen und grosse Brocken von Mondgestein. Danach probieren wir nochmals die NASA Tram Tour, aber es ist kein Platz mehr. So besichtige ich den Rest der Starship Gallery, bis wir es um 12 Uhr nochmals versuchen. Doch jetzt fehlt Iacobo. Wir warten etwas, dann beschliessen wir, trotzdem zu gehen. Wir werden zum Mission Control Center geführt, von wo aus die Apollo Mondlandungen überwacht wurden. Dann geht es zum Dummy Spacecraft Center, wo die Astronauten in der ISSRaumstation oder im Spaceshuttle in Originalgrösse üben können. Von hier aus geht es zur Raketenhalle, wo eine echte Saturn V von der nicht gestarteten Mission Apollo 18 zu besichtigen ist. Zurück im Museum, besuchen wir die Blast Off Tour, wo wir über die laufenden Raumprogramme unterrichtet werden und diese live am Bildschirm verfolgen können. Dann schauen wir im Northrop Grumman Theatre den Film „To be an Astronaut“. Iacobo stösst wieder zu uns. Wir besuchen noch die Präsentation „Living in Space“ wo uns über das Leben in der ISS Raumstation erzählt wird, dann fahren wir durch den dichten Abendverkehr zurück. Es ist wahnsinnig schwierig zu navigieren, es hat kaum Beschilderungen. Es heisst, der Sturm habe sie weggeblasen, aber ich zweifle, dass es je welche gab. Trotzdem finden wir die Jugendherberge ohne den geringsten Umweg! 18.11.2008 Houston-New Orleans Ich fahre um sieben Uhr ab, eine gute Wahl, denn der Verkehr ist noch nicht so stark. In Louisiana langweile ich mich schnell auf der geraden I-10 und möchte deshalb zur Küste fahren. Ich biege in Sulphur rechts ab, nach Hackberry und Holly Beach, nehme die (kostenlose!) Fähre nach Cameron und fahre weiter nach Grand Chenier. Ab Holly Beach sind alle Häuser schwer beschädigt, die meisten von ihnen können nicht mehr repariert werden, nur die Backstein-Häuser haben überlebt. Mir wurde gesagt, dass das Gebiet von einer Flutwelle getroffen worden sei. Offenbar war Hurrikan Gustav dafür verantwortlich. Bei New Iberia fahre ich auf die Autobahn 90, die mich fast bis nach New Orleans bringt. In New Orleans folge ich den Anweisungen von Google Maps, aber plötzlich ist alles anders. Es hat eine Kreuzung wo es keine haben sollte, die Ausfahrt kommt nicht. Schliesslich habe ich das Hostel doch noch gefunden, aber erst nach viel unnötigem Suchen. Das Zimmer in der Jugendherberge ist voller Müll als ich ankomme, weshalb ich erst eine Reinigung verlange. 19.11.2008 New Orleans Vor dem Frühstück muss ich die dreckige Küche reinigen, der Mikrowellenofen ist mit Lebensmittelresten verkrustet. Ich gehe zum Tourismusbüro, wo sie mir nur widerwillig einige Informationen über den New Orleans Jazz National Historic Park und die historische Tour des French Quarters geben. Ich beginne mit der Walking Tour: Kolly Townhouse, alte Bank of Louisiana, alte Bank of the United States, alte Louisiana State Bank, New Orleans Gerichtsgebäude (wo ich nicht reingelassen werde, weil ich eine Kamera und ein Sackmesser bei mir habe), Casa Faurie, Hermann-Grima-Haus, Maison Seignouret, Merieult House, Casa de Comercio (im spanischen Stil), LeMonnier Haus, Maison de Flechier, Maison Lemonnier (derselbe wie Eigentümer LeMonnier House), Louisiana State Arsenal, Pirates Alley (wo die Lafitte Brüder wohnten), Faulkner House (wo William Faulkner wohnte), St. Anthony Square, Orleans Ballroom, Pere Antoine's Alley, die Presbytère (heute Museum), St. Louis-Kathedrale (wo ich an einer Führung teilnehme), Jackson Square, Pontalba Gebäude (links und rechts vom Jackson Square, ich besuche das - 154 -
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historische Haus 1850), Moonwalk (entlang des Mississippi Rivers), French Market, altes Ursulinen-Kloster, Le Carpentier/Beauregard-Keyes Haus, Haus Soniat, Clay Haus, LaLaurie Haus (es wird gesagt, dass die misshandelten Bediensteten bis heute im Hause geisterten), Gallier Haus. Ich unterbreche die Tour hier wegen eines Konzertes des Pianisten Joe Krown im New Orleans Jazz National Historic Park. Ich finde den Ort fast nicht, weil die Dame im Besucherzentrum so eine lange Linie auf die Karte gemalt hat, dass sie wohl zwei Meilen lang ist. Schliesslich finde ich es im French Market. Ich fahre dann fort mit der Walking Tour: Laffittes Blacksmith Shop, Cornstalk Fence Haus, Miltenberger Häuser, Madame Johns Legacy-Haus (wo ich Hendrik wiedertreffe und das Museum besuche). Die meisten Hauser sind mit Gusseisengrillen verziert und sehen sehr kolonial aus. An jeder Ecke hört man entweder eine Jazzband oder ein einzelner Gitarrist spielt. Mittagessen im Subway, mein linker Knöchel schmerzt jetzt höllisch. Nach Midtown gelaufen, wo noch viele Schäden von Katrina her sichtbar sind, Grundstücke wo alle Gebäude wie abrasiert wurden. Dann zur Basin Street Station, wo ich ein Video über New Orleans schaue. Zum Friedhof St. Louis Cemetary No 1 und dann zum Louis Armstrong Park, der gerade wieder aufgebaut wird. Nun lässt mich mein linker Knöchel nicht weiterlaufen. Zurück mit der Strassenbahn. 20.11.2008 New Orleans Nach dem Frühstück mache ich den historischen Stadtumgang vom Garden District: Lafayette Friedhof, danach 18 Beispiele von typischen Südstaaten-Villen besucht. Einige sind bei Katrina beschädigt worden und werden jetzt instandgestellt. Danach fahre ich mit dem Auto zur Besichtigung der weiter entfernten Stadtteile von New Orleans. Erster Stopp ist das Chalmette Schlachtfeld (Jean Lafitte National Historic Park), wo die letzte entscheidende Schlacht gegen die Engländer gewonnen wurde. Es hat einen Turm, die originalen Wälle, einige Kanonen, ein Südstaatenhaus (das Malus-Beauregard House), einen grossen Soldatenfriedhof und Beschreibungen der Schlacht. Der Ranger ist unglaublich glücklich, dass endlich mal ein Tourist dahingefunden hat und lässt mich fast nicht mehr gehen. Danach fahre ich durchs Chalmette-Quartier und besichtige die Schäden, die Katrina angerichtet hat. Jedoch: Viel kann man nicht mehr sehen. Hie und da stehen Fundamente, wo ein Haus wohl ganz abgerissen wurde. Einzelne Häuser wurden nicht mehr instandgestellt, die Fenster sind zugenagelt. Ein paar Ladengebäude hat es hart getroffen, offenbar fehlte das Geld für einen Wiederaufbau. Die Strassen sind pockennarbig mit Flicken. Doch die Zucker- wie auch die Benzinraffinerie laufen. Die meisten Geschäfte sind in bestem Zustand. Es scheint eher an Individuen zu liegen, die entweder gestorben sind oder kein Geld haben, wenn mal irgendwo noch ein Haufen Müll daliegt. Danach fahre ich auf dem Wisner Boulevard, entlang einem schönen Kanal mit herrschaftlichen Häusern zum Lake Pontchartrain. Der See ist riesengross. Fahre entlang dem See, wo noch einige Verwüstungen sichbar sind (es wird jedoch daran gearbeitet), vorbei an einigen Anglern. Im Fernsehen hat man immer dieses lumpige Mäuerchen gesehen, das die Wohngebiete schützen soll; in Wirklichkeit steht dieses Mäuerchen entlang eines Kanals, der mit einem Schieber vom See getrennt ist. Riesige Dieselpumpen sind am Ende des Kanals, wo er in den See mündet. New Orleans ist eine ausserordentlich schöne Stadt, kein Wunder dass die Bewohner sie nicht einfach so aufgeben wollen. Ich fahre zurück zum Hostel, wo ich das Auto abstelle und die Strassenbahn in die Stadt nehme. Laufe zur Spanish Plaza. Im Riverwalk Shopping Center, sicher einen halben Kilometer lang, esse ich den hier typischen „Gumbo“. Es schmeckt gut, wie Meeresfrüchte-Curry. Dann höre ich dem Dampfschiff „Natchez“ zu, wie es auf der Calliope spielt. Mit der öffentlichen Fähre überquere ich den Mississippi und fahre gleich wieder zurück. Dann besuche ich das Museum im Cabildo, das die Geschichte Louisianas mit zu vielen Worten und zu wenigen Exponaten darstellt. Es ist wie verhext, ständig muss ich zur Toilette rennen. Schliesslich fahre ich mit dem Tram zurück, wobei ich auf dem Weg im Burger King noch einen dieser fantastischen $1-Salate mit $1-Burger esse! 21.11.2008 New Orleans-Tallahassee Ich fahre sehr früh am Morgen auf der US-90 in Richtung Biloxi. Es ist ein langsames Reisen, aber sehr schön, mit einigen spektakulären Brücken über Buchten und Bayous. Ich halte bei einer schwenkbaren Brücke, als ein kleines Fischerboot durchfährt. Als ich in Bay St. Louis ankomme finde ich Julius Egloffs Grundstück rasch, aber er ist nicht da. Das Haus wurde dem Erdboden gleichgemacht, und jetzt hat er nur einen Wohnwagen. Sein Hund, Zimt, bellt, aber er war gut angebunden. Ich beginne mit der Suche nach dem Mockingbird Café, wo ich weiss, dass ich Julius finden würde. Aber es war wie verhext, wegen einer Beerdigung waren alle Strassen abgesperrt und ich verfuhr mich deshalb immer wieder. Ich musste vier mal fragen, bis ich es gefunden habe. Endlich treffe ich Julius Egloff und seinen Freund Al, der Bäcker. Al versprach mir sofort zwei Laibe europäischen Brots. Julius geht mit mir zum Museum, wo sie Aufzeichnungen über Häuser vor und nach Katrina haben. Es gibt Bilder von seinem Haus und dem seiner Nachbarn, die alle dem Erdboden gleichgemacht wurden. Wir besuchen ein Freund von Julius, der Auto Reparaturen macht, um ihn zu fragen, ob er meine Auspuff schweissen könnte, aber er hat keine Schweissanlage. Dann kehren wir zum Mockingbird Café zurück, wo Julius mich zum Mittagessen einlädt. Al hat in der Zwischenzeit das Brot gebacken und bietet mir nicht nur zwei Brote, sondern auch geräucherten Salami und Käse dazu an. Jetzt ist es 14 Uhr und ich muss weiterfahren, wenn ich Tallahassee heute Abend erreichen will. Ich fahre über viele gewaltige Brücken, bis ich in Biloxi zurück zur I-10 gelange. In Mobile verlasse ich die Autobahn, um die US-90 durch die Stadt zu nehmen. Da sehe ich einen Quick-Lube, stoppe und lasse das Öl wechseln. In Bay St. Louis muss ich das Glas meines vorderen linken Blinklichts verloren haben. Also gehe ich zu einem Schrottplatz, wo ich kein Blinkerglas finde, aber ein paar andere Teile, die nicht mehr funktionierten. Ich versuche auch, einen ziemlich guten Auspuff auszubauen, aber mangels geeigneter Werkzeuge schaffe ich es nicht, bis sie schliessen. In der Zwischenzeit ist es dunkel geworden und es macht keinen Sinn mehr, durch Mobile zu fahren, so dass ich zurück zur I-10 und in Richtung Tallahassee fahre.
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Die Fahrt ist gut, der Tempomat funktioniert besser als normal und erst um 23 Uhr stoppe ich auf einem Rastplatz in Tallahassee, wo ich schlafe. 22.11.2008 Tallahassee-Tampa Kurz nach Mitternacht werde ich durch schreckliche Magenkrämpfe geweckt. Ich renne zur Toilette - Gottseidank bin ich hier und nicht in schäbigen Campingplatz - und es ist schlimmer Durchfall. Ich hatte etwas Cranberry (Preiselbeer) Saft getrunken (es wird gesagt, dass er gegen Blasenkatarr helfe), was jedoch offensichtlich für mich nicht bekömmlich ist. Für eine Stunde ist es ein hin- und her zur Toilette. Dann kann ich weiterschlafen. Als ich aufwache zeigt meine Uhr sechs Uhr, aber es ist tatsächlich sieben Uhr, weil ich einmal die Zeitzone gewechselt habe. Ich fahre an Tallahassee vorbei und halte beim Auto-Museum. Aber leider öffnet es an Samstagen erst um 10 Uhr, zu spät für mich. Ich kann nicht stundenlang warten, bis es öffnet. Ich fahre weiter, aber biege von der langweiligen I-10 ab fahre auf der US-19. Aber das ist genauso langweilig wie die I-10. Von Homosassa ab ist es ist eine einzige Megalopolis. Es gibt jede Viertelmeile ein Lichtsignal, und natürlich rot. Die Fahrt wird langsam. Irgendwo auf dem Weg stoppe ich bei einem Wal-Mart und wechsle die Zündkerzen, die unter dem schlechten Benzin sehr gelitten hatten. Ich komme erst nach 15 Uhr in Grams Place BnB in Tampa an, registriere mich und borge mir ein Fahrrad. So radle ich in die Innenstadt. Das Besucher-Center ist bereits geschlossen, aber im Hyatt Hotel bekomme ich eine Karte und einige Ideen, was zu besuchen sei. Ich fahre dann an St. Pete Times Forum vorbei zu Channelside, wo ein Kreuzfahrtschiff gerade am Ausfahren ist. Dann vorbei am Aquarium zur Ybor City, das historische kubanische Viertel, wo die Zigarrenfabriken sind. Heute ist es mehr ein Themenpark mit vielen Einkaufsmöglichkeiten und Kinos. Als es dunkel wird, fahre ich zurück zur Herberge. 23.11.2008 Tampa-Miami Beach Ich verlasse Tampa, sobald die Herberge die Tür aufschliesst. Aber die Richtungsangaben sind unklar, es hat eine nicht beschriebene Kreuzung und ich verfahre mich. Schliesslich schaffe ich es auf die I-4, aber verpassen die Abzweigung zur I-75 und muss einen 15 Meilen langen Umweg machen. Die Fahrt ist zügig. Kurz nach der Mautstelle sehe ich das Schild Everglades National Park und folge ihm bis Everglades City. Im Besucherzentrum des Everglades National Park buche ich eine Bootstour. Wir fahren in die Golfküsten Everglades, die 10000 Inseln, aber es gibt erstaunlich wenig zu sehen: Ein paar Reiher, Ibisse, Pelikane und ein Delfin, der dem Boot für einige Zeit folgt. Die Mangrovensümpfe, hier im Brackwasser, sind ziemlich öde. Ich fahre über die US-41 durch die Everglades in Richtung Miami und halte beim HP Williams Roadside Park. Hier gibt es zahlreiche wild lebende Tiere: Große und kleine Reiher, viele andere Vögel und viele Alligatoren in einem unberührten Mangrovensumpf. Der Unterschied: Dies ist Süsswasser. Einige der Alligatoren sind nur ein paar Meter von der Strasse weg, natürlich ohne Zaun. Ich fahre in Richtung Miami, wobei ich nochmals anhalte, um die Schönheit der Mangrovensümpfe zu bewundern. Als ich nach Miami komme, muss ich viele Meilen durch die Stadt fahren. Als ich schliesslich zur I-95 gelange, hat es nach ein paar hundert Metern ein Schild 2. Strasse. Da ich weiss, dass der Damm die 5th Street ist, nehme ich an, dass ich ihn verpasst habe, verlasse die Autobahn, fahre zurück und beginne erneut. Dieses Mal fahre ich nach der 2. Strasse weiter und - Bingo! - kommt die Miami Beach Ausfahrt und der Damm zur Insel. Auf der Insel ist dichter Verkehr. Ich parke das Auto an einem verbotenen Ort in der Nähe eines Hotels und trotz der Proteste des Valets renne ich zu 750 Collins, wo meine Herberge sein sollte. Aber es gibt nichts. Die Herberge ist umgezogen. Ich renne zurück zum Auto und rufe sie an. Sie nehmen das Telefon ab. Ja, sie haben vor ein paar Tagen gezügelt und befinden sich jetzt in 411 Washington Avenue. Ich bekomme Wegangaben. Fahre aus dem engen Parkplatz heraus und dorthin. Ich kann das Auto im Parkverbot direkt vor der Herberge parkieren und checke ein. Sie sind noch daran, sich einzurichten. Extra für mich aktivieren sie das Internet WIFI, das tot war. 24.11.2008 Miami Beach Am Morgen beginne ich mit der Art-Deco-Walking Tour: Leslie Hotel, Carlyle Hotel, Beacon Hotel, Winter Haven Hotel (alle in stromlinienförmigem Art-Deco-Stil); US Post Office mit seinen Wandmalereien, Wolfsonian, Hotel Astor, ehemaliges Tiffany Hotel, Colony Hotel. Zum beeindruckenden Holocaust-Mahnmal, eine Hand dekoriert mit angstvollen Menschen, einige davon auf dem Boden. Das Besucherzentrum ist - geschlossen. Mit dem Bus zu Omni, von dort mit einer futuristischen Hochbahn zum Government Center, wo ich den 207er Bus nach Little Habana nehme. Ich bitte den Fahrer, mir zu sagen, wo ich aussteigen muss, aber er vergisst es, gibt mir aber ein Transferbillet, so fahre ich mit dem 208er bis SW 8th Street, von wo aus ich Little Habana erkunde. Es gibt nichts Spektakuläres sehen, nur ein paar Denkmäler und einige kubanische Geschäfte. Laufe zum Meeresufer bei Brickell Key und dann zum Bayfront Park, wo es eine schicke Marina mit vielen teuren Yachten gibt. In W Flagler Street kaufe ich einen riesigen Seesack in einem chinesischen Laden. Ich fahre dann mit dem Bus zurück. Im Bus treffe ich eine hübsche junge Dame aus Somalia, mit der ich plaudere, bis ich in Alton Road aussteige. Sehe nach, ob mein Auto immer noch da und unversehrt ist. Zum Wolfsonian Museum, es zeigt vor allem Design aus den 1930er und 1940er Jahren. Treffe Miron und Hanna in Calle Española. Wir plaudern bis 23 Uhr. Es gibt keine Nachtruhe in der Herberge, ständig ist jemand am Kommen, Gehen, etwas suchen oder sonst ein Lärm. 25.11.2008 Miami Beach-Jacksonville Ich verlasse Miami kurz nach acht. Es ist leicht, sich zurechtzufinden, die I-95 ist eine der wichtigsten Verkehrsadern durch Miami. Ich gerate in einen Stau in Fort Lauderdale, aber es kommt nie ganz zu einem Halt. In Viera gerate ich in einen schlimmen Stau. Für etwa eine Stunde geht gar nichts mehr. Kurze Zeit später komme ich an der Cape Canaveral Ausfahrt vorbei. Eigentlich wollte ich diese auslassen, da ich mir vorstellen konnte, dass es wahnsinnig teuer würde. Aber ich war magisch davon angezogen, ich musste es einfach sehen. Ich
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bezahlte die 40 USD Eintrittsgeld und ging auf einen Rundgang durch die LC-39 Observation Gantry, von wo aus man den Crawler Pfad und die beiden Startrampen A und B sehen kann. Dann besichtigte ich das Apollo/Saturn V Center, wo eine ganze Saturn V Rakete zu sehen ist, sowie das Startkontrollzentrum der Apollo-Missionen und ein ApolloRaumschiff. Von dort gehe ich zum Internationale Raumstation (ISS) Zentrum, wo wir die Fertigungsstätte der ISS von einer verglasten Galerie aus sehen und ein originalgrosses Modell der ISS besichtigen können. Schliesslich reicht es noch für die Shuttle Launch Experience, wo der Start eines Space Shuttle simuliert wird und dann besuche ich noch den Raketengarten. In der Zwischenzeit ist es 18.30 und sie schliessen. Ich fahre noch bis nach Jacksonville, wo im Rodeway Inn Motel übernachte. 26.11.2008 Jacksonville-Savannah Ich stehe sehr früh auf und fahre in Richtung Savannah. Obwohl die Entfernung nur 100 Meilen ist, komme ich erst um 10 in den Vororten an. Ich tanke und wechsle den letzten Reisescheck. Versuche das Tourismusbüro zu finden, es hat zwar Schilder, aber kein Büro. Ich werde halt das in der Innenstadt suchen müssen. Dann fahre ich nach Savannah hinein, wobei ich einmal falsch fahre und etwa 5 Meilen zurückfahren muss. Fahre zum Dollar Tree Laden, wo ich Reinigungsmittel für den Volvo kaufe. In einem Ersatzteilladen kaufe ich Reifenschwarz und erhalte eine Wegbeschreibung ins Stadtzentrum. Die Beschreibung ist hervorragend, ich finde das Besucherzentrum ohne Probleme. Es gibt keine kostenlose Parkplätze in Savannah, ich muss das Auto beim Besucherzentrum kostenpflichtig parkieren. Kaufe eine Tramrundfahrt durch die historische Innenstadt. Aber die Tour ist nicht gut, wir sausen viel zu schnell durch und die Kommentare sind irrelevant. Savannah hat mehr Plätze als jede andere Stadt, die ich jemals besucht habe; alle drei Strassen oder so ist ein Platz, das gesamte Zentrum ist übersät mit Plätzen. Als die Tour endet, steige ich aus und laufe die interessanten Teile zu Fuss ab: River Street und Riverfront, Rathaus, Washingtons Kanonen (von George Washington), Cotton Exchange, Factors Walk, Emmett Park mit dem Vietnamdenkmal, Washington Square, Pirates House, Warren Square, Reynolds Square, Johnson Square, Wright Square, Independent Presbyterian Church, Chippewa Square mit dem John Wesley Denkmal, Savannah Theater, Colonial Park Friedhof, Franklin Square mit Haiti Denkmal, City Market. Fahre zurück zur I-95 und zurück zur Ausfahrt 87, wo ich ein billiges Motelzimmer im Travelodge finde. 27.11.2008 Savannah-Charleston Ich versuche lange zu schlafen, esse ein grosses Frühstück und starte in Richtung Charleston. Ich muss die I-95 verlassen zur US-17, die eine 9 km lange Baustelle hat. In den Vororten von Charleston dampfe ich mein Auto ab und fotografiere es für das Internet. Ich versuche, Googlemaps Richtungsangaben zur Herberge zu folgen, aber die Strassennamen sind nicht gut ausgeschildert, so dass ich die Strasse verpasse und auf die Brücke nach Mount Pleasant gelange. Ich muss den ganzen Weg hin und zurückfahren. Dann muss ich alle Karten, die ich habe, konsultieren - ich habe keine genaue Karte von Charleston, da alle Besucherzentren heute geschlossen sind. Aber irgendwie gelingt es mir dann doch, die Jugendherberge zu finden. Ich laufe dann in die Stadt. Charleston ist sehr schön, auch die Vorstadt ist voll von historischen Häusern. Ich laufe zu Battery Park, wo es historische Kanonen zu sehen gibt. Von dort entlang East Battery Road zu Tradd Street mit ihren vielen schönen Häusern, alle mit großen Stahlbolzen durch die Wände, um sie vor weiteren Erdbeben zu schützen. Laufe Richtung Norden auf der East Bay Street, vorbei am Exchange und Provost Dungeon zum Waterfront Park, mit seinen Springbrunnen und dem Steg. Erkunde Broad Street. Zur Market Street, wo ich durch den Markt laufe. Heute gibt es kein Gemüse oder Fisch mehr, sondern Andenken, esoterische Sachen und Schmuck. Zum Kahal Kadosh Beit Elohim, die eine der ältesten erhaltenen Reformsynagogen der Welt und die zweitälteste Synagoge der USA sein soll. Laufe nördlich auf King Street, vorbei an Marion Square. Zurück zur Herberge, wo ich das Auto noch einmal wasche, dieses Mal von Hand, weil es immer noch Flecken hat. 28.11.2008 Charleston Ich stehe früh auf, esse ein reichhaltiges Frühstück und platziere Anzeigen für mein Auto. Dann laufe ich zur völlig überfüllten Tourismus-Information, wo ich eine Anleitung zum historischen Stadtrundgang kaufe. Ich folge diesen Anweisungen, obwohl ich die Orte gestern teilweise bereits besucht habe: Market Street, das protzige US Customs House, Waterfront Park, South Adgers Wharf, Rainbow Row, Old Exchange Gebäude und Provost Dungeon, Union Versicherung, Old-Slave-Mart Museum, das ich zwar besuche, aber es ist völlig verwirrend und enthält keinerlei nützlichen Informationen, Fireproof-Gebäude, Historische Charleston-Stiftung (ein Laden), Mills House Hotel (neu erbaut im alten Stil), Hibernian Society Hall, Broad Street, Four Corners of the Law, South Carolina Society Hall, First Scots Presbyterian Church, Nathaniel Russell Haus, Otis Mills Haus, Daniel Elliott Huger-Haus, Single-Haus, Thomas Heyward Haus, Calhoun Mansion, Doppel-Haus, zwei Meeting-Strasse, South Battery Häuser, White Point Gardens, Blick auf Fort Sumter , William Roper-Haus, Edmonston-Alston Haus, 29 East Battery, George Eveleigh House, First Baptist Church, 69/71/78 Church Street, Heyward-Washington Haus, Catfish Row (in Porgy and Bess, eigentlich Cabbage Row), Dock Street Theater (eingerüstet), französische Hugenotten-Kirche, St. Philips Protestant Episcopal Church. Das Wetter ist bedeckt, so laufe ich zurück zur Herberge, wo ich weiterhin meine Lebensmittelvorräte abbaue. 29.11.2008 Charleston-Florence Als ich entlang der Küste nach Washington DC fahre, regnet es stark. Eine Strasse hat sogar etwas Schnee in der Mitte. So entscheide ich mich, auf die I-95, die mehr im Landesinneren verläuft, zu fahren. Plötzlich stirbt der Motor ab. Es regnet stark. Auf einem Parkplatz, im Wasser liegend, baue ich den Brennstoffilter aus, werde triefnass. Aber ich kann keinen Fehler sehen, baue ihn wieder ein und das Auto läuft wieder. Ein freundlicher
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Passant gibt mir einen Regenschutz. Ich fahre auf die US-52, aber als sie in Kingstree scharf nach links abbiegt, verpasse ich sie und fahre etwa 30 Meilen geradeaus, bis ich merke, dass ich definitiv falsch bin und umdrehe. Dann stirbt der Motor wieder ab. Ich krieche zurück nach Kingstree, wo niemand bereit ist, einen Volvo anzufassen und schliesslich finde ich einen alter Schwarzen, der mich in seinem Unterstand arbeiten liess, so bin ich wenigstens vor Regen geschützt. Ich tausche den Brennstoffilter und das Auto läuft wieder. Aber nur bis Florence, wo das gleiche Problem wieder auftaucht. In völliger Dunkelheit wechsle ich den Brennstoffilter nochmals und das Auto läuft wieder. Dieses Mal bis zur Grenze von North Carolina, wo ich gerade noch in eine Raststätte hineinrollen und dort im Auto schlafen kann. 30.11.2008 Florence-Lumberton Am Morgen läuft das Auto wie oft wieder gut, so dass ich ins nächste Dorf, Lumberville, fahre. Keine Werkstätten offen heute. Die preiswerten Motels wollen mir kein Zimmer am Morgen geben. Also muss ich ein teures Motel-Zimmer nehmen, denn ich habe so kalt, dass ich eine warme Dusche, einen warmen Raum und warme Kleidung brauche. Ich rufe im Capitol City Hostel in Washington DC an und sie sagen mir, sie seien nicht an meinen Geschichten interessiert, und ich hätte jetzt für zwei Nächte zu zahlen oder sie würden meine zwei Sendungen nicht annehmen. Den ganzen Tag google ich Volvo Internetseiten und prüfe das Auto, aber ohne Erfolg. 1.12.2008 Lumberton-Fredericksburg VA Ich bereite mein Frühstück zu - trotz des hohen Preises bietet das Motel kein Frühstück an. Der Regen hat aufgehört, die Sonne scheint, aber es geht ein eiskalter Wind. Ich suche OK Auto Service auf. Die Werkstätte wurde empfohlen, aber sie sind auf Tage hinaus ausgebucht. So versuche ich Import Alternative Inc die sich auf europäische Autos spezialisieren. Sie sollen das Auto heute flicken. Erst wird ein loses Steckerchen an der Benzinpumpe festgestellt. Aber das ist nicht das Problem, es scheint, dass die Vakuumsteuerung der Benzinpumpe futsch ist. Sie machen die Reparatur - es kostet mich $215. Ich fahre ab, auf die Autobahn in Fayetteville. Dort verlasse ich die Autobahn, parkiere und stelle den Motor ab. Als ich ihn wieder starte, wiederholt sich das gleiche Problem. Ich krieche auf die Autobahn zurück nach Lumberton, halte nochmals und stecke die Benzinpumpe ein und aus, worauf ich fast bis nach Lumberton gelange, bis das Problem wieder auftaucht. Dann versuche ich es nochmals mit dem gleichen Trick, doch der hilft nur 100 Meter weit. Plötzlich geht es wieder, und ich kann bis nach Lumberton fahren, bis der Motor wieder zu husten beginnt. Ich gehe zurück zu Import Alternatives Inc und beschwere mich. Jetzt ist es klar, dass die Benzinpumpe einen toten Punkt hat, von dem aus sie nicht anlaufen kann. Sie sagen mir, sie könnten eine neue Benzinpumpe sofort organisieren, aber es würde mich $170 kosten. Wir einigen uns schlussendlich auf $100 extra für die Pumpe. Sie bauen sie ein und ich fahre wieder auf die Autobahn. Es ist nach 18 Uhr. Natürlich habe ich jetzt jedes Mal, wenn ich den Motor abstelle Angst, das sich das Problem wiederholt, aber diesmal fanden sie die wirkliche Ursache. Ich fahre bis Fredericksburg, ca. 60 Meilen vor Washington DC. Dort halte ich nach 23 Uhr an einer Raststätte und schlafe im Auto, diesmal auf dem Hintersitz, weit weniger komfortabel als auf der Ladefläche. 2.12.2008 Fredericksburg-Washington DC Um halb sechs Uhr fahre ich in Fredericksburg ab Richtung Washington DC. Die Autobahn ist bereits ein einziger Stau. Wann immer sich der Stau auflöst, folgt gleich ein Weiterer. Nach stundenlanger, stressiger Fahrt komme ich nach acht Uhr im Capitol City Hostel an. Es stellt sich heraus, dass Bill im persönlichen Kontakt viel netter als am Telefon ist. Ich checke ein, trage alle meine Sachen ins Zimmer (das meiste werde ich weggeben müssen) und reinige das Auto. Dann rufe ich alle Kaufinteressenten an und sage ihnen, dass ich jetzt da sei. Ich update meine Online-Inserate. Aber ich schaffe es nicht, meinen Laptop ins Wifi einzuloggen. Schlussendlich finde ich die richtigen Einstellungen. Ich warte den ganzen Tag auf Leute, die das Auto besichtigen wollen, einige erscheinen gar nie. Am Abend laufe ich mit Elias, einem Aramäischen Archäologen aus Quebec die Benning Road runter um Burger King zu finden, jedoch gibt es diesen nicht mehr. Telefoniere mit Dani. 3.12.2008 Washington DC Früh am Morgen fahre ich mit dem X2 Bus nach North Capitol Street, von wo aus ich zum Capitol laufe. Ich bin der erste Besucher heute Morgen. Erhalte einen kostenlosen Besucherpass für die Tour. Bis sie beginnt, besuche ich das Museum. Es wird uns ein kurzes Video gezeigt, dann geht’s zur Kuppel (aus Gusseisen) mit aufwändigen Wandmalereien und Gemälden. Es gibt viele Statuen - Marmor, Gips, Bronze... jeder Staat kann Statuen senden und damit wird das Capitol zu einem Lagerraum für schlechte Kunst. Ein Seitenraum der Kuppel ist bereits überfüllt mit Statuen. Wir sehen die alte Senatskammer, die mit Säulen gefüllte Krypta und den alten Supreme Court Saal. Danach erhalte ich eine Genehmigung zum Besuch des House of Representatives, das nicht in unserer Tour eingeschlossen ist. Ich bin ganz erstaunt, dass der Sitzungssaal ziemlich schäbig ist und die Sitze der Besuchergalerie recht abgetragen sind. Jede Bundesstaatskammer, die ich gesehen habe, war viel besser unterhalten. Durch einen Tunnel laufe ich zur Library of Congress, von der ich rund um den kleinen See und vorbei an den neoklassizistischen Museen zum George Washington Memorial, einem riesigen Obelisken, laufe. Von hier aus laufe ich zum Weissen Haus, aber zu meiner grössten Enttäuschung werde ich nicht zum Tee mit George Bush eingeladen, es wird mir nicht einmal erlaubt, einen Fuss aufs Gelände zu setzen. Mittagessen im „Subway“ und dann laufe ich zum Vietnam Veterans Memorial, dem Lincoln Memorial (Tempel mit Abe Lincoln auf einem Stuhl sitzend) und dem gut gemachten Korean Veterans Memorial. Hier bekomme ich einen Anruf von Kenneth, dass er auf dem Parkplatz, wo mein Auto geparkt ist stehe und es besichtigen wolle. Ich renne zur nächsten Bushaltestelle, aber der X1 fährt nicht während des Tages. Also eile ich zu einer X2 Bushaltestelle, ein paar Blocks entfernt. Ich bin gerade auf der Toilette als der Bus kommt. Ich springe heraus und schaffe es gerade auf den Bus. Als beim Parkplatz ankomme, mache ich eine Testfahrt mit Kenneth. Er ist sehr
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zufrieden mit dem Auto. Wir verhandeln den Preis, aber sein Angebot ist so anständig, dass ich es ohne Feilschen akzeptieren kann. Wir beschliessen mit den beiden Autos - er hat bereits einen 740er - zu seinem Haus in Arlington zu fahren. Die Route gemäss Karte funktioniert nicht, wegen der vielen Einbahnstrassen. Irgendwie schaffen wir es aber doch, uns durch den dichten Verkehr durchzumogeln und kommen zu seinem Haus, wo ich die Kennzeichen abschraube. Wir schliessen den Handel ab, und er bringt mich noch zur U-Bahn-Station. Ich nehme die U-Bahn bis South Capitol. Dort nehme ich ein paar Bilder vom Capitol in der Nacht auf und dann fahre ich mit einem völlig überfüllten X2 Bus in Richtung meiner Herberge. Wenn ich aussteigen will und klingle, ignoriert der Fahrer mein Signal und fährt einfach weiter. Ich muss eine Meile in völliger Dunkelheit zurück zur Herberge laufen. 4.12.2008 Washington DC Ich beginne den Tag mit einem Fussmarsch zu FedEx, wo ich mich über die verbummelte Lieferung meines Blinkers beschwere. Sie versprechen, heute zu liefern. Ich laufe dann zum Smithsonian National Air und Space Museum. Die Sammlung ist überwältigend: Apollo 11, den originalen Wright Flyer, der Spirit of St. Louis, ein echtes Lunar Landing Modul, ein Blériot Eindecker und vieles mehr. Ich verbringe den ganzen Tag dort. Mir haben besonders die Überwachungsdrohnen gefallen, die wie Modellflugzeuge gebaut sind, aber mit viel besserer Elektronik. Sie schliessen um 17.30 Uhr, ich fahre mit dem Bus zurück zur Herberge und laufe zum Waschsalon, um meine Kleider zu waschen. Die Waschmaschine ist kaputt, deshalb riechen meine Kleider auch nach zweimaligem Waschen noch etwas nach Benzin. 5.12.2008 Washington DC Ich nehme eine frühe U-Bahn zu L'Enfant Plaza, wo ich auf Bus 5A zu Dulles Airport umsteige. Ich muss lange für einen Shuttle-Bus zum Air und Space Museum warten. Vor dem Museum sehe ich Kenneths Volvo stehen, steige aus dem Bus und gebe ihm das linke Blinklicht, das ich gestern noch erhalten habe. Dann möchte ich zu Fuss durch das Tor laufen, aber der Pförtner lässt mich nicht rein. Er sagt mir, dass ich $12 Parkgebühr bezahlen müsse. Ich sage ihm, dass ich offensichtlich ein Fussgänger sei. Das ist zu kompliziert für ihn. Er ruft jemanden an, erhält die Genehmigung und darf mich als Fussgänger hineinlassen... Das Museum ist toll. Es hat den originalen Enola Gay Bomber, der die Atombombe über Hiroshima abwarf, einige der frühesten Hubschrauber, die ich je gesehen habe, einschliesslich dem ersten Bell Helikopter und einige interessante Hiller. Es hat die letzte Concorde, die erste Boeing 707, ein Space Shuttle, zwei Mercury-Kapseln (die ich nirgendwo sonst gesehen habe), eine fast vollständige Sammlung der Marschflugkörper, die, wie ich hier gelernt habe, allesamt Weiterentwicklungen deutschen Marschflugkörper sind und ursprünglich auf der Grundlage der V-1 und V-2 waren. Es gibt einige von Deutschlands besten Kampfflugzeugen, wie der Arado Düsen-Bomber, die zweimotorige DO-335, weltweit schnellstes PropellerFlugzeug, einige der kleinsten Experimentalflugzeugen die ich je gesehen habe, am besten bekannt ist die Bede BD-5. Auf meinem Weg zurück muss ich eine Stunde am Flughafen warten, bis ich den Bus 5A zurück zu L'Enfant Plaza erwische, wo ich die U-Bahn zurück zum Stadion nehme. Meine Fahrzeit ist, wie auch auf dem Hinweg, drei Stunden; mit dem Auto wären es ein paar Minuten. 06.12.2008 Washington DC In die Stadt, aber ich bin zu früh in der National Gallery of Art, sie ist noch nicht geöffnet. Ich warte draussen in der Kälte. Um 10 Uhr öffnet sie und ich beginne, die unglaublich grosse Sammlung zu erkunden: Viele Werke von Edgar Degas, Leonardo Da Vincis Ginevra de' Benci, viele berühmte deutsche Maler wie Cranach, Dürer und niederländische Maler wie Peter Paul Rubens, Rembrandt van Rijn, Johannes Vermeer. Französische Maler wie Monet, Manet, Cezanne. Eine Sonderausstellung über den holländischen Maler und Zeitgenossen von Rembrandt, Jan Lievens. Ein sehr interessante Ausstellung über Pompeji und die römische Villa im Ostflügel. Ein ganzes Zimmer nur frühe Picassos. Viele Mark Rothkos, ein paar Lichtensteins. Eine Ausstellung von kleinen französischen Bildern. Eine überraschend gute Ausstellung George de Forest Brush: Die Indianerbilder. Als ich um 17 Uhr herauskomme, schneit es. Ich gehe zurück zur Herberge. 07.12.2008 Washington DC-New York Früh am Morgen mit dem Bus in die Stadt und besuche das Nationale Museum der Geschichte. Die Ausstellungen sind sehr interessant: Verkehr, Dampfmaschinen und elektrische Energie, die amerikanischen Kriege und amerikanischen Präsidenten. Um 15 Uhr gehe ich zurück in die Herberge, hole meine Taschen und finde sofort ein X2-Bus. Ich schleppe meine ultraschwere Tasche zum Busbahnhof, wo der New York Bus gerade am Abfahren ist. In New York versuche ich herauszufinden, wo die U-Bahn abfährt, aber die ist nicht selbsterklärend und nur für diejenigen, die wissen, wie es geht. Ich steige in der 96. Strasse aus und laufe zur Herberge. Ich bin sehr überrascht, dass ich etwa 30% Steuern auf den Herbergepreis zu zahlen habe. Nach dem Auspacken meiner Sachen merke ich, dass ich meinen Toilettenbeutel im Capitol City Hostel in Washington DC vergessen haben muss. Als ich in meinen Schlafsack schlüpfen will, fühle ich etwas festes und es ist - mein Toilettennecessaire! 8.12.2008 New York Frühstück von einem Strassenstand, mit der U-Bahn zur Station South Ferry gefahren. Es ist bitterkalt, weit unter null Grad Celsius. Durch Battery Park zum Clinton Castle National Monument gelaufen. Kaufe ein Ticket für die Freiheitsstatue und Ellis Island Fähre. Die Sicherheitskontrolle ist strenger als alles, was ich bis jetzt je erlebt habe. Sie finden mein Taschenmesser. Ich werde vor die Alternative gestellt, es entweder aufzugeben oder zu gehen. Ich gehe. Es gibt nirgends ein Ort, wo ich mein Taschenmesser lassen kann. So laufe ich zurück zum völlig verlassenen Clinton Castle Museum und verstecke das Taschenmesser im Broschürenständer. Dann gehe ich wieder durch die Sicherheitskontrolle, dieses Mal ohne Probleme und schaffe es sogar noch, die Fähre zu erwischen. Ich steige bei der Statue of Liberty aus. Das Licht ist fantastisch, die Sonne scheint direkt auf ihr Gesicht. Aber die Kälte ist - 159 -
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beissend. Ich versuche hineinzugehen, aber es gibt mindestens ein Stunde Wartezeit, so dass ich aufgebe. Um 11 Uhr nehme ich an einer geführten Tour rund um die Statue teil. Ich fahre dann weiter zu Ellis Island. Ich erkunde die Einwanderungsstation, gebaut 1892 (vorher war Clinton Castle Einwanderungsstation), die heute ein Museum ist. Besonders interessant sind die Informationen über die mittel- und osteuropäischen Juden, die Ende des 19. Jahrhunderts wegen der ständigen Verfolgung aus dem Schtetl emigrierten. Mit der Fähre zurück zum Clinton Castle, nehme mein Taschenmesser aus dem Versteck im Museum und laufe zum Ground Zero, wo das World Trade Center stand. Hier ist jetzt ein riesiges Loch, mit vielen Bauarbeiten im Gange. Erstaunlich, wie hoch die Gebäude darum herum sind, offenbar nicht so stark beschädigt und wie wenig Oberfläche Ground Zero hat. Der Blick auf Ground Zero ist meist beeinträchtigt, gibt es Wände und Abschrankungen, aber von Burger King, wo ich mein Mittagessen einnehme, kann ich einen Blick darauf werfen. Von hier aus laufe ich zur Wall Street, dunkel und eng, mit der Trinity Kirche an ihrem Ende. In Wall Street besuche ich die Federal Hall, ein weiteres National Monument, wo George Washington als erster US-Präsident eingeschworen wurde. Zur Zeit beherbergt sie ein Foto-Ausstellung über die US-Präsidenten. Ich laufe Wall Street hinunter zum historischen Hafen. Antike Segelschiffe ankern hier: Die Wavertree (1885) und die Peking (1911) aus Hamburg sowie ein Dampfschlepper, die Helen McAllister. Ich habe eine gute Sicht auf die Brooklyn- und Manhattan-Brücke im Sonnenuntergang. Laufe zur City Hall und entlang dem Broadway durch Soho und Greenwich Village zu Union Square. In der Zwischenzeit ist es Nacht geworden. Auf dem Union Square gibt es einen Weihnachtsmarkt. Ich laufe westlich auf der 14th Street und nehme die U-Bahn bis Times Square. Dort bewundere ich die Leuchtreklamen, heute vor allem grosse Bildschirme. Sie brauchen wohl soviel Strom wie eine kleine Stadt. Von hier aus mit der U-Bahn zurück zur 96. Strasse. Die Wagen sind überfüllt. Ich steige in der 96. Strasse aus, hole meinen Reisepass, den ich letzte Nacht im Hostel abgeben musste, wieder ab und suche und finde ein Geschäft, wo ich ein neues Uhrenband kaufen kann, das alte brach gestern. 9.12.2008 New York Am Morgen laufe ich durch den Central Park zum Jacqueline Kennedy Onassis Reservoir, darum herum gelaufen und zum Guggenheim Museum of Modern Art. Die weltbekannte Spirale sieht recht eindrücklich aus. Es hat ein paar gute Picassos, Van Goghs, Cezannes, Marcs, Kandinskys. Die Fotoausstellung von Catherine Opie ist irritierend, erst sind es recht belanglose Architekturbilder, aber im obersten Stock sind es Bilder, wo sie sich mit hunderten von Spritzennadeln in den Armen und ins Fleisch eingeschnittenen Tätowierungen zeigt, echt krank. Mit Kunst hat das nichts mehr zu tun. Von hier aus laufe ich durch den Central Park, besichtige kurz die völlig belanglose Ausstellung der Arsenal Gallery im Central Park, dann zum Rockefeller Tower, wo es eine Kunsteisbahn davor hat. Zum „Top of the Rock“, die Aussichtsplattform. Von hier aus vorbei an Radio City Music Hall und „The Pond“, einer weiteren Kunsteisbahn, zu Grand Central Station. Auf dem Weg dorthin werde ich von Chabad Lubawitschern „abgefangen“, die mir in ihrem dort geparkten Wohnmobil kurz Tefillin auflegen und ein Bildli ihres Rabbis schenken. In einem Fotoladen sehe ich eine Lumix TZ3, die mir für $125 angeboten wird, ein unglaublich guter Preis. Eigenartigerweise will der Verkäufer nicht sofort verkaufen, sondern schickt mich wieder weg. Laufe zum Port Authority Bus Terminal, wo ich eine Passage nach Burlington VT kaufe. Mit der U-Bahn Park Place, wo ich bei JR Kameras anschaue. Doch die Preise sind nicht so tief, dass sich ein Import lohnen würde. Laufe über die Brooklyn Bridge, wo ich viele Fotos mache. Dann laufe ich nach Chinatown, wo ich ein tolles Nachtessen für $4.25 esse. Es ist stockdunkel. Von hier nach Greenwich Village, dann zurück zur Ecke 5th Ave/42nd Street zum Fotogeschäft, doch der wirft mich raus. Ich verstehe nicht, warum. Ich laufe zum nächsten Fotogeschäft, gleich um die Ecke, wo sie sogar noch ein besseres Angebot haben: Eine Lumix TZ4 für $150. Doch als ich zahlen will, heisst es $240. Ich frage warum. Ach, das Ladegerät sei extra für mich gegen ein 220V ausgewechselt worden, und das koste $60. Das ist natürlich völliger Unsinn, es ist ein Standardladegerät mit Multivolt. Somit erhöht sich der Preis über den offiziellen Ladenpreis. Ich laufe einfach raus. Jetzt weiss ich auch, warum mich der andere rausgeschmissen hat. Sie sind nur an dummen Kunden interessiert. Wer das System durchschaut, ist nicht erwünscht. Laufe zum Times Square, wo ich die U-Bahn zurück zum Hostel nehme. 10.12.2008 New York Es regnet in Strömen. Laufe durch den Central Park über den Great Hill zur 125. Strasse in Harlem. Entlang Malcolm X Boulevard bis ganz nach oben und dann westlich auf der 145. Strasse bis zum Clayton Powell Jr Boulevard und zurück zur 125. Strasse. Harlem ist nicht mehr das Ghetto, als das es jeweils beschrieben wurde. Anständige Häuser und Läden. Mit der U-Bahn zur 50. Strasse. Zur 53. Strasse gelaufen, aber das Visitors Center existiert nicht mehr. Laufe zum Times Square. Schwatze lange mit einem Ordnungshüter. Seine Frau ist Kongolesin und arbeitet beim Kongolesischen Konsulat. Gehe zum Visitors Center, aber das ist völlig unbrauchbar. Sie haben weder irgendwelche brauchbaren Drucksachen, noch wissen sie über irgend etwas Bescheid. Selbstgeführte Stadtrundgänge gibt es nicht. Ich laufe 7th Ave runter, besuche Penn Station und Macy's Herald Square, dann runter zum Greenwich Village, wo ich die Lonely Planet Walking Tour absolviere: Oscar Wilde Bookshop, Christopher Park, Chumleys, Churchill Park, Little Red Square, Fat Black Pussycat, Minetta Tavern, Cafe Wha?, Caffe Reggio, Washington Square Park. Der Regen wird so stark, dass ich aufgeben muss. Nehme die U-Bahn zurück zum Hostel. 11.12.2008 New York Frühstück von einem Strassenstand im strömenden Regen. Ich kaufe eine Tageskarte für die UBahn. zuerst erkunde ich Brooklyn. Zur Fulton Street, von wo aus ich das Zentrum erkunde. Aber der Regen, Sturm und Kälte machen es sehr unangenehm. Wärme mich in einem Burger King auf, aber dann muss ich fortsetzen. Nehme die U-Bahn F nach Coney Island Stillwell Avenue. Spaziere entlang der (inzwischen geschlossenen) Vergnügungsparks und - 160 -
Peet Lenel – Meine Reise um die Welt
Restaurants dem Strand entlang. Brighton Beach ist „klein Russland“, alle Geschäfte sind mit kyrillischen Zeichen angeschrieben. Mit U-Bahn Q zur Atlantic Avenue. Aber U-Bahn Q ist nicht mit G verbunden. Ich suche die U-Bahn G. Die U-Bahn-Stationen sind ziemlich versteckt, haben kaum sichtbare Schilder, die leicht durch Gepäck oder geparkte Autos verdeckt werden können. Nach viel Umherlaufen finde ich sie schliesslich und fahre zu Long Island City Court Square (Queens). Ich erkunden Queens. Das Gebiet ist extrem hässlich, mit einer grossen, rostigen Doppel-/tripledecker Brücke für Autos und U-Bahn, vielen kleinen, schäbigen Werkstätten und vielen Gebäuden und Grundstücken in einem Zustand der völligen Verwahrlosung. Von Queensboro Plaza mit der U-Bahn 7 bis Grand Central, wo ich eine U-Bahn 6 bis zur Bronx nehme. Ich steige bei 3 Ave 138 St aus und laufe zur Cypress Avenue, von wo ich mit der U-Bahn zur Canal Street fahre. Laufe nach Chinatown, wo ich ein gutes Abendessen einnehme. Laufe vorbei an Ground Zero zu Chambers Street und nehme die gepackt volle U-Bahn 2 zurück zur 96. Strasse. Als ich mein Tagebuch schreibe, stolpert ein anderer Gast, ein besoffener Inder, über mein Netzkabel reisst die Buchse aus dem Motherboard. Im Moment macht es immer noch Kontakt, aber es ist offensichtlich locker. Es ist ihm scheissegal, er entschuldigt sich nicht mal. Im strömenden Regen gehe ich nochmals raus, nur um kurze Zeit später pudelnass wieder zurückzukehren. 12.12.2008 New York Ich laufe quer durch den Central Park zum Metropolitan Museum. Es regnet nicht mehr. Das Metropolitan Museum ist das grösste Museum, das ich je besucht habe. Ich verbringe den ganzen Morgen in der Sektion antikes Griechenland/Rom, wohl eine der weltbesten Sammlungen. Dann moderne Kunst, mit vielen Picassos und Braques, europäische Interieurs und Kunst, vor allem Zimmer aus historischen Häusern, die vollständig hierhin verfrachtet wurden. Dann Ritterrüstungen und -waffen. Im Forum steht ein Christbaum, wo eine Sound- und Lightshow abgespielt wird. Ich besuche die riesige Abteilung ägyptische Kunst, wohl mit mehr Exponaten als im ägyptischen Museum, es hat sogar zwei Tempel, einer wurde eigens in einem neugebauten Raum, umgeben von einem Wasserbassin, ausgestellt. Sehr interessant ist der amerikanische Trakt, wo die Exponate zwar mehr oder weniger nur hinter Glas eingelagert sind, aber es ein paar echte Trouvaillen hat. Leider schaffe ich es nicht einmal in den zweiten Stock bis 20 Uhr und fahre mit der U-Bahn rund um den Central Park zurück zum Hostel, da ich nachts nicht durch den Park laufen will. 13.12.2008 New York-Johnson, VT Um 12:30 Uhr besteigen wir den Greyhound-Bus nach Boston. Ich schlafe während der Fahrt. Wir kommen um 04.30 in Boston an. Das Greyhound-Terminal ist kalt. Als McDonalds öffnet, kann ich zumindest heissen Kaffee kriegen. Um acht Uhr können wir den Anschluss nach Burlington VT besteigen. Die Reise ist kalt, der Bus hat keine Heizung. Ab Boston ist die Landschaft und ein Teil der Fahrbahn verschneit. Wir halten in Montpelier und fahren weiter, jetzt auf geräumten Strassen, nach Burlington. Ein Auto vor uns verliert einen grossen Block Eis, der dem Bus in die Windschutzscheibe knallt, aber sie nicht zerbricht. Wir kommen im Eiskalten, verschneiten Burlington VT an. Nach kurzer Zeit erscheint mein Bruder fährt mich (wieder mit einem Volvo!) zu seinem Haus in Johnson. Seine Söhne, Kai, Oliver und Liam sind in den letzten 6 Jahren stark gewachsen! Ich gehe mit meinem Bruder im Schnee laufen und meine Füsse werden sehr kalt. 14.12.2008 Johnson, VT Ein sehr kalter und bedeckter Tag. Wir essen Brunch in einem Restaurant südlich von Jeffersonville. Ich mache ein Bild fürs Familienalbum. Wir sitzen alle im Wohnzimmer, wo ein Feuer im Holzofen lodert. Ich repariere einen ferngesteuerten Modellhelikopter. Die Kinder probieren ihn sofort aus und er fliegt gut. 15.12.2008 Johnson VT Ein ruhiger Tag mit Dans Familie. Das Wetter wird wärmer, es fällt viel Schnee vom Dach. Am Abend fahren Dan und ich nach Stowe und Morrisville, wo ich Spielzeuge kaufe. Morgen muss Daniel unvorhergesehenerweise nach China abreisen. Wir plaudern bei einem Ben & Jerry Glace bis Mitternacht. 16.12.2008 Johnson VT Dan reist sehr früh am Morgen ab. Den ganzen Morgen editiere ich Bilder. Die Sonne kommt heraus, aber es bleibt unter Null. Am Nachmittag laufe ich ins 5 Meilen entfernte Johnson und zurück. Auf dem Rückweg nimmt mich Suzanne die letzte Meile im Auto mit. 17.12.2008 Johnson VT Ich lese bis in die frühen Morgenstunden Danis Buch „die schlimmsten Autos der Welt“. Den ganzen Tag lang mache ich Panoramen von meinen Digitalfotos. Bringe den Hühnern Wasser; ihr Wasser gefriert immer wieder. Die neue Kamera kommt an, gerade rechtzeitig, als die andere ganz aufgibt. Repariere das Netzkabel von Kais Laptop. 18.12.2008 Johnson (Montpelier) Am Morgen nimmt mich Suzanne über verschneite Strassen nach Montpelier, der kleinsten US-Bundesstaats-Hauptstadt, mit. Ich besuche das Capitol mit seinem beeindruckenden Ratssaal. Ich bummle dann durch die kleine Hauptstadt, die sich innert 10 Minuten leicht zu Fuss durchqueren lässt. Ich treffe sie an der Kreuzung Main- und State Street wieder. Sie muss noch etwas mehr Shopping machen, während ich ein Sandwich bei Subway esse. Auf dem Weg zurück schneit es stark. Wir halten in Morrisville, wo ich noch ein paar Geschenke für die Kinder kaufe. 19.12.2008 Johnson VT-Hartford CT Ich stehe früh auf. Susan bringt mich nach Montpelier, obwohl sie nachher zur Arbeit muss. Es hat in der Nacht etwa 20cm geschneit, die Strassen sind schneebedeckt. In Montpelier ist das Greyhound Büro, entgegen der Angaben im Internet, geschlossen. Ich trage all mein Gepäck in ein Cafe mit WifiZugang und buche das Ticket via Internet, um sicher noch einen Platz auf dem Bus zu haben. Dann schreibe ich bis 10
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Uhr Bewerbungen. Kurz vor 11 Uhr bin ich wieder im Büro von Greyhound, das jetzt offen ist. Der Bus habe 45 Minuten Verspätung, heisst es. In einem Supermarkt kaufe ich mir ein Mittagessen. Um 12:30 Uhr, mit einer Stunde Verspätung kommt der Bus an. Bis White River Junction ist die Strasse recht gut geräumt. Der Bus ist ausnahmsweise sogar geheizt. In White River Junction muss ich auf den Springfield Bus wechseln. Es beginnt sehr heftig zu schneien. Bald sind die Strassen mit viel Schnee bedeckt. Der Chauffeur, ein Afro-Amerikaner, ist völlig entnervt. Kein Wunder, denn die Strassenverhältnisse sind katastrophal. Die Fahrt geht über Provinzsträsschen, die eh nie geräumt werden, nach Bellows Falls und Brattleboro. Oft kann nur im Schritttempo gefahren werden. Der Bus hat keine funktionierende Heizung, somit vereisen die Scheibenwischer dauernd, so dass der Chauffeur aussteigen und sie enteisen muss. Wir kommen mit drei Stunden Verspätung in Springfield an, wo zu meiner grössten Erleichterung tatsächlich ein Bus nach Hartford auf uns gewartet hat. Als wir um 20 Uhr endlich in Hartford ankommen, laufe ich mit meinem vielen Gepäck zur Bushaltestelle und warte auf einen Bus. Aber es kommt kein Bus mehr, dafür ist es jetzt zu spät. So muss ich ein Taxi nehmen. Als ich dem Taxifahrer erkläre, dass ich eigentlich den Bus nehmen wollte, will er mir sogar das Fahrgeld reduzieren, eine wirklich nette Geste. Ich zahle ihm natürlich das volle Fahrgeld. In die Strasse, in der die Jugendherberge ist, kann er allerdings nicht hineinfahren, weil dort bereits viel zu viel Schnee liegt. Erst laufe ich noch in die falsche Richtung, weil Google Maps das Hostel auf der anderen Seite der Strasse eingezeichnet hat. Schliesslich komme ich keuchend unter der schweren Last im Hostel an, wo mich die Herbergseltern, zwei Taiwanesen, trotz meiner um drei Stunden verspäteten Ankunft rührend empfangen. 20.12.2008 Hartford CT Es hat die ganze Nacht geschneit, die Strasse und der Gehsteig sind tief verschneit. Und der Schnee wurde auf den Gehsteig gepfadet, so dass man auf der Strasse laufen muss. Frühstuck bei Burger King, dann zum Mark Twain House. Ich bin der erste Besucher. Um 10 Uhr nehme ich, als einziger Besucher, an der Führung durch das Mark Twain House teil. Das sehr herrschaftliche Haus wurde aufs teuerste gebaut. überall hat es „versteckte“ Treppen für die Diener und einen eigenen Trakt für die Hausangestellten sowie eine Kutschenremise. Viele Räume wurden mit enormem Kostenaufwand von Louis Comfort Tiffany selbst gestaltet, möglicherweise wurde sogar sein Ruhm so begründet. Bei den Möbeln hatte Twain einen Hang zum Kitschig-Pompösen. In seinem geschnitzten italienischen Bett soll er immer mit dem Kopf am Fussende geschlafen haben, um das geschnitzte Kopfende vor dem Einschlafen bestaunen zu können. Danach sehe ich mir noch den Museumsteil an, wo viel Mark-Twain Memorabilia ausgestellt ist, u.A. auch die berüchtigte Paige-Setzmaschine, mit der Mark Twain sein gesamtes Vermögen verloren hat. Das angrenzende Harriet Beecher-Stowe Haus ist leider geschlossen, ebenso das Katharine Seymour Day House. Von hier laufe ich, immer noch im dichten Schneefall, durch Bushnell Park zum Capitol von Connecticut. Das schlecht proportionierte, hässliche, protzige Gebäude ist durch seine goldene Kuppel, die von weither sichtbar ist, leicht erkennbar. Leider ist heute Samstag, so ist es geschlossen. Von hier laufe ich, nach einem Mittagessen (leider ohne Aufwärmen, es ist ungeheizt, wohl um die Obdachlosen abzuhalten) im Burger King, zum old State House in der Main Street, heute ebenfalls geschlossen. Dann wird es mir zu kalt und ich besuche das Wadsworth Atheneum Museum of Art. Die riesige Sammlung lässt sich unmöglich in einem einzigen Tag sehen. Ich schaffe gerade mal die klassische Kunst; die ägyptische (mit Mumie), asiatische und Quilt(sic!) Kunst; etwas moderne Kunst; eine Ausstellung über den führenden amerikanischen Möbeldesigner Gustav Stickley; eine Fotoausstellung „Young Americans“ von Sheila Pree Bright; eine kleine, aber gute Ausstellung über Afro-amerikanische Kunst sowie Faith & Fortune - Five Centuries of European Masterworks. Danach wird geschlossen und ich schaffe es gerade noch rechtzeitig, das Museum zu verlassen. Laufe noch bis an den Connecticut River. Es hat viele Weihnachtsbeleuchtungen, die jetzt in der Dunkelheit ganz romantisch leuchten. Doch ist es schrecklich kalt. Ich laufe zurück, kaufe in einem Supermarkt noch ein und mache mir Ramen zum Nachtessen. Es dauert eine Stunde, bis ich wieder Kontrolle über meine Finger habe. 21.12.2008 Hartford CT-Boston MA Ich stehe sehr früh auf. Die Wirtin, obwohl Frühstück in der Regel nicht inbegriffen ist, gibt mir Kaffee, Zucker und Milch, so kann ich mir noch einen Kaffee vor dem Abreisen machen. Dann wage ich mich in die Kälte. Es schneit stark. Ich warte auf den Bus und plaudere mit einem anderen Passagier, der Koch für ein italienisches Restaurant ist. Der Bus kommt fast pünktlich. Ich steige bei Union Station aus, wo so früh ankomme, dass ich es noch auf den 08:15 Uhr Bus nach Boston schaffe. Die Chauffeurin, Mary, nimmt die Strassenverhältnisse recht cool. Als sich die Türe plötzlich öffnet auf der Autobahn und nicht mehr richtig geschlossen werden kann, helfe ich ihr, diese zu verriegeln. Die Interstate ist besser geräumt als die anderen Strassen. Wir machen einen kurzen Halt in Worcester. Zu meiner grössten Überraschung kommen wir fast pünktlich in Boston an. Ich nehme die rote U-Bahn und steige auf die orange um, bis Sullivan. Dort ist kein Nr. 104 oder 109 Bus in Sicht. Schliesslich kommt ein 109. Aber als ich einsteigen will, ändert er seine Nummer auf 93. Nach fast einer Stunde warten kommt endlich ein 109er Bus. Eine junge Dame plaudert mit mir und sagt mir, wann ich auszusteigen und in welche Richtung zu gehen habe. Ich finde das Prescott Hostel leicht. Ich teile nur mit einem Mitbewohner, Ben aus Oregon, das Zimmer. Ich packe aus, kaufe etwas zu Trinken und ein paar Guetsli im Supermarkt und nehme den Bus zurück zur U-Bahn. Ich steige bei Haymarket aus und laufe, mit einigen Umwegen weil alle Strassentafeln mit Schnee bedeckt sind, so dass ich sie nicht lesen kann, zum Paul Revere House. Besuche das Innere des Hauses, ein kleines Museum. Ich will dann das Stadtzentrum erkunden. Suche einmal mehr eine Toilette, aber es gibt keine, nicht einmal in den Fastfood-Restaurants. Und der Schneesturm wird immer schlimmer, bläst den Matsch fast horizontal in mein Gesicht. Letztendlich finde ich eine Buchhandlung, wo ich die Toilette benutzen kann - offenbar die einzige im ganzen Stadtzentrum, denn sie ist
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enorm gefragt. Dann suche ich die State U-Bahn-Station, aber ich finde nichts. Ich frage ein Schneeräumer, der nur spanisch spricht. Er sagt mir, dass sie in der Nähe des Lichtsignals sei. Ich suche und suche und schliesslich finde ich eine kleine Tür, ohne Markierungen - und das ist in der Tat hinter der U-Bahn-Station. Warum markieren sie nichts? Meine Füsse sind in der Zwischenzeit ganz nass und eiskalt von dem mehr als Knöcheltiefen Matsch auf der Strasse. Ich fahre mit der orangefarbigen Linie zurück zu Sullivan, wo ich wieder lange auf den Bus warten muss. Irgendwann kommt er doch noch und ich gehe nochmals in den Supermarkt, wo ich etwas für das Abendessen kaufe, bevor ich zur Herberge zurückkehre. Skype mit Brooks. 22.12.2008 Boston MA Der Tag beginnt mit Sonnenschein. Der Schneesturm hat aufgehört. Aber es ist bitter kalt, sie sagen, um die -25C. Ich nehme den Bus nach Wellington und dann einen orangen Zug (eigentlich nur eine unterirdische Strassenbahn) zum Downtown Crossing. Laufe zum Visitor Center, hole ein paar Karten und beginne den Freedom Trail: Capitol Gebäude, Park Street-Kirche, Granary Burial Ground, Kings Chapel und Friedhof, altes Rathaus (wo ich schnell aufwärme), Old Corner Bookshop, Old South Meeting House (eine Mischung aus einer Kirche und einem Konferenzsaal, mit Kabinen für die wichtigen Gemeindemitglieder). Von hier aus kehre ich zum Capitol zurück, das ich erkunde: Dorische Halle, Krankenschwesternhalle, Fahnenhalle, Haupttreppe, Glasfenster, Grosse Fahnenhalle (neu), House of Representatives, die gerade in Session sind ich kann von der Besucher-Galerie zuschauen (aber Fotos sind verboten), Senatskammern, Exekutivekammern, Women’s Memorial. Von hier aus zum Old State House, Faneuil Hall (mit Läden im Erdgeschoss, einem Konferenzsaal im ersten und der Ancient and Honorouble Artillery Company of Massachusetts im dritten Stock, Mischung aus Museum und Klublokal), Quincy Market (heute ein gehobener Food Court), Paul Revere House, Paul Revere Mall (eigentlich eine Allee), Old North Church (innen gleich wie das Old South Meeting House, mit einer Büste von George Washington), Copps Hill Friedhof, Charlestown Bridge, USS Constitution (erbaut 1797, leider geschlossen) und USS Cassin Young (geschlossen), das Museum im Visitor Center, das USS Constitution Museum, Bunker Hill Monument (geschlossen), Bunker Hill Museum (über die Schlacht von Bunker Hill). Zurück zur North Station, von wo aus ich mit der U-Bahn und schliesslich mit dem Bus zurück zur Herberge fahre. Es ist erheblich wärmer geworden, etwa -5C. Im Hostel hat die Heizung aufgehört zu funktionieren. Drei neue Zimmergenossen treffen ein. 23.12.2008 Boston MA Mit dem Bus durch den morgendlichen Stau zur U-Bahn, von dort mit dem Zug zum Harvard Square. Erkunde die Harvard Universität und besuche das Peabody Museum und das Harvard Museum of Natural History. Im Erdgeschoss gibt es eine Ausstellung über den Tempel Copan in Honduras, den ich auch besucht habe. Die Ausstellung über die Indianer ist ähnlich wie die verschiedenen anderen, die ich bereits gesehen habe. Die Ausstellungen über die mexikanischen Tempel auf der 3. Etage ist sehr interessant. Weiter gibt es eine Ausstellung von Mineralien, Edelsteinen und Meteoriten und die weltberühmte Ausstellung von Glasblumen. Das sind lebensechte Nachbildungen von echten Blumen, die zwischen 1886 und 1936 in Blaschkas Studio in Hosterwitz bei Dresden, Deutschland, gemacht wurden. Es gibt auch eine Ausstellung von Meeresgetier, das von Blaschka gemacht wurde. Ein paar Sonderausstellungen thematisieren die Sprache der Farbe, Fotos von Bläettern von Amanda Means und Klimaänderungen. Die naturhistorischen Galerien sind eine unattraktive, staubige Sammlung von ausgestopften Tieren, einschliesslich des obligatorischen, von der Decke hängenden, Walskeletts. Im vierten Stock gibt es ein paar Artefakte aus Ozeanien. Von hier aus erkunde ich Cambridge Central. Dann fahre ich mit dem Zug nach Kendall, wo ich zum MIT (Massachusetts Institute of Technology) laufe. Es ist in imposanten Gebäuden im Griechisch-Revival-Stil und einigen ultra-modernen Gebäuden, wie das sehr attraktive Ray and Maria Stata Center von Star-Architekt Frank Gehry untergebracht. Als es dunkel wird, mache ich ein paar Bilder von Boston auf der anderen Seite des Flusses. Mit der UBahn zurück, der Bus schleicht noch einmal durch den Stau zurück bis zur Herberge. 24.12.2008 Boston MA Die orange U-Bahn hat einen liegengebliebenen Zug und es dauert fast eine Stunde, bis ich einen Zug in die Stadt nehmen kann. Zurück zum Harvard Square, wo es heute zwar keine Gratis-Touren gibt, aber eine Anleitung zum Rundgang und so mache ich diesen: Holyoke Center (1966), das gelbe Wadsworth House (1727); Grays Hall (1863) und Matthews Hall (1872); Massachusetts Hall (1720, ältestes Gebäude auf dem Campus); Johnston Gate (1890); Harvard Hall (1766), Hollis Hall (1763) und Stoughton Hall (1805); Holden Kapelle (1744); Holworthy Gate (1876), Science Center (1972); Memorial Hall (1878, das dominierendste Gebäude auf dem Campus); Gund Hall (1972); Arthur M. Sackler Museum (1985); Fogg Museum (1972); Carpenter Center for the Visual Arts (1963 von Le Corbusier); Faculty Club (1931); Dana-Palmer-House; Barker Center for Humanities (1901); Lamont Library (1949); Löb House (1912); Houghton Library (1942) wo ich u.A. das Emily Dickinson Zimmer besuche; Pusey Library (1976, darunter); Widener Library (1914, Greek Revival Style); New Yard; Emerson Hall (1905) und Sever Hall (1880); Memorial Church (1932); University Hall (1815) mit der „Statue der drei Lügen“ von John Harvard (1884) davor: Sie zeigt weder John Harvard (man weiss nicht, wie er ausgesehen hat), noch gründete dieser die Universität, und die Uni wurde 1636 und nicht wie angegeben 1638 gegründet. Ich fahre dann mit dem Zug zum Südbahnhof, von wo ich die traurige Reste des Boston Tea Party Stegs besuche, ein paar vermoderte Pfähle im Fluss. Danach laufe ich durch Chinatown und nehme einen orangen Zug zurück zum Nordbahnhof, wo ich ein Ticket für den Zug nach Lowell kaufe. Der Zug fährt um 13:10 pünktlich ab und um 13:47 bin ich in North Billerica, wo Cynthia mich am Bahnhof abholt. Cynthia ist die Cousine meines Nachbars Hans Zingerli. Sie spricht noch Schweizerdeutsch, obwohl sie in den USA geboren und aufgewachsen ist! Ich lerne ihren Mann Steve, ihre Tochter Danielle und deren Ehemann kennen. Den - 163 -
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ganzen Nachmittag plaudern wir und ich knabbere von dem guten Essen auf dem Tisch. Wir gehen dann die Pferde des Hippotherapieprojektes (wo Cynthia und Steve freiwillige Helfer sind) füttern. Cynthias Lieblingspferd ist Lexikon, Steves ist Danny. Ein Pferd bekommt eine solche Angst, als es mich sieht, dass es sich den Kopf am Rahmen der Stalltüre anschlägt. Am Abend stossen ihre Freunde und Familie zu uns. Es gibt ein herrliches Büffet. Und zum Dessert Quarkkuchen, wer könnte da widerstehen? Am Schluss darf ich ein Sweatshirt mit der Aufschrift „Hoboken“ behalten. Eine Familie nimmt mich zurück zum Sullivan Square, von wo aus ich den Bus zurück zur Herberge nehme. 25.12.2008 Boston-Philadelphia-München Als ich aufstehe, ist es viel wärmer geworden als gestern. Ich mache mich rasch parat, wärme etwas kalten Kaffee im Mikrowellenherd auf und esse das Sandwich, das mir Cynthia gestern eigentlich fürs Mittagessen mitgegeben hat (immer wenn ich was Gutes zum Essen habe, vergesse ich es mitzunehmen oder esse es sofort auf, um dieses Risiko zu minimieren) und esse sogar noch etwas vom Heidelbeerkuchen, den jemand auf dem Kaffeetisch gelassen hat. Dann schleppe ich meinen schweren Seesack zur Bushaltestelle. Nach kurzem Warten erscheint tatsächlich ein Bus und so ist der schwierigste Teil der heutigen Reise gemeistert. Ich steige im Sullivan Square aus, nehme eine orange U-Bahn zu State, wo ich in die blaue Linie umsteige. Vom Flughafenstop hat es dann einen Shuttlebus zum Terminal B, wo ich mein Gepäck einchecke. Ihr grosses Gewicht ist kein Problem! Der Flughafen ist gut geheizt, so dass hier meine fünf Schichten warmer Kleider zuviel sind. Ich gehe dann zur Sicherheitskontrolle. Natürlich wurde mein Flugticket mit „SSSS“ markiert, was höchstes Sicherheitsrisiko bedeute, praktisch „nicht überführter 9-11 Terrorist“. Ich lege mein Rucksäckchen, den Pacsafe, den Mantel und die Schuhe auf das Förderband und laufe durch den Metalldetektor. Erst werde ich gerüffelt, dass ich die U-Bahn-Karte und den Busfahrplan nicht auch dazugelegt habe. Dann werde ich erst recht gerüffelt, dass ich die Boardingkarten zu den Wertsachen gelegt habe, dass ich den Notebook-Computer nicht aus seiner Hülle genommen habe und dass ich den Sicherheitsbeamten gebeten habe, sorgfältig mit meiner Kamera umzugehen. Ich werde zur Seite genommen und es folgt eine Körperdurchsuchung. Aber das geht rasch und diesmal ohne weitere Anschuldigungen, dass meine Präsenz die Vereinigten Staaten aus den Angeln heben würde. So bin ich nach fünf Minuten bereits durch, zwei Stunden zu früh. Ich trinke Kaffee und lese. Als mein Flug aufgerufen wird, gehe ich an Bord des kleinen Embraer Flugzeuges und mache die letzten Bilder auf dem B